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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190906200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090620
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-20
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.06.1909
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Mchill-LlWckr WM Amtsblatt. Sonntag, den 20. Juni 1909: Nr. 140 1. Beilage. Störung springen, als er schon zu fahren rade in den Zug Vorkommen", meinte Tschertkow. Platz ist Ich muß mein Kupee nein! den mit der Sterben teil der kranken Motivierung ablehnte, sie sei gerade mit dem beschäftigt. In China scheint das Degen- Fall zu sein. Um das Lager eines Schwer- herum herrscht ein solcher Lärm, der dem stieß er zu sein. suchen." Du hier. alles bleib > d'HygiLne". Dr Matignon berichtet dabei von einer LteblingSspeise der Chinesen. Die Söhne der Him mels essen sehr viele Lier, und in ihrem Haushalt spielt dar Et eine große Rolle. Meist werden sie gekocht und hart gegessen; in allen Restaurationen, selbst in den kleinsten Herbergen an abgelegenen Straßen sind solche Eier vorrätig. Aber daneben haben sie eine besondere Art, Eier zuzubereiten, die von den chinesischen Gourmets hoch geschätzt werden. ES sind dies die „Hundertjahreter". Eis brauchen nicht ein Jahrhundert alt zu sein, aber nicht selten sind sie mehrere Jahre alt, ehe sie genossen werden. Die frischen Eier werden bet dieser Zubereitung mit wohlriechenden Kräutern in gelöschten Kalk gelegt. Hier bleiben sie längere Zeit, auf keinen Fall aber weniger als 5—6 Wo^en liegen. Die Zeit läßt das Eigelb dann flüssig werden und eine dunkel grünliche Färbung annehmen, während das Eiweiß sich verhärtet und ebenfalls grün wird. Dieser Lecker bissen hat dann zwar einen starken Geruch von f>ulen Eiern, ober — so wenigstens berichtet Dr. Martignon — daran gewöhnt man sich bald; diese Eier werden als Hors 6'oeuvre gegessen und schmecken etwa wie Hummer. noch weitere Verschlechterung der Marktlage. Die Arbeitslöhne biteben in geschloffenen Betrieben bis zum Ende deS Jahres gleich hoch, alsdann wurden sie jedoch unter dem Druck der Verhältnisse unge fähr soweit ermäßigt, daß sie den vor Eintritt der Hochkonjunktur eingenommenen Stand wieder er reichten. wort „Nichts" wollte er nickt glauben. Auch beim Schlafen zeigt sich die Nervenlosigkeit des Chinesen. Ec kann überall und zu jeder TageSzeit schlafen. Ein einfacher Backstein genügt ihm als Kopfkissen, der Lehmbode nalS Matratze. Er braucht kein dunkles Schiofgcmach, Kinder können ruhig schreien, Straßen- lärm kann ihn umgeben, er schläft ruhig weiter. Millionen von Chinesen schlafen Uber drei Schub karren weggestreckt, mit herabhängenden Kopse, mit offenem Munde, in dem noch eine Fliege EntdeckungS- reisen unternimmt. DaS Almen kann der Chinese scheinbar fast entbehren. Ventilationen kennt er nicht, schlechte Luft stört ihn nicht, starker Lärm erst recht nicht. Bewunderungswürdig ist die Fähigkeit des Chinesen, Schmerzen zu erdulden. Bei Opera tionen in den Spitälern macht man fast immer die Beobachtung, daß diese Menschen, ohne mit einer !Wimper zu zucken, Schmerzen ertragen, die unsere ^stärksten Männer qualvoll aufschreien machen wür den. Und dies alles ohne Narkose. Wir Westländer fühlen Mitleid mit jener Französin, die einen Besuch immer na her?" Patienten auch gar nichts auszumachen scheint, daß ein Westländer hiervon allein schon zugrunde gehen würde. Welchen Einfluß gerade