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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 18.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190904186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090418
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-04
- Tag 1909-04-18
-
Monat
1909-04
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 18.04.1909
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W> DWÄ-ElWckl UM Amtsblatt Nr. 83 Sonntag, den 18. April 1909 1. Beilage s el* Wort zu sprechen. Mi«, saß zwar an dtmsel-I Schleier zusawmenzogen. * ben Tisch und nähte, aber sie sah de» Besucher immer ohne jeden Ausb Mien beim Fenster und nähte. lebende Wesen find, die nur totenstill an der im kleine eine Bon Zeit zu Zeit blickte er umher, als ob Harken Ticken Und dieses dumme Ticktack, das hie und da schwarzen, glänzenden Rahmen hingen. sagte daraus schnell hintereinander, ohne zu stocken: gleich entdeckte, wurde sie unruhig, hörte auf zu als ob ihr dadurch das Denken erleichtert würde hier a» heute den stand-, sie setzte sich hin und hielt es fest in und weiter nichts. Tritt von Männerstiefeln, der durch keinen Läufer äußern. Polman ist kein schlechter Mensch — er hat schlnch- Aber plötzlich stand er aus, sie sah, wic um seinen Mnnd, schweigend gab er ihr die Hand wilde Wut jagte ihm das Blut in das gewöhnlich Blick auf den Herd, dann aus die auch nur einziges Mal das Wort an Mien zu richten, Porte ihn, nie erhob er seine Stimme. Immer hatte und wieder >var sie allein ihm Und dann, als alles das jetzt, — zu Polman? Aber weißt Du und gleich stellte daun alles sorgfältig in das Küchcnschränk- sei, und wo biei war und nochmals angezttndet hatte, wie wenn nichts Arbeit auf dem Kontor aus, brachte seinen gairzen Verdienst, ohne auch nur einen Cent für sich selbst zurückzlchatten, nach Hause. Pünktlich verließ er die Wohnung und kehrte stets um dieselbe Zeit and schaute hinaus in die graue, bleich« Luft, in die die Erde eingchüllt zu sein schien. Ihre Augen das eintönige Geräusch wieder gewahr. Manchmal lauschte sie auch unbewußt, und wenn sie es nicht Nie war er aufgeregt oder heftig, sondern stets einen ruhigen und phlegmatischen Ein- Er war von einer eisigen Teitnahmlosigkeit, rührte ihn, nichts regte ihn aus, nichts em- das Ticken garnicht leise und immer leiser in das Meer dieser auf einmal tourde sie auf ir- aber sie gelblich-grauen Gardinen vor den Fenstern untergelassen waren. Er rauchte seine Pfeife feiner Stimme auf. Eine zeitlang kam er regel mäßig zwei Mal in der Woche, um Domino zu spiele«, er rauchte seine Zigarre dabet und ihr Lampe, nahm seines Rockes stand, nachdem sie auch in wesen war und eine Zeit als ihr Schmerz, als sie ihm Als er ihn gelesen, sah nichts, denn er konnte Furche von Leid, von Tage, Treppe Kleider ihrem Kopse herum Sie der rechnen Hand imd und es war immer mehr und ging dieses in zurück machte druck. nichts Schreiber aus jweifel, daß Hochzeit war konnte nichts auch in der wohl, darfst darfst dulde »Ich geh' fort, Gustav, ich geh' fort. So kann ich nicht länger mit Dir Zusammenleben. Das ist kein Leben, das ist, um verzückt zu werden; es ist, um zu gründe zu gehen. Habe ich denn nicht das daß nicht das ein die ich', von saß lag die, Sie