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wird demnächst den bisherigen Fahrten der «eist, ltchen, Journalisten, Industriellen usw. nach England der Ausflug einer Gruppe deutscher Garten- Interessenten itber den Kanal folgen. Die Lartenstadt-Gesellschaft in Loudon kündigt an, daß sie nächsten Monat den Besuch von zweihundert Mitgliedern einer deutschen Echwestergesellschast er- warte. Diese werden unter Führung ihrer englischen Freunde Kork, Manchester, Liverpool, Birmingham und andere Städte, wo sich sehenswerte Gärten und verwand« Anlagen befinden, bereisen. D«s Bi-marS-Denkmal auf der Elise«» H-H-. Der große Ausschuß für die Errichtung deS Bismarck-Denkmals auf der Eiisenhöhe bet Bingen hat sich an die Stadt Bingen mit dem Er suchen gewandt, zur Anlage eines National parks bei dem Denkmal Gelände zur Verfügung zu stellen. Die Stadtverordneten haben beschlossen, 216 Morgen Hochwald mit parkartigem Charakter sür diesen Zweck herzugeben. Eine Beschwerde Eulenburgs. Gegen den Beschluß, in dem die 7. Straskam- mer des Landgerichts I in Berlin die Höhe der Kaution des Fürsten Eulenburg auf 500000 Mark festgesetzt hat, hat Fürst Eulenburg durch sei- nen Verteidiger Justizrat Wronker Beschwerde eingelegt. Die Beschwerde wird dem „B. T." zu folge damit begründet, daß die Gründe sür die Er- Höhung der Kaution, die Reise nach Gastein und das Gutachten der wissenschaftlichen Deputation, durch die Rückkehr des Fürsten weggefallen sind. ES sei daher nicht verständlich, daß die Kaution unter den Verhältnissen von 100 000 auf 500000 Maik er höht worden sei. Die Entscheidung des Kammer- gerichiS auf diese Beschwerde ist noch in diesen Tagen zu erwarten. — Fürst Philipp Eulenburg wird 8 t sju Beginnderbevorstehenden SchwurgerichtLverhan! H lung in Liebenberg verbleiben. Er drängt dem „Lokalanz." zufolge angeblich darauf, daß das gegen ihn schwebende Verfahren jetzt zuEndege» führt wird. Aus dem Anstande. Demonstrationen gegen de« Banns von Kroatien. AuS Graz, 15. Juni, wird gemeldet: Als der BanuS von Kroatien, Baron Rauch, gestern in Pozega im Automobil erschien, wurde er durch stürmische Abzugrufe am Sprechen verhindert. In Neugradiska wurde er mit faulen Eiern beworfen und beschimpft. Stebm Demonstranten wurden verhaftet. Das französische Amnestiegesetz. Der Senat beriet über den Ges tzeniwurf be treffend die Amnestie. Ministerpräsident Cle menceau erklärte gegenüber der Focoerung, die Ueber» treter des TrennungSges tzeS zu begnadigen, das Ge- fetz müsse gehalten wersen. Arbcttrmintster Barthou entgegnete auf d e Forderung Gaudin BillaineS (Rechte), die Postbeamten zu begnadigen, ab lehnend. Der Senat verwarf darauf das Amen dement VillaineS, nahm dagegen die Begnadigung der Winzer und der infolge des Streiks vom 14. Januar Verurteilten an. Darauf wurde die Sitzung aufgehoben. Re«e UnbotmStztgkette« fra«zöstscher Priester. Nach dem Kardinal Andrieu, Erzbischof von Bordeaux, hat die Justiz der französischen Republik nun auch den B i s ch o f G i e u r e von Bayonne unter Anklage gestellt, weil er auf der Kanzel Hirtenbriefe über den Anfall der Kirchen güter und die Einrichtung der Laienschule hatte ver lesen lassen und diese Hirtenbriefe dann noch ver öffentlicht hatte. Die Anklagekammer von Pau hat daraufhin Gieure und zwei Priester vor das Zucht polizeigericht verwiesen. Umbau des Kriegshafeus vo« Toulo«. Im Auftrage deS französischen Marine- Ministeriums wird nunmehr in Toulon die Er- Weiterung zweier Hafenbassins und der Einfahrt de« KriegShafenS in Angriff ge- nommen werden, da die gegenwärtigen Glößen- Berhältnisse