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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.09.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190909075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-09
- Tag 1909-09-07
-
Monat
1909-09
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.09.1909
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fretgelassen und konnten per Bahn nach Deutschland zurückkehcen. Li- Havarie de- L-«kballo«s ^«4pub»tchue" Der Unfall de« französischen Militärbollon- „Republique" gestaltete sich schwerer, als die ersten Meldungen vermuten ließen. Entflohen, wie man anfangs zu berichten wußte, ist er aber nicht. Nach dem da« vom Wind abgetriebene Luftschiff bei Precy, 25 Kilometer von NeoerS, mit Hilfe einiger Felo- arbeitet gelandet war, ließen die Offiziere den Ballon au einem Baum verankern. Hauptmann Bois hoffte, eine Notreparatur vornehmen und abends noch NeoerS erreichen zu können. Aber jeder Windstoß hob den Ballon empor und schleuderte ihn gegen den Baum. Dabei wurden die wichtigsten auS Metall bestehenden Teile und die Gondel verbogen und allmählich derart beschädigt, daß ein Ent- weichen deS Luftschiffes, rrie das der .Patrie-, zu befürchten war. Die Offiziere entschlossen sich endlich, den Ballon zu entleeren. Hülle und Gondel wurden mit der Eisenbahn nach ChalaiS- Meudon zurückbesördert. In französischen Armee- kreisen hat die schwere Havarie und noch mehr der Umstand, daß der Ballon bei keineswegs stürmischem Wetter so schwer beschädigt wurde, tiefen Ein- druck gemacht. Die Gegner deS Lebaudyschen Systems drängen die Regierung immer lebhafter zur Ausschreibung eines Wettbewerb-, um einen neuen krieg-brauchbaren Ballon-Typ zu gewinnen. König Eduard- Rückkehr aus Martenbad. König Eduard traf am Sonnabend au seiner Rückfahrt von Marienbad wieder in London ein. Aus Marienbad wird gemeldet, König Eduard sei außerordentlich befriedigt von dem Resultate seiner Kur und habe den Badearzt Dr. Olt aus einige Tage im kommenden November zum Besuch nach Sand- ringham eingeladen — „wo ich gerne meine persön lichen Freunde um mich sehe und mich nicht an die Hofetikette von Windsor zu binden brauche." Der König hat Dr. Ott autorisiert, bekannt zu machen, daß er nach gründlicher Untersuchung seine« hohen Patienten die Erklärung abgeben könne, der König erfreue sich der besten Gesundheit. „In jeder Be ziehung ist sein Gesundheitszustand dem eines zehn Jahre jüngeren Mannes zu vergleichen. Die Kur war von großem Erfolg begleitet." Der Streik in Schwede«. AuS Stockholm, 4. September, wird gemeldet: Heute wurde eine Proklamation der Streik leitung an die Arbeiterschaft veröffentlicht. Darin wird bekanntgegeben, daß die Beschränkung deS allgemeinen Ausstandes auf den Status vor August beschlossen worden ist. Gleichzeitig wird den Arbeitern, die nun die Arbeit wiederaufnehmen können, der Dank für das, was sie in dem Kampfe eingesetzt haben und für ihre Ausdauer ausgesprochen. Man rechnet damit, daß etwa 100000 Streikende die Arbeit am Montag wieder aufnehmen werden. Die Zahl derer, die im Streike verharren, wird auf 120000 geschätzt. Hierzu werden auch die Mit glieder deS Typographenoerbandes gehören, dessen Borstand bekanntgibt, daß