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iHich MüiMM. Monatliche Keigave ;um „Tageblatt". Redigiert von Pfarrer B. Albrecht in Hohenstein-Ernstthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sind. Nr. 7. Juli-Ausgabe. 1309. Der Liebe «del. Das ist das Herrliche und Große im vielbewegten Erbenlose, Daß mit des Daseins Unbestand die Liebe sich so fest verband. Was wär das Leben ohne Liebe? Ein Frühling ohne frische Triebe, Ein Eiland voll von Wüstenei, eia Dunkel ohne Hahnenschrei. Sie altert nicht an Alters Grenzen, läßt ihren Stern nur Heller glänzen Auch angesichts der Abendruh, und schließt das Herz am Grab nicht zu. Ihr Adel dringt durch Ewigkeiten und rührt des Lobgesanges Saiten, Hat sie des Daseins Ünbestand vertauscht mit ihrem Vaterland. E. Kluge. „Blumen am Wege". Leitworte christlicher Persönlichkeiten. Für den Charakter berühmter Männer sind die Worte bezeichnend, die sie unter ihr Bild geschrieben haben. Wir nennen hier folgende Zivzeudorf: Ich habe nur eine Passion, das ist ER. — Joh. Arad (Verfasser des „Wahren Christentums'): Jesus hat viele Diener, aber wenig Nachfolger. — Wichern: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. — Fliedner: Ec muß wachsen, ich aber muß abnehmen. — Carlyle: Arbeiten, nicht verzweifeln! — Ladwig Harms: Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. — v. Meier (weil. Oberhofprediger in Dresden): Gott gebe mir ein fröhlich Herz. — Roscher (Nationalökonom): Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund GotteS geht. — Stoecker: Durch! — Hebbel: Der ich bin, grüßt trauernd den, der ich könnte sein. — Ahlfeld: Wir leben dem Herrn nicht mehr, als wir der Welt abgestorben sind. WaS wir für Liebe zu ihm halten, ist, wenn nicht jene? Zeugnis daneben steht: Selbstbetrug. Tie christliche Lehre vom Zustand nach -emZTode. 5) Der Mensch hat nicht bloS Leib und Seele, er ist Leib und Seele. In allem, was er tut und treibt, ist der Leib mit tätig, und sein Einfluß erstreckt sich viel weiter, als viele ahnen. Der Leib ist die Grundlage des Menschen. Auf ihm ruht all unser geistiges Wesen und Tun. Alle Kräfte unseres Geistes sind aufS engste und innigste hineinverflochten in das leibliche Leben. Das Band, das Leib und Geist zusammen hält, ist so eng, daß der Mensch sich unwillkür- lich vor dem Gedanken entsetzt, eS solle im Tode gelöst, für immer gelöst werden. Kennt unsere Seele einen treueren Gefährten als ihren Leib? In guten und in bösen Tagen ist er mit ihr gewandert, hat Schmerzen und Freuden aller- Hand Art mit ihr geteilt. Sollen wir im Jenseits nicht als andere Kreaturen, sondern als Menschen fortleben, nun, so dürfen wir unS auch dort nicht zu einer nackten Geistigkeit verflüchtigen. Angelegt auf die Verbindung mit seinem Leibe, bedarf unser Geist auch droben eines Organs der Aeußerung und Wirksamkeit, um ein wahrhaft wirkliches und wesenhaftes Leben, nicht bloS ein nebel haftes Schattenleben zu führen. WaS uns aber GotteS Schöpfung verbürgt, daS bestätigt die Erlösung durch Jesum Christum. Schöpfung und Erlösung widersprechen sich nie; sie können es nicht, denn sie haben ihren Ur sprung in den Herzen eines und desselben GotteS. DaS Verderben der Sünde hat nicht den Geist allein, sondern auch den Leib ergriffen, und der Sold der Sünde ist auch für