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Entfernung von Insekten wahrzunehmen sind, und Lie dennoch einen sehr reichlichen Bienenbesuch zei gen. Hier mutz also ein anderes Anlockungsmittel als die Farbe vorhanden sein, und daß es ein starker, für den Menschen nur nicht wahnlehmbarer Duft ist, geht aus dem Verhalten von Bienen hervor, Lie an blühendem wilden Wein vorüberfliegen und denen der Blütenduft durch die Windrichtung zu getragen wird. Sie wenden sich fast augenblicklich, sobald sie in 'den Bereich des Duftes kommen, dem wilden Wein zu, nach Kerners Angabe selbst rwch in einer Entfernung von 300 Schritt von dem blühenden wilden Wein. Ich selbst konnte diese Beeinflussung der Bienen wenigstens noch auf eine Entfernung von 80 Meter an einer mit wildem Wein bedeckten Wand im botanischen Garten in Karlsruhe wiederholt beobachten. Eine Wahrneh mung der unscheinbaren Blüten durch den Gesichts sinn ist auf eine solche Entfernung zweifellos mrs- geschlossen. Ueberhaupt kann man als allgemein gültig an sehen, Latz alle unscheinbaren und doch reichlich von Insekten besuchten Blüten diese Jnsektenan- lockung hauptsächlich durch den Dust bewirten, wäh rend andererseits häufig sehr in die Augen fal lende Blüten duftlos sind oder Loch zu sein schei nen. Daß dies aber nicht immer der Fall ist, be weisen z. B. die Rosen. Werden große, in die Augen fallende Blüten nicht von gewissen Jnsekten- arten besucht, so ist allerdings anzunehmen, daß ihnen der von der Blüte ausgeatmete Dust unsym pathisch ist, oder daß ihnen Erfahrung oder In stinkt sagt, daß diese Blüten für sic keine Nahrung bieten. Denn sie fliegen oft so nahe an ihnen vor bei, daß eine Wahrnehmung durch den Gesichtssinn zweifellos erfolgen mußte. Dazu kommt allerdings auch noch eine Er scheinung, die wenigstens in einzelnen Fällen zur Erklärung der Tatsache heranzuziehen ist, daß manche Blüten nur von bestimmten Insekten be sucht werden. Ganz abgesehen davon, daß manche Dir Aufruhrbewegung in Harcelona. Die iltevolution in Spanien: Die vrotestirende Vollsmcnae mit roten Halmen vor dem Instizpalast in Barcelona. Während die spanischen Truppen bei Melilla -inen furchtbaren und bisher keineswegs erfolg- eichen Kampf zu führen haben, ist die Protest bewegung gegen diesen Krieg in Nord- panten so heftig geworden, daß der König die oerfafsungSmäßtgen Garantien für das ganze Land aufzuheben genötigt war. Besonders daS seit langem »on separatistischen und anarchosozialistischen Um trieben durchwühlte Katalonien und seine Haupt- stadt befinden sich in Hellem Aufruhr. Trotz des Belagerungszustandes finden große Zusammen- rottungen revolutionärer Demonstranten statt, bei denen rote Banner mit antidynastischen Inschriften entfaltet werden und die fast immer mit einer regel- rechten Schlacht gegen die Polizei enden. Da die Eisenbahnlinie gesprengt ist, kann die Regierung die Garnison nicht verstärken. Näheres finden unserc Leser in einem besonderen Artikel. Nachdem die Frau Kolja geküßt, entfernte sic ,Da sitzt er," sagte die Mutter leise. .Kolja, mein Liebling!" rief die Fremde und sich. Noch ehe der Knabe das Wort, bei dem er zu Dir Ler Knabe bis Du denn da in denkt sie unwahres, dann still, Kolja hatte, mit wo laut, während er innerlich nur den Wunsch daß sie fortgehen möge. Blüten sich nur zu bestimmten Tageszeiten össnen, in denen wieder bestimmte Insekten fliegen, oder sich so aufrichtcn, daß sie augenfällig werden, gibt es auch Blüten, die nur oder doch vorwiegend zu ganz bestimmten Tageszeiten duften. Am auffäl ligsten ist dies unter