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selbst. Der Tod iral bei beiden sofort ein. Das Mädchen stammt aus Bodenbach bei Nossen. — Altenburg, 30. Nov. Auf hiesigem Bahnhöfe entgleiste in vergangener Nacht kurz vor ^2 Uhr beim Rangieren ein Wagen infolge Wei chendefekies auf einem Nebengleise in dem Augen blicke, als der Nord-Süd-Expreßzug das nebenlie- gende Haupkgleis passierte. Dabei streifte dessen Lokomotive den entgleisten Wagen und erhielt so erhebliche Beschädigungen, daß sie den Expreßzug »licht tveitcrführen konnte. Dieser wurde infolge dessen mit dem nachts 1 Uhr 11 Min. von Leip zig nach Hof-München verkehrenden D-Zuge ver einigt. — Altenburg, t. Dez. Durch einen Ruschelschlitten wurde im Gänsegrunid bei Göß nitz der 12jährigc Sohn des Stellmachers Wei gold so heftig zu Boden geschleudert, daß er schwere innere Verletzungen davontrug, an deren Folgen er jetzt gestorben ist. Kirchliche Nachrichte«. St. Christophori.Parochie Hohenstein- Ernstthal. Donnerttag, den 2. Dezember, abends halb 9 Uhr AdventS- andacht Im WatsenhauSbetsaale St. Trtnitatis Parochie. Donnerstag abends 8 Uhr AdventSgotteSdienst. Gersdorf. Donnerstag, den 2. Dezember, abends 8 Uhr Bibelstundi im Oberdorf bet Herrn Friedrich Schwalbe Nr. 213, ImUnter- dorf bei Herrn Kohlenhändler Teichner. Langenchursdorf mit Kalke«. Novlmber 1909. G«ta"st: Elsa Marie, T. deS HauSbes. und Strumpsw Theodor WUdenhayn in L. Kurt Georg, S. deS Maurers Kurt Weißbach in F. Charlotte Louise, T. deS Gutsbesitzers OSwiu Fritzsche in L. Helene Martha, T. d:S HauSbes. und Maurer« Moritz Wirth in K. Getraut: Reinhard Rau, Postagent und ans Schankwirt, und Klara verw. F rbitger geb Friedrich in F Beerdigt: Hugo Reichardt, Handarbeiter auS Rüßdorf, in L. 49 I. S M 2 T. alt. DaS ungetaust verstorbene «Hel Söhnlein deS Schuhmachers Bruno Steudtmann inF, 1 Std. alt He'ei e Martha, ehel. T. ces MaurerS undHauSbes. Moritz Wirth in F. 7 T. alt Freitag, den 3. Dezember 1909, vormittags 10 Uhr Ad- ventSgottessienst mit Wochenkommunion. Wststonbrond. Donnerstag, 2. Dezember 1909, abends >/«9 Uhr Bibel stunde im Psarrhause Freitag, den 8 Dezembe-, vormittag- 10 Uhr Wochen kommunton. Herr r sarrer Hartung-Mittelbach. «Äh SeWLrK», Kaummsllv. Liverpool, 3V November. TageSumsatz 5000 Ballt«. Lieferungen Ruhig. November 7,54, November-Dezember 7,53 Januar-Februar 7,56, März-April 7,61, Mat-Juni 7,64, Juli- August 7,61. Berlin, 30 November. Schlutzpreis eftstelluvgen de: Ker- tiner Peod«k1»«bSrs, um 2' . Uhr Weizen, p-r De zember 218,75, per Mai 216 75 per Juli —,—. Roggen, per Dezember 167,50, der Mat 173,75. per Juli —. Hafer, per Dezember 153,25, per Mai 160,75 Mais, per Dezember 151,SO, per Mai—,—. Rüböl, per November per Dezember 52,90, per Mai 51,60. Zahlungseinstellungen. Tischlermeister Emil Hermann Börner In EberSdorf bet F ankcnberg. Bäcker Hein rich Jager in Leipzig Connewitz. Frühe e Huthändlerin Anna Auguste Schubert geb. Richter in Dresden. Kgl. Oberförster Emil Maximilian Roch in Kottenhetde bei Klingenthal. — Aufgehoben: Kaufmann OSwar Willy Lasch in Limbach. Wirfam. Ein Roman aus dem modernen Kairo von Erich Friesen. 