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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 23.07.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190907234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090723
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-07
- Tag 1909-07-23
-
Monat
1909-07
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 23.07.1909
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bestritten, sondern auch Stiftungen gemacht, die nua abgelöst werden. Dar Vermögen, das etwa 396000 Mark beträgt, soll zum Baufonds für die neue Brücke geschlagen werden. — Dresden, 21. Juli. An der Marien- brücke gerieten zwei Knaben, Brüder im Alter von 12 und 13 Jahren, beim Herumwaten in der Elbe in eine tiefe Stelle und versanken. Die Leichen der Knaben sind noch nicht gefunden. — Waldheim, 21. Juli. Wahrscheinlich in selbstmörderischer Absicht sprang ein unbekannter Mann in den Betriebsgraben der MeinSberger Pa- pierfabrik. Tine Rettung war nicht möglich, da er sofort unterging. Versuche zur Bergung der Leiche waren bi« zur Stunde erfolglos. — LeiSntg, 21. Juli. Unter der Anklage des Mordversuchs und der Beihilfe dazu wurden die bei einem Gutsbesitzer in SeiferSdorf bediensteten Knechte Max Rczeppa, genannt Kästner, und Karl Schmidt verhaftet. Die Tat selbst liegt schon zirka drei Wochen zurück. Wie verlautet, soll Kästner mit der auf dem B.'Ichen Gute in SeiferSdorf in Stellung befindlichen 20 Jahre alten Dienstmagd Schmidt ein Liebesverhältnis gehabt haben, das aber von K., als sich Folgen zeigten, gelöst wurde. Um sich seinen Verpflichtungen zu entziehen, bedrohte er seine frühere Geliebte in einem Briefe mit Erschießen, falls sie Ansprüche gegen ihn geltend machen würde. K. mag nun aus dem Verhalten des Mädchens gefolgert haben, daß er seine Drohung nicht beachten würde, und faßte den Entschluß, sich seiner durch eine Ge- walttat zu entledigen. Er weihte seinen Arbeits kollegen Karl Schmidt in den Plan ein. AIS die Schmidt sich einmal am Fenster zeigte, feuerte Käst ner einen Schuß auf sie ab, der das Mädchen glück licherweise nur leicht an dec Brust verletzte. — Plauen i. V., 21. Juli. Der Streik der Spitzenweber der Vogtländischen Spitzenweberei ist nach 7wöchiger Dauer für die Arbeiter ungünstig verlaufen. Es handelte sich bei dem Streik um eine Machtfrage. Die Entlassung eines Webers sollte auf Wunsch der Arbeiter wieder zurückgenommcu werden, was die Direktio n jedoch ablehnte. Von den Streikenden hat nur ein kleiner Teil wieder Anstellung gefunden, da die anderen Plätze längst durch neue Arbeiter ersetzt worden sind. — G e o rg e n th a l ,21.Juli. Auf der Station Schönau-Ernstroda wurden dem Rentner Stößel aus Finsterbergen, der den bereit« in Bewegung gesetzten Zug verlassen wollte, beide Beine abgefahren. — Dessau, 21. Juli. In der Mulde wurde heute die Leiche de« Inhabers der Restaurants Stadt- park Kahle gefunden. Der Tote wies mehrere Ver- letzungcn auf. Die goldene Uhr mit Kette und die Geldbörse fehlten. Allem Anschein nach liegt ein Raubmord vor — Magdeburg, 21. Juli. Bon Wilderern wurde auf seinem Patrouillengange gestern abend der Feldhüter Schmidt aus dem Vorort FermerSls. den angeschossen. Heute nachmittag ist Schmidt seinen Verletzungen erlegen. Urin; MU es Sultan. Zurzeit weilt eine Persönlichkeit in Europa, die vielleicht berufen ist, in der persischen Geschichte der nächsten Jahre eine Rolle zu spielen. Prinz Zill eS