hörte, wie er soriging, ob alles Leben mehr und wiche, als ob sie sterbe. Dann hörte sie nichts mehr der lang herum so fremd. Es kam ihr alles vor wie einem Txaum. lickende die ent- Fenstei, an dem Platz, an dem ich fast jeden Tag mährend der neun stillen Jahre meiner Ehe geses- jen habe. Und bei diesem Gedanken, dem einzigen, der sie heute ganz erfüllte, schien ihr alles um sic daS Zimmer mit den vielen leblosen Dingen, obgleich bewegungslos und lautlos, doch wie ersten einzige Küche sonst, die her- und paers, und was wir schon finden, findet er häß lich, und umgekehrt. Dabei neigt er sogar noch dazu, die europäische Auffassung zu verspotten Manchmal hörte Mien mehr, die Sekunden tropften und verloren sich allmählich lautlvsen Stille; aber dann las er weiter in seiner Zeitung, geschehen wär«. nachdem sie sortgegangen, stieg hinauf zu ihrer alten Wohnung, und die Kleinigkeiten, die ihr Vier Mien die mn ihre gehörten, Zuletzt klopfte er die Asche aus seiner Pfeife und nachdem er den frischen Tabak über die Lampe er die wie Ich aufleUchtete, wie spielende Lichter auf einer beweg te» Wasserfläche, machte die Stille drinnen im Zim mer und draußen in der abgelegenen Straße noch liefer, noch endloser. blieben auch Wohl mit einem starren Blick gend einem Gegenstand im Zimmer hasten; iah ihn Nicht, sie dachte nur. Sie dachte: Zum letzlen Male sitze ich daß der Aschenbecher immer voll war von halb verbrannten Zündhölzern. Der Andere war aber für sie noch immer nur ein weiterer Fremder. Eines Abends war Gustav durch Arbeit über die Zett hinaus auf dem Bureau zurückgehalten worden und hatte vergessen, den -Anderen davon zu benachrichtigen, und da hatte Mien den ganzen Abend mit ihm geplaudert. Worüber? Sie wußte es selbst nicht mehr, aber einen tiefen Eindruck hatte «s ihr hinterlassen. Sein Gesicht hatte einen ältlichen Ausdruck, aber wenn er sprach, lag ein breiter Zug von großer Güte um seinen Mund. Seit diesem Abend empfand Mien eine ihr bis Halbdunkel liegenden Wand Mitten auf dem Kamin glänzenden Bilderrähmchen Uhr, die mit ihrem kurzen eilenden Minuten zählte. gebreitet, legte seine Pfeife darauf, sodaß Asche herausfiel, rückte seinen Stuhl gerade und legte dann seine Arme ausgestrecki an beiden Seiten des Tisches entlang. Mit ganz gleichgültiger Stimme, als ob gar- nichts geschehen sei, aniworicie er: „So, Du willst also fortgehen? — Gut — und ich? Was soll aus mir werden?" . Er schwieg, sah in das Licht der Lampe und zog die Augenbrauen in die Höhe. Und wieder sing er an zu sprechen: „Du willst also fortgchn?" . . . Dann lachte er auf einmal nervös auf: „Du gehst zu Polman, ich Weitz es Wohl." . . Es war, als ob das Sprechen ihm Mühe mache und er nicht viel nach einander sagen könne. denn ihn das an? Und unmerklich, leise wuchs die Steigung zwi schen den beiden Menschen. Mien wutzte selbst nicht, was sie empfand. Oft war ihr die Brust so übervoll, datz sie hätte weinen mögen und alles in ihr zitterte. In gleichem Maße aber, wie diese Neue Welt in ihr wuchs, schien ihr Gustav noch zurückhalten der und schweigsamer zu werden. Abends, wenn er die Zeitung las, schlief sie auf ihrem Stuhl ein, oder tat wenigstens als ob chen über der Anrichte. Als sie fertig die Lampe ausblascn wollte, sah sie sich in