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Amtsblatt für M Nchl. Msierllht ml len Wirst zs H-Htchii-Wtfll. MchHst«t jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger da» Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei inS HauS. Fernsprecher Nr. 11. Anzeiger für H-hsnstelmDimftthal, Oberlungwitz, Gersd-rf, Hermsdorf verrrs-mk/ Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, LangenchurSdorf, Grumbach, Ttrtz^ heim, Kuhschnappel. Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, GrlbE? Pleißa, Rüßdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. ! Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande entgwu» auch befördern die Annoncen-Expeditionen solche zu Originalpreisen Nr. 266. Sonntag, den fq November jS09. LLkLLLL 59. Zahrg. Die hiesige Sparkasse ist Sonnabend, den 20. November, wegen Reinigung der Geschäft«, räume geschlossen. Hohenstein-Ernstthal, am 11. November 1909. Der Stadtrat. Dekämpfuug ansteckender Krankheiten. Zur Bekämpfung ansteckender Krankheiten wird hiermit für den Stadtbezirk Hohenstein- Ernstthal folgendes angeordnet: Umsang der Desinfektion-Pflicht. 8 1 Bei den in 8 1 deS Reichsgesetzes, betreffend die Bekämpfung gemeinfährlicher Krankheiten, vom 30. Juni 1900 angeführten Erkrankung?- und Todesfällen — bei Aussatz (Lepra), Cho- lera (astatischer), Fleckfieber (Flecktyphus), Gelbfieber, Pest (orientalischer Beulenpest), Pocken (Blattern) —, sowie bei jedem EckrankungS- und Todetfall von Diphtherie, Krupp, übertrag barer Genickstarre, Scharlach, Typhus, Ruhr, septischer Erkrankung, Rotz, Milzbrand, Tollwut und bei jedem Falle deS Verdachts der Genickstarre und deS Typhus ist eine Desinfektion auszuführen. Das Gleiche hat bei jedem EckrankungS. und Todesfall an Lungen- oder Kehlkopf- schwindsucht zu erfolgen. Art der Desinfektion. 8 2 Für die Desinfektion sind die Anweisungen maßgebend, die zur Bekämpfung der obenge nannten Krankheiten seitens deS Königlichen Ministeriums deS Innern bereits erlassen find oder noch erlassen werden. Die DeSinfektionSart selbst wird durch den unterzeichneten Stadt- rat im Einvernehmen mit dem Königlichen BezirkSarzt bestimmt. Desinfektion am Krankenbett. 8 3. Die Desinfektion während der Dauer der Krankheit (die sogenannte Desinfektion am Kranken bett) liegt in der Regel den Angehörigen ob. Der Stadtrat ist jedoch berechtigt und behält sich vor, auf Antrag oder nach Anhörung des Königlichen BezirkSarzteS durch den städtischen Desinfektor die Ausführung am Krankenbette im Einvernehmen mit dem behandelnden Arzte zu beaufsichtigen und nötigenfalls zu regeln. Tchlutzdesinfektion und Zeitpunkt ders 8 4 Sobald der Kranke seine bisherige Wohnung oder Aufenthaltsstelle verlassen hat, genesen oder gestorben bez. die Leiche in die Leichenhalle übergeführt oder beerdigt ist, hat die Schluß- deSinfektion zu erfolgen. Zeitpunkt, Art und Umfang der Schlußdesinfektion werden vom Stadt- rat nach Gehör deS Königlichen BezirkSarzteS bestimmt. Der Haushaltungsvorstand ist rechtzeitig davon in Kenntnis zu setzen, wann eine DeSin- fektion stattstndet. Diese Desinfeklionen find ausschließlich durch de« städtische« Desinfektor auszuführe«. Desinfektion e«, welche die Angehörige« selbst vornehme«, find u«gilttg. Die Desinfektionen werden in den von den städtischen Kollegien beschlossenen Fällen kostenlos auSaeführt. A«zeigepfltcht. 8 5. Wer hiernach verpflichtet ist, desinfizieren zu lassen, hat dies binnen 12 Stunden, nachdem der Kranke genesen beziehenlich gestorben ist oder die Wohnung verlassen hat, dem Stadtrat mitzuteilen. Befrei««- vo« der Desiufektto«. 8 6. Befreit von vorstehenden Bestimmungen ist das städtische Krankenhaus, da« eigene DeSin- fektiouSeinrichtungeu besitzt und die nötigen Desinfektionen durch eigene Bedienstete bewirkt. Strafbestimmung««. 