die Aufnahme eines Kriegsschiffe« vom Dantontyp nicht gestatten. Der Ausbau ist dring lich, da bereit« drei Fahrzeuge jene« Typ« see- fertig sind. «evtsto« des frauzöstsche« Zolltarifs. Die Deputierteukammer hat mit 428 gegen 132 Stimmen die DringltchkeitSdebatte über die Zolltarifreoision beschlossen. Aus der Türkei. Nach militärischen Feststellungen beträgt die Ge samtzahl der bei den Unruhen im Wtlajet Adana getöteten und verwundeten Armenier und Mohammedaner 5400. — In der Garnison Erz er um wurde der normale Zustand durch den Kommandanten de« 4. Ordu (Erzinghian) Marschall Ibrahim Pascha wieder hergestellt, die revoltierenden Soldaten wurden entwaffnet, die verjagten Offiziere in ihre Kommandos eingesetzt. Der schuldtragende Kommandant von Erzerum, DivistonSgeneral Jussuf Pascha, harrt seiner Aburteilung. — In Aioali (Wilajet Brussa) ereignete sich ein blutiger Zu sammenstoß zwischen Griechen und türkischen Truppen. Nach Meldung deS griechischen Konsulats sind 7 Griechen ohne Grund verwundet worden. Nach Angabe der Pforte haben die Griechen die türkischen Truppen angegriffen. ES sind Truppen oerstärkungen abgegangen. — Zwischen den auf rührerischen Albanesen und den türkischen Truppen haben bet SchiSschma drei heftigeZusammen- 1 öße mit Verlusten auf beiden Seiten stattgefunden. Dschavid Pascha verlangt Hilfstruppen und bedroht die Albanesen mit dem Bel gerungSzustand. Sächsisches. Hoheustein-Ernstthal, 16 Juri W«ttsrvor»«sfoge der König«. Sächs. Lander- Wetterwarte zu Dresden. Kür Donnerstag: Nordostwind, BewölkungSzu' nähme, kühl, trocken. 17. JUNit TageSmittel-s-15,2 ", Maximum -f-19,1v Minimum -j-10,4". — Bezüglich der schon seit längerer Zeit zur Erörterung stehenden Frage der Einverleibung der Gemeinde Hüttengrund in den Be zirk der Stadt Hohenstein-Ernstthal konnte Herr Bürgermeister Or. Patz in der gestrigen Stadt- oerordneten-Sitzuug Mitteilen, daß diese Einbeztrkru g nunmehr voraussichtlich Ende Juni erfolgen werde. (Näheres im Bericht über die Stadtvu- ocdneten-Sitzung.) — Mehr und mehr geht unser Schützen» s e st nun seinem Ende entgegen — bereits morgen abend erfolgt der offizielle Schluß mit der Aus rufung deS neuen Schützenkönigs und der Verteilung der Pre.Sgegenstände. Nach ihrem gestrigen Auszug vereinigten sich kurz nach mittag die Schützen mit ihren Damen und Ehrengästen im SchiitzenhauS saale zur Mittagstafel, die einen s.hr schönen, animierten Verlauf nahm — boten doch Küche wie Keller deS Etablissements ihr Bestes. Von den Ehrengästen nahmen Herr Bürgermeister Dr. Patz sowohl wie Herr Oberamtsrichter Rößler das Wort zum Trinkspruch, und Vertreter der Kompagnie schlossen sich ihnen an, so daß die Stunden bei froh- belebtem Mahle nur zu bald entschwanden. Dann trat für die aktiven Schützen wieder die Pflicht in ihre Rechte,- eS galt die Fortsetzung der Schießens nach der PretSschetbe.. . . Man kann wohl nicht behaupten, daß das Fest die Tage her seit der Er- üffnung viel an Zugkraft eingebüßt hätte. ES wird a auch so viel geboten, daß, wer Zerstreuung und Unterhaltung sucht, seine Schritte nur gern nach dem Schützenplatz lenkt. Und wer bei solcher Gelegenheit einmal Einkehr im Schützenhause hält und >ort den Darbietungen deS Großerschen Ensembles beiwohnt, hat einen wirklichen Genuß. WaS dort geboten wird, sind keine gewöhn lichen Durchschnittsleistungen,- dar sind alles mit lebhaftestem Beifall aufgenommene künstlerische Gaben Die Gesellschaft tut ihr Möglichster, um ihren guten Rus zu kräftigen und zu erhalten. Eine Nummer wie die andere wird mit größtem Geschick zum Vor trag gebracht, sodaß