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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.07.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190907223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090722
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-07
- Tag 1909-07-22
-
Monat
1909-07
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 22.07.1909
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frühstück und der Festball am Montag, nahmen einen wo offizielle Begrüßung erfolgt. Sodann n mwl er deS Vorsitzenden ab, denn sämtliche Uebungen wur» August hat b kanntlich zur Ei, weihur g des König den mit Gewandtheit und Sicherheit auSgeführt. Die Albert-Denkma 8 in Frohburg sein Erscheinen zuge- — Leipzig, 20. Juli. Um Leipzig, die größte Handelsstadt Mitteldeutschlands, mit dem Meere zu verbinden, plant man seit Jahren den Bau eines Kanals von Leipzig nach der Saale, der zwischen Merseburg und Halle in diese ein münden soll. Jetzt ist endlich Aussicht vorhanden, da"ß man zunr Ziele gelangen wird, denn es ist dem Projekte ein glücklicher Zufall zu Hilfe ge kommen, der die Unternehmer jeder Sorge um die Rentabilität eines Leipziger Saale-Kanals über hebt. Es ist noch nicht allgemein bekannt, daß gerade das Gebiet des Luppe- und Elsterdeltas, durch welches der Leipziger Saalekanal führen soll, nach den in den letzten Jahren fertiggestelltenBoy- rungen von einem so ausgedehnten und mächtigen Flöze vorzüglicher Braunkohle ausgefüllt ist, daß einerseits seine Schätze eventuell allein schon zu- reichen könnten, den neuen Kanal auf viele Jahr zehnte hinaus mit einer zur Sicherung der Ren tabilität fast allein ausreichenden Fracht zu ver sehen, andrerseits aber den an der projektierten Kanallinie bestehenden oder noch zu gründenden Fabriken auf dem Wasserwege so billig den nötigen Heizstoff zuzuführen, daß diese im Konkurrenz kämpfe gar keinen mächtigeren Bundesgenossen fin den könnten, als diese Kanalkohle. In den „L. N. N." berechnet Dr. Georg Dieck (Zöschen), daß es allein durch die Errichtung von Brikettwerken möglich sein werde, dem künftigen Kanale jährlich an Briketmaterial drei Millionen Tonnen zuzu führen, ungerechnet die unverarbeiteten Kohlen. In ähnlichen Verhältnissen würden sich auch dir Verfrachtungsmöglichkeiten bei den kolossalen Ton vorräten der Kohlenfeldbecken bewegen, die beson ders nach der Saale zu vielfach aus rein weißem Ton bestehen, der sich zur Steingut- und Glasur leinfabrikation eignet. Nach dem Gesagten scheint also durch Auffindung der gewaltigen Kohlenlager dicht bei Leipzig im Gebiet des projektierten Ka nals die Sachlage sich zu dessen Gunsten tatsächlich gänzlich zu ändern. — Plauen, 20. Juli. Ja oer Näye der Stadt ereignet» sich am Sonntag noch ein dritte- Automobilunglück. An der Stelle, wo jüngst der Barbieriehrling Biedermann von einem Automobil überfahren und gelötet wurde, stieß ein Automobil aus Greiz mit dem Geschirr de« Gastwirts Dunger usammen. Drei Insassen der Wagen wurden »erauSgeschleudert, aber nicht bedeutend verletzt. Da gegen war das Pferd Dungers auf der Stelle tot verordneten genehmigten die von Herrn Stadtbau meister Hofmann ausgearbeitete Planung für das Bürgerheim. Die Planung ist vom „Verein Säch sischer Heimatschuß", dem die Stadtgemeinde Fran kenberg als Mitglied angehört, vorzüglich begutachtet worden. Sie entspricht der neuen Richtung der ge fälligen heimatlichen Bauweise und ist als eine aus- gezeichnete knappe Lösung zu bezeichnen. Der Bau soll noch in diesem Jahre unter Dach gebracht