Volltext Seite (XML)
mauern wurde eS vernichte». Die schweren Ma schinen wurden zum Teil zeitrlimmert, zum Teil stark beschädigt. Dar Ganze bot einen einzigen Trümmerhaufen. Nach ärztlicher Ansicht dürsten alle Verunglückten mit dem Leben daooukommen, wenn auch bei einzelnen die Arbeitsfähigkeit für die Zukunft stark beeinträchtigt bleiben dürfte. * Die bestohlene Polizei. In Nördlin- nen in Schwaben wurden der Polizei aus dem Rathaus am hellichten Tag 600 Mark Halzgelder gestohlen, die ein Schutzmann für eine Stiftung einkaffiert und in einem verschlossenen Koffer aus der Polizeiwache verwahrt hatte. * Ein Affe, der monatlich 30000 Franken bezieht. Der Affe Konsul Peter, der zurzeit in dem FolieS-Bergere in Paris gegen ein Gehalt von 20000 Franks monatlich auftritt, ist sür den Monat Juli für 30 000 Franks nach London engagiert. Wie viele Dichter und Künstler werden den glück ichen Affen beneiden. * Eine neue amerikanische Brief, marke. Von Juni an werden alle Postämter in den Vereinigten Staaten eine neue Brüfmark« orr kaufen, die zur Erinnerung an die Erwerbung von Alaska ausgegebrn wird. Die neue Marke ist rot, gilt zwei Cent und trägt in der Mitte das Porträt deS ehemaligen Staatssekretärs W!lliam H. Sewald, der di? Verhandlungen über die Erwerbung von Alaska seitens der Vereinigten Staaten abschloß * Prügelstrafe in England. Düs-r Tage war ein 65jäbriger Greis von dem Schöffen gericht von Middleess x wegen Bettelns zu einer Gefängnisstrafe und zwölf Nutenhieben verurteilt worden. Die Anwendung dieses Ueberbleibsels mittelalterlicher Rechtspflege auf einen alten Mann hat viele Leute gegen die Richter empört, weshalb der Minister deS Innern Gladstone im Parlament zu versichern, daß die Strafe nicht zur Ausführung kommen solle; selbst wenn das Appellgericht das Urteil der Schöffen bestätigen sollte, würde LaS Ministerium Les Innern den Delir quenten bc» gnädigen. 'Schülerselbstmord. In GüteiSioh (Westfalen) erschoß sich ein Unterprimaner des dorti« gen Gymnasiums. Die Furcht vor geistiger Umnach tung — sein Bruder befindet sich im Jrrenhause — hat den jungen Menschen tn den Tod g-triebrn. Vorher hat er seinen Mitschülern den Selbstmord angezeigt. 'Mit einer Flasche erschlagen Im Dorfe Zartenlhin bet Stepenitz i. P. erschlug ter Arbeiter Kölner einen andern Arbeiter mit ein! Bierflasche. 'Eine prächtige Tropf st ein höh ll wurde oberhalb S-gelhorst b-t Hessisch-Oldendo! entdeckt. Die Höhe der Höhle, in die man erst etwl dreißig Meter lief eingedrungen ist, b trägt drei bi» sechs M-ter. Die Wände und Decken zieren eigen» artige Tropfsteingebilde. I 'Eine tragische Verwechslung! Der Friseur K-sssnich in Siegen i. W., der nebenbei z auch das Gewerbe als Kummerjäger auSübt, wollt» einer Taff- Tee Zucker zusitzen und verwechselt! diesen mit einem grstigen Pulver, drS er zur VerD tilgung deS Ungeziefers in seinem Hause aufbewahrtel Obwohl sofort ärztliche Hilse znr Stelle war, ist de« Bedauernswerte unter schrecklichen Schmerzen ge-» storben. Geheimpolizist Uepos. Kriminalroman von T h. Schmidt. 20) (Nachdruck verboten.s Nolow fuhr fort: Eite sofort nach der Woh nung des Stamke und sich, ob Du ihn dort noch fassen kannst. