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MMe <1 iMMm. Monatliche Keigabe ;«m „Tageblatt". Redigiert von Pfarrer B. MVrecht in Hohevsteiv-Kruftthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sind. Nr. 9. September-Ausgabe. 1909. Wohin- Wohin, du rauschender Strom, wohin? „Hinunter, hinab die Bahn; Will rasten, weil ich müde bin, im stillen Ozean". Wohin, du wehender Wind, wohin? — „Weit, weit hinein inS Land; Will ruhen, weil ich müde bin, an einer Felsenwand". Wohin, du ziehende Wolke, wohin? — „Ich weih ein dürrcS Feld; Dori ward mir, well ich müde bin, rin Ruheplatz bestellt". Wohin, du fliegender Vogel, wohin? — „Tief in deS WaldeS Reich; Will suchen, weil ich müde bin, zur Rast einen sicheren Zweig". Und du, meine Seele, wohin, wohin? — „Hoch über die Wolken hinaus; Dort nimmt mich, well ich müde bin, die ewige Liebe auf". I. Sturm. Aufruf. Das internationale Hilfskomitee für die Unterstützung der Notleidenden (Armenier) in Adana und Aleppo erläßt folgenden Aufruf: „ES ist wohl überflüssig, das traurige Schicksal der genannten Provinzen in« Gedächtnis zurückzurufen; die Presse der ganzen Welt hat ihren Lesern das Elend und die Schrecknisse geschildert, von denen die dortige Bevölkerung heimgesucht worben ist. Die öffentliche Mildtätigkeit hat sich der Unglücklichen erbarmt; von allen Seiten fließen die Sependen zu. Aber dar Elend ist so groß, daß die eingegangenen Beiträge nicht aus reichend sind. ES handelt sich nicht nur darum, momentan die dringste Not von Tausenden von Unglücklichen zu lindern, sondern auch vor allem darum, für .hre Zukunft zu sorgen. ES gilt, der ganzen so schwer geprüften Bevölkerung die Möglichkeit zu bieten, sich ein neues Leben zu schaffen; dazu bedarf eS, außer der täglichen Nahrung und der Kleidung, auch einer Unterkunft für die Obdachlosen und der zur Arb.it notwendigen Werk- zeuge. — Um diese» fast überwältigende Werk durchführen zu können, rechnet das internationale Hilfskomitee ganz besonder» auf die Unterstützung des edelmütigen Deutschlands, dessen freundschaftltche Gefühle für die Türkei sich so häufig schon bestätigt haben und auf dessen Schutz die Hilf», bedürftigen niemals vergeblich gerechnet haben." Der Berichterstatter der „Frankfurter Ztg." berechnet die Verluste der letzten MassakreS auf 21000 armtatsche, 1000 muha»«e-a- Nische Tote. Der Schatzmeister des ^merioau Loarck in Konstantinopel berechnet auf Grund der Mitteilungen amerikanischer Missionare au» dem Massakre-Gebiet die Zahl -er unversorgten Waisenkinder aus drei dir vier Tausend. Unser Waisenhaus in Ursa hat noch Raum genug, um weitere 50 bis 100 Waisenkinder aufzunehmen. Wer in der Lage und willens ist, für ein Waisenkind zu sorgen, den bitten wir, un» den Auftrag dazu zu erteilen. Da» Pflegegeld beträgt pro Aahr M. 150,—. Die (einmaligen) Aufnahmekosten für Ueberführung, Bett und Einkleidung M. 50,— Beiträge für den Notstand in Armenien und Zeichnungen für Aufnahme von Waisenkindern bitten wir zu senden an da» Bureau der Deutschen Orient-Misston Potsdam, Gr. Weinmeisterstraße 50. Die Deutsche Orieut-MiffUm. von Wrochem. Lkpstu». Klein. Die christliche Lehre vom Zustand nach dem Tode. 7) Ist unser Leib ein Saatkorn für den Him mel, so haben wir allen Grund, ihn in Ehren zu halten und die Mahnung des Apostels zu befolgen (1. Korinther 6, 20): „So preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste!" Ach, daß wir da» bedächten bei allen Fleischessünden; daß daran sich mahnen ließen alle Schlemmer und Trinker, alle Unzüchtigen und Eitlen, alle, denen der Bauch ihr Gott ist, und die ihre Glieder machen zu Waffen der Ungerechtigkeit! Schon jetzt trägt mancher in seinen welken Glie- dern, mit denen er dem Grabe entgegenwankt, in seinen matten Augen, in seinen entstellten Zügen die Spuren seiner Sünde mit sich herum. Wie werden diese Kainszeichen um soviel deut licher an seinem Auferstehungsleibe heroortreten! Kanu die Frucht gesund sein, wenn der Same krank ist? Kann die Rose ihre volle Schönheit entfalten, wenn der Wurm an ihrer Knospe nagt? Anderseit» aber ist e» doch eine besonder» Die Aufer-ehrmg des Leibe-, trostvolle und liebliche Aussicht, welche uns die Lehre von der Auferstehung unserS Leibes er öffnet. Wie den Träumenden wird den Ge fangenen ZionS zu Mute sein, wenn sie von dieser groben, beschwerlichen LetbeShülle erlöst sein und an deren Stelle eine neue empfangen haben werden. Welch ein Gegensatz! Verweilen wir einen Augenblick bei demselben! „ES wird gesäet oerweSiich und wird auferstehen unver weslich!" Kein noch so hohes Alter löscht dort die Frische der Wangen. Keine noch so lange Reihe von Jahren bleicht das Haar auf dem Haupte. Keine Krankheit und Sorg», kein Kum mer und keine Arbeit gräbt ihre Furchen auf die Stirn Man steht um kein Kranken- und kein Sterbebett; keine Toten trägt man hinau», und keine Totrnglocke läutet dort mit ihrem ernsten Klang. In ewiger, unverwüstlicher Ju gend, in stet« gleicher Frische und Spannkraft de» Leibe« und der Seele leben dort die Seligen dahin. „ES wird gesäet in Unehre und wird auf erstehen in ^Herrlichkeit." An welchen Mißge stalten des Leibe» hat hier nicht selten schon die Jugend so schwer, an welchen Gebrechen da» Alter noch schwerer zu tragen! Welche trau rigen, ost ekelerregenden Zufälle können über unsern jetzigen Leib heretnbrechen! Welche Schmach muß er sich gefallen lassen, wenn sein Fletsch die Herberge böser Begierden, seine Glie- der die dienstwilligen Werkzeuge der Sünde wer den ! Aber dort — dort wird kein entstellender Zug, keine Verunstaltung, keine Unvollkommen- heit den neuen Leib verunzieren. Im Himmel ist alle» schön, nicht« häßlich. In unverwelk- licher Schönheit werden dort die Seligen prangen, in einer Herrlichkeit, die kein Nage gesehen und kein Ohr gehöret hat und in keine» Menschen Herz gekommen ist. Da» Ziel, dem die höchste Kunst in den vollendetsten Gestalten der Ma- lerei und Bildhauerei hier nur nahekommt, ist dort ganz erreicht. Ohne irgend einen Makel