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Stuttgarter PreßbeleidigungSprozesseS, der s bei diesem Betrug mitgewirkt hatte. einen p ächttgen Schmuck der Gemächer deS jüngsten Enkels unseres Kattelpaar-S bilden. — Reichenau i. S., 12. Nov. Tine Blut tat die sich am letzten Sonntage abspielte, hatte einen Selbstmord zur Folge. Der 19jährige Dach decker König war mit einem Dienstknecht in Streit geraten und hatte seinem Gegner dabei durch Mes serstiche schwere Verletzungen beigebracht. DeS flüch tig gewordenen Täters ist man habhaft geworden und hatte ihn ins hiesige GerichtSgefängniS gebracht. AuS Furcht vor Strafe hat sich nun König erhängt. — Pirna, 12. Nov. Gin schwerer Unglück-- wir sie dann, oder unsere Erben nicht verdenken sollen noch wollen." Selbstverständlich knüpfte sich damals schon an das Bewilligungsrecht der Landesvertreter auch die Mitwirkung bei anderen wichtigen Staatsgeschästen. Fleischereigeschäft. Dort fiel der 14 Jahre alte Laufbursche Riedel in den mit kochendem Wasser ge- füllten Wurstkessel und zog sich lebensgefährliche Der- letzungen zu. — Pla uea, 12. Noo. Die Konfirmandin Höber in der Herderjtraße glitt beim Austrennen einer Rocknaht mit der Schere aus und stach sich die Spitze in- Auge, so daß dieses sofort auSlief und völlig verloren ist. — Für etwa 90 000 Mark soll im nächsten Jahre ein Feuerwehrdepot errichtet werden. — Die Talsperre erhält eine Einfriedigung in einer Länge von 3300 Metern. ließen sich die Neustädter von ihrem Standpunkt Gefährdung infolge zu schnellen Fahrens beein- nicht abbringen, bis der Grünbacher Gemetndeoor- trächtigt werden darf. — Der 41 Jahre alte stellungS- stand kam und ihnen klar machte, daß er nicht ihr lose Kaufmann Stolzenberger aus Berlin, dcr Feuer, sondern dar der Grünbacher sei, weil Winn einen hiesigen Geschäftsmann um Goldsachen und nämlich zu Grünbach gehört. Brillanten im Werte 2400 Mk. betiog, ist oer- — Reichenbach i. V., 12. Nov. Ein grüß-!haftet worden. Dasselbe Schicksal betraf den licher Unfall ereignete sich gestern abend in einem>36 Jahre alten Kausmann L wy aus Berlin, welcher ährigen Lampenputzer Rosseck und Bengel, die am i2. August dem gleichaltrigen Czech mit dem Schlauch einer Druckleitung den Bauch aufgepumpt hatten bis erstarb, zu je einem Monat Gefängnis. den, Lande eingeführten Produkten bezahlt werden mußte, wurde im Jahre 1704 obligatorisch in Sachsen eingeführt. Bekanntlich besteht gegenwär tig die Absicht, diese indirekten Abgaben wieder abzuschaffen, wodurch zum Beispiel der Stadt Dresden ein ganz bedeutender Einnahmeausfall ent steht. — Holleschowitz t. B., 12. Nov. In der Wohnung des Chauffeurs Povp entstand eine Benzin Explosion. Bei dem Brande kamen die 25 jährige Frau Poup und ihr 6 jähriges Töchter- chen umS Leben. — U n te rr e ich e n st e i n i. B., 12. Nov. Der 9 jährige Sohn deS Glasarbeiters Alferi wollte über ein Gitter mit spitzen Stäben steigen und fiel dabet mit dem Unterleibe auf die Spitzen, sodaß er seinen Tod fand. leidigung, sondern als Kritik einer w ssenschaftlichen die unter dem Namen „Zise" auf Verbrauchsgegen- Lnstung anzusehen sei. Da« Landgericht hingegen stände als der eigentliche Anfangspunkt oerurteilte den Angeklagten zu 100 Mark Geldstrafe, d er indirekten Steuern in Sachsen be- Pcof. Stühle gab in der Verhandlung zu, der Zweck zeichnet werden kann. Die Steuer betraf meist nur einer Darlegung in der Religionsstunde sei gewe- die Städte und bestand im dreißigsten Pfennig en, den Schülern zu erklären, daß eS sich auch bei bon jedem feilen Verkaufe, d. h. also, vom Ver- dem Erdbeben von Messina um ein Gottesgericht kaufspreise der Ware mußte auf je 30 Pfennige 1 Hand.In könnte. Das Gericht