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, daß der Kerl gestern abend nach uns noch in der Herberge gewesen ist und den Wirt bestochen hat, ibm über unsere Persönlichkeit Aufschluß zu geben. Der Hcrbergswin steht ja nicht im besten Rufe. Hat er danach erfahren, daß er polizeilich be obachtet wird, so wird in ihm schnell der Plan gereist sein, noch einmal den Evup in der Fabrik zu versuchen, nm danach aus Hamburg zu ver schwinden, Ich bleibe solange hier, um erforder lichenfalls dcni Stamke sofort nach Berlin nach- zureiscu. Du hast ihm doch dieAdreffc seiner Braut in Berlin schon früh zugesandt. Gelingt Dir seine Festnahme in Hamburg nicht, dann muß ich sie in Berlin versuchen. Macht die Liebe zu der hübschen ehemaligen Kunstreiterin den Menschen blind, und das scheint mir fast so, dann entrinnt er mir nicht. Eine Dummheit begeht zu unsenn Glück ja auch zuletzt der geriebenste Schurke, und die hat Stamke schon begangen, indem er die Briefbogen mit den Versuchen der Nachahmung der Handschrift des Fräulein Diekborn nicht längst vernichtete" . . . „Nein, nicht allein, sei voisichtig, nimm unter allen Umständen noch mindestens zwei Detektivs mit, der Mensch wird Euch zu schaffen machen. Adieu, ich wünsche Dir Glück!" Nolow trat vom Fernsprecher zurück. Dicht hinter ihm stand bleich, aber gefaßt der Fabrik- Herr. „Herr Polizeiinspektor, ich hörte alles, ich ver stehe jetzt alles, ich glaube Ihnen alles! Mein Gott, welch' schweres Unrecht tat ich Ihrem Freunde! Glauben Sic, daß Ehlers erschlagen wurde, oder ist noch eine Hoffnung vorhanden, daß der zu Unrecht so schwer Verdächtigte noch am Leben sein kann?" Rolow warf einen Blick auf die schluchzende Tochter und die sprachlos ihn anstarreude Schwe ster des Hausherrn. „Es gibt Menschen, die, was lhre eigene Per son betrifft, vom Glück ausfallend bevorzugt wer den. Zu diesen Menschen gehört mein Freund Ehlers. Do man bis soweit seine Leiche nicht ge funden hat, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß Ehlers bei dem hinterlistigen Uebcrfall seines Feindes nur betäubt ward, danach im bewußtlo sen Zustande ausgefuuden und in diesem in ein Lazarett verbracht worden ist, in dem er vielleicht schon seit Wochen mit dem Tode ringt. Wäre es im Augenblick nicht meine Ausgabe, mich des Stamke zu versichern, so würde ich mich sofort auf die Suche nach meinem Freunde begeben." Der Fabrikhcrr seufzte schwer. „Das wäre jetzt meine Pflicht," sagte er. „Durch mich ist Ehlers, wenn auch indirekt, in diese schreck liche Lage gebracht worden." „Herr Diekborn, wir Menschen irren leider nur zu oft. Manche Handlung, die wir au unserm Nächsten mißbilligen, würden wir begreifen und entschuldigen, wenn wir der Ursache besser nach forschten. Ehlers ist eine volle, impulsive Persön lichkeit, das Leben hat ihn früh in eine harte Schule genommen und aus ihm einen Mann von festem Charakter und eiserner Willenskraft gemacht. Ein solcher Mann wird von vielen nicht verstan den, und statt Anerkennung erntet er nicht selten Mißtrauen oder gar Undank. Sie haben Ehlers eben nicht verstanden und in Uirkenntnis der auf ihm lastenden Pflichten hinsichtlich des Unterhalts seiner Familie, schoben Sie seinem rastlosen Eifer sür Ihr Geschäft — der ihm meines Erachtens zunächst doch nur pekuniäre Vorteile cinbriugcn sollte — klug berechnete Pläne auf die Gestaltung seiner Zukunft unter. Es freut