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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 05.12.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190912059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19091205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19091205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-12
- Tag 1909-12-05
-
Monat
1909-12
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 05.12.1909
- Autor
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WMeiMiiMr TUM AmtMatt Nr. 283. Sonntag, den 5. Dezember 1SVS. 4. Beilag-. Sächsischer Laudtag. Zweite Sammer. 13. öffentliche Sitzung. Dresden, 3. Dezember. Im Gegensatz zu den Sitzungen der letzten Tage war heute die Tagesordnung knapp und die Kammer nur schwach besucht. Alleinigen Gegenstand der Verhandlung bildete die Petition der Deutsche« zustschiffahrt-gef-llschaft k« Dresden. Abg. Ciauk(natl) berichtet im Auftrage der Be schwerde- und Petitionsdeputation, die genannte Gesell schaft gehe mit der Absicht um, in Dresden eine Jlug- wochc zu verastalten. Sie ersuche die Kammer, in das zu konstituierende, vorbereitende Ehrenkomitee drei Vertreter zu entsenden und die Regierung zu veranlassen, einen Flugpreis zu stiften. Die Deputation schlägt vor, die Petition auf sich beruhen zu lassen, da der Staat augen blicklich wichtigere Interessen habe, und unsere finanziellen Verhältnisse nicht derartige seien, einen solchen Zu schuß zu gestatten. Die Kammer ließ antragsgemäß ohne Debatte die Petition aus sich beruhen. Nächste Sitzung: Dienstag vormittag 10 Uhr. Tages ordnung: Dekret 15, Gesetz über die Einwirkungen von Armenunterstützungen aus öffentliche Rechte; Antrag Klein hempel und Genossen über denselben Gegenstand; Etat kapitel 25 und 26 (Verzinsung und Tilgung der Staats schulden). Deutscher Reichstag. 3. Sitzung, Freitag, 3. Dezember. Am Tische des Bundesrats: Delbrück, Wer- n»tth, Wcchnschasfe, Richrer, Caspar. Etngegange» fit der Handelsvertrag mit Por tugal. Die Wahl des zweiten Vizeprä sidenten steht als erster Gegenstand auf der Tagesordnung. Es wird sofort zur Wahl geschrit- ien; sie findet wie die anderen Wahlen durch Stimmzettel statt. Es werden im ganzen 322 Zettel abgegeben; davon 98, die der Nattonalli- beralen und Freisinnigen, unbeschrieben. 178 Zet tel, die der Rechten und des Zentrums mit den angrenzenden Gruppen, lauten auf den Erbprin zen zu Hohenlohe-Langenburg, 42 .sozialdemokra tische Stimmen auf Singer. Außerdem erhalten Dr. MMer-Meininge» eine (Heiterkeit), Gothein eine (Heiterkeit im Ztr.), Dr. Hössel eine und Erz berger eine (Große Heiterkeit links). Abg. Prinz zu Hohenlohe-Lan genburg, der somit gewählt ist, erklärt die Annahme der Wahl unter dem Beifall der Rechten und dem Lachen der Linken. Es folgt Wahl der Schriftführer. Nach Er ledigung der Stimmzeitelabgabe stimmt das Haus dem Vorschläge des Präsidenten zu, daß während der Ermittlung des Resultats durch die Provisor rischen Schriftführer in der Tagesordnung fortge fahren wird. Zur ersten Beratung steht die Verläng e- rung des Handelsprovisoriumsmit England. Staatssekretär Dr. Delbrück begründet die Vorlage kurz. Da das Wort nicht weiter ver langt wird, gelangt die Vorlage alsbald in zwei ter Lesung zur Annahme. Es folgt die erste Lesung des Gesetzentwurfs betreffend