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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dtet» Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn» «ub Feiertage. Pir Bezugspreis betrügt bei Abholung wöchentlich 20 Rpf., bei Lieferung frei Hau» lit Npt- Postbezug monatlich 2.20 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keturu Anspruch auf Rückzahlung de» Brzug«pretseL. Zeitungsausgabe für Abholer täglich S—v Uhr nachmittag». Preise und N Schlußsätze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr. 4 — Für baö Erscheinen von Anzeigen in bestimmt« Nummern und au bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErschetnungStagen bis vor«. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich kür den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. IV.: 2220. Geschäftsstellen: Albertsttaße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 218 und 280 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur DeröffeniliÄung der oviMchen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, de« Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Karnern Nr. 123 Sonnabend, den 28. Mai 1938 90. Jahrgang Wieder die Grenze überflogen Tschechischer Militärflieger über Gmünd Am 27. Mai erschien morgens über der Stadt und dem Grenzbahnhos Gmünd im Gau Niederdonau in etwa 150 Meter Höhe ein einmotoriger tschechischer Militär- doppelvrster mit dem Zeichen V 92, der offenbar mit zwei Personen, einem Flugzeugführer und eiüem Beobachter, besetzt war. Der Doppeldecker überflog zunächst die Blei- leben-Brücke, kreiste dann ganz niedrig um den Grenz- bahnhos Gmünd, wobei sich von den beiden Insassen des Flugzeugs der vorn sitzende weit auS dem Flugzeug her ausbeugte und einen Photographenapparat oder eine Filmkamera in den Händen hielt. Das Flugzeug beschrieb dann einen Bogen um die evangelische Kirche und flog dann der Eisenbahnlinie entlang nach Ceske Veleniee zurück. Es ist von Hunderten von Personen gesehen worden, deren sich wegen dieser neuen Grenzverletzung eine große Erregung bemächtigte. Da das Wetter völlig klar war, ist ein Verfliegen ausgeschlossen. Das Flugzeug kam aus Richtung Budweis an der Eisenbahnstrecke Pil- ken—Budweis—Gmünd—Wien entlang. Den ortskun- oigen tschechischen Fliegern isi ohne Zweifel nicht un bekannt, daß sich noch auf tschechischem Gebiet in Ceske Veleniee die beiden markant in das Gelände eingeschnit tenen Eisenbahnstrecken von Budweis über Gmünd nach Wien und von Prag über Tabor und Ceske Veleniee nach Wien vereinigen und in den tschechischen Grenzbahnhof Ceske Veleniee einmünden. Der Bahnhof bildet daher .einen hervorragendenOrientierungspunkt für jed^n Flieger. Es kann sich also bei diesem neuen GrenzzwifHenfall nur um eine beabsichtigte Grenzverletzung zu militärischen Zwecken bandeln. Reue tschechische Gewalttat Deutscher Grcnzbauer von tschechischer Patrouille schwer verletzt. Das Linzer Blatt „Arbeitersturm" meldet aus Frcistad t eine neue tschechische Gewalttat. In der Nähe von Kaplitz verlangten tschechische Soldaten von einem deutschen Grenzbauern, der seinen Acker pflügte, einen Ausweis. Als er erklärte, daß er einen solchen bei der Arbeit nicht mit sich trage, weil sein Hof ohnedies in näch ster Nähe sei, wurde er mit Feldspaten und Gewehrkolben von der tschechischen Patrouille niedergeschlagen, so daß er schwer verletzt ins Spital gebracht werden mußte, j An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Tschechen bewaffnen Kommnniften In einem Reisebericht über eine Autofahrt durch das sudctendeutsche Grenzgebiet kommt der Sonderbericht erstattcr der englischen Zeitung „Daily Mai l" zu der Feststellung, daß die Gefahr ernster Zwischenfälle an der