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Pariser — Klingenthal, 13. Okt. In der Gegend üblichen Dienststunden nähere Auskunft erteilt. Garde Republicaine sind verwundet. Der der er Auch in fanden Polizeipräfekt Lepine erlitt eine leichte Brand wunde am rechten Auge durch einen in seiner un mittelbaren Nähe abgegebenen Revoloerschuß. Die Zahl der verwundeten Demonstranten ist unbe kannt, da die meisten die Flucht ergriffen. Ver haftet wurden 50 Personen. Paris, 1-1. Okt. Die Zusammenstellung der bei den gestrigen Unruhen zu Schaden gekommenen Personen ergibt folgendes: ein Polizei« g ent tot, ein Radfahrer sehr schwer verwundet. Po- ltzeidirektor Thouny, ein Polizeikommissar, ein Schutzmann, ein Leutnant und zwei Mann der — Gl au ch au, 13. Okt. DaS hiesige städtische!Geh. Rat v. v. Zahn tritt mit Ende des Jahres Elektrizitäts-Werk beabsichtigt, nach Fertigstellung aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand. Exzel- seiner neuen Zentrale eine Anzahl Ortschaften der lenz v. Zahn, der am 9. September 1839 geboren näheren und weiteren Umgebung mit Licht und wurde, gehört dem Konsistorium seit 1884 als Mit- Bäume um rissen und Omnibuswa gen in Brand steckten. Sie hätten auch ver sucht, die Schaufenster mehrerer Bankhäuser einzu schlagen. Zehn Angriffe seien nötig gewesen, um ihrer Herr zu werden. Parts, 14. Okt. Die Ruhestörungen dau erten bts 1 Uhr nachis. Mehrfach wurde berichtet, daß das Vorstjadtgesindel, welches sich unter di Manifestanten gemischt hatte, einige Läden und Zeitungslokale ausplünderte. Die gestrigen Kundgebungen hakten überhaupt einen sehr beun ruhigenden, meuterischen Charakter. Die Zahl der im Laufe der gestrigen Krawalle Verwundeten wird auf ungefähr 100, die der Verhafteten auf 300 angegeben. Wahlberechtigten, s) die ein Einkommen von mehr als 2800 Mk. haben, b) die ein dienstliches oder gewerbliches Einkommen von über 2500 Mk. be- ziehen, o) die Grundbesitz haben, auf dem über 200 Steuereinheiten haften, vorausgesetzt, daß das Gesamt einkommen deS Wählers 2200 Mk. übersteigt, 6) die Grundbesitz haben, von dem mehr als 8 Hektar der Land- oder Forstwirtschaft oder dem Obstbau, oder mehr als 2 Hektar der Gärtnerei oder dem Wein bau dienen. Wer bei Abschluß der Wählerliste das 50. Lebensjahr vollendet hat, führt eiüe Zusatzstimme (Altersstimme). Man sehe an diesen Darlegungen, o meinte der Herr Schuldirektor, daß der ganze ein Einkommen von mehr als 2200 Mk. haben, b) die ein dienstliches oder gewerbliches Einkommen von mehr als 1900 Mk. keziehen, c) die ohne sich in öffentlichem oder privatem Dienstverhältnis zu befinden, auS einer wissenschaftlichen oder höheren künstlerischen Tätigkeit mehr als 1900 Mk. Ein- kommen beziehen, 6) die Grundbesitz haben, auf dem über 150 Steuereinheiten haften, vorausgesetzt, daß das Gesamteinkommen de§ Wählers 1600 Mk. über- leigt, e) die Grundbesitz haben, von dem mehr als Hektar der Land- oder Forstwirtschaft oder dem Obstbau oder mehr als 1 Hektar der Gärtnerei oder dem Weinbau dienen. Vier Stimmen haben die Wahlrecht hat keine Berücksichtigung finden können, und das sei nur zu begrüßen, denn duS hätte