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WOinMMl UM Amtsblatt. Nr. 55. Sonntag, den 7. März 1909. 1. Beilage. a e tun sei. Da öffnete sich die Ladentüre und herein kam — Ehren- Die waren natürlich nicht mäßig. Bescheiden- ein- entgegnet« dic Rcchnuug Das darf ich lwttc sie mitz- Käufer, „dann ^u nickte Klara mich, eine Brosche auszusuchen Dürfte ich vicl- ihnen nicht lxl- Jch verliehe Er lief ihnen doch wieder gleich zu Bett gegangen. Träumen sah frau, hat ein Schälchen Kaffee in der einen eine nicht mager gestrichene Buttersemmel in anderen Hand und läßt sich's gut schmecken. Unterhaltung ist so lebhaft, daß beide mein scheinen — natürlich bleibe ich bescheiden auf zeigen, an die vor Stolz us Fceilein, Sie klingelte den Ju- von nichts, hatte Ivas ich wählen soll", „Unter so viel schönen hatte sie gehabt, und der Die Ec. der Aber ni t t nur meine Kenntnis der Personalien der schönen Alex war im Berlauf der Tage vorge. schritten, sondern auch — der Wahrheit die Ehre! — die Arbeit. Nachdem die Staubschichten der oberen Regionen erfolgreich in die Flucht gejagt waren, ging er unverzagt an die untrre, „dem Parkette," wie Frau Plüddecke sagte. Auch dabei sah ich wieder- holt nach dem Rechten und fand unsere gute Klara, leicht um Borlage zur Auswabl bitten?" Die Bcrkäuferin holte ein Samtkissen herbei „DaS Kontor sch'ckt mir — Sie wollten j- woll 'ne düchtige Reinmachefrau s 'n paar Dage.' „AllerüingS. Könnten Sie in nächster Wach und manchmal weiß ick mir wirklich den Jungen kaum zu fassen. Na, wer'n ihm ja sehen —" „Ja, ja, nächsten Sonntag," glückselig. prüfenden Blick warf sie Fremden,' aber aufmerksam Schmuckstücke. „Ich weis; nicht recht, sagte der junge Ehrenfeld. — gleich Montag, kommen?" Ich sagte eS etwas eingeschüchtert von der herben Unnahbarkeit dieser mehr als wohlgenährten Scheuerkönigin. „Eijentlich passen mich jernde diese Dage schlecht, denn ick bin nämlich sehr besitzt. Aber man macht schon mal 'ne Ausnahme. Sie wrr'n das ja »voll zu würdigen wissen und eS uf'n paar J oschen nich ankommen lassen." Ich versicherte eifrig, daß ich für guten Willen immer noch ein Exira-Trinkgeld übrig hätte und fragte dann nach ihren Forderungen. heil hätte ihr auch diese Wohlg-nährtheit nicht bringen können. „Drei Mark 'n Dag — und Fahrjeld — 'n paar N ckel für die Altersrente, weil ich kleben muß —" meiner unmaßgeblichen Meinung nach ein fünfstöckige» Mietshaus vom Keller bis zum Boden in jedem Winkel blitzblank gescheuert sein konnte. Aber auch alle vorhandenen Bürsten, Pinsel, Schrubber und dergleichen genügten der anspruchsvollen Dame nicht. Der eine war zu groß, der andere zu klein; dieser zu weich, jener zu hart. Und so mußte alle zwei Stunden mindestens ein kleiner Spaziergang in die nächsten Geschäfte angetreten werden, den Frau Plüddecke opferwillig übernahm, um „Freilein" doch hin drehen, Freilein — ick halte fest. D?t Fest halten iS nämlich die Hauptsache, mein Schnutesin! Denken Sie, wenn Sie runter stürzten und ztttlebkii- als u Krüppel rumlaufen täten — waS hätten Sie denn davon, daß die Herrschaft Ihnen unterhalten müßte? 'n schönes Leben win's nich — und 'n Nann kriegen Sie ooch nicht — so'n schmucke» Freilein wie Sie.. Ja und was nu meiAlex iS...." Also Alex hieß er. WaS mutzte da? für ein „Gewiß eine sehr schöne Brosche," Verkäufen!!. „Und der Preis?" „175 Mark." „Ich will ihn schon nniuehmen. Die und doch Zauberer sein, datz unsere arbeitslustige Klara schon in Gedanken an ihn die Arbeit tat, für die ich doch Frau Plüddecke bezahlte I Nach und nach hörte ich mehr von ihm — immer nur so im Vorbeigehn oder wenn ich zu den Mahlzeiten der beiden in der Küche erschien und fürsorglich anfragte, ob