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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.05.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190905281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090528
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-05
- Tag 1909-05-28
-
Monat
1909-05
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.05.1909
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werden Mitglieder -er Deutschen Landwtttfchafis- gesellschaft im letzten Drittel des Juni auch nach hier kommen. Im Anschluß an den Besuch der Wanderausstellung in Leipzig führt ihre Reise über Chemnitz nach hier zur Besichtigung unserer elektrischen Ueverlandzenkrale und einer Anzahl ihr angeschlossener kleinbäuletticher Betriebe, Gersdorf, 27. Mai. Am Geburtstage Er. Majestät des Königs wurde Herrn Lehrer Breiten born hier für seine langjährige ersprießliche Wirksam- leit im Schuldienste vom königlichen Kultusministerium das Prädikat „Oberlehrer* verliehen. Die Ueber- relchung der Urkunde fand im Anschluß an den Fest aktus in der Zentralschule durch den Herrn OctS- schulinspektor statt. Gersdorf, 27. Mai. Zum Pfingst- Sonnabend, 29. Mat, läßt die Gesellschaft für Omnibus-Verkehr Gersdorf—Hohenstein-Gr. einen GLtra-Wagen bis Bahnhof Hohenstein-E. und zurück verkehren. Abfahrt Gasthaus „Krone* nachmittags 5 Uhr. Die Rückfahrt vom Bahnhof erfolgt abends 7 Uhr. Am 1. und 2. Feiertag verkehren die Wagen wie Sonntags, am 3. Feiertag wie an Wochentagen, doch sollen zu den fahrplanmäßigen Touren Bei. wacen bestellt werden. — Stollberg, 26. Mai. Der Bau des neuen Amtshaupimannschaslsgebäudes ist jetzt ein gestellt worden, weil die Stetnarbeitcr streike». Deshalb ist es fraglich, ob die Trennung der Chem nitzer Amishauprmannschast wn t. Januar 1910 vor sich gehen kann. Man hat erst den Grund her aus und beginnt mit dem Bau des ersten Stocks. — Zwickau, 26. Mai. Der Verband der hiesien Inhaber offener Ladengeschäfte wird an die Konigl, Staatsregierung eine Eingabe um Aufhebung der Verordnung vom Jahre 1865 be treffend das Verhängen der Schaufenster an Sonn- und Festtagen richten, um deren Unterstützung die Brudervereine und sonstigen organisierten Ladcn- inhaber Sachsens angegangen werden sollen. — Die Kassiererin des Zirkus Angelo, die von Zwickau aus mit 1500 Mart Gefchästsgeldern das Weile gesucht hat, wurde jn Plauen festgenommen. Man fand noch 200 Mark bei ihr. — N i e d e r h a ß l a u, 26. Mai. Ein drei Jahre altes Kind der Familie Modes, hier, stürzte aus einem Fenster der elterlichen Wohnung zwei Stockwerke herab und wurde lebensgefährlich verletzt. — Erlbach i. V., 26. Mai. Das Interesse, welches die Staatsregierung dem Mustkinstrumen- tenmachergewerbe enkgegenbringt, trat auch bei der jüngst hier abgehaltenen Gesellenprüfung der Freien Musikinstrumentenmachcrinnung zutage. Der Prüfung wohnten u. a. die Herren Amtshauptmann von Bose-Oelsnitz und Gcwerbekammcrshndikus Dr. Engelmann-Plauen bei. Von den 17 Prüflingen bestanden fünf mit „ausgezeichnet" und zwölf mit ,.gut>". — Plauen i. V., 26. Mai. Der sächsische Taubstummenbund, der unter dem Ehrenvorsitz des Pastors Gocht in Zwickau steht, hält zu Pfingsten in Plauen, wo er vor sieben Jahren gegründet ward, seinen 7. Bundestag ab. Das Ziel des Bundes geht dahin, seinen schutzbedürftigen Angc- gehörige» ein eigenes Heim zu schaffen. — Neustädtel, 26. Mai. Am Dienstag nachts gegen 11 Uhr, brannte daS bekannte Hole „Karlsbader HauS* am KönigSplatze hier nieder DaS Feuer entstand auf noch unermittelte Weise im Dachgeschosse, verbreitete sich sehr schnell über das große Gebäude und zerstörte eS bis auf die Umfassungsmauern. Gin