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Amtsblatt 1. Beilage Sonntag, den 5. Dezember 1909 Nr. 283 gibt er eine Neuigkeit welche nicht gewandt, — an den bra- ,Wie oft klopfte der Augen, die durch den Ziegelofen, — es wird ein Feuer auf einer Das ist kaum möglich — es werden zurzeit Hab Zum Ausbruch des Pik von Teneriffa weiß, welch wundersame Gedanken ihr Nie aber traf sie ein Blick aus seinen Augen, Let- sie selber an solche Torheit nicht bist, welche mich völlig Ver-I i das, Symonc Bardi? die Witwe des NM, hat mir Dolorosa sah ihm nicht nach. Sie neigte das Antwort klang, da fühlte ich ein heißes Weh im ... < i L l. tollen Hund erschaffen, — Du hast es auch ander Ich wußte, daß Du konnnen würdest — undlhtnauszuschauen, ging just der Marco vorüber und Gut einst Dein Ei- Hinauf auf die bemoosten Felsen hinter dem hielt ich ihre Hände in nende Kluft, und plötzlich Sie hatte etwas ihr sagen, daß Schaum und Gold über die indigoblaue Flut . . . selben Augen, die er im Traum gesehen. und winkte ihr einen Gruß. Er mußte ja kommen und er kommt! — das Anwesen zu bestellen, da aber Garrone erste und reichste Mann im Dorf war, so sei es lebte, das bleiche Geister im Mondlicht sah und Zukünftiges ahnte und doraus- fie ehemals auf geblieben, und die Minuten wie über das Haar die Mutter ge- achte darin Verband und heilt — darum ihre goldenen Tiefen, die sich anzogen und sich stets inniger Bardi kam nicht, abermals hinter die Augen das wie Nun hat man gar einberufen, und Nina Mannes Schwestersohn die Kunde, daß den Abruzzen, der der ihr den Hal in nie ein und .Kunde jedoch antwortest Du nicht?" auf und er fühlte sein Blick, — es waren die- nichl leicht geworden. Francesco zum Militär sich um Hilfe an ihres Gran madre di Mozzi geht aus manches ge- droben nie ich Soldat Schiff und hörte." Hut und ewig bin- Euch die die den erregen. ein Mann, der ich stand an einem Abgrund und mir gegenüber, ^auf der anderen Seite, sah ich ein Weib, das er aber lockerte den „Solch eine Wunde Schaden!" es auch Wunden, es beiden ein verlorener Tag. Abendstunde entbehrte. - Wird - allein ich war stets viel e'nsam, da habe ich lernt, was anderen auf meiner Höhe in den Sinn kommt. — Ich bin, ehe ward, viel gewandert — ich fuhr zu ehemals die geängstigten Leute von dem tollen Hund befreite, für lange Zeit nach La Givia her abgekommen sei! Nelli Garrone ist gestorben, sein Weib, die Nina, hat es versucht, mit ihrem Sohne und sie antwortete nichts dar gesenkten Hauptes, wie in tiefe den einsamen Felspfad empor, sich dessen nicht. — Sie war den meinen fest, glückselig — ohne sie wieder frei zu geben! Und der Sturm in meinem Herzen legte sich, all das Sehnen und Leiden war zur Ruhe gekommen und droben von der Kapelle der heiligen Cäcilia klangen die Glocken, und das er wieder. voll ungestümer Heftigkeit de« ihn sich noch fester und weher in hinein. wieder saß Dolorosa Häuschen und wartete Er wird kommen, Und er kam. — Die Mädchen Von La Givia hörten die Wohl voll neugieriger Teilnahme, ohne sich Er schritt schneller, erregter wie sonst, Auge blitzte ihr schon von weitem entgegen. Lächelnd hob er die verbundene Hand im mindesten darüber zu Was frommte ihnen anderen zu eigen gehört? noch zum Liebsten taugte Schutzheiligen von Sicci ten Einblicke in gleich Magneten zusammensanden. Bald deuchte der solch trauter Er mußte kommen, er mutzte sie seinen Traum richtig gedeutet. Sie hatte das bunte Kopftuch gelegt, weil sie sich entsann, daß sagt, es kleide sie am besten. Wie lange, lange Zeit hatte s ihn gewartet und war geduldig heute deuchte es ihr, als schlichen Fahre dahin. Teneriffa, die größte und schönste der Kana rischen Inseln, hat durch einen Ausbruch des Pico Teyde, des unter dem Namen dcS P cS von Dolorosa schaute nicht auf. Mond?" „Nur einmal, wenn