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Ler Religionsunterricht uns die gesicherten Ergebnisse der Wissenschaft. (Schluß.) Eis Blatt der Bibel scheint freilich auch einen Einbruch ins Gebiet der Naturforschung zu machen: Das erste Blatt. mit seiner Schöpfungsgeschichte. Ja, dieses Blatt ist ebenso ein Wunder wie die Schöpfung selbst. Obwohl der Schöpfungsbericht vor Tausenden von Jahren geschrieben wurde, weicht er doch in keinem wesentlichen Punkte von den Richtlinien ab, die die neuere Naturwissenschaft dem Werdegang der Welt vorzeichnet. Selbst Haeckel muß in seiner „Natürlichen Schöpfungsgeschichte" Bd. I S. 35 bekennen: „Wir können dem großartigen NaturverständniS des jüdischen Gesetzgebers und der einfach natürlichen Fassung seiner Schöp fungshypothese unsere gerechte und aufrichtige Bewunderung zollen." Kern und Stern des Schöpfungsberichtes sind für uns natürlich die Worte: „Gott sprach" und „ES geschah also". Kein zufälliges Spiel der Naturkräfte, kein dunk ler Entwicklungstrieb steht hier im Mittelpunkte der Weltschöpfung, sondern der lebendige Gott. Und dieser Gedanke thront auf Höhen, die keine Wissenschaft erreicht. Aus dem Gesagten folgt: Die gesichertes Ergebnisse -er Naturwissenschaft bedrohen weder jetzt noch in Zukunft den christlichen Glauben oder das Ansehen der Heiligen Schrift. Die vatnrwisseuschastlichen Vermn- tnvgm aber, die wie die Mode« beständig wechseln, haben kein Recht im christliche« Weltbilde und noch weniger ein Recht im Religionsunterricht der Schule. Aber der Religionsunterricht und die ge» sicherten Ergebnisse der Geschichtswissenschaft? Was in der biblischen Geschichte Alten und Neuen Testaments den Kindern geboten wird, gehört der Geschichte an. Die Wissenschaft der Geschichte untersucht es mit ihren Mitteln. Die Frage ist: Bedrohen die gesicherten Ergebnisse der GeschichtSwissesschast das Ansehen der Heiliges Schrift? ES hatte eine Zeit lang den Anschein, als ob er die alttestamevtliches Erzählungen mit l große Kritiker Adolf Harnack läßt das Lukas- der Wahrheit nicht so genau nähmen. Well- I evangelium vor dem Jahre 70 n. Chr. geschrie- hausen und seine Schüler suchten zu zeigen, daß ! den sein, und zwar durch den Arzt Lukas aus das Gesetz nicht von MoseS stamme, sondern ! Antiochia, den Schüler der Paulus. Ist das jünger sei alr die Propheten. Heute ist man I Lukasevangelium alt, so ist eS auch das Markus- zu der Erkenntnis gelangt, daß die Wissenschaft s evangelium; denn dies wurde von Lukas als Wellhausens auf verhängnisvolle Irrtümer ge- I Quelle benutzt. Daß das MatthäuSevangelium gründet war. Die Ausgrabungen in Babylonien, I etwa gleichzeitig mit dem Lukasevangelium ent- Assyrien und Aegypten lehrten uns das alte! stand, wird kaum bestritten. Auch darüber ist Morgenland genaer kennen. Da zeigte sich vor ! volle Einstimmigkeit erzielt, daß dar Johannes- allem, daß ganze Stücke von MoseS Gesetz, also I evangelium spätestens zu Anfang des zweiten von den 5 Büchern MoseS, nicht nur älter sind I Jahrhunderts niedergeschrieben wurde. Wenn als die Propheten, sondern sogar älter als MoseS. I daS Lukasevangelium echt ist, so ist auch die Damit ist der urkundliche Beweis geliefert, daß > Apostelgeschichte echt. ES läßt sich fast mit ein guter Teil des Alten Testaments auf uralte I mathematischer Sicherheit beweisen, daß diese Ueberlieferungen zurückgeht: die Treue deS I beiden Schriften denselben Verfasser haben. In Nlten'TestamentS ist an einer Reihe von Punk- I der Tat ist Adolf Harnack der Meinung, daß ten glänzend gerechtfertigt. I auch die Apostelgeschichte noch vor dem Jahre Auch wider das Neue Testament sind ein- ! 