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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt Amtsblatt. Nr. 243. Dienstag, den 19. Oktober 1999. Beilage. Sächsisches. — Noch vielfach werden die Vorschriften über Arbeitsbücher außer acht gelassen, wodurch stö die Beteiligten erhebliche Unannehmlichkeiten zuziehen. Alle noch nicht 21 Jahre alten gewerbliche Arbeiter und Angestellte, zu denen z. B. aut Kellner und Kellnerrinnen gehören, müssen, aut wenn sie nur auShilfk» oder probeweise tätig sind, ein Arbeitsbuch haben und dürfen ohne ein solches von keinem Arbeitgeber beschäftigt werden. Der Arbeitgeber hat es beim Eintritt eiuzufordern, den Eintritt in das Arbeit-Verhältnis, die Beschäftigungs art und den Austritt mit Tinte zu vermerken und erst nach Lösung des Arbeit-verhältnisseS wieder aus- zuhändigen. — Im Monat September d. I. wurden i n den deutschen Münzstätten geprägt: von Goldmünzen 9 226 400 M. Doppelkronen, von Silbermünzen 4 505 877 M. Dreimarkstücke, 315 000 M. Einmarkstücke, von Kupfermünzen 30 362,20 Mark Einpfennigstücke. Mit diesen Neuprägungen und nach Abzug der eingezogenen Stücke blieben im Verkehr 3811210780 M. Doppelkronen, 691706710 Mark Kronen, zusammen 4 502 917 490 M. Gold- münzen; 253 310 785 M. Fünfmarkstücke, 47687371 Mark Dreimarkstücke, 301082 016 M.Zwe Markstücke, 284 067 374 M. Einmarkstücke, 92 671089,50 Mark Fünfzigpfennigslücke, zusammen 978 808 625,50 M Silbermünzen; 59 078 530,10 M. Zehnpfennigstücke, 29 741 850,55 M. Fünfpfennigstucke, zusammen 88 820 380,65 M Nickelmünzen, 7 605 037,94 M. Zweipfennigstücke, 13 027159,72 M. Einpfennig stücke, zusammen 20 632 19,7,66 M. Kupfermünzen. — BernSdorf i. E., 16. Okt. Zum Toten- bettmeister, Glöckner und SchulhauSmann wurde der bisherige Nachtschutzmann und Armenhausverwalter Otto Franke gewählt. — Neudorf i. Erzg., 16 Okt. Einbrecher, welche die Niederlage des Konsumvereins geplündert hatten, wurden, als sie daS gestohlene Gut auf einem Wagen in Sicherheit bringen wollten, von dem Nacht- schutzmann überrascht. Sie sind unter Zurücklassung der vielen gestohlenen Stoff- und Schuhwaren leider entkommen. Den einer Einwohnerin gehörenden Wagen zum Fortschaffen der Waren hatten sie eben- falls gestohlen. — Waldenburg, 16. Okt. DaS Ehrenzei ¬ chen für Treue in der Arbeit wurde der Frau verw. Thiele geb. Schleife, die ohne Unterbrechung seit dem Jahre 1869 bei der Buchbtndereifirma C. G. Hof mann hier als Gehilfin in Beschäftigung steht, vom Ministerium deS Innern verliehen. — Leipzig, 16. Okt. Die Einverleibun der Gemeinde Leutzsch in das Stadtgebiet am l Januar 1911 ist vom dortigen Gemeinderate in der letzten Sitzung gegen 3 Stimmen bet 2 Stimmen enthaltungen beschlossen worden. Da sich Schöne feld bereits für die Einverleibung erklärt hat uü die Aufnahme beider Orte als ein Ganzes vom Rate behandelt wird, so er'ährt daS Stadtgebiet 1911 noch eine Erweiterung um diese beiden Orte, nachdem 1910 Möckern, Stünz, Stötteritz, Probst heida, Dösen und Dölitz einverleibt werden. Die Frage der Stadterweiterunz durch Aufnahme neuer VorortSgemeinden dürfte danr: auf lange Jahre zum Abschluß gekommen sein. — Borna, 16. Okt. DaS Offizierskorps des Karabinier Regiments und des Altenburger Jnfan terie-RegimentS veranstaltete eine Reiljagd. Auch der Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg nahm hieran eil. Beim Auslauf stürzte der Kommandeur deS Altenburger Infanterie-Regiments Oberst Liyser und og sich eine Quetschung der linken Schulter zu. liach dem Halali, bei dem 27 Brüche verteilt werden konnten, frühstückte Herzog Ernst im OffizierS-Kasino zu Borno. — Dresden, 16. Okt. Die unter dem Verdachte, den Raubmord an dem Fleischerlehrling Höch begangen zu haben, dieser Tage verhafteten Männer, Dienstknecht Witke und Fleischergeselle Hen- schel, sind wieder auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem sich die Verdachtsmomente als unzutreffend erwiesen haben. — In der in Friedrichstadt gelege- nen Eisengießerei von Kelle 8r Hildebrandt löste sich aus noch unbekannter Ursache plötzlich der Fahrstuhl aus und stürzte mit einem darauf befindlichen Arbeiter in die Tiefe. Der Arbeiter wurde dabei getötet. — Im hiesigen Landgericht verübte eine weibliche An geklagte einen Selbstmordversuch, indem sie aus einem Fläschchen Sublimat trank. Die schwer Er- krankte wurde der Heil- und