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Amtsblatt Nr. 30). Sonnabend, den 25. Dezember 190S. 2. Vellage. Der Meg in» Dunkle. Bon Frttz Thehssen. Silberne« Mondlicht flutet« zum Fenster hin ein und zeichne« auf den blanken Laus de« Re volver« eine« weißen, schinynenden Streif. Da schauerte die Frau zusammen. Sie schmiegte sich dichter an den Mann, dessen Augen groß und starr in die Weite blickten. „Siehst Du, selbst der Mond weist uns die Masse. Es gibt keinen anderen Ausweg mehr sür uns," sagte sie; ihre Stimme hakte einen mutlosen, gebrochenen Klang. Und der Widerhall zitterte durch den kleinen Raum. Der Mann stand regungslos. Seine Augen blieben starr in die Nacht gerichtet, deren Dunkel das Weiße Mondlicht zerriß. Es war, als ob er da draußen nach einer Hilfe suche, einem Weg, seiner Not ein Ende zu machen. Er sprach nicht; aber unablässig jagten sich hinter der Stirn die verzweiflungsivollen Gedanken. „Muß es denn sein? Muß es wirklich sein?" schrie es in ihn,. Als Antwort blinkte der glitzernde Laus der Waffe. Morgen kam die Revision. Es schien, daß seilens der Bankdirektion Verdacht geschöpft wor den war. Vielleicht nicht gegen ihn. Aber dennoch mußten sich morgen die Unterschlagungen herausstellen. Zwei Depots hatte er nahezu unter schlagen. 70 000 Mark. Statt der Wertpapiere lagen wertlose Papierhäufchen in dem Fache. Wie würde der Regierungsrat, der mit zu der Re vision hinzugezogen war, hämisch lächeln, wenn seiner Lür« gewesen; aber drinnen war es still ge blieben. So beängstigend still. Sie hatte an die Türe getrommelt und nach ihm gerufen, bis er aufmachte. Sein Gesicht war noch bleicher geworden, als vordem. Dann sagte er ihr alles, alles. Da war es wie ein Blitzstrahl durch ihr« Seele gezuckt, daß sie die Schuld trug. Und sie hatte sich an seine Brust geworfen voll Leidenschaft. Sie ahnte, was in ihm vorging, was er tun wollte, und sie mochte nicht allein Zurückbleiben. So hielt sie ihn denn umfangen und beschwor ihn, ste mit zu nehmen auf den dunklen Weg, dessen Ziel ein unerforschtes war. — — Nun tat er den letzten Wurf. Ein winziges HosfnuNgsfllnkchen wartete der Belebung. Was würde er bringen? — — Stunde um Stunde entrann, während im Spielsaal des Klubs inmitten lachender Und lustiger Gesellschaft ein Mann mit erschreckender Tollkühn heit das Glück zu sich zu zivingen suchte und in blaffen, Mondschein ein Weib in bitterer Wartens angst zerfloß. Wieder schlug die Haustüre zu. Müde Schritte kamen die Treppe hinaus. Er trat ins Zimmer. Sie richtete sich ein wenig auf. „Vorbei?" frug ste flüsternd. „Vorbei! Alles zu Ende!" Dann blieb es still in dem Zimmer. Am Himmel war der Mond weiter gezogen; aber immer schloß PMmt, kn ^noch malte er aus den Laus des Revolvers einen weißen schimmernden Streif. Der Mann kniete nieder bei seinem Weibe, nahm ihr Köpfchen in beide Hände und küßt« lange und innig den kleinen Mund. Zitternd schob ste sich näher an ihn, wie ein verschüchtertes Vög lein, dar von, Unwetter überrascht worden. Er verstand ste. Seine Hand griff nach dem Fenster hinüber. Fröstelnd faßten die Finger den kalten Stahl. Einen Augenblick zauderten sie. Noch einmal zermarterte der Mann seinen Kopf nach einen, Retinngskveg. Einen Augenblick nur. Dann knackte der Hahn der Waffe. Die Mündung des Rohres senkte sich an die Sttme des todblassen Weibes. Ein Knall. Ein leiser Schrei. Frau Anne maries Leben war ausgelüscht. Es schien den Mann, als sei etwas Selbst verständliches geschehen. Kein Grauen befiel ihn ob der blutigen Tat. Noch einen langen Kuh preßte er aus die warmen Lippen und ließ die Tols behutsam