großer Teil der Hotel- einrichtung und der Habe des Pächters P. Lorenz, der am Mittwoch die Bewittfchaftung an seinen Nachfolger übergeben sollte, wurde gerettet. Besitzer deS Gasthofes ist Brauereibesitzer Männel in WerneS- grün. Lor<nz wurde vorläufig in Hast aenommen. — Hainichen, 26. Mai. Die Aufführung des Festspiels „Die Vertreibung der Protestanten aus Salzburg" ergab einen Nettoüberschutz von 900 Mark zu gemeinnützigen Zwecken. — Flöha, 26. Mai. Die! weirbekannte Baumwollenfeinspinnerei, Firma E. I. Clauß in Plaue bei Flöha begeht am 5. Juni ds. Js. ihr lOOjähriges Jubiläum Jn Plaue und Flöhasind aus diesem Anlaß besondere Festlichkeiten geplant. Der Inhaber der Fabrik ist bekanntlich der säch sische Landtagsabgeordnete Clauß. — Rochlitz, 26. Mai. Pastor Zinßer, frü her Hilfsgeistlicher in Seelitz, jetzt Pfarrer in Bä renstein, ein Sohn des Kirchenrats Zinßer in Kötz- schenbroda, ist zum Pfarrer der deutschen Gemeinde La Billette in Paris gewählt worden. — Leipzig, 26. Mai. Jn der Maschinen fabrik A. Gmberler u. Co. in L.-Anger-Crotten dorf brach gestern früh gegen 10 Uhr ein Scha denfeuer aus, das schnell größeren Umfang an nahm. Der Bodenraum ist vollständig ausge brannt, und auch die erste Etage des Grundstückes hat stark gelitten, so daß neben einem Material schaden von zirka 10 000 Matt auch am Gebäude ein Schaden von etwa 4—5000 Matt entstanden ist. Es ist jedoch alles versichert, so daß die Firma einen Schaden nicht erleidet. Zwei Lehrlinge der Firma, die durch ihre Unvorsichtigkeit den Brand verursacht haben sollen, tourden von der Polize sistiert. — Knautnaundorf, 26. Mai. Beim Ausroden einer Hecke fand ein Gutsbesitzer ein Gefäß mit 73 Zwanzigmattstücken und 20 Zehn markstücken. — Dresden, 27. Mai. Zu Ehren deS Jnfanten Don Fkrnando von Spanien, P.tnzen von Bayern, fand gestern abend im Residenzschloß Tafel zu 56 Gedecken statt, bei der der König und der Jnfant Trtnksprüche in französischer Sprache wech selten. Nach Aufhebung der Tafel begaben sich die Herrschaften inS Opernhaus. Der König verlieh dem Jnfanten den HauSorden der Rautenkrone, den Obersten Jordana und Sandino den Komtur zweiter Klasse, den Rittmeistern Marquis de Zarco, Josä Pulido und Hauptmann Mancheno da« Ritterkreuz erster Klasse und dem Oberleutnant BIL'quez das Ritterkreuz zweiter Klasse vom AlbrechtSorden. Der gestrigen Opeinvorstellung „Maurer und Schlosser" wohnten der König in der Uniform seines span schiN Regiments, der Jnfant von Spanien, sowie Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde bei. Heule früh 8 Uhr begab sich der König mit Don Fernando und einer glänzenden Suite aus den Heller, wo eine Hebung mit gemischten Truppenteilen stattfand. — Prinz Ludwig von Bayern wird am 13. Juni in Dresden eintreffen, um tagS darauf als Vertreter deS P:tnz-Regenten mit dem König der Zweijahr- jundertfeier deS 3. sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" in Zittau beizuwohnen. — Grimma, 26. Mai. An Königs Ge- iurtsiag wurde in der Kaserne des hiesigen 2. Husaren- KegimentS Nr. 19 ein Denkmal eingeweiht, daS für die in Südwestafrika gefallenen ehemaligen Ange- hörigen deS Regiments errichtet worden ist. Fünf Mann, ein Leutnant, ein Sergeant und drei Husaren, sind vom Regiment in Südwestafrika geblieben; ihre Namen sind zum bleibenden Gedächtnis in das Denkmal eingehauen. — Nordhausen, 26. Mai. Von einem ulenden Brande wurde in vergangener Nacht das nahe gelegene große hannöversche Bauerndorf Urbach heimgesucht. Gegen Mitternacht entstand in dem Gehöfte des Landwirts Hahnemann Feuer. Innerhalb drei Stunden waren 18 Gehöfte ein geäschert. Auch die Dorfkirche fing an zu brennen, konnte aber gehalten werden. Viel Vieh und das gesamte Mobiliar sind verbrannt. Tie Bewohner haben nur das nackte Leben gereitet. Der Scha den wird auf eine halbe Million geschätzt. