Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190910108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19091010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19091010
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-10
- Tag 1909-10-10
-
Monat
1909-10
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.10.1909
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Verwischtes. * Ein gefährlicher Feind der Eiche. In Frankreich zeigte sich seit einigen Jahren eine „blanc du chcne" bezeichnete Krank Und der streckte seine Hand nach ihrer Käte aus. Oker nach dem schönen Gelde? Nein, das gabs nicht. Fr«u Fischbeck kniff die Lippen zusammen kroch gebückt an Wilmers Beeten vorbei. Hinte der Laube schimmerten noch verschiedene grobe Aepsel. Da sperrten ihr die Drähte den Weg. Aber fi« bog sich einen Durchlaß und schlüpfte hinein. Nun war das Körbchen wieder voll. Sie trat de» Nückzug an. Ihre Hand faßte den Draht; aber blitzschnell zuckte sie wieder zurück. Wie ein Schlag war es durch ihren Ann gegangen. Sie faßte noch einmal zu. Wieder der Schlag und ein kribbeln des Brennen. Frau Fischbeck ging nach der anderen Sette hinüber. Ueberall Drähte. Und überall nicht anzufassen. Auf der nahen Straße kam pfeifend jemand vorbei. Sie bückte sich und blickte durchs Ge sträuch. Es war der Referendar. Mußte gerade der kommen. Aber vielleicht war es gut so. Sie konnte doch hier nicht stehen bleiben in der feuchten Morgenluft. Und die Schande erst, wenn Wilmers sie, die Hauswirtin, in der Falle fände. Denn eine Falle war es sicherlich. »Pßsst! Pßsst!" machte sie. Jelsing, der schon einige Schritte wett ent fernt war, blieb stehen und blickte sich suchend um. „Pßfft! Pßsst!" erklang es da wieder, und Frau Fischbeck hob die Hand. Da sah er sie. „Rufen Sie mich?" frug der Referendar. »Ja, ja, kommen Sie bitte näher," rief Frau Fischbeck. Mit einem kühne» Satze turnte Felstng über den nichr hohen Zaun, ging auf die Ruferin zu und prallte anscheinend entsetzt zurück! „Frau Fischbeck, Sie!?" Diese versuchte ein Lächeln, das aber etwas süß-sauer ausfiel. „Gewiß, Herr Referendar. Mir war hier ein Apfel herunter gelaufen und da habe ich mich in die Drähte verwickelt." „Ja, aber," staunte Felstng und faßte nach den Drähten. „Au verflucht, die sind ja geladen," rief er dann. „Schlagen Sie doch mit dem Stock dazwischen," sagte Frau Fischbeck hastig. „Ja doch. — Wie geht es denn Fräulein Käte?" Frau Fischbeck zitterte vor Ungeduld. „Sehr gut. — Bitte helfen Sie doch." „Einen Moment noch," meinte der Referendar mit einem spitzbübischen Lächeln und zündete sich eine Zigarette an. „Ich darf mich doch nachher nach Ihrem Befinden erkundigen?" „Ich erwarte Sie zu Tisch, Herr Neserendar," stöhnte Frau Fischbeck, die Fäuste ballend vor Zorn. Mit einem schnellen Ruck schlug Felstng die Drähte zu Boden und machte die Bahn frei. „Es war mir ein Vergnügen, Frau Fischbeck. Bis nachher. Und grüßen Sie Fräulein Käte!" — Aus der versprochenen Bowle wurde eine Ver- lobüngsbowle. heil der Eichen; die jetzt auch in Deutschlmrd sqst- gestvlll worden ist. Sie wird durch einen zu den Erysipheen gehörenden Schmarotzer hervorgebracht, dcffen Enüvtcklungsstadien noch nicht genau bekannt sind. Die Ptlzfäden bedecken die befallenen Pflan- zentetle nrit einer dichten, mehlartigenfStaubschicht, die