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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 30.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190906306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090630
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-30
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 30.06.1909
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der sächsischen Polizeibeamten steht voraus- sichtlich demnächst bevor. In der Hauptsache handelt er sich um die in den kleineren Stäaten und Land- gemeinden ungestillten Polizeibeamten, deren Unifor men gegenwärtig oft ganz wesentlich voneinander abweichcn. Infolgedessen hat die Bereinigung säch- sischer Polizeibeamten an die Amtshauptmannschaften, sowie an andere Behörden eine Petition gerichtet, in der um die Einführung einer einheitlichen Unifor- mterung für ganz Sachsen gebeten wird. — Dresden, 29. Juni. Der neue säch. i sische Minister des Innern Graf Vitzthum von Eck- städt nahm gestern abend nach seiner Ankunft im Hotel Bellevue Wohnung, heute nachmittag wird er vom König in Villa Wachwitz in AntrittSaudienz > empfangen. — Leipzig, 28. Juni. Nach Unterschlagung von 2000 Mk. ist aus Oberhausen der 17 Jahre alte Kaufmannslehrling Emil RüntjeS flüchtig ge worden. Er soll sich nach hier gewendet haben. — Ferner wurde ein 16 Jahre alter HandlungSlehr- ling flüchtig, der in einem Geschäft in GohliS in Stellung war und einen Scheck über 1375 Mk. ge fälscht hat. Den Betrag hat er bei einer Bank er hoben. — Der Inhaber eines kaufmännischen Ge schäftes in der inneren Stadt machte schlechte Er- fahrungen mit einem 26 Jahre alten Markthelfer aus Neuschönefeld. Er beauftragte ihn, Waren an Kunden abzultefern und die Gelder dafür einzu- kassieren. Dies hat der Markthelfer auch getan, ist aber mit dem Gelbe verschwunden. — Wurzen, 28. Juni. Im Nachbardorfe Großzschepa wurde die auf dem Rittergut bedienstete Wirtschafterin Hulda Döhler in ihrem Zimmer von ihrem Geliebten, dem in Leipzig wohnhaften Tele- graphtsten Blltienhausen, durch zwei Revoloerschüsie schwer verletzt. Darauf entleibte sich Büttenhausen elbst durch einen Schuß in die Schläfe. Die Döhler -at zwei schwere Schußwunden im Hinterkopfe davon- getragen und wurde noch lebend in da« Stadt- cankenhaus nach Wurzen gebracht; ihr Zustand ist — Einem recht dringenden Bedürfnis hilft jetzt die hiesige Bahnoerwaltuug ab, indem sie längs de» Güterbodens die Fahrstraße bis zum Ab ladegleis mit Steinen pflastern läßt. WaS diese Neuerung für Wert haben wird, werden am besten die am Güterbahnhofe verkehrenden Geschirrsührer beurteilen können. Die Pflasterungsarbeiten werden von einer Glauchauer Firma ausgeführt. Während — Ein wirklich schönes Programm bietet in diesen Tagen unser Ktno - Salon seinen Besuchern. DaS altrömische Drama „ThellyS Herz", welches durch seine Farbenschönhetten besonders eindrucksvoll wirkt, sowie daS Lebensbild »DaS Verbrechen des Hypnotiseurs" finden allseitigen Beifall. Auch Zeppe- ltnS Mißgeschick bei Göppingen und seine Heimfahrt von dort aus werden recht anschaulich im Bilde vorgeführt. Interessant ist ferner die schöne Natur- aufnahme „Afrika" und den Vogel schießt bei den Bildern, die den Humor verkörpern, wieder einmal unser alter Bekannter Lehmann ab, der sich diesmal als Verlobter präsentiert. Von Freitag bis Sonn abend wird u. a. das historische Drama und Kriegs- chauspiel „Die Jungfrau von Orleans" gezeigt, worauf schon jetzt hingewiesen sei. — „Warum in die Ferne schweifen? ! stellte der deutsch-französische Krieg die höchsten An- > forderungen an die Leistungsfähigkeit der Vermal- : tung, die laut dem statistischen Bericht oom Sep- - tember 1870 bis Ende 1871 171 Beamte nach dem > Kriegsschauplatz abgeben und größere Transportmil. 