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Gerichtliches. 8 Leipzig, 27. Mai. Urteil im Sptonageprozeß Schweng. Jn längerer Ausführung beantragte der Reichsanwalt, sämtliche Angeklagte schuldig zu sprechen. Er beantragte gegen AlfonS Schweng 6 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht, gegen Bohn 4 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Ebenfalls Polizeiaufsicht. AlS der Reichsanwalt bis hierher gekommen war, bekam Schweng wieder einen epileptischen Anfall. GS mußte eine Pause ein- treten. Während dieser Pause sprang der Bruder vlS Angeklagten Schweng, der gestern al« Zeuge vernommen worden war, über die Barriere und wollte zu seinem Bruder auf die Anklagebank eilen, winde jedoch von GerichtSdienern und Polizetbe- amten sofort festgenommen und eingesperrt. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung fuhr der ReichS- anwalt fort und beantragte gegen die Mutter und die Ehefrau der Schweng wegen Beihilfe je 8 Monate Zuchthaus gleich 1 Jahr Gefängnis, 5 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizei- Aufsicht. 8 Berlin, 26. Mai. „Für die verli- ner »stalleS gut genug!* Ganz unglaub- liche Schmutzereien in einem Sommerlokal, da« haupt sächlich von Berliner AuSflüglern stark besucht wurde, kamen in einer Verhandlung zur Sprache, die das Schöffengericht Berlin-Wedding beschäftigte. Die Be- w.iSaufnahme lüstete Geheimnisse aus einer Wirts- hauSküche, bei deren Erörterung sich bei verschiedenen Anwesenden im GerichtSsaal ein derartiges Uebelbe- fi iden einstellte, daß eS beinahe zu einer „Kata strophe" gekommen wäre. Angeklagt wegen wissent luhen Vergehen« gegen daS Nahrungsmittel-Gesetz war der Gastwirt Ernst Ziekow und dessen Ehefrau aus Heiligensee. Sie sind Besitzer eines großen Sommerlokals in Heiligensee an der Havel. Außer den gepfefferten Preisen zeichnete sich daS Lokal durch eine glücklicherweise seltene und fast unglaubliche Unsauberkeit auS Die sämtlichen Speisen und Ge tränke wurden mit schmutzigem Haoelwasser ange- richtet, da? mit Eimern direkt au« dem Flusse ge- schöpft wurde. Größere Unreinlichkeiten wie tot Fische, Wasserpflanzen und Froschlaich wurden mir der Hand aus dem Wasser entfernt. Die zum Wasser- schöpfen benutzten Eimer dienten sonst folgender Zwecken' Abgrsehen davon, daß mit Hilfe der Eimer o-.r Tanzboden aufgkwischt wurde, fanden diese auch Verwendung bei der Klosettreinigung. Außerdem wurden am Morgen die Nachtgeschirre auS den Schlafzimmern in die Eimer entleert, mit denen bald dara f daS Kaffeewasser auS der Havel geholi wurde. Irr einem in der Küche befindlichen Kess i wurde morgens schmutzige Wäsche eirigeweicht und in demselben Kessel gleich daraus für die Gäste Kaffe- gekocht, ohne daß er vorher gereinigt oder avsgespllit wurde. Vielfach wurde in dem Kessel auch dir Suppe zu dem Diner angerichtet, das dann vor den AuSflüglern teuer bezahlt werden mußte. Nach Erörterung von anderen ekelhaften Unsauberkeiten, die man noch nicht einmal von fern andeuten kann, nterefsirrt wohl die Art und Weise, wie die Ja- Haber ihre Gäste mit Milch versorgten. Jn dem Z scheu Lokal wurde eine sehr appetitliche Milch ver- auft, die die Ausflügler pro GlaS mit 25 Pfennig bezahlen mußten. In der Milch schwammen zu wiederholten Malen Mäuseleichen. Die Frau Z. machte dann mit der Milch kurzen Prozeß, siefischtt die toten Mäuse heraus und setzte daS in dieser Wcise „veredelte" Getränk den Dienstboten vor. Ais d-ese sich weigerten, die Milch zu trinken, wurde si< von der Angeklagten mit den