Abänderung des 8 15 des Zolltarifge- setzes, Verschiebung des Termins für das Inkraft treten der Reliktenversicherung. Staatssekretär Dr. Delbrück begründete die Vorlage. Die Reichsverstcherungsordnung, die im Entwurf bereits öffentlich bekannt gegeben sei, werde vor dem 1. April 1911 nicht in Kraft treten können. Es sei daher angezeigl, auch den Termin für das Inkrafttreten der Witwen- und Waisen versicherung, deren Regelung ja im Rahmen der Gesamt-Reichsversicherungs-Ordnung vorgesehen sei, bis zum 1. April 1911 hinauszuschieben. Abg. Junck (natl.) stimmt der Vorlage zu. Die Hoffnungen, die das Zentrum 1902 an die sog. Lex Trimborn geknüpft habe, daß Mein schon die Zollmehrerlräge den finanziellen Bedarf der Relikten-Verficherung decken würden, so daß auf Beiträge der Arbeiter Wohl gar gänzlich verzichtet werden könne, diese Hoffnungen hätten sich jeden falls nicht erfüllt. Man ersehe daraus, wie wenig angezeigt es überhaupt sei, derartige Wechsel au die ZuLunft zu ziehen. Zu erklären habe er üb rigens im Einklang mit seinen Freunden, daß der neu« Zolltarif seinen Zweck, die Landwirtschaft zu schützen, voll erfüllt habe und daß seine Freunde deshalb daran festhalten würden. Auch an dem Gedanken der Relikten-Verstcherung hielten seine Freunde nach wie vor fest. Erfreulich sei die Zu sage, die er aus den Worten des Staatssekretärs herauSgehört habe, daß das große Werk der ReichS- verstcheruings-Ordnung auf jeden Fall in dieser Ses sion werde vorgelegi werden. Seine Freunde wür den gern positiv Mitarbeiten, um zu bewirken, daß das Werk auch wirklich in dieser Session definitiv zustande kommen würde. Verhehlen könne er aber nicht, daß das Retchsversicherungswesen In seinen empfindlichsten Elementen getroffen werden würde, wenn die Selbstverwaltung dabei in dem Maße ange-astet und geschmälert werde, wie das vielf.ch in dem neuen Entwurf der Verstchcüungsordnun^ geschehe. Es bestehe im deutschen Volke eine starte Abneigung gegen eine weitere Ausdehnung des Beamtenwesens. Auch sonst noch enthalte der Ent wurf mehrfache bedenkliche Momente. Abg. Freiherr v. Richt Hofen (Kons.): Es handelt sich hier um kein politisches Gesetz, sondern um ein Geschäftsgesetz. Das Provisorium mutz verlangt werden. Damit sind wir einverstan den. Abg. Mugdan (Fr. Vp.): Wir verlangen Beratung in einer Kommission von 21 Mitgliedern. Jetzt, wo das Volt unter ungeheuren Lasten seufzt, die das Zentrum und die Konservativen ihm auf erlegt haben unter Ablehnung jeglicher wirtlichen Besitzsteuern (Oho! rechts lind im Zentrum, Sehr richtig! links), will man noch die Wohltaten snr die Armen und Aermsten aus weitere Jahre hin ausschieben. (Sehr richtig! links.) Wer garantiert uns auch, daß nicht eine Vertagung später wieder eintrilt? Und wie wird die Witwenversichevung ausfallen? Die höchste Rente, die^eine Witwe er hält, wird 40 Psg. pro Tag betragen. Eine Witwe mit 2 Kindern würde bei Armenuntentütz- ung bester stehen, als bei der Witwenversicherung. Wir können den Entwurf nicht cmnehmc», sondern wünschen Ueberweisung an eine Kommission. (Bei fall links.) Staatssekretär Dr. Delbrück: Mit einer Kritik des Entwurfs der Reichsversicherungsordnung bringen Sie mich in eine schwierige Situation. (Sehr richtig! rechts.) Der Entwurf liegt ja doch erst dem Bundesrate vor und kann da noch viel fachen