werden. — Im Lützelbach find in den letzten Tagen sämtliche Fische, vornehmlich Forellen, sowie Krebse verendet. Auch die Forellenbrut ist vernichtet. Dar Fischsterben ist wahrscheinlich durch eine in das Was- ser gebrachte Flüssigkeit verursacht worden. Ob ein Schurkenstreich oder nur Fahrlässigkeit vorliegt, wird hoffentlich bald die Untersuchung ergeben. Der durch die Vergiftung angerichtete Schaden ist sehr be trächtlich. — Freiberg, 20. Juli. Einen entsetzlichen Unglücksfall erlitt der am Elektrizitätswerk im nahen Colmnitz angestellte Maschinenführer Schubert, der in der Annahme, die Stromleitung sei noch aus- geschaltet, an der Starkstromleitung eine Arbeit vor- nahm und daher mit einer Stromspannung von 3000 Volt in Berührung kam. Dabei wurden ihn beide Unterarme bis auf die Knochen vecbrannt; außerdem erlitt er noch schwere Fletschwunden am ganzen Körper. In einem an Raserei grenzenden Zustande stürzte der von furchtbaren Schmerzet» g»- peinigte Verunglückte in daS Kontor der Werkes, chleuderte einen dort am Pult sitzenden Schreibe- oom Stuhle und brach dann bewußtlos zusammen An seinem Auskommen wird gezweifelt. — Frohburg, 20. Juli. König Friedrich den an eine Person nicht abgegeben werden. ES werden etwa 400000 Stücke Denkmünzen geprägt. Sie erhalten auf der einen Seite da« Bildnis des jetzt regierenden Königs Friedrich August mit der Jahreszahl 1909, auf der anderen Seite das Bild- niS Friedrichs des Streitbaren mit der Jahreszahl 1409. — Bei der Anstalt für staatltche Schlacht- viehversicherung im Königreich Sachsen wurden 1908 28470 Entschädigungsansprüche gegen 29462 in 1907 angemeldet. Davon kamen 8522 auf die Kreishauptmannschaft Dresden, 7006 auf Leipzig, 5028 auf Bautzen, 4661 auf Chemnitz, 3243 aus Zwickau. Monatlich wurden durchschnittlich 2374 und täglich 95 gegen 2455 resp. 98 Fälle im Vorjahre angemeldet. In 28015 Fällen wurde Entschädigung gewährt, in 439 Fällen abgelehnt. In 34 Fällen brauchte Entschädigung nicht gezahlt zu werden. ES wurden Entschädigungen gezahlt für 1536 Rinder 172595 Mk., 14594 Kühe 1461418 Mk. und 12306 Schweine 387259 Mk., nSgesamt für 28436 Tiere gegen 29568 im Vor- ahre 2021272 Mk. Hiervon kommen auf gewerb- Uche Schlachtungen bei Ochsen 95454 Mk., Kühen 489183 Mk., Schweinen 149287 Mk., zusammen 733924 Mk., und auf nicht gewerbliche Schlachtungen eine Huldigung der freiwilligen Feueiwehren des Bezirks Borna entgegen und besichtigt eine lokale Industrie-Ausstellung. Um 12,15 Uhr findet die Einweihung de« König Alberr-Denkmal« statt, an der sich sämtliche Militäroereme deS Bezirks Borna beteiligen. Hieraus folgt der Monarch einer Ein ladung der Frau Kiug o. Nidda auf Schloß Froh bürg zu einem Frühstück und begibt sich später über Dolsenhain und Gnandstein nach Kohren. Nach der Begrüßung werden hier die alten Schioßtüren be sichtigt und später bei der RittergutSherischäft auf Sahli« der Kaffee eingenommen. Gegen 4 Uhr fährt dec König im Automobil »ach Bahnhof NalS- darf. Unterwegs nimmt er noch die Huldigungen der Gemetndkn W Nikosia, Ossa und NarSdorfentgegen. — Grimma, 20. Juli. Am Sonntag, am Tage vor dem Ausrücken des 19. Husaren-RegimentS nach Zeithain, erschoß sich in der hiesigen Kaserne der aus Chemnitz stammende, im ersten Jahre dienende Husar Blume von der 5. Schwadron. — Waldheim, 20. Juli. Der seil neun Tagen vermißte vierjährige Knabe aus Görlitz wurde heute nachmittag in der Nähe der KummeiSmÜhle bei Steina tot auS der Zschopau gezogen. — Leipzig, 21. Juli. Ein 64 Jahre alter Kaufmann gab in seiner Wohnung in der Probstei- straße in L.