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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.08.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190908200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090820
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090820
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-08
- Tag 1909-08-20
-
Monat
1909-08
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.08.1909
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Die griechische Flagge aas Kreta «iedergeholt. gesamt etwa 40 — zusammengefuudeu. U. a, wurdet «in gemeinschaftlicher Gottesdienst abgehalten. Die nicht erschienenen 50er Schulkameraden, unter ihnen ein Landsmann in Natal in Südafrika, hatten der Festoersammlung brieflich Grütze entboten. — Aue, 18. August. Am Dienstag ereignete sich bei den Sprengungsarbeiten am Wasserleitung»- tunnelbau in Bernsbach ein schwerer Unfall. Angeb lich find von drei Sprengpatronen nur zwei zur Entladung gekommen, während die dritte nicht ex plodierte. Die Arbeiter haben vermutlich beim Weiterarbeiten das Sprenggeschotz mit dem Bohrer oder einer Hacke getroffen, wodurch die Patrone ent zündet worden ist. Tin Italiener ist dabet schwer- verletzt worden. Er bat Aufnahme im Krankenhause zu Aue gefunden. Ein zweiter Arbeiter ist mit leichten Verletzungen davongekommen. — Planitz, 18. August. Die hiesige Bäcker- tnnung gibt einen Brotpreisabschlag bekannt, waS von unseren Hausfrauen in der teueren Züt mit Freuden wird begrützt werden. Ab DienSlag, den 17. August kosten: Ein SechSpfundbrot 1. Sorte mit Marken 85 Pfg., deSgl. ohne Marken 81 Pf. Ein SechSpfundbrot 2. Sorte mit Marken 82 Pf., deSgl. ohne Marken 78 Pf. — Niederdorf bei Stollberg, 18. August. Der bei einem Chemnitzer Buchhändler in Stellung befindliche KolporteurEmil Brühl ist unweit der Ziege lei Niederdorf mit einem Radfahrer zusammengestotzen und hat sich jedenfalls lebensgefährlich verletzt. Er wurde besinnungslos in die nahe Ziegelei gebracht. — Grüna, 18. August. In einer hiesigen Tischlerei verunglückte ein hier zu Besuch weilender 12jähriger Knabe schwer. Er geriet mit der rechten Hand in eine Hobelmaschine, wobei ihm vier Finger weggeriffen wurden. Der Verunglückte wurde inS Krankenhaus nach Chemnitz gebracht. — Chemnitz, 19. August. Ein 17 Jahre altes Dienstmädchen sprang in selbstmörderischer Ab sicht in den Schlotzteich. Ein Straßenpafsant, der Augenzeuge war, zog die Lebensmüde wieder aus- Trockene. DaS Mädchen wurde dann von einem Schutzmann nach der nächsten Polizeiwache gebracht und, nachdem eS dort mit trockener Kleidung ver sehen worden war, seinen Angehörigen übergeben. Ein triftiger Grund für den beabsichtigten Selbst mord ist nicht bekannt. — Ein 60 Jahre alter Hand arbeiter erschotz sich gestern abend in seiner Behau sung in der Vorstadt Altendorf infolge von Schwer mut. Er brachte sich mittels einer Pistole je eine Schutzwunde in die rechte Schläfe und in die rechte, sowie linke Brustseite bei. — Chemnitz, 18. August. Vier öffentliche Protestversammlungen, die von dem Gewerkschafts kartell und dem sozialdemokratischen Verein einbe- rusen waren fanden heute abend in vier hiesigen größeren Lokalen statt. In allen Versammlungen fand eine Resolution Annahme, in der