oersagte aber dem An- Pfennig abgegeben werden. Diese Steuer war zu- geklagtrn den Schutz d-S Paragraphen 193 und er- nächst nur auf zwei Jahre bewilligt, später jedoch annte eine formale Beleidigung als vorliegend an. durch die Stände neu bestätigt und weiter ausge- iDrr AuSgang des Prozesses ist für Pof. Stützte, dehnt, so baß mit der Zeit neben dem Kaufmanns- der al« Nebenkläger zugklassen war, keineswegs eine gute auch die Erzeugnisse der Handwerker und das Rechtfertigung. Die Art, wie er das Erdbeben van Bier in dieser Weise besteuert wurden. Messina zu einem göttlichen Racheakt zu stempeln Bezüglich der Besteuerung des Bieres trat versuchte, ist auf das schä.fste zu o rurtetlen, und!im Jahre 1469 das sogenannte Umgeld oder Ohm wenn die Kritik des „Beobachter" auch in formaler gelb, das in der Höhe von 5 Groschen für jedes Hinsicht zu fassen war, so ble bt sie doch vollkommen Faß Bier entrichtet werden mußte, welches für 46 W MtiMtsk ilts 8nst« MM fiir dk° DK« Zeh« »MmjickM ^,-2^ Klassen und Körperschaften ab und näherte sich auf gegriffen worden. Die vom Freiheitsdrang beseelten kleinen Ausreißer wurden dort von den Eltern in drei Wochen altrS Kind in der Wiege in die Näy- Empfang genommen und wohl oder Übel wieder deS OfenS gestellt und halte sich dann zum Aus nach Glauchau zurückgebracht, wo ihnen eine „warme hängen der Wäsche »ntfernt. Zwei älttrs Kinde, Begrüßung" zuteil wurde. spielten in der Stube. Durch irgend einen unzlück — Crimmitschau, 12. Nov. Auf dem lichen Zufall muß dem Kleinen in der Wiege ein Wege von dem nahen Grünberg nach dem alten- Funke in die Umhüllung gefallen sein, die anfi >g burgifchrn O.t Kummer wurde der 53 jährige Lohn- zu glimmen und dem Kindchen so schwere Brand- kellner Julius Gleitsmann au« Grünberg neben wunden zufügte, daß er nach kurz-r Zeit starb. Dm seinem Fahrrad tot aufgefunden. Nach ärztlichem tiefbetrübten Eltern wird allgemeinls Mitleid ent Gutachten liegt ein Unfall vor. gegengebracht. — Falkenstein, 12. Nov. Dieser Tage — Dresden, 12. Noo. DaS Königliche brannte, wie wir meldeten, ein Gut-Hof am söge- Ministerium des Innern hat die Polizeidirektion zu nannten Winn. Die Falkensteiner und die Neu- DreSden veranlaßt, in Gemeinschaft mit dcr Gaiten- städter Feuerwehr kamen zu gleicher Zeit an der Verwaltung den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vec- Brandstelle an. Die Neustädter wollten aber die bieten, nachdem die im Jahre 1907 ungeordnete Falkensteiner nicht mit löschen lassen. ES entstand im Kgl. Großen Garten zu Dresden gänzlich zu hierüber ein Streit zwischen beiden, welcher zu Tät- Beschränkung diese- Verkehr« nicht den erwünschten lichkeiten auSzuarten drohte. Der Schlauchführer der Erfolg gehabt habe. DoS Ministerium ist der An Neustädter Feuerwehr ließ auch schon den kalten sicht, daß der Genuß der Schönheiten des her, l,chen Wasserstrahl anstatt aufs Feuer auf die Falkensteiner Parkes nicht durch Belästigung durch Auspuffgase wirken. Mit den Worten: »Da« ist unser Ferreri" und durch die Staubentwickelung, sowie durch die TSchfisch-s — St. E g t d i e n, IS. November. Morgen Sonntag rachmitlog ft,5 Uhr bietet auf Wunsch deS Glauchauer Ephoralo.