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Inspektion der Truppen aus- gerissen und Telegraphendrähte durchschnitten, so- und daß der Verkehr völlig unterbrochen sei. Zwischen den Aufständischen und Gendarmen hätten blutige Zusammenstöbe stattgefunden. Madrid, 29. Juli. Der König unter zeichnete gestern ein Drekret, durch das die kon - Sturze schwere Kopfverletzungen davongetragen. Seine Kameraden holten von Stadt Wehlen sofort ärztliche Hilfe herbei und auf Veranlassung des Arztes wurde der Verunglückte aus einer schnell her- beigeschafsten Bahre dem Schlenkrichstifte in Wehlen zugeführt. — Copitz, 28. Juli. Eine schwere Bluttat ereignete sich aus dem Kammergute in Pratzschwitz. Bei der Esten- bezw. Mtlchausgabe geriet der land wirtschaftliche Arbeiter Rudnik aus Stelze in Ruh land mit dem aus gleichem Orte stammenden Ar beiter Pienta in Streit. Rudnik schlug mit seinem Leibriemen auf Pienta ein und traf ihn mit dem Schloß so unglücklich an die Schläfe, daß er zu- sammcnbrach. Damit hatte der Unmensch noch nicht genug, Rudnik sprang aus den am Boden Liegen den, trat mit den eisenbeschlagenen Stiefeln auf ihm herum und verletzte ihn so schwer, daß er nach kurzer Zeit starb. — Pilsen, 28. Juli. In Ostruzno bei Pilsen wurde der gräflich Lambertsche Heger Josef Tschida von Wilderern überfallen, erschlagen und furchtbar verstümmelt. Der Ermordete ist Vater von fünf Kindern. Aufruhr und Generalstreik in Spanien. Aus ganz Spanien kommen wenig erfreuliche Nachrichten. Wie wir schon gemeldet haben, hat die Regierung nicht nur in Barcelona, sondern über die ganze Provinz Katalonien infolge des allgemeinen! Arbeiterstreiks den Belagerungs- zustand verhängen müssen. Die Unruhen neh men dauernd an Ausdehnung zu, so daß mau mit der Einsetzung eines Militärministeriums zu ihrer Unterdrückung rechnet. Solche Maßnahmen sind wenig geeignet, den marokkanischen Krieg im Lande populär zu machen. Dazu kommt, daß immer be stimmter die Ansicht durchdringt, daß die ge meldeten kriegerischen Erfolge bei Me lilla nichts anderes als Pyrrhussiege waren, die Niederlagen sehr ähnlich sind. Die Pa riser Blätter veröffentlichen fortgesetzt Unglück s- Nachrichten, die allerdings wegen der spa nischen Nachrichtenzensur mit einiger Verspätung nnlangcn. So wird dem „Matin" aus Oran ge meldet, daß sich nach dort eingelausenen aus sicherer Quelle stammenden Nachrichten die Lage der Spa nier in und bei Melilla in keiner Weise zu ihrem Vorteile verändert habe. Die europäische Bevölke rung schwebe in fortwährender Angst vor Ueber- fällen der Mauren, und abends verlassen die meisten Ansiedler die Bannmeile, um sich hinter den Wällen der Stadt in Sicherheit zu bringen. Die französische Gesellschaft der nord-afrikanischen Gnaden tue, was in ihren Kräften stehe, um die Spanier zu unterstützen. So befördere sie Lebens mittel und Vorräte aller Art nach der Front, doch feien die Transporte in den letzten Tagen mehr fach durch Banden von Mauren erfolgreich ange- Generalstatthalter zur ritt, feuerten die Aufrührer in Barcelona Pueblo Novo aus ihn. Die Begleiter deÄStatthal- ters erwiderten das Feuer Die Paulskirche in Pueblo-Novo und Mehrere religiöse Antonius- Schulen wurden von den Aufrührern in Brand ge steckt. Die Polizei nahm 119 Verhaftungen vor. Beim Rathaus in Barcelona fand ein Zusammen stoß zwischen Arbeitern und der Zivilgarde shatt. Auf beiden Setten gab es viele Verletzte. Bedeu tende Truppenmassen kamen aus Katalonien an. In ganz Katalonien herrscht offener Aufruhr, der sich bereits bis in die Provinz Toledo fortgepflanzt hat. In La Pueblo-Novo wurde ein Kloster angegriffen, eine Nonne wurde getötet und eine große Anzahl verwundet. Aus den Straßen wurden Barrikaden errichtet, und erst nach mehreren Salven tonnten die Truppen die Revolutionäre aus ihren Verschanzungen vertreiben. Der Generaltommandant der Festung mußte an der Spitze seiner Truppen eine Attacke vornehmen. Bet dem Kampfe gingen Kirchen und Schulen in Flam men auf. Bei den Kämpfen wurden drei Auf ständische getötet und -15 verwundet. 