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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.03.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190903076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090307
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-03
- Tag 1909-03-07
-
Monat
1909-03
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.03.1909
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vivankrics psins^s »sncksrdsik Sssks MslikLkW Neuestes vom Tuge. * Zugzusammenstoß Auf der Londonei Südostbahn stießen bei Tonbridge zwei Züge zu- sammen. Der von der V ctoria-Station abgeloflenc Sonderzug deS König- wurde infolge diese« Zu sammenstöße« bet B cklcy angehalten. Der Küng setzte seine Reise nach Dover über Chatham fort Bet dem Eisenbahnunglück sind eine Dame und zwei Eisenbahnbeamte getötet worden. Els Postbeamte die sich in dem an dem Zusammenstoß? beteiligten Pvftzuge London—Dover befanden, haben Ver letzungen davongetrazen. Der bald nach dem Un glück fällige Schnellzug au« Margate wurde duich den StationSinsprktor, der ihm entgegengelaufen war, kurz vor der UnglückSstätte zum Halten veranlaßt und so ein weiteres Unglück verhütet. * Hinrichtung. Aus Gleiw tz, 4. März, wird gemeldet: Heule stüh wurde im Hose de! Landgerichts der Tapeziergehilse Gal-tzka, der an 25. Fekuuar 1908 den Möbelhändler Glückmann zi Zabrze mit einem Hammer erschlagen und beraub halte, durch den Scharfrichter Schwietz aus BreSIar hingerichtet. * Bestialischer Frauen mord. I, Sterkrade begoß ein gcw sser Schwarzhoff sitne Frai mit Petroleum und zündete sie an. Sie lieg hoffnungslos an den erlittenen Brandwunden dc» nieder. Ihr Mann wurde verhaftet. * Neue Erdbeben in Kalabrien In Reggio di Calabria wurde gestern nachmitta 12 Uhr 35 Minuten ein leichtes und um 1 Uh 20 Minuten cin starkes Erdbeben vei spürt. Auci in Mtleto wurde um 1 Uhr 22 Minuten ein sehr starkes Erdbeben wahrgenommen. * Eine Feier zu Ehren der Jungfrau von Orleans soll in Compiegne am 23 Mo und an den folgenden Tagen veranstaltet werden An diesem Tage deS JahrcS 1430 zog nämlic Jeanne d'Ärc in die Stadt ein, und er soll diese Vorgang jetzt in einem historischen Festzug dargestcll werden. Urkstdrnt Taft in feinem neue» Heim. Seit dem 4. März mittags 12 Uhr ist Taft Herr des „Weißen Hauses". Sein Heini unter scheidet sich von den Wohnräumen, die Roosevelt bei seinem Einzuge vorfand, wesentlich; alles ilit besser und schöner geworden. RooscvclI selbst Hai dafür gesorgt; auf seinen Antrag hat der Kon greß bedeutende Summen zur Umgestaltung des Weißen Hauses bewilligt und den Anbau errichten lassen, der für die Bureauräume dient; die alle abgenützte Einrichtung Ut verauktioniert worden und jetzt ist das Weiße Haus innerlich und äußer lich ein Prachtgebäude. Durch den Privatcingang des Präsidenten an der Ostseite gelangt man durch einen Korridor, an dessen Wänden die Bilder der Präsidentinnen Van Buren, Tyler, Polk, Hayes, Harrison und Roose velt hängen, zu den Treppen, die in den „Ost raum" und das „blaue", das „grüne" und das „rote" Zimmer führen. Der Ostraum ist der offi zielle Empfangsraum, ein riesiger