70 n. Chr. entstand. Ebenso wurden in jüng- zelne Vertreter der Geschichtswissenschaft Sturm I ster Zeit die kritischen Urteile über andere neu gelaufen. Sie behaupteten, nur einige wenige ! testamentliche Schriften viel zurückhaltender. Sie Briefe des Paulus seien echte, alte Schriften. ! mußten eS werden : neue Tatsachen kamen anS Alles andere im Neuen Testament seien junge ! Licht, die den Inhalt dieser Schriften bestätigten. Dichtungen, von griechischen Philosophen zum I So sehen wir: die Angriffe, die die GeschichtS- Preise Jesu ersonnen, Schriften, anS denen man I Wissenschaft auf die Bibel unternahm, wurden kaum Sicheres über Jesu Leben und Jesu Pre- ! abgeschlagen. Mehr noch: die GefchichtSWiffeu- digt entnehmen könne. Aber auch hier ergeben I schäft liefert heute treffliche Waffeu zur Ber- die neuesten Forschungen überall, daß die Hei- I tei-igung der Bibel. lige Schrift gute geschichtliche Kunde bringt. I So braucht der evangelische ReligionSunter- .Man vergleicht jetzt die Evangelien mit den I richt von der Wissenschaft sich keine „Ergebnisse" jüdischen Schriften, mit dem Talmud. Dabei I aufdrängen zu lassen. Er steht aus dem Fel- zeigt sich deutlich, daß JesuS in den Evangelien I sengrunde der Bibel. Ihn auf „Ergebnisse" der bei aller Betonung seines göttlichen Seltstbe- I Wissenschaft gründen, hieße ihn auf den Flug- wußtseinS doch als Jude unter Juden dargestellt l sand menschlicher Meinungen bauen. Davor wird. Können da die Evangelien als junge I bewahre Gott unsre Schulen — Lehrer und Dichtungen griechischer Philosophen betrachtet Kinder! werden? Nein. Kein Heide nahm sich die (AuS dem 2. Flugblatt der Eogl.-luth. Mühe, die jüdische Welt Palästinas genauer I SchuloereinS.) kennen zu lernen. Wenn diese Welt in den Durch ein Berseheu ist die Notiz über Evangelien genau geschildert wird, so liegt gute, -ev Evangelischen Schulvtrti« in -er letzten treue Ueberlieferung vor. Aber daraus ergibt No. tv -en Artikel Mit hinein, anstatt a« sich dann, daß die Evangelien sehr alt sind. Der I -en Schlaft -eSfelbe« gekommen. Zur Einführung in das LaudeSgefangbuch. i) KaSpar BituemavN, geboren 1540 zu Nürnberg, gestorben 1591 zu Altenburg, ward von Kaiser Maximilian I. infolge seiner Kennt nis der griechischen Sprache als Dolmetscher mit einer Gesandtschaft nach Griechenland geschickt und nannte sich von da an Melissander (griech. Uebersetzung von Bienemann). 1570 ward ihm von Herzog Johann Wilhelm von Sachsen- Weimar die Erziehung feiner Söhne anvertraut, doch entließ man ihn nach dem Tode deS Her- zogS als zur Partei der Flacianer gehörig (1573). Fünf Jahre später wurde er Generalsuperinten dent zu Altenburg. Zur Losung seiner Lebens hatte er sich erwählt: Llortuus, en vivo (als der Sterbende und siehe, ich lebe I) Als Lieder dichter ist er besonders bekannt durch das glau- benSinnige Lied: „Herr, wie Du willst, so schick- mit mir" (Nr. 587). §) CyirakuS Schueegatz, Dichter des Liedes „Dar liebe neue Jahr geht an" (Nr. 54) und anderer im Ganzen 73, zum ersten Teil Psalm umdichtungen, geboren 1546 zu Busfleben bei Gotha, gestorben 1597 als Pfarrer und Adjunkt zu Friedrichroda in Thüringen. Als gründlicher Kenner der Musik veröffentlichte er auch meh rere Schriften für den Musikunterricht in den Schulen. k) Johann Steuertet«, geboren 1546 in Schmalkalden als Sohn des luth. Predigers KaSpar St. daselbst. Nach juristischem Studium war er erst Stadtschreiber in Wasungen und