deutsch-tschechoslowakischen Grenze immer noch groß sei, weil die tschechischen Truppen immer noch dort kou zentriert seien. Ueberall habe er Proteste dagegen gehört, daß die tschechischen Truppen die sudctendeutsche Bevölke rung mißhandelten, als sei sie ein feindliches Volk in einem eroberten Gebiet. In K a a d e n, wo die tschechischen Truppen bei ihrem Einrücken behauptet hätten, es herrsche „Kriegszustand", hätten die Soldaten den Bauern Maschinen und Wagen beschlagnahmt und schleunigst Bäume gefällt, um sämtliche Wege zu verbarrikadieren. Er selbst sei in seinem Wagen von tschechischen Soldaten angehalten worden und nach dem Passieren zahlreicher Barrikaden habe er Truppcn- abteilungen bemerkt, die teils in den Wäldern dicht an der deutschen Grenze versteckt waren. An mehreren Stellen sei er dicht an der deutschen Grenze gewesen, habe aber keine Anzeichen von militari schcn Bewegungen aus der deutschen Seite bemerkt. In verschiedenen Orten hätten die Tschechen die sudetcndcut- schen Kommunisten bewaffnet. Diese Kommunisten hätten es mit geschultertem Ge wehr plötzlich zu einer amtlichen Autorität gebracht, die sie über ihre Nachbarn mit großer Schadenfreude ausüben würden. Die „Daily Mail" spricht in Ergänzung des Reiseberichts ihres Sonderberichterstatters über die Ver hältnisse im sudetendeutschen Grenzgebiet im Leitartikel die Ansicht aus, daß eine Besserung der Lage e r st dann eintreten werde, wenn die Prager Regierung ihre Truppen aus dem sudetendeutschen Gebiet zurückgezogen habe. Panzer werk auf dem Kriegerfriedhof Ueber die tschechischen Befestigungsanlagen an der Grenze berichtet der nach Kittsee entsandte Sonderbericht erstatter der Wiener Zeitung „Reichspo st", man könne nunmehr feststellen, daß die Befestigungsanlagen einen Umfang angenommen haben, der kaum noch zu über bieten ist. Im einzelnen führt der Berichterstatter aus: Von der deutschen Reichsgrenzc auS sieht man leicht Geschützstände, deren Panzerkuppen nun enthüllt sind. Bei Kittsce begin nen die tschechischen Befestigungsanlagen in der nächsten Nähe der Grenze. Mit freiem Auge kann man ein halbes Dutzend dieser Werke, die von einem großen Aufgebot von Soldaten besetzt sind, erkennen. Ein Stützpunkt wurde mitten in einem Krieger- friedof errichtet, so daß das Panzerwerk links und rechts von Grabkreuzcn umgeben ist. Der Berichterstatter erklärt weiter, die ganze Stadl Preßburg und auch der Brückenkopf seien voll von Mi litär. Da ein ständiges Kommen und Gehen herrsche, sei nicht festzustellen, wieviel Jahrgänge eigentlich einberufen worden sind. Die Tschechen schienen diesen Anlaß dazu benutzt zu haben, um durch die Aushebung wahl berechtigter Personen in dey nichttsch-chischen Ge bieten das Ergebnis der Gemeindewahlen zu beeinflussen und zu verfälschen. Straßenbrücken mit Dynamit „gesichert^ Wie dem „Berliner Tageblatt" von einem Leser aus der Tschechoslowakei mitgeteilt wird, führen die Tschechen unenwegt ihre sinnlosen militärischen Maßnahmen weiter und steigern damit die Nervosität in der Bevölkerung. Es heißt in dem Bericht u. a.: Ueberlandfahrten durch die Tschechoslowakei sind nach wie vor eine aufregende Angelegenheit. Eine Kontrolle durch die nervösen Beamten jagt die andere. Fast alle Brüercnder sog. Reichsstraßen sind angebohrt und m i t Dynamit „gesichert". Zurufe tschechischer Wacht posten, die offenbar Angst haben, sie könnten sonst mit samt ihrer gesicherten Brücke in die Luft fliegen, verbieten schnelle Fahrt. In Nordwestböhmen, von Kaadcn und Brummersdorf angefangen, sind bis in die Nähe von Teplitz auf der Reichsstraße nach Komotau, Brüx bis nach Dux alle Straßenüberführungen etwa ein bis zwei Meter unterbrochen, so daß der Durchgangsverkehr hier völlig g e