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Attentat nicht zusammen. Der Fabrikant, der die Kuvert« hrr iestellt Hal, die der G statischer orrwen dete, hat sich gemeldet und erklärt, daß diese Kuvert« schon seit zwei Jahren nicht mehr angefertigt wer den. Bei der SicherheitSbehörde sind einige Anzeigen von Wiener Apothekern eingelaufen, die in der Vor» woche an fremde Kunden Piloerodlaten verabreicht hatten. Die Erhebungen in der aufsehenerregen, den Affäre gehen jetzt zum großen Teil in der Pro vinz vor sich, da die KriegSschüler, die nicht zum Generalstabe einberufen wurden, wieder in ihre Truppenteile zurückoersetzt wurden. Ein Verdacht soll sich gegen einen ehemaligen Oberleutnant und KciegSschulaspiranten richten. Die Fäbrte wurde dadurch entdeckt, daß ein Herr bei der Polizei an. gab, daß die Handschrift de« ihm zu Gesicht ge- kommenen Faksimile mit der Handschrift einer seiner Bekannten bedeutende Aehnlichkeit aufweise. Der zu Anfang ausgesprochene Verdacht, daß der Attentäter om einer auswärtigen Macht beeir.flußi sein könnte/führte zu einer Haussuchung bei einem in Wien ansässigen serbischen Studenten, dessen Vater Direktor der Exportbank in Belgrad ist. De> betnffende Student weilt bereits seit vier Jahren in Wien und ist als Assistent in einem chem schen Laboratorium tätig. Die Untersuchung verlief gän?. lich resultatloS. Die Erhebungen erstrecken sich aus zwei ProvinzialgarnisonSorte, die in der Monarchie sich einander vollständig diametral gegenüberliegen. Man erwartet fieberhaft die telegraphische Antwort auf die in den abgesandten Depeschen gestellten Fragen, in denen um die Feststellung verschiedener Umstände ersucht wird, d e sich auf zwei bestimmte Personen beziehen. Eine dieser Antworten kann d e mysteriöse Affäre vollständig aufklären und der Täler der B Hörde überitefein. Bis zur Slunde ist kettle Antwort eingelaufen. * Der Ausbruch des Pic von Tene riffa. Nach einer offiziellen Depesche au« Santa Cruz dauern die Ausbrüche des Pic von Tene riffa an. Die Sxowsionen folgen sich mit glößerer Hlftigkeit als in oen letzten Taxen, und auch der Lavaau bruch ist reichlicher geworden. Die Lava stürzt auS ken vier Kiatern auS einer Höhe von 4- bis 600 Metern in Vie Niederungen. Nach Santiago, dessen Einwohner bereits Not zu leiden beginnen, sind Lebensmittel gesandt worden. AuS Jcod del Vino? ist eine Depesche eingelroffen, in der um Absendung von Soldaten zur Hilfele stung bei den RetiungSarbeiten gebeten wird. Hizdik «Atz S-Wsrts» Kaumw-Ur. Liverpool, 23. November. TogeSumsatz 6000 Ballen! Lieserurgen Stella. November 7,5b, November-Dezember 7,55 I J-nua,-Februar 7,b7, MLrz.Apltl 7.63, Mat-Junt 7,67, Juli- August 7,61. Gerti«, 23 November. Teblukpre'S eftstellangea bei Ker- tt»»r Pr»d«kt»«PSrs, um s-« Uhr Weizen, per De. zember 2I9,7b, ter Mat 218—, per Jult —. Roggen, oer Dezember 170,25, per Mat 17b,— per Juli —,—. Haler, per Dezember 15«,—, der Mat 161,59 Ma>«, per Dezember —, ver Mai I S2 50. NüdSl, per November per Dezember 5b,30, per Mai 53 29. ^Zahlungseinstellungen BSckereiinhaber und cchankwiit Franz Paul Tu sch in N^ederlößnitz bei Dresden. Kaufmann Gonstted Ernst Arpeit inLeipzig-GobltS —Auf gehoben: Kalk- und Kohlenhändler Max Hugo Junghrns in Deuben bri Wurzen. «« Mirjam. Ein Roman aus dein modernen Kairo von Erich Friesen. 