die Ver sammelten eS ablehnen, den von den Brauereien ge» sorderten Bierpreisaufschlag zu zahlen. Der Zentral- oorstand des sozialdemokratischen Vereins des 16. ReichStagLwahlkreiseS, sowie der Vorstand des Ge- werkschaftSkartellS wurden beauftragt, einen Ausschuß zu bilden, der die erforderlichen Maßnahmen treffen soll, die notwendig sind, um den PreiSaufschlag zu vereiteln. — Pirna, 18. August. Einen sehr nassen Abschluß fand gestern abend die einen großen Ru genießende Copitzer Vogelwiese, da in Verbindung mit einem in der 7. Stunde aufgetretenen starken Gewitter ein wolkenbruchartiger Regen niedergtng und den Wiesenherrltchkeiten gar Übel mitspielte. Die Elemente scheinen die Gebilde aus Menschen- Hand nicht bloß im allgemeinen, sondern auch noch Dozelwiesen-Zelte rc. im besonderen zu Haffen. — Döbeln, 18. August. Unsere Privil. Bürzerschützengesellschaft, welche dem Prinzen Eitel Friedrich bei dessen Anwesenheit in Döbeln eine Huldigung bereitet hatte, ist jetzt eine große Photo graphie mit der Unterschrift des Prinzen zugegangen. — Srimma, 18. August. Bei einer Schlägerei zwischen dem Steinbrucharbeiter Keilitz aus Beucha und dem Steinschläger Lange blieb letzterer tot liegen. K. wurde verhaftet. — Riesa, 19. August. Als heute früh >/,5 Uhr der VerbindungSzug Riesa—Röderau den Bahn- hos Riesa passierte, fuhr ihm eine Rangtermaschine in die Flanke. Beide Lokomotiven wurden stark be- schädigt, drei Personen schwer, zwei leicht verletzt. — Aue, 18. August. Das Kuratorium der Deutschen Fachschule für Blecharbeiter und Installa teure ist sofort zusammengetreten und hat die Ange legenheiten des Schülerstreiks beraten. Die Herren de« Kuratoriums haben den Schülern angeboten, durch mündliche Verhandlungen die Angelegenheit in Güte beizulegen. Die Schüler verlangten eine Un terredung außerhalb der Schulgebäude«, um da« Ku ratorium von den Maßnahmen des Direktor« zu unterrichten. Da sie trotz der Aufforderung des Ku ratoriums nicht zur Schule zurücktehrten, faßte das Kuratorium folgenden Beschluß, der jedem Schüler noch gestern abend zuging: „Da die Schülerschaft die Brücke, welche ihr da« Kuratorium gebaut, durch mündliche Verhandlungen die Angelegenheit in Güte beizulegen, nicht betreten hat, so eröffnen wir der Schülerschaft, daß da« Kuratorium nunmehr verlangt, daß di« Schüler Mittwoch, den 18. August, früh 7 Uhr, die Schule wieder besuchen. DiejenigenjSchü- ler, welche die Schule dann nicht besuchen, haben ihre Entlassung zu gewärtigen. Ihre Beschwerden können die Schüler schriftlich einreichen und werden wir diese dann prüfen.- Der Stimmung in Schü» lerkceisen nach zu schließm, war e« nicht wahrschein lich, daß sie heute zum Unterrichte kommen würden, trotz der Drohung nut Entlassung. Der derzeitige Direktor Bleckert, der seit diesem Frühjahr die Schule leitet, schiebt die Schuld an dem aufrü^r rtschenIVe:- halten der Schüler der Beeinflussung eine« früheren Lehrers zu, der sich damals um die erledtate Dwektorstelle mit beworben hatte, aber nicht gewählt wurde. — Markneukirchen, 18. August. Hier erfolgte abends 7 Uhr ein kurzer, jedoch ziemlich heftiger Erdstoß. — Adorf, 18 August. Während der Ferien- zeit wurden hier nacht« Fensterscheiben, Schilder usw. Einer der hauptsächlichsten Gründe sür die, Spannung