seinen Mitgliedern das Recht zur Aufnahme der Arbeit noch nicht wieder eingeräumt sei. Eine andere Meldung lautet: Ob gleich die Streikleitung die Wiederaufnahme der Arbeit erst für Montag angekündigt hat. ist die Arbeit in einer Anzahl von Betrieben bereits am Sonnabend wieder ausgenommen worden. Unter anderem hatte sich die gesamte, 1200 Mann starke Arbeiterschaft der Telephonfabrik Eriksson zur Arbeit eingefunden. Bei mehreren Arbeitgebern, welche dem schwedischen Arbeitgeberverbande angehören, wird die Arbeit gleichfalls am Montag wieder ausgenommen werden, trotzdem der Streik hier fortgesetzt werden sollte. «nlay Hafid macht K-rtschritte. In Fez wurde unter Salutschüssen verkündet, daßMulay Haftd in Tada zum Sultan proklamiert worden sei und daß das angrenzende Gebiet der Gibiata sich ihm unterworfen habe. Sächsisches. Hohe»ftei«-Er«ftthal, 6. September W-ttsr»»ra«-sage der Kvutgl. Sächs. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Kür Dienstag t Wweftwind, wolkig, kühl, zeit, weise Niederschlag. 7. Septemberr Tagesmittel -s-13,9°, Maximum -s-18,0", Minimum -j-9,4*. — Herr Bürgermeister D r. Patz ist vom Ur laube zurückgekehrt und hat die Leitung der RatSge- schäfte wieder übernommen. — Herr AmtShauptmann Freiherr o. Welck ist von seinem Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte der Königlichen Amtshauptmannschaft wieder übernommen. — Anläßlich ihre« 100 jährigen Jubiläums hat König Fri e dri ch A u g v st der .S chw ar- zen Brigade" als besonderes Abzeichen am Tschakozierat das von ihrer Stammtruppe in rühm- vollen Zeiten getragene historischeJägerhorn verliehen. Er ist für alte Soldaten vielleicht von Interesse, zu erfahren, daß unser Stadtmuseum eine sehr alte Mütze dieser Truppe bewahrt, die neben der Nummer der Kompagnie dieses Jägerhorn trägt. Diese alte Soldatenmütze hat die ehemals übliche spitze Form. — Im Anschluß an eine Notiz in Nr. 203 unserer Zeitung geht uns von der Verwaltung de- Bahnhof- Hohenstein-Ernstthal eine Mitteilung zu, in der zu unserer Freude konstatiert wird, daß die Etsenbahnverwaltung nach Möglichkeit ge g e n den Vertrieb schädlicher Pretzerzeugnisse innerhalb der Bahnhöfe vorgeht und daß deshalb seit einiger Zeit die bekannten Hefte derSchun d-usw. Literatur au« dem Buch- und Zeitungsverkaufs» stände deS hiesigenBahnhosSoerschwun- den find. — Durch eigene Unvorsichtigkeit beim Bedienen einer elektrischen Wäschemangel in der Moltke- straße schwer verunglückt ist am Sonnabind die Ehefrau des Wirkers Sch. AIS sie während des Ganges deS Motors sich an der Mangel zu schaffen machte, ward ihr der Kopf gegen einen Stützbalken gequetscht und ein Teil der Kopfhaut mit dem Ohr loSgerissen. Die schwere Verwundung machte die Ueberführung der Verunglückten nach dem Zwickauer Krankenstift nötig. Der Motor der Mangel ent wickelt nur geringe Kraft und auch der Riemen liegt lose auf, sodaß die Mangel sofort zum Stehen kam, sonst hätte die Frau jedenfalls ihr Leben ein- gebüßt. — Einen bedauerlichen Unfall erlitt gestern auf der König Albert-Straße ein Schul- m ä d ch e n, als es im Begriff war, einen Kinder- wagen aus dem Hause heraus einige Stufen herab auf die Straße zu fahren. Der Kinderwagen stürzte um, ohne daß aber da- Kleine