Worten: „Für die Berliner ist aller gut genug" wieder in den Top! zu-ückgegossen. — Diese Wirtschaft in dem Lokal Ser Angeklagten, die vor Gericht von dem Vorsitz n- den mit dem allein Inffsuden Wort „Schweineiei" charakterisiert wurde, währte über zwei Jahre. Das U teil lautete gegen die Ehefrau auf drei Monan G.fängn s und 500 Mark Geldstrafe, gegen den Ehemann auf einen Monat Gefängnis und die gleiche Geldstrafe. Um d m Triiben der Ang-klag- >e r außerdem ein für allemal ein Ende zu »ereilen, e kannte das Gericht ferner auf Publikation des g.» samten U teils mit den Urteilsbegründungen. Neuestes vom Tage. * Tödliche Blitzschläge. Abermals werden aus Schlesien Fälle gemeldet daß Perso nen vom Blitz getötet wurden. Unweit des Pomo- logischen Instituts zu Prostau schlug der Blitz in einen allein stehenden Baum, unter dem mehrere Feldarbeiterinnen Schutz gesucht hatten. Ein Mäd ¬ chen wurde erschlagen und zwei Frauen erlitten Brandwunden. — Ferner wurde in Wilkau ein Arbeiter und in Wymyslowo «in 16jähriger Ar- bettsbursche vom Blitz erschlagen. * Schrecklicher Unglücksfall, Der Bergmann Schmihawski geriet in der Eminenz grube bet Beuthen (Oberschl.) unter den Förder- korb und wurde zu einer formlosen Masse zer quetscht. * Schreckenstat eines Irrsin nigen. Jn Murcia (Italien) tötete im Wahn sinn der Tapezierer Diego Rizo sein sechsjähriges Töchterchen durch sechzehn Messerstiche, Als auf das Geschrei des Kindes die Mutter herbeieetlte, hieb er auch auf sie mit dem Messer ein und versetzre ihr dreißig Stiche. Dann versuchte er sich selbst zu erstechen, da ihm das aber nicht gelang, stürzt« er sich aus dem dritten Stockwett aus die Straße, wo er mit zerschmettertem Schädel liegen blieb. * Gebt Kindern keinen Alkohol! Jn Preußisch-Börneske bei Aschersleben ist das 5jährige Söhnchen eines Bergmannes einer Alko holvergiftung zum Opfer gefallen. Die Mutter hatte dem Knaben bei Zahnweh öfters Branntwein gegeben. Auch sonst hatte er von diesem Getränk bekommen, so daß er daran gewöhnt war. Neu lich, als er sich allein befand, leerte er nun eine Flasche mit zirka einem halben Liter Branntwein, was natürlich den Tod zur Folge halte. Die El lern waren Nun vor Schmerz kopflos, was sich beim Begräbnis zeigte. Sie halten vergessen, den Sarg zu schließen, so daß die Leiche herausfiel und erst gereinigt werden mußte. * Ungeheurer Waldbranb, Aus Innsbruck wird gemeldet: Auf den Hängen des Beitclwurfes entstand ein großer Waldbrand. Rund 206 Hektar fielen dem verheerenden Elemente zum Opfer. An der Brandstätte arbeiteten mehrere hun dert Personen, darunter Militärtruppen. * Ein Denkmal für Adam. Nun mehr soll auch unser Urahne Adam ein Denkmal erhalten, und zwar wird es ihm von einem gewis sen Herm Bauunternehmer Brady in der Nähe von Baltimore errichtet werden, wenn die Mittei lung eines amerikanischen Blattes richtig ist. Das Denknial soll in der Gestalt eines großen Obelis ken ausgeführt werden, den eine große Sonnen uhr krönt. Die eine Seite zeigt die Inschrift: Sie transit gloria mundi, während die andere Sette mitteilk, wem das Denkmal gilt. * Gin netter Dext. Ein niedliches Geschichtchen, das während des Sänger-Wettstreites tn Frankfurt passierte und das den Vorzug haben soll, wahr zu sein, erzählt die Frankfutter Zeitung: Ein betagter Chordirigent, dem die vorzügliche Verpflegung in Frankfurr sichtlich gut bekam und der dem Spezialstudium all der gebotenen kulina rischen Genüsse mit Gründlichkeit oblag, wurde nach einem opulenten Mahle vom Kaiser ins Gespräch gezogen. „Majestät", sagte der würdige Herr, der sich gerade in die Bekanntschaft mit einer neuen Sektsottc vertieft hatte, „nächstens dirigiere ich ein Konzett, in