ich recht „So sei heute nacht auf der Am anderen Morgen in La Givia! Von Mund zu Mund Symone Bardi, der Jäger rosa?" Die Genannte hatte das Haupt tief herabge- netgt, ihre Brust hob und senkte sich unter Uesen Atemzügen lmd die Hände, die sie um das Knie sicherte ihm, daß glaube! Dennoch kam Da faßte sic Pfeil und drückte die Todeswunde schaute er in zwei schlummerlose Tränen zu ihm emporblickken. Tage vergingen. — Symone Dann tauchte seine hohe Gestalt gefallet hatte, bebten. „Dolorosa — warum Da blickte sie zu ihm Herz erbeben unter diesem des Jägers sprach, aus, sondern schritt Gedanken verloren, Man wunderte rief ihr zu: „Bei der Nina Garrone hat es in den Ztegelofen eingeschlagen! Aber der Symone Bardi hat es zur Zeit bemerkt und das Feuer gelöscht!" „Welch ein Glück!" „Es hätte schlimm werden können, die Scheune steht daneben!" „Alle Heiligen seien gelobt!" — Als es Abend ward, lehnte Dolorosa an dem Mandelbaum im Garten und sah den Weg hinab. Rechte nieder, sagte lächelnd: tut sie keinen „So gibt heilen?" auf der Bank vor ihrem auf Symone Bardi. — — sie Weitz es. — /der verriet, was in feinem Innern vorging, /hörte sie ein Wort, welches mehr sagte, als »Mann, der der heiligen Cäcilia mit Leib I Seele angelobt war, sagen durfte. — In Dolorosas Herzen aber stürmte die I denschafi. Warum kam er zu ihr? Nur jenem unglückselig geheimnisvollen . „Ich rate Dir gern. den Granatbüschen auf — und auf seinem Antlitz spiegelte sich der Kampf, unter dem er litt. Aber er schien heiter, er scherzte und lacht«, und erst kurz bevor er Abschied nahm, sprach er noch von diesem und jenem Traum, von überna türlichen Dingen, die er erlebt und für die er gern eine Erklärung fände! Und als er danach oft und immer öfter wie derkam, ward ihr Gespräch immer vertrauter, ihre Gedanken tauschten sich stets aufrichtiger aus, ihre Herzen öffneten sich schier unbewußt und gestatte- ven, tapferen, armen Symone, der der heiligen Cäcilia verschworen ist! — Nun kam er herab, um Haus, Hof und Land des verstorbenen Ohms für dessen Weib und Sohn zu verwalten. wird es darum sein, die Eure Herzen -et, und nach schwerem Kampf klingen Siegesglocken seligen Friedens!" Symone Bardi hatte die Hand über gelegt, als blende ihn das Abendgold, verraten, was sie nicht sagen sollte und wollte. Langsam schüttelte sie den Kopf: „Das mutzt Du «bwarten." „Nina sagte mir, daß Du auch verstehst, Träume, die ein anderer gehabt, richtig zu deuten." Sie lächelte. „Träumtest Du?" Er nickte ernsthaft, mit sinnendem Blick: „Ja, ich träume oft. Wie es kommt, weiß ich nicht, Er grüßte sie, ohne ihr die Hand zu reichen schaute mich mit rätselhaften Augen an. Und wie und ging. sich zu ihr herübersprach und ihre Stimme mir ich Weitz, daß dieses Hab und gentum sein wird." Beinahe erschrocken starrte sollte das kommen?!" Dolorosa zuckte zusammen. Langsam, — zögernd, — wie gegen seinen eigenen Willen. Wieder hob er grüßend den Hut, aber dies mal ging er nicht vorüber, sondern trat herzu. „Du bist Dolorosa Porti?" -- fragte er. Sie lächelt und nickt. „Du kennst mich?" „Wer kennte Dich in La Givia nicht, Sy monc Bardi?" Er lehnt den Arm auf die zerbröckelte efeu-I umsponnene Mauer und blickt an ihr vorüber auf! das weitgedehnte türkisblaue Meer, das mit zor! nigen weißen Armen gegen die Felsriffe schlägt,! als Wolle es voll leidenschaftlichen Ungestüms eine! Schranke niederreißen, die man seiner Sehnsucht! nach dem blühenden, glühenden Wunderland vor! ihm gesetzt Hai. „Du weißt und nennst meinen Namen, sowie! just wieder durch die Seele zieh», — laßt sie in ihrer Einsamkeit, — sie liebt Spiel und Tanz! nicht mehr, sie fragt nichts nach einem Trovedore, der abends unter ihrem Fenster zur Mandoline! singt! Und wieder vergingen Tage und Wochen, und! er sie an: „Wie Träume schweben sagte! — Wer