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NrWk.UchnM'n, Monatliche Deigabe zum „Tageblatt". Redigiert von Pfarrer B. Alvrecht in Hohevstein-Gntstthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sind. Nr. 12. Dezember-Ausgabe. 1909. - - m I WeihuachtSlied. Mit den Hirten laßt uns zieh« nach deS fernen StLdlleinS Toren, Wo daS Licht der Welt erschien, wo der Helland uns geboren. Zieht erfreut die Segensbahn, Bott der Herr will uns bescheren; Stimmet frohe Lieder an, kindlich dankend ihn zu ehren! Eilet! Denn die Hirten sind schon im Hüttleiu «ingrtreten. In der Krippe liegt das Kind und die Hirten knien und beten. Großes hat der Herr getan! Kniet am Kripplein betend nieder; Gott nimmt unS zu Kindern an, und sein Sohn grüßt unS al» Brüder. Julius Sturm. Predigt, am Bibelfeste z« Bernsdorf, den 7. November 1909, 2. Verbreitet die Bibel! .Lasset das Wort Christi unter euch reich lich wohnen!" mahnt und ermuntert der Apostel. Mit den Ausdrücken .unter euch" und .reichlich" öffnet er dem Worte Christi, wie wir eS in der Bibel haben, Tor und Tür. Er will haben, daß dasselbe in aller Christen Hand sein soll. DaS war damals schwer zu bewerkstelligen, da er noch keine Buchdruckerkunst gab, daS Wort mühsam geschrieben werden mußte und daher auch geschriebener Wort nur selten und nur für vieler Geld zu haben war. Um so sündhafter und unverantwortlicher später daS Bikelverbot in der päpstlichen Kirche, in Folge dessen die Bibel etwas so seltsa ie« wurde, daß Luther erst in seinem achtzehnten Lebensjahre zum ersten- mal eine Bibel zu Gesicht bekam und, wie be zeichnend für jene Zeit, an einer eisernen Kette fest angeschlossen. Außerdem war das Wort der Bibel nur in lateinischer Sprache im Gebrauch in den Kirchen, für dar Volk also völlig unver ständlich. Nein, der Apostel mahnt .unter euch" und unter euch .reichlich" lasset daS Wort Christi wohnen. Verbreitet soll er werden. Luther war er, der dem Worte Gott?« Tor und Tür wieder öffnete als Universitätslehrer, als Prediger und obenan als,Bibelübersetzer. Darin besteht nun noch heute da« Streben und Arbeiten der Kirche, die sich nach Luther« Namen nennt, unsrer evangelisch-lutherischen Kirche, daß nicht bloS ihre Prediger und Lehrer auS der Bibel, dieser alleinigen Quelle der Heilswahrheit, schöpfen, sondern auch die Bibel in einer jä>en Christen Hau« und Hand kommt. Und wenn unsere eoangelisch-lutherische Kirche, auch unsere sächsische Landeskirche, deren Glieder wir ja find, dem Worte der Apostels hierin geflissentlich uachkommt, so ist dar ein Merkmal, daß sie apostolisch ist. Bei uns zu Lande wird er auch durch die nun schon seit 94 Jahren bestehende sächsische Hauptbibelgesellschast nahezu dahin ge kommen sein, daß man auch in der ärmsten Familie die Bibel hat. Zwar hat der letzte Jahresbericht unserer sächsischen Bibelgesellschaft über einen Rückgang in der Verbreitung der gehalten von Herrn Pfarrer vm. Lande. Vollbibel zu klagen gehabt, der, wie er darin heißt, nur „die Folge der Ginsührung einer bloßen biblischen Lesebücher in zahlreichen Schulen der Lander" ist, sodaß also diese Schulen selber die Bibel aus dem Volke verdrängen helfen. Erfreulicherweise aber hat die Verbreitung der Traubibel, zu deren Verteilung jeder Kirchen vorstand kraft seiner Amtes behilflich sein soll, und die der neuen Testamente eine wesentliche Vermehrung erfahren. Helft alle, wo und wie ihr könnt, die Schulbibel, die Konfirmandenbibrl, die Traubtbel, die Famtlienbtbel verbreiten! Unterstützt die Bibelgesellschaft durch eine reich liche Kollektengabe! Verbreitet die Bibel! Das ist die zweite Mahnung und Ermunterung deS Bibelfestes. Die dritte aber lautet im Ginne der Apostels-. Gebrauchet auch die Bibel! 