8s Nachdruck verboten.) Wie sie gewachsen sein muß! ... Ob sie noch immer der Wildfang von damals ist? Oder eine jener steifen jungen Damen mit konventionellem Lächeln und banalen Rcdensarlen? . . . Was aus all diesen Lenken geworden sein mag! Die Minter hatte sie in ihren Briefen nie er- wähnt. Und auch Hunold hatte sie saft vergessen. Erst jetzt, da er sich -er Heimat nähert, cr- machen die alten Erinnerungen in ihm . . . Endlich — endlich hebt sich der „dunkle Erd teil" im Morgengrauen. . . . Aus leuchtendem Frührot erglänzt der schlanke Lcuchttnrm, der Hasen Alexandrias, in dem sich Masten und Takelwerk klar vom Himmel abzeich nen, die ganze, von roter Glut übergossene Stadt mit ihren unzähligen Kuppeln und Minaretts. Und jetzt — dumpf rasseln die Ankerkekten zur Tiefe. Wieder setzt Hunold Alsen den Fuß auf afri kanischen Bodeir. Lachend läßt er cs geschehen, daß man ihn als „Fremden" behandelt, die mit dem LloHL-Ex- preßzUg gen Süden fliegen, nm im „Lande der Pyramiden" möglichst viel Geld los zu werden und die mau deshalb nach Herzenslust schröpfen kann. Erne Hochflut von Verkäufern bricht auf ihn herein: verschleierte Frauen, halbnackte Kinder, ausgehungerte Greise, verrunzelte Weiber — die mit ohrenbetäubendem Geschrei ihre Ware anbieten: Dattelwnrsle, Damaszenerklingen, Mandarinen, Fächer, Papageien, Photographien, Mandelkerne, kleine Affen . . . Und für jeden Hal der junge Maler in seiner überschäumenden Herzensfreude ein freundliches Wort, für jeden ein Silberstück, das unter Lachen und Schreien und Brüllen von braunen Fäusten aufgefangen wird. Dann hinein in die Stadt — diesen Wirr warr von weißen Häusern, verfallenen Mauern, Riesenkaktecn und malerischen Gestalten. Höher steigt die Sonne. Schon brennt sie fort senkrecht hernieder auf all die herumwimmelnden Turbane und Feze. Hmwld zieht die Uhr. Noch eine Stunde bis zur Abfahrt des Schnell zuges nach Kairo! Rasch fertigt er sein Gepäck ab und bummelt aufs neue ain Hafenkai entlang . . . Vor einem großen Hause muß er einige Augen blicke stehen bleiben. Kosfertrüger schaffen Reisegepäck in einen Wa gen. Und oben aus der ersten Etage guckt ein Schwarm junger Mädchen aus den Fenstern her aus und rnsl und schluchzt und schwenkt die Ta schentücher. . . . Und unien aus dem Wagen blickt ein dunkler Mädchenkopf, und eine kleine behandschuhte Hand winkt Abschtedsgrützc hinaus. Dabei treffen sich eine Sekunde lang die Blicke Hunolds uud der jungen Reisenden. Die Augen kommen Hunold merkwürdig be kannt vor. Wo hat er sie nur schon gesehen? . . Fort rollt der Wagen. Die Fenster oben schließe» sia). Und auch Hunold begibt sich auf den Weg zum Bahnhof. In einen! Kupee 1. Klasse sitzt Mirjam neben Miß Edith, Mahomed Assad gegenüber. Mit Tränen in den Augen hat sie Abschied genommen von dein alten Schulhaus. Nie vorher