Sultan, der sich in Wien aufhält, ist ein älterer Bruder Muzaffer ed-din Schah, also ein Oheim des Schahs Mohammed Alt und ein Großoheim des neu eingesetzten jungen Schahs Achmed Mirza. Als ältester Prinz der Dynastie hatte Zill er Sultan darauf gerechnet, die Regentschaft für den minder- jährigen Herrscher führen zu können. Er ist aber in dieser Hoffnung betrogen worden, und eS gilt nun als nicht auSgeschloffen, daß er, gestützt auf seine zahlreichen Anhänger, dem neuen nationalistisch, liberalen Regime ernste Schwierigkeiten bereiten wird. Neuestes vom Tage. * Explosion. Bei den Arbeiten im Jung- frautunnel, dessen Verlängerung vorgenommen wird, erfolgte eine Explosion. Einzelheiten fehlen noch. * Ein Raubversuch wurde am Dienstag in dem V-Zug, welcher >/,1 Uhr von München nach Leipzig fährt, verübt. Zwischen Regensburg und Hof betrat ein junger Mensch da« Frauenabteil 3. Klaffe und bettelte unter dem Vorgeben, stellung«- loS zu sein. Nbgewiesen, zog er einen Revolver und bedrohte damit die Mitreisenden. Diese zogen indes die Notleine, worauf der Zug hielt. Dec Mensch wurde mit Mühe überwältigt und in emew! Packwagen untergebracht. Ein Fluchtversuch, den de>. Raubgeselle unterwegs unternahm, mißglückte. In Hof wurde der Mensch von der Polizei in Empfang genommen. * Orkan und Hochwasser. In Saloeston in Texa» hat ein schwerer Orkan gewütet. Der west- liche Teil der Stadt steht 7 Fuß unter Wasser. * Der Haifisch und die badenden Kinder. Am ligurischen Badestrände unweit An- setti Ponente, so wird aus Mailand geschrieben, tauchte plötzlich ein Haifisch von einigen Metern Länge auf und verfolgte zwei badende Kinder, die sich nur mit knapper Not an das User retten konnten. Einigen Fischern gelang eS, das Tier zu erlegen. * RätselhafterTodeSfall. Der Schnell- zug Brüssel—Köln, der gestern nach 6 Uhr früh Brüssel verließ, wurde zwischen Lüttich und VervierS durch die Notleine angehalten. AIS die Beamten zu dem Abteil eilten, wo die Notleine gezogen war, fanden sie einen durch eine Revolverkugel getroffenen jungen Mann. Es war ein englischer Student, der in Gesellschaft mehrerer Kameraden reiste. Die Stu denten behaupteten, daß die Kugel durch einen Un- glückSfall ihren Kameraden getroffen. Sie ver weigerten jede weitere Auskunft und wurden in Haft aenommen. *Eifersuchtsdrama. In Berlin stürzte sich die aus Dessau gebürtige Verkäuferin Else Mayer aus ihrer im dritten Stock belegenen Woh nung auf den Bürgersteig, nachdem sie vorher auf ihren aus Leipzig gebürtigen Bräutigam Franz Stephan einen Revolverschutz abgefeuert hatte, welcher fehlging. Das Mädchen wurde schwerver letzt in ein Krankenhaus gebracht. Der Beweg grund zu der Tat ist anscheinend Eisersucht. * Zur Affäre des Obersten Geyer. Die Meldung, Oberst Geyer habe einem hannoverschen Lebemännerklub angchört, der zu Mädchen unter 1i Jahren Beziehungen unterhielt, und die Nachricht von der damit zusammenhängen den Verhaftung einer Kupplerin in Hannover haben sich als glatt erfunden herausgestellt. * Ein Automobil in eine I n s a n- teriekompagnie gefahren. Ein dem Restaurateur Goos in Hamburg gehöriges Auto mobil fuhr, von Travemünde kommend, kurz nach Mittemacht aus der Jsraelschaussee von hinten in die von einer Nachtselddienstübung zurücktehrende l. Kompagnie des Regiments „Lübeck" (3. hanse atisches Nr. 162) hinein und ritz eine große An zahl Soldaten zu Boden, worauf der Kraftwagen gegen einen Baum rannte. Von den Soldaten hat einer