man nicht leicht sagen kann, welcher Darbietung der Vorrang gebührt — alle« tip-top l WaS z. v. Mister Herford mit seinen vier Hunden leistet, ist das Höchste der Dreffurkunst; ebenso guten Eindruck machen die Bl tz Akrobaten, das Damen-Ensemble in seinen verschiedener» Piess n, der Charakterdarsteller wie der Dialekt-Komiker usw. usw. Und schließlich die BurlrSken mit ihrer über- wältigenden Komik! Da« alle« muß man gesehen und gehört haben, wenn man von sich behaupten will, alle Freuden unser rS Schützenfeste« durchgekostet zu haben. — Heute Mittwoch abend findet aus dem Schützenplatze Konzert und Illumina tion statt. — Bet der am 15. d. M. stattgefundenen ZwangS-Verstelgerung der Limbach-Ober» frohnaer Gummi- Draht- und Kabel-Werke war Herr Kaufmann LouiS Harzer jun. aus Hohenstein.Ernstthal Ersteher. — Neue Lose werden jetzt wieder massen weise von den Kollrkleuren verschickt und von den Empfängern zurückbehalten, ohne den Kollekteur zu der achcichiigen, ob man daS LoS spielen will oder nicht. Eine neuerliche OberlandeSgerichUentscheidung besagt, daß jemand ein LoS, auch bloßeS Erneue- rungSoS sür eine Nummer, die man vielleicht schon lange spielt regelmäßig nur dann erwirbt, wenn eS vor der Ziehung bezahlt worden ist; eS sei denn, d-ß man mit dem Verkäufer besonders ver einbart hat, daS Lor auf Kredit zu beziehen. Aber auch dann, wenn eine solche Kreditzusage geschehen ist, bezieht sie sich in ZweifelSsällen nur auf diejenige Klasse, deren Ziehung eben beoorstrhi, nicht auf alle künftigen Klassen. — Mit Genehmigung deS Königl. Ministeriums d s Innern wird der Laribw rtschaftliche KreiSverein im Erzgebirge auch in diesem J.h:c wieder eine Verlosung von Simmentaler nnd Erz» gebirgischcn Zuchtrinder u, sowie anderen landwirtschaftlichen H.uStieren abhalteu und zwar am Sonnabend, den 25. September in Annaberg in Verbindung mit einem zweiten Zuchtviehmai kte, welche lediglich nur deshalb stattfindcn soll, um den Besitzern von Weidetieren der GenossenschaftSweiden Elterlein, Schwarzenberg, Crottendorf und Grünau bei Wolkenstein eine günstige Absatzgelegenhsit zu bieten. Die Genehmigung zur Abhaltung dieser Verlosung ist auf vielseitige Wünsche der Mitglieder deS Landwirtschaftlichen KreiSvereinS vom Ministerium deS Innern erbeten worden, was ein Beweis dafür ist, welche Anerkennung die bisherigen derartigen Veranstaltungen bet der gesamten Bevölkerung det Erzgebirges gefunden haben. Zur Ausgabe gelangen, wie im Vorjahre, 10000 Stück Lose ä 1 Mk, jedoch ist diesmal die Zahl der Gewinne wesentlich erhöht worden. Zur Verlosung kommen weibliche Zucht- rinder, Schweine, Ziegen, Kaninchen und Nutzgeflügel. Lose sind bereits verkaufsfertig und können durch die Vorsitzenden der landwirtschaftlichen Vereine und der Zuchtgenossenschaflen deS KreiSvereinS bezogen werden. Außerdem sind Lose zu beziehen durch die Kanzlei des Landwirtschaftlichen KreiSvereinS im Erzgebirge, Chemnitz, Sonnenstcaße 271, gegen Vor einsendung deS Betrages oder gegen Nachnahme. 20 Pf. Porto für Zusendung der Lose sind mit ein zusenden. Der steigenden Nachfrage wegen empfiehlt eS sich, die LoSbsstellungen nicht bis auf die letzten Tage aufzuschieben. — Herr AmtShauptmann Frhr. von Weick gibt bekannt, daß er infolge öfterer Abwesen- -ett von Glauchau, um den Bezirk kennen zu lernen, bis auf weiteres nur Mittwochs von 9 bis 12 und 2 bis 6 Uhr und Sonnabends von 9 bis 1 Uhr auf der Königlichen AmtShauptmannschaft zu sprechen ist. — Die Halsbrücker Esse, mit ihren 140 Metern bisher die höchste Esse der Welt, Hai in der letzten Zeit verschiedene Konkur