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sie gehört zu dem Odem, dec es sich zur Aus gabe macht, Jesu Wort zu erfüllen: Seid barm herzig, wie euer himmlischer Vater barmherzig ist. Gerade darin zeigt sich Gottes Barmherzig, keit, daß er uns anlächelt. Wen» wir im Glauben zu ihm emporsehen, lächelt er aus der Höh uni zu. Und dann wird aller gut, dann können wir Schmerzen und Entbehrungen er tragen. Die h. Schrift nennt das: Gott läßt sein Angesicht über uns leuchten usw.- — Diese Betrachtung hat die Ueberschrift: „Lächle mich an*. Andre: „Der Paradiergarten", „Kcän- kelndes Glück*, „Der Weg zum Wohlstand", „Wozu wir die Mittel haben?" Die Abhand lungen sind nicht in gewöhnlichem Sinne er- baulich und doch in hohem Grade erbaulich. Sie sind, meinen wir, geeignet, die, so nicht fern sind vom Reich Gottes, ganz dafür zu ge winnen, jedenfalls bringen sie jedem Leser: Licht in Herz und Gemüt." (2. Abhandlung.)" — 8. Vor der Feier der fünfhunderljährigen Be stehens der Universität Leipzig erschien im Ver lage von Franz Sturm L Co. in Drerden ein Gedenkbüchlein über dem Titel: Die Uni versität Leipzig in fünf Jahrhunderte«. Für Volk und Jugend. Gewidmet vo« Pfarrer Blanckmeister in Dresden. 18 Seiten 8". Preis 15 Pfg. (100 Stück 8 Mk., 500 Stück 35 Ml). Die Jubiläumsschrift ist mit 15 Bildern ge- schmückt und frisch und volkstümlich geschrieben und eignet sich vorzüglich zur Massenverbreitung durch Schulen, Vereine usw. Wenn auch daS UniversttätSjubiläum bereits vor 3 Monaten stattgefunden hat, so kann doch heute noch das nette Schriftchen, das bleibenden Wert besitzt, schon um seines Verfassers, der be kannten sächsischen KtrchenhistorikerS willen, aufs Beste empfohlen werden. AuS den LchreckenStageu vou Cilicieu. Gins der traurigsten Erlebnisse hatte Asnif Khanum, eine junge armenische Pastorenfrau. Zehn Tage vor dem AuSbruch der Metzelei waren ihr Zwillinge geboren, ein Knabe und ein Mädchen. Als die Flucht inS' Gebirge stattfand, war sie noch zu schwach, um mit den anderen zu klettern, und ihr Mann verbarg sie und ihre vier Kinder zwischen den Felsen am Rande des Dorfes. Die beiden kleinsten waren in eine Decke gehüllt, die beiden anderen schmiegten sich angstvoll zu beiden Seiten an sie an. Dec Mann versteckte sich in einem nahe gelegenen Keller. Sehr bald wurde BSnif Khanum von den Türken entdeckt. Einer ritz, ohne auf das Flehen der armen Mutter zu achten, die Decke an sich. Die beiden Säug- linge rollten heraus, über die Steine hinweg, nach verschiedenen Richtungen. Dann packte er die Mutter, setzte ihr die Pistole aus die Brust und befahl ihr, Christum zu verleugne». Sie blieb standhaft. „Du bist meine Sklavin", brüllte er, verwundete sie durch einen Säbelhieb und schleppte sie mit sich, um sie an sein Pferd zu bind-n. Dabei verrenkte sie sich den Fuß, glitt aus und rollte einen ca. 8 M-uer hohen, steilen Abhang hinab. Dort blieb sie erschöpft und zerschlagen aus einem Felsen in der hettzen Sonne liegen, vorüberzieheudr Türken raub ten ihr vierjähriges Töchterchen, und ihr selbst ritz man die Kleider vom Leibe und ließ sie liegen. Es ist ein Wunder, daß sie das aller durchleben konnte. Gins der kleinen Zwillinge lebte noch eine Woche, das andere noch zehn Tage lang nach diesem Ereignis. Eine andere Frau mvßtk «S mit ansthe«, wie ihr