Abänderungen unterliegen. Ich kann also einen solchen Entwurf ganz unmöglich verteidigen, wenn er angegriffen wird. Den Zweifel des Ab geordneten Mugdan daran, daß es gelingen werde, die neue Reichsversicherungsordnung bis zum 1. April 1911 zustande zu bringen, kann ich um so Ivcniger teilen, als wir ja auf die Mitwirkung des Abgeordneten Mugdan rechnen dürfen. (Hei terkeit.) Abg. Molkenbuhr (Soz.) lehnt mit seinen Freunden die Vorlage rundweg ab. Denn wenn die Vorlage falle, hätten die Witwen und Waisen wenigstens ein klagbares Recht auf die ihnen in 8 15 des Zolltarifgesetzes von 1902 zu gesagte Hilfe. Seine Freunde feien überdies stets von der Auffassung ausgegangen, daß die Kosten der Arbeiter-Relikkenversicherung von den Unterneh mern zu tragen seien, eventuell mit Reichszuschuß, und daß keinesfalls die Arbeiter zu diesem Zwecke init Beitrügen belastet würden. Abg. Trimborn (Zentr.) erwidert auf persönliche Angriffe des Vorredners. Daß aus den Zöllen nicht mehr herausgekommen ist, ist doch nicht meine Schuld. Ich kann doch nichts dafür, daß wir so reiche Ernte gehabt haben. (Lachen links. Zustimmung im Zentrum.) Aber jenen Her ren dort (nach links) ist jede ruhige Objektivität geschwunden. Redner stimmt mit seinen Freunden der Vorlage zu. Staatssekretär Dr. Delbrück: Herr Mol kenbuhr hat dem Hause empfohlen, dieses Gesetz abzulehnen, weil dann wenigstens sofort den Re likten ein klagbarer Rechtsanspruch auf Grund des 815 des Zolltarifgesetzes zustehe. Ob wirklich ein solcher Anspruch klagbar wäre, steht aber doch dahin. Nehmen Sie aber diese Vorlage an, so haben Sie wenigstens Aus'ichk, daß in absehbarer Zett ein Gesetz verabschiedet wird, das den Re likten einen, wenn nicht hohen, so doch auskömm lichen Anspruch sichert. Abg. Linz (Hospitant der Reichsp.) be dauert zwar, daß die Relikken-Verstcherung um ein Jahr verschoben werden müsse, aber in diese Un annehmlichkeit müsse man sich fügen, die Verhält nisse seien eben stärker. Abg. Mugdan (freis. Volkp.), Molken buhr und Ledebour (Soz.) greifen scharf das Zentrum au, Abgg. Becke r-Arnsberg und Trimborn (Zentr.) weisen diese Angriffe zu rück, worauf die Weikerberatung auf Vorschlag des Präsidenten auf morgen vertagt wird. Der Präsident teilt mit, daß zu Schrift führern gewählt sind: Abg. Rimpar, v. Thünefeld, Engelen, Rogalla v. Bieberstein, Heckscher, Pauli-Oberbarnim, v. Damm und Her mes. Morgen 11 Uhr: Einspruch betr. Einstellung eines Strafverfahrens -gegen den Abgeordneten Hanssen, Interpellationen, Fortsetzung der heute abgebrochenen Debatte, dritte Lesung des Han- dclsprovisoriums Mik England. Schluß der Sitzung gegen Uhr. Der Leniorevkonveot des ReichStag- beschloß, in Zukunft auf die schärfste Einhaltung der Bestimmungen der Geschäftsordnung beirefsend die Behandlung von Interpellationen zu dringen, .'aut 8 8 32 flg. der Geschäftsordnung. Bezüglich der Arbeiten des Reichstages wurde bestimmt, daß am nächsten Dienstag die B e r a t u n g des Etats beginnen soll, und zwar des Haupketats wie des Nachtragsetats. Voraussichtlich werden an diesem Tage nur Vertreter der Verbündeten Re gierungen das Wort nehmen und der Reichstag ich nach diesen Reden auf den folgenden Tag ver- agen. Die Tagesordnung für Montag soll durch kleinere Vorlagen ausgefüllt werden, entweder die Vorlage betreffend die