1 tel ausschließlich zu Kriegszwecken stellen mußte. Bis i Ende 1870 wurden sür Militärzwecke an planmäßi gen Exlrazügen befördert 565 Truppenzüge, 5 Mu- nttionrzüge, 67 Proviant» und Viehzüge, 124 Züge mit Gefangenen und Kranken, 444 Leerzüge. Die Linie Leipzig—Hof war allein mit 391 beladenen Zügen belastet. Im Laufe der Jahre- 1871 wur den für die Beförderung von Truppen, Kriegsmate rial usw. 1128 beladene und 469 leere, zusammen 1597 Militärzüge erforderlich. Im Jahre 1876 er hielt dar "Bahnnetz eine bedeutende Vergrößerung durch den Ankauf der Leipzig-DreSdner Linie. Wäh- rend Ende 1871 15 Bahnen nnd Bahngruppen im Betriebe waren und drei Prioateisenbahnen von der Staatsverwaltung betrieben wurden, befanden sich Ende 1907 mit Einschluß der drei elektrischen Stra- ßenbahnen 68 Linien und Ltniengruppen im Eigen tums des StaateS, 48 derselben sind Vollspuretsen- bahnen; die Anschaffungskosten sämtlicher Transport mittel haben bis Ende 1907 einen Aufwand von 200 541273 33 Mk. erfordert. :/: Gersdorf, 29. Juni. Dem Geschirrhalter der OmnibuSfahrt-Gesellichaft verendete gestern bei der Abendtour in hohenstetn-E. plötzlich ein wert volles Pferd am Gehirnschlag. :/: Gersdorf, 28. Juni. Ebenso wie am Sonntag viele Fremde unseren Oct berührten, so wurden auch von hiesigen Vereinen Ausflüge unter- nommen. Der Frauenverem Lagau veranstaltete eine Ausfahrt nach Park Herrenhaide bet GöpperS bedenklich. Die Tat soll aus Eifersucht verübt worden sein. > dorf, der Konzertinaoerein Chemnitz-BernSdors ! nach Lugau zur Beteiligung am Stiftungsfest > des dortigen BcudervereinS. Der hiesige Tucnvereir. beteiligte sich am Turnfest in Grüna, der Militär- verein am 50jährigen MilitäroereinS-JubiläumSfest in OelSnitz i. E. Der Frauenverband hier machte einen Ausgang nach Neukirchberg. — Der Männer- verein „Einigkeit" veranstaltete am Sonntag abend im Gartenetablissement „Teutonia" sein diesjähriges Sommerball-Vergnügen. Dasselbe nahm bei guter Beteiligung seiner Mitglieder und Gäste den besten Verlauf. Auch ein auswärtiger Bruderverein beehrte den Verein mit seinem Besuch. — Im „Grünen Tal" hielt der Radfahreroerein „Blitzzug" ebenfalls am Sonntag ein gutbesuchter Vallvergnügen ab. Ein Reigen fand allseitigen Beifall. Im „Blauen Stern" hatte der Militäroeretn gleichfalls am Sonn- tag für seine Mitglieder nebst Angehörigen ein Ball- vergnügen arrangiert, das sich eines guten Besuchs erfreuen konnte und einen echt kameradschaftlichen Verlauf nahm. — OelSnitz i. E., 27. Juni. Der König!. Militäroeretn I, der über 300 Mitglieder zählt, fei erte heute bei herrlichem Wetter sein 50jährtgeS — Vor 60Jahren, am 26. November 1849, fand im damaligen OberappellationSgericht Dresden die erste SchwurgertchtSsession statt, nachdem bereits am 10. September jenes Jahre in Leipzig, am 21. Oktober in Budisstn (Bautzen)' blicken Die erste sächsische Eisenbahndirektion war bekanntlich die Leipziger, die am 1. August 1847 ein gerichtet wurde. Ihr folgte eine Direktion in Chem nitz am 1. Januar 1851 und am 14. September 1852 eine gleiche für die schlesische und böhmische Linie in Dresden. Die Länge der unter Kgl. Sächs. Staatsverwaltung stehenden Eisenbahnen betrug am 1. Juli 1869 929 Kilometer, ein Jahr darauf be stand der Transportmittelpark auS 295 Lokomotiven, 695 Personenwagen mit 24 856 Plätzen und 9883 Güterwagen, 5 899618 Personen wurden befördert, daS Anlagekapital hatte die Höhe von 216,283.226 Mark erreicht. Bereits im folgenden Jahre (1870) Sieh, daS Gute liegt so nah!" Ein