Volltext Seite (XML)
wird in den verklärten Gestalten der Ewigkeit da» Bild der Vollkommenheit, da« wir hier ahnungsvoll und wie eine Weissagung in uni tragen, leibhaftig vor un« stehen, herrlicher al« di« Pracht de« Frühling« um un« end der Sternenglanz de« sichtbaren Himmel« über un«. Denn, wie dec Herr (Matth. 13, 43) sagt: „Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in ihre« Vater« Reich." „E« wird gesäet in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft." Hilflos wie kein anderes Wesen wird der Mensch geboren; lan^e bedarf er fremder Pflege. Ein kleiner Unfall kann ihn töten, eine geringe Schädlichkeit von Luft und Wetter seine Kraft knicken. Wie bald pflegt un« unser Leib ermattet seine Dienste zu versagen und die Notwendigkeit einer Erholung aufzuer- legen l Wie wenig vermag er gegenüber den feindl chen Gewalten der Natur! Welche Schranken setzen Raum und Zeit seinem Wirken trotz Eisen- bahn und Telegraph! Wohl un«, daß e« nicht so bleiben soll I Frei und ungehemmt von innen und außen, wie im fröhlichen, leichten Spiel der Kräfte wird dort der neue Leib sich regen, so schnell wie der Blitz die Entfernungen durch- messen und in stet« sich verjüngender Frische keiner Ermüdung unterliegen. »ES wird gesäet ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib." WaS da« sagen will? WaS anders, als daß der verklärte Leib nicht mehr wie dieser natürliche der Sünde, sondern dem Geiste dienstbar, ganz und gar von demselben durchdrungen sein wird. Wie neuge boren müssen wir un« vorkommen, wenn einst die Hemmungen und Versuchungen, die un« dieser Leib auf Erden bereitet, die Fesseln, mit denen er den Willen bindet, das Denken lähmt, da! Gemüt verstimmt, hinweggetan sein werden, wenn der verklärte Leib nicht nur der lichte, glänzende Widerschein eines reinen, geheiligten Herzens, sondern auch dessen gefügigste- Werk- I zeug zur Ausrichtung seines Willens sein wird, dem drinnen waltenden Getste im freudigsten stetigen Gehorsam immer zu Diensten. Welch eine Hoffnung, die Hoffnung der Jünger Jesu Christi! Staunend und anbetend stehe ich da und schaue in die Fülle von Klar heit und Kraft, von Wahrheit und Reinheit, von Unvergänglichkeit und Herrlichkeit hinein, die einst unser Teil werden soll. O Ewigkeit, wie sind deine Güter so groß l Laßt sie denn immerhin veralten, die Glieder meines jetzigen Leiber, laßt sie in« Grab sinken: statt dieser armseligen, gebrechlichen Hütte wartet meiner eine unvergleichlich herrlichere Behausung I Bei allen Schwachheiten und Schmerzen meiner Lei- beS soll eS mich trösten: Ich glaube eine Auferstehung der LeibeS; und der nahende Ver fall dieser meiner Leibeshütte soll mir ein Pro phet der nahen Triumphes sein: „Tod, wo ist nun dein Stachel? Hölle, wo ist nun dein Sieg?" (Forts, folgt.) Zur Einführung in das LavdeSgesaugduch. c.) Die Zeit des 3Whrißen Krieges, i (1618 bis 1648). 1. Die erste schlesische Dtchterschule. a) Johaou Heermann (von seinen Zeitgenossen „Ehremann" genannt) zeigt uns in diesem Zeit- alter die ersten Blüten des kirchlichen Volks liedes, während Paul Gerhardt die zweiten uns offenbart. Er war eine- armen Kürschners Sohn und am 11. Oktober 1585 zu Raudten in Niederschlesien geboren. Seine Mutter ge- lobte in seinem 1. Lebensjahre bei einer ge- jährlichen Krankheit, schenke ihm Gott Gesundheit wieder, so wolle sie ihm zum Studieren anhal- ten, und wenn sie das Geld dazu