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mutet, wenn sie hinter dem sinnensälligen Spiel auf der Weltbühne Heimlichs Mitspieler annimmt. Sie greift darum zu mehr oder minder will kürlichen Borausfetznngev, sog. Hypothesen, die um so gesicherter werden, je öfter die Ver suche und Beobachtungen ihre Richtigkeit bestä- tigen. Solche Hypothesen sind zwar für die Wissenschaft nötig wie das tägliche Brot; aber man darf sie nie, geschweige vor der Jugend, als gesicherte Wahrheiten auspeben, Bedeutsam ist es, -atz die Heilige Schrift nichts zu tau hat mit Bermntuugeu (Hypo thesen), die aus Vertiefung -er Nawrer- keuntnisse abzieleu. Sie hat nur das Heil der Menschen im Auge. Wenn sie sich mit der Natur besaßt, so bietet sie als ein einfaches, schlichtes Volksbuch nur unmittelbar beobachtete Tatsachen. Es ist daher durchaus unrecht, in ihr, wie tn einem Lehrbuche der Naturgeschichte, Aufschlüsse darüber zu suchen, ob die Erde oder die Sonne im Mittelpunkte der Welt steht. Sie kennt weder das ptolemäische noch daS koperni- kanische System. Sie hält sich vielmehr einfach an dar Zeugnis der Sinne und redet von einem Auf- und Untergang der Sonne, von einem Stillstand und Fortschreiten des TageSgestirns genau in derselben Weise, wie wir noch jetzt vom Auf. und Untergang der Sonne reden, ohne uns damit die Sonne um die Erde kreisend zu denken. Ter Evaagelifch-lutherische Schnlverein für dsS Königreich Sachsen ist am 17. März d. I. gegründet worden. Er hat seinen Sitz in Dresden. Er will in Wort, Schrift und prak tischer Arbeit dazu Helsen, daß der Jugend un seres Volkes eine schrift- und bekenntnismäßige religiöse Unterweisung erhalten werde. Mitglied des Vereins kann jeder unbescholtene evang. lutb. Christ (auch Frauen) werden, der das Ziel des Vereins billigt. Der MitgliedSbeitrag ist auf 1 Mk. jährlich festgesetzt, doch sind höhere Bei träge erwünscht. Dem Verein traten bis 27. Mai 800 Mitglieder bei, heute zählt er bereits über 2000. Anmeldungen nimmt entgegen die Geschäftsstelle, DreSden-A.3, Chrisüanstraße13M, vom 1. Oktober d. I. an DreSden-A. 3, Viktoria» traße 23 III. Weil die Heilige Schrift ihre Naturbetrach tungen im wesentlichen auf beobachtete Tatsachen beschränkt, so hat sie Berichtigungen von feiten der Naturforschung nicht zu fürchten. Umgekehrt gibt es freilich eine Anzahl bon naturwissenschaftlichen Vermutungen, die der Christ nie billigen kann, weil sie dem erhabrnev Gottesbilde widersprechen, das die Heilige Schrift entwirft. Da belehrt man unS: „In der Natur wal ten ausnahmslos strenge Gesetze. Es gibt also kein Wander ; denn das Wunder ist eine Durch brechung der Naturgesetze." Aber wer im Naturleben überall Gesetze findet, der hat die Pflicht, hinter den Gesetzen einen Gesetzgeber zu suchen. Sollte dieser nach Erschaffung der Welt und nach Aufrichtung ihrer Gesetze sich die Hände gebunden und alles dem blinden Spiele der Naturkräfte ausgeliefert haben ? Wir steuern unsere Maschinen; Wir hemmen und fördern den Lauf der Kräfte und geben ihnen mittels Schienen und Drähten Bahn und Ziel r und -er grotze Herr Himmels uu- der Erde sollte sich durch die Naturgesetze den Zu gang zur Welt verschlossen haben? Zu den neueren Lehren der Naturwissen schaft, denen der Christ nur mit großen Ein schränkungen zustimmen kann, gehört die Elli- wiklluvgSlehre. Innerhalb enger Grenzen sinken tatsächlich Aenderungen der Pflanzen, und Tierformen statt: es bilden sich neue Spielarten. Aber die Naturwifsenschaft hat die Entwicklung zu einem Zauberstabe