einen Apparat ziemlich kompliziert sei. Betreffs des passiven Wahlrechts sei dann weiter folgende Bestimmung getroffen: AIS Abgeordneter ist wählbar der Sachse männlichen Geschlecht«, der seit mindesten« drei Jahren die sächsische Staatsangehörigkeit besitzt, eben so lange im Königreiche Sachsen seinen Wohnsitz hat, eine direkte Staattsteuer entrichtet und daS 30. Lebens jahr vollendet hat. Stimmberechtigt ist jeder Sachse männlichen Geschlechts, der eine direkte StaatSsteuer im Königreiche Sachsen entrichtet, bei Abschluß der Wählerliste da« 25. Lebensjahr vollendet hat, fett der Ortsbewohner seinerseits diese zum Anschluffe zu gewinnen. Nachdem diese Bewegungen hier bekannt geworden, haben Vertreter deS hiesigen Elektrizitäts werkes mit Herrn Direktor Küchler an der Spitze die Orte Callenberg, Reichenbach und Grumbach besucht und die Interessenten von den günstigeren Bedingungen de« Glauchauer Werke« überzeugt. Die Interessenten der drei genannten Orte haben sich daraufhin für den Anschluß an unser städtisches Wert entschieden. — Crimmitschau, 13. Okt. Für die Zwecke zu wählen ist, während bisher alle 3 Jahre eine Halb-Erneuerung oorzunehmen war. Der mit Eiser jahre versteuerten Einkommen. Zwei Stimmen haben die Wahlberechtigten, die ein Einkommen von mehr als 1600 Mk. haben oder auS öffentlichem Amt oder privater dauernder Anstellung ein Ein kommen von mehr als 1400 Mk. beziehen oder zur Gewerbekammer bez. zum LandeSkultnrrat wählen dürfen und auS ihrem Betrieb ein Einkommen von mehr als 1400 Mk. beziehen oder die als Eigen tümer oder gesetzliche Nutzungsberechtigte in Sachsen Grundbesitz haben, auf dem mindestens 100 Steuer- einheiten haften, vorausgesetzt, daß das Gesamtein kommen deS Wählers 1250 Mk. übersteigt; weiter solche, die als Eigentümer oder gesetzliche Nutzungs berechtigte im Königreich Sachsen Grundbesitz haben, von dem mehr als 2 Hektar der Land- oder Forst wirtschaft oder dem Obstbau oder mehr als e'n halber Hektar der Gärtnerei oder dem Weinbau «lenen und endlich alle, die ihre wissenschaftliche Bildung durch Zeugnisse, die für den einjährig-frei- willigen Militärdienst genügen, nachweisen können. Drei Stimmen haben die Wahlberechtigten, a) die einer großen Volksmenge eine Rede, in gegen die Hinrichtung Ferrers protestierte. Neapel, Genua und Spezia gestern abend Protestkundgebungen statt. Am ungebärdigsten zeigen sich die Kraft zu versorgen. ES hat seine Bedingungen zu diesem Zwecke u. a. bei den Bewohnern von Falken, Langenchursborf, Callenberg, Reichenbach und Grumbach bekannt gegeben. Inzwischen ist das Elektrizitätswerk Oberlungwitz an die Bewohner derselben Orte herangetreten, um in Versammlungen! Sieg der Sozialdemokratie bedeutet, und dieser daS Wohl und Wehe unseres Vaterlandes anzuoertrauen, sei wohl nicht angängig, schon auS steuerlichen Grün- den. Wenn der soziale Kampf etwas abgeebbt sei, wenn mehr Ruhe unter den Parteien herrsche, könne unter Umständen dieses Ziel doch noch erreicht werden. DaS jetzt geltende Pluralgesetz könne wohl nur als ein Notgesetz bezeichnet werden. Red- ner kam nun auf die Simmenzahl des einzelnen Wählers zu sprechen; hierüber