-retn» für kirchliche Musik der hiesige K.rchenchor unter gütiger Mitwirkung deS^ Herrn Konzertmeister «sch (Violine) au« Hohenstein- Ernstthal eine geistliche Mustkaufführung, bestehend in Ö gei- und Violinoorträgen, Solo- und Chor- dem Wege zu einer anderen Besteuerung gleich zeitig dem Gedanken einer tatsächlichen Landes- Vertretung durch die Vereinigung ver schiedener Klassen zu einem land ¬ schaftlichen Körper. Dieser landschaftliche Körper trat zum erstenmale aus dem Leipziger Landtage im Jahre 1438 für die Län der osterländischer Linie zusammen. Die damaligen Verhältnisse erforderten höhere Beihilfen der Stände und der Einwohner des Landes und auf der anderen Seite sollte durch diesen ersten säch sischen Landtag das Land vor allzu hohen Forderungen geschützt werden. In einem Revers, der damals diesem Landtage vom Landesherrn zu ging, 'hieß es wie folgt: „Ob aber hierüber wir oder unsere Erben, Erbnehmer oder Nachkommen eine ungewöhnliche Steuer als die obgeschriebene Zise ober dergleichen oder sonst eintcherlei Neuigkeit, was vor Alters nicht gewest, von unseren Landen fordem würden und sie dazu bedrängen und nöthigen wollten, das wertvolles und sinniges Andenken an 1^" bewahre, so mögen sich dieselben unsere Lande die großen Erfolge Z-ppel.nS darstellen, zu so cher nngewohnttcher Steuer und Neuigkeit -eren Zeit er g boren wurde. D -t G-schenk ist -in- wegen so und nicht anders nut einander vertragen, elcktr sch K.one in der F° m der Ze^lin-Luft. 'chffe. Desir lichtende Luft,ch ff wird einmal! "nd Nachkomme» schützen und aufhalten, darumb Nor säiMk LoMKvtrlntW im 15. ZahrhuoSttl. Anläßlich des Zusammentrittes des sächsischen Landtages dürfte es nicht uninteressant sein zu hören, daß bereits im 15. Jahrhundert eine Lan- gesängen. Zu dieser Aufführung werden alle Freunde guter Musik auch an dieser Stelle herzlichst eingeladen. Ganz besonders müßten sich die Einwohner von St., Sgidien — Männer und Frauen — zu dieser zu allen änderen Veranstaltungen in unserem Gottes hause hingezogen fühlen und nicht meinen, daß solche Z ppeliu hat, wie wir schon meldeten, Genüsse nur für andere da seien. DaS Konzert dritten Sohne deS Kronprinzenpaac»- ein beginnt pünktlich ft,5 Uhr. Der Eintritt ist st«i;Ischöne- Taufgeschenk gewidmet, das dem jungen e« werden nur 10 Pf?, für das Programm -uriP^^n später einmal gewiß viel Fieude mach » Deckung der Unkosten erhoben. Iwtrd. Wenn er heranwächst, wird er sich w e alle — Glauchau, 12. Nov. Die Geschwister!deutschen mit Stolz an dar Wuken des Grafen Bonitz, der-n Verschwinden wir gestern meldeten,. k^ln Patengeschenk wird ihm dann ein find heute früh auf dem Bahnhofe Gerichtliches. 8 Zittau, 13. Nob. Todesurteil. Der 25 Jahre alte Kutscher Vetter, der feine drei- ährige Tochter durch vergiftete Schokolade getötet satte, ist zum Tode verurteilt worden. 8 Stuttgart, 12. Noo. Das Erdbeben »Ja, — Du bist guk, MaMa." „O Margret, Gott segne Dich, mein Liebling." Lange hielten sich beide mnschlungen. Dann legte Margrets neu« Mama ihr Töchterchen auf die Kiffen zurück und setzte sich neben ihr Nettchen, ihre Hand haltend, bis fie eingeschlafen war. Ei» glückseliges Lächeln spielte um den roten Kinber-I münd, der selbst im Traum noch flüsterte: „Mama, liebe Mama." ! -den in zweiter Instanz entschieden worden ist Insbesondere wirkten die Meißner und osterlän- Ang«klagt war der verantwortliche Redakteur d-S dischen Stände bei der Bewilligung neuer und un- Stuttgarter „Beobachte,", der 'm Januar den Re- gewöhnlicher Territorialsteuern mit, wobei sie be- ligionslehrer d-S Ellwaog-r Gymnasiums, Pros sonders die Ausdehnung und Befestigung ihrer Stühle, angegriffen hatte. Stütze habe, so hieß eS Rechte zur Bedingung Machten. im „Beobachier , in ewer Rel'g'ontstunde auSgeführt, In einem zweiten Landtage, der in Leipzig das Erdbeben in Musina sei oicllsicht ein GotteS- im Jähre 1446 tagte, verlangten die Stände zu g-iicht. Sr habe darauf hingewiesen, daß gerade die wissen, „in welcher Maße der Churfürst in solchen Feidenker in Messina einen Kongreß abgehalten Unrath gekommen sei", aus dem sie ihn durch die häit n, und daraus versucht, -tuen gew ssen Zusam- Bewilligung neuer Steuern und die Bezahlung der menhang