der Küche nm, ob alles in Ordnung ging dann ebeusalls »ach vorne. Ihr Mann saß im Porderzimmer, bis dahin nicht gekannt hatte. — Und nun wurden es Festabende für sie, wenn Gustav mit dem Anderen Domino spielte. Sie be- seinc Zeitung aus der Brusttasche und fing an zu lesen. Während er atz, las er, ohne die nichts? Weißt Du Wohl, was Du tust?" . . . Er stellte 'ich dicht vor sie hiu, und da fühlte sie mit einem Male, datz sie fest und trotziz ent schlossen war, und sich nicht vor seiner drohenden Haltung fürchtete. Alle Lust zum Weinen war ihr vergangen. Mit festem Griff fatzte er ihre Ober arme an, hielt sie so vor sich hin und schüttelte sie ein paar Mal hin und her, während seine Au gen nicht von ihr wichen und er zwischen den Wor ten immer wieder ein nervöses, eigentümlich abge- so bleiche Gesicht. „Du gehst fort," zitterte die wütende Stimme, Weste legie sie auf den kleinen Tisch dann in das vordere Zimmer tun auch Ordnung zu bringen, schien die blasse Herbstsonnc und warf lustige Lichtflecke in die Zimmer hinein. Sie weint« nicht mehr. Das Briefchen und die war, und und Stelle blieb er das alles sel ins Schlüsselloch stecken. Tagtäglich hatte sie Psiifcnkopf zu kleinen Häufchen zusammen. Jahren, nach qualvollen Leiden starb, ebenso kühl und apathisch, als ob ihn gaimichts anginge. Nie hatte er ein liebes Wort für Habt, nie eine Liebkosung. Selbst in blicken, wo der Mann sonst das ganz „Du läßt mich allein. Du gehst fort? lind alle. die Jahre, die ivir zusammengelebt haben? Sind> w Zte schliefe vor lauter Angst seine Stimme zu hören, j Schon'monatelang dauerte dieses Leben, bis sie las die Zeitung dabei. Einen Augenblick blieb sie in der Dunkelheit bei dem Bett stehen und schaute zu ibm hinein. Er saß schräg am Tisch, mit der rechten Hand hob er die Zeitung etwas zur Lampe hin, die linke hielt mit losen Fingern den Pfei- fcnkopt, aus dem langsam träge Rauchwolken auf- stiegen, die sich üm die Lampe herum ausbreiteten und sich darüber wieder zu einem spinnwebfetnen Alles drehte sich in hielt das Papier fest in tete Polman und ein Dienstmann mit seinem Hand wagen. Sie war allein hinaufgegangen, um zu stehen. stand zwischen kleinen abguholeu. Unten vor der Tür War ¬ den kleinen Brief reichte, er sie wieder qu und sagte nichts sagen. Eine tiese schwerem Leid grub sich ich Dich daran verhindern kann? Du fortgehen, — Du darfft nicht forigelwn, Haus nicht verlassen, wenn ich cs nicht kleincn Küche ge- dagestanden und in den stillen Räumen, und draußen bis Zu und und einem Kontor und es war gar kein er vorwärts kommen würde. Die an ihrem 21. Gebwrtstag. — Man an ihm aussctzen, und so blieb er Ehe. Gewissenhaft führte er seine nach den Pfannen, dem kleinen Herd und nach dem Tisch lnng'seheu hatte, nachdem sie die herunker- gelaffene Gardine dinaufgczogen batte, holte sie die Weste und die ztvei Knöpfe, setzte sich an das Fenster im Borderzimmer, an denselben Platz, wo sic seit so vielen Jabren gesessen und nähte die Knöpfe an die Weste. mit einem Male sagen . . ." Als die einfache Mahlzeit beendigt war, ging Gustav in das nach der Straße zu gelegene Zim mer, um seine Zeitung weiter zu lesen. Jeden dem Augenblick. Nach einer kurzen Weile neigte sie sich wieder über ihre fleißigen Hände und nähte, indem