unsern einheimischen Pflanzen beim Geißblatt der Fall; in der glühenden Son nenhitze merkt man kaum etwas von Duft, und man muß schon sehr nahe an die Blüten Herangehen, uni ihn wahrzunehmen; in der Dämmerung da gegen, namentlich an schwülen Abenden, können wir aus sehr große Entfernungen hin den Duft einer blühenden Geitzblattlaube wahrnehmen, na mentlich, wenn ein leiser Luftzug ihn zu uns her- irägt. Deshalb wird auch die Blüte des Geißblat- res hauptsächlich nur von Schwärmern besucht, die in der Abenddämmerung fliegen. Ebenso gibt es zahlreiche von Nachtschmetterlingen besuchte Blüten, die nur nach Eintritt der Dämmerung duften, wie die Nachtviole und besonders die bei uns verbrei tete Nachtlichtnelke (Silene nutans). die Fremde frug: „Lesen kannst Du schon? Was hast „Zwei Mütter hat niemand," sagte nach kurzem Ueberlegcn. Die fremde Frau lachte auf. Ein gequältes Lachen. Eine Weile war es Koljas Gleichgültigkeit sichtlich nahe ging. „Nein!" antwortete der Knabe kurz. „Aber ich war doch schon zweimal bei Weißt Du das nicht mehr?" verkommen." „Aber sie ist doch seine Mutter." „Und Du und ich. Sind wir nicht zerem Recht seine Eltern? He? Jetzt, aubere Galan aus und davon ist, jetzt doch „Ich Ungläubig blickte er auf. „Und Du?" „Deine Tante bin ich." Einen Moment war Kolja überrascht. „Meine Tante? — Ach was, Du bleibst mein Muttchen," meinte er daun gleichmütig. Nach dem Russischen des Andrejew von Paulowna Gordon. Kolja saß an seinem Tischchen und las herzte und küßte den Knaben, der etwas wider strebend die Zärtlichkeiten über sich ergehen ließ. Er war ungehalten darüber, daß man ihn störte. Außerdem hatte er es überhaupt nicht gerne, wenn fremde Frauen ihn liebkosten. „Kennst Du mich nicht?" srug die Fremde, der llesen aufgehört hatte, wiedergefunden, trat seine Mutter ein, mit tränenfeuchten Augen. „Mutti, weißt Du, was die fremde Dame sagte? Sic wäre meine Mutter." „Sie hat recht, Kolja. Sie ist Deine Mutter." „Das ist aber sicher schön. Erzähl' mir da von, ja?" bat die Frau. Ihre Stimme sollte weich und einschmeichelnd klingen; aber es lag darin ein Unterton. von Sorge und Kummer. Kolja erzählte. Ungern und ohne Wärme. Nach wenigen Sätzen schon sagte er: „Weiter habe ich nochnicht gelesen." „Nächstes Mal erzählst Du mir dann den Schluß," meinte die Besucherin. „Leb Wohl, mein Kolja! Bald komme ich wieder. Freut Dich das?" „Ja, ja, ich werde mich freuen." für ein großes Buch?" „Vom Räuber Serjugetsch," antwortete grö ber Das tonnte ja möglich sein, dachte Kolja bei sich. Was ging ihn das denn an? Wenn sie doch schon Weggehen wollte, damit er weiter lesen könne. „Ich bin Deine Mutter," sagte ernst die fremde Frau. Da schaute Kolja verwundert auf, dahin, wo seine Mutter gestanden hatte. Sie war fort. Nur die Fremde allein war bei ihm im Zimmer. einem Buche, das fast so groß war als er selbst. Eine schöne gruselige Geschichte stand darin von einem bösen Räuber, der allen Buben und Mäd chen Arme und Beine einfach abriß. Es las sich nicht leicht für den Knaben. Seine Finger mußten immer an den Buchstaben entlang gehen, da diese sonst plötzlich in dem Gewirr der Worte verschwam- men und schwer wiederzufinden waren. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb gab sich Kolja mit großem Eifer der Lektüre hin, und voller Span nung erwartete er weitere Abenteuer. Doch es gab eine Unterbrechung. Koljas Mutter trat mit einer fremden Dame ein. mag die fremde Dame nicht!" setzte er energisch hinzu. „Also willst Du nicht zu ihr?" „Zu ihr? Nein, nein, ich bleibe bei Dir!" Damit hielt Kolja die Angelegenheit für er ledigt. Aber sic war cs nicht. Seit die Frau sich so überraschend als des Knaben Mutter entpuppt hatte, war das sonst so ruhige Haus der Pflege eltern Koljas in beständiger Aufregung. An einem Abende, als Kolja schon im Bette lag, hörte er aus dem Salon her eine erregte Aussprache zwischen Herrn Tschcllowitsch und seiner Frau, die er für seine Eltern gehalten hatte. „Natuschka, wir dürfen den Knaben nicht weg- gebcn, schon seiner selbst willen flicht. Weißt Du, wovon sie ihren Unterhalt bestreitet, seit ihr Ver führer ihr davongelaufen ist? Kolja würde bei ihr toieder an ihr Kind. Wir sollen es nun einfach wiedergeben. So haben wir nicht gewettet. Da bin ich doch aiuch noch da." „Aber Alexandrowttsch! Du tust ihr Unrecht. Sie ist kränklich und so allein. Ihr Mutterherz ehnt sich nach dem einzigen Kinde." Ich werde dich Uedhaden, Mutti! „Du sprichst ja so, als ob Du ihn durchaus lo sem willst. Sie ist so allein. Ganz recht. Und wir? Std wir nicht auch allein, wenn unser kleiner Liebling nicht mehr da ist? Und was Wird aus ihm werden bet seiner Mutter? Ein Tagedieb, ein Herumtreiber, wenn nicht noch etwasSchltmmeres." „Was sagt denn Dr. Turijeff Lazu?" „Was soll er dazu sagen? Es kommt alles daraus an, wie die Richter entscheiden. Mehr weiß er nicht. So sind die Rechtsanwälte. Erst blättern sie eine Ewigkeit in den Gesetzesparagra phen henmi, und dann heißt es immer: Es kann so kommen oder anders. Laß mich mit den Rechts verdrehern zufrieden. Wenn ich könnte, wie ich wollte — —" Mehr konnte Kolja nicht verstehen. Er hatte überhaupt nicht begriffen, was gesprochen wurde. Nur das Eine war ihm klar geworden, daß die fremde Frau ihn fortnehmen wollte. Er grübelte noch eine Weile hin und her, weshalb das so sei; aber dann dachte er an die schöne Geschichte, die er am Tage gelesen. Vom Aschenbrödel, das so sehr zü leiden hatte und immer so traurig war, bis sie mit dem schönen Prinzen Hochzeit machte. Als Kolja eingeschlafen tvar, da träumte er von dem Märchen. Und die eine böse Schwester, das tvar die fremde Frau. — — Es vergingen einige Tage. Als Kolja und seine Pflegemutter bei Tische saßen, trat schnellen Schrittes der Hausherr ein. „Sie ist abgewiesen, Natuschka," sagte er freudig. „Wirtlich?" Frau Tschellowitsch strahlte. „Wirt lich?" wiederholte sie. „Ja, ich habe das schon immer gesagt. Turi jeff ist ein Heller Kopf. Der läßt sich kein X für ein U machen. Schlankweg abgewiesen. Die Kosten hat die Klägerin zu tragen." „Die fremde Dame darf mich nicht fortnehmen?" frug Koljas Stimme dazwischen. „Nein, mein Jungchen. Sie darf nicht. Du bleibst bei uns." — Es kam eine glückliche Zeit. Koljas Pflege eltern atmeten befreit auf, als wäre der Knabe von einer schweren Erkrankung genesen oder aus einer schlimmen Gefahr errettet worden. Turtjesfs Einwände, daß das Urteil in einer höheren In stanz anders ausfallen könne, blieben unbeachtet. Das konnte ja gar nicht sein. Was die einen Richter für Recht erkannten, tonnten andere doch nicht als Unrecht erklären. Kolja fühlte sich auch froher und freier, seit die Angst, fort zü müssen, von ihm genommen war. Aber nun, da er sic nicht mehr fürchtete, erschien ihm die Frau, die sich seine Mutter nannte, in einem anderen Lichte. Er erinnerte sich daran, wie unglücklich sie ausgcsehen hatte und wie sie ihn so liebevoll küßte. Sie schien ihm auch eine Art Aschenbrödel. Und er fühlte Mitleid für sic. Es erwies sich, daß des Rechtsanwalts Be fürchtungen nicht grundlos waren. Die höhere In stanz verwarf das erste Urteil, und die letzte In stanz erkannte