niedergleiien. Dann hob er noch einmal die Waffe. Seine Hand zitierte nicht, als er abdvückte. Wieder ein Knall. Dumpf schlug der Revolver auf den Teppich auf. Des Mannes Oberkörper schwankte. Dann fiel er vornüber neben die Tote. Durchs Fenster flutete das Silberlicht des Mondes. KM kr Komin KaWn. nachtsschmuck. Man bekränzt alle« mit Lannen- grün, wie in England mit Mtstelzwetgen und Stech dorn. Zw«i Tannenzweig« werden kreuzwet« vor die Türe gestellt. Weil der LebenSbaurn im Pa radiese Aepfel trug, so ist e« nicht von ungefähr, daß man Aepfel in die Weihnachkstanne hing, welch« ein Gleichnis von jenem Lebensbaum in Edens Garten sein sollte. Auf Men Bildern kirch licher Kunst wird das Jesuskind mit einem Apfel in der Hand dargestellt, denn es reicht uns die Frucht zum Leben als zweiter Sldam, wie der erst« Adam sich diese Frucht zum Tode nahm. Uralt ist auch die Sag«, daß die Bämne in der Weth nachtsnacht anfangen, zu blühen und daß der Kreuzesbaum in derselben Nacht plötzlich blutrote Früchte gezeitigt haben soll. Aepfel und Nüsse vereint kommen auch schon in der alten Götterlehre vor. Iduna, die liebliche Göttin der Jugend, ver wahrte in einer Truhe elf Aepfel des Lebens, von denen die Gütter täglich speisten, um sich ewige Jugend zu erhalten. So ist unser lieber Weth- nachrsbaum samt den Früchten, welche ihn ziere«, rein deutschen Ursprungs, und wo Deutsche woh nen, in allen Erdenzonen, da erhellt ein Chrtst- baum . . „ und wenn es auch keine Tanne ist . . . Köstlich und lebensverheißend die winterliche Erdennacht. * Wie lange braucht man, um alle Straßen Londons zu durch wandern? Fragen dieser Art, bet denen es sich um eine Abschätzung ohne genügende zahlen mäßige Grundlagen handelt, werden gewöhnlich falsch beantwortet. Das hat jüngst eine Rund frage der „Answers" dargetan. Die Frage lau- ihm der Betrug zu Gesicht kam. Möglicherweise kam es noch in der Nacht so weit; denn als er, der Hauptkassierer, das Bureau verließ, da saßen ste alle noch da und rechneten, prüften. Knirschend rieben sich die Zähne des Mannes aneinander. Die Fran fuhr erschreckt empor. „Alfred! Alfred!" Tn lachte er laut aus. Schrill und unnatür lich wie ein Wahnsinniger. Er hatte ganz ver gessen, daß sein Weib bei ihm stand und seine Ver zweiflung teilte. Mit einer müden Bewegung schüttelte er die Erinnerung ab. „Annemarie! Hast Du mich noch lieb? Mich, der ich Dich und mich in das Verderben stürze?" frug er zag. Sie schmiegte sich fester an ihn. „Was fragst Du? Bin ich doch mit Schuld, daß es soweit gekonrmen. Mir zuliebe hast Du unsere Verhältnisse überschritten. Meine Wünsche zu erfüllen, vergriffst Du Dich an fremdem Gelde. An der Börse wolltest Du alles wieder ins Gleiche bringen. — Das Schicksal hat es nicht gewollt. — Latz uns gehen!" Sie deutete auf den Revolver. „Ich >vill nicht!" Nein, nein, noch will ich nicht!" schrie er aus und preßte die Faust an die brennende Stirn. „Es mutz sich etwas finden, uns zu retten. Noch einmal will ich den Versuch machen, Fortuna zu bannen." „Was willst Du tun?" frug ste angstvoll. K ü n i g L e o p o l d II. hat seiner „Freun-! Vertreter der Töchter des Königs, daß die fran- din", der Baronin Vaughan, und ihren beiden zöstschen Gerichtsbehörden an dem Schlosse die Sie- Knaben das herrliche alte Schloß Balin-! gel anlegten. Nun werden die Gerichte darüber court im französischen Departement- Seine et zu entscheiden haben, ob Balincourt den Töchtern Osse geschenkt. Nach dem Tode Leopolds II. des Königs aus seiner ebenbürtigen Ehe oder erwirkten indes, wie wir meldeten, die juristischen seinen Söhnen verbleiben