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Testamente entgegen. Ist Christus auferstanden von den Toten, so folgt, daß auch die Teinigen anferstehen. »Christus-, so jubelt Paulus an gesichts seine- eignen nahen TodeS (Phil. 3,21) »wird unseren nichtigen Leib verklären, daß er ähnlich werde Seinem verklärten Leibe-. Und in ausführlicher Weise redet er in dem 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes von der Aufer stehung der Toten. Wenn er hier klar und nachdrücklich lehrt: „Cs wird gesäet ein natür licher Leib nnd wird auferstehen ein geistlicher Leib-, woher anders hat er diese Ueberzeugung als von seinem Herrn und Heiland, der ver heißen hat (Joh. 5, 28. 29): „ES kommt die Stunde in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden Seine Stimme hören, und werden her- oorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auf erstehung de« Leben«, die aber Uebel« getan haben, zur Auferstehung de« Bericht»-? ES war ein wesentlich neuer Gedanke, ^der mit dieser Lehre in die Welt eintrat. Eine Fortdauer des unsterblichen Geister hatte auch die alte Welt gekannt, aber eine Auferstehung des Leibes kaum je und einmal geahnt. Wir gehen von dem Zugeständnis auS, daß wir als Menschen fonleben sollen. Zwar ist noch immer die Meinung weit verbreitet, daß die selig Gestorbenen und zumal die Kinder nach ihrem Tode Engel würden. Doch Menschen und Engel sind gar verschiedene Wesen, van denen keinS in dar andere übergehen kann. Schon vor dem Menschengeschlechte geschaffen, sind die Engel höhere, einer anderen Welt an gehörige und mächtigere Wesen, nnr überlegen an Geisterkräften und wenn auch nicht ganz leibloS, doch von einer ganz anderen, um vieler feineren Leiblichkeit alr wir Menschen. So ge- wiß nun GotteS Walten daraus auSgeht, da«, waS da erhalten werden soll, in seinem Wesen und in seiner eigentümlichen Art verbleiben zu lasten, so gewiß erhält Gott die Menschen nach ihrem Tode alr Menschen und wandelt sie nicht in Engel um. Zum Fortleben der Menschen als Mensch aber gehört auch irgendwelche Fort dauer der Leiber. Die Schöpfung und die Lr- lösung des Menschen fordern diese mit gleichem Nachdruck. Gott hat den Menschen mit Leib und Seele erschaffen. Darum macht nicht eins von beiden, weder der Leib allein, noch die Seele allein, das Wesen der Menschen au«. Jur Einführung in das Laudesgesangbuch. k) Sonstige Freunde Luthers z. B. Albrecht, Markgraf von Brau-euburg'Calmbach, ein streitbarer Feind der römischen Kirche, der, 1554 seiner Länder beraubt und in die ReichSacht er- klärt, zunächst nach Frankreich floh und in Pforzheim in Baden, erst 35 Jahre alt starb. Kurz vor seinem Tode soll er das Lied (609): WaS mein Gott will, dar gescheh allzeit ge dichtet haben. Ist eS richtig, daß der Markgraf nach einem wilden unstätem Leben sich schließlich ernstlich bekehrt hat, so würde das Lied aller- ding« nach seinem Inhalte auf seinen damaligen Seelenzustand paffen. i) Caspar Huberi««- Ursprünglich Mönch, trat er 1525 zuerst in Augsburg als Verkün- dtger der evangelischen Lehre auf. Die immer drohender sich gestaltende wiedertäuferische Be wegung veranlaßte den dortigen Rat, ihn an die St. GeorgSkirche zu berufen, um die auch politisch gefährliche Sektiererei zu bekämpfen. Wohl hauptsächlich in diesem Interesse wohnte er 1528 dem Religionsgespräch in Bern bei. Er war einer von denen, die alles aufboten, um im Sinne Philipps von Hessen Luther für eine Union mit Zwingli und