8 7 Wer den vorstehenden Anordnungen zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe bi« zu 150 Mk. oder mit entsprechender Haft bestraft. Der gleichen Bestrafung setzt sich, sofern nicht reichs- oder landeSgesetzlich höhere Strafen angedroht sind, derjenige au«, der wissentlich Kleidungsstücke, Leibwäsche, Bettzeug oder sonstige bewegliche Gegenstände, welche von Personen, die au den in 8 t genannten ansteckenden Krankheiten ge- litten, während der Krankheit gebraucht oder bei deren Pflege und Behandlung benutzt worden sind, ») in Gebrauch nimmt, b) an andere überläßt oder c) sonst in Verkehr bringt, bevor sie den 8s 1—4 dieser Anordnung entsprechend deSinfi- ziert worden sind. HOh-«ft-i».Er«stthal, am 16. Oktober 1909. Der Stadtrat. »r. Patz. Der am 15. November 1909 fällige IV. Termin Gemeindeanlagen ist spätesten» bis zum 4. Dezember 1909 bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist vorzunehmenden Zwangsmittel an die hiesige Semeindekasse abzuführen. S-rsVorf, Bez. Chtz., den 13. November 1909. Der E-M-ind-Vorsta«d. Aus dem Reiche. Bet der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreis Landsberg-Soldin wurden nach dem bis abends 10 Uhr vorliegenden Ergebnis abgegeben für Holschke (kons.) 9639, für Pätzel (Soz.) 7554 und für Schöppe iliberal) 6377 Stimmen. Noch ei« Wahlprotest. Das sozialdemokratische Wahlkomitee für den 8. städtischen Wahlkreis Oschatz-Riesa-Wurzen hat, wie die „Leipziger ValkSztg." erfährt, siege» dk Wahl des Abgeordneten Beda (nat.-lib) Protest eingelegt. Der Protest wird damit begründet, daß der konseroa ioe Kandidat, Bürgermeister Seetzen- Wurz n, zur Stichwahl einen Wahlaufruf für die Wahl BedaS erließ, den er mit seinem AmrStilel unterzeichnet-'. Ueber die Z«ku«ft des sächsische«, Konservativismus äußert sich der streng konservative „Vogil. Anz." in einer Auseinandersetzung mit der „D. Tgzig."' „Weil die Ablehnung der Erbanfallsteuer, durch die große Mehrheit der Konservativen, unter Hoch druck des Bundes der Landwirte erfolgt, so viel Unmut ausgelöst hatte und man nun für diese „selbstsüchtige Jnteressenpoliiik" auch die sächsischen Konservativen zwar zu Unrecht, aber unisono ver antwortlich machte, darum in allererster Linie verlor die konservative Partei f a st ihre sämtlichen großstädtischen und industriellen Mandate, während sehr leicht erklärlicherweise -sie die agrarischen behaup tete. Hierbei geschah es jedoch, daß, weil auch im sächsischen Bauernstand — Meißen! — keines wegs die Politik <Es einseitigen Großagrarter- tums geteilt wird, zwei anerkannte Führer des Bundes der LandtPirte ebenfalls ihre Sitze ver loren. Die Folge ist, daß für die konservative Fraktion die qualitativen Verluste die gl u a n t t t a t t v e n noch übertreffen, da die Mehnert und p- Querfurth, die Brückner und Encke, aber auch die Andrä und Steiger sehr schwer zu ersetzen sind. Alle Hochachtung vor den bäuerlichen Abgeordneten in ihrer Verläßlichkeit und Ueberzeugungstlreue, aber wenn nicht aus den nicht allzuvielen Raulingen der Kammer neu« bedeutende Kräfte der .Partei erwachsen, sind als Politiker ersten Ranges doch nur das Kleeblatt Opitz-Häh- nel-Spieß-Schanz geblieben. Die Stresemannsche Behauptung, die konservative Fraktion sei noch agrarischer geworden, erweist sich aber richtig und doch nicht richtig. Gewiß ist in der neuen konser vativen Fraktion der Prozentsatz agrarischer Abge ordneter ein höherer als zuvor, ein extremes Agra- rtertum dürfte aber weniger noch als schon früher in ihr -n finden sein. — Vor welchem Entweder- oder steht nun der sächsische Konservatismus? Ent-l weder, er treibt Politik der „Deutschen Tagesztg." und wird dann einseitiger Jnieressenvertreter eines' Standes, dem in Sachsen nur noch 11 Prozent der Bewohner angehören. Das wäre eine