Mann i« Stücke gehackt w»rde, sie selbst floh verwundet in eine hochgelegene Berg- schlucht, wo sie zwölf Tage laug mitten im Schutt ltble. Eine armenische Frau vom Dorfe Kosoluk, nördlich von Tarsus berichtet über das, waS fit erlebte: „Die wilde Horde der Muhamme daner überfiel unser Dors, trieb alle Einwohner zusammen und führte uns in verschiedenen Richtungen ab. In unserer Abteilung waren wir 47 Menschen, Männer, Frauen und Kinder, wir vermuteten, daß man uns nach einem Tür- ken- oder Kurdendorf bringen wollte. Unter diesem und jenem Vorwand trieben sie uns stundenweit ins Gebirge hinein, schließlich auf einem ebenen Platz, nicht w on der Straße, die nach TarfuS führt, Halt acht wurde. Es entstand Streit unter unser» Räu bern, ob sie uns töten sollten. Wir flehten sie mit Tränen an, unser Leben zu schonen. Sie sandten einen Boten nach Tarsus, um Besehle einzuholen. Ob 'Mann je zurückkehrte, und war für ilier brachte, wissen wir nicht, jsdenfall klä.l n sie eine Weile später, daß sie unt f ti' wollt'n. Wir standen nahe an einem Weiz eld, sie packten uns und schleppten uns in e Gebüsch, „denn", sagten sie, „der Weizen «oll nicht mltverbrennen." Dann befahlen sie uns, uns nebeneinander in einer Reihe auf den Boden zu legen. Wir flehten sie an. uns doch schnell durch eine Kugel zu töten, sie entgegneten nur: „Für solche Schweine wie ihr seid, verschwenden wir kein Pulver, da machen wirs billiger." Sie waren in großer Ueberzahl, und nun stürzten sich auf jedes von unS vier bis sünf Männer und ve- yannen, uns mit ihren Schwertern und Dolchen zu bearbeiten Das furchtbare Jammergeschrei gellt «och jetzt in meiaev Ohre«. Ich wurde schwer verwundet, aber nicht getötet. Ra« machte« sie ei« großes Feuer aus getrock- aetem Reisig undwarsea aus alle, sie Tote« aul> die. verwundete«, yiaeia. Meine drei Kinderchen lebten noch, die Männer ergriffen das Größte und das Kleinste, einen Säugling, und schleuderten sie in die prasselnden Flammen. Mein zweiter Kind hielt ich in meinen Armen fest, wir wurden zusammen in« Feuer geworfen. Es gelang mir, mich schwer verwundet nnd am ganzen Körper verbrannt, samt meinem Kinde aus der Glut herauszuarbeiten und zu entfliehen. Ich lief so schnell ich konnte, brach aber sehr bald verzweifelt zusammen. Ein Türke hatte Mitleid mit mir, führte mich weg und ließ mich hierher nach TarsuS bringen. Mein Maa« nutz dreißig Angehörige aasrer große« Fa milie warben getötet." * * -jr Durch die letzten Metzeleien in der Türkei (im Frühling d. I.) sind unzählige armenische Kinder zu Waisen geworden. Eine Mission-- schwester schreibt von der Reise durch jenes Ge- biet: „Man hat den Eindruck, als seien über haupt nur Kinder geblieben, ohne Zweifel sind 80 Prozent aller Obdachlosen Kinder." — War soll aus diesen Kindern werden, jetzt im kalten Winter? Sollen sie leiblich und geistlich ver kommen? Noch ist es Zeit, sie zu retten. — Weihnachten steht vor der Tür, könntest du nicht deinem Heiland etwas opfern — um dieser, Seiner ärmsten, kleinen Brüder und Schwestern willen ? Praktische evangelische Arbeit in der Ostmark. Die Not der deutschen Arbeiter in der P o- mnz Pose«, die bisher gewohnt waren, fern von Familie und Heimat in den Jndustrtegegenden der Westens zu arbeiten und nur höchstens all- jährlich aus kurze Zeit in die Heimat