einen Bruch des linken Beines, ein zweiter eine erheblichere Verletzung am Kopse erlitten, mehrere andere sind leichter verletzt. Bei dem Stotz des Wagens gegen den Baum wurde der Chauffeur Storck herausgeschleudert, doch kam er mit einigen Verletzungen davon. Storck behauptet, außer Schuld zu sein. Die Untersuchung ist eingeleitet. * Mit durchschnittener Kehle a u f g e s u n d e n. Im Dorfe Cornelymünster bei Aachen wurde auf freiem Felde der neunjährige Wilhelm Holler, der seinem Vater Frühstück au das Feld gebracht hatte, mit durchschnittener Kehle ermordet aufgefunden. Anscheinend liegt Lustmord vor. * Ein Orchester von A e r z t e u. In der österreichischen Hauptstadt hat sich, Wie eine Wiener Zuschrift der Berl. Klin. Wochenschrift mit teilt, aus einem kleinen ärztlichen Orchester ein Ver ein, „Wiener Orchesterverein", heransentwickelt. Die ser wird nun Aerzte und Mediziner zu Ehrenprä sidenten, ordentlichen und unterstützenden Mitglie dern ernennen, und bei grotzen ärztlichen Festen, z. B. beim Neurologenkongresse im Herbst dieses Jahres und bei der Enthüllung des Nothnagel- Denkmals im nächsten Frühjahr, konzertieren. Der edlen Musik ist es gelungen, Wiener Aerzte, welche sonst durch die schwersten politischen Differenzen getrennt sind, zu einer gemeinsamen künstlerischen Aufgabe zu vereinigen. * Von einem Eisenbahnzug überfahren. Ein Personenzug in Clermont- Ferrand erfasste bei einem Bahnübergang ein Au tomobil, in welchem sich vier Personen befanden. Einer der Insassen, ein Student, wurde sofort ge tötet, ein zweiter schwer verletzt, während die bei den übrigen leichter verletz- wurden. * Schwerer Unglücksfall auf einer Rennbahn. Auf der Radrenirbahn Karreveld (Belgien) wurde der Rennfahrer Der bist von dem nachfolgenden Motorrad eines Schritt machers überfahren und getötet. * Beendeter Aus st and. Wie aus Newyork gemeldet wird, ist der Ausstand bei den Standard Steel-Werken in Lhndora (Pennsylva- nien) schiedsgerichtlich beigelegt Worden. "Neue Spielbank. Wie auS gemeldet wird, wurde in einem dortigen Hotel eine elegante Roulettebank nach dem Muster Monaco ein gerichtet. Man hofft durch diese Einrichtung den Fremdenstrom hinzulenken. * Die Cholera in Petersburg. Seit Montag sind 84 Nenerkrankungen und 36 Todes- fälle an Cholera oorgekommen, die Gc samtzahl der Kranken beträgt 845. * Eine „feine Familie" stad die Nach- kommen der vor 75 Jahren verstorbenen Alkoholikerin und Diebin Ada Jurcke. Ein amerikanischer Professor hat festgestellt, daß unter den 700 auffindbaren Des zendenten 106 uneheliche Kinder waren, 144 Bettler, 64 ArmenhauStnsaffen, 181 Prostituierte, 76 Diebe und 7, die wegen Mord verurteilt wurden. Die Familie hat dem Staate in 75 Jahren rund ( Millionen Mark gekostet. Ein interessanter Beitrag zur VererbungStheorie! * EinKinddenSchweinenzumFres- sen gegeben. Sine 21jährige Bauerntochter in Oberbayern hatte mit dem Geliebten ihrer Schwester ein Verhältnis angeknüpft, da« nicht ohne Folgen blieb. DaS Kind war unmittelbar nach der Geburt verschwunden. Auf Befragen erklärte da« Mädchen, daß sie da« Kind nach der Geburt in einen Rock eingewickelt habe, wobei sie in Ohnmacht gefallen sei; als sie wieder zu sich kam, sei da« kleine Wesen bereits erstickt gewesen. Sie habe die Leiche im Schweinestall verborgen, und al« sie nach eini- ger Zeit wieder nachsah, sei die Leiche verschwunden gewesen. Sie könne nur annehmen, daß eine- der Schweine die L.iche aufgefressen