2s Nachdruck verboten.) Vorbei sprengt Roß und Reiter. Mirjam Hal nicht gewahrt, wie cs unter den buschigen Brannen des Beduinen ausflammte bei ihrem Anblick, wie er in einer Anwandlung von Grausamkeit dem Tier die Sporen in die Flanken stieß, daß es sich wild aufbäumte. Dämmerdunkcl senkt sich herab aus die Li bysche Wsiste, aus das Häusermcer Kairos. Als die Madame Durand mit ihren Zöglin gen nach Alexandria zurückkchrt, breitet sich ein sil bern glitzernder Sternenhimmel über Meer und Land. Zu Mirjams großer Ueberraschung wird sic schon nach wenigen Minuten in das Privatzimmer der Vorsteherin gerufen. Ein seltsames Gefühl durchzuckt das Mädchen. Was Wichtiges kann es sein, das Mädamc Du rand ihr noch heute abend zu sagen hat? Mirjam ist es, als müßten die nächsten Minu ten über ihr zukünftiges Leben entscheiden. Mit vor Aufregung bebenden Fingern klopft sie an der stets fest geschlossenen Tür. „Herein!" ruft die bekannte, von allen Mäd chen gefürchtete Stimme, die heute weniger schroff klingt wie gewöhnlich. Schüchtern tritt Mirjam ein. „Setz Dich, mein Kind!" Das Mädchen gehorcht. Ihr ivird immer un behaglicher bei Madame Durands langsamer Feier lichkeit. „Dn bist jetzt mehr als zwölf Jahre bei mir gewesen, mein liebes Kind," beginnt die alte Dame, indem sie einen Brief aus den verstreut aus dem Schreibtisch herumliegenden Papieren hervorzieht und eine gewisse Rührung zu -bezwingen sucht. „Es tut mir leid, daß ich die Ueberbringerin einer trüben Nachricht für Dich sein muß, die während unseres Ausflugs nach den Pyramiden eingetrosfen ist." Mirjam schweigt. Nur ihre großen Augen, die Madame Durand erschrocken anstarren, reden. „Ich will keine langen Umschweife machen," fährt Madame Durand fort. „Wozu Dich quälen durch Ungewißheit!" Noch einige Augenblicke zögert sie; daun sagt sie rasch, geschäftsmäßig: „Mein Kind — Du hast keinen Vater mehr: Er starb vor vierzehn Tagen!" Kein Aufschrei. Kein Schluchzen. Nicht ein mal eine Träne. Die Nachricht kommt zu überraschend. „Du trügst den Verlust mit merkwürdiger Ruhe," bemerkt Madame Durand mit leisem Vorwurf. „Entweder Du besitzest viel Selbstbeherrschung, oder —" Eine leicht abwehrende Handbcwegung Mir iams läßt sie innehalten. „Wann starb mein Vater, Madame? Ich glaube, Sie nicht richtig verstanden zu haben!" „Vor vierzehn Tagen!" „Und jetzt erst macht man mir Mitteilung da von?" Bedauerndes Achselzucken als Antwort. „Ich, das einzige Kind, erfahre erst nach vier zehn Tagen den Tod meines Vaters?" ruft Mir jam empört. „Unverantwortlich!" „Es mag Dir so erscheinen," lautet die gemes sene Entgegnung. „Ich wundere mich selbst dar über. Aber Deine Verwandten werden Wohl ihre Gründe dafür gehabt haben." Nicht weicht der Ausdruck starrer Ueberrasch ung aus Mirjams Gesicht. „Und was wird aus mir?" fragt sic erreg!. „Bleibe ich hier?" „Nein. Dn kebrst nach Kairo zurück zu Deiner Tante Lady Isabelle