zwischen der Türkei und Griechenland ist beseitigt. Aus Kanea wird unterm 18. dss. gemeldet: „Heute morgen 5 Uhr wurden 500 Marinesoldaten von den Schiffen der Schutzmächte uster dem Kom mando de« Kapitäns eines englischen Kriegsschiffes auSgeschifft. Die Marinesoldaten ent fernten die Flaggenstange mit der griechischen Fahne vom Fort. Dann kehrten sie an Bord der Schiffe zurück. In der Festung wurde eine Wache von 50 Soldaten mit zwei englischen Mitrailleusen zurückgelaffen. Vorläufig ist alles ruhig. Die Kriegsschiffe bleiben vor Kanea.- Dieses Eingreifen der Schutzmächte dürfte wesentlich zu einer fried- lichen Lösung der OrtentkrtsiS beitragen, wenn auch dar Schicksal Kretas noch immer nicht aus der Ungewißheit heraus ist. Aus der anderen Seite droht die Haltung Griechenlands in der mazedonischen Frage den Konflikt wiederum zu verschärsen. AuS Konstantinopel, 18. August, wird nämlich berichtet: Die heute erwartete Antwortnote der griechi schen Regierung ist bis mittag noch nicht etnge- troffen, jedoch verlautet in unterrichteten Kreisen, daß ihr Inhalt im Ministerium deS Aeußern bereit- bekannt sei. Danach wird in der Note erklärt, die griechische Regierung habe eine nochmalige eingehende Untersuchung der Klagen der Pforte in bezug auf die griechischen Konsuln in Mazedonien sowie auf die Zurückziehung der griechischen Offiziere aus Kreta veranstaltet. Die Untersuchung habe ergeben, daß die Haltung der griechischen Regierung gegenüber der Pforte in beiden Fragen durchaus loyal gewesen sei, so daß der Vorwurf eines unfreundlichen Ver haltens Griechenlands gegenüber der Türkei nicht gerechtfertigt sei. In bezug auf die Kretafrage ver- weist die griechische Regierung auf die Erklärungen der vorigen Note. Unterrichtete Kreise halten die zertrümmert. Jetzt ist eS endlich gelungen, die Tä ter zu ermitteln und zu verhaften. Es sind Haupt- sächlich Semi -artsten und Realgymnastasten, welche die törichten Streiche verübt haben. — Reitzenhain, 18. August. Am hiesigen Bahnhofe wird ein größeres Lagerhaus für böhmi sches Bier errichtet. Auch die Errichtung einer Brauerei ist geplant. In verschiedenen böhmischen Grenzorten haben einzelne Wirte den Preis von Liter Bier von 15 auf 14 resp. 13 Pf. ermäßigt. — Netzschkau, 1L. August. Auf dem hie sigen Rittergut riß der Gewittersturm eine im Bau befindliche Scheune um, wobei zwei Zimmerleute unter die Trümmer zu liegen kamen. Der Zimmermann Jugel erlitt einen Beinbruch und schwere inncre Ver letzungen, die seine Ueberführung inS Krankenhaut nötig machten. Zimmerman Schaarschmidt erlitt leichtere Verletzungen am Kopfe. — Pockau, 18. August. Gestern wurde das 3>/ijährige Söhnchen des hier wohnhaften Fabrik- arbeiter-Mauersberger an der Mündung der Pockau in die Flöha tot aufgefunden. Allem Anscheine nach hat da- Kind am Sonntag abend au- dem am Hause vorüberflthrenden Mühlgraben Wasser schöpfen wollen und ist hierbei in den Mühlgraben gefallen und vom Wasser mit foctgeführt worden. — Plauen, 18. August. Da- gestern nach- mittag über unsere Stadt ntedergegangene Gewitter mit starkem Hagelschlag hat auf den Getreidefeldern großen Schaden angerichtet. — Zittau, 18. August. Dir hiesige freie Schneider-Innung konnte jetzt ihr 300jährigeS Jubi läum begehen. Der schlichten