Saal von 40 Frrß Brette, 82 Fuß Länge und 22 Fuß Höhe; er ist ganz in Weiß und Gold gehalten; von der Decke hängen drei gewaltige Bergkristalleuchter-Her- ab. Das „blaue Zimmer", von ovaler Form, ist der Privatempfangsraum Tafts, dies Gemach ist deswegen beim Präsidenten nicht beliebt, weil er hier bei öffentlichen Empfängen stundenlang die Qual des Händedrückens durchmachen muß. In diesem Zimmer, das ganz mit blauer Seide ausge schlagen ist, steht die goldene Uhr, die Napoleon Lafayette und dieser Washington zum Geschenk gemacht Hai. Der große Speisesaal für die Ban kette ist dunkel gehalten und ganz mit englischer Eiche getäfelt; er zeichnet sich besonders durch feinen Wandschmuck aus, unter denen viele amerikanische Jagdtrophäen, darunter auch Beutestücke Roose velts, hcrvorzuheben sind. Ein großer Teil dieses Saales wird von dem gewaltigen Mahagonitisch ausgefüllt, an dem 100 Gäste Platz finden. Es versteht sich von selbst, daß der Kongreß auch dafür sorgt, daß der neue Präsident bequem reist; natürlich Hai er seinen eigenen, prächtig aus- gcstattetcn Eisenbahnwagen und für Seereisen zwei Luftjachtcn, die „Mayflowcr" und die „SylpH", zulr Verfügung; allerdings mutz er sich daran ge wöhnen, dabei immer von einer Truppe von Ge- heinrpolizisten begleitet und bewacht zu werden, eine Wächterschar, der sich schon RooscvclI gern zu entziehen gesucht hat. Sollte Taft während seiner Präsidentschaft das Unglück haben, krank zu werden, so braucht er sich wegen der Toktorrcchnung keine Sorge zu machen — die bezahlt die Regierung, d. h. sie stell! ihm die Militärärzte zur Verfügung. Ja, sollte er gar sterben, so braucht er sich auch um die Zukunft seiner Witwe keine Sorgen zu machen: er kann sich aus Staatskosten begraben lassen und seine Witwe erhält eine lebenslängliche Rente von 5000 Dol lars im Jahr! Ein großer Teil des Weißen Haufes steht unter der Oberhoheit der Präsidentin, die mit Recht im Rufe steht, eine wirtschaftliche Frau zu sein. Freilich kann sie jetzt auS dem Vollen wirt schaften und auch der meisten Arbeiten ist sie ent hoben: der Kongreß stellt einen Beamten, der ein Jahresgehalt von 1800 Dollars bezieht; dieser Be amte muß die ganze Dienerschaft des Weißen Hau ses anstellcn und ist für den Haushalt verantwort- wörtlich, selbst für jedes Stück der Ausstattung trägt er volle Verantwortung und bei seinem Amts antritt mutz er 20 000 Dollars als Sicherheit hin terlegen. In dem Budget des Weißen Hauses stehen obenan 35 000 Dollars für die Instandhaltung des Hauses selbst, seiner Ausstattung und für notwen dige Neuanschaffungen; ferner 9000 Dollars für Gewächshäuser, 6000 für Heizung und 4000 für die Gartenanlagen; die Rechnungen für Lebens ¬ mittel muß der Präsident jedoch aus seiner eigenen Tasche bezahlen, und das ist keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, daß jährlich vier große Staats- diners stattftnden, deren jedes mit 1000 Dollars kaum bezahlt ist. Der Blumenschmuck, der bei sol chen festlichen Gelegenheiten gebraucht wird, fällt wieder der Regierung zur Last und ebenso wird die Tafelmusik auf Regierungskosten von der be rühmten Marinekapelle in Washington