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Vertrauensvotum für Blum Mit 384 gegen 210 Stimmen Paris, 8. Juni. Die neue französische Kammer sprach der Volksfront regierung Löo» Blum im Anschluß an die Regierungs erklärung und eine ausgedehnte Aussprache über die all gemeine Politik mit 384 gegen 210 Stimmen das Ver traue» aus. Die Regierungserklärung des neuen französischen Kabinetts wurde von Ministerpräsident Leon Blum in der Kammer und von dem stellvertretenden Ministerpräsi denten Minister für Landesverteidigung und Krieg, Da ladier, im Senat verlesen. Die Regierungserklärung nimmt Bezug auf den Sieg der Volksfront bei den Kam merwahlen und erläuterte dann das Programm des Kabinetts Mm: „Zu Beginn der nächsten Woche werden wir in der Kammer eine Gesamtheit von Gesetzen einbringcn und die Kammern bitten, diese Gesetze vor Beginn der Ferien zu verabschieden. Diese Gesetze werden betreffen: die Amnestie, die Vierzigstundenwoche, die Kol lektivverträge, die bezahlten Urlaube, einen Plan für große öffentliche Arbeiten zur wirtschaftlichen, sanitären, wissenschaftlichen Ausrüstung, für den Sport und den Fremdenverkehr, die Verstaatlichung der K r i e g s w a ff e n h e r st e l l u n g, die Verlängerung der Schulzeit, eine Reform der Satzungen der Bank von Frankreich, die das Vorherrschen nationaler Interessen in der Verwaltung der Bank garantiert." Nach Verabschiedung dieser Maßnahmen werde in der Kammer eine zweite Reihe von Vorlagen eingebracht, die vor allem die Schaffung eines nationalen Arbei 1 s - losenfonds, die Versicherung gegen Landwirtschafts schäden, die Regelung der landwirtschaftlichen Schulen und eine Altersversicherung für die Arbeiter betreffen. Weiter sei an eine umfassende Steuerreform ge dacht, die die Erzeugungswirtschaft und den Handel ent lasten und neue Mittel nur durch die Heranziehung des tatsächlichen Reichtums, durch die Unter drückung der Steuerhinterziehung und vor allem durch die Ankurbelung der allgemeinen Betätigung beschaffen solle. i Die Regierung, so erklärte der Ministerpräsident, werde die republikanische Ordnung sichern und die Gesetze der republikanischen Verteidigung mit ruhiger Festigkeit anwenden. Sie werde alle Verwal- tungszweige und alle öffentlichen Dienste mit repu blikanischem Geist erfüllen. Wenn die demokratischen Ein richtungen angegriffen werden sollten, werde die Regie rung ihre Achtung mit einer den Drohungen oder Wider ständen entsprechenden Schärfe durchsetzen. Auf das außenpolitische Gebiet übergehend, betont die Regierungserklärung den einmütigen Frie denswillen Frankreichs. Weiter tritt sie ein für die Un terbindung des hemmungslosen Rüstungswettlaufs und für eine internationale Einigung über die Veröffent lichung, allmähliche Verminderung und tatsächliche Kon trolle der internationalen Rüstungen. Zum Schluß erklärte Leon Blum, indem er auf die letzten Ereignisse in Frankreich anspielte, das republika nische Parlament werde verstehen, mit welcher Ungeduld große Verwirklichungen erwartet werden, und wie gefähr lich es wäre, die Hoffnungen nach einer Änderung und Erneuerung zu enttäuschen, Hoffnungen, die nicht nur von einer politischen Mehrheit oder einer besonderen sozialen Klasse gehegt werden, sondern von dem gesamten Volk. Ver ckckeMüÜerFeiieA 78 fragt die Oberschwester ernst. „Ja, es müßte so sein! Aber... wo ist es denn so der Fall?" Und da fährt unten der große, schwere Reisewagen davon. Fährt ins Glück! Romanus hat den ganzen Vormittag schwer ge arbeitet. Eine seltsame Unruhe ist in ihm und er freut sich, als der kleine Jörg zum Großvater kommt und ibn bittet, daß er ihm auch so ein Schiffchen baue, wie es der Jochen hat. Der Großvater macht sich natürlich sofort an die Arbeit, Ursel kommt auch dazu und die Kinder sehen wie unter den geschickten Händen des alten Romanus langsam das Schiff entsteht. Gegen vier Uhr Nachmittags hält plötzlich ein großer schwerer