sie Sie Arbeit immer näher und näher zum Fenster bin, in das bleicher und bleicher werdende Nach- mittagsltcht hielt. Es war ein merkwürdig trübes Leben, das Mien imd ihr Mann Gustav zusammen geführt batten. Sie war noch sehr jung, als sie ihn hei ratete. Waruni gerade ihn und keinen anderen, sie wußte es nicht. Man kannte ihn als «inen anstän digen Mann, der nicht irank, kein Verschwender war, den Weibern nicht nachlief und ernst und pflichttreu seine Arbeit tat. Er war zweiter Tag las er zwei Zeitungen von der zur letzten Zeile, ohne auch nur eine überschlagen. — Mien blieb in der wusch das Geschirr ab, genau so wie das nämliche Geräusch gehört und niemals Hane! Er schien sich keinen Rat zu wissen es sie beunruhigt, aber in diesem Augenblick über-j nicht, was er eigentlich sagen sollte. f A«S dem Holländischen von P. van der Meer von M. von Wighel. (Nachdruck verboten.) I« dem bleichen, herbstlichen Nachmtttagslicht Wahnsinniger, „Ich mache mir nichts daraus, geh nur fort, laß mich nur allein, aber merke Dirs, Du bist und bleibst meine Frau. Niemals wirst Du frei. — Geh fort, geh jetztschnell, — ich mache mir wirklich nichts daraus, es ist mir alles gleich." . . . Dann brach er in ein albenies, schallendes Gelächter aus, das unheimlich und schrecklich stoß- weiße in ein wildes Schluchzen, in ein krampfar tiges, kurzes Weinen überging. Hastig kleidete Mien sich an, doch an der Zim- mertür zauderte sie noch einen Augenblick und während sic mit bebenden Fingern ihren Mantel zuknöpfte, schaute sie zu Gustav hin, der noch im mer nervös lachend, sich wieder an den Tisch, vor las immer und immer wieder dieselben Worte. Sie wutzte nicht, wie ihr geschah, sie dachte nicht, verstand nichis mehr; aber aus ihren Augen stürz ten Tränen, sie legte ihr Gesicht vornüber in die Hände und weinte . . . weinte . . . Und so fand sie der Andere. Als er sie sah, erschrak er. Er wutzte nicht, was sie hatte und es packte ihn eine große Angst und ein tiefek Bedürfnis fühlt, der Frau leidenschaftliche Worte wzuflüstern, herrschte eisiges Schweigen zwischen ihnen. Seine verblüffende Teilnahmlosigkeit, die mit der Zeit noch zunahm, grenzte an Roheit. Immer seltener und seltener richtete er das Wort an Mien, bis endlich beide ganz schweigsam gegen einander wurden. Und wenn sic auch in demselben Zimmer, an demselben Tffche saßen, es war als ob eine Ewigkeit sie trennte. Nichts, aber auch garnichls wussten sic von einander, nie hatten sie versucht sich einander zu nähern. Aber das, was Sie Leute eine unglückliche Ehe nennen, war es eigentlich nicht. Es war ein wunderliches Zusam menleben. Eines Tages hatte Gustav eine» Kollege», einen ruhigen, sa.iften Menschen mit nach Haus gebracht. Am erste» Abend spielten sie vier Stun den lang ununterbrochen Domino miteinander, ohne sie plötzlich, als sie, den Blick unablässig auf ihn und alles was mir gehört ab." gerichtet, zu ihm ins Zimmer trat. ! „Gut, gut" winkte ihr Gustav mit der Hand Jetzt stand ste am Tisch, nicht weit von ihm's», und lachte dann wieder nervös auf. Er hörte, wie sie mit schnellen Schritten di« raschle es sic wie etwas Außergewöhnliches. - — , Tür wurde geöffnet und siel mir einem schweren den Mann, den sie fast nie hatte sprechen höre», Schlage wieder zu, dann