renten bekommen. So ist neuerdings in Nord amerika eine um noch 14 Meter höhere, also 154 Meter hohe Esse in Betrieb genommen worden. Sie steht bei der Stadt Great Falls im Staaie Mon tana und dient ähnlichen Zwecken wie unsere „hohe Gffe", «ärmlich zur Ubl«ttu«g -er Gas« aus lkchie*- sc^nelzöfeu, — Glauchau, 15. Juni. Auf dem hiesigen Tüterbahnhofe trieb seit einiger Zeit lichtscheue« Gesindel sein Unwesen. So wurde in der Nacht zum 4. d. M. die Kantine und einige Abende später ein Schuppen erbrochen, au« denen Zigarren, Lebens mittel und verschiedene andere Sachen verschwanden. Den behördlichen Bemühungen ist es gelungen, da« oterblättrige Kleeblatt zu ermitteln und drei davon in Haft zu nehmen. Er handelt sich um junge Bürschchen im Alter von 19—21 Jahren, und zwar stammen zwei von ihnen auS Glauchau, die anderen beiden au« Voigtlaide, bezw. Rothenbach. Nach längerem Leugnen gaben die hoffnungsvollen Früch- chen auch zu, ins Röthenbacher SchützenhauS ein gebrochen zu sein und einen Schrank daraus ent- entwendet zu haben, mit dessen Hilfe sie sich hinter dem Schießstande ein häusliches Lager einrichteten. Die Kumpane scheinen die ganze Umgebung unsicher gemacht zu haben, weshalb eS mit Freuden begrüßt wird, daß ihnen jetzt daS Handwerk gelegt ist. — Ltchtenftein, 15. Juni. Die Einführung deS für die Städte Lichtenstein und Callnberg von verschiedenen Interessenten erstrebten Achtuhrladen- schlusseS der offenen Geschäfte scheint nun seiner Verwirklichung entgegen zu gehen, nachdem in Lichtenstein 116, in Callnberg 49 Inhaber von offenen Geschäften zugestimmt und auch die Körper schaften beider Städte sich in wohlwollendem Sinne geäußert haben. Die Angelegenheit beschäftigte gestern den Stadtgem -nd'rat von Callnberg. — Zwickau, 15. Juni. In der von 191 Vertretern von Kcgelvereinigungcn besuchten Bun» dcsversammlung des Sächsischen KeglerbundeS am 14. Juni wurde folgendes Huldigungskclcgramm an den König entsandt: „Die zahlreich in der Feststadi Zwickau versammelten Kegler des Säch- ischcn Bundes entbieten Ew. Majestät als Aller- jöchstem Protektor des Festes untertänigsten Hul- dtgungsgruß. Gut Holzl Der Bundesvorstand." Nach dem Jahresbericht hat sich der Mitgliederbe» tand seht Ende September 1908 von 5661 aus 1051 gehoben. Das erste Bezirkskegeln 1910 soll in Oelsnitz i. E. statisindcn. Als Festort sür daS 1911 stcyttfindende Bundeskegeln wurde Bautzen gewählt. — Bei dem in Konkurs geratenen Kon ditor Wilhelm Timmel in Zwickan stehen der „Masse" von 3697,76 Mark 2248.80 Mark bevor- rcchiigte und 181 105,67 Mark nicht bevorrechtig!- Forderungen gegenüber. Es gibt also kaum 1 Pro zent.. — Reichenbach i. V., 15. Juni. Ein alter Brauch ist hier das Herumtragen der Königs scheibe für das alljährlich staitfindende Schützen fest und die Empfangnahme von Geschenken aller Art. Auf der Scheibe werden die jeweilig denkwür digsten Ereignisse von lokaler und nationaler Be deutung bildlich dargestellt. Diesmal stehen Zeppelin und die österreichisch-serbische Kriegsgefahr obenan, ferner die Einführung von e-lektrifchem Licht. — Lengenfeld i. V., 15. Juni. De» hiesige Bahnwärter Schröder wurde von einer Rangicrmaschine erfaßt, überfahren und getötet. — Markneukirchen, 15. Juni. Am 15. September soll die neue Bahnlinie dem Verkehre übergeben werden. — Ehrenfriedersdorf, 15. Juni, De» hiesige Stadirat hatte den König zur Teilnahme an der Anfang Juli stattfindenden Weihe des Denk- mals Friedrich des Streitbaren eingeladen. Einer Mitteilung des Kämmercramtes des Königs zu folge hat der Monarch den Bericht über das Denk mal mit Befriedigung