habe. Die Unter suchung konnte nicht feststellen, wo daS tote Kind geblieben war. Die Staatsanwaltschaft steht aber auf dem Stand; unkte, daß das Mädchen das Kind gewaltsam erstickt und dann die Leiche dem Schweine oorgeworfen habe. In der vor dem Münchener Schwurgericht geführten Verhandlung verwickelte sich die Angeklagte mehrfach in Widersprüche. Die Geschworenen sprachen die Angeklagte deS KindeS- mordeS schuldig und versagten ihr mildernde Um stände. DaS Urteil deS Gericht« lautete auf 3'/, Jahre Zuchthaus und die üblichen Nebenstrafen. * Aluminiumgeld ist in Frankreich hergestellt worden. Nach Entwürfen de« Medailleurs Daniel Dupuis sind 5- und 10-CentimeS-Stücke auS Aluminium hergestellt worden, die wunderschön aus- sehen. Diese leichten Münzen werden demnächst in Kurs gesetzt. * Echt russisch. Der Schriftführer der Ge- fängniSoerwaltunz von Kusnetzt (Gouvernement Saratow) sandte dem Senator Garin einen Bericht zu, woraus heroorgeht, daß Rußland alljährlich um mindestens 1'/, Million Rubel im GefängniSressort bestohlen wird. Die Unterschlagungen werden da- durch verübt, daß die Beamten eine Hälfte aller dem Ressort gespendeter Lebensmittel für eigene Rechnung verkaufen, die andere für staatliche Rechnung, dabei den Erlös gleichfalls in ihre Tasche bringen. * DeS Kaisers Lehrer. Ju Hampshire ist vor kurzem ein Mann gestorben, der in dem Jugendleben Kaiser Wilhelm« eine wichtige Rolle gespielt und auf die geistige Entwicklung de« Kaiser« einen wesentlichen Einfluß auSgeübt hat: Gerard Fox, der eine Zeitlang Erzieher und Lehrer der Kinder der Kaiserin Friedrich war. Der Kaiser hat Fox stet« seine freundschaftliche Anhänglichkeit gezeigt und keine Gelegenheit vorübergehen lassen, seinen früheren Lehrer wiederzusehen. Als er im ver gangenen Jahre in England war, traf er im Hause de« Lord Montagu mit seinem einstigen Erzieher unerwartet zusammen. Der Kaiser freute sich sehr und begrüßte ihn auf das herzlichste. Gerard Fox hat längere Zeit auf der Insel Wight gelebt und siedelte dann nach dem südlichen Hampshire über, wo er jetzt gestorben ist. Aufmunterung. Von einem Freunde unsere« Blatte« geht UN« folgende poetische Aufmunterung zum Be such der Parkanlagen zu: Hinauf, hinauf zum Seidelberg, v-achdem Ihr Euer Tagewerk Mit Müh und Fleiß beendet, Legt Sorg' und Kummer von Euch ab Greist wohlgemut zum Wanderstab, Den Schritt nach oben lenket. Ein Stückchen Erde, wunderschön, Wie Du es jemals kaum gesehn, Zeigt sich hier Deinen Blicken: Im goldnen Abendsonnenschein Erglänzt von ferne Flur und Hain, Ein Anblick voll Entzücken. Erhaben fühlst Du Dich und frei Von allem Druck und Einerlei Des Tages tief da unten; Hier atmest Du die Höhenluft, Gewürzt mit frischem Gräserdust, Hier nur kannst Du gesunden. Ob alt, ob jung, ob arm, ob reich. Hier oben sind wir alle gleich Sofern wir uns nur fühlen Als Menschen, die zu jeder Zeit Das Gut' und Schöne nur erfreut, Die streb'n nach höh'ren Zielen. Mit frohem Herzen, heiterm Sinn Setz auf die Ruhebank Dich hin Und schaüe in die Ferne: WaS Du hier siehst, Dich hocherfreut DaS enge Herz, es wird so weit, Wir träumen hier so gerne. Und ist verstummt der Vöglein Sang Und ist gestillt des Herzens Drang, Steigst Du inS Tal hernieder, Noch einmal wende Deinen Blick Zum schönen Seidelberg zurück Und preise ihn durch Lieder. Vermischtes. * Siebzehnmal verheiratet. Johnson, alias John Madson, ein sehniger, brünetter Mann von 55 Jahren, der vor eintgm Tagen in New