hörte sie den schweren'sich jetzt hart abmüheir zu sehe», mn sich zu Mien ge ben Augen menschliche und küßte ihr — cs war zum ersten Mal, daß seine Lippe» sie berührten — die Stirn. Dann ging er. , . . aber es ist mir recht." — S«iu Zorn war plötzlich wie wcggeblasen, er lachte wie ein einem Ruck sprang ste in die Höhe, als ob etwas ein gutes Herz — er hat sein gutes Auskommen." Widerwärtiges sie berührt hätte. Sie lauschte auf Wiederum lachte er nervös auf, Dann schwieg er die näher kommenden Schritte, jetzt war er oben, längere Zeit, und »och immer stand Mien bei ihm in den: Halbdunkeln Vorzimmer. Sic sprach kein und wartete. Alles das schnürte ihr das Herz so Wort imd auch er schwieg, während er den Hut enttetzlich zusammen, datz sie nur miss äutzerster »nd den Ueberzieher an den Haken an der Wand Mühe einen Wcinkrampf unterdrücken tonnte. Was aushängte. Es war, als ob ste beide allein wären, war das für ein Mann, — war er denn schwach- und keiner von der Anwesenheit des anderen etwas sinnig? — Sie hätte wild aufschreie» und wüßte. Er ging in die Küche und setzte sich zc» und weinen mögen. gedämpft wurde, die Treppe hcraufkommen. Mit , _ getan rissencs Lachen ln-rvofftieß: „Also Du gehst sort? wi^r ordentlich und rein an Ort dahin ungeahnte Weichheit und ein mildes Früh- Recht zu leben? Ich geh' fort, ich geh' fort!" . . ltngsgefühl in ihrem ganzen Wesen, etwas was sie Ihre Stimme brach, aber ihr Körper rührte und ! regte sich nicht: ste wartete. Gustav hatte die Zeitung auf deu Tisch aus- ,die Weste, die ebenfalls aus dem Tischchen lag. wußte dann lasen ihre erstaunten Augcn: „Mien, Für Micu^^ Du bevor Du fortgehst noch diese zwei Die- Hatto es^was^nd^rbare^^nd^ Knöpfe a» meine Weste nähen? Danke. - Gustav." entfernt. Er las ruhig Wetter und blteS, wie ein Automat, in regelmäßigen Zwischenpausen kleine Treppe hinunkerging, wie die Haustür ins Schloß Rauchwolken in die Lust. Sie wartete noch einen siel, hörte dann noch ein Weile ihre Schritte aus Augenblick, denn sie wollte, daß ihre Stimme kalt der Straße und dann war alles vorbei. und gleichgültig, fest und ganz wie sonst sein sollt«, j Wieder saß er allein beim Schein d«r Lampe, Ste sah sein großes, rotes Ohr, aus dem einzelne'scheinbar in dumpfes Brüten versunken. kleine, schwarze Haare herauswuchsen. Dicht neben! Von Zeit zu Zeit blickte er umher, als ob sich auf dem Kamin hörte ste das rastlose Ticken! er etwas suche, dann schüttelte er den Kopf und der kleinen Uhr. starrte auf die ihm gegenüber liegende Wand, wo Dann schöpfte sie noch einmal tief Atem und drei Bilder, von Menschen, die er nicht kannte, i« sehen, ob niemand da sei. Langsam stieg sie die Treppe hinaus, nahm den Schlüssel aus ihrer Rockasche, öffnete dt« Zimmertür imd machte sie wieder hinter sich zu. Dann blieb sie stehen imd schaute im Zimmer um her. — Ungemütlich und häßlich sah cs in dem kalten Zimmer aus. Die Lust war dumpsig, das Bett war nicht gemacht, schmutzige Wäsche und Pa- pierschuitzel bedeckteil den Boden. Aus dem Tisch« standen ungespülte Teller und Tassen, unordentlich um den braunen, glänzenden Kaffeetopf herum; ein angeschnittenes Brot lag dazwischen. Die kleine Uhr auf dem Kamin war stehen geblieben. Und immer wieder klang zwischen de» abgeris-!. Vei diesem Anblick beschlich sie ein unaus- scnen Sätze» das nervöse Lache» durch. Mien warNuhrimg. — -sie stehe., geblieben und hörte gegen ihren Willen zu,!'