19 Polizisten und -1 Gendarmen wurden aus Seiten der Regie- rungsanhängcr verwundet. Eine aus einem Haupt mann, einem Leutnant und sieben Soldaten be stehende Patrouille, die von Taragona aus abge schickt worden war, wurde von den Aufständischen angegriffen, der Leutnant und ein Soldat wurden schwer durch Schüsse verwundet, während der Hauptmann und zwei Soldaten von Steinwürfen getroffen wurden. Die Regierung sendet Verstärk ungen ab, um die Unruhen niederzuschlagcn. Wie aus Bilbao gedrahtet wird, herrscht im ganzen Minendistrikt üarke Erregung. Die So- zialistenkomitces in der Provinz Biskaja beschlos sen, den G c n e r a l st r e i k zu erklären. Der Zug, der von Barcelona nach Pont Bon fährt, wurde im Bahnhofe von Figueras von der Volks menge angegriffen. Die Soldaten feuerten gegen die Kundgeber und verletzten zwei Personen. Aus dem Innern treffen keine Züge ein, da die Verbindungen zwischen Gcrona und Barcelona ab geschnitten sind. Im nachstehenden seien die neuesten Meldungen über die Vorgänge der letzten Tage wiederge geben: Madrid, 29. Juli. Der Minister des In nern gibt bekannt, daß bei Melilla ein außerordentlich blutiger Kampf stattgcfunden habe. Die Verluste der Spanier, die ihre Positionen behaupteten, sind sehr bedeutend, jedoch zahlenmäßig noch nicht bekannt. Madrid, 29. Juli. Nach einem amtlichen Bericht aus Melilla dauerte der Kampf der beiden spanischen Kolonnen zum Schutze der Wiederher stellungsarbeiten der von Mauren zerstörten Minen bahn den ganzen Tag. Die Mauren setzten trotz des mörderischen Artilleriefeuers ihren Angriff unaufhörlich fort und hatten außer ordentliche Verluste. Auf spanischer Seite sind mehr als 200 Mann tot oder verwundet. Unter stitutionellen Garantien für ganz Spanten aufgehoben werden. Das Jubiläum per Leipziger Universität. Unter Donner und Regen, n'cht wie es er wartet wurde, im Helle» Sonnenschein, begann gestern Mittwoch abend die Feier dek 500fährtgen Jubiläums der Leipziger Unioe«sttät Sie wurde eingeleitet durch einen EmpfangSabend, den die Universität den bis dahin erschienenen Gästen gab. Er waren gemeldet: Vertreter von 82 deutschen Universitäten, dazu Ver treter von Akademien und gelehrten Körperschaften und Technischen Hochschulen der ganzen Welt. Im ganzen dürften al» Vertreter de» akademischen Körpers über 150 Personen anwescnd gewesen sein. Eine ganz besondere Freude erregte eS, daß der Bruder de» R«cwr MagnificentissimuS, Prinz Johann Georg, dann der Kronprinz von Rumänien, der Herzog von Altenburg und zwei Herzöge von Mecklenburg an der ungezwungenen Versammlung teilnahmen. Es wurde unter der Leitung von Herrn Wirkt. Geh. Rat Excellenz Wach Wein und Bier gereicht, bi» kurz vor 9 Uhr Seine Excellenz um Silentium bat und vie Teilnehmer de» EmpfangSabend« darauf auf- merksam machte, daß vor der Universität Wagen standen, die die Teilnehmer de» EmpfangSabends nach dem Palmengarten führten. Besonder» bemerk« wurde die Anwesenheit von Professoren englischen Sprachstammes und die Liebenswürdigkeit, mit welch.r sie von den hiesigen Professoren empfangen wurden. Au» Anlaß des Jubiläums wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen. U. a. erhielten der Regierungsbeoollmächttgte bei der Universität KreiShauptmann Freiherr v. Weick und die ordent lichen Professoren an der Universität Geheimer Ral Dr. Bin ding, d. Z. Rector MagnificuS, und Ge heimer Rat Dr. Wundt den Titel und Rang als Wirklicher Geheimer Rat. Ferner erfolgten viele Ernennungen zum Geheimen Rat und außerdem besonders viele O denSoerlethungen. Die Universität wird anläßlich der Jubelseier auch 60 Ehrendoktoren