3. .Indem ihr in aller Weir heil" — denn so ist nach dem Grundtexte zu konstruieren — lehret und euch selbst vermahnet mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Lie dern und dem Herrn finget in eurem Herzen. Da« ist doch der Zweck deS Wohnen« und der Verbreitung de« Worte« Gotte« unter un«: Gebrauch derselben! Woher denn trotz unserer vielen und wohlfeilen Bibeln so wenig christliche Erkenntnis, so wenig Leben nach Gotte» Wort, aber so viel Unglaube, so viel ungöttlicher Leben, so viel Bibel- und KatechiSmuSfeindschast im Volk bei Hoch und Niedrig? Weil'r nicht genug ist, daß man eine Bibel besitzt und ste verbretten Hilst, sondern weil dazu gehört, daß man ste auch gebraucht. War nützt er denn dem Pastor für seine eigene Person, wenn er die Bibel nur von AmtSwegen am Studiertisch und in der Kirche gebraucht, und war nützt er dem Lehrer, wenn er die Bibel nur zum Unterricht auf dem Katheder in die Hand nimmt, aber nicht auch zur eignen Erbauung und Vertiefung im Glau ben? War nützt e« denn, wenn die Bibel im Hause nur auf dem Bücherbrett steht, aber nicht vom Hausvater, von der Hausmutter, von Sohu und Tochter gelesen wird? Gebrauchst du deine Bibel? Darin aber, wie der Apostel sagt, soll der Gebrauch der Bibel bestehen: „Lehret tu aller Weisheit und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Lie dern!' DaS heißt kurz gesagt: Zum Ersten, höret Gotter Wort fleißig in der Kirche und lest er zur Erbauung im Hausei Zum Zweiten, wendet er au im Leben, indem ihr e« auf euren Willen wirken laßt! Und zum Dritte«, sorgt auch für gegenseitige Aufmunterung dazu durch den Gesang geistlicher Lieder! In Summa: Haltet und pflegt HauSankachtl Gibt er tu Deinem Haus» und bet dir Einzelnen Hau«- andacht? Er gehört ja mit zu dem großen Verdienst» Luther«, zu dem großen Segen der Ktr- chenreformation und zu dem großen Vorteil unsrer evangelisch-lutherischen Kirche, daß wir die drei Grundbücher de« Heile« für Seele u«d Leib, für Hau« und Leben: die Bibel, den Katechismus und daS Gesangbuch in Kirche, Schule und Hau« zum Gebrauch haben. Daher ist e« aber auch großer Unglaube, Undank und Unverstand, wenn Bibel, Katechtrmu« und Hau«andacht gewiß- achtet werden. GebNMcht muß die Bibel mit ihrem Worte werden in Kirche, Schul» und Hau«, damit sich da« Wort Gotte« zu unserem zett- lichen und ewigen Heile in'» Lebe« «»setzt. Da« ist die dritte Mahnung und Ermunterung de« Bibelfeste«. — In der mörderischen Schlacht bet Waterloo wurde «tu junger englischer Offi zier von einer Kugel mitten auf die Brust ge- troffen und zu Boden gestreckt. Di« Kugel hätte da« Herz durchbohren müssen, und doch blieb er am Leben. Sie war in dem neuen Testament« steck«» geblieben, welche» der Offizier mit sich in seiner Brusttasche führte. So kann dir Bibel sogar der Retter de« leiblichen Leben« werden. So lohnte Gott ihm di« treu« Lieb« zu seinem Wort. Nun, meine Lieben, wird denn die Bibelfestfeter etwa« sfruchten? Nicht dazu find wir zu dieser Feier hierher in'« Gotte«hau« g». kommen, um un« nur an der Bibelfestfeter zu erfreuen, sondern ihrer Mahnung und Ermunte- rung zu folgen: Die Bibel zu besitzen, die Bibel verbreiten zu helfen und die Bibel auch zu g«. brauchen. Herr Jes«, segne un« da» Fest dazu! Amen!