Reisewagen vor dem Garten draußen. Romanus zuckt unwillkürlich zusammen, denn er erkennt den Wagen des Geheimrats Schuller. Er sieht wie Hans aussteigt. Und fetzt... er hält den Atem an... jetzt hebt er eine Frauengestalt aus dem Wagen und trägt sie mit strahlendem Gesicht durch den Garten. Rosel folgt ihm. Das Herz des alten Mannes klopft zum Zerspringen. Wen trägt da Hans in sein Haus? DaS kann doch nur... Brigitte sein. Das Schiff entfällt seiner Hand und er wankt ein paar Schritte. Jetzt steht Hans mit seiner Last vor ihm. „Vater!" spricht Hans, „ich habe sie heimgeholt! Sie ist wieder da! Brigitte ist heimgekehrt!" Und da trägt er sie in sein Haus. Romanus starrt ihm nach, er kann keinen Gedanken fassen, ihm ist zumute, als gehe mit einem Male die große Erlösung über seine Seele. Und er sieht hinunter zu den Kindern, di« mit selt sam ernsten Gesichtern zu ihm emporschauen und da Das Land Iverde einerseits verstehen, daß die Ausgabe, mit der es die neue Kammer betraut habe, nur dann durchgeführt werden könne, wenn die Eintracht und die öffentliche Sicherheit der Arbeit die unentbehrlichen Vor bedingungen liefere. Blum gegen Währungsexperimente Die nunmehr beginnende Aussprache über die Inter pellationen nimmt den erwarteten stürmischen Verlauf. Während der scharfen Auseinandersetzungen zwischen der Rechten und der Linken machten die Kommunisten Miene zu einem tätlichen Angriff auf den Abgeordneten Ehiappe, den Präsidenten des Pariser Stadtrates. Die Unruhe stei gerte sich derart, daß der Kammerpräsident Herriot die Sitzung wiederholt unterbrechen mußte. Vor der Abstim mung bestieg Blum noch einmal die Tribüne, um die Einwände der Rechten zurückzuweisen. Eine Abwertung des Franken lehnte er entschieden ab. Auf alle Fälle werde die Negierung ihr Programm nicht auf dem Wege eines Währungsexperiments dnrchführcn. Die Regierung werde versuchen, durch eine Erweiterung des Kredits dasselbe zu erreichen, was andere Länder durch Entwertung erzielt hätten. Auf die Streiklaae ging der Ministerpräsident nur kurz ein, um zu betonen, daß diese Frage mit Kaltblütigkeit angepackt werden müsse. Leon Blum vermied es dabei, eine endgültige Stellung dazu zu nehmen, abgesehen davon, daß er mittelbar zu verstehen gab, daß die Regierung nicht beabsichtige, die Be triebe gewaltsam räumen zu lassen. Zum Schluß seiner Rede kündigte Leon Blum an, daß noch vor Beginn der Genfer Ratstagung eine a « ß e n Po ! j t i s ch e A u s s p r a ch e in der Kammer statt- findcn werde. * Anschwetten der Gireikwette Von Sonnabend zu Montag hat sich die Streikbewe gung weiter ausgedehnt. Der Streik umfaßte in Paris am Sonnabenduachmittag etwa 300 WO und im Departe ment Nord etwa 200 000 Arbeiter. U. a. hat sich der Streik auch auf die Internationale S ch l a f w a g e n g e s e l l - schäft ausgcoehnt, so daß bei den französischen Zügen Weder Schlaf- noch Speisewagen verkehren werden. Auch die F l u ß s ch i s f a h r t ist vom Streik betroffen. Beson ders in Nordfrankreich in der Gegend von Lille sind die Besatzungen zahlreicher Lastkähne in den Streik getreten. Sie haben ihre Schiffe quer über die Flüsse und Kanäle gelegt, nm hierdurch jeden Verkehr zu unterbinden. Die Grubenarbeiter des nordfranzösischen Gruben beckens und der Gruben des Departements Pas-de-Calais haben für heute den allgemeinen Streik ausgerufcn. Einigung in Park? Die Besprechung Sonntag nachmittag, an der Mini sterpräsident Blum, mehrere Minister sowie Vertreter der Verbände der Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilnahmen, scheint zur Lösung der Ausstandskrise geführt zu haben. Um 8 Uhr abends erklärte der Minister des Innern den Presfevertretern, daß in der Frage der Aufstellung von Betriebsräten, der Kollektivverträge und in der Lohnfrage eine Einigung erzielt sei. Es handle sich jetzt nur noch darum, Einigkeit über die Wiederaufnahme der Arbeit zu schaffen. kann er der Tränen