Feier wohnte ein Ver treter der Zittauer Gewerbekammer bei. — Greiz, 18. August. Rechter Pech hatte hier ein UntersuchungSgefangener. Al- er zum Ver- hör oorgeführt werden sollte, riß er au-, irrte sich aber in der Tür und rannte in den Schöffengerichts- Wal mitten in eine Sitzung hinein. Unter großer Heiterkeit der Anwesenden endete hier der Fluchtver such. — Halle, 18. Aug. In DölSdorf bei Halle versuchten 2 Mädchen im Alter von 5 und 7 Jahren in der elterlichen Küche Feuer mit Petroleum anzu machen. Hierbei explodierte die Kanne. Beide Kinder erlitten so schwere Brandwunden, daß sie einen qualvollen Tod fanden. — Hof, 18. Aug. Der MaschinenhauSgehtlfe Rebhahn wurde von einer Lokomotive erfaßt, über- baldige Abberufung de« türkischen Ge sandten in Athen für wahrscheinlich Eine deutsche Erklärung zur jüngsten türkischen Note bringt nachstehende Berliner Zuschrift der offiziösen süddeutschen ReichSkorrespon- denz: „In der kretischen Frage hat eine irrtümliche Auslegung deS letzten Schritts der Pforte in Athen vorübergehend neue Unruhen verursacht. Man wollte diese türkische Note in der Presse als ein Ultimatum hinstellen; man wollte sie wie eine Friedensstörung behandelt wissen, die da- sofortige Eingreifen aller Großmächte in Konstantinopel notwendig mache; zum mindesten sollte die Türkei moralisch isoliert werden. Diese Wünsche haben sich nicht verwirk- lichen lassen. Der europäische Druck am Bosporus ist unterblieben, weil eine ruhige Prüfung der Wortlauts der Note e- nicht angängig erscheinen läßt, der Pforte kriegerische Absichten zuzuschreiben. UeberdieS liegen au« Konstantinopel ausdrückliche Er klärungen im friedlichen Sinne vor. Daß gerade jetzt, wo die Kretamächte sich anschicken, in der Flaggenfrage den Standpunkt der Pforte zur Gel- tung zu bringen, ein Versuch unternommen wurde, um d>e Türket vor der Welt ins Unrecht zu setzen kann nicht überraschen. ES fehlt aber der hinreichend. Anlaß zu einer gegen die Türkei gerichteten Inte:- oention.- Der „Mattn" meldet unterm 18. aus Kanea: Die Nationalversammlung trat gestern zu- sammen, die Sitzung verlief sehr stürmisch. Der Abgeordnete LeontdaS erhob Einspruch gegen die Hal tung der Mächte, während ein anderer Deputierter diese zu rechtfertigen versuchte. Er erinnerte an die Schlacht bet Naoarin, an EptruS und Thessalien usw und erklärte, es sei im Interesse deS Landes, nach zugeben. Schließlich nahm die Versammlung einen dahingehenden Beschluß an. I fahren und schrecklich zugerichtet. Dem Manne wu-- den beide Beine oberhalb der Knie glatt abgefahren, auch erlitt er schwere Kopfverletzungen. Rebhahn starb bald nach dem Unfälle. Ec hinterläßt eine Witwe mit 5 Kindern. — Orlamünde, 18. Aug. Im benachbarten Uhlstädt kam die 6jährige Tochter des Zimmermanns Schröder in der Küche dem Herdfeuer zu nahe, so daß die Kleider in Brand gerieten. DaS Kind rannte in seiner Angst auf die Straße, wo aber der Wind Vie Flammen nur noch mehr anfachte. Schrecklich verbrannt wurde das Mädchen in die Jenaer Klinik gebracht, wo es aber bald verstarb. — Tetschen, 18. Aug. In einer Höhle in der Nähe von Jungbunzlau fand man die verwest« Leiche deS Agenten Joh. Folcht vsn hier. Unstreitig liegt Raubmord vor. Neuestes vom Tage * Jugendlicher Betrüger. Der Lehrling eines Bankhauses