idyllisches Plätzchen inmitten der Stadt und dennoch abge schlossen vom Getriebe der Straße ist unser „Bad Ernstthal". Herrlich im sog. Lohmühlen grunde gelegen, ist eS ein Fleckchen Erde, wie noch selten zu finden. Dort kann sich jedermann nach des Lager Last und Mühen im prächtigen schattigen und zugfreien Garten erholen. In den schöngepfleg ten Anlagen beginnen die Blumen in allen Farben zu blühen, bald wird auch die Lindenblüte ihren würzigen Duft verbreiten. Darum: wer sich erholen will, besuche Bad Ernstthal. — Wie wir in auswärtigen Zeitungen lesen, beschloß der Lokal-Keglerverband Hohen stein ° E r. und Umgebung in einer im Restaurant „Zur Hopfenblüte" in Lichtenstein abgehaltenen Ver- sammlung, sein erstes GeldpretSkegeln in Lichtenstein und zwar auf den Bahnen des Restaurants „Zur Hopfenblüte" und „Krystallpalast" abzuhalten. Dasselbe soll am Sonntag, den 18. Juli, beginnen und währt bis Mitte August. Al« 1. Preis wurde 700 Mk. festgesetzt. Nur Bundes mitglieder können sich daran beteiligen. ' Jubiläum und die Weihe seiner neuen Fahne. Im Kommers am Vorabend ehrte man eine große An zahl Mitglieder, die dem Verein über 2b Jahre an gehören, durch die Urberreichung von GrinnrrungS- kreuzen. Am Jubeltage selbst wurde die Feststim- mung dadurch getrübt, daß die zu weihende Fahne erst gegen Abend eintraf. Die JubUäumSfestrede hielt in vortrefflicher Weise Herr Pfarrer Freiherr o. Teubern. Sooann wurde der Verein durch eine Reihe wertvoller Geschenke erfreut. Herr Bezirks- Vorsteher Schwenke-Chemnitz überreichte eine Fahnen- schleife alt Geschenk de- Kaisers. Herr Oberinspektor Knauthe-DreSden übergab einen goldenen Fahnen- ring alt Geschenk unsere- Königs und Herr Oberst Dörstling Chemnitz ein Geschenk des Bezirk-Verein» der Offiziere. Al« besondere Festfreude empfand e» der Jubeloerein, daß Herr Amt-Hauptmann Dr. Morgenstern au- Chmnitz dem Vorsteher des Ber- eins, Herrn Lehrer Reich, als königliche Anerkennung daS AlbrechtSkreuz überreichte. — Zwickau, 28. Juni. Die Stadt Zwickau beabsichtigt, zur Bestreitung der in den nächsten zehn Jahren notwendigen außerordentlichen Ausgaben eine Anleihe in Höhe von fünf Millionen Mark aufzu- nehmen. — Limbach, 29. Juni. Ja der letzten Stadt- oerordnetensitzung kam die Frage zur Erörterung, wie man sich zu dem Projekte deS Umbaues der alten Schule zu einem Rathause stellen solle. Die Ange legenheit ist auch schon in der Bürgerschaft bereits viel erörtert worden. Schon der Rat stand der Möglichkeit skeptisch gegenüber, ob sich hierbei etwas Gutes werde erzielen lassen, und die Herren Stadt verordneten hoben überwiegend schwere Bedenken hervor. Die üblen Erfahrungen, die andere Städte mit derartigen Umbauten gemacht haben, wirken be sonders abschreckend, zumal die Kosten sich schließlich noch um daS doppelte höher stellen können. Da» Stadtbild LimbachS dürfte durch einen Umbau der Schule schwerlich viel gewinnen. Er kommt also zu einem Neubau. — Chemnitz, 29. Juni. Zwei Selbstmorde waren heute hier zu verzeichnen. In der Ostvorstadl wurde ein 33jähciger Fleischer in der zu seiner Wohnung gehörigen Bodenkammer erhängt auf- gesunden. DaS Motiv für dieses gewaltsame Ende ist zurzeit noch nicht bekannt. Weiter wurde heute rüh eia 49jähriger Maurer in seiner in der West- oorstadt gelegenen Wohnung erhängt aufgefunden. Der Bedauernswerte, der schon längere Zeit nerven- leidend ist, dürfte die unselige Tat aus Schwermut begangen haben. diese» Jahr blo» der Teil am Süterabladeplatz hrr- gestellt wird, soll später auch die ZufahrUstraße bi» zur Schützen- und Nntonftraße und später dann auch die Straße vom Güterboden bi» zur Goldbachstraßr mit Steinen