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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.08.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190908200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090820
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090820
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-08
- Tag 1909-08-20
-
Monat
1909-08
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.08.1909
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nm» die kleinen Brauereien auch nicht ausschlagen.- Gerade letzterer Satz zeugt von grober Unkenntnis der Verhältnisse, denn seit Montag befinden sich, wie in der gestrigen Sitzung der Gastwirt»- v ereine von hier und Umgegend belanntgegeben ward, unsere Gastwirte im Besitz eines Zirkular» der BezirkSgruppe Chemnitz vom Braueretver- ein Leipzig, G. m. b. L., mit ungefähr folgen dem Inhalt: .Mit dem I. August 1909 ist die neue Brau, strurrerhöhung eiugetreten. Durch die Zolleryöy- ungen und die Steigerung der Preise aller Rohprodutte, sowie der Löhne sind die Brauereien werter ganz erheblich belastet worden. Unter Berücksichtigung aller dieser Um stände sehen wir uns genötigt, vom 16. August d. I. ab, wie bereits bekannt gegeben, die Bierpreise wie folgt z u erhöhen: Bayrisch- und Bockbier um 4,— M. per Hektoliter, Lager« und Böhmischbier - 3,50 - - - Einfach- und Weißbier - 2,— - « » Bei diesen die Erhöhung der Produktionskosten bei weitem nicht deckenden Preiserhöhungen müssen indessen alle Sonder-Vergütungen Wegfällen. Auch kann vom 1. Januar 1910 ab EiS nur noch gegen Zahlung von 50 Pfennig per Zentner abgegeben werden." In dem in der gestrigen Sitzung zur Kennzeich nung der Lage erstatteten Referat ward u. a. zum Ausdruck gebracht, daß sich das ganze deutsche Gast- wirtSgewerbe noch nie in so krinscher Lage befunden habe als heute, und für viele Wirte werde die neuer liche schwere Belastung den Ruin bedeuten. Auch in das Braugewerbe bringen die neuen Steuern große Verheerungen. Die notwendige Folge eine» PceiSauf- schlagS, für dessen Aufbringung der Gastwirt allein zu sorgen habe, würde Bierkämpfe herauf beschwören, die zu einer unermeßlichen Gefahr für den Wirtestand werde, wenn der Biertrinker auch nicht den Gastwirt selbst mit seinen Abwehr- maßregeln treffen wolle. So befänden sich nun die Gastwirte in einer recht üblen Lage: Die Brauereien diktierten ihnen einfach die höheren Preise, ohne ihren Abnehmern Zeit zu einer Beschlußfassung zu lassen. In der Aussprache über das Gehörte war man sich darin einig, daß jetzt auch die Gastwirte nicht ander» könnten, als im Restauration«, betrieb eine Preiserhöhung eintreten zu lassen, mit welcher den gegebenen Verhältnissen Rechnung getragen werden kann, und zwar vom 1. September ab. Zur Begründung diese» Be- schlusseS ward angeführt, daß die Preissteigerung aller für den Betrieb erforderlichen Bedürfnisse in den letzten 20 Jahren fast 30 Prozent betrage, der Bierpreis aber im allgemeinen der gleiche geblieben sei; im Saalgewerbe könne man sogar behaupten, daß auf jedes auSgeschänkte GlaS Bier 6—8 Pfg. Unkosten entfallen. Einige GastwtrtSoereine unserer Nachbarorte, u. a. Wüstenbrand und Gersdorf, haben bereit« eine Erhöhung in dem Sinne beschlossen, als sie für da» 0,4 Ltter-GlaS Bier 17 Pfg., für 0,2 Liter 10 Pfg. verlangen. Diesem Beispiel wird jedenfalls auch Oberlung witz folgen. Ausdrücklich ward in der