genau unterrichtet zu sein, ist Pflicht jeden Staatsbürgers. Die Stimmen- >ahl wird zunächst festgesetzt nach dem im Vor- Krawallbrüder. Uns wird hierüber depeschiert: Paris, 14. Okt. Von 9 Uhr abends an begannen sich größere Menschenmassen in der Um gebung der spanischen Botschaft anzu- sammeln. Die Manifestanten bildeten einen Zug, der pfeifend und Schmährufe ausstoßend durch die der spanischen Botschaft benachbarten Straßen zog. Die Kundgebungen trugen den Charak ter einer Eweute. Ein durch Revol verkugeln verwundeter Schutzmann ist im Krankenhaufe gestorben. Auf den Polizeipräsekten Lepine wurden vier Schüsse abgegeben, die aber niemand trafen. In einer Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Briand erklärte Lepine, die Ausschreitungen in der Umgebung der spanischen Botschaft seien von den Apachen der äußeren Bou levards verübt worden, die zur Erleichterung ihrer Schandtaten Straßenlaternen sowie Dolch und Bomben arbeiten, kommt man mit Sen timentalität nicht bei, und wenn Ferrer ein Anar-i chist der Tat war und wenn man ihm d-s be-j wiesen hat, dann trifft ihn die Todesstrafe mit> Recht. Dit von Anarchisten und Sozialisten für Ferrer , veranstalteten Kundgebungen haben nament lich in Italien zu vielfachen Ausschreitungen geführt. In verschiedenen Städten, so Turin, Genua, Neapel, wurde die Arbeit eingestellt. ' Depeschen aus verschiedenen Städten des Aus landes berichten uns über die höchst bedenkliche Art, welche diese Kundgebungen angenommen i haben: 1 Frankfurt a. M., 14. Okt. Der „Franks. > Ztg." wird aus Lissabon telegraphiert: Das Rathaus flaggte zum Zeichen der Trauer über die Hinrichtung Ferrers halbmast. Rom, 14. Okt. Von der Piazza Colonna zogen Manifestanten nach dem Corso Umberto und versuchten sich nach dem Kapitol zu begeben, wurden aber von der Polizei, die ihnen gefolgt mindestens 2 Jahren die sächsische StaatSangehörig- ein r neuen zweiten Wasserleitung beschlossen die keil besitzt und seit mindesten« sechs Monaten seinen städtischen Kollegien die Aufnahme einer Anleihe Wohnsitz im Orte der Listenaulstellung hat Die von 120000 Mark. — Im nahen Frankenhausen Wahl ist selbst eine geheime, jeder Stimmzettel ist von wurde auf der Leipziger Straße das vierjährige dem Wähler in einem mit amtlichem Stempel ver- Mädchen deS Maurers Brüch von dem Wagen eine« sehenrn Umschläge abzugeben, und zwar von dem Viehhändlers aus Langenbernsdorf überfahren. DaS Wähler mit 4 Stimmen in einem blauen Umschläge Kind war sofort tot. mit dem Aufdrucke von dem Wähler mit 3 Stimmen Stollberg , 13. Okt. Der im 85. Leben«- in einem grünen Umschläge mit dein Aufdrucke 8, jahre stehende pensionierte Bürgerschullehrer Hedrich von dem Mähler mit 2 Stimmen in einem gelben ist gestern nachmittag beim KartoffelauSnehmen plötz- Umschläge mit dem Aufdrucke L und von dem lich und unerwartet gestorben. Ein Schlaganfall Wähler mit einer Stimme in weißem Umschläge mit hatte dem Leben deS noch rüstigen Greises ein Ziel dem Aufdrucke v. Der Herr Vortragende schloß gesetzt. — Der bisherige Branddirektor Herr Stadt- seine instruktiven Darlegungen mit dem Wunsche: rat Arnold wurde von der