den Schweizern zu gewinnen. Zu diesem Zwecke kam er 1535 zu Luther nach Wittenberg. Entschiedene Ver diente erwarb er sich um die Evangelisierung der Pfalz und des Hohenloheschen. Er starb am 6. Oktober 1553 zu Oehringen im Hohen- lohischen, wo er einmal kurze Zeit Superinten- dent gewesen war, mit fester Reue über seinen Abfall zum Jnterin (einstweiligem Vertrag zwischen Protestanten und Katholiken, wobei die letzteren Zugeständnisse machten). Von ihm haben wir das Tischlied (467): Herr Gott Vater im Himmelreich. k) Nikolaus Deeius (eigentl. Hovesch, d. h. vom Hofe, latein. s curia) früher Mönch und Propst im Kloster Steterburg im Braunschwei- gischen, trat gleich beim Beginn der Reformation zur evangelischen Kirche über, wurde Schulkollege an der St. Katharinen- und Aegidienschule in Braunschweig und starb am 21. März 1541 als luth. Prediger an der Katharinenkicch zu Stettin, wo er seit 1523 wirkte. Er ist einer der ersten und besten geistlichen Liederdichter der luth. Kirche, der Verfasser der Lieder: Allein Göttin der Höh sei Ehr' (No. 1) und O Lamm Gotter unschuldig (92 und 93 VerS 1). Die Grund- läge deS ersteren bildet die sog. große Doxologie, die im Morgenland schon frühzeitig aus dem Lobgesang der himmlischen Heerscharen sich ent- wickelte und als ältester Loblied der christlichen Kirche so hoch gehalten wurde daß er sich in einer der ersten Handschriften deS Neuen Testa ments hinter den heiligen Büchern ausgezeichnet findet. Man sang diese Doxologie in den ersten Jahrhunderten regelmäßig als Morgenlied bei den MorgengvtteSdiensten. Damals konnte eS Blut und Leben kosten, wenn man sie nur ein mal mit der Christengemeinde anstimmte. In die abendländische Kirche wurde dieser uralte morgenländische Gesang um 360 durch den Bischof Hilarius von Poitiers in etwa« veränderter Gestalt eingeführt. Diese« Gloria in excelsiS wurde seit dem 11. Jahrhundert der stehende Meßgesang. Noch heute leitet dar Gloria jedes katholische Hochamt ein. In unserer lutherischen Gottesdienstordnung antwortet die Gemeinde auf den Ruf deS Liturgen: „Ehre sei Gott in der Höhei- mit: „Und Friede auf Erden- usw. oder mit: Allein Gott in der Höh sei Ehr' usw. Auch die Melodie soll von DaciuS herstammen, der, ein Meister in der Musik und vorzüglich im Harfenspiel, schon in Braunschweig durch Aufführung vielstimmiger Musikstücke zur Ver- schönerung deS luth. Gottesdienstes beigetragen und allgemeine Bewunderung erregt hatte. Dar Lied soll 1525 gedichtet sein. Das andere Lied: O Lamm Gottes, unschuldig ist die von DeciuS 1531 verfaßte Bearbeitung deS uralten latei- nischen MeßgesangS: ^Zuus vei, der aus der griechischen Kirche von Papst Gregor (590—604) in die römische Kirche «ingeführt und daS Stluß- gebet der Messe unmittelbar vor dem Genuß der Hostie vom Chor herabgesungen wurde. Luther nahm dix deutsche Bearbeitung dieses Gesanges alsbald in seine deutsche Messe auf. Er verordnete: Nach Beendigung deS Gesanges der EinsetzungSworte und geschehener Weihung von Brot und Wein soll sogleich das Lied: O Lamm Gottes usw. gesungen werden und wäh- rend dieses Gesanges sollen die Kommunikanten an den Altar treten und dar gesegnete Brot und den gesegneten Kelch empfangen. Die deutsche Messe Luthers hat sich zwar in der protestantischen Kirche nicht erhalten, aber dar deutsche HZous vei hat ebenso wie das deutsche Gloria noch heute allgemeine Geltung im Gottesdienste. I) Nikolaus Hermann, der Kantor zu JoachtmSthal i. B. (seit 