diese chinesische Nervenlosigkeit auf den sich vorbereitenden Kainpf zwischen der weißen und der gelben Rasse hat, können wir nicht beurteilen. Anzunehmen ist, daß derjenige als S!kger hervorgehen wird, der die meiste Lebens kraft in sich fühlt. In den übrigen, besonders den europäischen Absatzgebieten, in denen nicht in einer so spekulativen Weise gearbeitet worden war, verlief der Rückgang der Konjunktur etwas ruhiger und traten, wenn auch die Preise sanken und der Bedarf wesentlich zurückging, doch nicht solche Schwierigkeiten wie im tberseeischen Exportverkehr ein. Der bessere Rechts- chutz in den meisten Nachbarländern hat viel dazu reigetragen, die einheimischen Fabrikanten vor Ver lusten, wie besonders in Nordamerika, zu bewahren. Die Eigentümlichkeit des sonstigen Exportgeschäftes nn Jahre 1908 war die einer großen schwierigen üquidatilM der aus dem Jahre 1907 stammenden Unternehmungen; war das Jahr 1908 an neuen Aufträgen brachte, war zu wenig, um den Gang der Dinge zu beeinflussen. Grigorowilsck setzlc sich. „Wohin geht die Reise", Die schon im vorigen Jahre gemachte Wahr- nehmung, daß Auftiäge rückgängig gemacht und alle nur denkbaren Mittel angewendet wurden, um sich von Verbindlichkeiten loSzumachen, zeigte sich in viel höherem Grade als früher und brachte außerordent liche Verluste mit sich. Infolge der schlechten Be schäftigung und des Angebots von Arbeitskräften nahmen auch die Löhne eine abwärtsgehende Rich- tung ein und sanken wieder ungefähr auf den Stand, den sie vor der Hochkonjunktur innegehabt hatten. Ganz besonders ungünstige Form nahmen die Verhältnisse in Nordamerika und England an; er machte noch am JohreSschluß den Eindruck, als ob die Kaufkraft in diesen wichtigen Absatzgebieten durch die Ueberspekulation einerseits und die dort herrschen den höchst ungünstigen ErwerbSverhältnisse anderer- eitS auf lange Zeit hinaus gelähmt wäre. Jeden- ällS konnte man trotz der republikanisch auSgefalle- nen Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten und trotz der Beendigung der KottonstreikS in Eng land keinerlei Besserung merken. Dar Jahr 1908 war für die Stoffhand - schuhbranche, mit Ausnahme der Kulier- und Strickhandschuhe, äußerst ungünstig. Der im letzten Vierteljahr 1907 bereits fühlbar gewordene Nieder gang schritt 1908 so fort, daß er die gehegten Be- fürchtungen noch bei weitem übertraf. Der in den ersten Monaten des Jahres noch anhaltende Zustand guter Beschäftigung machte im Laufe des Sommers einer großen Beschäftigungslosigkeit Platz. Hand in Hand damit vollzog sich ein großer EntwertungS- prozeß fast sämtlicher Waren, der sich bis zum Herbst fortsetzte und die Preise schließlich auf einen Tief stand brachte, der von niemandem auch nur im ent- ferntesten sür möglich gehalten worden war. Hierzu kam noch die vielfach alle: Vernunft hohnsprechende Vergrößerung von Fabrikbetrieben und die teilweise massenhafte Aufstellung neuer Maschinen. Zu dem Niedergang gesellten sich w-iter Bezlriterscheinungen, welche die Lage vieler Fabrikanten noch besonders schmierig machten. Die meisten von ihnen hatten mehr oder minder bedeutende Abschlüsse auf teurer Rohmaterial — Baumwolle und Seide — abzu- nehmen, daS vom Januar 1908 bis zum Juli um etwa 30 Prozent zurückging. Die Differenz mußten die Fabrikanten meist aus der eigenen Tasche be zahlen, da der Rückgang der Handschuhpreise sich sprungartig vollzog und Aufträge während einer langen Zeit überhaupt nicht eingingen. Ach was " ,Ia, ja. Direkt