ernennen. Die Name» der Ausgezeichneten werden von den Dekanen der Fakultäten erst am Freitag bekannt gegeben. Auf dem Dresdner Bahnhof hatten sich früh 8 Uhr der Rektor MagnificuS Exzellenz Binding die Dekane der 4 Fakultäten sowie die Generalität und die Spitzen der Kaiserlichen, Königlichen und Städtischen Behörden eingefunden. Der Sonderzug mit dem König lief pünktlich 8 Uhr 5 Min. ein. Se. Majestät, welcher die Artillerieuntform trug, entstieg dem Salonwagen und begrüßte zunächst sei- nen Bruder, den Prinzen Johann Georg, der be- eeitS gestern hier eingetroffen war. Mit Sr. Maje stät entstiegen dem Salonwagen die beiden ältesten Söhne, Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Ehrt- stian, beide in der Uniform de» Leibregiments. In de. Begleitung de» Königs befanden sich Obe«stall- meister v. Haugk und Generals jutant o. Müller. Im FUrstenzimmer de» Bahnhofs richtete der R kto« Exzellenz Binding an den König eine herzliche An sprache. Könia Friedrich August dankte dein Rektu für seine BegrüßungSworte und begab sich dann zu seiner Equipage. Al» er auS dem Bahnhof heraus- trat, brachte der Rektor ein Hoch auf S-. Majestä« aus, das bet dem Publikum tausendfältigen Wider hall fand. Dir Equipage des Königs, in der auch ne beiden Prinzen-Söhns Platz genommen hatten, wurde von berittenen Chargierten aller studentisch-» Korporationen eskortiert. Die Fahrt ging über den Aeorgiring und den AugustuSplatz nach dem König» l chm Palai», wo der König mit den Pci z-n-Söy «en einen Augenblick auSruhte, um sich zum Fest- «ottiSdienst in der UnioecsttätSkirche zu St. Paul- um 9 Uhr zu begeben, wo er vom KultuSministei begrüßt wurde. Im FestgotteSdienst hielt Geh Küchenrat Prof. v. Rietschel die Festpredigt. Um 0,11 Uor begann der Festakt im Neuen Sladttheater dem gleichfalls der König beiwohnte. Neuestes vom Tage. * Zur Berliner Rennbahnkata- st r o p h e. Die Berichte über die Ergebnisse der kriminal- und baupolizeilichen Untersuchung der Ursache der Rennbahnkatastrophe sind fertiggestellt und werden jetzt dem Minister des Innern vorge legt werden. Die Ansicht der Kriminalpolizei geht dahin, daß weder die Rennfahrer und Schritt macher, noch den Erbauer oder Besitzer der Bahn irgend eine Schuld an der Katastrophe trifft. Der gleichen Ansicht ist auch die Baupolizei. Ein ge richtliches Nachspiel wird der Unglückssonntag im Botanischen Garten also nicht haben. * Ein schwerer Einbruch ist bet einem hohen Beamten, der sich auf einer Urlaubs reife befindet, am Kurfürstendamm in Berlin ver übt worden. Ein früherer Diener erbrach mittels Nachschlüssels die Wohnung und erbeutete aus dem Geldspind mehrere hundert Mark in Bar, mehrere tausend Mark in Wertpapieren und Juwelen von höchstem Werte, darunter auch ein kostbares Per lenhalsband, Brillanten und Uhren. Nachdem der Dieb für 5000 Mark Papiere an mehrere Banken verkauft hatte, begann er unter dem Namen Voll mers ein flottes Leben. Er wurde, nachdem er das Geld in Bars und Nachtcafes verjubelt hjatte, von der Polizei ermittelt und verhaftet: auch sein I8jährtger Bruder ist als der Hehlerei schuldig verhaftet worben. * A u t o M o b i l u n g l ü ck. Auf der Chaussee zwischen Elberfeld und Heviges fuhr ein mit vier Personen besetztes Automobil in einer scharfen Kurve gegen einen Telegraphenmast und überschlug sich. Der Fabrikant Bruno Ehler aus Velbert und der Chauffeur waren sofort tot, der Wtrtssohn Landes aus Velbert erlitt einen schweren Beinbruch, der Fabrikant Hasenklever kam mit leichten Verletzungen davon. * Häusung der Lustmorde. Aus Hem südlichen Teile der Provinz Posen Wird nun mehr der fünfte Lustmord innerhalb weniger Tage gemeldet. Dienstag abend wurde die Frau Pta- secka aus Piotrowo bei Lissa ermordet aufgefun den, und die näheren Umstände lassen wieder auf einen Lustmord schließen. »Die verhängnisvollen