erbetteln sollte. Unter Jahre langer Teuerung, bei rückkehrender Krankheit besuchte er die Schulen zu Raudten, Wohlan, Fraustadt, wo er unter dem gesegneten Einfluß Dal. Herberger« stand, Bre-lau und Brieg. Schon mit 23 Jahren war er gekrönter kaiserlicher Dichirr, ohne daß er sich dadurch au- der Demut reißen ließ. Die Universität Straß- bürg mußte er wegen eines Augenleiden« bald wieder verlassen, erhielt aber schon 1611 An stellung als Pfarrer indem schlesischen Städtchen Köben. In dieser Zeit dichtete er das unsterb- liche Lied: O Gott, du frommer Gott (Landes- grsangbuch 435), daS nebst dem später entstan- denen „Her-liebster Jesu,waS Haft du verbrochen?" (103) ihn wohl zu einem der populärsten Lieder- dichter gemacht hat. Unter dem 6jährigen Glück, dar ihm zunächst beschieden war, drohte der Liederquell in ihm zu versiegen. Da nahm ihm Gott sein treue« Weib, der Köbener Bürger- meister« Feige Tochter Dorothea. Au« Schmerz darüber entstand dar Lied von der getrauten Treue: „Ach Gott, ich muß in Traurigkeit mein Leben nun beschließen" (568). In der schweren Zett der 30jährigen Kriege«, wo er wiederholt in Todesgefahr schwebte und mehrmals auSge- plündert wurde, und der Pest, die in seiner Gemeinde in kurzer Zeit 550 Personen wegraffte, wurden seine „Thränenlieder" geboren, insbe sondere „Treuer Wächter Israel" (519), „Rett, o Herr Jesu, rett dein Ehr' (20S), „Herr, unser Gott, laß nicht zu schänden werden" (198), „Zion klagt mit Angst und Schmerzen" (616), „O Jesu Christe, wahre« Licht" (201). Im Jahre 1638 mußte sich Heermann wegen eines HalSleidenS emeritieren lassen. Er zog nach Lissa und litt noch bis 1647. Auch den Schmerz (Fortsetzung.) mußte er auf seinem Krankenbette erfahren, daß sein ältester, hochbegabter Sohn Samuel von den Jesuiten in Breslau zum Uebertritt zur römischen Kirche verleitet wurde; doch hatte er auch die Freude, daß der Verführte seinen dringenden Bitten und Vermahnungen nachgab und zur luth. Kirche zurückkehrte. H. verschied in Gotte- Frieden am 16. Februar 1647. Seine Lieder find nicht gemacht sondern geworden, daher ihre Macht und die Sympathie, die sie besonder- bei Kreuzträqern gefunden haben. Auch ihrer Form- oollendu ng, der Korrektheit und Reinheit der Sprache, dem anmutenden Versbau ist ihre Be- liebtheit zu danken. Sie haben noch viel von der Strenge, dem Objektiveren und Epischeren der älteren Periode, aber zugleich auch schon von dem Betrachtenden, fast Lehrhaften der zu- gleich mit ihm emporkommenden 1. schlesischen Schule. (Vilmar). Außer den schon genannten Liedern stehen noch in unserem Gesangbuche: da- Osterlied „Früh morgen-, da die Sonn' aufgeht" (120), da- Bußlied: „So wahr ich lebe, spricht dein Gott" (189), da- Beichtlied: „Wo soll ich fliehen hin Z" (359), da- PasstonS- lied: „Jesu, deine tiefen Wunden" (85), da- JesuSlied: „O Jesu, Jesu Gotte- Sohn" (328) da« Bußlied: „Du weinest vor Jerusalem" (342), das Heiligungslied : „Hilf mir, mein Gott, hilf (402), das Tischlied : „Speise, Vater, deine Kinder" (468). da« Danklied: „Das Wetter ist vertrieben" (503), das Reiselied: „In Jesu Namen zieh ich auS" (510), das Kinderlied: „Ach, lieber Gott, behüte mich" (542), daS Sterbelied: „Lasset ab, ihr meine Lieben" (642), das Begräbnislied: „Wohlauf, wohlan zum letzten Gang" (664). b) Matthiias Appelle- dvv Löweuller«, als Sohn eines Sattler- am 20. April 1594 zu polnisch-Neustadt in