^ es jelbst nicht, sie n.,g an amznraumen denn sie hatte vorgehabt, gleich, nachdem ste ihren machte ste das Bett und kehrte den stcmb Entschluß mitgeteilt hatte, sich anzukleiden und^und de» «chmutz aus dem Zimmer Dann wollr« fortzugehcn. Aber es war etwas so ganz Reues t auch »ach vorn gehn, um dort Ordnung zu für sie, seine Stimme z» hören . . „und ich? Wie!aber au, dem Tffchcb«.' vor dem Fenster soll ich denn leben? Ich habe cs wohl kommen".««"» Weitzes Pap.er. sie trat hinzu, »ahm cs Zehe» mit Polman." Dabei drehte er fortwährend Hand, und fah daß etwas daran g/chn-- ihm schweigend gegenüber saß und das Esse» auf ihren, Teller fast unberührt ließ In ihrer qual- cr dieselbe, ewig gleichbleibende Haudbewegung. volle» Unruhe bemächtigte sich ihrer immer wieder Nie, so lange Mien ihn kannte, hatte Mien ihn der Gedanke: „Ich kenne ihn so gar nicht; nällern oder pfeifen hören. — Hellen, wie selten hat er mit mir gesprochen. Es hatte ihn kühl gelassen, als ihr einziges habe ja den Klang seiner Stimme schon ganz ver bind geboren wurde und als das Kind mit drei "gossen — nachher, ja nachher werde ich es iJ.. „ - - - - Set» Gesicht war wie die ausgebrettete Zeitung htngesetzt hatte, und mit ben Tisch und nähte, aber ste sah den- Besucher immer ohne jeden Ausdruck, so wie ste es nicht seiner Pfeife spielt«. St« begriff nicht, was in kaum, nur als er ihr beim Kommen und Gehen anders gekannt hatte: das unveränderte, gleiche ihr vorging. Plötzlich sagte ste hart: „Morgen oder „Guten Abend" sagte, fiel ihr der sanfte Klang Alltagsgsstcht. — „Ob er Wohl etwa« ahnt?" Lachte übermorgen komm« ich und hole meine Kleider Daß ste ihrem Mcmne heute abend fügen sich entschloß, es ihren. Mann zu sagen und fort wollte: ich verlasse dich und gehe zu dem Anderen, zu gehen. Saran dachte sie kaum; das schien ihr noch so weit Hinter ihr, Mann seine Pfeife, die er fortwährend ausgehen ließ und dann immer wieder anzünden muhte, so° schweigcnd, wie wenn niemand außer ihm da wäre, an die andere Seite des Tisches, warf zuerst einen seine Fäuste fest auf de» Tischrand preßte, gleich entdeckte, wurde sie unruhig, hörte aus zu gbachtete ihn dann, wi« aufmerksam er spielte, und nahen, bis ihr gespanntes Ohr dann auf einmal'g^jch und in stiller Seligkeit ruhten manchmal wieder das Ticken vernahm. ihre Blicke eine kurze Weil« in einander. Als er Den ganzen Mittag hatte sie genäht; nur vont^x zu ihrem Geburtstag einen großen Strauß Ro- Zeii zu Zeit hatte ste ihre fleißigen Hände in ^„sandte, sagte sie zu ihrem Manne, ste habe ihn dem Schoß ruhen lassen. Dann hob sie den Kops, selbst gekauft. Er sah sie erstaunt an; was ging Und das wollte sie nun tun und »och mrfernt, und doch fürchtete ste sich eigentlich vor Abend. — — — — — — — die Pfeife hin und her, so datz alle Asche heraus- - _ - - ' . .. . , . - , - Da hörte sic uutcn an der Treppe den Schliff-! fiel; gedankenlos schweigend schob er sie mit dem Dir goldenen Lilien. Bon E. v. Salz m a n n, Der Chinese ist bekanntlich fast auf jedem Ge in seinen Ansichten der Antipode des Euro-
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