irgendwelche Ver letzungen erlitt, während das Mädchen beim Sturze den Arm brach. —i JnplötzlicheTrauer versetzt wurde gestern nachmittag eine auf der König Albert-Straße wohnende Familie Sch., indem daS Familienober. Haupt, ein in den 50er Jahren; stehender Maschinist, plötzlich von einem Herzschlag ereilt wurde, der sei nem Leben ein jäheS Ziel setzte. — Beim Turnen verunglückt ist am Sonnabend in der Halle des Altstädter Turnvereins der Zögling N. Bei einer Uebung am Reck glitt er ab und zog sich beim Sturze einen Armbruch zu —i Bet dem Spazierritt eines jungen Mannes kam gestern daS Pferd auf dem Neumarkt bei einem Absatz zum Stürzen und schleuderte den Retter kopfüber auf das Straßenpflaster. Glücklicher weise hat der Sturz Roß und Reiter keinen nennens- werten Schaden verursacht, sodaß beide nach kurzer Unterbrechung ihren Weg weiter fortsetzten. —i Die hiestgen Teschin-Schützen unter- nahmen gestern mittag einen Familienausflug nach dem Mineralbod, der trotz der ungünstigen Wittcr- ung eine zahlreiche Teilnahme zeigte. — Auch unter nahm die Riege „Eichen kränz" des Altstädter Turnvereins gestern eine Turnfahrt nach dem Herr- lichen Zschopautal. — Infolge einer Deuunz'ation ward von feiten deS StaatSanwaltS die Wiederausgrabung der Leiche eines etwa 5 Wochen alten Kinde» eine» hiestgen Fabrikarbeiter« veranlaßt, da« auf dem TrinitatiS-Friedhofe begraben war. Die gericht«- ärztliche Untersuchung, die Ende voriger Woche statt- fand, scheint aber nicht« Belastende« ergeben zu haben, e« dürste tatsächlich nur eine auf alberne Redensarten basierende Vermutung Vorgelegen haben. —i Ein größerer Menschenauflauf entstand am Sonnabend gegen abend auf der DreSdnerstraße, oberhalb der Neustädter Friedhöfe durch einen be- trunkenen Gelegenheitsarbeiter von hier, der sich den dortigen Straßengraben al« Ruhestätte ausgesucht hatte. Aergerlich über Kinder, die ihn in seiner Ruhe störten, machte der Betrunkene in rohen Worten seinem Aerper Luft und bedrohte dieselben mit dem Messer. Auch warf er große Steine unter die Kinderschar, sodaß e« als ein Wunder zu be, trachten ist, daß niemand verletzt wurde. Einige hinzukommende Männer brachten den Radaubruder schließlich zur Ruhe. — Die Eigentümlichkeit der gegen- wärtigenWitterung spiegelt sich in den von der Landeswetterwarte regelmäßig veröffentlichten statistischen Mitteilungen über die mittleren Nieder- schlagsmengen in den 50 Flußgebieten Sachsens wider. Danach haben in der letzten Dekade des August fast alle Flußgebiete des Lande«, die link« derElbe liegen, vor allem dar Erzgebirge und Vogtland, be trächtliche Regenfälle gehabt, so daß die Plusabweichungen von den Normalwerten bi« zu 30 Prozent (Zwotau) betragen; während daS Elb- talfast ohne Regen blieb und in den Gebie ten der Lausitz bezw. ostwärts der Elbe anhaltende Trockenheit herrschte, die Abweichungen von der Nor- malen bi« zu 19 Prozent (Kirnitzsch) zeitigte. — Gegen den LehrlingSmangel hat eine Obermeisteroersammlung der KreiShauptmann- schäft Bautzen Stellung genommen und eine Reso- lution beschlossen, in der dieBitte enthalten ist, daß Vie Regierungen zur Abhilfe de« LehrlingSmangel« im Handwerk und deS damit verbundenen Gehilfen mangels eine Summe von jährlich 1 Million Mark