Nicht Dolorosa Porti war das Ziel seiner abendlichen Wanderungen, sondern nur die Traum- deuterin, das Weib, das der Zukunft Schleier lüf tete, die anders war als die übrigen Frauen und Mädchen im Dorf! Und Dolorosa, die Leidenschaftliche, Wunder liche, ward eifersüchtig auf diese bleiche Nebenbuh lerin und zürnte ihr und sich selbst und schüttelte in wildem Trotz das Haupt, und wollte den Ein fluß ihrer Doppelgängerin brechen — sollte sie auch selber darüber zugrunde gehen! Und als Symone wiederkam, schalt sie auf ihre Träume, nannte sie Lug und Trug undver- Dich kommen und Du wirst «tn Herz suchen, das Dich ganz versteht. — Und Du findest es. — Die, welche es Dir voll treuer Innigkeit entgegenbringt, hat das Schicksal durch einen Abgrund von Dir geschieden und dennoch wirst Du Dich ihr nähern wie durch ein Wunder und wirst ihre Hände hal ten in süßem Glück. — Keine Brücke aber baut sich über die Tiefe, die Euch trennt und doch nicht scheiden kann! Nicht Liebe, sondern Freundschcht Falsche Deutung gab sie seinen Träumen, ab sichtlich erzählte sie unsinnige Dinge, die ihm klar machen mußken, daß aus ihr Hellsehen kein Ver laß sei! Und Wenn er gegangen, schluchzte sie die Nacht Ein Seufzer — heiß, als wolle er die Brust zersprengen, weht über die Lippen — und Do lorosa breitet in siummem Jubel die Arme zum „Und schmerzt sie Dich etwa?" Er schüttelte langsam das Haupt und schaute emst sinnend über das blau« Meer hinaus. „Noch nicht, aber ich fürchte, sie bleibt mir nicht erspart." „Und warum nicht?" „Möchtest Du mir noch einen Traum deuten?" fragte er sie statt aller Antwort. Sie nickte. „Erzähle." — „Vor längerer Zeit schon war's. Mir träumte, „Sieh, wie die rote Schlange mich gebissen Fchick, — aber Dein freundliches, segensreiches. Es/Wieder glücklich. — hat!" rief er und setzte sich, ohne eine Aufforderung !werden Zeiten der Einsamkeit, der Sehnsucht über' (7 7' und hörte." DolorosaS Hand strich langsam über die stau bigen Oleanderblätter und neigte einen rotblühen den Zweig nieder, dem Spiel der grünschillernden Käferchen, die sich darauf tummelten, zuzuschauen. „Sag's nur, wenn Du etwas wissen willst!" klang es sehr leise zu ihm empor. Sein Blick hastete aus ihrem geneigten Haupt. Beinahe gewaltsam zwang er sich zum Sprechen. „Mir träumte heute nacht, es klopfe jemand an mein Fenster. Als ich nachschaute, war es der Mond, der war wie ein Mann anzusehen und winkte mir und lief nach dem Ziegelofen — und als ich ihm folgte und die Tür öffnete, fuhr mir eine feuerrote Schlange entgegen und biß mich in die Hand. Was mag das wohl zu bedeuten haben?" Einen Augenblick sah er sie an, — wie in tiefer Traurigkeit. „Wohl Dir, wenn Du sie nicht kennst." LeNerlffa bekannten Vulkan«, schwer gelitten. Der alle anderen auch — und doch glaube ich, daß Dulz7l5 Meter hohe Berg, sonst die herrlichste Zierde mich bester, viel besser kennst wie jene, ja daß Dulder Inselgruppe, bat sich an drei zwischen Guia und vielleicht die einzige bist, welche mich völlig der-! Migergut gelegenen Stellen geöffnet; den neuen Kratern entströmten glühende Lavaflüffe, die di? Sädte Santiago, Garachico und Santa Cruz ge- lährden und den ganzen Süden der Insel bedroh?« Wir berichteten fortlaufend in dieser Angelegenheit ein Opferbrand über den Himmel lohte; —.nach einer kleinen Weile erst richtete er sich empor und schaute der Sprecherin lächelnd in die Augen. „Welch ein schöner Traum ist es gewesen! Und da Du mir schon einmal wahrgesprochen, Do lorosa, glaube ich auch dieser Deutung." Die Nachtigall begann im Granatbaum zu schlagen, da erhob er sich jäh und ging. — Als der Mond in Dolorosas Kammer schien, - die Felsen regten sich und schoben sich zusam- °r kommen? Gilt seine Sehnsucht ihr, men — immer enger und schmaler ward die Iren- Haus ist sie gestiegen, um