belegt worden. — Der Erzgebirgische Gauoerband Sächsischer Gewerbeoeretne hielt am Sonntag in Zwickau eine Vertreterversammlung ab, zu der auch der Gewerbeverein Hohen- stein-Ernstthal (Neustadt) einen Abgeordneten eutsandt hatte. Man sprach sich u. a. für die Ein- führung einer ZwangSverstcherung selbständiger Hand- werter und Gewerbetreibender zur Alter»- und In- validenoersicherung au». Dann wurde eine Petition an die Generaldirektion der sächsischen StaatSbahnen beschlossen um VorbeuaungSmaßregeln gegen Ueber- füllung der 4. Klasse-Wagen, ferner um Anbringung von Aborten in dieser Wagenklasse, sowie um Wiedereinsllhrung des ZugSabrufS aus den Bahn höfen. Nachdem der Vertreter von Hohenstein- Gr n st t h a l für daS dem Verein anläßlich der Feier der 50jährigen Bestehens überreichte Geschenk besten Dank ausgesprochen hatte, wurde die Tagung ge schlossen. —i Der Steigerzug der freiwilligen Feuer- wehr 2 Komp, unternahm am Sonntag unter reger Beteiligung seiner Mitglieder und deren Frauen einen SommerauSflug. Al» Ziel hatte man einen Teil deS herrlichen ZschopautaleS ausgesucht. Bis Braunsdorf wurde die Bahn benutzt, von wo au» eS dann per Fuß nach Lichtenwalde mit Besichtigung des Parkes und Schlosse» und von da nach dem HarraSfelsen und nach Frankenberg ging. Hier wurde einige Zett Rast gemacht und MittagSessen eingenom men. Nach Besichtigung der Stadt ging e» wieder weiter da» Zschopautal entlang. Die Heimreise wurde dann mit dem Dampfroß von Frankenberg aus angetreten. — Die Königl. Generaldirektion der Sächsischen Staat»eisenbahnen kann am 1 Juli, auf ein 4 0 jährigeS Bestehen zurück- Sächsisches. Er»ftthal, 29 Juni der Königl. Sächs. Laube,. Wetterwarte zu Dresden. AA» Mittwoch! Mäßige nordwestliche Winde, be deckt, kühl, zeitweise Regen. 30. JttNtr Tage«mtttrl -s-16,0«, Maximum >20,0°, Minimum -s-11,2». —* In unserem täglichen Feuilleton beginnen wir heute mit der Veröffentlichung eine» neuen Ro man» „Die letzten Tage von Messina" von Erich Friesen, der sicherlich das gespannteste Interesse all' unserer Leserinnen und Leser finden dürfte. Der Roman baut sich auf der fürchterlichen Grdbeben-Katastrophe auf, die in den letzten De zembertagen de» vergangenen Jahre» die Stadt Messina und zahlreiche andere Orte der sizilianischen und Festlandsküste dem Erdboden gleichmachte, und schildert in einer weit ausholenden, dramatisch be wegten Handlung all' die Schrecken, die sich im Ge folge des Beben« zeigten. Im Mittelpunkte stehen zwei psychologisch besonders sympathisch berührende Frauengestalten, um die herum sich ein Kreis anderer un» menschlich nahekommender Personen gruppiert, die in Verbindung mit tieftragischen Konflikten das Interesse bi» zur letzten versöhnenden Lösung fesseln. — Zu einer dringlichen Sitzung wurden unsere Stadtverordneten auf heute abend 8 Uhr berufen. Wie wir hören, handelt e» sich um eine unaufschiebbare GrundstückS-Kaufangelegenheit. —i Auf dem hiesigen Postamt ist seit gestern insofern eine Aenderung eingeführt worden, indem die zur Ausgabe gelangenden Zeitungen nicht mehr am mittleren Postschalter auSgegeben werden, sondern am Paketschalter abgcholt werden müssen. und am 29. und 30. Oktober in Zwickau die ersten Erwürg« richttsitzungen ftattgtfunden hatten. Die Schwurgerichte, die also jetzt 60 Jahre bestehen, sind eine Errungenschaft de« 1848er Jahn» und wurden durch Gesetz am 18. November 1848 zunächst „sü Vergehen, welche durch Rede in Vereinen und Volks versammlungen oder durch die Presse" begangen waren, eingesetzt, während bekanntlich durch dar Ge- richtSoerfassung»gesktz vom 27. Januar 1877 dem Schwurgericht alle eigentlichen Verbrechen mit Aus