wußte sie, wie lieb ihr die ver trauten öden Räume waren: wie sehr sie an den Mitschülerinnen und Lehrerinnen, ja selbst an der steifen, wortkargen Madame Durand hing. Auch wirkt die Gegenwart Mahomed Assads und der langen Engländerin lähmend aus die freudige Erwartung, als „erwachsene Dame" das Institut endlich verlassen und ins Leben eintreren zu dürfen. Besonders Miß Edith ist dem Mädchen zu wider. Nur mit Widerstreben richtet sic ihre Blicke auf die dürre eckige Gestalt, an der sie alles, von den breiten Plattfüßen, bis hinauf zu dem flachen Strohhut, unter dem ein ungeheuer langes, som mersprossiges, gelbes Gesicht mit wasserblaucn vor stehenden Augen hervorschielt, antipathisch berührt. Und wenn der dünne Mund sich öffnet, um ein paar Worte hcrvorzumcckern und die lange Oberlippe sich wieder schließt, die zurücktreicndc Unterlippe fast ganz verdeckend — dann hat Mir jam die Empfindung, als müsse sie diesem Weibe entfliehen, das Lady Isabelles Vertraute ist und mit dem auch sie fortan unter einem Dache leben soll. Und doch gibt Miß Edith sich augenscheinlich Mühe, liebenswürdig zu sein, während Ler Be duine sich damit begnügt, unter halbgesenktcu Li dern hervor Mirjam unverwandt anzustarren. Immer unbehaglicher wird Mirjam zumute. Auch quält sie der Gedanke, daß Madame St. Claire in ihrer Eigenschaft als Mirjams Dienerin in ein Kupee 2. Klasse verwiesen wurde. Unwillkürlich rückt sie etwas fort von ihren beiden Begleitern. Ach, wenn doch noch jemaind in das Kupee einstiege, damit sie nicht stundenlang mit den beiden allein zu sein braucht! Draußen auf dem Perron hastiges Auf- und Abgewoge. Jetzt ein Pfiff. Der Zug setzt sich in Bewegung. Da wird hastig die Tür zu Mirjams Kupee aufgcrissen. Ein Herr springt herein. Eine Reisetasche flieg! nach. Zu klappt die Tür. Es war die höchste Zeit. Schon jagt der Zug davon. Miß Ediths Oberlippe schiebt sich weit vor, wie stets, wenn sic ärgcrlich ist. Und auch Mabomed Assad runzelt die Stirn. Nur Mirjam almct wie befreit auf, obgleich sic das Gesicht des Mannes noch nicht sehen kann. Jetzt wendet er den Kopf. Ein freudiger Schreck durchzuckt Mirjams Herz. Sic Hai das Original des Bildes erkannt, das Madame St. Claire ihr gestern gezeigt und das solch lebhaften Eindruck auf ihr leicht empfäng liches Gemüt gemacht. Toch merkwürdig — auch Miß Edith scheint den Herrn zu kennen. Mit einer langen Suada von Worten über fällt sie ihn, indem sic besonders betont, wie sehr Ladr> Isabelle sich freuen werde, Mr. Hunold Alsen nach so vielen Jahren wiederzusehen. Mahomed Assad Hal sich abgewandl und blickt zum Fenster hinaus, als interessiere ihn der neue Reisegefährte nicht im geringsten. Mirjam fühlt, wie das Blut ihr in die Wan gen steigt. Unbekannt mit den Gesellschaftssonnen weiß sic nicht, ob sie sich in das Gespräch mischen darf. (Fortsetzung folgt.) «erlag von I. Ruhr «aLfotger vr. Alban Frisch, Hohenstein-Ernstthal. — Verantwortlich«!: Redakteur: Wilh. Lipp ach er, Hohenstein-Ernstthal.