Kuchen. Nach dem Genuß von Cremeschnitten starb infolge von Vergiftung in Hagen i. W. ein vierjähriges Kind. Neun Personen sind erkrankt. * Im Schnee st urm umgekommen. Aus dem Gletscherübergange von der Kursiner Hütte zur Warnsdorfer Hütte wurde die Leiche des Fleischhauers Alois Luft aus Hochlinden in Bayern aufgefunden. Derselbe ist in einem Schnee sturm verunglückt. * Ein furchtbares Unwetter ist über die vordere Rheinpfalz niedergegangen. Ha gelkörner in der Größe von Taubeneiern gingen nieder und schlugen die ganze Ernte zusammen. Die Früchte aus den Bäumen sind heruntergeschla gen. Der Sturm war so stark, daß sogar Bäume entwurzelt wurden und die Telegrapheustangen in verschiedenen Bezirken einfach auf die Seite gelegt und die Drähte zerrissen sind. Aus einzelnen tabak bauenden Gemarkungen wird gemeldet, daß die ganze Tiabakernte vernichtet sei. * Jin Namen des Gesetzes. Nachts drangen in Ofen-Pest 11 Männer, die sich für Mitglieder der Staatspolizei ausgaben, mit ge zogenen Revolvern in ein Zimmer, in dem eine Gesellschaft von 15 Personen Karten spielte. Der Führer der 11 Männer rief: „Im Namen des Ge setzes Hände hoch! Wer sich rührt, ist ein Kind des Todes!" Daraus nahmen sie den Spielern alles Geld und die Wertgegenstände ab. Nach ihrem Weg gange stellte es sich heraus, daß es Gauner waren, die die Spieler bestohlen hatten. Man hat bis jetzt noch keine Spur von der Bande. * T h p h u s e p i d e m i e in Rumä nien. -In Jassy herrscht eine Typhusepidemie. In den letzten 14 Tagen sind mehr als 60 Kinder, vorgestern 15 Personen gestorben. Die Lage ist um so bedrohlicher, als die furchtbare Hitze von 40 Grad im Schatten die Ausbreitung der Seuche fördert. * Raub in der Eisenbahn. Im Eisenbahnwagen zwischen Lausanne und Bern wurde einer österreichischen Gräfin, die mit ihrem Sohn und zwei Töchtern vom Genfer See nach Karlsruhe fuhr, die Retsehandtasche mit Schmuck sachen und Banknoten im Werte von 1000 Francs gestohlen. Als verdächtig wurden zwei Reisende in Malta verhaftet, die im gleichen Wagen fuhren. Die gestohlenen Wertsachen sind noch nicht zum Vorschein gekommen. * H e u s ch r e ck e n s ch w ä r m e i n F r an k- r e i ch. Bei Chambery im Departement Savoi ging ein schweres Gewitter nieder, dem als selt same Naturerscheinung große, plötzlich auftretende und ebenso rasch wieder verschwindende Heu- schreckcnschwärme voraufgingen. * Verhaftung russischer Mäd chen h ä n d l e r. Die Polizei verhaftete in War schau und in der Gegend von Kasatin mehrere Mädchenhändler die vierzehn- bis sechszehnjährige hübsche Mädchen angeblich in Ferienkolonien zu reichen Wohltätern bringen wollten. Einem Mäd- chcnhändler wurden allein dreißig Mädchen abge nommen. »Weibliche Straßenräuber. Eine unglaubliche Geschichte hat sich jüngst in Kolorado zugetragen. Mister Clark M. Babbit, ein reicher Kaufmann aus Buffalo, hatte mit vier Freunden eine Geschäftsreise im Automobil gemacht. Das Fahrzeug raste auf der Chaussee dahin, als ihm plötzlich zwei Mädchen entgegenkamen. Diese waren sehr gut angezogen und ritten prächtige Pferde. Sie brachten durch Winke und Rufe das Fahrzeug zürn Stehen. Während die eine dann „Hände hoch!" befahl, und, um ihrer Forderung Nachdruck zu geben, auf die Automobilisten den Lauf eines Revolvers richtete, leerte ihre Gefährtin die Taschen der Ueberraschtem Wenige Minuten darauf waren die beiden, bevor sich die Kaufleute noch von ihrer Verblüffung erholt hatten, mit ihrer Beute ver schwunden. * Ein Krokodil in einer Pa riser Straße. Dieser Tage, kurz vor Ein bruch der Dunkelheit, ereignete sich ein aufsehener regender Zwischenfall dicht bei dem Pariser Bahn hofe von Saint Lazare. Ein schwerer Rollwagen transportierte beiin Bahnhof von Saint Lazare zwei gewaltige Holzktsten über das holperige Pfla ster. Bei einem besonders harten Stotze, den der