eine rasche Verbreitung der Krankheit mit sich bringt. Diese Erscheinung tritt während der sogen. Oidtenfructistcatton aus, die man früher für einen besonderen Pilz hielt und als „Mehltau" bezeich nete. Diese Otdienfruchtfonn kann jedoch nur eine Phase der Entwicklung des Pilzes darstellen. Aehnliche Verhältnisse lagen bet dem Mehltau des Weinstocks vor, und erst spät gelang es, auch dort die Entwicklung aufzuklären. Bei dem neuen Pa rasiten der Eiche ist eine genauere Artbestimmung vorläufig noch nicht möglich. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß es sich um eine einheimische Form handelt, die infolge äußerer der Entwicklung günstiger Unistände in einer besonder« Gestalt auf tritt. Bedenklicher wäre es allerdings, wenn es sich um einen irgendwie eingeschleppten ausländischen Schädling handelte, der unter Umständen eine chlimme Bedrohung der Eichenbestände bedeuten könnte. * Was man im Menschenmagen i n d e t. Einige Operationen der jüngsten Zeit haben erneute Beispiele davon geliefert, was mau im menschlichen Magen sür überraschende Funde machen kann. So hat unlängst Dr. Monnier an einem 22jährigen Menschen eine Magenoperation gemacht, bet der or nicht weniger als 8 Kaffeelöffel, 3 Gabeln, Nägel, Messerfragmente, einen Schlüssel, eine Schildpattnadel, kurz: 25 Stück entfernte. )er Magen, der diese Sammlung barg, war nach einer Mitteilung der „Lombardia" völlig gesund und nach Entfernung der Gegenstände tonnte der junge Mann 14 Tage darauf sich wieder regelrecht ernähren. In Baltimore wurde ein Taschenspieler operiert, der sich als der Mann mit dem Straußen magen zu produzieren pflegte. Es fanden sich in seinem Magen 208 Metallgegenstünde, 74 Gramm Glasstücke, 148 Nägel und eine ungeheuere Masse von kleinen Kettengliedern. Merkwürdige Fülle ähnlicher Art entstammen englischen Irrenhäusern. .Einer dieser Geisteskranken verschluckte einmal eine Uhr. Erst nach 11 Tagen gelang es, sie wieder ans Tageslicht zu bringen. * Der M i l l i o n ü r s s o h n als Feld arbeiter. In dem italienischen Orte Resina wohnten im Jahre 1890 die Ehegatten Battista Esther Bertini. Trotz der Millionen, die sie be saßen, herrschte aber im Hause kein Glück, denn zwei Kinder starben ihnen nacheinander. Als ein drittes ankam, wurde es der Sorge einer Amme anioertraut. Aber die Amme wurde krank und steckte das Kind an, das nun eine andere Pflegerin er hielt. Inzwischen wurde auch der Vater des Kin des krank, und die Aerzte ordneten eine Luftver änderung an. Die Ellern überließen das Kind Verwandten und gingen in einen Kurort. Aber die Krankheit währte lange, die Frau widmete dem Mann alle ihre Sorgen, da sie das Kind in guten Händen wußte. Ter Mann starb, die Witwe schloß sich in ihrer Trauer sieben Monate von aller Welt ab. Da die Mutter nichts mehr von sich hören ließ, trug nun die Pflegerin das Kind nach Neapel in ein Waisenhaus. Man kann sich das Entsetzen der Mutter denken, als diese nach Re sina zurückkehrte lind erfuhr, wohin ihr Kind ge ¬ bracht war. Sie reiste nach Neapel, aber im Wai senhaus sagte man ihr, es sei gestorben. Trostlos kehrte sie zurück. Vor einigen Lagen sand nun der mit dem Aushebungsgeschäft betraute Beamte in den Liften der Gestellungspflichtigen den Namen Enrico Edoardo Bertinis, des Kindes, das vor 20 Jahren im