von der Hochzeitstafel weg in Zug." .Herzlichste Graiulalion. — Also darum hast „Mein Kupee kann ich nicht wiederfurdeu. Was sagst Du dazu? Auf der letzten Station trank ich einen Kognak, dann noch einen und einen dritten. Dabei wurde es höchste Zeit. Ich konnte noch ge- Dte Branche tritt mit sehr gedrückten Gefühlen in daS Jahr 1909. Die Zolldifferenzterung in Ka nada macht sich bei der veränderten Konjunktur in dem Wettbewerb mit England lebhafter fühlbar. In Oesterreich leiden gewisse Artikel unter einer unbil ligen, dem Sinne deS ZolltmifeS offensichtlich zu- widerlaufenden Zollbehandlung, die trotz aller Pro- teste bisher nicht abgestellt werden konnte. Die wei tere Erstarkung der amerikanischen Stoffhandschuh- industrte in Verbindung mit der bevorstehenden Tartfrevtsion, die möglicherweise eine noch ungün stigere Festsetzung der EingangSzölle im Gefolge hat, erregt bet den Beteiligten allenthalben große Beun ruhigung. Im übrigen steht man auch der Ent- scheidung über die bevorstehende Erhöhung der fran zösischen EingangSzölle mit berechtigter Sorge ent gegen. Im allgemeinen waren dieselben Artikel wie im letzten Jahre mit dem Unterschied begehrt, daß die Waren in ihrer Güte vielfach heruntergedrllckt und der Mode entsprechend kürzere Handschuhe bestellt wurden. Erfolgreiche Neuheiten traten nicht in Er- scheinung. Der große Handschuh scheint für den gro- ßea Bedarf endgültig auSgespielt zu haben. In allen Warrn herrschte Ueberfluß, nur Kulier- und Strickhandschuhe blieben für den kontinentalen Bedarf gesucht, und zwar letztere infolge der Nachfrage der den Konsum begünstigenden Wintersportmode, erstere wegen der bescheidenen Produktionsmenge, die auch während der Hochkonjunktur nicht wesentlich gestei gert werden konnte. „Bis zur nächsten Station bleibst Dann hast Du das Suchen bequemer. „Ins Ungeivisse das Schicksal mich s sagen, Tscherikow. glücklichen Menschen risch ist vor lauter Tsckcrikow sah !", lautete führt. — Hast Du gesehen? allgemeinen ungünstigen Lage überwunden zu sein, denn sofort nach der Wahl zeigte sich vorübergehend eine Belebung des Geschäfts, die hoffentlich im neuen Jahre den erwarteten größeren Umfang annehmen und dl»- Branche die notwendig lebhaftere Beschäf- tigung wieder bringen wird. Jedenfalls ist schon die Wiederherstellung der bereits herrschenden größeren geschäftlichen Zuversicht mit Freuden zu begrüßen und davon eine Rückkehr zu normaleren Verhältnissen zu erhoffen, wenn nicht die eingetretenen politischen Wirren in den Balkan- staaten sich der Gesundung der allgemeinen wirtschaft lichen Verhältnisse wiederum hindernd in den Weg stellen. Während der Export nach Nordamerika am schlechtesten war, kaufte Südamerika und das Inland verhältnismäßig gut, eS brauchten deshalb insoweit keine Betriebseinschränkungen vorgenommen zu wer den. Doch konnten diese Länder nur einen kleinen Teil der großen Produktion aufnehmen. Ein lebhafterer Geschäftsgang tut der Branche um so mehr not, als durch die während der Hoch konjunktur getroffenen, vielfach planlosen Vergrö- ßerungen der Fabrikation die Produktionsfähigkeit dermaßen gesteigert worden ist, daß sie für einen normalen Geschäftsgang einen viel zu großen Um fang angenommen hat. Trotz vielfacher, im Laufe deS JahreS notwendig gewordener BetriebSein schränkungen und Arbeiterentlassungen sind bereits sehr große Läger entstanden, die deS Verkaufes harren und die, weil aus teurem Material und zu hohen Löhnen hergestellt, außer dem