-Schlkußig im Verlaufe einer kurzin Auseinandersetzung aus einem Revolver einen Schuß auf seinen 34jährigen Sohn, einen Lehrer, ab. Die Kugel prallte zum Glück an einem Hosenkaopfe ah so daß der Lehrer ohne Verl tzung dooonkam. Der Kaufmann wurde in Hast genommen. (Der Atten- räur soll, wie eS heißt, aus Hohenstein stammen. D. Red) bei Ochsen 77141 Mk., bet Kühen 972235 Mk., Schweinen 237972 Mk., insgesamt 1287348 Mk. —8 Langenchursdorf, 20. Juli. Das 25jährige Fahnenjubiläum unseres Turnvereins oer- lief, begünstigt vom prächtigsten Wetter, in denkbar bester Weise. Nachdem sich Sonntag nachmittag der Festzug geordnet hatte, begrüßte der Vorsteher deS festgebenden Vereins, Herr Schneidermeister Frenzel, die Erschienenen, hob Ziel und Zweck deS Turn vereins hervor und betonte, daß das heutige Schau turnen ein Bild von der ernsten Arbeit in den UebungSstunden geben solle. Darauf überreichten die Frauen der Mitglieder einen Silberkranz und eine wertvolle gestickte Fahnenschleife, der Frauenoeretn in Gemeinschaft mit den Turnerinnen 18 Stück ver nickelte Turnstäbe, der Mililärveretn und der Ge sangverein eine Jahnbüste, während die Freiwillige Feuerwehr, der Jugendverein, der Obstbauoeretn, der Radfahreroerein, die Schützengesellschaft und ein Mit begründer aus BräunSdorf je einen Fahnennagel listeten. Unter Vorantcitt der Schubert'ichen Kapelle »ewegte sich sodann der Festzug durch den lang- gedehnten Ort, welchem durch zahlreiche Ehrenpforten, Girlanden, geschmückte Häuser usw. ein festliches Gr- präge verliehen worden war. DaS Schauturnen legte beredtes Zeugnis für die Wahrheit der Worte mit: Herr Max Herold, Direktor der Höheren Musikschule und Konzertmeister an der Komischen Oper zu Berlin (Violincello), Frau Justina ASriel, Opernsängerin au« Wien, Fcl. Gertrud Götze, so wie Herr Konzertmeister Franz Götze von der Komischen Oper zu Berlin, der seinerzeit all- gemein beliebte Dirigent der Kurkapelle in Bad Hohenstein-Er. Kunstsinnigen Kreisen unserer Ein wohnerschaft steht demnach «in hoher Genuß in Aus sicht. Nach dem Konzert soll eine Reunion statt- finden. Näheres wird demnächst noch im Anzeigen- teil bekannt gegeben. — In diesen Tagen können die beiden höch sten Berge unseres E r z g e birgeS, der Fichtel- und der Keilberg, auf wichtige Abschnitte in der Entwickelung de« nach ihnen gerichteten Fremden- Verkehrs zurückblicken: denn am 21. Juli 1889, also vor 20 Jahren, wurde das Fichtelberg- Ha uS geweiht, und am 3. August 1884, demnach vor 25 Jahren, konnte der Kaiser Franz Josefs AuSstchlSturm auf dem Krilberge der Benutzung überlassen werden. — Vom 24. d. M. an können, so wird auS Leipzig gemeldet, Stücke der zur Feier de« 5 0 Ojäh - rigen Bestehen- der Universität Leip- zig geprägte Denkmünzen (5- und 2-Mark- stücke) bei der KultuSministerialkasfe und der Säch- fischen Bank gegen Erlegung deS Betrags eingetauscht werden. Mehr als zwei Stück von jeder Art wer- Sächsisches. 21. Jun der KSnigt. Sächs. Lande». Wetterwarte zu Dresden. Kür Do««erBt»gr Lebhafte südwestliche Winde, Zunahme der Bewölkung, Temperatur wenig geändert, Neigung zu Gewitterbtldung. 