Waisenhaus? gestorben schien, dessen Tod aber nicht aus dem Zivilstandsregister her vorging. Der Beamte ging zur Mutter, berrnchm aber dort nur wieder, daß ihr Sohn im Waisen- hause gestorben sei. Mir dieser Antwort war der pflichtgetreue Mann jedoch nicht zufrieden, er stellte Nachforschungen an und entdeckte schließlich, daß der Sohn nicht tot, sondern von dem Bauernpaar Esposito adoptiert war. Der Beamte unk die Mutter begaben sich nun in das bei Neapel ge legene Bauernhaus und fanden dort Enrico Edo ardo Bertini, den Millionärssohn, wie er mit einer Hacke im Schweiße seines Angesichts das Feld beackerte. Die Mutter nahm den Wiedergesundenen mit in ihr Haus, aber der sonnenverbrannte Feld arbeiter kann sich immer noch nicht in den Gedan ken finden, daß diese Dame seine Mutter 'st und daß ihm nun viele Millionen gehören. * Das Suchen nach Steuerquel- l e n war bereits im Mittelalter gang und gäbe. Als durch den dreißigjährigen Krieg die Schulden der Stadt Andernach (Rheinland) auf 30 000 Reichstaler gestiegen, gestattete der dainalige Lan desherr, Kurfürst Ferdinand von Köln, im Jahre 1646 zur Deckung der Schuldenlast auf einen Zeitraum von 20 Jahren die Erhebung nachstehen der Steuern: Von allen verkauften Gütern durfte die Stadt den hundertsten Pfennig einziehen (Um satzsteuer). Bei Schenkungen oder beim Abzug eines Bürgers mutzte von beweglichen und unbeweglichen Gütern der zwanzigste Pfennig entrichtet werden. Jeder neu einziehende Bürger mutzte außer cen gewöhnlichen Zuzugsgeldern zur Erlangung des Bürgerrechts noch 3 Mark besonders zahlen. Jeder Bürger mußte für das Recht des Weinzaps 10, Auswärtige 20 Goldguldcn bezahlen. Zudem wurde das Weinmaß um den zwölften Tetl verringert und danach von dem vorrätigen Wein die Akzise berechnet, und zwar 8 Albus vom Einheimischen, 16 vom Auswärtigen für die Ohr». Von jedem Maller Korn oder Nüssen zahlte man 2 Albus. Auch wurde die Gemeindeweide besteuert. Die Taxe für ein Pferd, eine Kuh, einen Ochsen betrug 16 Albus, für ein Rind 8 und für ein Schaf 4 Al bus. Auf dieselbe Weise wurden die Lagerplätze am Rhein besteuert. Kurfürst Maximilian Heinrich (1682—1688) verlieh der Stadt 1657 die Erhebung eines Zolles aus alle Konsumartikel auf 6 Jahre. Später hat die Stadt bei einer Schuldsumme von etwa 10 000 Talern die schönsten Teile des ausgedehnte» Stadtwaldes verkauft, um einer Steuererhöhung auszuwcichcn. * Aus Karlchen Mitznicks AUs sa tz h e f t. Das Porrzelahn. Das Porrzelahn Heist deshalp Porrzelahn, Weils mannigmal hin- porrzelt un dann kabutt geht, woher der Name Pollterabend kommt, was Glück bringen soll, nehm- lich die Scharben, das Heist nich in der Küche, wo dann die Köchin Geschimpftes kricht. Aus Porr zelahn kann mann nich nur Schärben machen, solidem auch Waasen un Tassen und Täller. Wenn Zwihbeln drauf sin, ahber nich richtige, sondern bloß gemalte, dann is es Meisner und hat hinten drauff Schwerrter, was Schuzmarrke genannt wird. Wenn Muskam drauff liecht wird AtuÄattäller draus, was atzber dann ein feiner Wein iS, wo kotlesal betrunken macht, wenn man fiel dafo» trtngt und weshalp man nur nippen darrf, woson die Nippsachen kommen, was mannigmal auch Tihre aus Porrzelahn stn oder Scheefer, wo -an» Rockokoh Heist. Es gipt auch Knöpp« u»d Schirm- griffe aus Porrzelahn und Zuchgardinenringe, ws