mich, daß Sie an- sangen, besser von Ehlers zu deuten. Die Nach forschungen nach Ehlers bitte ich zu unterlassen. Was in dieser Hinsicht geschehen kann, soll noch heule geschehen. Sobald ich Gewißheit wegen des Stamke aus Hamburg habe, werde ich die erfor derliche« Anordnungen zu seiner Auffindung tref fen. Gestalten Sie mir, daß ich mich bis zum Eintreffen der erwarteten Nachricht von meinem Kollegen hier aufhalle. Wenn Sie erlauben, be sichtige ich ein wenig Ihren herrlichen Garten, der ja eine Sehenswürdigkeit zu sein scheint." »Ich gestatte Ihnen alles, Sie sind mein Gast. Male, sorge sür den Herrn Polizeiinspcktor, ich muß 'ogleich wieder zur Fabrik." Der Hausherr goß sich ein Glas Wasser aus der Karaffe auf dem Tische c>n, und teerte es in einem Zuge. Das Frühstück, das seine Schwester ihm bereiten wollte, verschmähte er. Bleich und auf geregt stürzte er zum Hause hinaus. Rolow verließ gleich darauf das Zimmer und durchmaß laugsamcn Schrittes den Garten, ost blieb er stehen und schaute auf seine Uhr, oder horchte nach dem Verandazimmer, ob von dort nicht der Helle Klang des Fernsprechers ihn ins Haus zurückrief. Bei aller gemütverhäUenden Be schäftigung seines schweren Berufs halte er sich den offenen, empfänglichen Sinn sür die Schönheiten und Erhabenheiten der Natur bewahr,. Mit Ent zücken sog er, der an schlechte Luft gewöhnte Großstädter, die balsamischen Düfte ein, die den tausenden Blumen um ihn entströmten, ruhte sein Auge auf der Pracht der Rosen und dür reifen den Früchten an den Spalieren und Pyramiden- bäumchen. In tiefes Sinnen verloren stand er vor einer Rabatte von blühenden Lilien, denen I ein fast betäubender Dust entströmte. Das war! es, was er sich ersehnt halte: ein eigenes schmuckes» Haus, ein wohlgepflcgtcr Garten mit Blumen» und Früchten und dazwischen seine lebhafte Käti.» frisch, mit roten Wangen, mit ihren hübschen I listigen Augen ihm zulächelnd, wenn er müde und I abgebetzt vom Dienst hcimkchrtc. Er hörte hinter sich seinen Namen rufen. Lisa » wars Sic stand vor einer Groite und trug ein » Scrvierbrctt mit einem Imbiß und einer Flasche I Wein. „Darf ich Sic zu einem kleinen Frühstück ein- ! laden, Herr Polizeiinspeltor?" Angesichts der ausgesucht seinen Leckerbissen, I die sic auf dcm kleinen runden Tisch! i« der Grotte ausbrcitcic, forderte ihn sein arg vernach- liissigter Magen energisch zum Zugreise a auf. Er I dankte mit verbindlichem Lächeln, sein Blick um faßte dabei die blasse liebliche Gestalt. Das junge Mädchen litt schwer unter dem Unglück, das ein Elender über sie und die Ihrigen gebracht hatte. „Liebstes Fräulein, ich kann cs nicht verant worten, daß Sie sich meinetwegen . noch länger bemühen. Sic müssen sich schonen," ^agte er, sich setzend. Lita schüttelst den Kopf. „Es geht besser als ich dachte. Ihr.- Nachricht von Ihrem Freunde, die endlich bestätigte, was ich immer geglaubt habe, hat mich wieder* aufge richtet. Mag sich nun auch das Letzte, das ^Schreck liche von Ihrem Freunde ereignen, es sol^ mich gefaßt finden, sehe ich doch seine Ehre gleitet, weiß ich dock, daß ich keinem Unwürdigen ver traute." (Fortsetzung folgt.) I Druck und Verlag vo« I. «uhr «achfomer D r. Alban Kris», Hoheustetn-Ernsttha'. — Veraatworrliter Redakteur Wild. Li pp ach er, Hohenficin-ErnsUhal.