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Amtsblatt für W Unit!. Mstttlcht mb Sm ZtMnt P Hoheksteiii'kknstth«!. jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger da« Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei inS HauS. Fernsprecher Rr. 11. Anzeiger für Hohenstetn-Lrnftthal, Oberlungwitz, «ersdorf, Herm-dorf, vern-d-rf, Meinooorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, LangenchurSdorf, Grumbach, TtrfM heim, Kuhschnappel, Wllstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Er»«U Pleißa, Rüßdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande ent,^ auch befördern die Annoncrn-Expedittonen solche zu Originalpreisen Rr. M Sonnabend, den 2S. August ,909. 59. Zahrz. e» Ans -em Reich«. So» »«II«»»«« I« »II,«Im»»»»«. Zum Besuch der Kaiserpaare« sind der Fürst und die Fürstin zu Waldeck und Pyrmont in WilhelmShöhe eingetrofsen. Gestern nachmittag trafen ein der Großherzog von Sachsen, sowie der Fürst und die Fürstin von SolmS-Hohen- solmS-Lich. Gestern abend fand zur Einweihung des neuen königlichen Theaters in Kassel eine große Festlichkeit statt, der das Kaiserpaar und viele Fürstlichkeiten beiwohnten. Keine Leiluahme der „Zeppeli« » a« de« Kaisermanöver«. Gegenüber den Meldungen Kölner Blätter, daß der in Köln untergebrachte Ballon „2 II" am 16. September aufsteigen und in taS Ma- nöoergelände am Niederrhein fahren werde, wo er zu Erkundungsaufgaben herangezogen werden solle, teilt das Gouvernement mit, daß diese Nach richt ntcht zutreffe. ,2 II" wird vorläufig keinen Aufstieg unternehmen. Ci« Bortrag des Grafen Zeppeli« beim Prinze« Heinrich. Graf Zeppelin wird, wie die „Kieler N. N." erfahren, in Begleitung Professor Hergesells in der zweiten Septemberwoche nach Kiel kommen, um dem Prinzen Heinrich über den Plan derNord - polerforschung mit einem Zeppelinmotorluft schiff Bortrag zu halten. Der Kreuzer „Dresden" wird, nachdem er seine Probefahrten beendet hat, Anfang September seine endgültige Besatz ung unter der Führung des Fregattenkapitäns Ritter von Mann Edler von Tiechler erhalten und damit unter das Kommando der Hochseeflotte gestellt. Am 11. September 1909 wird er Wil helmshaven zu einer Fahrt nach Nordamerika ver- lassen, um auf Befehl des Kaisers als Vertreter der deutschen Marine mit an der Hudson-Feier der Vereinigten Staaten in Newyork teilnehmen. Die Uebergabe der von der Stadt Dresden für den Kreu zer bestimmten Patengeschenke und der von Einwohnern, Firmen und Körperschaften Dresdens dem Schiffe gemachten Geschenke wird deshalb durch eine Abordnung des Rates, der Stadtverordneten und der beteiligten Vereine am 10. September in Wil- helmShaven erfolgen. Z«r Einigung deS LinkSliberaliSmuS äußert sich die offiziöse „Süddeutsche ReichSkorrespon- denz" u. a. wie folgt: „Wir haben die Ansicht ver- treten, daß da« Verständnis für reale Politik unter Verzicht aus die Freude an blutleeren Prinzipien in die Wählerschaft der Deutschen Volkspartei noch nicht entfernt in dem Maße etngedrvngen sei, wie in die Reihen der freisinnigen Volkspartei und daß eS des- halb eine HerkuleSarbeit sein werde, ein Pro gramm für die geplante linkSliberale Gesamtpariei aufzustellen. Uns will scheinen, als sei die Deutsche Volkspartei schon seit einigen Jahren von ihrem programmatischen Standpunkt abgerückt,- sie mußte denselben aufgeben, als sie anfing, praktische Politik zu treiben, die sich eben niemals in Einklang mit einem