ZinSverlust ihren Be sitzern auch noch wettere empfindliche Verluste bringen werden, da die Verkaufspreise seit Monaten stark zurückgegangen find. Die Preise für baumwollene Garne und Flor Bom Jahresbericht der Handelskammer Chemnitz ist soeben der zweite Teil erschienen. Ueber Wtrk- warenfabrikation ist folgender gesagt: Der Konjunkturrückgang, der Ende der JahreS 1907 eingesetzt hatte, nahm im Jahre 1908 an Um fang wesentlich zu und machte sich nach jeder Rich tung hin für die Strumpfbranche im un günstigsten Sinne bemerkbar. Aufträge gingen das ganze Jahr hindurch äußerst spärlich ein, da infolge zahlreicher, vor Eintritt der Krists erteilter Aufträge die Läger der Kundschaft noch sehr groß waren und wegen der allgemeinen gedrückten wirtschaftlichen Lage kein nennenswerter Bedarf auskommen konnte. Hierzu kam auch noch die Ungewißheit über den Aus fall der Präsidentenwahl in Nordamerika, die jeden Käufer in seinen Maßnahmen zur äußersten Vorsicht veranlaßte, obgleich man mit dem Siege deS später gewählten republikanischen Kandidaten Taft nchuen zu können glaubte. Durch die Wahl wurde eine Ursache der Unsicherheit auSgeschaltet, die schwer auf dem amerckanischen Geschäft gelastet hatte und be- sonders für die Strumpfbranche, bei der großen Be deutung des amerikanischen Marktes für dieselbe, von sehr nachteiligem Einfluß gewesen war. Immerhin wurde damit die Lage in den Vereinigten Staaten insofern noch nicht vollständig geklärt, als die in Aussicht stehende Tarifrevision Len Käufern für die nächsten Monate noch immer eine größere Zurück haltung deshalb auferlegt und weil eine Aenderi ng der Zölle auf Strumpfwaren nicht ausgeschlossen ist. GS scheint jedoch mit der Wahl TaftS zum Präst- denten der Vereinigten Staaten der tiefste Stand der „Du glaubst mir nickt? — Ick bin auf der Hochzeitsreise!" zweifelt umsah. „Auch nichr das reckte!" hervor. „Das Kupee scheint direkt verhext Weiß der Teufel, wo es hingeraten ist." Einer der Schlafenden war durch die gingen von Anfang deS JahreS an bis zum Monat November ständig zurück. Von da ab bewegten sie sich aber wieder in steigender Richtung. DaS galt besonders von den Preisen für die aus ägyptischer Baumwolle hergestellten Gespinste, da man hier mit einem wesentlich geringeren Ernteertrag als zuletzt rechnet. Die Florpreife stiegen auch infolge deS in England ausgebrochenen Spinnerstreiks, durch den die Produktion der englischen Spinnereien dem Markte eine Zeitlang entzogen wurde. Die Preise für Wolle und Seide waren mäh- rend des größten Teiles deS JahreS niedrig, erfuhren aber im Oktober und November eine Erhöhung um etwa 10 Prozent und scheinen sich weiter in steigen- der Richtung bewegen zu wollen. Die für das Fertigfabrikat erzielten Preise waren dar ganze Jahr hindurch schleckt und konnten sich auch nicht erholen, als in den letzten Monaten eine geringere Belebung des Geschäfte- eintrat. ES wurde hierdurch lediglich eine größere Verkaufsmöglichkeit dadurch geschaffen, als bis dahin Aufträge fast über- Haupt nicht, selbst nicht zu den niedrigsten Preisen zu erlangen gewesen waren. Eine Ausnahme mach- ten nur einige von der Mode besonders bevorzugte Sorten, besonders glattbunte Waren, die vor allem von der amerikanischen Kundschaft in den verschie densten Farbenzusammenstellungen verlangt wurden und den Haup'artikel für die bevorstehende Fiüh- jahrSsaison bilden werden, wenn auch echtschwarz in Stapelartikeln weiterhin die Führung behalten wird. In st jour-Waren