den Gewerbrkammcrn zur Verfügung stellen möge zur Unterstützung würdiger und bedürftiger Hand- werkSlehrllnge bezw. deren Eltern. — Ein Gerichtsvollzieher muß die Siegel marken so anbringen, daß sie dritten Perso nen sichtbar sind. Einer HandwerkSfrau in Plauen war die» sehr fatal. Sie ließ sich verleiten, die Marken abzulösen und an weniger auffallenden Stellen anzubringen. Damit hatte sie sich des Siegel bruchs schuldig gemacht, sür den sie mit drei Tagen Gefängnis bestraft wurde. — Die Ziehung der 9. Geldlotterie deS Meißner Dombauvereins findet vom 16. bis 21. September statt. Es kommen 10 033 Gewinne und eine Prämie, zusammen mit 192 500 Mk zur Verlosung und Auszahlung. Da die Nach- rage schon sitzt eine sehr rege ist, so liegt es im Interesse eines jeden Sptellustigen, sich beizeiten mit einem Meißner Los zu versorgen, da dieselben kaum bis zur Ziehung ausreichen werden. Lose kosten je 3 Mk. und find bei den Kollekteuren der Sächsischen LandeS-Lotterie und in den durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen zu haben. —i Oberlungwitz, 6. Sept. Der Ausbau der hiesigen Wasserleitung macht recht erfreuliche Fortschritte. Gegenwärtig ist der 400 Kubikmeter äffende Hochbehälter, der auf dem Gutsbesitzer Mo- heL'schen Grundstück auf der Kirchberg-Erlbacher Sette gelegen, fertiggestellt. Mit dem Legen der HauSanschlüffe ist man noch beschäftigt, auch wird noch auf dem sogenannten Steinberg au der Nutzun- gerstraße ein kleinerer Hochbehälter erbaut, von wo au- dann die Nutzung mit Wasser versehen wird. Der Aufwand für die Leitungsanlage, die bi« 1. Novmber fertig sein soll, dürfte sich auf ungefähr 135 000 Mk. belaufen, die gesamten Kosten, Schür- fungen mit inbegriffen, auf ca. 200 000 Mk. — Lichtenstein, 4. Sept. DaS Stadtoer ordnetenkollegium faßte in nichtöffentlicher Sitzung den Beschluß, einem seitens der städtischen Beamten längst gehegten Wunsche nunmehr zu entsprechen und au-wärt» verbrachte Dienftjahre in Anrechnung zu bringen. — Burgstädt, 4. Sept. „Fall'» Sie nicht in den Briefkasten" lautete die bekannte schnoddrige Bemerkung der schadenfrohen Zuschauer, al» in Göpper»dorf eine Frau — zwar nicht hin eingefallen war — so doch bi- Hand nicht mehr au» dem Briefkastenschlitz zu ziehen vermochte, und nun gefesselt und hilflo» lange Zeit da stand, bi» ein StephanSjünger sie au» der Zwangslage durch Oeffnen de« Kastens und Hilfe von innen heraus befreite, indem er den Ring löste, der sich in einem dort angebrachten beweglichen Drahtstifte gefangen hatte. Wer wird aber auch so tief htneingreifen l — Burkersdorf bei Burgstädt, 5. Sept. Hütte nacht wurde der Sohn de« Herrn Kohlen- Händler« Findeisen auf dem Wege vom „Goldenen Löwen" bis zum Cafe Graupner von noch un bekannten Tätern gestochen. Er konnte sich noch bis zum Caf6 schleppen, wo er zusammenbrach. Ec hatte einen tiefen Stich in die linke Brustseite erhalten, auch wieS die linke Hand Stichwunden auf. — Chemnitz, 6. Sept. Heute früh ist die 31jährige Fabrikarbetlersehefrau Z. von der Matthe«- straße gestorben, die beim Feueranmachen infolge Explodierens der Petroleumkanne schwere Brand wunden am Unterkörper erlitten hatte. — Stollberg, 4. Sept. Sein 60jährige« Bürgerjubiläum feierte hier der Webermeister Weh