ausgeführt. Bet einer Gelegenheit ist Präsident Taft etwas be- nachietligt; die Regierung stellt ihm Wohl ein Auto mobil zur Verfügung, aber er zieht die Equipage vor, und die muß er selbst bezahlen. Sonst aber bezahlt der Staat die gesamte Dienerschaft, außer dem Kutscher, der den Präsidenten fährt, sowie überhaupt alle Leute, deren Taft bedarf, den Bar bier nicht ausgeschlossen. Christentum und Kirche. Worte zum Nachdenken. (Aus den Schriften 'es verewigten Leipziger TheologieprofessorS o Fricke auSgewähIl von I. Schm.) Es gibt noch ine höhere Gewißheit als die, welche wir ertasten wd ergreifen durch der Sinne Macht. Die — wü itele jetzt — alles aufs Tasten und Greifen stellen vergessen, daß alles Sichtbare zuletzt aus Unstcht- rarem besteht, das kein Auge sieht und unser geistiger Seheimni« bleibt. — Wir sollen nur das Edle Reine und Schöne dulden in Herz und Haus, ii unserer ganzen Umgebung, selbst an den Wändei msereS Zimmers, in unserem Sehen, Hören unt Zesen. ES veredelt, ohne daß wir er merken, btt oir das Unschöne, Hohle und Unreine gar nicht m h, n unS und um uns aushalten können, auch wen» wir eS wollten. Selig, wer nur mit dem Reinste, wS Reinen verkehrt, bewußt, unbewußt, täglich, stünd. 'ch, im Wachen und im Schlafen, in Freude unt n SchmerzI — ES gibt Menschen und Orte, ohne die man sein Leben nicht denken kann, Menschen unt Orte, die mit allem, was wir lieben und hegen, so ief verwachsen sind, daß sie unabiöslich von uns j ein scheinen; erst wenn die h rbe Notwendigkeit de! Scheidens un? doch auferlegt wirb, da zeigt cS sich o Gott Gnade gibt, daß er auch im Scheiden nie- nand mehr auferlegt, als er tragen kann. — Wei ächt hier schon Ewiges in seiner Seele trägt, de, nache sich keine Rechnung auf die Ewigkeit I We> richt schon hier die himmlischen Güter geschmcckt Hal, >ie unser Erlöser und Herr in seinem Werke, iu seinem Leben, Sterben und Auferstehsn uns dm reicht, >er mache sich keine Rechnung darauf, daß die Titte ,eS Himmels der Seligen sich ihm auftut einfack deshalb, weil er nun gestorben ist und kommt. Die Erdbebenkatastrophe tu Lüditalieu ha, ille denkenden Menschen vor ernste Rätsel, zum mim usten vor ernsteste Fragen gestellt. Die su-chtbaren. n der Weltg-schichte in so kurz-r Frist noch nicht rhörten Opfer an Gut und Blut zwingen unwill 'ürlich jeden Einzelnen zu einer Revision seine- Welt» und GolteSanschauungen. DaS Erdbeben von Ressina und Regg'o ist für die Gesch chte der Men chcnseele ein Ereignis allerersten RangeS; über di Zeitfragcn hmauS vor EwigkeitSfragen stellend, rra, :« für die innere Weilerentwickelung vieler Tausende wn entscheidender Bedeutung sein. Ob auch imme, ach der R chturrg einer religGstn Vertiefung hin? LS unterliegt k.