Pflegeanstalt zugeführt. — Ein seltsamer Vorgang spielte sich in Sebnitz ab. Dort besuchte eine Frau Schlenkrich ihre im Neben- House wohnende Schwiegermutter und überraschte sie, als diese vor einem mit Blut gefüllten Gefäße stand. Die Schwiegermutter eilte sogleich auf die Eintcetende zu und drängle sie zur Tür hinaus, die sie sofort verschloß. AIS dann ein Schlosser den Eingang geöffnet hatte, war die in der Mitte der 50er Jahre stehende Schwiegermutter bereit» tot. Sie hatte sich die Pulsader geöffnet. — Im benachbarten Deuben richtete ein durchgegangenes Pferd viel Un- heil an. Sämtliche Insassen des Wagens, an den daS Pferd gespannt war, wurden gegen einen Mast der elektrischen Leitung geschleudert, wobei der Fabrikbe sitzer A. Heller, ein bekannter Großindustrieller, einen Bruch des rechten Armes, seine Gattin einen Beinbruch und der Kutscher eine Gehirnerschütterung und einen Brach deS Nasenbeines erlitt. — Ein Bild deS Elends bot sich in Striesen dar. AIS dort ein Gewerbetreibender aus seiner Wohnung heraus- gesetzt werden sollte, nahm die Ehefrau Lysol zu sich und verstarb im Krankenhaus. — Altenburg, 16. Okt. Beim Spielen im Garten einer Gastwirtschaft im benachbarten RasephaS iel ein vierjähriger Knabe in die Abortgrube und and darin einen schrecklichen Tod. Die herbeigeeil- en Erwachsenen vermochten nicht mehr, daS Kind zu retten. Gerichtliches. 8 Koblenz, 16. Okt. Ein Iahr Ge - ängniS statt TodeS st rafe. DaS Schwur- Gericht Koblenz sprach im Wiederaufnahmeverfahren >en Taglöhrec Jakob Kopp aus Boppert von der Anklage des Mordes, begangen an seinem Stiefsohn tlndreaS Schmitt, frei und verurteilte ihn nur wegen Körperverletzung, begangen an zweien seiner Söhne, zu einem Jahr Gefängnis. DaS erste Urteil, durch welches Kopp zum Tode verurteilt worden war, hatte das Reichsgericht wegen eines Formfehlers — in der RechtSbelehrung in der Verhandlung im April wurde eine Beeinflussung seiner gegen ihnen au-sa- genden Kinder erblickt — aufgehoben. K««st «nd Wissenschaft. Eine Fälschung Cooks? Aus New-York wird gemeldet: Der Führer iarille, der Look bei seiner Besteigung des Mount McKinley in Alaska im Jahre 1906 be gleitete, hat ein schriftliches Zeugnis abgelegt und eidlich bekräftigt, wonach der höchste von Cook da mals erreichte Punkt noch mindesten« 14 Meilen vom Gipfel entfernt war. Cook sei überhaupt nur bis zu einer Höhe von 10000 Fuß gekommen. Barille behauptet ferner, Cook habe ihn veranlaßt, einen Teil der Tagebuches der Expedition um- zuschreiben, umeS mit Cooks Anspruch, den G pfel erreicht zu haben, in Einklang zu bringen. Die Photographie, die in Cooks Buch „Gipfel deS Mount McKinley" betitelt ist, sei in einer Höhe von 7000 Fuß ausgenommen worden. Andere Jllustra- tionen und Ereignisse seien ebenfalls den Tatsachen nicht entsprechend. Der Photograph Cooks namens Miller bestätigte diese Aussagen ebenfalls unter seinem Eide. — Cook äußerte sich über die Aussagen VarilleS sehr erstaunt. Er erklärte, dazu erst Stellung nehmen zu können, wenn er wisse, unter welchen Umständen dies Zeugnis abgelegt sei. Wenn man eine Expedition nach dem McKinley entsende, werde sie auf dem Gipfel die dort von ihm hinter legten Aufzeichnungen finden. Die Eskimos treten für Cook ein. Das Grönländische Handelsschiff Godthaab, dar Cook von Upernioir nach Egedermtnde gebracht hat, ist in Kopenhagen angekommen. Wie „Politiken" erfährt, rklärte der Kapitän deS Sch ffeS, er habe bei der Northstal bay von ESkimoS Berichte über Cooks Nordpolfahrt erhalten. Danach habeCook den Pol erreicht. Am Tage vor der Erreich ung deS Pols sei er, nachdem er Observationen und Berechnungen angestellt, den ESkimoS um den Halr gefallen, er habe geweint und gelacht und gesagt: „Morgen sind wir da". Die Berichte verschiedener ESkimoS seien darin gleichlautend. Kirchliche Nachrichten. St. «hristophori'Parochie Hohenstein- Ernstthal. «om 9. bis 1«. Oktober 1S0S. Getraut: Der Buchhalter Karl Friedrich Weder und Augufte Lina Dörrer. Der Weber Max LouiS Richter und Auguste dlara Steinert. Ter Schlosser Hermann Otto Jordan und Helene Emma Beier. Getauft: Ella Martha, T. deS NadelmacherS Hermann Balduin Müller. Helene Hildegard, T deS Fräser, Franz Ainter. Auguste Martha, T. de, HauSmann, Johanne» Lito Günther. Kurt Arthur, S. de« Kettenarbeiter, Franz modert Schwarzenberger. Johanne« Alfred, S. der Klara