daß zu dem steigenden Aufwand des Deutschen Reiches auch der über 50 Millionen betragende direkte Reichs znschuß für die Alters- und Invaliditäts-Ver sicherung gehört. (Seit Bestehen der Altersversicherung Millionen direkter Reichszuschuß!) Wo ist ein anderer Staat, der Gleiches aus dem allgemeinen Staatscinkommen zugunsten einer Klasse, der Arbeiter, leistet? — Für die Form der neuen indirekten Belastung ist die Nationallibcrale Partei nicht verantwortlich. Alle ihre Anträge, die eine ausgleichende, die mittleren Betriebe schonende Behandlung zum Ziele hatte«, sind vom neuen Block uieder- gestimmt worden. Ihr, der Nationalliberalcn Partei ist cs anerkannter maßen zu danken, daß die für viele gewerbliche Existenzen des Mittelstandes verhängnisvolle Parfümsteuer (Seifen, Haarwasser usw.) zu Fall kam. Sie hat nicht für die Erhöhung des Kaffee- und Teezolls und Nicht für die Zündwarensteuer ge stimmt. Sie war Nicht einverstanden mit der ganz ungeheuerlichen Begünstigung der großen Schnapsbrenner, auf deren Vorteil ganz allein die neue Branntweinsteuer zugcschnittcn ist. Der ««abänderliche Grundsatz der National liberalen Partei war: Wenn schon eine höhere Be steuerung der Hauptgenußinittel (nicht eigentlicher Lebens- mütel) unumgänglich war, so mußte auch eine direkte, allgemeine Besteuerung der besitz enden Klasse platzgrcifen. Das verlangte die Gerechtigkeit. Die Konservative Partei hat durch ihe unbestritten vom Bunde der Landwirtediktierte, von den denkbar selbstsüchtigsten Beweggründen geleitete Steuerpolitik die Gerechtigkeit ausgeschaltet. Sic hat cs meisterhaft verstanden, den Großgrund besitz und den hohen Adel vor einer Probe auf die agrarische Reichsopferwilligkeit zu behüten. Und das verlangt noch Dank! Das hofft wohl gar bei den sächsischen Landtagswahlen belohnt zu werden!! Landtagswähler! An uns in Sachsen ist es, die rechte Antwort zu geben! Wer sieht es nach all den Beweisen der Zersplittcr- ungsfähigkeit und Sondcrtümclei, die das deutsche Bürgcr- tnm seit den großen Tagen nach 1870 gegeben, nicht ein, wie notwendig es ist, unsere politischen Anschauungen endlich auf große Gesichtspunkte einzustcllen? Wieviel nutzbare Kraft geht verloren im kleinlich politischen oder wirtschaftlichen Jnteresscnkampf! Ist es nicht bezeichnend für diesen Mangel an politischer Gesichts weite, daß der Führer der sächsische» Mittelstands vereinigung in einem dem konservativen „Vaterland" bci- gclegten Flugblatt verkündigen konnte: „Die Lage der Dinge ist geeignet, alle ernsten Männer im Lande der Konservativen Partei näherzubringcn!"? Ist das nicht ein Spott auf die Stimmung des Volkes und auf offen kundige Tatsachen? Lernen wir doch endlich groß denken! Die Konservative Partei bedarf der Stärkung nicht. Sie hat an der Regierung und an der Ersten Kammer Rückhalt genug. Die zweite Kammer soll eine Volks kammer seiu. Sie kann es nur seiu mit einer liberalen Mehrheit. Das ist unser Ziel! Unter dem Ansturm der Sozialdemokratie von links, unter der reaktionären Politik von rechts ist eine starke liberale Mittelpartei not wendiger als je. Was sollen uns frcikonservativc, halbkonservatirc Gebilde oder gar „unpolitische" wirtschaftliche Vereinigungen nützen?! Landtagswähler, tretet ein in Stadt und Land nnr für die Kandidaten der Rationalliberalen Partei! Der Uatwliailibcrnic Lau-esverein für das Königreich Sachsen. Verlag der Geschäftsstelle des Nationallibcralen Landesvereins für das Königreich Sachsen in Leipzig, Gustav Adolf-Straße v. VerauIwvriNch. Generalsekretär vr. Westenberger, Leipzig, Gustav Adolf. Straße 8. Druck von L'är L Hermann, Leipzig.