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WWn-LmMr Wb lall Amtsdiatt. Donnerstag, den 20. Mai 190S. Vellage. Was stehet ihr und sehet Gen Himmel fromm entzückt? Die Wolke ist verwehet, Die euren Herm enlrückt. Er zieht mit Steg gekrönet Durch Salems Perlentor, Führt eine Welt versöhnet Als Beute mit empor. Gott hat ihm übergeben Des Zepters hetl'ge Pracht, Die Schlllsselmacht zum Leben Und zu der Hölle Nacht, Daß sich ihm beugen müssen Die Geister tiefbewegt, Bis Gott zu seinen Füßen Den letzten Feind gelegt. Und ob die Wellen toben Und Wogen brausen hoch, Der Herr im Himmel droben Ist doch viel höher noch. Sein sind des Reiches Güter, Das Erbe dort im Licht, Und seine armen Brüder Bergißt der König nicht. O, jauchzet ihm und singet, Mit Psalmen hell und klar, Und nach dem Stege bringet. Ihm Freudenopfer dar. Nun ist der Himmel wieder Den Menschen aufgetan, Der für uns kam Hemieder, Der zieht uns auch hinan. Und wie er einst genommen Don seiner Jünger Seit', So wird er wtederkommen In seiner Herrlichkeit, Und mit ihm schwebt herunter Das ew'ge Himmelszelt Und tut uns auf die Wunder Der neuen Gotteswelt. 0. Müller,^l. . Aus Christi Himmelfahrt allein Ich meine Nachfahrt gründe Und allen Zweifel, Angst und Pein Hiermit stets überwinde; Denn weil das Haupt im Himmel ist, Wird seine Glieder JesuS Christ Zur rechten Zeit nachholen. Diese Gewißheit wirft einen verklärenden Schein aus das gesainte Erdenleben des Christen. Es soll und darf uns nicht an der rechten, vollen Freuds am irdischen Leben fehlen, denn der Him- melsahrtsglaube sagt cs uns, daß wir Gottes Kin der sind. Als solche will uns Christi Himmelfahrt zu wackrer und mutiger Arbeit segnen, und kur Apostel Paulus, der diesen Segen tausendfach an sich selber verspürt hat, belehrt uns immer noch: Alles ist euer, ihr aber seid ChriM Man möchte gern den Himmel aus Erden her- beizaudem, und ein oft gebrauchtes Sprichwort meint: Des Menschen Wille ist sein Himmelreich! So Hai man auch die Losung von dem Sichaus leben in die Welt posaunt, aber es ist doch nur etne Phrase, Nein, auswärts weisen unsere Hoff nungen, auswärts richtet sich unser Glaube, und nur deshalb haben wir die Möglichkeit und die Kraft zu einem starken Vorwärts in unserm öf fentlichen und privaten Leben. Es ist ganz gleich ob einer das Szepter oder den Hobel führt, ob einer am Schreibtische oder am summenden Räder werke der Maschine arbeitet, ob der Reingewinn des Jahres Tausende oder noch nicht einmal ein paar Groschen beträgt — himmelan geht unsre Bahn, wir sind Gäste nur auf Erden! Christi Himmelfahrt will uns zu denken und zu danken geben. Ewig un'er Haupt zu sein, gingst du in den Himmel ein! — Jsts nicht ein uraltes Gesetz alles Werdens und Geschehens: das Ende kehrt in den Anfang zurück? Wenn draußen nach langer regenloser Zeit das Erdreich dürstet, so öffnen sich die Wolken, das erquickende Naß rauscht hernieder und alles Ueber- mah wird wieder von der Sonne und ihrer Wärme arrfgesogcn. Und „niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel herniedergekommsn ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist". Jesu Hingang ist Heimgang. Nach seiner Erdenpilger fahrt nimmt ihn die ewige Heimat wieder auf. Seine Erdcnlaufbahn ist vollendet, seine Erden- wirlsamkeit vollbracht, sein Erdenletden erfüllt — er hak getan, was er konnte; dies sein Wort gilt im höchsten und tiefsten Sinne nur von ihm allein. Er geht, aber er will uns einst alle nach sich Die Himmelfahrt Christi. Rah einem G.mälde von Rembrandt. unsere ewige nd tavfer des > Bestimmung; hier auf Erden treu und tapfer des > ums Dasein, die Sorge ums tägliche Brot, die offen hält! Tages Arbeit getan, und dann ihm nach —, nach Anklage der eigenen Schuld umringen uns — Wohl zu der Siuse der Kinder Gottes. Der Kampf dem Menschen, der sich den Aufblick nach oben ziehen. Himmelfahrt erinnert uns an Eine junge Dame am Hofe Kaiser Wilhelms des Ersten hatte einen Fächer gemalt mit einer Landschaft und dem Himmel darüber. Sie bat nun den Kaiser, er möchte ein paar Worte aus den Fächer schreiben. „Wohin soll ich schreiben?" fragte der Kaiser