1518), war ein ver- trauter Freund seines OrtSpfarrerS Johann Matthesius und mit diesem zugleich eifriger För derer de« evangelischen Kirchengesanges, zu dessen Aufnahme er durch die Komposition zahlreicher Melodien und durch seine eignen im Jahre 1560 herauSgegebenen Lieder (SonntagS-Eoangelien über daS ganze Jahr in Gesängen) nicht wenig beigetragen hat. Wenn Herr Matthesius eine gute Predigt gehalten hatte, so ist der fromme Kantor geschwind dagewesen und hat den Text auS den vornehmsten Lehren in die Form eine« Gesanges gebracht und so hat unser Herr Gott dem Matthesius die Ehre getan, wie jenem Engel, der die Geburt Christi predigte, weil sich auf eine gute Predigt ein schöner Gesang ge ziemte. Diese Dichtungen und Kompositionen waren zunächst für seine Schulkinder bestimmt, um diesen die SonntagSevangelien leicht faßlich zu erklären und sie ihrem Gedächtnis recht ein zuprägen. Hier eine Probe davon: Zu dem Evangelium der 1. Sonntag nach Triu. Luk. 16,19—31: ES war einmal ein reicher Mann, Der trug stets Samt und Seide an; Er halt' alles genug in seinem HauS, Er bankettiert und lebt im SauS. Dagegen war ein armer Mann, der hatte weder um noch an; Sein ganzer Leib war voll Geschwür, Er lag vor'S reichen Manner Tür usw. Hermanns Lieder sind keine heroischen Lieder, keine Lieder im höheren Thor, sondern durch süße Einfalt in Christo sich auSzeichnende Volks-, HauS- und Kinderlieber. In unserem Gesangbuch stehen folgende Lieder Hermanns: dar WeihnachtSlied: Lobt Gott, ihr Christen (47), daS Osterlied: Erschienen ist der herrlich Tag (119), das Morgenlied: Die Helle Sonn leucht't jetzt herfür (450), daS Abend lied: H nunter ist der Sonne Schein (483), das Reiselied: In GotteS Namen fahren wir (509), daS Sterbelied: Wenn mein Stündlein vorhanden ist (658). In seinem Alter war Hermann längere Zeit kränklich und mußte sein Amt uiederlegen. Da wär? der alte Mann mit seiner zahlreichen Familie bald in große Not geraten. Gott aber erweckte ihm durch seine Lieder einen Helfer in einem kaiserlichen Rat, der ihm eine Pension verschaffte. Er starb im Jahre 1561. Unter seinem Bild in der Bibliothek zu Nürnberg steht: Vixi, vivo, vivsm, morte resurxam: Ich habe gelebt, ich lebe, ich werde leben, ich werde vom Tode erstehen. rn) Johann Kchneefing, Dichter des Büß lieder 184: Allein zu dir, Herr Jesu Christ, gebürtig vermutlich auS Frankfurt a. M., noch 1524 Pfarrer in Friemar bei Gotha, hier ein eifriger Förderer der Reformation, die er u. a. auch gegen den in jener Gegend hausenden Wiedertäufer Storch zu verteidigen hatte, ge storben 1567. (Fortsetzung folgt.) Gute Mder und Gute Bücher. 1. Vlvmen am Wege, Gedichte 1) ernsten I wir die 1. Auflage warm empfohlen und ein oder geschichtlichen, 2) heiteren oder belehrenden j Gedicht zum Abdruck gebracht. Daß eine 2. Auf- Inhalt«. Mit einem Anhänge: Weihnachtsklänge. I läge sich nötig gemacht hat, ist ein Beweis für Von E. Kluge. 2. erweiterte Auflage, BeierS- > die gute Aufnahme, die die „Blumen am Wege dorf O.-L. Im Selbstverlag 1908. In der j gefunden haben, und zwar wohloerdientermaßen. August-Aurgabe 1908 der „Kirchl.Nachr.- haben j Die neue Auflage ist eine erheblich erweiterte. Nicht weniger als 123 Lieder kommen zu den 99 der 1. Ausgabe, und zwar 91 ernsten und 32 heiteren Inhalts. Auch die „WeihnachtS- klänge- sind um 12 mit der Ueberfchrist: „Welch eine Liebel- vermehrt. Die Qualität der neuen Gedichte ist nicht geringer al« die der alten.