sie auch mit allem versehen seien. Dame Plllddccke, dw mir gegenüber stets eine ablehnend feierliche Miene auf- setzte, deutele mir gnädig an, daß man zufrieden sei Daß sie eS mit klaren Worten auSsprach, durste >ch nicht erwarten, denn solche Anerkennung hätte mich übermütig oder doch weniger freigebig machen können Ueberhaupt schien eS ihr Grundsatz zu sein, m ch ebenso durch eisiges Schweigen als mein Mädchen durch ihre unerschöpfliche Redseligkeit zu verblüffen. Klara tat, als ob sie irdischer Speise gar mcht mehr bedürfe. Die besten Bissen schob sie der neuen Freundin hin und lauschte entzückt, wenn diese immer wieder von ihrem Schwerenöter und Herzsnbrecher von Sohn erzählte. Ich hatte nun bereits soviel davon erhascht, um zu wissen, daß er „elektrisch" sei — also wohl irgendwo n einer elektrotechnisch n Fabrik arbeite — dazu höchst elegant und schneidig, auch Sonntag« stet- weiße Weste trage. „Jberhaupt sieht er akkurat wie 'n Jraf au- menS trat ein modern gekleideter junger Mann ein. Gewandt schritt er zu der Theke hiu, unter deren! Glasdeckel Brillanten und Diamanten, Gold und Silber verführerisch glänzten. Sich nachlässig gegen die dienstbeflissen herbeieilende Verkäuferin verbeugend, sagte er: „Mein Name ist Ehrenfeld. Ich bin der Sohn des Justizrats Ehrenfeld. Mein Vater beauftragte die sonst immer behauptet hatte, daß Bücken ihr schädlich und ihr eigentlich vom Arzt verboten sei, stet« auf den Knieen liegen und sich nach allen Seiten hin winden wie ein Wurm, um nur überall mit Scheuerbürste und Wischtuch hinlangen zu können. Frau Plüddecke aber tat auch ihr Teil, wenn auch dar bedeutend kleinere; sie trug Wasser in den Eimern zu, sorgte dafür, daß die Gasflamme in der Küche nicht auSging und stets heiße- Wasser vor- Händen sei, spülte auch wohl dann und wann ein Wischtuch auS und reichte eS dem Mädchen hin. ! „So, mein Engelken — na, bequemer können Sie'« wirklich nich haben, als die Plüddeckeu cS Ihnen macht. Und man jut Leisten und Ecken mit- uehmen, Freileiuchcn, da- iS die Hauptsache. Davor bin ick bekannt und dann iS mich keine über, da- faaen alle, die mir mal jehabt haben und Ihre Olle soll e« ooch sagen." Also einen Namen hatte Dame Plüddecke doch für mich — die Olle! Recht schmeichelhaft, wenn man eben erst die Dreißig überschritten hat. Aber wa« tat's ? Jedenfalls hatte ich nun die Beruhigung, daß die Zimmer wirklich gründlich gereinigt wurden, wenn eS auch Klara war, die hier die Arbeit dec Scheuerfrau tat. Mir hätte sie das nicht geleistet, soviel stand fest und ich empfand etwa- wie Be wunderung und Hochachtung vor der diktatorischen Kommandonatur dieser Frau. Er ging ans Telephon nnd stizrat an. Der wußte natürlich auch vorher nicht angerufen. „Da haben wirs! Ich kann „nich auS die Arbeit zu reißen." Ich begann all mählich zu verstehen, weshalb und wovon Madame so rosig und wohlgenährt auSsah; sie hatte das große Geheimnis erkundet, andere für sich arbeiten zu lassen, ohne daß diese eS auch nur merkten! Wie sehr sie da- verstand und wie planmäßig sie in allem verfuhr, das ward mir erst im vollen Umfang klar, als die Tage deS Schreckens schließlich vorüber waren, alle Räume vor Sauberkeit glänzten unduhFrau Plüddeckein Anbetracht allihrerVerdienste so reichlich abgelohnt halte, daß selbst sie zufrieden war und zum erstenmal die übliche Anrede für mich fand. Klara stund blaß, müde und abgearbeitet, aber mir glücklichem Lächeln daneben, die neue Freun din hinauSzuzeleiten. Doß sie die Tür nicht hinter sich geschlossen hatte und jedes Wort klar zu mir jereinschallte, ahnte sie ohl nicht. „Adieu, liebe Frau Plüddrcke!" sagte sie herzlich. „AdjeS, mein Schnuteken. Na, wir haben un« sie den jungen