nähme von Hochverrat und Landesverrat überwiesen worden sind. — Die Länge der Staatsstraßen hat sich in Sachsen seit 1905 von 3 620 512 Kilo meter auf 3 607 657 Kilometer im Jahre 1907 v>r- minderl. Nur in den Bezirken Bautzen und Schwar zenberg haben die fiskalischen Straßen um einige Kilometer zugenommen. Daß der Straßenbau in Sachsen unter der Parole „Sparsamkeit um jeden Preis" so ziemlich zum Stillstand gekommen ist, wirddadurch ziffernmäßig belegt.Gerade schwer zugäng liche Gegenden wie die Döifer im oberen Erzgebirge und an der oberen Elbe, habe» darunter schwer zu leiden. GS sind eben doch nicht alle Gemeinden in der Lage, zu dem für sie nötigen Bau von fiskalischen Straßen da» Land unentgeltlich abzutreten, Beiträge zu den Baukosten zu leisten und einen Teil der Unterhal tung der Straßen al» dauernde Verbindlichkeit zu übernehmen. — Wieviel Rittergüter gibt eS noch in Sachsen? In Sachsen gibt eS noch etwa 920 Rittergüter. Je 268 davon liegen in den Kreis- hauptmannschaften Leipzig und Bautzen, 194 in der Dresdner, 147 in der Zwickauer und nur 44 in der Chemnitzer Amtshauptmannschaft. Die meisten die ser Güter befinden sich in der Gegend von Bautzen; die wenigsten derselben finden wir in den Amts- Hauptmannschaften Flöha (9), Annaberg (7) und Schwarzenberg (4) DaS größte Gut ist das zu Psaffro a (zwischen Sayda und Olbernhau) gehörige Rittergut, das eine Fläche von 2286 Hektar umfaßt. — Eine einheitliche Uniformierung Die letzte« Tage von Messtua. Roman von Erich Friesen (Nachdruck verboten.) 1. Kapitel. Messina! . . . Zauberwort für paradiesische Gefilde an son niger Küste! Schauerwort, gemahnend an die gewaltigste Katastrophe, welche mit ihrem Riesenjammer je mals den Erdball erschreckte! Versöhnungswort, bei dessen Klang sich die Herzen aller Kulturvölker zusammenfanden in Barm herzigkeit, Brüderlichkeit und Nächstenliebe! Es ist mn 27. Dezember 1908, nachmittags gegen sechs Uhr. Ueber den duftverklärten Höhen Messinas ver sprüht der heimgehende Sonnenball den letzten Glrttblick. Auf und nieder wogt es in den Straßen. Die Osterien drunten am Hafen sind überfüllt. Vor den eleganten Cafes drängt sich an kleinen Marmor tischen eine bunte Menge. Glutäugige Blumen mädchen in ihrer malerischen Tracht bieten ihre duftende Ware an. Zeitungsvcrkäufer brüllen, Fruchthändler schreien — Lachen und Jubel all überall, als sei alle Traurigkeit und alles Sterben hinweggcräumt von diesem herrlichen Stück Erde, als gäbe es an dieser Paradiesesküste nur Glück und Zufriedenheit. Vor dem hohen gußeisernen Tor eines vor nehmen Palazzo in der Vila Garibaldi hält eine Reihe eleganter Karossen. Mit der hoheitsvollcn Miene eines Grohwür- dentrügers öffnet der reichbctretzte Portier Wagen schlag auf Wagenschlag, um sich sofort wieder neuen Gästen zuzuwenden. Drinnen ein lebhaftes Bild von Glanz und Farbenpracht. Der Bankier Carlo Perini gibt ein großes Fest zur Heimkehr seines einzigen Sohnes aus Bra silien. Glänzende Uniformen. Weißleuchtende Schul tern und Arme. Funkelnde Augen. Glitzernde Dia manten. Ein Hin- und Herbewegen cdelsteinge- schmückter Fächer, ein Neigen und Wiegen, ein Lächeln und Flüstern — echt südlicher Frohsinn voll Verve und Grazie. Inmitten dieses bunten Wirrwarrs hebt sich eine schlanke, Weiße Mädchengestalt scharf ab. In langen Wellen, nur von einem breiten blauen Band zusammengefaßt, fällt das goldigglänzende, ka stanienbraune Haar fessellos über das leichte Ge wand. In der Hand hält sie einen großen Strauß weißer Rosen, den ihr soeben ein kleiner rund licher Herr mit überaus jovialen Gesichtszügen überreichte. „Wann soll das Schiff ankommen, das uns Orlando