gleichfalls, daß der Lknabe der leib lichen Mutter angehören solle. Der Einspruch gegen das Urteil blieb erfolglos. Als die Mutter kani, ihr Kind abzuholen, ließ sich von Tschellowitschs niemand sehen. Das Mäd chen brachte Kolja heraus, der mit ernstem Gesicht und ein wenig zusammengekniffenen Lippen seiner Mutter gegenübertrat. In der Hand hielt er eins seiner Märchenbücher. Die Frau drückte den Knaben fest an sich. „Wie groß Du bist, mein Herzblatt, mein Lieb ling!" sagte sie mit stolzer Freude, während sie die Treppe himrbstiegen. Kolja sagte nichts. Sein Gesicht behielt den starren Ausdruck bei, und sein Gang war fest und sicher. Unten hielt eine Droschke. Sie stiegen In. Fort gings, der neuen Heimat zu. Vor einem ärmlichen Hause der Voitstadt hielt der Wagen. Zwei dunkle schmale Treppen führten zu dem kleinen Stübchen, wo sich fortan Koljas Leben absptelen sollte. „Gleich trinken wir Tee, mein Liebling," sagte Ihnen für Ihre Mitteilung, Doktor. Und Ihnen beiden —" sie steht aus und reicht Pia die Hand — „für die Mühe, die ich Ihnen verursacht. Ich glaubte nicht, daß ich so schwach bin —" „O bitte!" fällt der Arzt mit einer kleinen Verbeugung ein. „Das ist ein Vorrecht Ihres Ge schlechts!" „Meinen Sie?" Ein spöttisch überlegener Blick aus den schwar zen Augen der Brasilianerin trifft den kleinen Doktor. Dann nimmt sie ihre Schleppe zusammen, ver neigt sich leicht und verschwindet in ihrem Zim mer. „Weibervolk!" knurrt Dr. Röder verächtlich hin ter ihr her. „Eine wie die andre. Große Pose und nichts dahinter. Kenne das!" Ob er sich diesmal doch nicht irrt, der brave, sonst so welterfahrene Arzt? — Als Orlando noch einiger Zeit von seinem Spaziergang zurückkehrt, findet er die Brasilianerin allein vor. Dr. Röder hat sich nach dem Santa Agata-Spital begeben und Pia mitgenommen, da er ihre Hilfe bei einer schwierigen Operation braucht und keine der andern Pflegerinnen ihre leichte und doch feste Hand besitzt. Der Spaziergang in der würzigen Frühlings tuft, der Helle Sonnenschein und das Blühen und Sprossen ringsum hat Orlando wohlgetan. Auch in ihm beginnt etwas wie Lebensfreu digkeit zu erwachen. Dieses belebende Gefühl steigert sich, als er die Brasilianerin in ihrer ganzen Schönheit, die Wan gen etwas gerötet von der Wirkung des „Asti", vor sich stehen steht, im Begriff, den Federhut auf ihrem schwarzen Lockengewirr zu befestigen. „Sie wollen uns schon wieder verlassen, Sen- norck?" ruft er mit ersichtlichem Bedauem. Sie läßt die Hand mit der brillantenverzierten Hutnadel sinken und schend an. „Ich will das Schiff nach Messina benutzen, Signore." „Da haben Sie noch Zeit. Ueber eine Stunde. Wollen einen Abschiedsschluck trinken — aus fröh liches Wiedersehen!" Und er deutet auf die noch halb volle Flasche „Asti" auf dem Tisch. Mit leisem Lächeln nimmt Dolores ihren Hut wieder ab und setzt sich auf das kleine Sofa. „Sie haben recht! Schenken Sie ein!" Während er rasch zwei Gläser füllt, beobachten die schwarzen Augen ihn beständig unter den halb gesenkten Lidern hervor. Ein Plan reift in diesem eigenartigen Frauenhirn — ein Plan, den sie schon seit heute früh niit sich herumgetragen und der sie ihrem Ziele näher bringen soll. „Hier, Sennora!" Und Orlando reicht ihr ein Glas. „Danke. — Aus das Wohl des Brautpaares, das uns gestern zusammenführte!" Verwundert starrt Orlando die schöne Frau vor ihm mr. „Meinetwegen!" erwidert er mit Ueberwindung. „Auf das Wohl des Brautpaares!" In einem Zuge leert er Las Glas, während sie nur nippt. Und ein zweites Glas folgt — ebenso hastig heruntergestürzt, wie