Mann, wie er mit Brecheisen und Blendlaterne in den Laden schlich, dort alle Schränke erbrach und alles, alles mii sich schleppte. Dann hörte sie die Stimme ihres Chefs, der ihr mit gewaltiger Stimme zurief, sie müsse nun alle« ersetzen. wesen. Das wußte sie ganz genau. Da das teure Schmuckstück noch in der Hand und jetzt fehlte es. Wieder überlegte sie, ratlos, WaS zu „Gibt daS jede Herrschaft, für jeden Tag? E- ist pro Woche doch nur eine Zwanzigpfennigmarke einzukleben!" Der rechte Arm stemmte sich fester auf die mächtige Hüfte. „Jede Herrschaft — und vor jeden Dag," wiederholte sie sehr energisch. „Darum tut doch überhaupt keiner nich den Mund nf — dat versteht sich doch einfach von selber. Und ebenso, daß man jut und reichlich Essen und Trinken kciejt, denn von Staubschlucken und Seifenjeruch wird man nich satt, im Jegenteil, doll hungrig. Und dat sag' ich auch man jleich: von Acht dis Acht, nich 'ne Minute länger Det iS denn j-rade jenug Schinderei." Ich erklärte mich mit allem einverstanden, so wenig mir die anspruchsvolle Person auch behngte. Aber ich hatte im Moment eben keine andere und zu verschieben war daS Schcuerfest nun einmal nicht. Daß mein Grauen davor durch diese „Hilfe" nicht kleiner geworden war, läßt sich denken, und vergebens versuchte ich, den unterbrochenen MitlagSschlaf wieder aufzunehmen. Als ich mich eine gute halbe Stunde später wieder den Hinteren Räumen näherte, hörte ich in der Küche schallendes Gelächter. Himmel, wer lachte denn da — doch nicht unsere allezeit mürrische Klara? Und so für sich allein — undenkbar! Ich öffnete die Tür — nein, allein war unsere Küchenfee allerdings nicht, denn auf dem Stuhl am Fenster thront majestätisch in ihrer Fülle die Scheuer- und funkelnden Steine. Trotz längerem Suchen teu, daß er die Brosche nahm — solche Dnmm- schien er nichts Passendes zu finden nnd bat des-!heit!" Sprachlos vor Schreck stand die Vettäufcrin Sie sollte für die Sälsie des Wertes anfkom- M Mark! Der Vater Ivar tot. Die Mntter bezog eine fen, wenn die Bresche nicht zurückkommt, müssen Klinglingling ging daS Telephon. „Hier Schöller — wer dort?" „Hier Ehrenfeld", schallte es aus der zitternden Membrane zurück. ,„Jst mein Sohn dort? Er sollte mir eine Brosche holen." „Nein," antwortete die Verkäuferin, „da er sich nicht entschließen konnte, eine zu wä^en, ist er ohne Kaus gegangen." „Der Esel! . Pardon! . Sind Sie bitte so freundlich und legen Sie einige Broschen in der Preislage von 400 bis 500 Mart vor, wenn er noch einmal vorkommen sollte." „Bitte sehr, es soll geschehen!" Sie hing den Hörer wieder an und schellt» ab. Der wird schon nicht wiederkommen, dachte sie, und doch, wenn es der Sohn von dem reichen Justizrat war, dann konnte kein Diebstahl vorlie gen. Oder sollte er ein Klepwmane sein? Vor einer Stunde war die Brosche noch dage- doch janz fein amüsiert die Dage, nich?" „Gewiß, eS war sehr nett. Soviel gelacht hab' ich mein Lebtag nicht — müde bin ich aber tüchtig." „Glob' ick, Fceileinchen, glob' ick. Aber det jibl sich wieder, Sie sind ja jung." „Und Sonntag komm' ich — Ihr Herr Alex ist doch auch ganz sicher da?" „Aber jauz jewtß — kommt ja jeden Sonntag. Und seine Frau, was meine Schwiegertochter iS, können Sie dann ooch jleich kennen lernen." Pause. . . . Dann tönt schwer atmend Klaras Stimme: „Seine — Frau? Ich denke — er — er sieht — gar keii e an —" „Na, freilich, eben weil er 'ne Frau hat — 'n allerliebsten kleinen Pussel, sag' ickJhnen! Kommen Sie man — Freileinchen, Sie wer'n Ihre Freidl dran haben. Und was mein Alex iS —" Die Tür krachte zu, Klara wollte augenschein lich nichts mehr vom „elektrischen" Alex und seiner weißen Westen hören. Und hingegangen ist sie am