zurückbringt, Stgnorina Clelia?" fragt er mit leichtem Augenzwinkern und jenem familiär vertraulichen Ton, der auf lange Freundschaft schließen läßt. Brennende Röte steigt in Clelia Morganas liebliches Antlitz, bis hinauf unter die krausen Sttrnlöckchen. Rasch verbirgt sie das Gesicht in den duftenden Blumen. „Um acht Uhr, Doktor!" erwidert ihr Vater, ein vergnügt daherblickender, robuster Herr in den Vierzigern. „Wir alle wollen in feierlichem Zuge hinab zum Hafen, um den Sohn meines Kom pagnons im Triumph heimzuholen." „Bravo! Bravo! Ich schließe mich an!" lacht Dr. Röder, sich den blonden Vollbart streichend. „Wie lange war Orlando fort? Drei Jahre, wie?" „Beinahe vier Jahre, lieber Doktor! Clelia war damals noch ein Kind!" Und ein stolzer Blick aus zärtlichen Vateraugen streift das liebliche Mädchen, das vergebens seine tiefe Erregung zu bekämpfen sucht. Immer neue Gäste treffen ein, aufs liebens würdigste bewillkommnet von dem Gastgeber und seiner noch jugendlich schönen Gattin, denen die Freude und das Glück, den geliebten Sohn nach langer Trennung wieder in die Arme schließen zu können, aus den Augen leuchtet. Besonders das sanfte Gesicht der Frau Teresa Perini strahlt. Wie hatte das treue Mutterherz geblutet vor vier Jahren, als es den einzigen Sohn hinaus ziehen lassen mutzte, weit fort über den Ozean — nach Rio de Janeiro, wo der junge Mann eine Filiale des in Messina hochgeachteten Bankgeschäf tes Morgano u. Perini einrichten sollte. Aber der Vater wünschte es so. Und die brave Frau fügte sich. Und mit welch stillem Glücksgefühl empfing sie stets seine langen Briefe, in denen er immer wieder von seiner Sehnsucht nach der Mutter sprach — nach der Mutter und — — nach Clelia Morgano! Ja, manchmal erschien es Frau Perini fast, als sei die Sehnsucht nach Clelia noch grösser, als nach der Mutter. Aber merkwürdig — kein Atom von Eifersucht durchzittert das selbstlose Mutterherz. Es weiss, dass für den teuren Sohn in der Fremde die Er innerung an die geliebte Braut daheim der kräf tigst wirkende Talisman ist gegen Gefahren jeder Art. Und Weiter tobt die Festesfreude . . . Schon beginnt Dämmerung sich herabzusenken auf das in unheimlicher Ruhe daltegende Meer . . Clelia Morgano hat sich hinweggeschlichen aus der jubelnden Menge. Mit, verschränkten Armen lehnt sic über der Balustrade der breiten Marmorterrasse, von wo aus sie hinausblickcn kann auf die Unendlichkeit des Meeres. Ihr ist, als sehe sie in weiter, weiter Ferne einen grossen schwarzen Punkt, der langsam näher kommt und grösser und grösser wird. Schärfer blickt sie hin. Nichts. Nur eine Täuschung ihrer in froher Erwartung überreizten Nerven. Mit etnein leisen Seufzer tritt sie zurück von der Terrasse. Da eilt mit allen Zeichen der Enttäuschung Bernardo Morgano auf seine Tochter zu. „Ein Telegramm, Clelia!" Jähes Erbleichen überhaucht ihr rosiges Ge sicht. „Orlando —" flüstert sie mit einer angstvollen Frage in den grotzen blauschwarzen Augen. kommt erst morgen früh. Das Schiff hat einen halben Tag Verspätung wegen heftigen Sturmes." ' Clelia wendet das Köpfchen zur Sette, damit der Vater nicht die Tränen sehe, die langsam in ihre Augen steigen. „Wir feiern die Nacht durch!" lacht Dr. Röder, der hinzugetreten ist. „Was machen ein paar Stun den aus!" Doch Clelia schüttelt den Kopf. Ihr ist, als greife eine kalte Faust nach ihrem Herzen und wische all das jubelnde Glücksgefühl, >as es soeben noch durchbebt, hinweg. Nur ein paar Stunden Aufschub! Und doch — welcy entsetzliche, in den Annalen der Menschheit einzig dastehende Tragödie sollen sie umspannen! . . . (Fortsetzung folgt.)
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