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oeir ai-rL Ob4v seiu cilpuaerr 4t WL RrA Auf einem umwallte« immer unL vom Lebe» ist nur eim sichtbar und unter leisem Knacken sogar hörbar von einem wunderbar schönem Schleierkleid Stiel wächst ein Hut. Dieses Gebilde reckt sich immer höher, als wolle es hastig möglichst viel aufnehmen und in sich hineinsaugen-, denn ihm ebensowenig wie im allgemeinen Geschmack und Geruch der Pilze ausschlaggebend sind. Sicher ist es interessant zu erfahren daß verschiedene brasilianische Ameisen sich regelrechte Pilzgärten kunstvoll anlegen. Entweder bereiten sie aus abgenagten Vlattstück- chen einen vorzüglichen Nährboden für ihre Pilzkultur oder sie ziehen ihre Pilze auf faulenden Holzstückchen. Diese Pilz- kulturen werden gehalten und sorgfältig gepflegt, um al» Nahrung zu dienen. Und höchstwahrscheinlich haben die bra silianischen Ameisen ihre Pilzkulturen schon eher gehabt, als die Menschen ihre Ehampignonkulturen Uebrigens gibt es in Brasilien wahre Pilzwunder. Zv ihnen gehört ..Die Dame mit dem Schleier". Dieser Schleier pilz ist das Geheimnis an sich. Wächst dieser Pilz doch das Menschenleben Sehen wir nun zu, daß wir mit ihnen fertig werden, sie erkennen, sie bekämpfen oder sie als Geschenk neh men.. Auf je den Fall sind sie es wert, daß man sich eingehend mit ihnen beschäf tigt, führt doch die Pilzkunde 1 tief hinein in M das geheim- E'- nisvolle We- den der Natur, einziger Sonnennachmittag beschieden Es ist ein Leben ohne Morgen und ohne Abend, der Pilz wird keine 12 Stunde« alt Es bleibt nichts von ihm übrig als ein in sich zw- sammengesunkenes Schaumgebilde, das dem Menschen be zeugt, daß seine ihn überraschende Wahrnehmung kein TruI war. Von unseren giftigen Gichtmorcheln sagt man ost „Sie stehen wie Laternen im Walde". Es gibt jedoch Laternen pilze, die scheinbar wirklich leuchten wollen, daß sie siH immer dunklen humusreichen Waldboden als Standort aus" suchen. Ihr Leben, das sie nur in Süd-Amerika und Austra? lien führen können, dauert vier bis fünf Stunden. Dieses Wissen ist bei einigermaßen gutem Willen heute überall zu erwerben. Es helfen Schulen, alle pflanzenkund- lich und naturschützlerisch eingestellten Vereinigungen und mitunter sogar die Heimatmuseen. Weit davon entfernt, eine Furcht vor dem Speisepilz heraufzubeschwören, muß freilich immer wieder betont werden, es steht allein dem Kenner zu, Pilze zu sammeln. Die bewußte Zwiebel, die mit ab gekocht wird und der silberne Löffel, der, ohne anzulaufen, in die zubereiteten Pilze gehalten wird, besagen gar nichts. MS. Unsere Bilder: rechts oben: Knollenblätlerschwamm (giftig), Champignon; links: echter Reizker, Giftreizker (giftig); 5. Steinpilz, 6. Gallenröhrling (ungenießbar), 7. Satanspilz (giftig), 8. Pfifferling, S. falscher Pfifferling oder Eier schwamm (giftig), 10. Spitzmorchel, 11. Speisemorchcl, 12. Stinkmorchel (ungenießbar), 13. Karlofselbovist (giftig), 14. Speiselorchel (Vorsicht), 15. Hallimasch, 16. Schwefelkopf (giftig), 17. Fliegenpilz (giftig). Die nicht bezeichneten Pilze sind eßbar. So ist also die ganze Welt von Pilzen durchzogen, unlst bewegt sich mithin in Pilzsiedlungeil» Dieser