Nork wegen mehrfacher Ehe zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, hat, ehe er seine Strafe antrat, ein eigenartiges Dokument veröffintlicht, daS psycho logisch sehr interessant ist. Er zählt darin die Na- men von 17 Frauen, auf die er seit dem Jahre 1905 geheiratet und verlassen hat. Von jeder hat er durchschnittlich 2000 bis 10 000 Mk. erschwindelt, und in jedem Falle hat er seine „Frau" in dem Moment verlassen, in dem er daS Geld hatte, um eine neue „Ehe" einzugehen. „Natürlich" — so schreibt er in seinem Geständnis — „kann ich mich der Namen aller von mir betrogenen Frauen nicht entsinnen. Wenn ich Geld von einer erhalten konnte, ohne sie gleich auch noch heiraten zu müssen, so habe uh diesen Modus stets oorgezogen." Und dann wei ter : „Frauen sind Narren. Kommt ein Mann und sagt ihnen Artigkeiten, dann lächeln und scharwän- zeln sie, bi« der arme Kerl aus reinem Mitleid um ihre Hand anhält." Seine Erfolge motiviert John son wie folgt: „Ich bin kein Hypnotiseur; aber wenn ich mit einer Frau ein paarmal gesprochen habe, dann weiß ich schon, wie sie zu behandeln ist. Die Frauen, die ich kennen gelernt habe, verliebten sich in mich gewöhnlich nach unserer zweiten oder dritten Zu- ammenkunft. Ich fand, daß eS sich kaum lohne, sie allzu zart zu behandeln. Im Gegenteil; verhält ich der Mann ein wenig kalt und sogar abstoßend, dann kommen sie schon ganz von selbst. Gefiel mir eine Frau wirklich, so war e« mir ein Leichte«, sie n mich verliebt zu machen. Ich kann den Frauen nur rate«: Laßt euch nicht auf Heirattagenten ein. Ihr wißt nie, wen ihr treffen könnt. Meine Frauen haben zum Beispiel — mich getroffen. *Der schweizerische Milch ström. Neben Rhein, Rhone, Aare und noch manchem anderen von Alpenhöhen herabrauschenden Gewässer fließt in der Schweiz auch ein ganz gewaltiger Miichstrom. Für dar letzte Jahr ist die schweizerische Milcherzeugung auf rund 20 Mill. Hektoliter berech net worden, eine hübsche Menge, wenn man sie sich, in ein Flußbett gefaßt, dahinströmeu denkt. Von den 20 Millionen werden ungefähr 8 Mill. Hekto liter getrunken. 7>/, Millionen werden in den Käsereien und Molkereien verarbeitet, 3,6 Millumen zur Aufzucht de« Jungviehs verwendet und 1 Mil- ion fällt auf die Schokoladefabrikation und auf andere Industriezweige. Letzte Telegramme. Bergen, 21. Juli, abends. Von dem Tee beim StaatSminister Michelsen kehrte der Kaiser um 52/4 Uhr an Bord der „Hohenzollern" zurück. Auch heute abend ist König Haakon zur Tafel an Bord der „Hohenzollern geladen. Die Weiter fahrt nach Aalesund und Molde findet in der kom menden Nacht statt. E« herrscht trübes Wetter mit Regenschauern. An Bord alles wohl. Hamburg, 22. Juli. In der heutigen Nacht gegen 2 Uhr schloß das 16. deutsche Bundes- chießen nach 17tägigem Betriebe. Trotz deS chlechten Wetters betrugen die Einnahme IZ/, Millionen Mark; nach erster oberflächlicher Schätzung dürfte ein Ueberschuß von 450,000 Mark vor handen sein. Brüssel, 22. Juli. Au« Anlaß der bei- gischen Nationalfeier sand hier ein inter - nationaler Ballonaufstieg statt. Als der französische Ballon „CoSmoS" aufstieg, wurde er vom Winde gegen eine Steinsäule geworfen und platzte. Der Führer fowie seine beiden Beglei ter stürzten auf einen anderen Ballon, der de« Auf stiegs harrte. Als die drei gerettet wurden, waren sie dem Erstickungstod nahe. Thorn, 22. Juli. Im Alter von 102 Jahren starb gestern der Dekan StaniSlauS MachorSki zu Liffewo im Kreise