ner. Der Jubilar wurde vom Rate beglückwünscht, außerdem erhielt er ein Geldgeschenk überreicht. — Markneukirchen, 4. Sept. Das Gast- Haus von Emanuel Müller im benachbarten Schün- bach ist niedergebrannt. Gleichzeitig wurde auch das Zsllgebäude ein Raub der Flammen. — Olbernhau, 5. Sept. Gestern Nacht herrsch» eine derartige Kälte, daß die Wäsche auf den Bleichen vollständig gefroren war. — Zwickau, 6. September. Wie die „Zwick. Zig." berichtet, ereignete sich am Sonntag vormittag auf dem .Wilhelmschacht II" eine Explosion schla gender Wetter, wodurch zwei Bergleute getötet wur den, während einer schwere Verletzungen erlitt. — Zwickau, 4. Sept. AuS Dresden kommt die Nachricht, daß Oberschulrat Professor Or. Erler verschieden ist. Der Verstorbene, der nach seiner Pensionierung im Jahre 1891 nach Dresden über siedelte, war seit Ostern 1871 Rektor des Zwickauer Gymnasiums und hat es verstanden, durch sein schlichte« Wesen und seine herzgewinnende Art sich die Liebe aller derer zu sichern, denen e« vergönnt war, zu den Füßen dieses prächtigen ManneS zu sitzen. Die vielen Hunderte von Schülern, die unter seiner Lei- tung da« hiesige Gymnasium besuchten, haben stets mit inniger Liebe und Dankbarkeit an dem alten Herrn gehangen und werden ihm auch nach seinem Tode ein treues Gedenken bewahren. Or. pdil-Mox Erler war am 20. Januar 1826 in Radeberg ge boren. 20 Jahre war er Rektor am Gymnasium in Zwickau und trat Michaelis 1891 al« Oberschul rat in den Ruhestand. — Werdau, 4. Sept. An einem verletzten Tage suchte ein von seiner Ehefrau getrennt lebender jüngerer Handarbeiter aus Bayern die Frau an ihrer Arbeitsstelle auf, und prügelte sie, da sie von ihm nichts wissen wollte, im Arbeitssaale einer Fabrik tüchtig durch. — Leipzig, 4. Sept. Die heute hier been dete EngroSmesse zeigte schwache Tendenz. Der Zu spruch der Käufer war geringer al« sonst. Die Kauf lust war schwach. Ausländer waren nur wenige an wesend. Von der Jnlandrkundschaft fehlten Grossisten und Warenhäuser. Relativ gut verkauft wurden Sreingutartikel, Metallwaren- und LuxuSporzellan- seroice« und besser gekleidete Puppen. Die meisten Aussteller sind mit keineswegs hochgespannten Er- wartungeu nach Leipzig gekommen, herrscht doch gegenwärtig immer noch gerade in den auf der Leip ziger Messe vertretenen Branchen eine nicht gerade erfreuliche Konjunktur. Bei den Firmen, die nicht viel Neuheiten zu bieten vermochten, hat die pessi mistische GeschäftSsttmmung recht behalten. Der Ge- Krimlei« Chef. Bon Hanna Aschenbach. 14) (Nachdruck verboten.) Er findet Evas Vorgehen unerhört, nennt es Vertrauensmißbrauch, ja Betrug und freut sich dabei unsäglich, sie ein wenig von ihrer stolzen Höhe herabsinken zu sehen. Und wie er in diesem Gedanken schwelgt als in einem schwer errungenen Triumph, wird es ihm wann und wärmer ums Herz. Das unfehlbare Fräulein Chef hat auch eine Schwäche, eine verhängnisvolle sogar, die zu recht häßlichen Konsequenzen führen kann. Sie hat sich diese nicht klar gemacht, das weiß er wohl, aber die Tatsache besteht und rückt sie ihm näher. Und da blitzt ein toller Gedanke in seinem Hirn auf, eine Vision, die blitzartig vorübergleitend in seinem Herzen einen wahren Orkan der Leidenschaft ent fesselt. Er steht