Haftpflicht des Reiches für die Beamten oder eine der anderen Vorlagen. Sächsisches. — Die Handelskammer Chemnitz macht er neut darauf aufmerksam, daß der zurzeit in Eu ropa sich aufhaltende Handelssachverstän- dige bei dem kaiserlich deutschen General-Konsulat in Rio de Janeiro, Herr Dr. Voß, am 11. De zember dieses Jahres Chemnitz besuchen wird. Er wird an diesem Tage in den Räumen der Handelskammer, Thealerstraße 60, 1., Sprech stunden a b h a l t e n, um Fabrikanten und Ex porteuren Gelegenheit zu geben, mit ihni über die vrasilianischen Handelsverhält- n isse Rücksprache zu nehmen. Interessenten wird deshalb empfohlen, von der gebotenen Gelegenheit im weitestem Maße Gebrauch zu mache». Sprech stunden: 10—1 Uhr vormittags, nach Bedarf auch länger. — Nach Mitteilung aus den Gebirgsor- l e n ist infolge des auch dort eingetretenen Wär meren Wetters die Schneedecke für Sport zwecke nicht mehr geeignet, und des halb werden nun auch die Wintersport- züge vorderhand nicht mehr verkehren; auch am Weihnachtsfeste kommen diese Züge nicht in Verkehr; günstige Schneeverhältnisse vorausge setzt, werden die Sporlsonderzüge erst wieder a m Neujahrstage abgelassen. — Das Märchen gehört zum Hausschatz der deutschen Familie seit Alters her. Aber lange war es in Vergessenheit geraten und lag im Schlafe wie ein Dornröschen. Die Jahre des Zauber schlafes sind nun vorüber; vor kurzem ist es er wacht und dankt seinen Befreiern, den Malern, Dichtern, Erzählern und Erzählerinnen dafür, daß ste alle cs zu neuem Leben erweckt haben. Diesen Befreiern hat sich auch Fräulein Albertine B e h f e, Lehrerin der Schauspielkunst, zugesellt. Sie wird, wie schon mitgeteilt, morgen Sonntag nachmittag 4 Uhr im Saale des Hotels „Drei Schwanen" einen Märchen-Vortrag mir L i cy t b r l d e r n nach Zeichnungen erster Künst ler veranstalten. Atif diese Darbietungen, die ins besondere ggeignet sind, der Kinderwelk große Freude zu bereiten, sei wiederholt hingewiesen. Karten im Vorverkauf in Zimmermanns Buch handlung. — Die leidige Angewohnheit vie ler Kinder, Treppengeländer zu „Rutschpartien" zu benutzen, führte in Er furt einen Unglückssall mit tödlichem Ausgang herbei. Das 5jährige Töchterchen des Hausmanns Hohlfeld verlor im 3. Stock auf dem Treppengeländer das Gleichgewicht, stürzte bis in das Erdgeschoß Hinab und trug außer anderen Verletzungen einen Schädelbruch davon. Ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein, starb das Kind. — Die neuen 25-Pfennig-Siücke haben schon zu unliebsamen Verwechslun gen, aber auch zu heiteren Vorkomm nissen geführt. Daß die neue Münze bei nur flüchtigem Hinsehen leicht für ein Markstück ange sehen werden kann, darauf ist schon hingewiesen worden. Dieser Tage ist es einem Schalterbeamten der Eisenbahn bei starkem Andrang auch vorge- tommen, daß er ein 25-Pfennig-Stück für eine Mark ansah und entsprechend herausgab. — Manchem glücklichen Besitzer solch neuer Münzen, die Ein käufe damit bezahlten, wollte man das Geldstück nicht abnehmen, da man es für falsch hielt; einem jungen Mann, der in Dresden Schokolade mit zwei 25-Pfennig-Stücken bezahlte, kam die Ver käuferin nachgelaufen und rief: Sie haben doch mit österreichischem Geld bezahlt! — Die Kokosnuß soll dreihundertmal so radioaktiv sein, als daß Wasser und mindestens zwei Monate lang diese