Behörde seines Amte- Jeder gehe zur Urne, um dort sein höchstes Recht enthoben. als Staatsbürger auSzuüben. Wie die Wahl auS- — Oberwürschnitz, 13. Oktober. Am fällt — wer kann es heute schon wissen - Möchte Montag abend brannte die dem Gutsbesitzer Sonn- ste unserem Vaterlande zum Segen gereichen und tag gehörige, mit Erntevorräten gefüllte Scheune seine stete Entwicklung fördern. Eine kurze auf- vollständig nieder. Durch dar energische Eingreifen klärende Aussprache schloß sich diesen Ausführungen an. der Wehren war ermöglich, das Wohnhaus und — Ueber zweifelhafte Firmen tm die Schuppengebäude zu erhalten. Die EntstehungS- AuS lande und zwar in Belgrad (Agenten), Nisch Ursache deS Brandes ist unbekannt. (Apotheker) und London (Importeure, Agenturge- — Neustädtel, 13. Okt. Die mit der schäft) sind der Ha n d elS k a m mer C h e mn i tz vollständigen Ernte gefüllte Scheune der GutSbe- oon zuverlässiger Seite Mitteilungen zugegangen, sitzer« Max Bachmann wurde böswillig in Brand Vertrauenwürdigen Interessenten wird auf der Kanz- gesteckt und gänzlich eingeäschert. Eine in der Nähe let der Kammer, Theaterstraße 60, I., während der stehende andere Scheune blieb erhalten. Sächsisches. H-henstri»'Er«stthaI, 14. Oktober. Wettervoraussage der Künigl. Säch>. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Für Freitag! Südliche dir südwestliche Winde, Zunahme der Bewölkung, Temperatur wenig geändert, kein erheblicher Niederschlag. 15. Oktober: TageSrnittel -s-7,3«, Maximum -s-10,4«, Minimum -j-4,1* — Dem dankenswerten Zwecke, Aufklärung über das n e u e W a h l g e s e tz zu geben, diente der gestrige Vortragsabend im Gewerbe- verein. Dessen Ehrenvorsitzender Herr Schuldirektor Dietze behandelte nach einem kurzen historischen Rückblick sehr eingehend die gesetzlichen Bestimmungen. Zunächst bringt das neue Wahlgesetz eine Erhöhung der Abgeordneten zur Zweiten Kammer von 82 au 91 und die Ausdehnung der Wahlperiode auf Jahre, nach deren Ablauf die ganze Kammer neu Iglied und seit 1892 al« Prästent an. — Dresden, 13. Okt. Der Dienstknecht Wilke, der unter dem Verdachte verhaftet worden war, den Fleischerlehrling Höch ermordet und be- raubt zu haben, ist wieder in Freiheit gesetzt worden, weil die gegen ihn vorliegenden Verdachtsmomente Gaszünder die Arbeit eingestellt. Die nicht elek trisch beleuchteten Stadtteile lagen infolgedessen im Dunkeln. Da auch die Setzer die Arbeit eingestellt haben, erscheinen heue früh keine Zeitungen. In Mailand waren alle Läden geschlossen. Au dem Domplatz hielt der Abgeordnete Turati vor war, auseinandergetrieben. Die spanische Botschaft Hu»o'«-«>ruerung vvisunr-,.»-« ist von Militär bewacht. In Genua haben die »erfochtene Wunsch nach dem allgemeinen gleichen —:/: Gersdorf, 13. Okt. Am Dienstag zwischen GraSlitz und hier, sowohl auf österreichischem, nachmittag wurde im Gasthof „Zum grünen Tal" als auf sächsischem Boden, hat Herr Bergdirektor den langjährigen Mitgliedern der hiesigen Freiwilligen Schlenzig neuerdings eine Anzahl Quellen entdeckt, Feuerwehr, den Herren Hauptmann August Grabner deren Wässer außerordentlich starke Radioaktivität und Spritzenmann