ein größeres Stück des Weges überschauen zu können ... und droben steht sie mit zitterndem Herzen und wankenden Knien und starrt heißen Blicks dem Geliebten ent gegen. V-iolette Schatten fliegen über das Hoch gebirge — die letzten Sonnenstrahlen blitzen über gewußt, daß ich kommen würde, des Francesco und als Dolorosa am Morgen das Fenster öff-iWorte bebte es ... _ , , Hab und Gut zu verwalten?" Ineie, in die regenfeuchte, köstlich duftende Welt'Liebe. - Und wir breiteten die Arme nachein- " trotzdem zu Dolorosa Portr? ' Wie die Stunden schleichen ... wie bleischwer Zau ber, der ihre Person umgab, galt sein Interesse, sein Kommen. — auskotnmen und Dich an der Hand brennen! Symone hob erstaunt den Kopf. Warnung wäre eS diese Nacht Wohl schlimm ge worden, denn anfänglich war kein Schaden an dem Ziegelofen zu bemerke«! Aber weil Du es mir angeraten, so ging ich hin und öffnete die Tür. Hei, wie die rote Flamme mir entgegen fuhr! An dem Stetnicht hatte sie keine Nahrung gefun den, aber das Holzwerk drinnen im Raum, das hatte der Blitz entzündet und das brannte lichter loh." „Und Deine Hand ist zu Schaden gekommen?" Sie fragte es ängstlich und schaute auf seine steht!" „Wie meinst Du Endlich klang sein Schritt, — endlich kam er. " " sein Und Liese Erinnerung webt Deine Träume?" abzuwarte«, an ihre Sette nieder, als gehör« sich Ich glaube es. — Manchmal freilich haben das so. „Mein Traum ist wahr geworden, ganz sie nichts mit Lem zu schaffen, was ich jemals sah genau wie Du gesagt hast, Dolorosa! Ohne Deine sah ein großes Stück Welt — nun bin ich ein Waldbäuser geworden und das Leben liegt hinter mir, — aber die Erinnerung lebt mir im Herzen." 1 Diese Erzählung ist drm Bandt „A us v o l l e m L e b e n" vo> Natal» von Eschstruths illustrierten Romanen und Novellen iverlag von Paul Lift tn Leipzig) entnommen. Ausführliche Prospekte über diese Nomon lammlang Bände) können durch jede Buchhandlung, evtl, direkt vom »erläge loftcnfrei dezogen »erden. Weib, dessen Hände ich hielt, sprach mit strahlen ¬ dem Blick und verklärtem Lächeln: — „Gloria^das Meer und weben glitzernde Schl eiersttetscn von vtctisk" — — Was bedeutet dieser Traum, Dolo- Schaum und Gold über die indigoblaue Flut . . . Dolorosa aber sprach langsam, beinahe tonlos: Die, welch« Du im Traume sahst, ist Dein Ge- Himmel und ist nach langem Leid zum erstenmal ja so anders geartet als alle anderen Frauen und Mädchen von Givia, — sie war eines jener ge heimnisvollen Wesen, das in einer Welt der aus den Orangezweigen steigt betäubender Duft empor und ein erster, großer, laptsfarbener Nacht falter schwankt wie ein schwermütiger Gedanke isber den Weg. — Da . . . drunten . . . jene herrlich« Gestalt ... so schreitet nur einer! — und er naht, er kommt zu ihr! allein zu ihr, der Dolorosa Vor«! „Nina Garrone, , , ..... ... viel Wundersames von Dir erzählt. Du warst es, Haupt tief zur Brust, und die roten Oleanderblü- Herzen, eine Sehnsucht nach dem Glück, die ich ^te Kiffen und hatte keinen andere« " ehemals den Leuten vorausgesagt hat, daß ichjten sanken geknickt zur Erde. — ^uvor noch nie gekannt. Und auch ihr Auge ward einen, der für sie Leben oder In der Nacht zog ein starkes Gewitter herauf, Zeucht und voll süßen Schmerzes, und durch ihre ^^ bedeutete: »Wird er dennoch wiederkommen? - - . . - " - ,-hn,uchl"»M» 5°,", d" TrENdEm M»I imd-t, « Symone'. Von Nataly v.'.Esch stru t h. (Fortsetzung''auS Nr. 277.) aus — und wußten doch, daß ein Abgrund. , . dazwischenlag. - Aber ... 0 seliges Wunder: die Zett heute ihre Flügel schleppt - Weder zum Gatten Ziegel gebrannt."" - einer, der den Ring der „Gleichviel. Achte darauf." auf dem Herzen trägt!» „Wenn Du es sagst, will ich es tun. Nur die alte Dolorosa Porti wechselte jäh di««^^ Dolorosa." Farbe, als man ihr von der langen Anwesenheit