doktrinär so zugespitzten Programm bringen läßt, wie eS das der Volkspartei bisher gewesen ist. Auch liegt eS im nationalen Interesse, weil eS der staatsbürgerlichen Erziehung der Bevölkerung zu po- lttischem Verständnis dient, daß die Parteien auch in ihrem Programm auf die Realitäten der Lebens Rücksicht nehmen und darauf verzichten, auf dem Bode» eine» abstrakten Prinzips einen Babelturm in di« Wolken unmöglicher Hoffnungen zu bauen. Daß der Liberalismus seine Versprechungen dem deutschen Volke erfüllt hat, ist ihm noch neuerdings von dem Fürsten Bülow bezeugt wor- den; da« Programm der Deutschen Volkspartei steht dagegen, soweit e» vom liberalen Programm ab weicht, imgroßen ganzen immernoch aufdemPapter und wird papieren bleiben, wenn e« z. B. gegenüber dem Vor schlag PachnickeS, di« Erhaltung der vollen Wehrkraft in da« linkSliberale Programm aufzunehmen, an dem Tatze festhält: „Die BolkSpartei ist eine Partei de« Frieden«. Sie erkennt im Krieg und Militari«- mu« die schwerste Schädigung de« Volttwohlstande» wie der Kultur- und Freihettrintereffen. Sie erstrebt einen Frieden«- und Freiheitrbund der Völker." Friedeniparteien sind alle deutschen Parteien, und die Schädigungen de» Kriege« werden von keiner verkannt. Wenn man aber nach den tausendfachen Erfahrungen der Weltgeschichte, nach der schier end losen Leidenrzeit de« deutschen Volke«, au« der erst die Waffen die Erlösung gebracht haben, immer noch nicht einsieht, daß nur durch die gepanzerte Faust uns Frieden und Wohlfahrt erhalten worden sind, dann lebt man in erträumten Welten und begibt sich de« Anspruchs, in der praktischen Politik ernst genommen zu werden." Lehrstuhl für «ersnautik i« Berst«. Eine Professur für Aeronautik, wie sie an der Technischen Hochschule in Dresden ein gerichtet worden ist, wird j-tzt auch für Berlin in Aussicht genommen. Vorläufig fehlt eS jedoch noch an einer geeigneten Persönlichkeit hierfür. Die Bertt«er Suffragette«. Die von der Ortsgruppe Berlin des Landes Vereins für Frauenstimmrecht beschlossene Wagen fahrt durch die Straßen Berlin» wird zwischen dem 18. und 22 September stattfinden. Wie die „Stimmdamen" ihre Propagandafahrt im einzelnen auSgestalten werd», darüber haben sie noch nichts verlauten lassen. Aber schön wird's werden, sicherlich. Die ältesten Suffragetten sollen sich, so erzählt man, schon jetzt darauf nicht minder freuen, wie sie sich vor langen Lenzen, als sie noch im Flügelkleide durch das Leben pilgerten, auf den ersten Ball freuten. Uebe* ei«e Würdelofigreit deutscher Mädchen, der dar Briefmarkensammeln zum Vorwand dient, schreibt die „Köln. Ztg." folgende beherzigenswert! Worte: „Durch die Blätter geht eine Mitteilung, wonach erwachsene deutsche Mädchen aus angeblich besseren Ständen sich nicht scheuen, unter dem Vorwande der Briefmarkensammelnr mit Negern aus Togo, die in der deutschen Schule unterrichtet worden find, in brieflichen Verkehr zu treten. E; fragt sich, wer die Adressen dieser Neger den Mäd chen in gewissen Pensionaten zugesteckt hat. Aus den Stilproben aufgefangener Briefe ergibt sich, daß dieser Verkehr in eine ungesunde Schwärmerei aus artet. Eine siebzehnjährige Berlinerin schreibt ihrem „Freunde", daß sie eine Freundin habe, die auch gern einen „schwarzen Freund" hätte, er möchte ihr daher eine Adresse vermitteln. Sie fügt ihre eigene Photographie bei l Ein Mädchen aus Sachsen, das offenbar reif für dar Sanatorium ist, macht einem