herrschte in Nordamerika ge ringe Nachfrage, nur besondere Neuheiten fanden noch Anklang; dagegen ei freuten sich merzerisierte Waren großer Beliebtheit. Ueber Arbeitermangel war im Berichtsjahre nicht zu klagen. Der bereits mehrfach erwähnte Streik in Gornsdorf verhinderte in den betreffenden Gegen den ein allzugroßeS Anwachsen der Läger und eine Zufall." es eine mehr ge- aufgewackt. Erst blinzelie er den Fremden au, dann ichnellte er empor und ries voll Freude: „Ei der Tausend, Wassely Grigorotvitsch, Dlli frug Tscherikow. die Antwort. „Wohin Ich will Dir etwas schon einmal einen Einen der fast när- beganu." „Kann „Doch nun noch." „Nein, Glück? Sieh mich an!" ihn lächelnd au. : keit gibt ein in China lebender Deutscher interessante > Ausschlüsse. ES steht zum mindesten fest, schreibt der mit Land und Leuten Vertraute, daß die Chi- nesen anders geartete Nerven haben wie die Euro päer. Er scheint z. B. auf einen Chinesen gar keinen Eindruck zu machen, wie lange er in ein und der selben Stellung verharren muß. Er schreibt den ganzen Tag ununterbrochen wie ein Automat, ver- harrt vom Morgen bis in die späte Nacht auf ein und demselben Fleck, um zu weben oder sonstige Arbeit zu tun, setzt diese Tag für Tag monoton fort und scheint gegen dar Gefühl der Langeweile völlig abgestumpft. Chinesische Schulkinder werden enorm lange in den Schulen eingesperrt, sie genießen den Unterricht ohne jede Pause, waS unsere Kinder ein fach nicht aushalten würden. Die ganz kleinen Chi- nesen schreien und rumoren nicht, liegen still wie die Oelgötzen da, und wenn sie in unsere Flegel- jahre kommen, steht man sie still einherschreiten und oft lange in derselben Position verharren. Die gelbe Rasse kann jeder körperlichen Bewegung entbehren. Wie man spazierengehen und Sport treiben kann, ist ihnen einfach unverständlich. Ein chinesischer Lehrer in Kanton fragte einen Diener neulich: „Wie viel bekommt denn Deine Herrin dafür, daß sie so herumsaust?" (Er meinte TenniS spielt.) Die Ant- Wie die Chinesen Seuchen bekämpfen, schildert ein Aufsatz der „Chronique medicale". Wenn Krankheiten eine Stadt besonders heftig heimsuch.n, so vereinigen sich die Bewohner zu großen Umzügen; daran wäre noch nicht« Außerordentliches, da man AehnlicheS auch im Westen wiederfindet. Aber wenn die Gebete nicht erhört werden und die Seuche fort dauert, so eröffnen die Söhne deS Himmels eine Sammlung zugunsten der Gottheit; dabei aber sind sie so vorsichtig, zunächst nur eine Anzahlung zu machen, mit der heimlichen Absicht, den Rest nicht zu bezahlen, wenn der Himmel die erbetene Gnade auch so erteilt. Alle Zeichner erhalten Quittungen, die sie an ihre HauStür heften mit der frommen Ueberzeugung, die bösen Geister der Krankheit damit abzuschrecken. Wenn aber auch dieses Mittel nichts ruchtet, so entschließen sich die Bewohner des Orte» zu einem heroischen Mittel; sie treten zusammen, und nach kurzer Beratung ändern sie daS Kalender- datum und eilen der Zeit mit einem Sprunge um acht oder zehn Monate voraus. Die bösen Geister, die sich lebhaft für den Kalender interessieren, sehen dann, daß sie sich viel länger, als sie ursprünglich beabsichtigten, in der Stadt aufgehalten haben, und beeilen sich nun. aufzubrechen. In der Nachbarstadt empfängt man sie mit demselben Mittel, und die Folge davon ist, daß in gewissen chinesischen Pro- oinzen die Zeitrechnung völlig verschoben ist. Die französischen Po st beamten, deren Streik glücklich beigelegt ist, haben sich wahrlich