22.Jttlit Tage,Mittel -(-16,7°, Marr,nun- -s-19,0» Minimum -s-11,9'. — Ja der zweiten Dekade des Juli gestalteten sich di« WitterungSverhältniffe wie folgt: guten Verlauf, sodaß der Turnverein mit Freuden auf diese Festtage zurückblicken kann. —t Falken, 21. Juli. Für die am Sonn tag, den 15. August, nach hier statlfindende Gau- turnfuhrt deS ca. 45 Vereine zählenden 19. Nieder- erzgebirgl-TurngaueS sind die Vorarbeiten flott im Gange. Al« Festplatz dient ein schön gelegene« Wiefengrundstück, das Herr Gutsbesitzer Heinig in zuvorkommender Weise als Festplatz zur Vertilgung stellt. Für die Turnfahrt selbst ist folgendes Pro- gramm festgesetzt: Die Turner treffen gemeinsam tn vier Abteilungen gegen 1 Uhr mittags ein. Hieran findet Begrüßung und dann eine Mittagspause statt. Um 2 Uhr beginnt das Wetturnen, da« für die Zöglinge in drei und für die Mitglieder in zwei Altersgruppen erfolgt. Dem eigentlichen Wetturnen gehen die Freiübungen voraus. Der Sammelpunkt der einzelnen Abteilungen ist am „Erbgericht" in Langenchursdorf, am Gasthaus „Kronprinz" in Wüstenbrand, am „Mineralbad" bei Hohenstein-Ec und am Restaurant „Zum Wind" nordwestlich von Wüftenbrand. An den Sammelpunkten findet die Ausgabe der Riegennummern und der Wetturner, karten statt. Der Abmarsch der einzelnen Abteilungen erfolgt von den Sammelorten zwischen 11 und 12 Uhi mittags. In der Nähe des Dorfes Langenberg treffen sich drei Abteilungen, worauf dann im ge- meinsamen Zug der Einzug in den Festort erfolgt. — Lichtenstein, 21. Juli. DaS beliebte Dek.-Mittel: 6.23 -s- 12.11 -s- 16.38 -j- 18.24 — Eine Veranstaltung von höherem künst- lerischen Werte wird unserer Einwohnerschaft dem nächst geboten werden: Im Mineralbad zu Hohen st etn-Er. findet am kommenden Sonn tag, den 25. d. M , ein Künstler ko nzert statt,: Parkfest findet diesmal am 25. und 26. Juli in den herrlichen Anlagen deS StadtparkeS statt. Umfang reiche Darbietungen, sowie der neuerschloffene Kroaten berg mit seinen erquickenden, lauschigen Wandel- gängen und Ruheplätzen bieten allen Besuchern be friedigende Unterhaltung und angenehmen Aufenthalt. — Chemnitz, 21. Juli Der tn Turnec kreisen weit bekannte Realgymnasialoberlehrer Var- thel von hier ist auf einer Alpentour umS Leben gekommen. Er stürzte am DienStag früh in Pin- olo tn den Tiroler Alpen ab und war sofort tot — Frankenberg, 20. Juli. Im Verfol- aungswahn hat sich die 52 Jahre alte Frau der WerksührerS W. erhängt. Auf einem Zettel hatte die Unglückliche, die ein gutes Familienleben führte, mit zitternder Handgeschrieben: „Sie verfolgen mich immer wieder. Hilfe, Hilfe, Hilfe." — Die Stadt bei welchem wie uns mitgeteilt wird, einige her-Menge der Zuschauer zollte deS öfteren reichen Bei- sagt. Er trifft am 21. August vormittags 11 Uhr oorragende Kräfte beteiligt sein werde»: u. a. wirken fall. Auch die übrigen Veranstaltungen, das Wald- hier ein und begibt sich zunächst nach dem Rathausi, tion. Dem Major Okanowitsch wurden au« dem Dispositionsfonds 40000 Franks «»«gezahlt Der König nahm den Befehl zurück, wonach die Apanage de« Hauptverschwörers Genzic eingestellt wird. Beide Maßnahmen erfolgen auf die Drohung der Ver- schwörer, daß, wenn die Pressionen des Prinzen Georg auf die Verschwörer nicht aufhörten, die radi kale Partei Dokumente veröffentlichen würde, welche den Prinzen Georg kompromittieren würden. Die neue Aera in Perste«. Die persische Gesandtschaft in Paris gibt zur Beruhigung bekannt, daß der Gesandte Samad-Khan auf eine Anfrage bet seiner Regierung folgende Mit teilung vom Geschäftsführer im persischen Mintste- rium der Aeußern, Muchar eS Saltaneh, erhalten habe: „Ich bin glücklich, Sie wissen lassen zu können, daß der Thronwechsel sich in zufrieden stellender Weise vollzogen hat. Die Furcht vor Blutvergießen war nicht gerechtfertigt. Die Verluste waren unbedeutend. UebrigrnS sind seit drei Tagen Ordnung und S tcherheit voll kommen wiederhergestellt und die Wahr- scheinlichkeit neuer Unruhen