schwarzen Jüngling gar einen HeiratSantrag ES scheint sich um einen weitverzweigten Unfug zu handeln, würdig der beschämenden Erinnerungen au die Kolontal-AuSstellung von 1896 in Berlin, wo weiße Frauen und Mädchen solchen Negern aus Kamerun und anderen Ko'onien nachliefen. Untei diesen Negern war auch Friedrich, der Sohn des be rüchtigten ObechäuptlinpS der Herero, Samuel Ma- harero, der für sklavisch: Frauenseclrn zur „könig lichen Hoheit" wurde wie jener „Prinz" Akwa, den erst die G.richle in die Schrank-n seiner Stellung zurückweisen konnten, so sehr war dieser Schauneger verhätschelt worden. Für Friedlich kamen noch lange nach seiner Rückkehr nach Okahandja Liebesbriefe und allerlei Postpakete mit Geschenken an. Zum Glück hat rr sie niemals erhalten, sie wurden auf irgend- einem Wege abgefangen. Eine Folge jener Berliner Ausstellung ist da» Verbot, Eingeborene aus deut- schen Kolonien für Schaustellungen nach Europa auSzuführen. Alle, die in die Lage kommen, Aus schreitungen der Gefühlsduselei von der eingangs er- wähnten Ait zu erkahren, mögen das ihrige beitra- gen, sie zu verhindern, und die Negerjungen in Afrika sollen erfahren, daß rs zwischen ihnen und we ßen Mädchen eine Entfernung gibt, die ihnen zu überschreiten nicht gestattet ist." Die Zeppelin-Fahrt nach Berlin hat, wie wir schon heute früh durch Aushang am Fenster unseres Geschäftshauses mitteilten, in der vergangenen Nacht Uhr von Friedrichs hafen aus ihren Anfang genommen. Gestern abend war das Wetter sehr ungünstig, es regnete in Strömen; als der Regen etwas nachgelassen hatte, stieg das Luftschiff ans und flog in nörd licher Richtung, ans Ravensburg, davon. Der Auf stieg wurde zu einer Zett unternommen, als die Wetteraussichten aus denjenigen Gegenden, die „Z. 3" durchfliegen wollte, noch immer nicht günstig lauteten. So wurde uns von heute nacht 3.10 Uhr aus Friedrichshafen gemeldet: Die Vorbereitungen zum Aufstieg des „Z. 3" sind im Gange. Den Auf stieg ist in einer halben Stunde zu erwarten. Der Regen hält bei mäßigen Winden immer noch an. Auch aus Nürnberg wird anhaltender Regen bei leichten Winden gemeldet. In Ravensburg geht ebenfalls leichter Regen nieder. Stutt gart meldet trockenes, aber bedecktes Wetter. In den Nachmittagsstunden gingen uns telegraphische Meldungen zu, nach denen — sicher zum größten Leidwesen des greisen Grafen — der Verlauf der Weitcrfahrt gar nicht nach Wunsch ausgefallen ist. Regen und widrige Winde zwangen das Luftschiff zunächst zu einer Unterbrechung der Fahrt bei Gunzenhausen, und wahrscheinlich dürfte sich im Laufe des Tages noch eine zweite Landung beiNürnberg nötigmachen. Die einzelnen Phasen der Fahrt lassen sich aus nach stehenden Meldungen erkennen: Biberach, 27. August. Das Luftschiff hat um 5.26 Uhr Mochenwangen , um 5.40 Uhr Aulendorf und um 6 Uhr Biberach in nördlicher Richtung passiert. ; U l ni 27. August. Das Luftschiff wurde um 6.15 Uhr gesichtet und ist in nordöstlicher Richtung weitergeflogen. U l m , 27. August. Oberingenieur Dürr hat aus dem Luftschiff „Zeppelin 3" solgendes Tele gramm herausgeworsen: „Passiere Neu-Ulm 6.48 Uhr in guter Verfassung. Dürr." Heidenheim, 27. August. „Z. 3" wurde, in nordöstlicher Richtung fliegend, um 7.30 Uhr gesichtet. Giengen a. d. Brenz, 27. August. Kurz nach 8 Uhr kam das Luftschiff hier in Sicht und hat etwa eine Stunde lang über der Stadt manövriert. Das Wetter ist still, etwas neblig. Kurz nach 9 