in Köln, der einen 10 000 Mart enthaltenden Brief aus der Pqst auf liefern sollte, ließ sich denselben vom Schalterbe amten zurückgeben, vertauschte ihn mit einem mit Papier gefüllten und flüchtete, nachdem er das Post buch im Geschäft abgegeben hatte, ins Ausland. Als der Briefempfänger den Schwindel bemerkte, war der jugendliche Spitzbube über alle Berge. * Einem Großfeuer fielen gestern abend in Hagen (Westfalen) nicht nur sämtliche Hvusvorräte mW Fertigwaren der Bau- und Mö beltischlerei von Löffe, sondem auch drei benach barte Wohnhäuser zum Opfer. 13 Familien sind obdachlos und haben fast das gesamte Mobiliar verloren. — In Herford wurden die Lagerbestände des Geschäftshauses der Buchhändlerfirma Breiten bach und Menkhoff ein Raub der Flammen. * Ueber Typhuserkrankungen wird aus Stuttgart berichtet: Im Bezirk Leon berg erkrankten infolge des Ausbruches einer Th- phusepidemte hundert Personen. Die Schuld wird dem Trinkwaffer einer Zentralleitung beigemeffen, die zahlreiche Orte speist. * Z u r S t a d t h a l l e n - K a t a st r o pH« in Görlitz. Wie gemeldet wird, hat die Staats anwaltschaft das Verfahren gegen den Berliner Balemeister Sehring, der im Verdacht stand, die Stadthallen-Katastrophe in Görlitz verschuldet zu haben, eingestellt. Am 9. Mai 1908, nachmittags 3 Uhr, war die Dachkonstruktion der von Gehring erbauten Stadthalle eingeftürzt, wodurch 5 Personell getötet, 3 schwer und 7 leicht verletzt wurden. Unmittelbar nach der Katastrophe wurde Baumeister Sehring in Hast genommen, aus der er am 14. Mat noch Hinterlegung von 80 000 Mark Kaution entlasten wurde. Die Untersuchung ergab so wenig Belastendes gegen Sehring, daß nach Verlauf we niger Monate die Kaution wieder zurückgezahU wurde und daß nunmehr der Beschluß der Staats- anwaltschaftsbehörde auf Einstellung des Verfah rens herbeigefllhrt worden ist. Die Anklage richtet sich nunmehr nur noch gegen den früheren Fabri kanten, jetzigen Privatingenieur Martini, früher in Sorau (Niederlausitz), jetzt in Dresden. Mar tini hatte die eisernen Dachkonstruktionen für die Stadthalle geliefert, war anläßlich der Katastrophe ebenfalls in Haft genommen worden und befindet sich gegenwärtig nach Hinterlegung einer Kaution auf freiem Fuße. Die Vollendung des Stadthal lenbaues in Görlitz wird demnächst wieder ausge nommen werden; die Dachkonstruktionen wurden so eben einer Berliner Firma übertragen. Die Ver antwortung sür den Bau ruht nach wie vor in den Händen des Baumeisters Sehring, der sich durch einen zweiten mit der Stadt Görlitz unterm 20. Mai 1908 geschlossenen Vertrag zur Fertigstellung des Baues verpflichtet hat. * Großfeuer i n M ü n ch e n. Ein Kurzschlußbrand zerstörte die große städtische Elek trizitätsstation in der Karlstraße. Das Personal wurde gerettet. Der Schaden ist groß. * T a t j a n a L e o n t i e w u n h e i l b a r wahnsinnig. Aus Zürich meldet man: Die Russin Tatjana Leontiew, welche im Jahre 1906 in Interlaken den russischen Minister Turnowo er morden wollte und statt dessen den Pariser Pri vatier Müller erschoß, ist als unheilbar wahnsinnig in die Irrenanstalt Münsingen gebracht worden. * Rauchende Knaben als Brand- t i f t e r. In der Ortschaft Mora, so meldet man aus Klagensurt, entstand durch Knaben, welche heimlich rauchten, ein großes Schadenfeuer. 