Eva Treuberg gedemütigt, den stolzen Nacken gebeugt, die kühlen, selbstsicheren Augen schuldbewußt zu Boden gesenkt, und da reißt er sie an sein Herz und küßt den herben, den eigensinnigen Mund, küßt ihn wieder und wieder. Er bleibt unwillkürlich stehen und breitet die Arme aus. Sein Begleiter betrachtet ihn mißtrauisch. Wahrhaftig, dem schien der Champagner ver hängnisvoll geworden zu sein! Und sah doch so triickfeft/ auk mit der scharsen Tiesquart über der linken Wange. Na und auch sonst schien nicht gut Hausen mit dem norddeutschen Recken. Daß er das Fräulein Chef derart verkannte, würde er, Claus Steffens, ihm,— innerlich — nie verzeihen, das stand bombenfest. Und was er bloß gegen die Lena hatte! ZU der Tatsache, daß das reizende Geschöpf ein gerngesehener Gast der ersten Gesell schaft sei, hatte er ein Gesicht geschnitten, als habe er Tinte getrunken. Was das ihn bloß anging! Wahrlich, hinter der hochgewölbten, auffallend edel geformten Stirn, die dem blonden Männertops solch bedeutendes Gepräge gab, schien ein ganz erbärm lich kleinlicher, hochmütiger Geist zu wohnen. Schade darum! Soweit ist der Korrespondent ungefähr mit seinen Reflexionen gekommen, als er an seiner Wohnung angelangt seine Hand ergriffen fühlt und ansschpuend einem tiefen warmen Blick aus den tiefblauen Münneraugen begegnet, vor dem alle eben gefaßten Vorurteile die Flucht ergreifen. „Nichts für ungut, Herr Steffens. Die Neu heit der Verhältnisse geht mir etwas auf die Ner ven. Aller Anfang ist schwer! Und nicht überall regiert ein Fräulein Ches. Aber schließlich — auch Herkules hat am Spinnrocken gesessen, und Pro- turazeichnen ist doch noch eine würdigere Beschäf- lig»mg. Also nichts für ungut — und angenehme Ruhe!" 5. Kapitel. Claus Steffens blickt der straff aufgerichteten Gestalt nach, die sich mit gleichmäßig festen Schrit ten entfernt. „Dem habe ich unrecht getan. Einem, der zu viel in der Krone hat, gehorchen die Beine nicht so stramm. Donnerwetter, ist das ein Mann! Das Rauhbeinige, Zerfahrene paßt unbedingt nicht zu der Figur. Am Ende —" von einer plötzlichen Erkenntnis erlelrchtet schlägt sich der grübelnde Mann so energisch gegen die Siim, daß der Zy linder einen Ruck nach rückwärts bekommt und von der blanken Fläche des Hinterkopfs — der brave Korrespondent hatte im Kampfe des Lebens weid lich Haare lassen müssen — abrutscht. Sich mehr fach überschlagend, sucht er sich ein NiMiges Plätz chen im feuchten Straßenschnee, der ihn überall auf- ntmmt rmd mit weichen Armen umfängt. Ganz zerknirscht Uber das Resultat seiner allzuheftigen Beweisführung wirft der Besitzer der treulosen Angströhre noch einen ängstlichen Blick auf die zum Glück wohlverhüllten Schlafstubcnfenster im leisten Stock, dann setzt er befreit ausatmend dem lFlüchtling nach. Doch ö Weh! übel ist der stolzen Manncszierde der kurze Freiheitstraum bekommen! Beschmutzt, verbeult, durchweicht präsentiert sich das klägliche Korpusdelittt den entsetzten Augen seines Herrn das blasse Gespenst der Furcht in dessen Hel denbrust entfesselnd. Wie sollte er es wagen, vor den Augen seiner gestrengen Ehehälfte zu erscheinen? Ihrem Jnqui- sitorblick entging so leicht nichts. Was aber konnte sie nicht alles denken, wenn sie seines Hauptes Schmuck