und bestem Dank zur Kennt nis genommen, wegen anderweiter Dispositionen 'eine Teilnahme an der Wcihefeier nicht in Aus- icht stellen können, dagegen der Hoffnung Aus druck gegeben, das Denkmal zu anderer Zeit be- ichtigen zu können. — Aue, 15. Juni. Gestern abend leitete ein Begrüßnngstommers den 23. Sächsischen Gast- wirtstag ein. Der Ehrenvorsitzende des Verbands tages, Bürgermeister Dr. Kretzschmar sprach einen warmen Willkommensgruß und rief den Teilneh mern ein erzgcbirgisches „Glückauf" zu. Eine ge- Nach dem Bahnhof Mann der (Fortsetzung folgt.) dankte Portier und eilte auf rief den Zug den nach kann Dein Freund wieder zum Be- war er nicht in Kiosterstraße, i wenigstens auf diesen i ein Bahnsteig, denn Hamburg ab. Rolow hatte Polizeigefängnis gewesen?" fragte Rolow hastig. „Ich weiß cs nicht, darüber nur Auskmift geben, sobald er wußtsein zurückkehrt. Jedenfalls 14. Kapitel. seinen gefährlichen Arrestanten ins zu Hamburg abgeliefert, von Namen schrieb der Stück Papier." Der junge Arzt „Den Vorsprung Hal die Liebe zu der schönen Miß Kessy aber zu meinem Gunsten wesentlich ab gekürzt^ ohne diese Liebe, die den Mosje Stamkc blind gegen die Gefahr machte, in der er schwebte, hätte ich den Burschen nicht wieder eingeholt. Doch nun erzähle, was bedeutete Dein freudiger Zuruf soeben?" i seinem Vorgesetzten wieder einmal lobende Wort : der Anerkennung sür seine bewiesene Umsicht uni Tatkraft eingeheimst und besand sich gerade au dem Wege zur Wohnung seiner Braut, als sein Freund Bandel ihm in der Straße, in der jene Wohnte, entgegen kam. Voit weitem schon winkte ihm Bandel lebhaft zu. „Nepos, alter Junge, gratuliere zu dem glück lichen Ausgang Deiner Reife. Uebrigens eine große Ueberraschung," rief der Freund ihm entgegen. „Ich komme gerade von dort her." Beide Beamte schüttelten sich die Hände. „Wenn Du nicht wieder einmal flunkerst, kann das, nach Deinem Gebaren zu urteilen, nur etwas Erfreuliches sein," bemerkte Rolow, neugierig, was den Frcnnd nach dem Hause seiner Braut geführt haben mochte. Bandel strahlte ja förmlich vor Freude. „Natürlich etwas Erfreuliches," nickte er schmun zelnd, „anderes ist man bei Dir Glückspilz ja gar- ilicht gewohnt. Warst Du schon beim Chef?" „Ich komme geradeswegs vom Polizei-Präsi dium, um eben meine Braut zu besuchen und da nach einmal gehörig auszuschlasen." „Repos, das hast Du mal wieder fein ge deichselt, Offen gesagt, ich versprach mir von Deiner Reise nach Berlin nicht viel; der Kerl, der Stamke, hatte einen zu großen Vorsprung und Du hattest cs mit einem dreimal destillierten Sallunken zu tun." ist sozusagen von den Toten wieder aufe.-standen. Und da sich das Haus Deiner Braut hier in der Nähe besand, so haben wir ihn einstweilen dorthin gebracht, ich wollte eben zu Dir, um Dir das mitzukcilcn. Du hattest uns ja Deine Rückkehr von Berlin zum Mittag telegraphiert. Das andere kannst Du Dir selbst ausmalen, denn Du weißr ja, daß die Mutter und Schwester des Ehlers aus der Suche nach dem Vermißten schon seit mehreren Tagen bei Deiner Braut weilen. Ich habe mich bald ans dem Halise Deiner Schwiegermutter ent fernt, denn ich kann solche Szenen, auch tvenn Wiedersehens-Freude die Ursache der Erregung der Gemüter ist, nicht mit ansehen." „Und wo ist Ehlers in diesen vier Wochen Hamburg, da wir sonst doch von ihm gehört haben würden. Er scheint irgendwo außerhalb der Stadt in einem Krankenhaus«; gelegen zu haben und hat dort vielleicht erst gestern oder heute nwrgen die Besinnung wicdercrlangt. Sein Kopfhaar ist ihm glatt weggeschoren und ein mächtiges Pflaster scheint eine schlimme