nächsten Sonnta; auch nicht. Sie legte sich inS Bett und behauptete, krank zu sein, was ich gar nicht weiter verwunder lich fand. sie Iraute ihren Augen kaum — der junge seid. Ohne irgend welche Verlegenheit zu ebenso nachlässig wie vorhin, lehnte er sich Theke. Plüddecke in würdevollem Ernst hinnahm, während sich auf ihrem feisten Antlitz etwas wie stumme Abwehr spiegelte. „ES wird allenS jemacht — und sehr stündlich — davor iS die Plüddecken bekannt" — mit diesen diktatorischen Worten war ich gnädig entlasten und das Staubaufwirbeln begann nun in den hetmgesuch- ten Zimmern. So »ft ich aber im Verlauf der nächsten Stun den an den festverschlossenen Pforten vorüberhuschte, immer klang lebhaftes Plaudern uud Lachen zu mir heraus. AIS ich eS schließlich wagte, den Kopf durch die beschetdentlich halb geöffnete Tur zu stecken, um hier- durch die peinliche Rolle der Aufpasterei etwas ab zuschwächen, sah ich aber, daß sie wirklich bei der Arbeit waren. Klara stand hoch obenauf der Leiter und schwang Besen und Deckenpinsel mit einer Ener» gie, wie ich sie bisher nie bei ihr kennen gelernt hatte. Unten aber weilte Frau Plüddecke seelenruhig uud tat nichts, al- mit den drallen entblößten Armen die Leiter festzuhalten. Und doch war noch etwa? anderes an ihr in Bewegung — daS Mundweik. „Sie können sich ganz ruhig nach allen Seitin auf dem eine ansehnliche Zahl prachtvoller Broschen' Sie die Hälfte des Wertes zahlen. glänzte. ^Sie aber auch nicht! Prüfend betrachtete Ehrenseld die blitzenden in die Hände! Und da Sie es doch gesehen hat- Echwelle stehen — gar nicht bemerken. Und Klara ruft eben ganz vergnügt: „Davon müssen Sie mir aber mehr erzählen, Frau Plüddecke" — die Vorstellung war also be reits erledigt! — „Ihr Sohn muß ja ein zu spa- ßiger Mensch sein." „IS er ooch, Freilein — und 'n sehr hübscher Mensch dazu. Sie stoben nich, Freilein, war dem die WeibSleite nachloofen, aber ihm iS det janz schnuppe. Vorläufig gefällt's ihm bei Muttern am besten, jeden Sonntag iS er bei mich, Und da müssen Sie ooch hinkommen, Freilein, jleich nächsten Sonntag. Denn so eine wie Sie — ja, die wirk dem Prinzen woll b Hagen, der hat Jeschmack, Freilein!" Klara ward ganz rot vor Vergnügen ob so faustdicker Schmeichelei: ich aber hielte- für geraten, mich ebenso unbemerkt zurückzuziehen, wie ich ge kommen war, ich wußte ja nun auch Bescheid. Mir hatte jedenfalls Frau Plüddecke nicht eine einzige Anrede gegönnt, während sich bei meinem Mädchen die „Fräulein" nur so gejagt hatten. Klara aber ging von nun an in gehobener Stimmung und mit verstecktem Schmunzeln umher. DaS Scheuerfest, für daS sie bi-her nur grollende, bissige Bemerkungen gehabt, schien ihr jetzt plötzlich eine vergnügliche Sache und ich bemerkte sogar, daß sie sich eine Art kokett kleidsamen Scheuerkostüms zurechtmachte, in dem sie allerdings sauber und so gar niedlich au-sah, als die großen Tage angebrochen waren und sie strahlend Frau Plüddecke empfing Nach recht ausgiebigem, in bekömmlicher Ruhe eingenommenen Frühstück gingen denn auch beide an die Arbeit. Ich gab meine Weisungen, die Dame Die Drösche. Von F e r d. Messender f. (Nachdruck verboten.) einen der vornehmsten Juwelierläden Bar ¬ senden sie beides zu." Er lüftete den Hui uud ging. Schon wollte sie ihn zurückrufen uud ihm da« Schmuckstück mitgeben; doch es war ihr, als hielte sie etwas zurück. Wenige Minuten nachher trat der Geschäfts führer ein nnd fand die Verkäuferin dabei, alle Glasschranke zu durchsuchen. „Was machen Sie denn da, Fräulein Stein?" sing er erstaunt. Da erzählte sie ihm von der verschwundenen Brosche und von dem Kaufe des jungen Ehren seld; auch datz sie letzteren im Verdacht gehabt, der Dieb zu