das auch Ihre Frau Gemahlin kommt." „So? Haben Sie auch inbezug auf meine Frau einen netten Text gewählt?" „Gewiß, Majestät!" „Nun, welchen denn?" „Wenn alle untreu werden!" (Text eines allen Kirchenchores.) Tableau! — Der Kaiser lacht laut auf, Graf Hülsen-Häselcr windet sich vor Lachen. „Wie heißt denn der Verein, für den Sie ein Konzert geben?" entringt es mühsam dem Monarchen, der des Lachens nicht Herr wer den kann. „Der . . . Frauenländische Vaterverein, Majestät!" * Das Auto des s e rb tsch e n E x- kronprinzen. Prinz Georg, der schon wie derholt infolge zu schnellen Fahrens Automobilun fälle verurfachre, fuhr in Belgrad gegen einen Grenzstein, Das Automobil wurde vollständig zer trümmert und der Prinz und sein Begleiter her- ausgeschleudcrt. Sämtliche Insassen erlitten leichte Hautabschürfungen. * Katastrophe bei e!rnem Fetter- wer k, Die Stadt Sassari in Sardinien war gestern der Schauplatz einer furchtbaren Katastrophe. Während des Feuerwerks im Korso platzte eine Geheimpolizist Arpos. Kriminalroman von Th S ch m i d i. 23j «Ne.chinick nervolenü „Mutter, ich möchic die Braui Rolows doch so gern kennen lernen," bai Agathe, um das Ge spräch wieder auf diesen sic lebhaft beschäftigenden Gedanken zurückzulenken. Frau Ehlers schüttelte den Kopf. „Kind, Du verlangst etwas Widernatürliches. Zwei junge Mädchen, die einen Mann zugleich lieben, die führt man doch nicht zusammen." „Für gewöhnlich ist dieser Satz richtig, liebste Frau Ehlers," bemerkte Rolow. „Allein, in unsenn Falle verliert er seine Gültigkeit, denn die eine junge Dame hat ja eingeiretener Umstände wegen auf den Mann verzichtet. Ich finde es ganz na türlich, wenn die andere jüngere Dame den leb- baslen Wunsch hegt, ihre hochherzige, beklagens werte Vorgängerin kennen zu lernen. Also es ist abgemacht, ich gehe und bestelle eine Droschke, die uns zu meiner Braut führt." „Ich muß mich dann Wohl fügen," sagte Frau Ehlers mit schmerzlichem Lächeln, mußie eine der- arrige Begegnung doch bei allen nur trübe Erin nerungen wachrufen. 9. Kapitel. Eine Viertelstunde später hielt die von Rolow gemietete Droschke vor dem kleinen Hause in der Vorstadt, das der Witwe Asmus gehörte. Der Polizeiinspektor Hais den beiden Damen aus dem Wagen und begleitete sie in das Haus. Käte Asmus kam gerade die Treppe von oben herunter, als Ro ow die Tür öffnete. „Ernst, bist Du schon zurück von der Reise?" rief sie überrascht ihm cnig-gencilend. Da gewahrte sie hinter ihm die schlanke Gestalt Agathens und deren gebückte Mutter. Sic stutzte einen Moment, als er ihr zuttef: „Nun rate mal, wen ich Dir da bringe." Er irai zur Seite und beobachtete beide Mäd chen, die sich einen Augenblick mit still-forschenden Blicken gcgenübcrstandcn „Das kann nur Agathe Ehlers und deren Mutter sein," rief Käte, deren Antlitz ein Helles Not überflog. „Seien Sie uns herzlich willkom men!" ries sie lebhaft. Sie wollte erst jedem förmlich die Hand ent- gcgcnstrcckcn, als sie aber in das krankhaft blasse, sanfte, stille Ergebenheit zeigende Antlitz ihrer un glücklichen Vorgängerin schaute, da schlang sie ihre Arme um den Hals Agathens und küßte sie stür misch aus Mund und Wangen. Ihrem natürlichen, lebhaften Impulse folgend gebrauchte sie ohne alle Formalitäten das „Du". „Sei mir nicht böse, liebste Agathci" rief sie mit Tränen in den Augen, ich — ich habe so oft an Dich gedacht und gemeint, Du müßtest mich hassen. Darf ich Dich meine Schwester nennen?" Agathe war von dieser Art des Empfanges überwältigt: sie harte eine gezwungen-freundliche Aufnahme, vielleicht eine allmählich sich steigernde Wärme unter eifersüchtiger Beobachtung von der Braui Rolows erwartet, diese schlichte, einfache, so