Uhr entfernte sich das Luftschiff in nördlicher Richtung, wurde um 9.10 Uhr über Oggenhausen gemeldet, überflog 9.30 Uhr das Kalkwerk in Neresheim und steuerte in der Richtung nach Nördlingen, welche Stadt um 9.50 Uhr überflogen ward. Nördlingen, 27. August. Um 10 Uhr 10 Min. verließ „Z. 3" Nördlingen in der Rich tung auf O e p p i n g e n. Das Fahrzeug war trachtvoll sichtbar. Man konnte alle Insassen der Gondel deutlich sehen. Das Luftschiff folgte ge nau der schnurgeraden Bahnlinie durch das Ries in der Richtung auf Gunzen h a u s e n. G u nzenha u s e n, 27. August, 12 Uhr Vorm. Soeben wird gemeldet, daß .,Z. 3" bei Ostheim in Mittelfrankcn behufs Wasseranfnahme gelandet ist. Gunzenhausen, 27 August. Das Luft- chisf ist w i e d c r a u f g e st i e g c n und hat den Ort um 2.30 Uhr passiert. Graf Zeppelin jun. hat nach Nürnberg die Meldung gelangen lassen, daß er in Nürnberg nochmals lan den werde, da das Luftschiff repara tur- bedürftig wäre. N ürnber g, 27. August. In Heidenheim hat Oberingenieur Dürr ein Telegramm an Ingenieur Schwarz zu Boden fallen lassen, in welchem er mitteilte, daß in N ü rnberg eine Landung beabsichtigt sei. Vor Nörd lingen wurde das Luftschiff von starkem Gegenwind erfaßt und ging darauf auf würt- tembergisches Gebiet zurück. Bitterfeld, 27. August. Nach Mitteilung der hiesigen Ballonhalle wird „Z. 3" voraussicht lich nicht vor morgen früh hier eintresfen. Friedrichshafen, 27. August. Graf Zeppelin hat der Abfahrt des Luftschiffes „Z. 3" nicht beigewohnt. Er Hal sich mit dem Zuge 6 Uhr 48 Min nach Bitterfeld be geben. Das Luftschiff ist nicht mit der ganzen, ursprünglich in Aussicht genommenen Besatzung ab gefahren. Direktor Colsmann, sowie Oberingenieur Kober sind wegen der durch den Regen verursach ten Mehrbelaslmng zurückgeblieben, dagegen befindet sich Graf Zeppelin jun. in der Gondel. Obwohl fast bis zur Abfahrt strömender Regen niederging, erwarteten Hunderte ani Ufer in Manzell den Auf stieg. Stuttgart, 27. August. Graf Zep pelin traf heute vormittag 9 Uhr 50 Min. mit Direktor Colsmann und Oberingenieur K o - ber hier ein, wo er von der ihn auf dem Bahn steig erwartenden zahlreichen Menschenmenge mit brausenden Hochrufen empfangen wurde. Nach halbstündigem Aufenthalte wurde die Fahrt nach Würzburg fortgesetzt. Auch bei der Abreise wurden dem Grafen stürmische Ovationen dargebracht. Aus Berli n, das völlig im Banne des großen Ereignisses steht, wird gemeldet: Mit dem Kaiser werden vom Tempelhofer Felde zum Empfange des Grafen Zeppelin auf dem Tegeler Schießplätze auch die Prinzen, die Kaiserin mit der Prinzessin Victoria Luise und die Kron ¬ prinzessin fahren. Zu Ehren des Grasen Zeppelin ist ferner Galatafel im Königlichen Schlosse in Aussicht genommen. Eine Deputation'aus fünf zehn Mitgliedern des Magistrats und der Stadt verordnetenversammlung der Reichshauptstadt unter Führung des Bürgermeisters Dr. Reicke und des Geh. Justizrats Cassel wird den Grafen Zeppelin bei der Landung auf dem Tegeler Schießplatz of fiziell begrüßen. — Der Andrang von Frem den zu den Zeppelin-Tagen ist sehr stark. In den größeren Hotels ist die Nachfrage nach Zim mern derart, daß es fast unmöglich ist, allen Wün schen gerecht zu werden. Unter den Fremden befin det sich auch eine große Anzahl von Ausländern, Amerikanern, Engländern, Franzosen, Spaniern, nchmlich Reisende aus dem Nordwesten und Osten. Aus Berliner Hoskreisen wird gemeldet, daß Kaiser