gemacht, durch den die ganze ungeheure Mannigfaltigkeit der lebenden Wesen von der einfachsten Pflanze bis zum Menschen entstanden sein soll. Ist das möglich? Durch die Erfahrung ist eS nicht nachweisbar: in geschichtlichen Zeiten ist noch niemals die Abstammung auch nur einer neuen Art von einer alten beobachtet worden. Im Gegenteil zeigt die Natur daS Bestreben, die Art rein und unvermischt zu bewahren ; viele Pflanzen- und Tiergeschlechter haben sich sogar durch lange geo logische Zeitalter hindurch unverändert erhalten. So bleibt die Entwicklungslehre nur eine Ver mutung, deren Richtigkeit erst in Hunderttausen den von Jahren bewiesen oder widerlegt werden könnte. Sie verdient um so weniger Vertrauen, als sie uns für -ie stete Vervollkommnoog der Geschöpfe keine klare Ursache angebeu kann. Ebenso ist für den Christen der mit der EntwtcklungslungSlehre eng verbundene Monis mus (Einheitslehre) unannehmbar. Das Wort Monismus hat einen verführerischen Klang; es piezelt unS eine Einheitlichkeit der Welt vor, wie sie menschliches Denken wohl oft ersehnt. In Wahrheit leidet der Monismus jedoch an der bedenklichsten Einseitigkeit, indem er eine halbe Welt, die Welt des Geistes aus dem Welt getriebe ausschaltet oder sie auf so rätselhafte Atom- und Zellseelen zurücksührt, daß die Ein heit des Denkens uns ganz unbegreiflich wird. Hier liegen keine gesicherten Ergebnisse -er Wissenschaft vor, sondern willkürliche Voraus setzungen. Solange die Begriffe Gott und Welt, Geist und Stoff, Seele und Leib nicht auf eine höhere Einheit, auf eine Grundursache zurückge- führt werden können — und das wird ule mög lich sein — müssen wir bei dem biblischen Dua- liSmus bleiben, bei der Zwtiheilslehre, die der Körperwelt eine Welt der Geistes gegenüberstellt. ES gibt noch viele Fragen, um deren Be- antwortung Naturwissenschaft und Philosophie sich zum Teil seit Jahrtausenden fruchtlos be mühen, z. B.: Woher stammt der Stoff? Wie kam die erste Bewegung zustande ? Wie ent wickelte sich der erste LebenSkeim ? Wie entstand das Bewußtsein? Umso dankbarer sind wir, daß uns die Heilige Schrift über die Hauptfrage den klaren Ausschluß gibt: Gott ist der Urheber aller Stoffe und Kräfte, die daS Weltall erfüllen.' Unser Glaube verschafft uns hier die volle Ge wißheit ; wir erleben diese Wahrheit unmittelbar, indem wir Jesus Christus erleben I Diese Grund lagen unseres Glaubens kann keine Wissenschaft stürzen; denn sie sind ihr unzugänglich. (Schluß folgt.) Die BrüSeranstall mit RettungShaus Moritzburg hat ihren Bericht aus das Jahr 1908 versandt. Das Brü-erhao- ist eine Bildungsstätte für Berufsarbeit» der Innern Mission (Dia konen). Diese werden nach erfolgter Ausbildung, Erprobung und Bewährung den Anstalten, Vereinen und Kirchgemeinden zum Dienste auf den verschiedensten Gebieten der Inneren Mission zugewiesen. Die Zahl der in der Ausbildung stehenden jungen Männer beläuft sich zur Zeit auf 15—20, die gesamte zum Hause gehörende Brüderschaft am Ende dcS Jahres 1908 auf 116 Diakonen. Diese arbeiten auf 76 Stationen in Knabenhorten, Waisen- und Rettungshäusern, in der Jugend- und Gemeindcpflege, in der Stadtmisfion, in Herbergen zur Heimat und Ar- beiterkolonien, in der Kranken», Krüppel-, Sie chen» und AlterSpflege. Im Rettullgshaufe werden gefährdete, verirrte und schwer zu erziehende schulpflichtige Kinder aus allen Gegenden Sachsens ausgenom men. DaS RettungShauS bietet Unterkunft für 65 Knaben und 35 Mädchen. Diese sind nach dem Vorbild des durch H. Wichern gegründeten „Rauhen