Aussprache hervorgehoben, daß jeder unserer Gastwirte seinen Gästen sagen könne: Unser Ausschlag ist ein reeller, wir wollen durch ihn nur allein unsern Mehrauf wand im Geschäftsbetriebe wettmachen. Daher richtet der Gastwirtsstand auch an das biertrinkende Publikum die Bitte um Einsicht, man möge den Gastwirt, der zu dieser Preiserhöhung gezwungen ist, eS nicht entgelten kaffen; denn sein Stand hat unter den vielen neuen Steuern wohl am meisten zu leiden. — Der Tag von St. Privat ward auch von den Militärvereinen unserer Stadt in würdiger Weise begangen. In Bad Ernstthal sand ein gut besuchtes Konzert mit Illumination und Feuerwerk statt, und auch der hiesige Kriegeroerein veranstaltete zur Erinnerung an den denkwürdigen Tag in seinem Dereinslokal eine Feier, mit der dir Ehrung von Jubtlaren v-rbunden war. Dem zum Ehrenvocsteher ernannten Kameraden Otto Demmler ward em künstlerisch auSgestatteieS D'plom überreicht und dem Kameraden Hermann Franke wurde die Medaille sür 25jährige treue Mitgliedschaft auSgehäadigt Aber auch dem Verein selbst ward eine Fr.ude zuteil do- durch, daß Kamerad Emil Wider ihm ein photo graphische» Gruppenbild der Gewchrabteilung zum Geschenk machte; weiter wurde die Bibliothek de» Verein» durch eine Schenkung bereichert. Nach einer warmempsundenen Ansprache toastete Herr Pfarrer Sl brecht auf König Friedrich August und Kaiser Wilhelm, während der Vorsteher, Herr Loui» Wappler, den FeldzugSteilnehmern Worte dank- baren Gedenken« widmete. Ein Frritrunk hielt die Anwesenden dann noch lange Zeit beisammen. — Da« Spätsommerkletd der Natur ist schon zerrissen und zerschlissen, bunte Flicken und Flecken hat der August daraufgesetzt, eS ist faden- scheinig und verbraucht, viel zu früh sür den Men schen, der sich noch an dem vollen, satten Laube mit seiner ttefgrünen Farbe erfreuen möchte. Dem Herbste entgegen — langsam gleitet vom Zweige ein Blatt nach dem anderen herab, der Wind spielt mit ihnen sein lustige» Spiel. Die Farben- pracht de« Sommer« und de« Frühling«, die beide unS nur mit kurzem Gruße bedachten, sie schied so schnell, kaum gegrüßt — gemieden. Der Wind weht hier und da über die Sloppelfelder, aus denen die Spinnen ihre Silberfäden weben. Weiße Fäden schimmern am grünen Laube, weiße« Haar im dunklen Gelock — e« wird Herbst. — Ein für die Betroffene recht schmerzhafter Zwischenfall ereignete sich gestern während der Hand arbeitsstunde in der Altstädter Schule. Eine Schü lerin hatte sich eine Häkelnadel so tief ins Vein gestoßen, daß sich deren Entfernung dm ch ärztlichen Eingriff nötig machte. —i Nach dem Genußvon noch nicht ganz reifenStachelbeeren, dieer von Spielkollegen erhalten hatte, verstarb ein 7jähriger Knabe der in der Neustadt wohnenden Arbeitersfamilie Förster nach kurzer Zeit. Vermutlich hat der Kleine Wasser auf die Beeren getrunken. — Eine große Kaninchen-Ausstellung wird am kommenden Sonntag nachmittag im Gar- ten-Etabliffemrnt „Hüttenmühle- abgehalten; die öffentliche Prämiierung erfolgt bereits am Vor mittag. Kaninchenzüchtern ist hierbei auch eine gün stige Kaufgelegenhett geboten. Nachmittag« von 4 Uhr ab wird den Besuchen ein Gartcnkonzert gebo ten, dem sich ein öffentlicher Ball anschließt. (Siehe Inserat.) — Die sächsische Krtegersahrt nach Metz, die Ende Juli stattfand, hat durch Krank heiten, deren Ursache noch nicht festgestellt werden konnte, nachträglich den Tod von insgesamt neun der Teilnehmer