Wilhelm, der sich des öfteren schon im Marmorpalais, aber auch im Marssall kinemato- graphifche Aufnahmen historischer Ereignisse vor- sühren und sich sogar selbst vom Kinematographen im Kreise seiner Familie aufnehmen ließ, den Wunsch ausgedrückt hat, die Ankunft des Gra fen Zeppelin und seine Kreuzfahrt über dem Tempelhoserfeld t i n e m a t o g r a p h i s ch zu be sitzen. Da ini Hofmarschallamte von einem Auf trag des Kaisers jedoch nichts bekannt ist, wird die Aufnahme, wie dies früher schon einmal auf der „Hohenzollern" geschah, höchstwahrscheinlich von einem Offizier der Umgebung des Monarchen her- gestellt werden. Di« uordamerikauisch«« Aollumgestaltuug«« beschäftigen die deutschen Geschäftskreise nach verschiedenen Richtungen, namentlich nach der, wie eS möglich sein wird, die Ausfuhr zu erhalten oder zu ergänzen. Manche deutschen Ausfuhrwaren haben durch die Zollrevisionen schwere Schläge er halten. ES ist aber auch nicht zu verkennen, daß wenigsten» auf einigen Gebieten Zollerleichterungen eingetreten sind. Ob diese sich, wie bei den Herab» etzungen verschiedener Zölle für Leder und Leder waren, als Kompensation für die Aufhebung von Rohmaterialzöllen, in diesem Falle deS Rindhäute» zolleS, darstellen, kann für deutsche Geschäftskreise gleichgültig bleiben. Die Tatsache der Ermäßigung einzelner, leider sehr weniger amerikanischer Zollsätze steht fest und mit ihr kann jetzt gerechnet werden. Angesicht« dieser Erhöhungen und Ermäßigungen zeigt sich aber der Wert de« jetzigen deutsch-amerikanischen Ab kommen», wie die „Berl. Pol. Nachr." schreiben, nach einer neuen Richtung. Auf Grund diese» Ab kommens sind den deutschen Provenienzen, soweit sie nicht nach ihm noch besondere Bevor zugungen genießen, bis zum 6. Februar 1910 die Minimalsätze gesichert. Die deutsche Geschäft»- welt hat demnach Zeit, sich zu vergewissern, ob und inwieweit die Zollerhöhungen dcr AuSsuhr nach den Vereinigten Staaten schaden und ob und inwieweit Sie Zollherabsctzungen ihr nützen. ES ist durchau» nicht au»gemacht, daß Zoll erhöhungen an sich eine Ausfuhr unterbinden oder einschränken, ebensowenig aber, daß Zollherabsetzungen eine Ausfuhr ermöglichen oder erweitern. In beiden Fällen kommt neben den Zöllen auch die geschäftlich« Lage der betreffenden Produktionszweige in den Ver einigten Staaten in Betracht. Ein Industriezweig, der ein konkurrenzlose» Produkt her stellt, kann sich Zollerleichterungen, ja die Zollfceiheit gefallen lassen, ihm wird vom Auslande schwerlich auf dem heimischen Markte eine Konkurrenz bereitet werden können. Anderseits wird eine Fabrikation, für die im eigenen Lande selbst die Vorbedingungen fehlen, auch durch noch so hohe Zollsätze nicht inS Leben gerufen oder auf ein leistungsfähige« Nweau gehoben werden können. Auch von diesen Gesichtspunkten au» müssen di« amerikanischen Zolländerungen betrachtet werden. E» st aber von Vorteil für die deutschen Geschäftskreise, daß e» ihnen möZich ist, praktische Versuche anzu stellen, um zu erkennen, inwieweit die angeführten Gesichi»punkte zutreffen oder nicht. In einigen Monaten wird man einigermaßen sicher übersehen können, wie die amerikanische Zolllarifrevision auf die deutsche Ausfuhr nach den Bereinigten Staaten gewirkt Hai. Dann wird auch dir Frage mit einiger Sicherheit entschieden werden können, ob r« zweck- mäßig ist, für entsprechende Zugeständnisse da» Meist begünstigung»! echt zu gewähren oder nicht.