gurückzu- kehren, hat vor drei Jahren edeldenkende Männer veranlaßt, eine Genossenschaft zu gründen, um solchen Leulen die Möglichkeit zum Eiwerb eines eigenen Heims nebst einem Stück Tarten, einigen Morgen Ackerland, auf dem sie da» zum Unter- halt der Familie Nötige bauen konnten, zu geben. Diese Genossenschaft, die unter dem Namen „Deutsche KleiusiedlungSgenossenschaft" inOftro- wo, Proo. Posen, begründet worden ist, hat in den wenigen Jahren ihres Bestehens bereits eine segensreiche Tätigkeit entfaltet und dadurch den Beweis geliefert, daß sie einem wirklichen Bedürfnis der Zeit Rechnung getragen hat. Be sonders lebhaft war die Nachfrage nach solchen Heimstätten von Seiten der " Rückwanderer. Wenn es diesen auch nicht schwer geworden war, zunächst ein- Arbeitsstelle im alten Vaterlande, in dar sie aus der Fremde wieder zurückgekehrt waren, zu erhalten, besonders, da sie fast auS- schließlich Landarbeiter waren und unsere Land- wirte kräftige Arme, besonders wenn sie ihnen von bedrängten deutschen Glaubensgenossen an- geboten werden, recht gern annahmen, so sehnten sie sich doch recht bald, zumal nachdem fie sich einige hundert Mark gespart hatten, nach einem eigenen Heim, wie sie eS früher besessen hatten. Diesen Wunsch konnte ihnen die Deutsche Klein- stedsungsgenossenschast in Oftrowo gewähren. Die ersten Ansiedler dieser Art zogen ihre Ver wandten und Bekannten nach sich und so haben sich im Laufe von 2 Jahren etwa 40 Rück- wandersamilien «»gesiedelt, der Mehrzahl nach auS Rußland, zum kleineren Teil aus Galizien und Ungarn stammend. — Größer noch als die Zahl der Rückwanderer unter den Ansiedlern ist freilich dis Zahl der einheimischen, auS der Ostmai k selbst stammenden deutschen Arbeiter familien. ES ist ein Verdienst der Deutschen KleiusiedlungSgenossenschaft, daß sie diese fast durchweg evangelischen deutschen Arbeiterfamilien vor der Gefahr der Abwanderung nach dem Westen bewahrt hat. Der evangelischen Kirche, die ja ohnehin einen schweren Stand in der Ostmark hat, sind damit große Verluste, die ihr recht verhängnisvoll geworden wären, erspart geblieben und heute kann man sagen, daß in den evangelischen Gemeinde» der Ostmark auch abgesehen von den stattlichen Bauerngemrinden, die der Kgl. AnstedlungS-Kommisfion ihr Snt- stehen verdanken, auch da, wo er arme Arbeiter- gemeinden sind, neues Leben sich allerorten zu regen beginnt. AIS ein erfreuliches Anzeichen einer besseren und gerechteren Beurteilung der Ostmark seitens der Arbeiterschaft im übrigen Reiche dürfen wir auch den Umstand begrüßen, daß geborene Rheinländer und Schwaben als Eisenbahn- und Industriearbeiter durch Bermitt- lung der Deutschen KleiusiedlungSgenossenschaft sich in der Ostmark seßhaft gemacht haben und mit den neuen Verhältnissen so zufrieden sind, daß sie bereits Verwandte und Bekannte nach kommen lassen. Auch in unserm Königreich bringt man der nationalen Arbeit der Deutschen KletnstedlungS- genoflenschaft in Oftrowo lebhaftes Interesse entgegen. Herr Pastor Mahler der General- Sekretär der Genossenschaft hat in verschiedenen Orten de« Königreichs, darunter auch in unserm Hohenstein-Ernstthal über diese Arbeit sprechen dürfen. Von 640 Mitgliedern der Genoflen schaft entfallen auf Sachsen 63 d. i. rund 10"/,. Druck und Verlag von Dr. Al blau Frisch, Hohenstein-Ernstthal.