Selbstverur teilung zu bleibender Ohnmacht. Dann nur noch eine Landtagswahl und das Bündlerorgan mag aufjubeln: die sächsisch-konservative Partei ist rein agrarisch — nämlich durch den Verlust der fünf letzten städtischen nicht agrarischen Mandate — ge worden. Oder aber jener Volkskonservatismvs fin det in Sachsen seine gute Statt, der bei aller Treue gegen die Landwirtschaft dem ganzen Volle in all seinen Ständen in gleicher Weise gerecht zu werden sucht." Ei«e Verlängerung des HandelSvertragS- provisoriums mit England. Durch daS Gesetz vom 17. Dezember 1907 ist der Bundesrat ermächtigt worden, den Angehörigen und Erzeugnissen der vereinigten Königreiche von Großbritannien und Irland, sowie Angehörigen und Erzeugnissen der britischen Kolonien und auswärtigen Besitzungen die Vorteile der meistbegünstigten Na tionen einzuräumen. DaS Gesetz verliert mit dem 31. Dezember dieses Jahres seine Wirksamkeit. Wie die „Neue Pol. Korr." hört, wird dem Reichstage nach seinem Zusammentritt ein Glsetzentwucf zu- gehen, der dem BundeSrate die gleiche Ermächtigung für die Zeit bis zum 31. Dezember 1911 er- teilen soll. Das Ende des Ma«sfelder Ausstandes. Ganz wie s. Z. in Crimmitschau, wo die sozialdemokratischen auswärtigen Streik- Hetzer die Weber zum Ausstand verleiteten, um dann plötzlich die Verführten im Stiche zu lassen und das Ende deS Ausstandes zu verkünden, wir sagen, genau wie damals in unserem Sachsenlande, so ergeht eS jetzt den Bergarbeitern im ManSfeldischen. Man höre folgende Tele- gramme: Hettftedt, 12. Noo. Hier ist ein Flugblatt ver breitet worden, in dem die Arbeiter ausgefordert werden, vollzähl g die Arbeit bet der ManSfelder Gewerk- schäft wieder aufzunehmen. Auch der sozial- demokratische ReichStagSabgeordncte Sachse hat in einer Versammlung zu einer Wiederaufnahme der Arbeit aufgefordert. Der Ausstand dürfte damit be- endigt sein. Hettstedt, 12. Noo. Hier strömten die Arbeiter N Hunderten zu den Schächten und verlangten Aiedereinstellung. Er wurden alle diejenigen ab- gelehnt, die nickt aus der Organisation auSgeschieden ind und sich in dem Streik irgendwie als Führer hervorgetan haben. In den Eisleber Revieren werden die Leute erst am Sonnabend oder am Mon- 'og sich wieder zur Ewstellüna melden. Die Gewerk schaften sind von Ihrem von vo.lcherein angenomme ¬ nen Standpunkte (Nichtanerkennung der Organisa tionen) um keine Haaresbreite abgewichen. Eisleben, 12. Noo. Das heute mittag in Hettstedt verteilte Flugblatt der Streik- leitung wurde im Laufe des TageS auch in den übrigen Orten deS Ausstandsgebietes verteilt. Im Anschluß daran fanden überall Versammlungen statt, in welchen den Ausständigen empfohlen wurde, sich morgen wieder zur Arbeit zu melden. AIS Haupt- grund der Beendigung deS AuSstandeS wurde be kanntgegeben, daß die Absicht, den größeren Teil der Ausständigen auswärts unter günstigen Lohn bedingungen unterzubringen, gescheitert sei. Bekanntlich ist der Ausstand nicht auf Lohnforderungen zurückzuführen, vielmehr glaubte die Sozialdemokratie, die Bergarbeiter im ManSfeldischen, die bisher, da sie zum guten Teil ansässig find und sich auskömmlichen Lohnes er- freuen, den oölkerbeglückenden Ideen der Sozial- demokratie nicht viel Liebe entgegenbrachten, durch Organisationsbestrebungen rebellisch machen zu können. Leider ist dieses Bestreben von Erfolg gekrönt ge wesen. Jetzt wird auf einmal der Streik als be endigt erklärt und die armen arbeitslosen Bergleute — denn viele haben die Abkehr erhalten — werden sich selbst und ihrem Schicksal überlassen. DaS ist das „Glück", das die Sozialdemokratie den Arbeitern bringt! Eine ««ltdeutsche Demo«ftration i« Mülhaufe« i. E. Wie die „Straßburger Post" meldet, war dar Restaurant bet „Zentral-HotelS" in Mülhausen am letzten Sonntag der Schauplatz einer politischen