38 große Bauerngüter sind niedergebrannt. Ein altes Ehepaar fand in den Flammen den Tod. * Opfer des Niagara. Aus Newyork wird telegraphiert, daß ein junger Mann von 16 Jahren mit dem deutschen Namen August Spoorer die Stromschnellen des Niagara zu durchschwimmen versuchte und dabei ertrank. Er kam jedoch einige Meter weiter, als seinerzeit der bekannte Kapitän Webb, ehe ihn ein Strudel in die Tiefe zog. Hun derte von Menschen sahen zu und versuchten noch den Knaben durch Zureden zur Fortsetzung des Kampfes gegen die Wellen zu ermutigen, aber er konnte sie gar nicht hören, und ging vor ihren Augen unter. * Geheimnisvoller Fund. Ein geheimnisvoller Fund, der noch der Aufklärung be darf, wurde in einem Keller des Haufes Babels berger Straße 41 in Berlin-Wilmersdorf gemacht. Mait entdeckte durch Zufall eine große Kiste mit scharfer Munition, die vermutlich von einem Dieb stahl aus der Gewehrfabrik in Spandau herrührt. * Spiritusexplosion. In Bornim bei Potsdam ereignete sich in der Wohnung des Landmanns Philipp eine schwere Spiritusexplo sion. Das 15jährige Kindermädchen wollte aus einer Kanne Spiritus nachgießen, trotzdem der Spi rituskocher noch brannte. Die Kanne explodierte, wodurch ein Zimmerbrand entstand. Das Kinder mädchen und das zweijährige Kind des Philipp erlitten schwere Brandwunden. Die Verletzten wur den nach Potsdam gebracht und fanden im Sankt Joseph-Krankenhaus Aufnahme, wo das ^zweijäh rige Kind nachts seinen Wunden erlegen ist. *Eine dem Untergange geweihte Stadt. Die Stadt Dera Ghazi Khan im Pun jab scheint nach einer Meldung aus Bornbajh un rettbar dem Untergange geweiht zu sein, weil der Indus unaufhörlich breite Streifen Landes weg- chwemmt, mit welchen täglich Häuser, Hütten und Moscheen in Strome versinken. Deutsches Waldlied. Du schöner Wald mit deinen stillen Wegen, Du Heller, grüner Dom, wie lieb' ich dich? Wie gerne wollt' ich mich zu Boden legen, Hält' ich nicht Angst, ich schneide rückwärts mich? Denn, steh, des Flaschenbieres spröde Hüllen, Sie liegen zahlreich auf dem duft'gen Plan. Und Scherben seh ich auf der Flur, der stillen, Verderben dräuend meinem Sitzorgan. Es mischt sich mit dem Laub der Buchen, Linden Die reiche Flut zerknüllten Wustpapiers. Und zwischen Veilchen duften Käserinden Zum Schmuck des frühlingsbunten Waldreviers. Es lachen Zeitungsfetzen jeder Richtung Vom Weg mich an im warmen Sonnenglanz, Und dort grüßt mich vom Saume einer Lichtung Ein Heringskopf und ein Sardellenschwanz. Von dieser Bank seh' ich die Gegend besser; Von dieser Bank, auf der Ihr Augen lest (Geschmackvoll eingeschnitzt mit spitzem Messer) Daß Leo Meier, Plauen, hier gewest. Auch Laura Lehmann, Erich Schmidt, Fr. Hessen Hat seine Holzschnittkunst allhier erprobt. Nicht zu vergessen Ignatz Kratz aus Essen, Der sich sogar poetisch autzgetobt. Und hoch die Glieder reckend beim Marschiere» Ruf' ich begeistert in die Frühlingsluft: O Wald, mit deinem Laub und Wurstpapieren, Mit deinem Veilchen-, deinem Käseduft, Wie schlägt mein Herz dir werbend laut entgegen. Mit deinem Lenzesodem, lind und klar! Wie lieb' ich dich mit allen deinen Wegen — Wenn tags zuvor nicht g rade Sonntag tvar! Karlchen in der „Fugend".
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