Morland. Sie wird Dir eine zweite Mutter sein!" Mirjams Augen werden immer größer. Etwas wie Abscheu malt sich in den lieblichen Zügen. „Diese Frau meine Mutter? Niemals!" wehrt sie heftig ab. „Niemand kann dieStellc in meinem Herzen cinnehmcn, die meine gute Mutter für immer inne Hal. Meine zartesten Kindheitserinne rungen sind fest verwachsen mit dem ätherischen, schönen Wesen, das mich das heilige Wort „Mut ter" stammeln lehrte und das plötzlich aus meinem Leben entschwand. Am wenigsten aber jene Lady Isabelle, die ich hasse, ohne sie je gesehen zu haben!" Mißbilligend schüttelt Madame Durand den Kopf. „Bezähme Deine Heftigkeit, mein Kind! Du wirst Dich schon mit der Tatsache abfinden müssen, Dein ferneres Leben mit dem von Lady Isabelle Morland verbunden zn sehen. Es scheint, daß pe durch den letzten Willen Deines verstorbenen Va ters zn Deinem Vormund eingesetzt wurde!" Tiefe Blässe überhaucht Mirjams Wangen. „Das ist ihr Werk!" preßt sic zwischen den Zähnen hervor, indem sich ihre Fäuste ballen. „Seit sre sich in unser Haus eindrängte, zog das Unglück ein . . . Aber ich werde mich ihrem ty rannischen Willen nicht beugen! . . . Nein! Lieber bleibe ich mein ganzes Leben lang hier im In stitut —" „Sehr liebenswürdig," fällt Madame Durand ironisch ein. „Aber leider wirst Du nicht um Deine Meinung gefragt werden. Auch glaube ich nicht, daß Du irgend einen Grund hast, Dich zu bekla gen. Dein verstorbener Vater —" „Mein Vater liebte mich," ruft Mirjam erregt. „Nic würde er mich derart vernachlässigt l)aben, wie es geschehen ist, wenn nicht Lady Isabelle —" „Das sind leere Vermutungen, mein Kind. Lady Isabelle ist Deine einzige Verwandte und — wie ich gehört habe — eine hochgebildete Dame. Sie wird Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen, bis Du in wenigen Jahren mündig wirst und Herrin Deines großen Vermögens." Die letzten, mit besonderem Nachdruck gespro chenen Worte machen nicht oen erwarteten Eindruck. Ob sie reich ist, ob arm — was kümmert es Mir jam in diesem Moment seelischer Erregung! Der Gedanke, daß sie hin soll zu ihr, die sie mit kind lichem Ungestüm batzt, so lange sie denken kann, beherrscht sie völlig. „Wann — wann soll ich sort?" stammelt sie, noch zitternd vor Empörung. „Uebernrorgcn." „Schoil übermorgen? . . . Und sie — diese Frau — Lady Isabelle kommt selbst, uni mich zu holen?" „Nein. Sie wird eine Vertrauensperson -da mit beauftragen, und — ihren Neffen." Mirjam schweigt. Aber um ihre feinen Lip pen zuckt cs vor mühsam unterdrückter Erregung. „Nun geh, mein Kind!" bedeutet ihr Madame Durand ernst. „Dein ungezügeltes Temperament ist mit Dir durchgegangcn. Beruhige Dich! Und mor gen sprechen wir weiter über die Sache!" Mit gesenktem Kopf folg! Mirjam dem Wink der ausgestrcckten Hand. Fast mechanisch verläßt sie das Zimmer. Langsam, in sich versunken, geht sie, den matt erleuchteten Gang entlang, dem Schlaffaal zn. Sie kann es noch nicht fassen, das soeben Gehörte. (Fortsetzung folgt.) Druck und Berl», vou II «uhr Nachfolger vr) «lbi» Frisch. Hohnch,kr.«r«sttH,l. — VenmtworUichn NedaN-»-- o. plpp , Ler. Hod-sn« »-«rustthih