herbeigeführt. — Die Spankorb-Erzeugung, eine Spezialität der Korbwarenindustrie, erfolgt im sächsischen Erzgebirge in der Haupt sache durch Heimarbeiter. Im Export wirkt der teilweise erhöhte Zoll recht nachteilig auf das Geschäft ein, und besonders der Verkehr mit der Schweiz ist durch den Zoll auf rohe Spankörbc fast völlig unterbunden worden. Es läßt sich über haupt nicht verkennen, daß in der Schneeberg- Schwarzenberger Gegend die Korbwarenindustrie allmählich immer weiter zurückgeht. Hohe Holz preise und seltener werdende Arbeitskräfte sind in der Hauptsache die Gründe dafür. Weiter kommt die Konkurrenz bayrischer und schwedischer Körbe in Betracht. Die immer schwieriger sich gestaltende Beschaffung geeigneten Korbholzes wurde seitens der Köntgl. Oberförstereien dadurch zu erleichtern gesucht, daß vor den augesetzten Versteigerungster- minen die Korbmacher sich das ihnen zusagende Holz selbst heraussuchen konnten. Im vergangenen Jahre trat übrigens in den größeren Spankorb fabriten in Bockau und Lauter eine den Arbeitern Wohl zu gönnende Lohnerhöhung um 10 Prozent ein. — Die Wirkungen der wirtschaft lichen Krisis werden in dem von dem Ver band der Vereine Kreditrcsorm für das Geschäfts jahr 1908—09 erstatteten Jahresbericht behandelt. Es Wird darin u. a. ausgeführt, daß das gesamte Erwerbsleben ganz > allmählich von einer hoch gradigen Geschäfts unlu st ergriffen wurde, wie stein einigen Geschäftszweigen hin und wieder auch Wohl von früher her in der Erinner ung war, jedoch in dieser Allgemeinheit seit langen Jahren nicht ihresgleichen hatte. Durch diese all- mMtche Entwicklung sind die Folgen des Kon- juntlurwechsels wesentlich gemildert worden. Abge- ehen von einigen Zusammenbrüchen größerer Un- ernehmungen hatten die Kosten des Konjunktur wechsels hauptsächlich kleinere und abhängige Be triebe zu bestreiten, denen es infolge der allgemei nen Geldknappheit an den nötigen flüssigen Mitteln mangelte. Diese Verhältnisse spiegeln sich auch Wider in der KonkurSstalisiik für 1908, wonach 15 410 Anträge zur Konkurseröffnung gestellt wur den gegen 12 919 im Vorjahre, so daß im ganzen 3538 Anträge mehr Vorlagen. In dem ersten hal ben Jahre war die Geschästsunlust nicht so zum Ausdruck gekonnnen, weil noch Austräge aus der besseren Zeit des Vorjahres Vorlagen, die zur Er ledigung gebracht wurde». Diese fehlten jedoch in der zweiten Hälfte des Jahres, lvo allerdings eine gewisse Erleichterung der Geldvcrhältnisse eintrat. Sie wurde zum großen Teile hervorgerufen eurch die minder intensive Beschäftigung der Industrie, wodurch deren Kapitalbedarf sich verringerte. Das Gcschäftslebcn wurde von einer allgemeinen Un sicherheit beherrscht, so daß man es nicht wagte, Aufträge über den notwendigsten Bedarf hinaus zu erteilen. Der allgemeine flaue Geschäftsgang ist auch in dem Betriebe der Auskunfteien zum Aus druck gekommen, und zwar in der Weise, daß von den einzelnen Interessenten die Auskunstserteilung nicht so lebhaft in Anspruch genommen wurde, wie in den Zeiten eines normalen Geschäftsverkehrs oder bei aufsteigender Konjunktur. —i O b e r t u n g w i tz 19. August. Der von unS gestern gemeldete UngtückSfall betraf nicht — wie aus Versehen berichtet wurde — einen Arbeiter, sondern eine galizische Arbeiterin. Ihr Befinden hat sich im Krankenhause nicht verschlimmert. —GerSdorf, 19. August. Rechten Ver druß hatte dieser Tage ein junger Mann au» Lich