in diesem Zustand entdeckte? Sie besaß ohnehin solch blühende Phantasie. Ein anklagender Blick ans den bebrillten Augen sucht den gestirnten Nachthimmel, ein Blick, der Bände erzählt: Ehe stand — Wehestand! Eifrig werden Taschentuch und Bartbürstchen in Bewegung gesetzt, die arg zugcrichtete Angst röhre präsentabel zu machen, denn sie in dieser Verfassung Frau Linas Blicken auszusctzcn — nie! Lieber barhäuptig im Durchzug der Straßenecke sich den Stockschnupfen holen mit seiner verlockenden Aussicht auf ungezählte Tassen süßen Fliedertees und turmhohe Federbetten, als in dem Busen der Frau, deren Herr er sein sollte, den Verdacht zu erwecken, als hätte er in der Trunkenheit Bekannl- chaft mit dem Straßengraben gemacht. Endlich hat der Unglückshut Aussicht, unbe anstandet Revue passieren zu können, endlich kann der Wackere die Klingel ziehen. Minuten verstreichen. Der Wartende präpariert eine wiedersehensfreudige Miene, obschon die sparsame Stadtverwaltung die Laternen bereits verlöscht hat, und der im Kalender angekündigte Mondschein ebenfalls streikt. Endlich öffnet sich droben ein Fenster, die bizarren Um risse eines papillotengcspickten Frauenhauptcs wer- >en sichtbar, und dazu ertönt eine Stimme in solch mrchdringcnden Gutturaltönen, daß der uneinge weihte Zuhörer unwillkürlich fragen würde: „Wo ist der Wachtmeister?" Unser guter Claus Steffens hat die Lösung dieses Vexterrätsels längst jenem Blatt seiner Lebenserfahrungen einverleibt, welches das Motto trägt: .„Der Wahn ivar kurz, die Reue ewig lang." Da er aber einer von denen ist, die ihr Haus kreuz mit Grazie zu tragen wissen, so beeilt er sich auch jetzt, das polternde: „Findest Du Dich auch endlich heim, alter Nachtschwärmer?" zu ignorieren. „Bitte, liebes Linchen, laß mir den Schlüssel herunter," sagt er freundlich. „Aber erkälte Dich nicht, es ist sehr frisch." Seine holde Ehehälfte lacht spöttisch auf, während sie das Unterpfand ihrer Herrscherwürde an einer Leine in die Tiefe läßt. - „Ach, wie fürsorglich! Scheinst ja ein saubere- Gewissen zu haben! Na warte, komme mir nur erst unter die Augen, da werden wir gleich sehen, was die Glocke geschlagen hat." Der Gatte hüstelt verlegen, während er des Haufes Schlüssel, den er nur für die flüchtigen Mi nuten des Türöffnens in die Hände bekommt, ehr- urchisvoü in Empfang nimmt. Droben fliegt das Fenster mit lautem Krach zu. Er muß sich beeilen, denn nichts haßt Lina, die teure, grimmiger — und sie haßt mancherlei an ihm — als auf ihn warten zu Müssen. Und während er hastig öffnet und wieder schließt und, ich der Schuhe entledigend, auf den Zehenspitzen ,ie Treppe emporklimmt — seine Frau wünscht es o aus Rücksicht auf die Mitbewohner des Hauses, vährend sie selbst sich in ihren äußerst geräusch vollen Bewegungen natürlich nicht den geringsten Zwang auferlegt — hält er inimer den Schlüssel est umklammert. Ach, einmal den Mut haben, das Wahrzeichen der Hausherrnwürde zu vertei- >igen; einmal beweisen, daß er ein Mann ist trotz der jahrelangen Fügsamkeit unter ihre Herrschsucht um des lieben Friedens willen; einmal ihr den Fuß auf den Nacken setzen, ihr, die sein häusliches Leben zum Martyrium gemacht. (Forts, folgt.)
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