nicht mehr wehren. Eine Schwäche packt ihn, die ihn zwingt sich fest zuhalten. . Aber dann reißt er sich zusammen, er faßt die Kinder an den Händen und sagt feierlich, während ihm die Tränen den Blick verdunkeln: „Kinder, eure Mutter ist wieder heimgekehrt!" Unsagbar ergreifend; ewig unvergeßlich ist die Stunde, die alle in Liebe zueinander vereint. Gustav ist um diese Stunde bei dem Bruder Otto. Und beide sind grenzenlos überrascht, als plötzlich Hans über die Schwelle tritt und ihnen zuschreit in seines Herzens stürmischer Freude: „Brigitte... Bri gitte ist wieder da!" Im ersten Augenblick vermögen es die Männer nicht zu fassen, aber dann kommt Leben in sie und sie um armen den Bruder in ihrer Freude, bestürmen ihn, bedrängen ihn mit Fragen. Lange dauert es, bis sie soweit zur Ruhe gekommen sind, daß Hans erzählen kann. Und so erfahren sie alles über Brigittes Rettung. Als sie damals mit dem Propellerschlitten die Fahrt ins Ungewisse antrat, da wurde sie durch heftige Stürme vom Kurs abgedrängt. Rein instinkmäßig hielt sie nur die Richtung nach dem Süden ein, so gut sie es vermochte. Für 1000 Kilometer, vielleicht sogar 1200 reichte der Brennstoff, war er zu Ende, dann war alles vorbei. Aber das Glück war mit ihr. Eins der Flugzeuge, daß nach den Vermißten bzw. nach ihren Spuren suchte, entdeckte den Propeller schlitten, der durch die Eiswüste des hohen Nordens raste. Das Flugzeug ging nieder und nahm die gänzlich erschöpfte Brigitte auf, brachte sie nach Godhab an der Westküste Grönlands, wo sich ihrer der Missionar an nahm. Brigitte wußte wie entstellt sie war, und sie schämte sich jetzt zu dem Gatten zurückzukehren und sie bat die Besatzung des Flugzeuges über ihre Rettung zu schwei gen. Die englischen Flieger begriffen die schwergeprüfte Frau und gaben ihr Wort. Auch der Missionar ver Aus aller Welt Ehrung einer Hundertjährigen. Der Führer und Reichskanzler hat der Frau Johanna Böttcher in Königs berg (Pr.) aus Anlaß der Vollendung ihres 100. Lebens jahres ein Glückwunschschreiben und eine Ehrengabe zu gehen lassen. Die Luftschiffe im Lufthgusa-Südamerikadienst. Wäh rend die Lufthansa-Flugzeuge bisher mit Luftpostsendun gen wöchentlich den Südatlautik in beiden Richtungen überflogen, werden in nächster Zeit auch die beiden Luft schiffe „Graf Zeppelin" und „Hindenburg" in diesen Dienst eingeschaltet. Von Ende Juni bis Oktober werden die Lufthansa-Flugzeuge und die Luftschiffe abwechselnd vier zehntägig in beiden Richtungen Verkehren. Die Luft schiffe werden insgesamt 15 Postfahrten durchführen, nach deren Beendigung der wöchentliche Luftpostdienst wieder allein von der Deutschen Lufthansa übernommen wird. Drei österreichische Bergsteiger tot geborgen. Am Pfingstsonntag war eine Gruppe von vier Bergsteigern in der Hochtor-Nordwand von einem Wettersturz über rascht worden. Erst jetzt gelang es nun, zwei Leichen zu bergen. Ebenso konnte die Leiche des auf der Roßkuppen- kante im Hochtormassiv nach dreitägigem Felsbiwak an Erschöpfung gestorbenen Wolfgang von Stadler zu Tal gebracht werden. Sie mußte in äußerst schwieriger Arbeit über 350 Meter tief abgeseilt werden. Die Beisetzung Stadlers wird unter Teilnahme zahlreicher Touristen vereinigungen auf dem berühmten Bergsteigerfriedhof in Johnsbach stattfinden. Stadler war einer der bekanntesten aus der jungen österreichischen Klettergildc. Er hatte selbst etwa hundert Lebensrettuugru im Hochgebirge durchge- führt. New Avrk erhält den längsten Unterwassertunnel. Der New Uorker Stadtrat beschloß den Bau eines Autotunnels von der äußersten Spitze der Manhattan-Insel unter dem Hafen hindurch nach Brooklyn. Es handelt sich dabei um den vierten und längsten Unterwassertunnel der Stadt. Er wird gebaut, um der ständig wachsenden Verkchrs- schwierigkeiten Herr zu werden. Von diesen Tunnels füh ren zwei unter dem Hudson-Fluß hindurch nach Jersey- City. Der dritte Tunnel unter dem Eastriver