Louis Selbmann für ununter-besitzen und denen von JoachimSthal, Kreuznach und bkochenen 25jährigen treuen Dienst daS vom König Gastein nicht nachstehen. Da diese radtumhaltigen gestiftete Ehrenzeichen nebst Urkunde vor parademäßtg Wässer sich im Silberbachtale und vorzugsweise in versammelter Mannschaft und im Beisein des Herrn dem Abbaugebiete der Klingenthal-GraSlitzer Kupfer- GemcindevorstandeS durch Herrn AmtShauptmann bergbau-Gewerkschaft befinden, so beabsichtigt diese, Frhrn. v. Welck unter Ansprache und besten Wünschen, zunächst ein VersuchS-Bad zu errichten und diese« die in einem Hoch auf den Allerhöchsten Protektor unter Kontrolle des Sächsischen Landes-Medizinal- der Feuerwehren, Se. Majestät König Friedrich kollegtumS zu stellen. August ausklangen, feierltchst überreicht. Im An- Plauen, 14. Okt. Wie auS Schönbach ge- schluß hieran fanden weitere Dienstauszeichnungen meldet wird, zog das 8jährige Töchterchen der Hand» statt; es erhielten für 20jährige ununterbrochene arbeiterS Josef Baier einen Topf mit siedendem Dienstzeit die Herren stellvertr. Hauptmann Max Wasser vom Ofen. Dabei wurde eS von seinem Herold, Steiger Johann Münnich und Signalist 2jährigen Brüderchen gestoßen, sodaß der Topf um- Gustav Hermann durch den Herrn Gemeindevorstand kippte und das kochende Wasser sich über die beiden Göhler das vom LandeSauSschuß sächsischer Feuer- Kinder ergoß. Sie erlitten so schwere Verletzungen, wehren gestiftete Ehrendiplom unter Worten der daß sie bald darauf starben. Anerkennung für treue Dienste. Auch feierte der — WeigSdorf b. Zittau, 13. Okt. Dieser Herr Gemeindevorstand die Treue der Jubilare als Tage rückte der sechste Sohn deS Hausbesitzers Ullrich Ansr orn für die jüngeren Kameraden, damit auch im OrtSteil Friedreich zum Militär ein. Ullrich er- sie daS Ziel erstreben und diese Dienstbclohnung er- hielt auS diesem Anlaß vom König ein Gnadenge- langen möchten. Hieran schloß sich ein kamerad- schenk. Seine Söhne dienten und dienen zurzeit schaftlicheS Beisammensein. Inoch bei der Infanterie, bei den Jägern, Schützen, —:/: G e r S d o r f, 14. Okt. Ein Unglücks-iGardereitern, und einer ist Wachtmeister im 17. fall ereignete sich vorgestern auf der etwas abschüsst- Ulanen-Regiment. gen Windmühlenstraße. Beim Umlenken eines Ein- — Frankenberg, 13. Okt. Stadtoerord- spännerS neigte sich plötzlich der Wagen und fiel neter Otto Hunger, Mitinhaber der Firma Hermann um, wobei leider das Söhnchen des Bergarbeiters H., Hunger, spendete zum KrankenhauSerwetterungSbau daS auf dem Wagen saß, einen Beinbruch erlitt. 5000 Mark und außerdem aus Anlaß seines 25jäh- W ü st e n b r a n d , 13. Okt, Während einer rigen GeschäftSjubiläumS 5000 Mark als Otto Nacht in der Zeit vom 15.—31. Oktober hält die Lunger-Stiftung für die Kleinkinderbewahranstalt. Freiwillige Feuerwehr eine Uebung ab, zu welcher — Dresden, 14. Okt. Der Präsident der Alarmsignale geblasen werden. Eoangelisch-lutherischen LandeSkonststoriumS Wirkl. Fräulein Chef. Von Hanna Aschenbach. 