tenstein, dessen Fahrrad, dar er vor einem hiesigen Gasthaus stehen ließ, von einem Ochsen, den ein Fleischer de« Weges daher trüb, zertreten wurde. Der Be sitzer de« RindeS dürfte in diesem Falle ersatzpflichtig gemacht werden. —:/: GerSdors, 19. August. DoS Direkto rium der OmnibuSfahrlgesellschasl GerSdorf—Hohcn- stkin-Einstlhai beschloß in seiner letzten Sitzung, oer- suchLweise bis Neuj rhr 1910 vom 1. Oktober d. I. ab an jedem Mittwochabend einen Theater-Omnibus verkehren zu lassen. Abfahrt in GerSdorf vom Gast hau« „Gambrinu«- abends >/,11 Uhr. Die Rück- fahrt vom Bahnhof Hohenst etn-Er. erfolgt nach An- kunft der Personenzugs von Chemnitz nacht« 12 Uhr. Al« Fahrpreis soll für diese Nachttour dar Doppelte der gewöhnlichen Preise erhoben werden. Die Sonn- tag-VormittazStour (ab GerSdorf S Uhr, ab Bahn- Hof 10 Uhr) fällt vom 1. Oktober d. I. ob au«. Im übrigen ward beschlossen, die Fahrzeiten auch im Winterhalbjahr 1909/10 wie bisher weiter be stehen zu lassen. Da der bisherige Fuhrhalter seinen Posten aufgeben will, beschloß man, die Omnibus fuhren Herrn Landwirt Eichler hier zu übertragen. — Hermsdorf, 19. August. Eine öf fentliche Wahlversammlung hielt der Wahlverein der Liberalen zu Oberlungwitz gestern hier im Gast haus „Zur Linde" ab. Herr Parteisekretär Ehrich- Leipzig sprach über „Die politische Lage im Reiche und in Sachsen." Der erste Teil seines Vortrags behandelte vornehmlich die Stellung seiner Partei gegenüber den übrigen Fraktionen zur allgemeinen Politik einerseits, anderseits zur Reichsfinanzre form im besondern. Der Hauptinhalt des zweiten Teiles des Vortrags bildete die Besprechung des neuen Wahlrechts in Sachsen. Von dem Hohen- thalschen Reformwerk sagte Redner, daß allzuwcnig geschaffen worden sei, man habe das Vierklassen wahlrecht mit altem und neuem reaktionären Bei werk ausgestattct. Aber doch enthalte es einige Fort schritte, so u. a. die direkte Wahl. Der kommende Herbst bringe nun für Sachsen die Wahlen zum neuen Landtag; wie diese ausfallen würden, dar über lasse sich heute noch nichts prophezeien, man müsse sich nur mutig in den Wahlkampf hineinbe geben. Zuni Schluß seiner Ausführungen trat Herr Ehrich für die Wahl des Kandidaten der Frei sinnigen, Herrn Gärtnereibesitzer Härtel-Oberlung witz, ein. Letztgenannter nahm dann das Wort, um sich den Wählern vorzustellen. Seiner Pro grammrede stellte er das Motto voran: „Wahrheit und Ehrlichkeit währt am längsten!" Er bezeichnete sich als einen Mann bon praktischer Erfahrung, der voll und ganz für die Gemeinderechte und auch sür Verbesserung des Vereins- und Versammlungs gesetzes eintrete. Nur wo ein Fortschritt zu ver zeichnen sei, wolle er seine Kraft zur Mitarbeit ein- sctzen, das Gesamtwohl des Landes allezeit fördern und versöhnend Wirten im allgemeinen politischen Kampfe. Redner zitierte zum Schluß: „Konserva tiv kann ich nicht wählen, weil die die Wähler zu sehr quälen!" und „Ich trete ein für Wahrheit und Recht, sei's sür den Herrn, sei's für den Knecht!" Als erster Diskussionsredner sprach Herr Drescher-Gersdorf, der u. a. die Arbeiten der Zwei ten Kammer einer Kritik unterzog, den freisinnigen Versprechungen entgegentrat, alte Forderungen der Sozialdemokratie ins Gedächtnis zurückrief und einen Appell an die Versammelten richtete, bei der kommenden Wahl das Vierstimmen-Wahlrecht aus zunutzen, damit auch im 38. ländlichen Kreise ein Vertreter der Sozialdemokratie