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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diete Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 5V Rpf.. bei Lieferung frei Haus «8 Bp'. Postbezug monatlich 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung'rechtfertigt reinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungsausgabe mr Abholer täglich S—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr 4 Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinungStagen bi» °or» 10 Uhr aufzugeben. - B-rlag- Mohr 8- Hoffmann. Druck- Karl Hoffmann u. Gebrübl» Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSntzh Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; f«, Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. —D. A. l-: 2AE Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur VeröffenHiSung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, de« Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts ¬ gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 40 90. Jahrgang Donnerstag den 17. Februar 1938 Budenko in Rom Den Zugriffen Moskaus entgangen Der frühere sowjetrussische Geschäftsträger in Buka rest, Budenko, der vor einiger Zeit überraschend aus der rumänischen Hauptstadt verschwunden war, und von dem allgemein angenommen wurde, daß er mit den üblichen Methoden der GPU. nach Sowjetrußland verschleppt und ermordet worden sei, ist in Wirklichkeit aus Rumänien geflohen, um den Zugriffen Moskaus zu entgehen. Budenko hat Zuflucht in Rom gefunden. Das halbamtliche „Giornale d'Jtalia" veröffentlicht bereits einen ausführlichen Artikel über Budenko über die jvahren Zu stände inSowjetrußland sowie ein Interview über die Geschichte seiner Flucht. Der Artikel des früheren sowjetrussischen Diplomaten beginnt mit der Feststellung: „Ich habe mich für immer und mit Abscheu von den Bolschewisten getrennt." Die erste Seite des in rMscher Sprache abgefaßten Artikels Budenkos wird von „Giornale d'Jtalia" in Faksimile abgedruckt. Wie Budenko den Häschern entfloh Der frühere sowjetrussische Geschäftsträger in Buka rest, Budenko, schildert in einem Interview im „Giornale d'Jtalia", wie er den GPU.-Häschern, die sich bereits in der Bukarester Sowjetgesandtschaft eingenistet hatteu, ent flohen ist. In dem Interview teilt er mit, daß er von An fang an in Bukarest das Gefühl hatte, aufs schärfste von Agenten der GPU. überwacht zu werden. Auch habe er bald erfahren, daß man in Moskau über seine Vergangen heit Nachforschungen angestellt und entdeckt hatte, daß er im Alter von 14 Jahren an einer nationalistischen Erhe bung teilgenommen hatte, als die Wrangel-Armee ihren Vormarsch in Südrußland unternahm. Vergeblich habe er in Bukarest auf seine Frau und sein sechsjähriges Töchterchen gewartet. Schließlich habe er er fahren, daß man sie in Leningrad zurückhalte und nicht «Kreisen lasse. Heute seien sie sicherlich verhaftet. Er habe den bestimmten Eindruck gehabt, daß sein Leben in Gefahr sei. Am 4. Februar, dem Tage vor der Abreise des sowjetrussischen Gesandten Ostrowski aus Bu karest, sei aus Wien ein verdächtiges Subjekt in Bukarest eingetroffen, das in der Sowjetgesandtschaft Wohnung nabm und sich im dritten Stock vollia abschlok. Niemand habe ihm sagen können, warum dieses"Subjekt nach Buka rest gekommen sei. Am 5. Februar habe dieses Subjekt, offenbar ein sowjetrussischer Agent, zusammen mit zwei weiteren Agenten der GPU., die ohnehin bereits in der Gesandtschaft wohnten, ihn gerufen und dreimal von ihm dringend verlangt, daß er in Begleitung der Agenten Bukarest verlasse und sich nach Sinaja begebe. Dieses Ansinnen habe er abgelehnt mit der Begründung, daß er sich nicht wohl fühle. Die Agenten bestanden jedoch dringend auf der Befolgung ihrer Forderung. Daraufhin habe er das Gespräch auf seinen Chauffeur gebracht. Man habe ihm jedoch gesagt, daß dieser nicht nötig sei, da der Mann, der aus Wien gekommen sei, ein sehr guter Kraft fahrer sei. „Aus all dem entnahm ich, daß man mir eine Falle stellen wollte, um mich zu ermorden oder zu verschleppen. Daraufhin habe ich am 6. Februar die Sowjetgesandschaft verlassen; aber erst am 10. Februar bin ich von Bukarest abgcreist, wo ich mich vier Tage lang verborgen hielt, bis ich dann schließlich die Grenze überschreiten konnte." Sonntag 13 Lthr Reichstag Der Präsident des Deutschen Reichstages, General feldmarschall Göring, hat den Reichstag auf Sonntag, den 20. Februar 1938, mittags 13 Uhr, einberufen. Auf der Tagesordnung steht die Entgegennahme einer Erklä rung der Reichsregierung. Ganz Oeutschland hört den Führers Eine Bekanntgabe von Dr. Goebbels. Der Reichspropagandaleiter der NSDAP., Reichs minister Dr. Goebbels, gibt bekannt: Am 20. Februar, mittags um 1 Uhr, spricht der Führer zum Deutschen Reichstag und damit zum deutschen Volk und zur Welt. Alle Deutschen werden während der Rede des Führers am Lautsprecher versammelt sein. Wer zu Hause nicht die Möglichkeit hat, die Uebcrtragung der Rede des Führers zu hören, dem wird in Sälen und Gaststätten dazu Gelegenheit gegeben. Die Gau- und Kreispropagandaleitungcn