gütig. „Auf den Himmel, Maje- stät!" war die Antwort. „Ja, im Himmel, da möchte ich Wohl, daß mein Name gut angeschrieben sei!" entgegnete der Kaiser. Jedes HimmelSfahrts- fest soll diesen kaiserlichen Wunsch zu dem unsrigen machen, und jeder Tag irdischer Wallfahrt, der uns noch vergönnt ist, soll uns dem Himmel in nerlich näher bringen! Innerhalb unseres Bölkes wollen nun viel« auf einer Menge von Gebieten Christi Autorität nicht anerkennen. Ohne ihn soll es gehen in den schweren sozialen Kämpfen der Zeit; er soll schwei gen in der Politik; was soll er zu tun und zu sagen haben im Handel und im Geschäftsleben? Alle diese Gebiete, so sagt man, haben ihre eige nen Gesetze. Was Christus nicht gelehrt hat, so sagt man, das mag man predigen von den Kan zeln, hinter den Kirchtüren. Im Menschenleben aber gelten andere Gesetze. Nun, wir Jünger Jesu beugen uns der Autorität Jesu aus allen Gebieten. Wir handeln ganz im Sinn unseres Herrn, wenn wir fordern: Auch im Handel und GeschäftÄeben soll das Gebot der Nächstenliebe, das Er uns ge geben, das oberste Gesetz und der alleinige Maß stab alles Handelns sein. Ja, Christus ist König. Er soll herrschen. Hinweg drum mit aller Gewinn sucht, allem selbstsüchtigen Ausnutzen der Kräfte und Mittel unseres Nächsten. Er das Haupt, der Meister, wir die Brüder. Er der König, wir sein« Untertanen, ihm treu und Gehorsam in allen Dingen. Christus — Dein und mein König. Die Kräfte Deines Leibes, die Gaben Deines Geistes gehören Ihm, und Du sollst sie nach seinem majestätischen Willen gebrauchen. Wenn Du Deine LeibeÄraft vergeudest ,tn wüstem Genuß, bann verweigerst Du Deinem Herrn und König den Gehorsam, denn er verlangt von Dir, die Kräfte Deines Leibes nur zu gebrauchen zu treuer, angestrengter: Arbeit zum Wohle derer, die Deine Nächsten sind. Ja, Christus ist König. Es ist keine Stunde Unseres Lebens, da wir uns seiner Herrschaft entziehen dürften. Ihm ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Nun, wohlan! Wir wollens der Welt zeigen, daß er in uns lebt und regiert. Erft, wenn er Gestalt in uns gewonnen hat, so daß eS die Men- schen merken, daß wir ihm ähnlich sind in unserem Denken und Tun, in unserem Wesen und Charakter, erst so sind wir die rechten Untertanen des Königs aller Könige. leise Akkorde, dann klang sein Lied in «ine atem ¬ lose Leise zitterte der Flügel den letzten Akkord auf im Raum. schlichen und hatte mit seinen knöchernen Fingern das nur noch schüchtern flackernde Flämmchen aus ¬ fand Lina allein auf richtete einen Feienag an in des Verlafsenscins ins Herz Dannflog die Tür ins Schloß. Ein tag. Das war der Tag, da Linas Mütterchen hetm- der Wett misten mögen. — gegangen. Drum war auch ost ein heimlich Schluch- gelier Redestrom klang Lina aus dem Ali einem Sonntag war es gewesen. Sie war die Frau bet ihr. Schalt sie ein undankbare« den eine ging unter in dem Rauschen des Liedes. Wetter sang der Gottbegnadete. Ueber Linas Wangen lie- seit Wochen die Waise ging ein unbe- und Mütterchen. nach der Warum Märchensang nach Heimat ungezü- Ztmmer im Früh drohte zu schon für die roten Wangen suchten, war der ärgste Kampf dem Munde ihres Abgottes. — Das war Früh' vorbei. Dann war der Schlaf ein treuer Verbün- lingssonncnschein für die Verwaiste. Nun, dann wollte sie wenigstens beten für ihn. Beten für ihn und die Seinen. Und mit seinem glocken klingen und der jungen Seele. Aber mit dem zw'.Ngbares Sehnen schlimme Zeil gewesen. Nun war der Hausrat verkauft und Lina reisefertig. In der großherzog- lichen Residenz Halle ihr der Pfarrer etne Stellung versorgt. Da zog sie in die Stadt. Mit ihr ging der Frühling ins Land. Leise, als wollte er ihre Andacht nicht stören, erhob sich der Sänger. Mit heißer Sehnsucht ruhte sein Blick auf der Verlegenen. Di« nahm alle Kraft zusammen und reichte ihrem Abgotte die Hand. „Ich danke Ihnen!" hatte sie mühsam hervor- wo sie auch ging. Mit dem Herbst kam der Herr des Hauses von fen die silbernen Perlen wie Bächlein ling. Kämpfte einen harten Kampf und unterliegen, — — Da war wieder eine feierliche Ruhe gedrückt. Der neue Morgen der Welt. Nun schlief Mütterchen