-inem Zweifel, daß b.i dieser F agi ofort ernste B de, ken aus-gelöst werden. B.kanntt -och schon ein so klare? und nicht unreligiös veran- agter Kopf wie Goethe nach dem E.dbeben vo, 1 ssabon, dns furchtbare Ereignis habe ihn in seinen usten schönsten Kmderglouben wank.nd gemacht llun steht außer Frag-, daß nicht der Zweifel m ch ein Unrecht der suchenden Mensch-nscele ist; c> t im Gegenteil zumeist der Beweis inneren Leben? nd für aufrichtige Geister fast stets der W g zv neuen und Lieferen Wahrheiten, gerade auch im Be reiche der GotteSerkeuntniS. Aber nicht alle Men schen, ob noch so ehrlich in ihrem Wollen, sink Lsa ft>der zu solchen Höhen; noch mehrere lassen sich, insbesondere wenn Gott mit zunächst unvei ständ- ichen Schickungen und Heimsuchun. cn in Verbinrung gebracht wird, leicht vom ersten Ansturm des Zweifels taktlos über Bord w rfen, weil sie nicht gelerm yaben, in jeder Lebenslage mit Gölte? Walten fick ruseinander zu setz-n. Und g-rade ihnen gegenüber rat dann der bewußte Unglaube um so leichterer Ap'el, zumal er sich eifrig brüstet daß seinen Ein- vürfeu von feiten der „F ommcn" kein Paroli ge- roten werden könne! Um so wichtiger und begrüßens- werter ist daher j dec Versuch, gerade auch angksicht- '.er erschütternden Kalastrophe in Süditalien, von cligiöscm Standpuikts aus etwa Wankende zu cst-gen, Zweifelnd? zurückzusühren und dem sich breit- uachenden Unglauben einen festen Damm entgegen ,u stellen. In schlicht,r, allgemein verständlicher Weise ist dicS so-ben in einem Flugblatt geschehen, welches von der „Wichscr Vereinigung zur Fö denrnp christlichen Volkslebens" heranlgegibrn wurde unter rem Diel: „Das grofjt WtcktN. Em Wo t Uber ,a§ Erdbeben von Misstna von I. S mson". Dat mipfehlenSwkrlc Flugblatt kann von der Geschäft-- stille der Vereinigung, Hamburg 26, Rauhe! Hau-, bezogen werden unv eignet sich besonders zur Mossm- Verbreitung. (100 Exemplare Mk. 1.25; 500 Ex m- olare Mt. 5,—; 1000 Ex-mplare Mk. 8,50; 10000 Exemplars Mk. 60,— ob Hamburg). Wer Über die n Red? stehenden Fragen roch tiefer Nachdenken will, lese die Schrift von ?. Lacht: „Wie k inn Gott WS zulasssn?" (Hamburg, Ag. des Rauhen Hause-; Preis 10 Pf) iss. k. Die Wünschelrute im Erzgebirge. Die Wünschelrute, durch den Landrat von US- lar-Apenrade ats e nem mit ihrer Verwmdung „Der- trauten" zu neuen Ehren gebracht, hat einst auch »n Erzgebirge ihre Rolle gespielt. Weiß doch Engel- schall, der Geschichtsschreiber von Johanngeorgenstadt, in seiner, im Jahre 1723 erschienenen Chronik, ohne wn irgend einem Zweifel angcwandelt zu sein, zu I»lichten: „E- ist ober der Nutzen der R ite dieser, daß st« die in der Erden liegenden Klüfte und Gänge andeutet, indem, wenn der Rutengeher an dergleichen Stätte kommt und die Rute auswärts hält, sie sich glwütig niederbeuget und sich zuweilen, wenu ftt stark gehalten wird, fast entzwei winde', während die Rute da, wo man dem Gange nicht folgt, son dern ihn überschreitet, wieder grade über sich unbe weglich steht." Wie hoch die Zaubergerte aber auch schon vor- her im Ansehen gestanden hat, bez ugen Verse de- bekannten JoachimSthaler Pfarrers MathestuS, die Adam als den „ersten Bergmann gut" feiern, vo»' ihm aber rühmen, daß er, bevorzugt wie > t mand anders, keiner Rute b. durfte. Auch der Argt Ge steinkundige und berühinte Bergbautechnik-! Georg Agricola, der gleichfalls iu Joachimsthal wiclti und später in Chemnitz als Bürgermeister waltete (-s 1555), rut der Nute al« eine« Mittels zum Aufsucheu von Gängen, Flötzen und Stöcken Erwähnung. Der Glaube an die Wunderkcaft der