starb 1613 als Stadtschultheiß in Meiningen. Er hatte die ganze Bibel in deutsche Reime ge bracht und deshalb von Rudolf II. die Dichter- kröne erhalten. Von seinen Liedern hat sich das Neujahrslied: „Das alte Jahr vergangen ist" (Nr. 62) bis heute jm Gebrauch erhalten. (Fortsetzung.) i) Martin Moller geboren 1547 zu Lieg- nitz (jetzt Kropstädt) bei Wittenberg, 1568 Kan tor in Löwenberg in Schlesien, 1572 Pfarrer in Kesselsdorf, dann DiakonuS zu Löwenberg, 1575—1600Pfarrer in Sprottau, in den letzten 6 Jahren seines Lebens Pastor prim, zu Görlitz, wo er nach vorheriger völliger Erblindung 1606 starb. Er war ein bedeutender asketischer Schriftsteller, ein Mann kindlichen Glaubens und Gebetes. Obwohl ein treuer Lutheraner, wurde er doch als „Calvinist und Sakramentiner" heftig angegriffen. Als Losung seines Lebens hatte er erwählt: Memento mori (Denke an deinen Tod!) Wie ernst er eS damit meinte, beweist sein herrliches Buch „Heilige Sterbekunst". AIS christlicher Sänger erwies er sich in guter Wiedergabe lateinischer Gesänge, wie auch in Originalliedern: „Nimm von uns, Herr, Du treuer Gott" (Nr. 518) u. a. In unserem Ge sangbuch wird ihm auch daS Lied Nr. 308: „Ach Gott, wie manches Herzeleid" zugeschrieben, aber mit einem Fragezeichen. Jedenfalls steht eS in MollerS „Gedanken der heiligen Väter", 1584. Das Lied 633: Hilf, Helfer, hilf in Angst und Not, unter dem im Gesangbuch N. Selneckers Name steht, soll nach anderen Hym- nologen auch von Moller gedichtet sein. lc) Johann Papp«-, geb. 1549 als Sohn deS BürgermesterS in Lindau, studierte zu Straß burg und Tübingen, ward bereits 1569 Vikar in Reichenweyer .bei Colmar, ein Jahr darauf nach Straßburg berufen und mit hebräischen Vorlesungen an der Universität beauftragt, später theologischer Professor und Pfarrer am Münster. Als solcher war er bestrebt, die schweizerisch ge artete Straßburger Reformation lutherisch um- zuprägen und die Herzen zur Annahme der Kon- kordtenformel zu gewinnen. Der Magistrat trat aus seine Seite und wählte ihn 1581 zum Prä sidenten des KirchenkonventS, in welcher Stellung er noch 29 Jahre wirkte und eine Ktrchenordnung verfaßte. Er starb am 13. Juli 1610. Don seiner poetischen Begabung zeugt daS Lied: Ich hab mein Sach' Gott heimgestellt. (Gesangbuch Nr. 636) l) Martin RutiltvS, Dichter deS Büßliedes Nr. 339: „Ach Gott und Herr, wie groß und schwer", ist geboren 1556 in Düben bet Bitter feld (Provinz Sachsen) als Sohn einer Prediger« und der Tochter von Georg Rörer, der Luthers Gehilfe bei der Bibelübersetzung gewesen war, kam als DiakonuS 1586 nach Weimar und starb daselbst als ArchidtakonuS am 18. Januar 1618. m) Martin Behm (Behemb der Böhme), geboren am 16. September 1557 zu Lauban in Schlesien. Sein Vater war Voigt oder Stadt hauptmann am dortigen Rate. Nach Besuch der Schule in seiner Vaterstadt zog er wegen teuerer Zeit und um des großen Sterbens willen mit dem kaiserlichen Leibarzt Or. Fabricius, seinem Onkel, nach Wien, wo er 2 Jahre lang Kinder unterrichtete. Danach bezog er die Uni versität Straßburg. 1581 wurde er Baccalau- reuS an der Schule zu Lauban, dann DiakonuS. 158« Oberpfarrer. Gr starb den 5. Februar 1622. Wir haben von ihm daS Epiphaniatlied „O König aller Ehren" (Nr. 7V), die Morgen- lieber: „DaS walt Gott Vater und Gott Sohn" (Nr. 447) und „O heilige Dreifaltigkeit" (Nr. 460), das FrühlingSlied: „Wie lieblich ist der Maien" (494) und daS Eterbelied: „O Jesu Christ, mein'S Lebens Licht" (651). ll) Philipp Ntrolai wurde am 10. August 1556 als Sohn einer Predigers in Mengering.