HauseS" bei Hamburg in 6 Familien (Lebensgemeinschaften) eingeteilt. Die Erziehung steht unter Leitung eines der Anstaltsgeistlichen. Die Brüderaustalt Moritzburg. Bis zum Ende deS Berichtsjahres wurden seit Begründung der Anstalt 841 Kinder, näm lich 576 Knaben und 265 Mädchen aufgenom- men. Die Bitten um Aufnahme von Kindern waren so zahlreich, daß bei weitem nicht allen entsprochen werden konnte. Der Bericht gibt einen Einblick in die schwere Erziehungsarbeit der Rettungshauses und zeigt, wie auch die christlichen Erziehungsanstalten in sozialer und hygienischer Hinsicht ihre Aufgaben erkannt haben und daß sie mit Verständnis den psychisch defekten und moralisch minderwertigen Sorgen kindern gerecht zu werden suchen. Leider standen die Einnahmen nicht in dem gewünschten Verhältnis zu den Ausgaben, sodaß der Wunsch, dem Brüderhause eine Pflegeanstalt anzugliedern, noch nicht verwirklicht werden kann. Möchte der Kreis von Freunden, auf dessen hilf reiche Liebe die Anstalt angewiesen ist, sich immer mehr erweitern, damit sie ihren wichtigen Auf gaben gerecht werden kann. Aus dem Jahresbericht selbst sei noch fol gendes erwähnt: Am 30. September trat der auS der Wichernschen Schule hervorgegangene erste Vorsteher der Anstalt, Herr Pastor Höhne, nach 36jähriger treuer Arbeit tn den wohl verdienten Ruhestand. An seine Stelle trat der bisherige 2. Anstaltsgeistliche, HerrPastor Rühle, als Vorsteher des Bruderhauses, in dessen Amt Herr Pfarrer Schmidt von Ponikau als Vorsteher deS RettungShauseS gewählt wurde. Gleichzeitig wurde ein hier vorgebildeter Bruder als Haus vater angestellt, der die Aufgabe hat, in der Erziehung der Brüder und Kinder mitzuhelfen, die landwirtschaftlichen und Gartenarbeiten zu beaufsichtigen usw. und dessen Ehefrau das Küchenwesen übernahm. Als 2. Hilfslehrer wurde H-, A. König, als Erzieherin in der 2. Mädchen familie Frl. K. Scholz der Anstalt zugewiesen. 3 russische Brüder wurden auf Kosten deS luth. Konsistoriums in Warschau als Gäste in einem Sonderkursus ausgenommen. Nach einjähriger Ausbildung entlassene russische Brüder haben sich in der heimatlichen Gemeindearbeit gut bewährt. Dem auf schweren Posten stehenden Pfarrer Zückler in StaniSIau (Galizien) konnte ein dritter Helfer gesandt werden. Ein Bruder wurde Unterkirchner in Meerane. LS wäre überhaupt die Anstellung von ausgebildeten Brüdern als Küster und Gemeindehelfer in größeren Gemeinden zu empfehlen. An dem erstmalig veranstalteten Kursus zur Ausbildung von Kriegskranken» pflegern des Roten Kreuzes nahmen 6 Brüder der Anstalt teil. AUS Quittung und Dank. In den Monaten Mai, Juni und Juli gingen beim Pfarramts folgende Gaben ein: Für die Hei-evmisfiou: 8,32 Mk. von M. B. in D. (Nord-Amerika), 0,40 Mk. von Frau P., 8,00 Mk. von Frau M. L., 50,00 Mk. von deu Aehrenleferinnen durch I Frl. M. K., 1,00 Mk. von Frau A. Ö. — Für I der Gemeinde — für die Gemeinde die Juuerc Mission: 3,oo Mk. von A., 1,00 Mark von Herrn P. M. (Beichtopfer), 0,50 Mk. von L. R. (desgl). — Für PreSigtverteilung: 3,45 Mk. durch M. K., 1,00 Mk. durch H. Z., 2,15 Mk. durch H. I. — Für die kirchliche Armens uv- Krankenpflege: 4,00 Mk. von N. N. (Beichtopfer), 1,00 Mk. von Frau R. (deSgl.) Allen lieben Gebern herzlichen Dank! Die Kirchenkollekte am Pstngstfeste für den Allgem. Landeskirchenfonds betrug 42,20 Mk.; die am 4. Sonntag n. Trin. für den Kirchenbau zu Tannenbergsthal 26,70 Mk. (einschl. 1,50 Mk. Sondergabe, Beichtopfer). Herzlichen Dank! Druck von Dr. Alban Frisch, Hohenstein-Ernstthal.