Pilz, er blutet nicht rot, heißt ferner noch Giftreizker, fal scher Reizker, Pferde-Reizker so wie Birkenritsche. wir mit Freuden begrüßen, zumal wir sie essen können, -oos sind die Pilze, die das Volk das Erdbrot nennt, und ihnen gehört wohl auch der Pilz, den die deutschen Kinder Männlein im Walde besingen. Die beliebtesten Pilze smd der Champignon und die Trüffel. Da Fein schmecker stets Appetit auf sie haben, sind diese beiden Pilze in ausgedehntem Maße zu Kulturpflanzen geworden. Namentlich die Champignonkulturen wurden zum regel- echten Arbeitsgebiet. Jedoch spielen für die Volksernäh- !."ng die allergrößte Nolle die wildwachsenden Pilze, und Unfehlbar kennenzulernen, ist Pflicht eines jeden Pilz- ^Mmlers; denn Genuß und Töd wohnen bei der Pilzmahl- M erschreckend nahe beieinander Der Volksmund hat schon recht, wenn er die Behaup- aufstellt: „Jeder gute Pilz hat einen giftigen Vetter." ^ginnen wir mit dem Champignon. Der F e l d cham- ^Mon wächst hauptsächlich aus Wiesen, die von Pferden be rgen werden, da ihr Dung für ihn ein Lebenselement ist. W a l d champignon wohnt hingegen im Walde. Die La- fMen des Champignons sind rosarot bis rostbraun. Im ^ugendkleide ist er mit dem giftigen Knollenblätterschwamm M verwechseln, doch hat dieser, ganz gleich ob jung oder A am Grunde des Stiels eine knollenartige Anschwellung. Name sagt uns also mahnend ein Merkmal. Der echte Reizker, der auch den Namen Blutreizker "htt, har eine orangerote Milch, blutet also orangerot, wäh- end Druckstellen jpangrün sind. Er wächst in Wäldern "u auf moosigen Wiesen, kommt jedoch nicht auf Birken- "rzeln vor, wo aiftigen Virkenreizker oft antrifft. LMU ' ° E Pilze sind Mitesser im Haushalte der Natur. Doch darf Man ihnen ihr Parasitendasein nicht zum Vorwurf machen, da es ganz einfach naturbedingt für sie ist. Der Lebenswille der Pilze ist fast ununterdrückbar. Ueberall in der Welt, wo Menschen, Tiere und Pflanzen fortkommen, erkämpft sich der Pilz sein Heimatrecht in man cherlei Form Er lebte bereits aus der Erde, als der Mensch es sich noch nicht getrauen konnte, auf ihr zu wandeln. Ueber 50 000 Arten kennen wir heute. Welch' ein anderes Lebe wesen hat eine derartige Vetternschaft. Der Nützlichkeits- stondpunkt des Menschen bedingt es oft, den Pilzen den er bittertsten Kampf anzusagen. Wir vernichten sie in unge zählten Massen, und dennoch besiegen sie uns. Die Bakterien, die soundso viel Krankheiten de,r Men- Ichen verursachen — sind Pilze. Sie machen mit unheim licher Schnelligkeit Kartoffeln, Getreide und Tiere krank. Als Schimmelpilze wohnen sie sowohl auf den Urwaldriesen des Tropenwaldes wie auf dem feucht gewordenen Brot in Norwegens Fischer-Hütten Zuweilen möchte man die Pilze Mil geheimnisvollen Dämonen vergleichen, die der Mensch heit heimtückisch Schaden zufügen. Sie sind zäh, sie sind fast unausrottbar; denn einige von ihnen können leben — ohne Licht. Sie sind aber auch im Wasser zu Hause Daher sind Pilzerkrankungen bei Fischen keine Seltenheit, ja, die Pilze wachsen büschelweise auf ihnen. Sie warten nur darauf, einen geschwächten Fisch anfallen zu können. Jeder Aqua riumbesitzer fürchtet sie. Es braucht doch nur ein