wird. „Spielen. Im Klub die letzten Hunderter als Einsatz geben zur Entscheidung über Tod und Leben. Was nützen ste uns sonst mehr." „Tu hast Recht. Wenn auch hier unseres Blei bens nicht sein kann, so könnten wir doch ander wärts ein neues Leben beginnen. Geh und ver suche." Er ging. Seine von dem Treppenläufer ge dämpfte» Tritte klangen immer schwächer an das Ohr der wartenden Frau. Jetzt schlug die Haus tür zu. Nun war es mit ihrer Fassung vorbei. Schwer ließ sie sich auf den Teppich niederfallen, aus dem vom Revolver her ein silberner Lichlstreif spielte. Den ausgeweintcn Augen entqNollen heiße Tränen und ein heftiges Scyluchzen erschüttern: die Ge stalt der Frau. Daß es soweit hatte kommen können. Wie freudig war sie damals dein Geliebten zum Altäre gefolgt. Wie glückessroh waren die ersten Jahre der Ehe dahtngeschwebt. Das Glück zu krönen, schenkte ste deni Gatten einen Knaben, klug und schön Dann eines Tages klopfte der Tod an Und «ahm den Sonnenschein des Hauses, das blühende Kind mit, die Eltern ihrem fassunglosen Schmerz überlassend. Zwei Jahre stiller Trauer folgten. Sie suchte nun Vergessen in Reisen, Vergnügungen Und Lust barkeiten. Und geme gab der Mann, was ste er wünschte. Mehr noch. Nm, um ste wieder froh lachen zu sehen. Bald reichte das hohe Gehalt nicht mehr aus. Bald waren die ersparten Tausende hingeschmol- zen. Sie ahnte nichts davon. Sie nahm, was er gab, als etwas Selbstverständliches und dachte nicht darüber nach, woher es komme. Bis es dann heute zur Katastrophe kam S» bleich und sonderbar war Alfred nach Haufs gekommen. In seinen Augen hatte ein seltsames Licht geflackert, ihr fremd. Und dann hört« fle, wie er sich in sein Zimmer etnschloß. Eine Stunde verging Wiederholt war ste an Vermischtes. * Eine schöne Weihnachtssitte herrscht im alten Soest, dessen Petrikirche West falens ältestes christliches Gotteshaus ist. Am Hei ligen Abend wird dort nämlich aus dem Rund gange des Petrikirchturmes seit alter Zett „das Christkind in den Schlaf gewiegt". Die Feier be ginnt, wie „Niedersachsen" erzählt, nm sieben Uhr. Eine Knabenschar singt nach schöner alter Weise in alle vier Winde das Gloria und fügt jedesmal einige Weihnachtslieder hinzu. Dabei heben und senken die Stngknaben im Liedlakt farbige Lämp chen Auf dem Kirchplatze aber und in den an grenzenden Straßen gehen die Soester auf und ab und lauschen den feierlichen Klängen, die aus der nachtdunklen Höhe herunterdringen. Die Sitte stammt noch aus katholischer Zeit, aber sie wird heute gleicherweise geübt, Ivo die Petrikirche lange evangelisch geworden ist. * Sven Hedins Weihnachtsfeier in der tibetanischen Wüste schildert der berühmte Forscher in einem Kapitel seiner Reise beschreibung, das wir im Weihnachtsheft von „We- stermannÄ Monatsheften" veröffentlicht finden: „Vor den Zelten brannten die Weihnachlsfeuer und er hellten mit gelbem Licht die Umgebung. „Weih nachten ist heut' unter jedem Daeye" und „Gefroren ist der klare See, er wartet aus die Jrühlings- wiude" ans dem Weihnachtsliede des Dichters To- peltus klangen mir in den Ohren. Wir beschlos sen, das Weihnachtsfest so zu feiern, daß auch die Heiden ihr Vergnügen daran haben sollten. Seit einiger Zett hallen wir alle Lichlstümpfe aufgehoben und besaßen nun -11 Stück von verschiedener Länge. In der Mitte meines Zeltes stellten wir eine Kiste auf, aus der wir die Lichter so anbrachten, daß die größten in der Mitte standen und die anderen nach den Ecken hin immer kleiner wurden. Das war unser Weihnachtsbaum. Als alle Lichter an gezündet waren, schlugen wir die vorderen Zipfel des Zeltes zurück und