der NSDAP, haben hierfür alle Vorbereitungen getroffen. Am Sonntag hat nach einer Anordnung von 11.45 bis 17 Uhr völlige Sportruhe zu herrschen. Während dieser Zeit dürfen keine sportlichen Veranstaltungen durchgeführt werden. Dadurch ist der gesamten deutschen Turn- und Sportgemeinde Gelegenheit gegeben, die Rede des Füh rers anläßlich der Eröffnung des Deutschen Reichstags zu hören. zeven emucyilgen Oeflerreicyer angeyi uno ;em pociilicyes und sittliches Urteil mit bestimmen wird." London überrascht Die englische Presse scheint nicht sehr angenehm über rascht zu sein, was angesichts der bisher grundsätzlich töricht-n Haltung der englischen Oeffentlichkeit dem österreichischen Pro blem gegenüber nicht verwundert Zu lange bat man sich in London in dem Gedanken gewiegi, daß das deutsche Oester tncy hermetisch vom Reich abgeschlossen, von ihm „unabhängig", rber in desto größerer Abhängigkeit von westlichen Interessen ten gehalten werden könnte So sind die Stimmen der Einsicht in London im Augenblick schwach. „Daily Expreß" schreibt, früher oder später sei es unvermeidlich, daß Oesterreich sich mit Deutschland vereine. Im übrigen bestehe absolut kein Grund, saß England sich mit österreichischen Dingen überhaupt befasse. Die ,Arnies" vertritt die Ansicht, daß es sich bei den letzten deutsch-österreichischen Vereinbarungen uni eine Zwischen lösung handeln könne. „Daily Herald" nimmt das Ereignis mm Anlaß, einen Blick auf den nach Versailles eingeschlagenen Weg Europas zu werfen Versailles sei von Anbeginn an von sei Labour-Bewegung als unmöglich kritisiert worden. Von Anfang an sei es klar gewesen, daß Deutschland mit allen Mit teln versuchen werde, eine Revision der Klauseln herbeizusüh- ren, die Deutschland unter der Drohung einer Blockade und »er Drohung eines neuen Krieges vorgelegt worden seien. Paris ärgert sich Das Büro Havas erklärt: Nach einer Entwicklung, die zu gewissen Stunden recht kritisch habe aussehen können, erscheine die neue Regierung als ein Kabinett der österreichischen Wieder- aufrichtung. Die meisten Pariser Blätter glauben, an Hand des deutsch-österreichischen Kommuniques genügend Veranlassung zu haben, Bundeskanzler Schuschnigg m „Schutz" nehmen zu müssen (?!). Verschiedene Zeitungen brechen in das übliche Alarmgefchrei aus. ,^our" erklärt, „man dürfe sich nicht allzu viel Illusionen machen". Das Hauptereignts sei die Tatsache daß der Führer Zugeständnisse erhalten habe. „Epoque' spricht von einer Tragödie (!). Der Berliner Berichterstatter des „Journal" erklärt, die Diplomatie des Füh- rets könne sich beglückwünschen zu ihrem Unternehmungsgeist und der Imitative, sür die sie glänzende Beweise an den Tag gelegt habe. Diejenigen, die aus ideologischer Opposition her- aus im Anschluß an den 4. Februar lgemeint ist die vergan gene Lugenhetze. D. Schrtstllg.) eine Verringerung des deut- Die Freiheitsstunde schlägt Die Freilassung der politischen Gefangenen in Oesterreich Mit den Freilassungen der politischen Hauunge »>» Zuge der allgemeinen Amnestie soll umgehend begonnen werden. Man schätzt die Zahl derer, denen sich die Tore der Freiheit somit wieder öffnen würden, im ganzen Bun- desgebiet aus 2000 bis 3000. In den Wiener Gefängnisse« dürsten sich 200 bis 300 politische Häftlinge befinden. Unter den vermutlich schon in diesen Tagen zur Ent- lassung kommenden Personen befinden sich auch zahlreiche Verurteilte aus den großen Prozessen nach den Julitagen 1934. So erwartet man jetzt die Freilassung des ehemali gen Ministers Ninte len, der Polizeioffiziere Gotz- lnann und Seeligmann und mehrerer Wachbeamte. Unter den Glücklichen wird sich ferner der Ingenieur « ottsche, der im Juni 1937 zu zwölf Jahren Kerker verurteilt wurde und gegen den dann noch ein gesonder tes Verfahren wegen Hochverrats eingeleitel wurde, be finden. Auch der kürzlich verhaftete Dr. Tavs wird in Dreiheit gesetzt werden. Aus dem Konzentrationslager Wöllersdorf stehen etwa 40 Personen vor ihrer Entlassung. Aufstän dische der Julitage 1934 befinden sich nicht mehr dort. M eine Auslösung des Konzentrationslagers wiro nacy Blättermeldungen nicht gedacht. Zm Spiegel der presse Wiener „Reichspost": Eine Verpflichtung. Die Kabinettsumbildung in Oesterreich und die Beschlüsse des neuen Kabinetts finden in der ganzen Welt stärkste Be achtung. Wegen der Kürze der Zeit konnte sich jedoch nur ein Teil ausführlich äußern. Von den richtunggebenden Wiener Blättern faßt bisher nur die offiziöse „Reichspost" ihre Ansicht über die „Regierung der Konzentration und des Friedens" in einem längeren Auf- satz zusammen, in dem es u. a. heißt: Umschließt diese Ver einbarung nicht alles, was ein jeder ehrliche Oesterreicher aus tiefstem Herzen wünscht? Die Wiederherstellung einer Freundschaft zwischen den beiden Staaten, die ihrer oft mit Blut besiegelten Tradition und Volksverbundenheit entspricht! Das Unterpfand, daß an dieser Wiederherstellung durch eigene, bisherige Störungen beseitigendx Maßnahmen das deutsche Volk Mitwirken wird, ist eine Verpflichtung, die nicht cur den Kanzler und die österreichische Regierung, sondern