herzliche Bewillkommnung und der Ausspruch der Bitte Kütcns, ihr eine Schwester zu sein, ge- sicl Agathe so sehr, daß sie freudig etnwilligte. Aber auch auf das bekümmerte Antlitz der'Mutter zauberte diese Art der Begrüßung ein kurzes freu diges Lächeln. „Ich bin nicht schuld daran, Fräulein Asmus, daß wir hier störend in Ihre kleine Häuslichkeit eindringeu," sagte sie, als Käte zu ihr hinflog, um sic zu begrüßen. „WenirSie Wüßten, wie ich mich danach ge sehnt habe, Sie und Ihre Tochter kennen zu ler nen, dann würden Sie das nicht sagen," rief Käte. „Aber nun kommen Sie, legen Sie ab. Meine Mutter, die Einkäufe macht, wird sich freuen, solche liebe Gäste bei ihrer Rückkehr anzu- trcffcn." Käte ergriff Agathens Ann und führte sic nach hinten in das geräumige Garkcuzimmer. Rolow und Frau Ehlers folgten. „Lieber Rolow, Sie werden wie cs scheint, in der Ehelotterie einen Hauprgewinn ziehen. Das junge Mädchen ist ja warmer, goldiger Sonnen schein für jedes Haus, da hat Agathe doch schwereres Holsteiner Blut." „So gefällt Ihnen Käte, wie sie ist! Das freut mich," sagte Rolow, dem es schmeichelte, wenn Jemand seine Braut lobte. Kätes Gedanken waren von dem Besuch so sehr in Anspruch genommen, daß sie an nichts Wetter dachte, als an ihn. Außer einigen Worten der Begrüßung, einem langen verwunderten Blick an der Tür wegen seines unerwarteten Erschei nens und den kurzen Worten: „Ich danke Dir, Ernst, daß Du Agathe hierher führtest," hatte sie sich mit ihrem Verlobten noch nicht besaßt. Als er daher nach einer Weile zu ihr in die Küche trat, um sich zu verabschieden, da erschrak sie über sein Aussehen und den tiescn Ernst, der sich in seinem Antlitz ausprägte. „Ernst, Du siehst blaß und übernächtig! aus, hast Du auch in letzter Nacht wieder den Schlaf cnibchrcn müssen?" Sie sah jetzt auch mit Verwunderung, daß er, wie es schien, aus seiner großen Garderobe den besten Gcsellschaftsanzug trug. „Ich habe wenig und sehr unruhig in letzter Nacht geschlafen: ich komme eben von einer Reise nach L. zurück und sand Frau Ehlers und ihre Tochter in meiner Wohnung vor. Was ich seil gestern abend in der Angelegenheit meines Freun- ws erlebte und weiter ermittelte, hat mich sehr angegriffen. Jetzt mutz ich Dich verlassen, Schatz: ch reise mit dem nächsten Zuge nach Berlin und erzähle Dir alles, was Dich interessieren kann, nach meiner Rückkehr. Seid recht lieb und freund lich zu den beiden Frauen: die Unglücklichen wissen noch nicht, .daß Ihnen die nächsten Tage wahr scheinlich eine sehr schlimme Nachricht von ihrem Sohne und Bruder bringen werden," Käte hing sich an seinen Hals. „Ernst, ich errate alles! Sei versichert, daß Mutter und ich alles aufbietcn werden, Frau und Fräulein Ehlers zu unterhalten und zu zer streuen!" „Ich wußte das, deshalb brachte ich sie zu Euch. Leb' Wohl, der Dienst ruft!"v Rolow drückte einen Kuß auf die Lippen sei ner Braut und ging. Draußen stand noch die Droschke, die sie hier her gefahren hatte. Er rief dem Kutscher: „Mög lichst schnell nach meiner Wohnung", zu und sprang in den Wagen. Jn seiner Wohnung zog er sich schnell um, lcgre einige Sachen aus seinem „Museum" in einen kleinen Handkoffer, verständigte seine Wirtin Uber die wahrscheinliche Dauer der Reise und befahl danach dem auf ihn wartenden Kutscher, ihn nach dem Klostertorbahnhofe zu fahren. „Ich mutz den D-Zug nach Berlin auf alle Fälle noch erreichen," Als er durch die Sperre am Bahnhofe trat, ah er seinen Freund Bandel im Gespräch mit dem hncn bekannten Bahnhofs-Inspektor. Er grüßte kurz und gab Bandel im Vorbeigehen ein Zeichen, ihn an den Zug zu begleiten. (Fortsetzung folgt.)
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