mit dem U> glück h rzustellen. Der „Be- Schulden befreien sollten. Gleichzeitig beantragten obachter" nannt das «inen „frommen Dusel", der!die Stände die Entlassung frenider oder auslän- sihr w-nia logisch sii und auf die Gedankenlosigkeit bischer Räte. der Zuhünr spikuliere. Da» Schöffengericht Stu:t- Eine außerordentliche Steuer, welche auf dem ga t sprach den verantwo tliche i Redakteur deS „Be- Landtage im Jahre 1438 bewilligt werden sollte, obachter" frei, da ihm der Schutz d.S Paragraph fand heftigen Widerspruch bei den Ständen. Es 193 zuzubilligen sei und der Aitckel nicht als Be- handelte sich um eine Verbrauchs st euer, von Messina: ein Gottesurteil! Line fall ereignete sich in einem Hause oer Zehistaer zum mindesten re ch t e i ge n a rt i g eA u S leg un g Straße. In einer Wohnung hatte die Frau ihr d-S Erdbebens von Messina war der Geg»nstand eines gerechtfertigt. bis 50 Groschen verkauft wurde. s Essen, 13. Nov. Brutale Ju- Eine allgemeine oder Universal-Akzise, oder wie g e n ö. Der Jugendgerichtshof verurteilte die 14- damals hieß „Generalkonsmntions-Akzise", welche 'von allen sowohl in den Städten, als auch auf Fräulein Chef. Von Hanna Aschenbach. 63j Nachdruck verboten.) Ueber des Mannes Stirn läuft eine jähe Röte, während seine Lippen nur mühsam einen zornigen Ausruf zurückhalten. Ihm hatten Mutter und Schwestern einmütig erklärt, daß Man in anbetracht von Evas Reichtum gut und gern über ihren "är gerlichen Namen wegsehen könne, zumal ihre müt terliche Herkunft tadellos sei. Nur ein wenig eman zipiert erschiene sie ihnen. Fräulein Walther als Gardedame sei doch reichlich jung. Auch von Hcms- frauenpflichten schiene die Braut keine rechte Ah nung zu haben, wenigstens habe sie für die berühmte pommersche Gänsebrust nur geringes In teresse gezeigt und könne eingestandenermaßen keinen Strumpf stricken. Nun, was das letztere anbetraf, so unbegreiflich es war, Mutter und Schwestern würden da ja gerne weiter für seinen Bedarf sor gen, aber sonst solle er nur den Daumen ein bis chen draufdrücken, denn die Gcheimräiin — eine scharmante Danie — hätte ihnen da so allerhand erzählt von bodenlosem Eigensinn. — Bis dahin hatte Falk den Damen wirklich belustigt zugehört. Was wußten sie von seiner Eva, und was sie leistete? Strümpfe stricken und Gänse stopfen, das war so richtig ihr Horizont. Ihr blinder Eifer amüsierte ihn. Als aber der Ausfall für feine Braut beleidigend wurde, verbaler sich kurz und bündig jedes weitere Wort. Auf eine Verteidigung ließ er sich hingegen nicht ein. Wußte er ja doch, daß er in den Wind sprechen würde. Sie kamen auch, eingeschüchtert, aus das Thema nicht zurück, wohl aber bemerkte er mit geheimer Belustigung, wie Dinge, die ihm selbst neben Evas Persönlich ¬ keit so nebensächlich erschienen, zum Beispiel der vornehme Zuschnitt des Treubergschen Haushaltes, die angesehene Stellung, welche die Inhaberin der Weltfirma einnahm, und die sich anläßlich ihrer Vermählung so nachdrücklich kundiat, die Vorberei tungen zur Hochzeit, die wahrhaft fürstlich geplant war — kurz, wie das alles den an die bescheiden sten Verhältnisse gewöhnten Frauen imponierte. Und nun mußte er erfahren, daß sie seine Bram mit Vorurteilen gequält, die längst vor der Macht ihres Goldes die Flucht ergriffen hatten, nur um ihr eine Niederlage zu bereiten. Und sie war ohne hin in ihrer Liebe so hingebend demütig, die stolze Eva Treuberg. Ein häßliches Gefühl steigt in ihm auf. Aber nein — das nicht — es handelt sich ja um die Mutter. „Klein," murmelt er nur halblaut, „o so klein!" Dann nimmt er sein Lieb in die Arme und küßt ihr die Grüblerfalte bon der Stirn. „Laß fahren dahin, Herzkind, ich bin froh, daß sie fort find:" ruft