s pe r r t ist. Bei Zinnwald, dicht an der Grenze, sind ganze Alleen gefällt; die Bäume sperren die Straße. Wieder andere Straßen sind in be stimmten Abständen aufgerissen. Begreiflicherweise wächst die Unruhe in der Be völkerung angesichts dieser Zustände. Von glaub würdiger Seite wird versichert, daß an einem der letzten Tage 76 Millionen Kronen Sparguthaben abgehoben worden sind, so daß der Finanzminister sich genötigt sah, einen Appell an die Leffentlichkeit zu er lassen. Sonntag wieder Gemeinde wählen Für Sonntag sind in 2480 Gemeinden, davon 697 su detendeutschen Orten, Gemeindewahlen ausgeschrieben. In solchen Orten, vor allem in kleineren Gemeinden, in denen sich die Parteien aus eine gemeinsame Liste geeinigt haben oder nur eine einzige Partei kandidiert, ist eine Wahl nicht notwendig. Das letztere ist auch in zahlreichen sudeten- veutschen Orten der Fall, wo ausschließlich die Sudeten- deutsche Partei kandidiert. Von den 2480 Gemeinden liegen 1660 in Böhmen, 740 in Mähren-Schlesien, 22 in der Slowakei und 58 in Karpatorutzland. Die größeren deutschen Orte, in denen gewählt wird, sind Bilin, der Geburtsort des Reichs stallhalters Seyß-Jnquart, Stecken bei Jglau, Friedland, Komotau, Gablonz, Tannwald, Weipert, Freiwaldau, Jauernigg und Etsgrub, in der Slowakei Schemnitz und Trentschin-Teplitz. Weitere deutsche Proteste io Prag Der deutsche Gesandte in Prag hat erneut in Noten bei der tschechoslowakischen Regierung gegen die andau ernden Grenzverletzungen durch tschechoslowakische Flug zeuge protestiert. Wie im Kriegsgebiet Gesprengte Brücken. — Maschinengewehrnester. — Unter minierte Hügel. Ein Engländer trat aus Karlsbad in diesen Tagen mit seinem Wagen von Karlsbad über Eger und durch Deutschland seine Rückreise nach England an. Bei seinen: Aufenthalt in Hof schilderte er seine Erlebnisse auf seiner Fahrt von Karlsbad bis zur Grenze. Er erklärte, daß er sich vorgekommen sei wie mitten im Kriegsgebiet zwischen kämpfenden Truppen. Auf der kurzen Strecke von Karls bad bis Eger sei sein Wagen mehr als 20mal umgeleitel worden. Offenbar habe man an der Staatsstraße die Brücken gesprengt und leite nun die Fahrzeuge um. Die deutschen Bauern hätten ihm erklärt, daß die ganze Feldarbeit seit 14 Tagen ruhe und sie der Zukunft mit größter Sorge cntgcgensähen. Sie könnten sich obw- Lebensgefahr nicht mehr auf ihre Felder begeben, da sich zwischen den Ackerstücken Maschinengewehrncster befänden und Betonunterständc. Ihr Ackergerät und ihre Ackerwagen hätte man ihnen trotz aller Widersprüche zur Herstellung von Barrikaden fortgenommen. Wer versuche, dieses Ackergerät zurück zuholen, werde mit Erschießen bedroht. Vielen Bachern seien außerdem auch die Pferde für militärische MiMe fortgenommen worden. An sämtlichen Brücken, die er' anf der ganzen Strecke passiert habe, hätten überall militärische Feldwachen gelegen. Die Brücken seien sämtlich gn- gebohrt, und die Bohrlöcher mit Ekrasit geladen worden. Die Sprengvorbereitungen seien deutlich zu erkennen. In Neusattel und anderen Orten, die er habe passieren müssen, habe man in den öffentlichen Gebäuden, insbesondere in den Schulen, Brandvorbereitungen getrof fen. Zahlreiche Zimmer seien mit Stroh gefüllt worden, daneben ständen Petroleumkannen, so daß einige Hand griffe genügten, um diese Gebäude in brennende Fackeln zu verwandeln. Die Bahnhöfe blieben abends unbeleuchtet, und die Züge führen mit abgeblendetem Licht. In der Nähe von Eger sei eine Reihe von Hügeln, vo» denen aus man eine gute Aussicht auf die Ebene habe und die daher militärisch von Wichtigkeit sein könnten, unterminiert und mit Sprengladungen versehen worden, um ihre militärische Benutzung durch einen möglichen Gegner zu verhindern.