Wagen erlitt, glitt die eine Kiste herunter und zer brach. Aus den Trümmern arbeitete sich nun zum allgemeinen Entsetzen der Passanten ein mächtiges Krokodil hervor, das nach ein paar Augenblicken der Verblüffung ganz ruhig den Weg durch die Rue d'Amsterdam einschlug. Wildes Angstgeschrei ertönte, und die Stratzenpassanten flüchteten. Manche kletterten auf die den Bahnhos umgebenden Eisen- gitter, um von diesem sicheren Zufluchtsorte aus bas Schauspiel besser genießen zu können. Nur ein beherzter Mann wagte sich schließlich bis auf etwa zwanzig Schritte an das Ungetüm heran und gab aus einem Taschenrevolver fünf Schüsse auf da» Tier ab. Die Kugeln prallten von dem Hute» Panzer des Krokodils ab, verletzten jedoch zum Glück niemand. Unterdes waren Schutzleute eilends nach dem Güterbahnhofe gelaufen und hatten dort handfeste Stricke requiriert, mit denen sie das sich durchaus nicht sträubende und anscheinend sehr gut mütige Tier banden und wieder auf seinen Wage» wanden, der es dann nach dem Jahrmärkte von Neuillh vor den westlichen Toren der Hauptstadt brachte. griffen, geplündert oder zum Rückzüge genötigt wor den. Die Gefallenen der spanischen Besatzungen der Lager von Sidimussa «nid des Monte Ata- layon sind zu Hunderte«« in unmittelbarer Um gebung der Lager beerdigt worden, so daß diese wahren Nekropolen gleichen. Es wird behauptet, die Spanier Hütten allein am 24. Juli rund 800 Leute außer Gefecht gehabt. General Marinas hat jetzt 14 000 Mann unter seinem Befehle, aber trotz dieser ansehnlichen Macht sind seine Truppen auf die Defensive beschränkt und können nur mit äußerster Mühe bis auf drei Kilometer vor Melilla Vorgehen. Ein hier lebender Spanier, der sowohl sein Land als auch Nordafrtka und den Charakter der Rtfkabylen gut kennt, sagte, es würde wahrscheinlich einer Streitmacht von hunderttausend Mann bedürfen, um den Krieg erfolgreich zu Ende zu führen, und die Hälfte davon würde voraus sichtlich liegenblctben. General Marinas soll neuer dings unter seinen Truppen unpopulär geworden sein, und vorgestern weigerte sich eine Kompagnie, ins Feuer zu gehen. Man erwartet täglich einen großen, entscheidenden Kampf. Zu diesen Htobsposten aus Marokko gesellt sich nun auch noch die Sorge um die Aufrechterhal tung der Ruhe und Ordnung in Spanien selbst. Lieber die letzten StraßenkSmpfe in Bar celona erfährt bas „B. T", daß die Arbeiter a» mehreren Stellen Barrikaden errichtet hatten. Die Polizei und das Militär gaben wiederholt Salvenieuer auf die Revolutionäre ab. Als der den Gefallenen befinden sich außer dem General Pintos drei Bataillonskommandeure. Madrid. 28. Juli. Der König, Jnsant Ferdinand und der Minister des Aeußern sind hier eingetroffen. Der König hatte Besprechungen mit dem Ministerpräsidenten und dem Kriegsminister. Madrid, 29. Juli. 2 Kreuzer und 8 Torpedobootszerstvrer aus Ferrol er hielten Befehl nach Barcelona zu gehen, Marineinfanterie soll gleichfalls dorthin entsandt sein. Pari s, 29. Juli. Dem „Eclair" wird aus Madrid gemeldet, daß der marokkanische Feldzug für den Aufstand in Barcelona nur einen Vorwand zu bilden scheine. Es handle sich vielmehr um einen Wohl vorörreiteten revo lutionären Plan, dessen Leiter der gegen wärtig verbannte Abgeordnete Lereux Ist. Man hofft, daß der Aufruhr lokalisiert bleiben wird; denn gerade die Ausschreitungen der Aufständischen hätten das Volk davon überzeugt, daß sich hinter den gegen den Krieg gerichteten Treibereien ge fährliche revolutionäre «md vaterlandsfeindliche Pläne verbergen. Parts, 29. Juli. Dem „Matin" wird von seinem Berichterstatter auS Barcelona telegraphiert, daß aufrührertscheBauern bet Figueras eine Eisenbahnstrecke stark beschädigt haben. Die Bauern seien wenige Stunden später, nachdem ein Zug die Strecke passiert hatte, von neuem an das Zerstörungswerk gegangen, hätten die Schienen auf