ist ganz beseitigt. Sie können die formelle Versicherung geben, daß die Sicherheit der Ausländer durchaus gewährleistet ist." Diese Mitteilungen der persischen Gesandtschaft stehen im Einklang mit den direkt nach Paris gelangten Meldungen, allein in politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß eS falsch wäre, die persische Krise be reit« als beendigt anzusehen. Im Gegenceil müsse angenommen werden, daß sich augenblicklich erst ihr Prolog abgespielt hat. Die Lage erscheint noch durchaus ungeklärt. Die inneren und die na tionalen Fragen haben noch keine Lösung ersahren. Man setzt die Hoffnung auf eine mögliche Verbesse rung der Lage in erster Linie darauf, daß das Ein- Verständnis Englands und Rußlands, der beiden Haupttnteressenten, nie so gut war, wie heute, obgleich eS durch die Ereignisse auf eine harte Probe gestellt worden war. i e« an^vielen Orten, auch bei den Geschützen, zum Handgemenge kam. General Marina war unauf hörlich tn vorderster Front und spornte seine Trup pen zum Aushalten in der Verteidigung an. Um 3 Uhr morgen« wurde der Angriff abgeschlagen. Die serbische» BerschwSrer. Nach Meldungen au« Belgrad sind die Verschwörer wieder Herren der Sttua» rag Niederschläge tn Lit. pro Quadr.-Met. Niedrigste Tem peratur. Temperatur mittag- IS Uhr. Höchste Tem peratur. 11. -i-11.1 --13.4 -j-15.8 12. 18.7 -j-10.5 -j-13.9 -j-15.9 13. 4.8 -j-11.1 - -13.7 -14.6 14. 7.1 -^-10.7 --15 3 s-18.2 15. - -s-12.8 -j-17.6 ^18.8 16. 13 8 -f-12.6 -j-16.5 -18.2 17. 14.2 -j-12.1 Z-14.7 s-17.8 18. 3.2 -s-12.7 -j-20.2 -21.3 19. -j-16.5 -s-22.4 -23.8 20. 05 -1-11.0 -j-16.1 -18.0 Dek.-Su. 62 b -j-121.1 -s-163.8 -j-182.4 Die letzten Tage von Messina. Roman von Erich Friesen. (14 (Nachdruck verboten.) „Ich möchte Dr. Röder sprechen," erwidert Or lando etwas erregt. „Mir wurde gesagt, er be suche in der Villa Miranda einen Patienten." Die Miene des Dieners wird merklich kühler. „Einen Patienten?" wiederholt er gedehnt. „Das kann nur der alte Herr dort hinten im Gar- renhäuse sein. Der Signor Morganof" „Signor Bernardo Morgana?" wiederholt Or lando atemlos. „Ganz recht. Bernardo Morgana. Einer der Geretteten von Messina." Orlando fühlt, wie ihm das Blut zum Her zen schießt. Wäre es möglich, daß Clelia hier in nächster Nähe von ihm Er will den Diener nach ihr fragen, doch der blickt so unverschämt spöttisch drein — es kommt Orlando wie eine Entweihung vor, zu diesem Menschen von der Geliebten zu sprechen. So rasch ihn seine Füße tragen, eilt er den vom Diener bezeichneten Parkweg hinab. Nicht achtet er der dicken schwarzen Wolke, die sich am westlichen Himmel zusammenballt und rasch näher zieht. Nicht der kräftigen Brise, die vom Meer heraufweht. Wie hypnotisiert hängen seine Blicke an dem aus dem Dunkel des Lorbeerge- sträuchs hervorschimmernde» Garten Häuschen. Jetzt steht er vor der niedrigen Tür. Soll er gleich cintreten? Die freudige Ucber- raschung vollständig machen? Orlando lauscht . . . Männerstimmen dringen an sein Ohr, die ihm bekannt erscheinen. Leise öffnet er die Tür. An dem runden Tisch in der Mitre des halb- dnntten Zimmers fitzen zwei Männer. Bei dem Geräusch wendet der eine, weißbär- tige den Kops. Wie einen Geist starrt er den Ein tretenden an „Signor Morgano!" jubelt Orlando, auf den alten Mann zueilend. „Kennen Sie mich nicht wieder?" Doch kein Freudenrus. Kein Willkommengruß. Nicht einmal ein Händedruck. Mit abwehrend ausgestrccklen Armen weicht Bernardo zurück. „Or—lan—do! . . . Du?" ringt es sich müh sam von seinen Lippen. „Ja, ich! Ich selbst!" lacht der junge