sein, verschwieg sie nicht. „Warum haben Sie ihn denn nicht festgehal ten oder mich gerufen?" rief er ernst aus. „Das Ivar ein Schwindler, das ist doch klar." schicken Sie bitte an Papa." „Es int mir leid, mein Herr, nicht." Die verschwundene Brosche iranisch gemacht. „Bitte sehr!" >agte hierauf der ^Als sic es los nestelte, flog unwillkürlich ihr Blick zu dem jungen Herrn hin, der nachlässig die Hand in die Seltentasche steckend, sich über die vor ihm liegenden Broschen beugte. Hatte sie recht gesehen? Ihr war es, als hätte es in seiner Hand aufgeblitzt wie ein Edel stein. Doch das mußte ein Irrtum sein. Sie holte ein neues Sortiment hervor. Einen „Ich wollte sie bitten, nochmals die Dinger vorzulegen. Ich mochte doch nicht mit leeren Hän den nach Hanse kommen. Hoffentlich kann ich sie doch wieder nmtauschen, wenn sie meinem alten Herrn nicht gefallen sollte, nicht wahr?" „Gewiß," antworiete die Verkäuferin nnd brei tete wieder die glitzernden Kleinodien vor ihm ans, ihn dabei scharf ins Auge fassend. Dem An cheine nach gleichgültig, betrachtete Ehrenfeld di« Schmuckstücke, hin und wieder eins im Licht er- trahlen lassend. Endlich hatte er eins ausgesucht „Was meinen Sie zu diesem Brillantsten!?" halb um weitere Auswahl. Die Verkäuferin wandte § sich dem Hintergründe des Ladens zu. Dabei da. hing sich ihr Kleid au dem Rande der Theke festJmen Wenn mau s versteht. «»« heiter« Geschichte von B. W. Zell (Berlin) (Nachdruck verboten.) „Gnä' Frau — die Reinemachefrau ist draußen." Dieser Alarmruf schreckte mich aus dem kurzen MtttagSschlaf auf und sofort erhob ich mich. Die« entsetzliche Scheuerfest, das da bevorstand, lag mir schon lange wie ein Alp auf der Seele, aber eS mußte eben sein. Es war ein Dienstbvtenwechsel in Eicht und die „Neue" mußte doch alles blitzblank und jeder. Winkel staubfrei oorfinden. Ich trat in die Küche. Da stand, just in der M:tte, mächtig und un verrückbar wie ein Felsblock eine dicke, rote Person, mit Augen, die mir herausfordernd, fast drohend, entgegenblickten. Der rechte, massige Arm war in die Seite gestemmt, die linke Hand hielt einen Zettel. auf das Gesicht des betrachtete dieser die kleine Pension, die eben ausrcichte, das Leben zn fristen. „Ü30 Mart!" stammelten ihre bebenden Lippen, und in ihren Augen standen Tränen. Sie rat dem Chef leid. Den Kopf bedenklich schüttelnd, sagte er: „Datz Sie aber anch so dumm sein konnten! Doch verlieren Sie den Mut nicht. Vielleicht wird der Schwindler noch erwischt, AO gehe sofort zur Polizei und erstatte Anzeige." Mit traurigem Blick schaute sie dem sich Enl- fernendcn nach. O, daß die Polizei den Dieb doch anhalten möchte! Was sollte denn sonst wer den? Ihr jährliches Gehatt betrug 1000 Mark, fast die Hälfte war nun verloren. — Elise Stein verbrachte eine unruhige Nacht. Stumm batte sie ihr Abendessen hinuntcrgeivürgt. Ans die ieilnelunenden Fragen der Mntter hatte sie nur geantwortet, sie habe Kopfschmerzen und war Sachen wird die Wahl wirklich zur Qual. Ich will Papa doch lieber selber eine aussuchen lassen. Verzeihen Sie die Umstände." Damit drehte er sich nm und verlieh den La den. Hastig durchzählte indes die Verkäuferin die Schmuckstücke, es fehlte keins: aber doch — der Blütenzwcig mit dem von Opalen umrahmten gro ßen Brillanten im Werte von 860 Matt war sott. Aber etwa- andere- noch verstand Frau Plüd decke vorzüglich, nämlich alle Stunde mal mit ernster Miene vor mir zu erscheinen und in gekränktem Tone zu erklären, wa- nun wieder „fehle". An Wittlich, der war fort! — Was tun? Sollte sie Seife, Soda und ähnlichem Zubehör eines Scheuer- zum Chef gehen? Ratlos lief sic hintcr ücr Thekc festes war nun bereits soviel gekauft worden, daß auf und ab.