Fisch vom warmen in kaltes Wasser gesetzt und dadurch matt zu wer ben, um im Augenblick ein Siedelplatz für Pilze zu sein. Doch neben diesen unangenehmen Erdmitbewohnern gibt es auch solche, Ern- l Sowohl der Laub- wie der Nabelwald bescheren uns den Steinpilz, der zu den Röhrenpilzen gehört. Sein bös artiger Verwandter ist der bittere Gallenröhrling. In Laub und Nadelwald sowie zwischen Moos hat auch der Pfifferling sein Heim. Er ist es ausgerechnet, mit dem die Märkte wie überschwemmt erscheinen. Die Hausfrauen kaufen ihn gerne, kennen ihn auch zumeist persönlich. Sein giftiger Vetter ist der falsche Eierschwamm. Der Grünling gehört zum immergrünen Nadelwald. Selten kommt er im Mischwald und fast nie im reinen Laubwald vor. Von denMorcheln sind die Spitz- und die S p e i s e morcheln eßbar, die Stinkmorchel hingegen ist ungenießbar. Gerne gegessen wird auch der Butter- oder Ringpilz. Er hat keinen giftigen nahen Verwand ten, doch ist bei ihm inso fern Vorsicht geboten, als er schleunigst zubereitet werden muß. Zum Trock nen eignet er sich ganz und gar nicht. Der R. h - pilz oder Habicht pilz darf nicht mit dem bitteren G a l l e n - S t a- cheling und der röt liche Ritterling nicht mit dem gefährlichen Schwe felkopf verwechselt wer den. Ebenso ist der auf Baumstümpfen und an alten Stämmen gleich in ganzen Kolonien wach sende Hallimasch schon für den gif tigen Schwe felkopf gehalten worden und umgekehrt. Bei dem Semmelpilz, auch Stoppelpilz ge nannt, sind nur die jungen Pilze eßbar, während die alten nicht bloß zäh sind, sondern auch noch bitter schmecken. Der Brätling oder Brotpilz, kenntlich an sei nem weißen, mild schmeckenden Milchsaft, darf auf keinen Fall mit dem andern Rot kopf, dem Spei te u s e l oder Speitäubling ver wechselt werden, b Ein giftiger Ge selle ist ferner der zu den Staubpilzen gehörende Kartoffelbovist, der viele Namen hat. da man ihn sonst noch Hartbovist, Schweinetrüffel und Pomeranzenhäuptling nennt. Von den Giflpist n am bekanntesten sind wohl die prächtig aussehenden Fliegenpilze mit ihrem weiß gepunkteten braunen (Königsfliegenpilz) oder roten Kopf (Mücken schwamm). Die giftige Gichtmorchel hat ein gar verschiedenes Aussehen, da sie in der Jugend wesentlich anders aus sieht als im Alter. Zu fürchten ist überdies der giftige Satanspilz. Die deutsche Trüffel (Sommertrüffel) ist eßbar, sie hat die Eigenart unterirdisch zu wachsen, und zwar auf Baumwurzeln, und wird oft von Schweinen bei der Nahrungssuche herausgewühlt. Dis Schweine sind bekanntlich die großen Wühler, die alles umbrechen. Außer den eßbaren und giftigen Pilzen, über die man sich, bei dem heutigen Stand der Pilzkunde auf das genaueste unterrichten kann, gibt es noch eine ganze Reihe von Pilzen, die zweifelhaft sind. Die Pilze sind infolge ihres Eiweißreichtums ein außer ordentlich wertvolles Nahrungsmittel. Doch sollten sie nie mals Kranken gegeben werden, da die Zellwandzellulose der Pilze schwer verdaulich ist. Es ist sehr angebracht, wenn die Hausfrau die Pilze, dieses freigebig gespendete Geschenk der Natur, auszunutzen versteht. Doch muß sie, bevor sie es wagt, selbst Pilze zu sammeln, unbedingt pilzkundig sein. W' <