o heisen, wett indehui daß es dam» »ich so zieht, nehmlich, wenn sie davor stn, das hech di» E«. dihnen. Das Porrzelahn wird in Jabrihte» ge macht und sehen dann aus wie die Mehlseck», nehm- ich die Leute, die drin stn well indehm doch der weise Lohn eegal tn der Lufst rmnfltecht un alles weis macht, auch Le Lethtern, wo dann Tohnleih- ern heisen und im Hallse stzzen, nehmlich der Lohn, Weshalp man kollesal hußten mus, das Heist n der Fabrik un nich beis singen, was ahber da mit nichts zu tun hat. Wenn der Lohn nicht guht ist, wird das Porrzelahn schlecht, woführ es ahber Hantbücher gipt, nehmlich sür den guhten Lohn und woher der Name Knigge kommt. Das Porr zelahn wird gebrannt, mannigmal glückts und mannigmal auch daneben, was zweite Wahl Heist un furchtbar billich is, ahber auch danach aus sieht, das Heist nur wenn man genau hinkuckt. Bei guhtes Porrzelahn darrf kein Sprunk dri» sei» un nius sich auch ganz glatt ansühlen, wie Onkel Adollfs Kopp, wo deshalp Glattse Heist, wett in dehm er keine Haare hat, das Heist nich das Porr zelahn, sondern der Onkel. Es gipt eine Masse Porrzelahn, Wenns ahber kein richtiges ist, Heist es Steingut un is billicher. Die Chinesen machen auch Porrzelahn und die Frantzosen, was dann Seewer genannt wird un nur zum Stahl dasteht, grade Ivies Biskwittporrzelah» wo auch kein echtes is, weil indehm Latz es ungenießbahr bletpt. * Der Kopf des Grafen Zeppe lin. Daß die kaufmännische Reklame immer schnell dabei ist, den Namen eines grotzen und bedeu tenden Mannes für ihre Waren oder Fabrikate in Anspruch zu nehmen, ist bekannt, daß aber jetzt Graf Zeppelin, der Eroberer -er Luft, sogar seinen Kopf hergeben muß, um als „Glückstopp" zu die ne», das dürfte neu sein. In Barmbeck zieht, wie die „Hamb. N. N." mitteilen, zurzeit ein Lotterie- loshündler durch die Straßen, Lerin den Wirtschaf te» „Zeppelins Kopp" Lose speien läßt. Dieser Napf ist das Ruppigste, was je auf dem Gebiet der Mechanik erfunden worden ist. Es ist et» Federdrahtgestell mit grauer Leinwand überzogen, das die Gefichtszüge Zeppelins trägt. Haut man nun dem Grafen aus die „Platte", so öffnet sich ein Mund und er speit ein Los, „daS unfehlbar gewinnt". Wenn Ler Graf Zeppelin das wüßte, wie oft man ihm täglich auf die Platte haut, so würde er sich ein Haarwuchsmittel noch tn seinen alten Tagen kausen. * Verheiratete Kinder. Als Haupt- hinderniSgrund gegen den Fortschritt der Kultur in Indien nennt der „Gil Blar" die Verheiratung von Mädchen in ganz früher Jugend. Nach einer jüngst in Kalkutta veröffentlichten Statistik ist diese Sitte oder vielmehr Unsitte viel weiterverbreitet, als man alaubt, denn die Anzahl der „Frauen" unter 4 Jahren beträgt gegenwärtig 200 000, die der „Frauen" zwischen 5 und 9 Jahren gar 2 Millionen. Die Mo-e -er Herbst- un) Wintersaison von 1SVS Bearbeitet und mit Abbildungen versehen von der Internationale» Schnittmanufaktur, Dresven-N. Reichhaltiges Modenalbu»» L 6« Pf. daselbst -rhSltlich. einem HUftschlanken Rocke sitze» wird. Für diese» TageSmode beherrschen. Mit ihrem kleinen Miede«, Garnitur willigen Vorschub. noch immer die stille Liebe zur leicht verkürzte» Soutachierungrn, daS reliefartige «IVM Modell Nr. 5L60. Modell Nr. 5554. und Pailettenstickereien besonders beliebt, falls nicht unserem eleganten Modell Nr. 5557 erscheint