4U Nachdruck verboten.) Eva laß! der Dame keine Zeil zu ausführ lichen botanischen Vergleichen. Sie fürchtet zum erstenmal den scharfen Blick der Hellen Augen, fürchtet ihn für ihr süßes, junges Geheimnis, das — sie weiß es ja so genau — der ehrgeizigen Frau einen Strich durch manch liebes Planchen machen wird. „Hat Lena Dich begrüßt, Tante?" fragtab lenkend und schaut sich suchend nach der Freundin um. „Ah, Fräulein Walther!" Die Geheimrätin streckt dem liebreizenden Mädchen, dem anderen Stern ihrer Salons, in aufrichtiger Freude die ju- wclenfuntclnde Hand entgegen. „Ein rosiger Früh lingstraum, der jungen und alten Herzen wohltut — seien Sie mir willkommen!" Das goldlockige Haupt beugt sich wohlerzogen über die Hand der Haussrau, aber unter den lan gen Wimpern hervor blitzt ein Schelmenblick hin über zu Eva, die ihn lächelnd zurückgibt. Wie oft schon haben sic sich anrüsiert über die fast naive Art der Weltdame, ihnen die Befriedig ung der durch sie geschmeichelten Eitelkeit zu ver raten. Sich emporrichtend bleibt Lenas Blick an ihrem getreuen Verehrer haften, der bereits wieder im Kanipfe mit Augenglas und Notizbuch liegt. Beiden die notwendige Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen, geht über seine Fähigkeiten. Mit einer wehmütigen Grimasse entschließt er sich denn, den interessanten Augenschutz zu opfern und führt den gespitzten Stift an die Lippen. So schaut ihn Lena und bricht in ein silberhelles Lachen aus, in das die Nächststehenben Wohl oder übel ein stimmen müssen. Besonders Falk amüsiert sich köst lich über den spleenigen Sohn Albions. „Er notiert sich den rosigen Frühlingstraum, ich wette!" flüstert er Eva zu. Seine Lordfchaft wendet das eifergerötete Ant litz nach ihm. „Very good Word, indeed, very good for Miß Ualther." Die Gehcimrätin droht der noch immer kichern den Lena lächelnd mit dem Finger. „Nicht grausam sein!" Dann winkt sie ihre Nichte an sich heran. „Aus ein Wort, Evchen. Ich erwarte heute abend den Earl os Daviscourt. Du wirst von ihm gehört haben. Eine sehr einflußreiche Persönlich keit am englischen Hofe. Er hat sich durch Fotheringham bei mir etuführen lassen. Und weiht Du, warum?" Die Dame macht eine Kunstpause und blickt triumphierend in der Nichte zerstreutes Antlitz. „Wegen Dir, einzig und allein wegen Dir." Eva öffnet staunend die großen Augen. „Wegen mir?! Das muß doch Wohl ein Irr tum sein, liebe Tante." „Es ist so, der Earl, der übrigens immens reich ist, besitzt selbst große Stahlwarenfabriten. Im Expreßzuge gestern, auf der Durchreise von Wien nach Paris, fährt er mit Konsul Friedrich im Kupec. Er erkundigt sich nach Eurer Firma, hört von Dir — der gute Friedrich ist bekanntlich ein glühender Verehrer meiner klugen Nichte — kurz und gut, er steigt hier aus, das Phänomen, wie er Dich nennt, kennen zu lernen — bedeutende Frauen interessieren ihn — bitte sehr, ich rekapituliere nur. Du hättest seinen Besuch schon heute mittag erhal ten, wenn nicht Fotheringham ihn getroffen und zu mir gelotst hätte. Kurz und bündig, er bittet Dich durch mich um Polonaise und ersten Walzer lind wird gleich hier sein." Eva, die bis dahin wohl erstaunt, aber nicht merklich interessiert zugehöri hat, erglüht plötzlich tief. „Bedaure sehr, ist schon vergeben," sagt sie kurz