siege. Als zweiter Redner der Sozialdemokratie unternahm Herr Schleicher-Meerane schwere Angriffe auf den Frei sinn und dessen Kandidaten, ward aber von Herrn Joh. Bahner in geschickter Form ad absurdum ge führt, was um so leichter fiel, als Herr Schleicher Einzelfälle verallgemeinerte und leichthin der frei sinnigen Partei in die Schuhe schob. Herr Ma- nilius Krause-Lugau sekundierte seinen beiden Vor rednern; seine Vorwürfe wurden von Herrn Ernst Bahner zurückgewiesen, und in sachlicher Fonn der Entgegnung sprach dann Herr Parteisekretär Eh rich das Schlußwort, in dem er die Vorwürfe ent kräftete, daß die freisinnige Vereinigung nicht jeder zeit für sozialpolitische Fortschritte eingetreten sei. Einige Minuten vor 12 Uhr fand die Versammlung ihr Ende. —t Calle nberg, 19. August. In de Zierold'schen Webfabrik trug sich am Mittwoch nach« mittag gegen 6 Uhr ein bedauerlicher Unglücksfall zu. Ein dort beschäftigter Arbeiter rutschte von der AuSrückstange der von ihm bedienten WebstuhleS ab und fiel so unglücklich in die im Gange befindliche An- triebscheibe, daß ihm der Arm gebrochen wurde. Auch er litt er beim Sturze schwere Verletzungen am Kopfe, sodaß er mit el« Tragbahre in seine Wohnung ge- bracht werden mußte. — Meerane, 18. August. Der in einer hiesigen Großfärberei angestellte, in zweiter Ehe lebende Kaufmann H. wurde wegen SlttlichkeitSoer- brechenS an schulpflichtigen Kindern verhaftet und dem Amtsgericht zugeführt. — Zwickau, 18 August. Die Bierbrauereien de« Zwickauer Bezirk« haben beschlossen, vom 1. Sep tember d. I. ab eine Erhöhung des Bierpreise« ein- treten zu lassen, und zwar für Lagerbier 3 Mk. für Weißbier 2 Mk. und für Einfach 1,50 Mk. pro Hektoliter. — Da« 12. Sächsische BundeSkegeln hat nach vorläufiger Feststellung einen Ueberschuß von etwa 5000 Mk. ergeben, wovon die Hälfte an die BundeSkaffe in Dresden abgeführt werden muß. — Reinsdorf bei Zwickau, 18. August. Der Typhus ist hier tn mehreren Fällen ausgetreten. Der BezirkSarzt zu Zwickau hatte die Unterbringung der Kranken in einer Krankenanstalt angeordnet. Da» Königl. Krankenstift Zwickau unz die sonst benach- barten Krankenhäuser hatten, w »r verlautet, jedoch die Aufnahme abgelehnt. Der Gemeinderat will de«- halb Beschwerde bet der Oberbehörde führen. — Cainsdorf, 18. August. Ein alter Brauch ist jetzt hier abqeschafft worden, nämlich da» Absingen durch die Chorknaben auf dem letzten Gange Verstorbener vom Trauerhause nach dem Friedhöfe. — Mylau, 18. August. Eine sinnige Ge pflogenheit hat sich seit einer Reihe von Jahren hier eingebürgert. Alljährlich vereinen sich die jeweilig 50 Jahre alten Männer und Frauen, die in Mylau das Licht der Welt erblickt haben, um Jugender« innerungen auszufrischen oder die Bande alter Freund- schäft wieder zu festigen Jetzt hatten sich die im Jahre 1859 geborenen Mylauer, darunter solche, die ihr Domizil in weiterer Entfernung haben — in«- Kräuleiu Chef. Roman von Hanna Aschenbach 3j (Nachdruck verboten.) Sie zögert, dann wie gegen den eigenen Wil len zum Bekenntnis getrieben, sagt das Mädchen leise »md hastig: „Glauben Sie, daß die Last immer leicht ist, daß ich nicht manchmal wünschte, frei zu sein, ganz frei, srei von der Verantwortung über Tausende? — Es kann nicht sein. Meines Vaters Wille hat nur die Pflicht auferlegt und —" sie wendet sich ihm ganz zu, und die Weiche Altstimme schwillt an zu vollen Herzenstönen — „und ich werde