Mann, seine tiefe Bewegung hinter lauter Ausgelassenheit verbergend. „Und Sie? . . . Wie geht es Ihnen? Und Ihrer Frau Gemahlin? Und —" Er stockt. Dr Röder, der sich bisher im Hintergrund ge halten, bedeutet ihm hastig, zu schweigen. Auch er hat kein freundliches Wort sür ihn? Ein erkältendes Gesühl durchzuckt Orlando. Fürwahr — eine eigentümliche Art, den nach vier Jahren aus der Fremde Heimgekehrten zu be willkommnen! . . . Inzwischen hat sich draußen der Himmel mehr und mehr verfinstert. Ein heftiger Windstoß fegt daher und rüttelt an den wackeligen Fensterläden, daß sie knirschen und ächzen und stöhnen . . . Unruhig blickt Orlando von Bernardo Mor gano zu Dr. Röder. Er kann nicht mehr an sich halten. Die Frage muß heraus, die ihm auf dem Herzen brennt. „Clelia — lebt?" Bernardo Morgano wendet sich schweigend ab. Der Arzt jedoch erwidert kühl: „Ja. Clelia lebt." „Und— ist gesund?" „Ganz gesund." Wie befreit atmet Orlando auf. Und wieder tiefes Schweigen in dem nied rigen Raum. Die erregte Natur draußen — sie ist ein Ab bild von Orlandos erregtem Herzen. Ter Wind avanciert zum Sturm. Die Baum wipfel, Steinblöcke, Felsschluchten benutzt er als ein einziges gewaltiges Instrument und durchrast darauf in vollem Orchester alle Tonarten. Jetzt setzt er ein mit tiefem Geheul, wimmert die ganze Skala einige Oktaven empor und geht über in spitzes Pfeifen, klar und schneidend wie scharfge schliffener Stahl . . . Orlandos Erregung wächst. Kalter Schweiß tritt auf seine Stirn. „Ihr verbergt mir etwas!" ruft er heftig. „Ich sehe es Euch ja an! Was ist mit Clelia?" „Ehe wir weiter sprechen, laß mich Dir er klären, mein Junge —" beginnt Dr Röder teil nahmsvoll, die Hand auf Orlandos Schulter legend. Doch unwillig schüttelt dieser die Hand ab. „Ich mag nichts hören, Doktor. Nur Clelia will ich sehen. Ich glaube, ich habe ein Recht daraus!" „Clelia ist nicht zu Haufe, Orlando!" „Wo ist sie?" „Spazieren gefahren." „Allein?" „Nein." „Mit wein?" Durchdringend blickt Orlando den Arzt an. Eine Ahnung der Wahrheit dämmert in ihm auf. „Dr. Röder!" ruft er in heißer Erregung. „Sie waren der Freund meines Vaters —", seine Stimme bebi in wehmütiger Erinnerung an die toten Eltern, — „Sie sind mir die Wahrheit schuldig, die volle Wahrheit! . . . Mit wem ist Clelia aus gefahren? Mit ihrer Mutter?" „Clelias Mutter ist tot, Orlando!" „Mit wem also? Mit wem?" „Mit ihrem — Bräutigam!" Totenstille. Dann lacht Orlando bitter auf. „Ah, jetzt verstehe ich. Deshalb also diese so überaus zärtliche Bewillkommnung. Clelia hat mich — vergessen!" „Nein! Nein!" wehrt Bernardo Morgano, der sich bis dahin schweigsam verhalten, erregt ab. „Nicht vergessen! Aber —" „Aber —?" „Wir glaubten, Du wärest — tot, Orlando!" Wieder jenes bittere Auflachen, das den beiden Männern in die Seele schneidet. „Leider hattet Ihr Euch geirrt! Orlando Pe- rini lebt! Und er verlangt aus Clelias eigenem Munde zu hören, daß sie ihn aufgegeben hat um eines andern willen. Und wenn es wirklich so ist, dann —" In diesem Augenblick ein grell herabzuckender Blitz, zugleich mit einem erderschütternden Donner krach — Schreckensbleich lauschen alle drei hinaus in den Park . . . Da draußen Pferdegetrappel, Räderrollen. „Clelia kommt!" flüstert Dr. Röder. „Geh, mein Junge! Sei großmütig!" Doch Orlando rührt sich nicht. In düsterem Feuer glühen seine Augen hin nach der Tür. Jetzt draußen das Oeffnen und Schließen eines Wagenschlags ... ein paar Worte hin und her — Die Tür öffnet sich. (Fortsetzung folgt.)
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