Oberschlesien geboren, musikalisch sehr begabt, 1625 Musikdirektor, dann Präsens der fürstlichen Schule zu Bernstadt, später Kammerdirektor und herzoglicher Amts- rat, endlich im Dienste der Kaiser Ferdinand II. und III., starb 1648 zu BceSlau. Von seinen 30 geistlichen Liedern, für die er zum Teil eigene, von I. S. Bach hochgeschätzte Melodien kompo nierte, find hervorzuheben das Kirchen- oder Reformationslied: „Christe, du Beistand deiner Kreuzgemetne" (194) und das Preis- ursprünglich Erntedanklied: „Nun preiset alle GotteS Barm herzigkeit (27S). c) Marlm Opitz, der Schöpfer der neuen Metrik in der deutschen Dichtkunst, ist 1597 als der Sohn eines Fleischermeisters in Bunzlau in Schlesien geboren. Schon als Student ver tauschte er die Rechtskunde mit der Poesie, fand nach verschiedenen Reisen Anstellung al« Pro- fessor dieser Kunst zu Weißenburg in Sieben bürgen, ward 1625 vom Kaiser in Wien mit dem Dichterlorbeer gekrönt, 1629 geadelt „(von Boberfeld)" und starb, nachdem er eine zeitlang Sekretär deS katholischen Burggrafen von Dohna in BreSlau gewesen und in dieser Stellung ebensowohl diesem, dem „schlesischen Seligmacher", al« dessen erbittertstem Gegner, dem Rat zu BreSlau, mit der Feder gedient, 1639 als Ge schichtsschreiber zu Danzig. Von seinen Kirchen liedern steht nur eins im Gesangbuch, dar Morgenlied: „O Licht, geboren auS dem Lichte" (461). 6) Andrea- Gryphius (Greff), geboren als Sohn deS ArchidiakonuS Paul Gr. zu Groß- glogau 1616, gestorben am 16. Juli 1664 auf dem Landhause zu Glogau. Nach dem frühen Tode seines an Gicht gestorbenen Vater« hatte er eine trübe Jugend, da sein Stiefvater, der Rektor Eder, ihn übel behandelte. Er besuchte die Schulen zu Fraustadt, Glogau, Görlitz und Danzig, wo er er eine vielseitige gelehrte Bil dung empfing, so daß er außer den toten Sprachen auch 7 lebende Sprachen beherrschte. Der Psalz- graf Georg von Schönborn machte ihn zum ge krönten Poeten und versetzte ihn in den erb- lichen Adel. Von den Katholiken verfolgt, floh er nach Holland, wo er in Leydon Vorlesungen hielt (1634—44). Von einer langwierigen Krank heit genesen, machte er drei Jahre lang durch Frankreich, Italien, Deutschland gelehrte Reisen, heiratete 1649 in Fraustadt und wurde 1650 Syndikus in Großglogau. AIS Kirchenlieder- dichter ist er besonders bekannt geworden durch das Lied: „Erhalt uns deine Lehre" (172). c) Heinrich Held, am Anfang des 17. Jahrhunderts in Guhrau in Schlesien geboren, dort auch angeblich Rechtsanwalt, gestorben um 1650. Von ihm stamMt daS bekannte AdventS- lied: „Gott sei Dank durch alle Welt (21) und I das Pstngstlied: „Komm, o komm, du Geist deS Leben-" (148). (Fortsetzung folgt). Natur und Wenn du aber am Tage nicht Zeit hast, dich am Weiher zu ergehen, dann komm zum Abend her, wenn die Sanne unlergehen will und sieh«, wa« fl« dir am Himmel zwischen dem Gewölk de« Horizonte- und im Spiegel de« Sunst. (Vortrag von Herrn Lehrer Th. Arnhold). Sees malt! Feierlich steht drüben am andern Ufer die Föhrenwand mit den dunkeln Wipfeln und den kupfergoldigen Stämmen, und so schaut sie sich selbst in dem Spiegel; der leuchtet in rot, blau, grün, Silber und Gold, ist das ein Schaustück! Jetzt läßt ein Entenpaar geräusch- voll sich auf ihm nieder — die Störenfriede! Aber sieh nur, nun zittert und bebt da-/ganze Bild im Gaukelspiel der sich kreuzenden, immer größer werdenden Ringwellen mit farbig blitzen-