Wün-hel- cute blieb indes nicht auf den Kreis deS BrrgbaueS bcschränlt, sondern man hielt das ReiS für nuubar auch auf anderen Gebieten und bei anderen Gelegen- He len. So wurde sie im Hause eincS Hammer- werksbesttzerS angeblich nicht umsonst, verwendet, am einen Dieb aukfindig zu machen. Bei Johann georgenstadt fand man alter Uebcrlicferung nach mittels der Wünschelrute die Oertlichkeiten auf, wo ustohlener Kobalt verborgen worden war. Auch Rainsteine, die von G-aS überwuchert, von Baum- vurzeln überwachsen waren, sollen durch die Rate mgezeigt worden sein. „In einem Hause der Buch- yolzer Gass- zu Annaberg sollte ein Schatz verbor» ,en sei». Die Wünschelrute zügle eine Stelle der inken Brandmauer. AIS man auS dieser die Steine ntsernte, traf man auf den Kast-n, in dem der Be- itzer deS Nachbarhauses sein Geld aufbewahrte. In folgedessen mußte ein weitere- Nachsorschen unter- Reiben." Nicht minder hat mair sich im Erzgebirge ver- amtlich der Wünschelrute bedient, um nach Art ctnet NoseS und in der Weise deS LandraleS von USlar unterirdische Wassustellen und Wasserläufe ausfindig zu machen. Wurde doch noch vor wenig Jahren aus Aue berichtet, daß dort die Wünschelrute einem Bischer den rechten Weg zur E schließung einer Quelle gewiesen habe. So hat sich der Glaube an die wunderbare Kraft der Wünschelrute in manchen Kreisen bis in sie Gegenwart erhalten, auch >n unsercm Erzgebirge, lind doch stand hier schon vor längerer Z-it einer auf, der sich gegen die Rute erklärte. Denn bereits i»n Jahre 1778 lirß, wie man in KöflecS Sagen- auch letzn kann, Charpentier in Freiberg auf dem Litelkupftr zu seinem Werke „Mineralogische G o- »raphie" die Aufklärung so darstrllen, daß sie die Wünschelrute zerbrach. In seinen Augen galt also MS Zaub.-rreis nicht-. Dieser Meinung mö„en sich Sie allermeisten Fachkundigen ang schlossen haben, ber gleichwohl l-bte die alte Hinne'g'-ing zu drm üelgerühmtcn Milttt immer wied.'r auf. In den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts verteidigte -esonderS ein Freiberger Markscheider die Ehre der Wünschelrute. Er suchte ihre Kraft in der Wirkung elektrischer Ström-. Aehnlich r Ansicht scheint ja auch g rr von USlar zu sein, der da meint, eS handle ich bei der nutzbringenden Verwendung der Rute .um eine Gabe, d'e irr höherem oder g-ringerem Maße manchem Menschen gegcb u ist." Wäre es an dein, daß die Hasel- ui d Metall- ute so wichtige Dienste zu leisten vermöchte, wie te von Uslar ihr zuschieibt und wie manS früher vielfach auch im Erzgebirge geglaubt hat, dann würde wohl so mancher unserer Ansiedler im fernen Afrika und vielleicht auch onkerSwo freudig in die Scherz- mischen eiustimmeu: Wir bringen dir ein Hoch, du gute, Du oielgeschmähte Wünschelrute. WaS märe doch schöner all Gold und Wasser auf so einfache Weise zu finden? Der verstauchte Fust. Von F. Seyffarth. (Nachdruck verboten.) „Lina — die Fenster im Erker müssm heute geputzt werden!" „Jawohl, gnädige Frau. Ich werde sofort da- ran gehen." DaS Mädchen trägt die übrigens gar nicht chwere Leiter unter unw lligem G murmA Hubei. Dann ivird ein Porz-llaneimerchsn, Schwamm und L-dertuch herbeigeholt, und