nach Long- Island wurde erst kürzlich in Angriff genommen. Er soll bis zur Weltausstellung 1,939 fertiggestellt werden. Die Kosten des neuen Tunnels werden auf 60 Millionen Dollar veranschlagt. Kein Raubmord an Dillenz. Der tragische Tod des deutschen Dozenten an der chinesischen Provinz-Hochschule in Kaifengfu, Dillenz, geht anscheinend nicht auf einen Raubmord zurück, wie man im ersten Augenblick ange nommen hatte. Bei der Leiche wurden nämlich die Uhr, das Bargeld und die Wertsachen des Toten gefunden. Es handelt sich vielleicht überhaupt nur um die Folgen eines Unfalls. Dillenz unternahm seinen gewohnten Spazier gang nach dem Nordosten der Stadt, wo sich eine berühmte Pagode befindet. Als man feine Leiche am nächsten Morgen fand, ergab die Untersuchung, daß eine tödliche Wunde nicht vorhanden war, obwohl der Körper Blutspuren auf wies. Es ist möglich, daß Dillenz von der Stadtmauer abgestürzt war und sich dann eine Strecke weitergeschleppt hatte, ehe der Tod eintrat. Die Leiche wird nach Peiping zur Beerdigung übergefllhrt. Hochwasser in Bayern. Die starken Regens alle in der Nacht znm Sonntag haben in großen Teilen Bayerns Hoch wasser und Ueberschwemmnngen verursacht. Besonders schwere Niederschläge sind im Bayrischen Wald zu verzeichnen. Wie beim Katastrophenhochwasser vom Mai 1932 ist das Chamer Becken überschwemmt und gleicht einem See. Die Straße Cham—Straubing ist überflutet. Auch Isar und Donau sind erheblich gestiegen. Wirbelstürme in Oklahoma und Cansas.^ Nach Meldungen aus der Stadt Oklahoma wurden di« Staaten Oklahoma? und Cansas am Sonnabend von schweren Wirbelstürmen und Wolkenbrüchen heimgesucht. Neun Personen wurden getötet und zahlreiche verletzt. Auch der Sachschaden ist sehr groß, da viele Häuser umgeweht wurden. In Burbank in Nord- Oklahoma wurde jedes Haus beschädigt. sprach das gleiche, es gelang ihm aber, ihr das Ver sprechen abzunehmen, daß sie nach Deutschland zurück kehre, und daß fie den Versuch wagen solle, sich wieder wieder den Kindern und dem Gatten zu nähern. Das Flugzeug flog jetzt nach kurzer Ueberholung in Godhab und Einnahme von neuem Brennstoff nach Grantsland um die Ueberlebenden zu retten. Es sicherte sich noch die Unterstützung einer zweiten großen Maschine und so gelang die Rettung der Ueberlebenden. Brigitte fuhr krank an Leib und Seele, aber getrieben von einer nicht aufzuhaltenden Heimatsehnsucht zurück nach Deutsch land. Es war eine mühsame Reise mit dem Hundeschlit ten an der Westküste Grönlands entlang, unsagbare An strengungen kostete es, bis Brigitte endlich auf einem elenden Walfischfäuger landete, der sie nach Island brachte, wo sie nach kurzer Erholung die Heimreise antrat, als das Frühjahr nahte. Hier aber verlangte der Körper sein Recht. Sie hatte ihrem Körper zuviel zugemutet. Als sie Geheimrat Schuller, der von ihrem Kommen erschüttert war, gegenübersaß, da brach sie zusammen und mußte in die Klinik geschafft werden. Das war in kurzen Worten Brigittes Geschichte. „Ihre Schönheit hat sie geopfert!" schloß Hans. „Es ist nicht mehr die Brigitte von einst. Sie ist entstellt, aber ich sehe die Narben nicht mehr. Für mich ist'S die Frau, die ich immer geliebt habe und ich weiß, daß ich noch viel glücklicher mit ihr sein werde, als ich's jemals war. Sie hat ihr Herz gefunden, wiederge funden! Und ist das nicht alles, Brüder?" Sie nickten ihm bewegt zu. „Unsagbare Freude ist in unserem Hause! Brigittes Eltern sind nicht wiederzuerkennen! Sie mühen sich um die Tochter, um ihr jeden Wunsch von den Augen abzu lesen und die Kinder... ach... die Kinder... ich sag« euch, die Freude müßt ihr sehen! Sie spüren, wie bitter ihre Mutter gelitten hat und noch leidet und geben ihre kleinen Herzen mit aller Liebe der Mutter!" Groß, stark und kräfti- W >d er vor ihnen und reckte sich. Ein Bild von einem Manne Und ein wahrhafter Mann, voll Kraft und Güte. Sie waren stolzer denn je aus ihren Bruder.