ewigen Schlaf. Das war das Herz schwer machte. Die kam mit dem Abend, wenn Lina allein mit ihren Gedanken war und heimlich Zwiesprache hielt mit Mütterchen. Dann ging ein Singen und Klingen durchs Haus. Drang bis in Linas Kämmerchen und schlich sich ihr ins Herz. DaS klang w>e Sonntags- SWe: „Vater, Mutter, Schwestern Brüder hab' ich der Welt nicht mehr " Am Kamin war ein leises Schluchzen. DaS chen dem «w gen Morgen entgcgenschlummerte. Nun war sie in der neuen Welt und staunte über so vieles Neue, Schöne und Prächtige. Das l'eß sie wohl auch für Zeiten die letzten trüben Tage in der Heimat vergessen. Abo, immer mit dem Abend schlich eine leise Furcht zu ihr ins Grübchen. Drängte sich ein heimlich Sehnen nach Heimat mrd Mütterchen zu ihr. War Mes Heim weh ein steter Gast. Aber siegreich kämpfte sie den schweren Kampf. Wenn erst schüchtern und dann unaufhaltsam sich heiße Tränen einen Weg über drückte sie leidenschaftlich an sich. Ein leiser Schrei huschte durchs Zimmer. Ihn verschlang ein zweiter, Grell und häßlich. Der kam von d^r Tür. In Unas Himmelfahrt. Von RÜller-Fretberg, Weimar. (Nachdruck verboten.) Just am Htmmelsahrtstage war es gewesen. beteil, der ihr allen Kummer abnahm. Schließlich lebte sie aber einen erträglichen; nach und ließ Lina in die Wirklichkeit zurüÄehren. Tag. Vergaß bei ihren beiden Pfleglingen frühere. Wie gerne hätte sie dem Künstler gedankt. Eo hatte trübe Wochen und brachte Sonnenschein ins Harrs, sie mit seinem Sang so unsagbar glücklich gemacht. Aber sie wagte es nicht. Da war er aufgestanden und atls sie zugetreten. Hatte Linas Kopf zwischen Da hatte di« Glocke des kleinen' Kirchleins Linas Mutter einen letzten Gruß zugerufen. Ueber j Nacht, da die Fünfzehnjährige kaum auf Minuten der Gastspielreise zurück. Kam aus einer rauschenden die müden Augen schloffen, war der Mutter das Herz Welt, die ihm, dem gefeierten Sänger, Lorbeeren erfroren. War der feige Tod in das Stübchen gc-gestreut. Mit dem Sang des Künstlers zog die mir Sehnsucht ins Haus. Die Sehnsucht, die Lina seine Weißen Hände genommen und sie lange an gesehen. Ein glühendes Rot lief der ins Gesicht. Verwirrt war sie fortgelaufcn. Dann war cs noch ein ander Mal gewesen, da sie seinen Liebem lauschen gedurft. Da hatte er ihr beim Fortgehen flüchtig die Stirn geküßt. Sie hatte ihm nicht gewehrt. War doch gewiß nur ein kleiner Dank für so viel Güte. Und doch war es ihr immer so scttfam bange gewesen, wenn'gebracht. Dann wollte sie htnausgehcn. Da schlang er ihr heftig die Hände drückte. Konnte bas ihm der Künstler blitzschnell beide Arme um sie und wirklich ein Dank sein? - — — 1 „Hinaus!" Dabei zeigt! ihr« Hand Wieder sangen die Glocken ihren Gruß über die Sechzehnjährigen. Die wankte zur Tür. Sladt. Luden zum Kirchgang am Himmelsfahrrs- erschrak sie? Namen auf den Ltpp.n nahm sie Wohl täglich der der stand die Frau des Künstlers. Schlaf in seine Amie. Ein gespenstisch Weiß deckle ihre Wangen. War ein schwerer Abschied gewesen vom Dörf-; Drang das Gefühl . _ chen, Schwerer noch von der Stätte, wo Mütter- mrd machte cs iraurig. Dann schlich sie in den I Garten und lauschte verträumt den Weisen, die der 'gottbegnadete Sänger in den Abend hinetnsang. Und doch hätte sie die Töne um keinen Preis . .. zen in Linas Kammer gewesen. Das war die nach. Sie hatte kaum ihr Kämmerchen erreicht, da halte wie so ost im Nebenzimmer seinem Sange ^Sehnsucht nach Heimat und Mütterchen. ' s ,7 gelauscht. Er überraschte sie. Statt zu schelten, gc- Drunten griff der Künstler in die Tasten und Geschöpf und schleuderte taufend häßliche Worte stattete er ihr, ins Zimmer zu treten. Dann sang! wob mit seinem Gesang etne Feierstimmung. Die auf die Unglückliche. Schrie kreischend etwas von er begeistert, unvergleichlich. Sang von Lenz und breiieie sich wie Frühltngssonnenschein über all«' hergelaufenem Gesindel — von der Straße — Liebe, von Heimat und Glück. Da war sie wieder Räume. Da lastet« die Waise wie im Traume nach Dieben — und viel häßlicheres. DaS zerriß der in seinem Bann. Stumm hingen ihre Augen an unten und trat schüchtern ins Gemach. Noch einige Waise das Herz.