er mit gerade sein kann, wenn ihnen nicht gerade eine schmale Vorderbahn angeschnitten ist, recht vielge staltig. Und wie flott macht sich dazu der hohe Plisseefaltenoolant oder bei leichteren Stoffen der leicht gereihte Volant, den oiüfach Stufen verzieren. schwarzer Soutache verziert, der zu dem violetten Kaschmir de« Kleides einen feinen Effekt ergibt Der mit Stufen verzierte Rock setzt sich hier gereiht dem Panzer an, den ein Latztetl aus Hellem Tüll und enge Tüllärmel vervollständigen, über die eine schlanke ihr Kommen gehe» die Ansichten maßgebender Kreis? noch stark auseinander!) Damit erlitte die oben ge. kennzeichnete Silhouette der modernen Frau aller dings wiedereine Veränderung. Denn die Schnebben- taille verlangt die geschnürte Taille und plastisch herausgearbeitete Formen, wie sie niemals gut auf der Vorliebe für re cb So stad hierfür dick l? Seiden-, Glanzgar» tritt dir letztere nur verhältnismäßig wenig in d - Erscheinung, obgleich diese doch den eleganten G ii" oeikörpern. Und trotzdem, wie chik wirkt solck> ein knapp den Boden streifendes schlankes Paiizerkle ' o)er eine scheinbar aus Nock und Taille zusammen- gefitzte fußfreie Prinzeßtotlette! Die ziemlich ein- Kleider selbstverständlich niemals ganz verschwinden werden. Nur müssen sie jetzt so gearbeitet sein, daß die Teilung möglichst verwischt wird, sie also mehr al« Ganzes wirken. DaS Gegenteil würde freilich Im Schneiderlatein gibt es Vokabeln, die den Frauen den Kopf ebenso warm machen, wie den kleinen Mädels die unregelmäßigen französisch?» Verben. Nicht, daß sie den ersteren etwa nicht ge- läufig wären! Im Gegenteil! Steht doch manch mal sogar eine ganze Saison im Zeichen eines solch anscheinend harmlosen kleinen Wortes, daS dadurch zur Parole wird. Aber — und daS ist das Schlimme — eS „hat'S in sich!" Er deckt sich mit Begriffen, die Forderungen stellen! Und die ost recht schwer er füllbar sind. Heute heißt die Losung: Linie. Um die Linie dreht sich aller. Nicht mehr um tue schlangengleiche, wie sie daS enge lourresu erzeugte daS den Frauenkörper in ein unbändig inzeS Futteral preßte. Nein, heute bewegt sie sich in ausgesproche ner Wellenform, die den natürlichen Wuchs der Frau mehr zu ihrem Rechte kommen läßt. Die die strenge Zweiteilung des Körper- vermeidet und in sanftem Schwung von der mäßig geschnürten Taille auf di? Hüfte übergleitet, die dadurch weniger heroortritt Aber eben diese Linie ist es, worüber so viele Frauen seufzen. Seufzen, weil sie Schlankheit und doch eine gewisse Fülle erfordert, zwei Dinge, die Mutter Na tur in ihrer Weisheit (oder ist eS Bosheit?) bekannt lich nicht immer zusammen verteilt. Und die doch für die Mode- und LieblingSform der heutigen Saison, daS Panzer- und Prinzeßkleid, unumgänglich nötig sind, wenn sie daS Auge nicht beleidigen sollen. Denn gerade bei diesen Kleidern, die die Körperform genau wiedergeben, gibtS kein Versteckenspielen, kein liebenswürdiges Cachieren körperlicher Abnormitäten, und darum ist auch die geschickteste Schneiderin be- drückten Gemüter, wenn das Kunstwerk nicht auf eine gute Figur gearbeitet werden soll. Wie das Empttekletd den letzten Winter, so beherrscht da« Prinzeßkleid heute die Saison. Und zwar derart, daß eS für alle Zwecke, für die Eleganz gefordert wird, alles andere in den Hintergrund drängt. Denn