dre Arbut beginnt. Lira wiegt sich dabei äußerst orazös auf den Stufen der Leiter und blickt viel angelegentlicher auf die Strotze hinunter al- auf ihre Scheiben. Kftn Wander da-, denn »irrten steht der schneidige Majo.Lbuische aus denr Hause und macht ihr höchst drollige, verliebte G sichrer. Da p özlich ein knisternde-, schar ende- Guäusch, die Lester rutscht ankeinandcr und Linn springt mit geziertem Aufschr i noch rechtzeitig her unter. Da sie auf der vierten Sprosse von unten stand, war der Sp ung weder hoch noch gefährl ich; aber Lira umklammert daS F.msterk.eoz und be- hauptet, sich den Fuß gebrochen zu haben. Feau P terS ist zum Tode erschrickt. Zwr be- greift st- N'cht rech', w:c der leichte Absprung -inen Lembruch herbeigefühct haben könne, aber unmög lich ist's ja nicht. Sie springt hinzu. „Um ÄatteSw'llen, wie konnte do« nur ge- schehen ? Die Liter ist seit Jahren in G le auch und durchaus fest und fichrr. Hatten Sie sie enn eingehakt?" „Eingehakt? N ini" „Welch' unerhörte Lässt,.ke tl Und da macht man dann die Herrschaften verarttwo tlich, wenn Mädchen durch eigene Schuld zu Schaden komm-m." Dabei ist F au P terS niedergikniet und bewegt den verletzten Fuß hin und her. „Tut daS weh?" „N in, — nicht sehr!" „So tst'S also zum Glück kein Bruch. Slützm Jie sich auf mich, damit wir in Ihre Stube ge langen — ich sende dann zum Arzt." Lina stöhnt und humpelt zwar jämmerlich beim Gehen, kommt aber doch glücklich in ihrer Stube an. Dort legt sie sich aufs Bett, und Fau PeterS selbst geht sofort zum Arzt, der zum Glück im selben Hause wohnt und unverzüglich m tkommt, den Fuß zu un- tersuchen. Lina vergießt Ströme von Tränen, jam mert fürchterlich und fragt dazwischen den Arzt, ob sie je im Leben wieder werde ordentlich gehen köanen. Der lacht ihr ins Gesicht. „ES ist eine ganz leichte Verstauchung, die un- möglich so schmerzhaft sein kann, wie Sie unS glau- ben machen wollen. Ruhen Sie heute den Fuß und machen Sie Umschläge von Bleiwasser, dann ist meiner Erfahrung nach morgen früh alles wieder in Ordnung." Frau PeterS übernimmt von Stund' an alle Obliegenheiten Linas und trifft schnell die Vorkeh rungen für daS Mittagsmahl. DaS Mädchen erhält orgsame Pflege. Speise und Trank munden ihr vorzüglich. Als Frau Peters gegen Abend dsselben TageS in ihrem Schlafzimmer, das nach dem Hofe zu liegt, einiges ordnet, schallt durch die offenen Fenster eine Unterhaltung herein, die draußen wahrscheinlich von einem Küchensenster zum andern geführt wird. „Fräulein Jettchenl" „WaS denn, Fräulein Hanna? töntS von der andern Seite zurück. „Haben Sie denn schon von drm Unglück ge- ött, daS Fräulein Lina gehabt?" „Keine Ahnung! WaS ist denn passiert ?" „Sie ist beim Fensterputzen von der Leiter ge stürzt — wird woll 'n alt weck ges Ding gew sen sind! — und hat sich zweimal den Fuß gebrochen. Herr Linke (der Mr j orSbursche) h l's geseh'n." „Herrjrttedoch — drum hab' ich auch Vorwit- tag lo'u jräßlichen Schrei jehört — der kam gewiß von F'äul in Lina." „Natürlich. Und nun der k-n Sie, Peterss-nS haben sie nicht mal gleich in« Krankenhaus schaffen lassen, so dern quacksalbern im Hause mit ihr