nicht zu beklagen, wenn man ihre Lage mit der ihrer chine- sischen Kollegen vergleicht. Ein Chinese, der seinem Vaterlande als Postbeamter dienen will, muß eine gefährliche Prüfung ablegen, ehe ihm Briefe und Geld zur Beförderung anoertraut werden. Nicht seine wissenschaftlichen Kenntnisse werden einem Exa- men unterworfen, sondern er muß seinen Mut, seine Stärk und seine Ausdauer im Laufen dadurch beweisen, daß er große PrüfungSmärsche über steile Gebirge, durch wilde Schluchten und gefahrvolle Wälder, in denen noch Raubtiere und Wegelagerer Hausen, aus- führt. Hat er diese allein und in einer bestimmten Zeit zurückgelegt, dann muß er des Nacht« die ge- fährltchsten und verrufensten Orte der chinesischen Großstädte aufsuchen, um zu zeigen, daß er auch die in diesen Winkeln auf ihn lauernden Verbrecher nicht fürchtet. Erst wenn er auch diese Prüfung glücklich und ohne Gefahr bestanden hat, wird er als Post- beamter ausgenommen und darf seinen gefährlichen Dienst versehen. Ueber die Chinesen und ihre Nervenlosig- Crusoe, Gullivers Reisen, Sherlock Holmes, die Ro- mane der beiden Dumas, Viktor Hugos „MisLrableS", die Shakespeare. Erzählungen von Lamb, Tolstois Werke, die Fabeln deS Aesop, ferner die naturwissen schaftlichen und philosophischen Werke von Darwin, HuxUy, Kant, Spencer und Mill. Wie man sieht, ist das Interesse der chinesischen Leserwelt ziemlich vielseitig, und offenbar handelt eS sich dabei nicht um eine vorübergehende Erscheinung, sondern um eine Richtungsänderung deS chinesischen Geisteslebens, die in der Folge noch zu tiefgehenden Wirkungen führen muß. vorläufig hier. Ein Chinesische Eigenheiten. Allerlei interessante Einzelheiten von der Koch- k u n st der Chinesen erzählt ein französischer Arzt, der jahrelang in China gelebt hat, in der „Revue Auf der Hochzeitsreise. Bon Heldscher R u ü i kow. (Nachdruck verboten.) Der Petersburger Zug setzte sich wieder in Bewegung und rollte über die Ebene dahin. In einem Ranchabteil der zweiten Klasse saßen fünf Passagiere, die Augen geschlossen. Vom Settenein gange her wurde die Türe aufgeschoben und herein trat ein Herr, der sich etwas ängstlich, etwas ver- hier? Das nenne ich einen angenehmen „Feodor Tscherikow. Auch mir ist Freude. Jahrelang haben wir uns nicht sehen." „Wie geht es denn Dir? Bon, wie türiich! Aber wo kommst Du denn jetzt Die „große Mauer", die China nicht bloß von benachbarten Mougolenvölkern, sondern auch in gei stiger Beziehung bisher nahezu völlig von den üb- rigen Völkern abschioß, scheint in der jüngsten Zeit mit erstaunlicher Geschwindigkeit zusammenzubrechen. In der bekannten amerikanischen Zeitschrift „Out look" belichtet ein Mitarbeiter soeben von der außer ordentlichen Ausdehnung, die Buchhandel und Buchwesen in der jüngsten Zeit in China ge nommen haben und tir sich nicht auf die stärkere inländische Hervorbringung beschränkt, sondern auch zahlreiche Utbersetzungen aus der Literatur der euro päisch amerikanischen Kulturvölker umfaßt. Zum ersten Male scheint j-tzt die Zeit gekommen, wo die Werke der Waller Scott, Dumas, Dickens, Viktor Hugo, ja sogar Dante und Shakespeare nicht minder wie die philosophischen Abhandlungen der Spencer, Mill usf. zahlreiche Käufer unter den Söhnen des Himmlischen Reicher finden. Zu den Büchern, die n den letzten fünf Jahren die besondere Gunst derl chinesischen Lcserwelt gefunden haben, gehören na-i mentlich Joanhoe, David Copperfield, Robinson
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