Eigenschaft, also ebenso lange die Emanation de« Radium«, Thorium oder Nett- nium, behalten. Diese Tatsache kann von großer Bedeutung werden, vor allem für die Medizin, für Ke nunmehr auf einfache und billige Weise Ra« dlumpräparate hergestellt werden können. — Ueber „Wahlwühlereien vor 1900 Jahren" wird folgende« geschrieben: Die Land« tag»wahlen find vorüber. Sie haben un« in den Zeitungen große Wahlaufrufe gebracht, wie die Haupt» schüsseln zu einem Festessen. In den ZeitungSecken erschienen auch kleine Wahlanzrigen beiläufiger Art, süß wie Kompoitschüff-lchen, pikant wie Mtxed»P!ckle»» Garnitur, scharf wie Paprikasauc-. Eie waren dem Beobachter der „Volksseele" besonder« interessant. Aber: „E« gibt nicht« Neu « unter der Sonne". «I« man da« alte, vom Vesuv verschüttete Pompeji wieder auSgrub, fand ma r 1600 (I) solche Wahl« Inschriften an Häuserwänd.n, an Stadtmauern, in öffentlichen Bedürfnisanstalten usw. eingekritzelt. Di« Nachbarn nennen ihre Kandidaten für öffentliche -Kmter, alle Gewerbe bezeichnen ihr« Vertrauens männer, z. B. die Schankwiite, die Ballspieler, Sal- »enbändler u. a. Einzelne Personen, die sich mit Namen nannten, fo dein zur Wahl ihre-Günstling« aus, und an spaßig-n und bissigen Bemerkungen fehlt ?s nicht. E« war für den Betreffenden eine sonder bare Empfehlung, wenn e« z. B heißt: „Den Batla eibitten al« Aedllen (VerwaltungSbeamten) die — Spitzbuben". Der Mann muß eine stadtbekannte Persönlichkeit gewesen sein, aber nicht im besten Sinne. Denn in einem anderen Aufruf empfthlen ihn „sämtliche Schlafmützen (dormienseS universi)", wieder in einem anderen „sämtliche Nachtzecher (serbiti universi)". Auch die Liebe fehlte al» Wahl motiv nicht. „Den Klaudiu« wählt zum Duumvirn (Senatspräsidenten) sein Herzchen (animula)". Wir empfehlen sür künftige zugkräftig« Wahlaufrufe den vslsch'edenen Agitatoren da« Studium pompijani» scher Inschriften. — Weihnachten, da« Fest der Freude, steht vor der Tür. Zu dieser Zeit dürfte e« angebracht sein, an einige eigenartigeWeihnachtSsittenzu erinnern, wie sie sich in fernen Ländern erhalten haben. Die ältesten Zeremonien dürften in Beth lehem, der GeburtSstätte de« Heiland«, gefeiert wer den. Bethlehem hat den Vorzug, zweimal mit größtem Pomp Weihnachten feiern zu können. Einmal am 26. Dezember, wenn der römisch-katholische Patriarch in eigener Person der Weihnachtsprozession voran- zieht, und zum andern Male am 6. Januar, wenn die Anhänger der griechisch-orthodoxen Kirche, deren Kalender bekanntlich um 18 Tage mit dem unserige» differiert, da« Fest der Geburt de« Heiland« feiern. Bon den Kirchen der verschiedenen Konfessionen »u« bewegen sich die Prozessionep nach der Geburt«grotte, wo eine feierliche Messe gelesen wird. Eigenartig wird da« Fest auf der südlichen Halbkugel gefeiert, wo eS in die heißesten Sommertage fällt. In Neu- Seeland beispielsweise ist Weihnachten doS Fest der Ausflüge und Picknick«, sowie der großen Segel- und Ruderregatten. In Südamerika wird Weihnacht«» durch Bälle unter freiem Himmel gefeiert, deren Schluß bei der heißblütigen Bevölkerung oft genug in große Messerstechereien auSartet. Eine eigenartige Sitte herrscht auf den Philippinen unter der christiani- fierten eingeborenen Bevölkerung. Der Bormtttag ist den kirchlichen Gebräuchen geweiht, während am Nachmittag an allen