De- monstration. DaS genannte Lokal ist durch eine Zwischenwand in zwei Abteilungen eingeteilt; die eine, der Speisesaal, wird hauptsächlich von besseren Kreisen, auch den Offizieren der Garnison, besucht; in der anderen verkehren die mittleren einheimischen Kreise, die an Sonntagen mit ihren Familien dort zusammenkommen und dem im Speisesaal spielenden Orchester bei einem Glase Bier zuhören. Am ge- nannten Sonntag war das Lokal äußerst stark be sucht. Wie nun das Orchester in einem Potpourri, da« verschiedene Nationalhymnen brachte, die Mar seillaise spielte, stimmten die Anwesenden mit voller Kehle in dieselbe ein, und nach dem Liede folgten demonstrative Beifallskundgebungen, untermischt mit Vive-la-k'ranek. Rufen. Al» aber darauf die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, brach dasselbe Publikum in ein ohren betäubendes Protest gehe» l, Pfeifen, Trampeln und Bssez! (Genug!)-Geschrei aus, obgleich Mhlreiche Altdeutsche dabei waren. Verschiedene Herren verließen darauf da« Lokal und wurden von dem Hohngelächter junger Menschen begleitet, die angeblich italienische und französische Studenten waren > Die „Straßburger Post", die bis dahin zu all drnl Schwächlichkeiten der Regierung und den FranzöseleievI der neuesten Zeit gegenüber geschwiegen hatte, schreibt dazu: „Wir nehmen an, daß gerade um die ge nannte Zeit nicht daS Publikum anwesend war, da» sonst im Hotel „Zentral" zu verkehren pflegt, sonst hätten die Demonstranten hoffentlich (I?) au» den Kreisen der einheimischen Bürger selbst die energische Zurückweisung erfahren, die ein so taktloses und un reifes Benehmen verdiente." — Die „Straßburger Post" wird mit dieser ihrer „Annahme" wenig^Glau- ben finden, nachdem sie vorher deutlich die allsonn tägliche Zusammensetzung des Publikum- im Zentral- Hotel geschildert hatte. Aber zu hoffen wäre e» aller dings, daß selbst in diesen Kreisen, d. h. der Regie rungspartei, eine Ahnung davon aufdämmerte, wohin die Liebedienerei gegenüber den Fran-ö-lingen im Reichsland ",'ren muß! Schacks «a«dat ist frei! In den „Deutschsoz. Blättern" wird in einem Artikel, der sich mit der Affäre Schack beschäftigt, gesagt, daß der Abgeordnete Schack al-bald nach Bekanntwerden der ihn kompromittierenden Briefe im August seiner Partei da« Mandat zur Verfügung gestellt habe und daß er diese Erklärung Mitte Oktober wiederholt habe. Beide Erklärungen deS Abg. Schack seien von der Partei einstweilen zu den Akten gelegt worden, „bi» der Parteivorstand sich durch das Gutachten der Schack behandelnden Aerzte objektiv davon überzeugt hat, daß er in der Lage ist, eine unter allen Umständen gültige Willen«kundgebung abzufassen." ES ist schon im Interesse der deutschsozialen Partei zu wünschen, daß dieser Zeitpunkt recht bald eintreten möge, damit die „Affäre Schack" au» der öffentlichen Erörterung verschwinden kann. Anträge im sächsische« Landtage. Im Landtage ist ein nattonalltberaler Antrag etngegangen: Die Regierung zu ersuchen, der jetzigen Ständeversammlung einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Verjährung der öffentlich rechtlichen Ansprüche regelt und namentlich für Steuern und Abgaben aller Art einheitliche Vorschriften mit gleichmäßiger kurzer Verjährung ein- ührt. Ein weiterer nationalliberaler Antrag wünscht: einen Gesetzentwurf dahin einzubringen, daß, soweit n Landesgesetzen der Verlust öffentlichen Recht« von dem Bezüge einer Armenunterstützung abhängig gemacht wird, die Bestimmung des Reich«- gesetzeS, betreffend die Einwirkung von Armennnter- tützung auf öffentliche Rechte, Anwendung findet. Wciter liegt ooch ein freisinniger Antrag vor auf Vorlage eine« GesetzeniwurfeS, der eine Mit wirkung von praktisch geschulten und geprüften Ar- beitern bei der Ausübung der G e w e r b e i n sp e k- tivn oorschreibt.