sie er- jüllen, unbekümmert um das Achfelzrccken derer, die mich nicht kennen." In Falks Brust tobt ein unbeschreiblicher Auf- ruhr. Er steht beschämt wie vielleicht noch nie in seinem Leben vor der schlichten Größe eines Men schen — eines Mädchens. Und dock Will es nicht warm in ihm werden. Daß sie recht hat, daß er sie bewundern mutz, erkältet ihn. Sein Ideal vom Weib ist ganz anders. Und doch ist sie fast schön in diesem Augenblick. Die flammenden Augen durch- lerrchten das ganze schmale Gesicht; rosige Glut pulsiert unter der Weitzen Haut, und das viel zu straff zurückgenommene Haar hat unter der zerstreu ten Berührung ihrer Hände seine tadellose Ord nung eingebützt. Ein paar Löckchen haben sich in die Stirn geschoben, und diese widerspenstigen Ringel geben, indem sie die zu hohe männlich« Stirn teilweise verdecken, dem Gesicht plötzlich ein ganz anderes, jugendlicheres Gepräge. Und als solle bewiesen werden, daß auch der Reiz der An- mut dieser Evastochter nicht fehlt, breitet sich ein wahres Sonnenlächeln über ihr Antlitz. „Nrm, Herr von Falk, ich halte das Ihnen brieflich gemachte Anerbieten aufrecht Lassen Sie sich nicht durch kleinliche Bedenken täuschen. bietet sich Ihnen bei uns ein dauerndes, segens reiches Arbeitsfeld. — Sie nehmen an? — Das ist schön. Ich freue mich aufrichtig." Sie reicht ihm freundlich die Hand, welche er immer noch zögernd ergreift. Eine schöne, warme Handt Ihr kameradschaftlicher Druck verscheucht seine letzten Bedenken. „Wohlan, mein gnädiges Fräulein, ich bin der Ihre." „Bravo, Herr Prokurist, ich denke, Sie werden diesen Entschluß nie bereuen. Tas heißt —" ein schalkhaftes Licht tritt in die ernsten Augen, „so sicher scheint mir das eigentlich doch nicht. Das Faktum von dem Fräulein Ches — das ist näm lich mein nom de guerre — wird Ihnen vielleicht noch manchmal Kopfzerbrechen verursachen. Aber das geht vorüber. Unter einem halben Jahr be kommen Sie Ihre Freiheit nicht wieder. Das wissen Sie." Er verbeugt sich ernst. „Wenn schon, denn schon — war von jeher mein Grundsatz, mein gnädiges Fräulein." „Bitte, Fräulein Treuberg, mein Herr. So ist es Geschäftsbrauch. In den Salons meiner Tante, welcher Sie vielleicht gelegentlich Ihren Besuch machen wollen, werde ich Ihren weltmännischen Gewohnheiten keinen Zwang auferlegen, hier aber bitte ich wie gesagt um den einfachen Namen." Er verneigt sich stumm. Wieder steigt es wie Aerger in ihm auf. Ihre kühle Gelassenheit reizt ihn merkwürdig, so sympathisch ihm eigentlich ihre Anschauungen sind. Er versteht sich selbst nicht, und mit energischer Willensanstrengung sucht er die rebellischen Gefühle seines Innern niederzu kämpfen. „Wollen Sie mir sagen," unterbricht Eva Treu berg die eingetretene Pause, „wann Sie bereit sind, Ihre Obliegenheiten zu übernehmen? Ich selbst Esmöchte Sie einsühren. Vermutlich wünschen Sie vorerst Ihre Privaiangelegenheiten in dieser Stadt zu ordnen." „Ich stehe sofort zur Verfügung Wohnung habe ich mir gestern abend nach Ankunft gesucht Wenn Sic also die Güte hätten, Fräulein Treu berg —" „Schön, das freut mich. Abgespannt von der Reise sehen Sie auch nicht gerade aus." Sic mustert zufrieden das ansprechende Mün- nemntlitz mit der unverkennbaren Frische der Ge sundheit unter der leichtgebräuntcn Haut, die straffe Elastizität der hohen Gestalt. Lächelnd hat er ihren prüfenden Blick ausge halten, in dem sich schließlich ein offenkundiges, wenn auch