Wunde am Hinterkopf zu verschlie ßen," „Dachte ichs nicht gleich! Dieser Schlicke, der Stamke, Hal ihn offenbar an einer wenig belebten Stelle außerhalb Hamburgs, vermutlich in der Nähe der Siegeshühe hinter Ottensen abends hinterrücks niedergeschlagen und ihn danach beraubt, Am nächsten Morgen fand man Ehlers zweifellos be wußtlos in seinem Blute liegen und schaffte ihn in das nächste Krankenhaus." Bandel nickte zustimmend. „Da mutz ich ein wenig aushvien. Höre; Ich befand mich um zehn Uhr auf der sechsten Ncvicrwache, als ein Konstabler nach dort meldete, datz auf dem freien Platze vor der Gemeindefchulc ein gmgeUeideter unbekannter Mann ohnmächtig niedergesunken sei. Man möge den Kcankenwagei schicken. Ich hatte im Augenblicke nichts mehr au der Revierwache zu tun und nahm infolge del Meldung meinen Weg über den bezeichneten Platz. Dorr trat ich an den Mann heran, der von einer Menschenmenge umringt war und in der Tai wie leblos dalag. Der die Meldung erstattende Kon stabler hatte in den Taschen des Bewußtlosen be reits nach dessen Namen und Herkunft geforscht, aber nichts gefunden. Da bemerkte ich in der lin ken krampfhaft geschlossenen Hand des Daliegen- dcn ein winziges Stück Papier. Ich beugte mich zu dem Fremden nieder, bog dessen starren Finger zurück und entwand ihm den Papicrfetzen. Und nun denke Dir meine Ueberraschung: Auf dem Zattel waren mit bebender Hand die paar Worte geschrieben: „Wer mich findet, bringe mich zum Polizei-Inspektor Rolow." „Ehlers, es ist mein unglücklicher Freund," rief Rolow, auss höchste erregt. In überwältigen der Freude schlang er beide Arme rrm den Hais § des Kollegen und — was Bandel noch nie an , Rolow erlebt hatte, geschah jetzt auf offener Straße — er drückle ihn an die Brust, dabet wurden ihm ogar die Augen feucht. „Es ist so, Rolow. Dein langvermitzter Freund Geheimpolizist Kepos. Kriminalroman von T h. Schmidt. 34j (Nachdruck verboten.) Doklor Wichmann verständigte den Wirt über den Zustand des Flüchtlings. Diesem ici '-nsolge der schweren Verletzung am Kopse d:r Swn siir die Beurteilung seiner Lage und d-ie Fähigkeit des Sprechens sowie die Erkenntnis verloren gegangen, daß seit der Stunde, in der er bewußtlos >n das Slein'sche Laboratorium gebracht wurde, fast vier Wochen vergangen waren. „Wie es scheint, ist der Mann in der Nähe der Siegeshöhe überfallen und mir einem gefährlichen Gegenstände zu Boden ge schlagen worden. Wir haben bei der Untersuchung seiner Taschen nichts weiter gesunden, als eine alt« fast wertlose Zylinder-Uhr und in einer hinter der rechten Hosemasche sich befindlichen zweiten Tasche ein kleines Portemonnaie mit 50 Mt. in Gold. Irgend ein Zeichen, was zur Feststellung seiner Herkunft und seines Namens hätte dienen können, fand sich nicht vor. Auch «-ine Bekannt machung in der hiesigen Zeitung hatte hinsichtlich der Feststellung seiner Person keinen Erfolg. Nur die gediegene Kleidung ließ erkennen, daß der Mann den besseren Ständen angehörte und hier fremd sein müsse. Da der Fremde Ihnen seine Verwundung als von einem Ueberfall herrührcnd bezeichnet hat, so ist, dessen Ehrlichkeit vorausge setzt, an einen« solchen Wohl nicht inehr zu zwei feln. Rätselhaft bleibt der Fall nichtsdestoweniger. Ein Stratzcnräubcr hätte ihm sicher auch die Uhr abgenommcn und wenn er in den vorderen beiden Hosentaschen kein Geld fand, so würde er sicher auch die Hintere Tasche durchsucht haben, denn in dieser versteckt liegenden Tasche pflegen vorsichtige ! Männer meist ihre Barschast zu verbergen. Wohin i lautete denn die Fahrkarte, die Sic für den Mann < lösten?" I