diesen der Tod. Christus aber ist gekommen, den Menschen nicht bloß teilweise, sondern ganz zu erlösen. Darum Di- Unst-rbNchk-it des Menschen. kommen auch dem Leibe die Früchte seiner Er- lösungSwerkeS zu gute. Warum hätte sonst der Herr Fleisch und Blut an sich genommen, warum ist Er nicht als ein Geist durch die Welt ge gangen ? Wozu hätte Er sonst so viele Wunder der Heilung gerade am Leibe getan, wozu so manchen Toten auferwcckt? Wozu wäre Er selbst aus dem Grabe leiblich auferstanden? Er wird „der Erstling unter denen, die da schlafen-, in der Schrift genannt (1. Kor. 15, 20). Er heißt „der Erstgeborene unter den Toten- (Kol. 1, 18; Offb. Joh. 1, 5). Ein „Erstgeborener- kann man nur genannt werden, wenn eS auch Nachgeborene gibt. So ist der Heiland mit Seiner Auferstehung nicht bloß daS Vorbild, sondern auch der Bürge unserer Auferstehung. Christi Leben ist unser Leben; Christi Aufer stehung ist unsere Auferstehung. ES ist eine gewisse, untrügliche Zusage, daß der Herr auch „unsern nichtigen Leib verklären wird, daß er ähnlichwerde Seinem verklärten Leibe- (Phil. 3,21)? „Leiblichkeit ist daS Ende der Wege GotteS,- sagt ein tiefsinniger Ausspruch eines frommen Weisen. Die Auferstehung des LeibeS ergibt sich aus der engen Zusammengehörigkeit zwischen Leib und Seele, wie die Schöpfung sie gesetzt hat; sie wird besiegelt durch die Erlösung im Leben deS Herrn, wie in der Erfahrung der Gläubigen. Unabweisbar drängt sich aber die Frage auf, wie die Auferstehung des Leiber zu den ken sei. Durch den Tod wird unser Leib zum Leich nam. Die Kraft, welche seine Stoffe lebendig zusammenhielt, verläßt ihn, und sie fangen an zu zerfallen. Der Verwesungsprozeß beginnt, und nicht lange, so wird der Mensch wieder zur Erde, davon er genommen ist. Ein Teil seines Lebens verflüchtigt sich in die Lust, ein anderer löst sich in greifbare Stoffen der Erde aus; beide aber erfaßt daS Gesetz deS StoffwechelS und verwendet sie zu neuen Bildungen im großen Haushalt der Natur. Und wie lang mag die Reihe neuer Verbindungen sein, welche die Grund- stoffe unseres Leibes nach immer neuen Lösungen im Laufe der Zeiten eingehen, oft an ganz ver schiedenen Orten und in weiter Entfernung von einander! WaS wird aus den Leibern der Verstorbenen? Die meisten Einwürfe gegen die christliche Lehre von der Auferstehung des LeibeS beruhen auf einer falschen Voraussetzung. Sie gehen da- von aus, daß der jetzige Leib mit allen seinen einzelnen Teilen, in derselben Gestalt, ja auch mit allen seinen einzelnen Stoffen wieder aufer stehen werde. Aber gerade diese Annahme trifft nicht zu. Will man die heilge Schrift recht verstehen, so gilt eS beides sestzuhalten, den Unterschied und die Einheit zwischen dem jetzi gen und zukünftigen Leibe. Wohl ist eS noch derselbe Leib, den wir im Tode ablegen und in der Auferstehung wieder empfangen, aber doch wieder nicht derselbe Leib. „Fleisch und Blut-, sagt der Apostel Paulus (1. Kor. 15, 50), „können dar Reich GotteS nicht ererben.- Nicht in seiner jetzigen Be schaffenheit also wird unser Leib auferstehen. Nicht dieselben Stoffe, wie hier auf Erden, wer den nach dem Tode seine Bestandteile ausmachen, nicht dieser Knochenbau, nicht diese Muskeln und diese Nerven. Würde denn für einen grob- sinnlichen Leib, wie der jetzige ist, ein andrer