Culm. MachorSki war, der „Thorner Zeitung" zufolge, der Senior der römisch-katholischen Geistlichkeit der ganzen Welt. Paris, 22. Juli. Bei dem in der Ballon hülle zu Goval bei Meaux mit den Motoren des neuen Lenkballon« „Colonnel Renard" vorgenom menen Versuchen entzündete sich Benzin und große Flammen schlugen empor. Die bei dem Versuche anwesenden Geniesoldaten hatten die Gei stesgegenwart, das Feuer mit Sandsäcken zu ersticken. Paris, 22. Juli. In Narbonne, wo vor zwei Jahren die Winzerunruhen in blutiger Weise niedergeworfen wurden, rief der Sturz ClämenceauS große Freudenkundgebun- gen hervor. DaS Stadthaus wurde beflaggt und der Bürgermeister Ferroul ordnete noch in der Nacht ein Böllerschießen an. In ArgellierS, daS der Haupt- Herd der Winzerbewegung war, findet am Sonntag zur Feier des Sturzes Cl^menceauS ein großes BolkSbankett statt. Paris, 22. Juli. Die meiften-Morgenblät- ter drücken die Ueberzeugung auS, daß Briand die Bildung des Kabinetts übernehmen und daß dasselbe, von einigen wenigen Personen ab- gesehen, dieselbe Zusammensetzung wie daS Kabinett Clemenceau haben werde. London, 22. Juli. Die Lage des Lloyd- dampferS „D e r ff l i n g e r", der, wie wir berichte ten, auf der Reise von Bremen nach Jokohama bei der Insel Wight infolge einer außergewöhnlich star- ken Stromversetzung auf eine Sandbank aufgelaufen ist, hat sich leider verschlimmert. DaS Schiss inkt immer tiefer in den Sand ein. Der Wind nimmt zu und die See geht hoch. London, 22. Juli. Wie dem „Reuterschen au" aus Sim la gemeldet wird, stellt ein af ghanisches Blatt fest, daß ein äußerst reger Waffen handel dem Emir und den Behörden von Kabul eine allgemeine Bewaffnung der Afghanen und der benachbarten Volksstämme außerordentlich erleichtert. Eine große Anzahl von Repetiergewehren ist von Kabul an die afghanischen Truppen in Herat und nach anderen Truppenplätzen gesandt worden. Der Emir hat den Lohn der Arbeiter in den Waffen- fabriken erhöht und ihnen seine lebhafte Freude über die gute Beschaffenheit der von ihnen gefertigten Waffen ausgedrückt. Auch die benachbarten Stämme sind unentwegt bemüht, sich mit besseren Waffen zu versehen. Die ganze Angelegenheit ist geeignet, die indische Regierung zu beunruhigen. In der Land schaft Dir haben mit einzelnen Stämmen Kämpfe stattgefunden. Der Mullah Powindah, der auf Makin in Wasiri marschiert ist, ist von einigen 8000 An hängern zum König ausgerufen worden. Madrid, 22. Juli. 2500 bei dem Ge schwaderneubau beschäftigte Werftarbeiter der KriegShafenS Terrol sind in den Ausstand ge treten, weil eine englische Unternehmerfirma bei Uebernahme der Werft viele Arbeiter entlassen und die Arbeitslöhne unter die früheren vom spanischen Staat bezahlten Sätze reduzierte. K 0 nstantin 0 pel, 22. Juli. Der Mini- terrat beschäftigte sich mit der endgültigen Redigie- rung der Antwort aus die Kretanote. Wie verlautet, erklärte die Pforte, daß sie Verhand lungen mit den Schutzmächten wegen der Autonomie der Insel unter Wahrung ihrer SouoeränitätSrechte verlange, weil der jetzige Zustand der Anarchie gleich- komme. San Sebastian, 22. Juli. Prinz einrich von Preußen begab sich gestern nachmittag inS Rathaus, wo herzliche Trinksprüche ausgetauscht wurden. Da« Diner nahm der Prinz im Schloß Miramar ein. San Sebastian, 22. Juli. Im großen Kastnosaale fand gestern abend zu Ehren der deut schen Seeleute ein glänzende« Nacht fest statt.
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