er heiter. „Was gilt mir die ganze Welt, da ich Dich habe!" Ein zischendes Geräusch hinter ihnen ruft die Glücklichen in die Wirklichkeit zurück. Die junge Frau entringt sich erschrocken den umfangenden Ar men. „Ach, Fritz, das kommt davon! Nun kocht das Teewasser über. Meine erste Hausfrauenpsticht ein Fiasko." „Na, Lieb, wenn Dir nichts schlimmeres pas siert —" Dcr Gatte verfolgt leuchtenden Blickes jede Be wegung der schlanken Hände, die so emsig geschickt am Teetisch walten. „Komm, Fritzel," bittet sie mit einer reizenden Geste, „komm, das wird rms munden. An der Tafel haben wir beide gefastet. Eigentlich drmmi von uns, denn es gab ausgesucht gute Sachen." Er tauscht schmunzelnd ein lecker zubereitetes Brötchen ein gegen einen Kuß auf die reichende Hand. „Aber dieses Anstarren von rund zweihundert Augen. — Nein, Lieb, mir quoll Ler Bissin un Munde. Jetzt aber schmeckt mir's nm so besser." „Hat nicht Lena alles entzückend vorgesehen? Sie denkt wirklich an alles, die treue Seele. Und dabei war es solch ein schwerer Tag für 'sie. Mein Glück bedeutet für sie Verzicht auf vieles, was ihr am Herzen lag." Falk schüttelt ernst das Haupt. „Nein, Liebling, da kenne ich unsere Lena besser. Dein Glück ist ihr Glück, das hat sie mir heute früh mit Handschlag versichert. Es war nicht immer so, aber sie hat sich durchgerungen, glaube mir." „Fritz," bittet die junge Frau und blickt den Gatten flehend an, „ich habe einen Wunsch." „Sprich, Evakind." „Laß mich einen Augenblick zu Lena hinunter, nur fünf Minuten, Du darfst auf die Uhr sehen. Es ist nur weil — sie wohnt doch zum erstenmale unten, und wenn auch Lisa — Lisa bin nicht ich. Ich habe ihr nicht richtig Gutenacht sagen können, es waren alle dabei und —" Er zieht lächelnd seinen Chronometer und hält ihn ihr dicht vor die bettelnden Augen. „So, Liebchen, just acht Uhr. Ein Vtertelstünd- chen sei Dir gewährt und nun: Vogel flieg aus." Mit einer Kußhand huscht sie aus dem Zim mer. Er lauscht ihrem leisen Schritt, wie er aus »er Treppe verklingt. Dann erhebt er sich. Es drängt ihn, noch einmal das kostge Nest zu durch wandern, das mait ihnen hier oben gebaut. Er hat dabei mehr in Evas glückstrahlende Augen ge sehen als auf den schmucken Rahmen ihrer Ehe. Langsam wandelt er durch die hellerleuchteten Räume: einer immer behaglicher und traulicher als der andere. Da ist sein Ziimmer. Bis auf den. Erker, den er sich Hai reservieren lassen, ist die Einrichtung Evas Werk. Sie Hai darinnen ganz ihren eigenartigen, ein wenig strengen Geschmack walten lassen, der so gut zu ihrer keuschen Herbheit paßt, die nur ihm gegenüber in weicher Hingabe schmilzt. Der Mann schreitet auf den Erker zu und hebt die schweren, türkischen Falten, die ihn gegen das Zimmer abschließen. Ja, so hatte er stch's gedacht. Wie hatte ihn Lena verstanden! Ein zierliches Nähtischchen, blühende Blumen darauf, ein Eisbärfell daruntergebreitet, und an der Wand gegenüber das lebensgroße Bild des Vaters. Er hat die Kopie von einem Meister anferiigen lassen während der Zeit, da die Krankheit Eva vom Bureau fernhielt. Lebensvoll, leuchtenden Glanz in den großen, prcchenden Augen, blickt der verstorbene Handels- jerr auf den Mann, den der Tochter Liebe an seine Stelle benrfen. Da huscht es heran auf leisen Sohlen. „Fritz, Liebster," klingt cs weich durch das unge Heim, und dann steht sie an seiner Seite, von seinem Nrn» umfangen und staunt mit feuchten Augen in des Heimgegangenen verklärte Züge. „Vater," sagt sie leise, »md ein Beben geht durch die schlanke Gestalt, „Vater!" Engumschlun- gen knien sie plötzlich beide vor dem Bilde des Verewigten: „Vater," hallt es von ihren Lippen wie ein Gelübde: „Vater!" (Fortsetzung folgt.)