das erste. Seine Augen beginnen zu glänzen. Rascher jagt das Blut durch seine Adern. „Wollen Sie mich zum Schiff begleiten?" fragt Dolores, indem sie aussteht und den Hut wieder aufsetzt. Seine Blicke streifen die schöne Gestalt, die leicht erhobenen Arme, Las klassische Profil. „Wenn Sie gestatten, Sennora —" „Ich bitte darum. Aber vielleicht halte ich Sie von etwas anderm ab?" Nein. Ich bin frei. Ganz frei!" wiederholt habe nur den Wunsch, zu vergessen. „Also auch Sie!" murmelt sie vor sich hin. s„Jch dacht' es mir doch. Armer Junge!" „Gestatten Sie einen Augenblick!" ruft er eifrig. „Ich will nur Hut und Stock holen!" „Bitte! Wo wohnen Sie?" „Oben." „Gibts denn hier noch ein „oben"?" lacht sie aus. „In diesem Liliput-Häuschen?" „Gewiß. Wollen Sie meine Residenz einmal sehen?" Sie nickt, und schon klettern beide die schmale Treppe hinauf. Lächelnd öffnet er die mit Nägeln zusammen geschlagene Bodentür. „Ich darf Sie nicht bitten, einzutreten, Sen nora. Es ist zu eng." Sie nickt und wartet draußen, bis er sich Hut und Stock geholt. Doch wirft sie dabei einen raschen Blick durch die offene Tür. Und sie muß drinnen etwas bemerken, das ihre Aufmerksamkeit erregt. Denn leise tritt auch sie ein. „Welch prächtige Aussicht!" rust sie, ans Dach fenster tretend. „Ja. Bis hinüber zum Monte Pellegrini. So! Jetzt bin ich fertig." Galant hält er ihr die Tür offen. Er ge wahrt nicht, wie sie beim Passieren der Kommode mit einem raschen Griff den dort liegenden Re volver au sich nimmt und ihn in die Tasche steckt. „Ich auch!" lächelt sie. „Kommen Sie, Lamit wir das Schiff nicht versäumen." Als ihr Weg die beiden an der Billa Mi randa vorbeiführt, wendet Orlando den Blick fort. Sie steht es und legt die Hand auf seinen Arm. „Sie scheinen nicht glücklich zu sein!" „Sie haben recht." „Dort drinnen —" sie weist mit der Hand nach der weißleuchtenden Villa — „dort drinnen ist Ihr Glück begraben!" „Woher wissen Sie das?" „Es ist nicht schwer zu erraten. Sie tun mir leid, mein Freund. Unser Geschick ist Las gleich«. Wir 'wollen zusammenhalten!" Orlando schweigt. Die Frau an seiner Seite beginnt bereits einen unheimlichen Einfluß auf ihn auszuüben. Dieser Einfluß nimmt zu, je mehr sie sich Lem Hafen nähern. Als sie ihm an der Schiffstreppe die Hand zum Abschied reicht, da hält er die schlanken Finger einige Sekunden fest. Beide blicken einander an — forschend, tastend ... v Ihm i't, als knüpfe ihn ein geheimnisvolles Band an diese Frau, daß er nicht los kann un- ihr folgen muß. Wie ein Taumel erfaßt es ihn. Ein Weib hat ihn verraten . . . Warum kann nicht ein andres ihm Las ersehnte Glück bringen? . . . Als lese sie ihm die Gedanken von der Stirn ab, sagt -sie plötzlich: „Kommen Sie mit nach Messina! . . Da Sie hier doch nichts hält —" Nur noch einen Augenblick zögert er. Dann folgt er der voranschreitenden Bra silianerin aufs Schiss. 16. Kapitel. „Achtung! . . . Langsam vorwärts!" Der Kapitän signalisiert es von der Kommando brücke hinunter ins Höllenreich der Maschinen. Bedächtig zieht Ler „Re Umberto" hinaus aus dem Hafen. Orlando promeniert mit seiner Reisegefährtin an Deck auf und ab. Zuerst ist er noch ein wenig erregt. Was wird Signorina Pia über seine plötz liche Abreise sagen — die gute Pia, die ihn in olch uneigennütziger Weise gepflegt! Und erst Dr. Röder! Orlando fleht sein sarkastisch lachendes Ge- icht vor sich, mit dem er zu Pia sagt: „Ja, liebes 2ind — ich hab's gleich gewußt. Die erste Liebe ist tot! Evviva die zweite!" (Fortsetzung folgt.) blickt den jungen Mann for- er bitter. „Ich ^Nichts weiter?