Ecken und Enden die von den Spaniern ein geführten Hahnenkämpfe stattfiadeu. Nicht zu vergessen ist da» FetertagSessen der Philip« pinoS, da» au« einem gerösteten Spanferkel, Rei«, Fisch, gerösteten Heuschrecken und Bananen besteht. — „Es muß heute noch 'rein!" Im ZeitungSüetrleüe kommt e- zuweilen vor, daß durch diesen oder jenen Umstand die Ausgabe der Zeitung sicht ganz pünktlich erfolgen kann, oder richtig ge- agt «S kommt häufig vor, daß in den Druckereien eine wahre „Hetzjagd" herrscht, um die Zeitungen herauSzubekommen. Davon hat der geneigte Leser allerdings keine Ahnung, wenn er da« Blatt durch- liegt, und doch ist e« häufig da» Publikum, wel ches die Schuld trägt an diesem Hasten und Jagen. Wie oft kommt e» vor, daß jemandem plötzlich der Gedanke kommt, noch eine Anzeige für die Zeitung aufzugeben; «in», zwei, drei, ist die Au- zeige abgefaßt und nun schleunigst zur Druckerei: „SS muß heute noch 'rein!" Mitdem „'Rein« müssen" ist e» nun eine ganz eigene Sache; wenn nur ein Inserat mit dem Wunsche käme, wäre die» ja nicht so schlimm, ab r gewöhnlich kommen die meisten Inserenten im letzten Augenblick und alle stellen dasselbe Verlangen: „Er muß heute noch '.«in!' In dem Bestreben, die Wünsche der Inse renten nach Möglichkeit zu berücksichtigen, setzt der Z-itungSoerleger alle» daran, um sämtliche Anzeigen noch aufzunehmen. Daß die» in den meisten Fällen mitaußerordentlichentechnisch e n Schwie rig ketten verknüpft ist, die die Ursache der oer- späteten Ausgabe der Zeitung bilden, sucht man den Inserenten leider vergeblich klarzulrgen. L» sei uu» deshalb gestattet, besonder» im Hinblick auf die be gonnene WeihnochtSsaison wiederholt die Bitte an da» Publikum zu richten, die Anzeigenrecht frühzeitig, spätesten« aber bi» vormittag» 10 Uhr aufzugeben, größere Anzügen am Tage vor der Au»gabe. — Grumbach, 4. Dez. Seit vorige» Mitt woch morgens wird hier der etwa 70 Fahre alte Strumpfwirker Friedrich Hecht vermißt. Von einem Ausgang nach Callenberg, wo er den Arzt besuchen wollte, und von wo aus er seine Frau, die ihn begleitete, nach Hause schickte, ist er nicht wieder in seine Wohnung zurückgekehrk. — Chemnitz, 4. Dez. Di« Preirverteilung der Chemnitzer Ballon-Fernfahrt wurde in der gestern abgehaltenen Sitzung der Schiedsrichter in Anwesen heit sämtlicher Unparteiischen vorgenommen. De» 1. Preis erhielt der Ballon „Leipzig", dessen Führer Hauptmann Härtel mit einer zurückgelegten Strecke von 245 Kilometern siegt«. E« folgt „Plauen" mit 225 Kilometern; der 3. Pret« wurde dem Dresdner Ballon „Gras Zeppelin" (Führer Fabrikbesitzer Korn) zuerkannt, der 220 Kilometer vom Startplatz ent- sernt landete. Der Täufling „Chemnitz" wurde mit 194 Kilometern letzter. Hauptmann Härtel führt seinen Sieg darauf zurück, daß er seinen Ballou ständig tief hielt; der Bodenwind aber hatte, wieder Führer bald erkannte, eine größere Geschwindigkeit al« die oberen Luftströmungen, die übrigens auch mehr nach Süden ablenkten. So wurde der „Chem nitz", der sogar über die Wolken ging, in» Riesen- gcbirge verschlagen und hatte eine sehr schwierige Landung auf einer Waldblöße. Der Führer mußte 40 Meter über d m Wald den Ballon aufreißen, um einer Landung auf den Bäumen zu entgehen. Die Insassen waren gezwungen, den Ballon über
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