rum." „Na, da« »ft aber doll! Ich ließ mir daS nichr j fallen — was wird denn aus dem armen Wurm, wenn sie den Fuß verpfuschen und der Brand zuschlägt und das janze Bein abjenommen werden muß?" „Jräßllch! Natürlich müssen denn Peterssens zeitleb. nS vor ihr standesgemäß sorgen — ich denke sogar, nach dem neuen Uufallgesitz ooch vor ihre janze Familie." „Was so'ne Leute ooch reich schaden lut! Aber Lat arme Fräulein L na dann mit ihrem ciuen Bein. — Du lieber Jott, ihr Karl wird ihr dann wohl sitzen lassen. Schrickiich so'u Uijiück!" „Und durch die Schuld der Herrschaft I Ja, ja, uns reiner muß immer bluten!" echot „Fräulein" Jstte salbungsvoll zustick. Frau PeterS ist <mrö t. Dennoch geht sie für- sorglich noch einmal zu Lma hinein und fragt, ob "ie große Schnurzen habe. Sie lehrt sich in die Kissen, liest dm neuesten Kolpoitageroman „Die Leiche" und erwidert, daß eS allerdings noch fthr weh täte. Am nächsten Morgen kommt der Arzt roch inmal. Ec selbst hielt eS für überflüssig, aber Frau Peters hatte es dringend gewünscht. Seiner Mei nung nach ist d.-r Fuß, dissm leichte Auschwellrng gefallen, j tzr gesund und Lma arb-tt-fähia. Dr.se aber sinkt büm ersten V rsuch aufzutreten, ächzend zurück und erkält, es sei krtne Mensch»NN,öglichkeit und heut noch schlimmer als gestern. Der Arzt steht genau so aus, als wolle ec grob werden; aber Frau P iers legt ihm, an die Hof- unterhailung von gestern denkend, die Hand auf den Arm. „Lassen S e, Herr Doktor, Lina mag immer hin den Fuß noch ruhen — ich mache ihre Arbeit schon noch einige Tage selber." „W e können Sic rur daS Mädchen so ver wöhnen!" grollt er draußen. „Ich sage Ih ren, sie t gesund; wie elend sind Sie zuweilen und denken och nicht daran, sich ins B tt zu legen und pfl-gen zu lassen." Sie lächelt leicht. „Ja, lieber Doktor, wir Herrschaften dürfen uns das doch nicht er!aubin!" -- — L na liegt die ganze Woche hindurch „krank". Tätlich kommen die Mädchen aus dem Hause und rkundigen sich nach „Fräulein" Linas Befinden. )er Mojorsbmschs gibt sogar einen Strauß für sie ab und fragt teilnehmend, wann denn nun der Fuß abgenommsn werde? Am Sonnabend cik äct Lina, daß cS heute chon viel b sftr ginge, steht ms und verrichtet auch n rührendcr Selbstaufopferung, noch stark humpelnd, hrr Arbeit. Am Sonntag hat daS Humpeln be- deutend nachgelass n, und nachmittags steht sie in vollem Ausgihsiart da — sie hat heute nämlich ihren Sonntag „Ich denke, eS wird gehen, gräftge Frau. Man will doch ein bißch.m an b e Lust nach dem langen Liegen." Das ist einleuchtmd. —- Am nächsten Tage aber erhascht Fron'PeterS wieder eine H ftmterhaltung, an der sich tt.sma! auch Herr Lwke b telligt. „Na, was wahr ist, mutz wahr bletbrn l Sie muzen jr alle gut, meine Damen; aber mit Fiäulein Lina nimmt- k-ine auf. Alle W-lter, war das ein Galopp g-stern mit ihr!" Und F,äulein Hanna sitzt ebenso neidlos wie gefüh voll hinzu: „ES ist doch ein rechtes Glück, daß sie ihr den Fuß nicht haben abmhmrn brauchen!" Druck und Berlaq von I. Auhr -iachsolper Dr. Alban FrtsL, Hohenstetn-LrnstthvI. — vrrantwortltchrr Redaktrar Ktlh; LtPPacher,
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