ein Gemurmel des Erstau nens erbob sich unter den Ladakts, die sich in zwischen draußen hatten versammeln müssen. Sie sangen ein Lied in weich an- und abschwellenden Tönen; die schnmchiende Weise wird bisweilen durch ein donnerndes „Chavasch" und „Chabbaleh", in das alle, wie Schakale heulend, einstimmen, unterbrochen. Die Flöten übernehmen die Begleit ung und eine Kasserolle dient als Trommel. La- maistische Hymnen an einem christlichen Weihnachts fest unter dem Sternbild des nördlichen Kreuzes! Je tiefer die Lichter herunterbrannten, desto Heller funkelten die Sterne des Orion in die Zellöffnung hinein. Die Ecklichter waren schon lange erloschen, nur in der Mitte flackerten noch ein paar. Nun teilte ich ein kleines Geldgeschenk unter die Leute aus. Es war das einzige Weihnachtsgeschenk, das es gab. Dann kehrten die Männer nach ihren Feuern zurück, die inzwischen erloschen ivaren. Während die Glut des Weihnachtsfeuers in der Asche erstarb, las ich die alten Bibeltexte dieses Tages, löschte Mein Licht und träumte vom Weih nachtsfeste droben im Norden und von Taschi- lunpo drunten im Süden Himer den Bergen, dem Ziele, dem ich unter den Opfern und Entbehrun gen eines ganzen, kalten Winters zugestrebt hatte, und das mir noch so fern, vielleicht sogar uner reichbar war." * Der Weihnachtsbaum. Ein grüner Baum, so erzählt ein Domherr von Bremen in seiner Chronik des europäischen Nordens aus dem Jahre 1067, habe vor dem Tempel zu Upsala im Schweden, unweit einer Quelle gestanden, der für" heilig gehalten und bei dem geopfert wurde. Der" immergrüne Baum wird eine Tanne gewesen sein.! Schon die alten Deutschen trugen zur Winter-Son nenwende beim Julfeste, gegen den 25. Dezember,! grüne Tannenzweige in den Händen. Auch fei-' erien sie die sogenannte „Mitternacht" . . . Modr- nacht" ... als Geburtsnacht der Sonne. Da zogen sie denn hinaus in den dunkeln Wald, sam melten sich unter den hoh«n Tannen, behingen diese mit allerlei Flitterwerk imd erleuchteten ste durch mitgebroch-te Fackeln. In vielen Gegenden Schwe dens gehören Tannenzweige zUm bestimmten Weih- lete, wie lange ein Durchschnittsmensch braucht, um alle Straßen Londons zu durchgehen, und die Antworten der Leser schwankten um 5 Jahre her- um. Tatsächlich kann aber ein Fußgänger, der nur 4 Kilometer in der Stunde geht, bet 12stünöigem Gehen in 4-1 Wochen diese Aufgabe erledigen, d. h. wenn man unter London Groß-London ver steht. Hat man aber das eigentliche London, die Grafschaft London ohne ihre Norori« im Aug«, so sind nur 9)^ Woche unter gleichen Bedingungen nötig, denn es handelt sich nur um 3150 Kilo meter? Mmt Mechiu-MWl Rath««-, Zimmer Nr. 9. Al« gefunden sind folgende Gegenstände abge geben worden: mehrere PortemouuaieS mit Inhalt, mehrere Schlüssel, 1 Herreustugerttug, 1 Paar Handschuhe, 2 Tameoregenschirme, 1 Halskette mit Anhängsel, I «eldstück, 2 Dutzend Strümpfe, I kleiner Handwagen, I Pelzboa, varcheutftoff (rötlich) 1 Sinderboa, I Mangettuch, 1 Siodermütze, I Paar Kinderschuhe. 1 Pack Garn Fundamt Oberlungwitz. Vrfnnvrn: 1 Geldstück, 1 Unterrock 1 Regenschirm, 1 Büchse Malzextrakt 1 Damenuhr, 1 Paket Anzugsstoff, 1 Hut. 1 Kleiderstoffrest. 1 Geldtäschchen. Nerwreu: 11 Geldtasche. Der Fund von Sachen ist unverzüglich im Rathaus Oberlungwitz zu melden. Md der MM munäet am besten eine „Miriam-" Cigarette. Dieselbe ist eintt^ in ihrer Z^rt, delikat unä äabei äuüerst preiswert. Mrism-Cigaretten 2'/, klx. ä. ät. kickt mit kirma: ^^6111^28" Deutschlands ^röüte kabrilc tur Dnnclarbcit - Cigaretten. Tu haben io cien einseklägiAen äureh klalcate kenntliek gemachten Lesekästen.