und blickt an der stattlichen Tante vorbei nach Falt, der ihrer harrend in nächster Nähe steht. Er ist dem Gespräch der Damen nicht gefolgt, doch das Wort Polonaise, aus das sich momentan die ganze heiße Ungeduld des Liebenden konzentriert, bleibt in seinem Ohr haften und treibt ihn einen Schritt näher. „Schon vergeben?" hört er die Geheimrätin er schrocken äußern, „aber ich bitte Dich, Du kommst doch soeben erst. Gleichviel, wir müssen dies En gagement rückgängig machen, das siehst Du ein." „Keineswegs sehe ich das ein, liebe Tante." Evas ruhige Bestimmtheit berührt den Mann wie ein Liebkosung. „Aber Kind, Mädchen, bedenke doch, the Earl of Daviscourt! Auf solchen Mann darfst Du einige Rücksicht nehmen. Uebrtgens, wer ist Dein Tän zer? Ich will die Sache für Dich ordnen, wenn es Dir so peinlich ist." Ein zärtlich stolzes Lächeln fliegt über Evas Antlitz, und ihre Augen blitzen neckisch zu dem hinüber, dessen strahlender Blick unverwandt an ihr hastet. „Und Du meinst, liebe Tante, jeder deutsche Mann sei so ohne Murren bereit, dem Briten das Feld zu räumen? Das wäre ja wenig schmeichel haft für mich. Indessen glaube ich doch, daß ein Tanz mit mir für meine Landsleute denselben Wert Hal wie für den Engländer. Hier steht Herr von Falk, frag ihn doch selbst, ob er Verzicht leistet." Bei Nennung dieses Namens fällt der konster nierten Dame eine Zentnerlast vom Herzen. „O Baron," ruft sie flehentlich und eilt mit aus gestreckter Hand auf ihn zu. „Ich habe eine Bitte, eine große Bitte! Der Earl of Daviscourt, einer der ersten Pairs Englands, wünscht die Polonaise mit meiner Nichte zu tanzen. Eva will ihr Wort nicht zurücknehmen. Sie tun mir den Gefallen und geben sie frei, nicht wahr, Baron?" Die Liebenden wechseln einen sprechenden Blick. Falk richtet sich stolz auf. „Meine sehr verehrte, gnädige Frau, befehlen Sie über mich jederzeit — in diesem einen Punkt indessen — nur Ihrer Frätulein Nichte ausdrück licher Wunsch vermöchte mich zum Rücktritt zu ver anlassen." „Aber, bester Baron, ich sage Ihnen ja, ich habe dem Earl die Tänze zugesagt; er unterbricht eigens eine Reise, um meine Nichte kennen zu lernen. — Aber das ist so ganz Eva Treuberg! Jede andere würde sich geschmeichelt fühlen, und sie — gibt ihm kaltblütig einen Refüs. Unerhört! Sie müssen einsehen, Baron, daß es nicht, angeht. Es wäre ein Affront!" Das schlanke Mädchen hebt mit unnachahm licher Geberde die Schultern. „Liebe Tante, ich bitte Dich, nimm die Sache kaltblütig. Der gute Graf muß sein schweres Schick- al eben mit Würde trägem Kommen Sie, Herr von Falk, ich muß die anderen Herrschaften be grüßen. Entführen Sie die starrsinnige Nichte, eh« die Blitze aus den Augen der Tante sie in Flam men setzen." Sie legt ihre Hand auf seinen Arm und nickt im Abwenden heiter zurück. „Tröste Dich, Tantchen —" Eva gebraucht den Diminutiv fast nie, so wirkt die seltene Zärtlichkeit der Anrede be- änfiigend auf die Erregung der Dame — „Dir zu- ieb will ich den zweiten Rundtanz frethalten. Bist Du zufrieden?" Die Geheimrätin seufzt resigniert. „Aber was soll der Earl nur denken?" Da beugt sich Falk lächelnd zurück. (Hortsetzung folgt.)