ganz unpersönlickes Wohlgefallen aus gesprochen. Nun lächelt auch sie — doch ohne die geringste Verwirrung, und der Mann muß sich sagen, daß ihre seltene Unbefangenheit sie wie mit einer unsichtbaren Schutzwehr umgibt, au welcher gar manch« Gefahr zu Nichte werden mutz, *>ie einer anderen Evastochter an solch exponiertem Platz verhängnisvoll werden könnte. Zum erstenmale regt sich in seiner Brust ein warmes Gefühl sür die künftige Herrin. „Ich werde Herrn Steffens, unseren ältesten Korrespondenten herüberbitten," sagt Eva und drückt die elektrische Klingel dreimal. „Es ist dies ein alter, treuer Beamter der Firma, schlicht und ein- sach, nicht gerade weitblickend, aber auf seinem Po sten absolut zuverlässig." Der Eintritt des Genannten unterbricht die Sprecherin. -Sie macht die Herren einander be- :kannl und bittet dann den älteren, dem Herrn Pro- luristc» zur Orientierung behilflich zu sein, soweit sie das nicht selbst übernehmen könne. Hierauf wendet sie sich an den letztgenannten. „Machen Sie mir die Freude, heute abend mein Tischgast zu sein, Herr von Falk. Sie treffen - sämtlich« Herren und Damen der Firma. Eine Wei gerung nehme ich nicht an. Der Geschäftsbrauch will es so, und der tyrannisiert uns alle, nicht so, Steffens?" „Allerdings, Herr von Falk, und ich garan tiere, Sie fühlen sich heimisch bet uns, noch eh« der Champagner —" „Champagner?" unterbricht Eva den pfiffig Lächelnden, „ja, Steffens, was fällt Ihnen denn ein? Wollen Sie mich zur Verschwenderin stem peln?" Der Alte setzt eine harmlos erstaunte Miene auf. „Aber natürlich Champagner, Fräulein Treu-- berg. So ist es Geschäftsbrauch. Als der selige Bröckelmann Prokura erhielt, hat Ihr Herr Vater tüchtig knallen lassen. Eine feine Sorte! Erinnern Sie sich denn nicht?" Nein, Eva erinnert sich nicht, sintemal ihr zur Zeit jenes Ereignisses die Milchflasche noch der höchste Genuß in baccho bedeutet hatte. Doch da es der Geschäftsbrauch so will, wie der alte Schlau meier versichert, nickt sie lächelnd Gewährung. „So sei es denn, Stessens, also Sekt zu Ehren unseres neuen Herrn Prokuraträgers." „Aber ich bitte," sucht dieser zu intervenieren. Ein komisch entrüsteter Blick des Korresponden ten schneidet ihm das Wort ab, während Fräulein Chef ihm lächelnd bedeutet: „Sie brauchen sich wirklich keine Skrupel zu machen, Herr bon Falk. Ich ergreife mit Vergnü gen eine solcbe Gelegenheit, meinen sehr braven Beamten eine Freude zu bereiten, und handle da ganz im Sinne meines verstorbenen Vaters. Also ich rechne auf Sie." „Gnädig — Fräulein Treuberg haben zu be fehlen. Ich werde mir gestatten, Ihren werten An gehörigen noch vorher meinen Besuch zu machen." (Fortsetzung folgt.) gesamt rin gi nicht r ein Lr Festo« sich be tunnei sich si Entlal plodie: Weiter oder e zündet verletzt zu Au leichter tnnun, von » Freud, 17. A mit V Gin C deSgl. Der b befind lei Nii und h wurde Tischt, 12M Hand wegge Krank altes ' sicht i Auger Track« Schutz und, sehen Ein mord arbeit sung mut. Schuf sowie Prot« kartel rufen größ- fand samm sordei vorsti Reich Werks zu bi soll, vereit Absch genie mit < Gewi und Die i Hand Doge Bürg Fried Huld grapi -wsd und K. u Uhr Hof ! in d schäd D.-ut teure legen de» . durch Güte terret rator unte ratoi Kurc noch die, mün beizr Schü daß Uhr, l-r, ihre künn wir lerkr, lich. trotz Dir« leitet halte Lehr Dir« wurl er fol h-fti zeit
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