die Bluse, sei sie noch so kostbar und geschmackvoll, als elegant gilt sie doch nicht mehr! Und die Taille? Auch sie läßt augenblicklich dem Prlnzeßkletde den Vortritt, wenn auch aus Rock und Taille bestehende Taillenlinie verrät, wirken diese Passen durch ihren unteren Abschluß, der bogig, geschweift, spitz oder der ganze Panzer aus starker Spitze besteht. Bei o— — °--o Charakteristisch für diese Röcke ist die runde oder eintreten, wenn uns die Mode wirklich die schon fußfreie Länge, da die Schleppe zu ihnen paßt wie Aermelglocke fällt. Die Wintermode setzt übrigen« lange angekündigte Schnebbentaille bescherte! (Ueüeridie Faust auf« Auge. Auch an den Prinzeßkleidern tn den Halsausschnitt statt der Hellen durchsichtigen fache Küraßform, bei der da« glatte Prinzeßkleid ir> ober hat die Mode zur Zeit eine besondere Schwäche Knie öhe abgeschnitten und durch einen hohen Volani Beweis die zahlreichen Passenröcke, die geradezu dir ergänzt wird, leistet übrigens Passen jetzt Kollerteile aus dunkler Seide, Samme oder farbiger Stickerei, Materialien, die sich dann auf der Aermelmanschette wiederholen. Weniger große Ansprüche an die Figur stellt daS zweite, gleichfalls recht chike Modell Nr. 5554. Dieser Mode- typ zeigt die Vorliebe für latzartige, dem Rocke an geschnittene Teile, die auf die Taille übergreifend, deren hauptsächlichste Garnitur auSmachen. Charak teristisch an diesem Kleide ist ferner der Ellbogen puffärmel, dar enfant xätö dieser Saison, der sich überall einschmuggelt. Der zunehmenden unteren Weite, die manchmal sogar recht beträchtlich ist, trägt ter schlank herabsallsnde Rock Rechnung. In leichten Rethsalten der Passe untergesetzt, ist er nach der vor deren Mitte zu in gelegte Falten geordnet, die die Vorderbahn begrenzen. Einer dritten Variation deS Prinzeßkleides be egnen mir an Nr. 5560. Rock und Taille diese« schlanken KleideS aus schokoladefarbenem Tuch, das ein farbiger Seidengürtel vervollständigt, werden scheinbar durch die durchgehende Vorderbahn zusammengehalten, die latzartig auf die Taille über- greifend, unter einem soutachierten ReoerSkragen ver läuft. Der schlanke, ziemlich glatte Aermel verrät deutlich das Bestreben, den Eindruck der Schlankheit zu wahren. Eine Eigenschaft, die auch die für leichte Stoffe bestimmten Aermel, die sich oft aus mehreren Puffen zusammensetzen oder als Halbärmel in Quer fältchen gereiht sind, aufweisen. Unter den Modestoffcn spielt Kaschmir in Wolle, Halb- und Ganzseide eine hervorragende Rolle. Winterliche Kleider macht man gern au« Zibeline, HomeSpun, rauhem Cheviot oder starkgertpptem CotelL, auch Sammet ist wieder sehr beliebt. Die Gesellschaftstoilette dürften schmiegsame Libertyseiden und gemusterte Marquisettes beherrschen. In Mode farben ist Lila in den verschiedensten Schattierungen Trumps. Ihm folgen Grün, Schokoladen-, Honig- und Maulwurfsfarbe. Pflaumenblau und endlich alle matten rötlichen Töne, vom Erdbeerrot ange fangen. Die Farben treten alle gedämpft auf, fast als wären sie mit Mehl überstreut, eS sind Elegien, die sich in ihren müden Tönen der Herbststtmmung und dem fallenden Laube vortrefflich anpassen. Hoffen wir, daß die Stimmung der schönen Trägerinnen eines solch modernen Herbstkleidet nicht auch elegisch sein werde.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)