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^7 /-7 /<?/^?/7 Si?/' Die Häuserfronten sind durch die ver ¬ schiedenartigsten Geschäftsempfehlungen vollständig dem jener drei Gruppen erklärt, Bismarck losgeworden Als Mensch war Caprivi hochachtbar. Vcr Herr Professor Dr. Oltrtcht, vom gleichen Zeitpunkte — Stollberg, 12. März. Bor ca. acht oon Grunddienstbarkeiten an den Gemeindegrund- Anlegung einer elektrischen Bahn Hohen», von seinem Kollegen mit einem Stück Cis derart an fiziers von seltener Treue und seltenem Pflichtge- bekümmernT Die waren ihm beim Reklame alles beherrscht, Reklame von allen For men und Größen, in allen Sprachen und allen ladt, und wer immer vom auswärtigen Besuch ren Verdienst hat, macht glänzende Geschäfte, eigenartiges Gepräge tragen die Straßen der neren Stadt, in denen während dieser Zeit aller Herren Ländern nach Leipzig geführt. Ein internationaler Verkehr flutet durch die Pleiße- steuerregAativ für GerSdorf. — AnlagenrekurS brach. Im KrarkenhauS liegt er hoffnungslos da- deS Bergarbeiter? Robert Artur Sack in GerSdorf. nieder. — Mit Beginn des Frühjahrs soll mit dem — DirpensationZgisuche in DirmembrotionSsachen Ban der Schmalspurlinie Thum-MeinerSdors be ¬ kam der Chef Caprivi und Majestät des daß Caprivi ein Nachfolger Bis- sei- Ein in- die gehabt, mich um solche Dinge zu ganzen inneren Reichsverhältnisse Eintritt ins Amt fremd. Offenbar war es ein Fehler, ein Amt annahm, vollends als — Glauchau, 12. März. Der Bezirk Glau chau deS sächsischen MilitäroereinSbundeS veranstaltet eine Fahrt nach dem Kyffhäuser. Die Fahrt soll Sonnabend abend beginnen und Sonntag abend enden. — Chemnitz, 12. März. Das Königliche Kultusministerium Hot genehmigt, daß unsere in der Entwickelung begriffene Oberrealschule vom 1. April d. I. ab als Oberrealschule bezeichnet und ihr Setter, zahlreichrn Beschickung seitens der Landwirtschaft er- freuen dürste, findet erst übernächsten Mon- rag. den 22. März, nicht, wie irrtümlich ge- uuldet, bereit? kommenden Montag, statt. Ein Ztättegeld für die angetriebenen Tiere wird nicht erhoben. — Die Tagesordnung für die im Sitzungssaals der Königlichen AmtShauptmannschaft Glauchau am Montag, den 15. März 1909, vormittags 11 Uhr statlfindende BezirkSauSschußsitzung lautet u. a. wie folgt: Staatliche Wegebaubeihülfen für 1908 und 1909. — Gesuch des SaalinhaberverbandeS sür den Bezirk der AmtShauptmannschaft Glauchau um Abänderung einiger Bestimmungen deS Tanz- regulativ-. — Abänderung der Polizeioerordnung, die Festsetzung einer Polizeistunde für die Schank- wirtschaften betreffend. — Vorschlag eines Sachoer. ständigen zur Ermittelung der Mündelsicherheit von Hypothekengrundschulden und Rentenschulden de m Amtsgerichte H o h e n st e t n » E r n st t h a l. — Er- Achtung ländlicher HauShaltungSschulen usw. — Förderung der heimatlichen Bauweise. — Haupt- körung der Zuchtbullen. — III. Nachtrag zum OrtS- statute der Gemeinde Hermsdorf, die Pension-- - Verhältnisse der berufsmäßigen Gemeindebeamten ! bringen. Er hat alben Versuchen getrotzt, Mit teilungen an Journalisten zu machen, er hat seinen Sturz mit echt soldatischer Resignation »nd Trene ertragen. Er schwieg, er lieh weder seinem Schmerze noch seinem berechtigten Mitgefühle Ausdruck, er hat niemals direkt oder indirekt, verblümt oder ironisch den Herrn angegriffen, der ihn erhoben und ge stürzt hatke^ Gehorsam und Treue verschlossen seinen Mnnd und hielten ihn aufrecht. Caprivi wird nicht als großer Staatsmann in der Geschichte fort leben, seine militärischen Taten sichern ihm ein ehrenvolles Andenken in der Geschichte der KAegs- morcks über die Aufgaben Les Verantwortlichen Lei ters -es Reiches, von der Kombination desselben zur Benutzung und Lenkung der Weltlage hatte er keine Ahnung Seine ganze Bildung und Ent wicklung war, wenn man absteht von Sprachkennt- niffen, eine eminent militärische, aber auch eine rein milt.ärische. Einzelheiten genügen. Er gestand mir einmal, als wir auf geographische Dinge kamen, daß er von dem großen Kartographen Gerhard Mercator nie gehön habe, die Werke Merians über die Beschreibung der Reichskreise nie gesehen habe; ebenso ging es mit einer Anzahl hervorragender Geschichtswerke; aus meine verwunderte Aeußerung Halle er immer die Antwort: „Ich habe keiive Zeil inspiriert." Aus weiteres Fragen erklärte Caprivi, daß er sachlich mit den Aeutzerungen des Artikels übereinstimme. Caprivi erhielt den Abschied. Am 19. Dezember sagte mir Caprivi: „Meine Entlassung schwebtte seit vier Monaten," Am 21. Dezember sprachen wir über diese Sache, ich äußerte meine Verwunderung darüber, Kaisers, Ew. Exzellenz zu fragen, wie Die sich zu diesem Artikel Verhalten?" Tie Antwort lautete: Ernst Bruno Günther'- in Langenberg und Bruno Paul Hunger'- in GerSdorf. — Gesuch deS Bauunternehmer- Arthur Benedix in Gers dorf um Genehmigung zur Errichtung einer Groß- oiehschlächtereianlage. — Gesuch Friedrich Hermann Finsterbusch'- in Lange nchur-dorf um Er laubnis zum Bier- und Branntweinschank — Urbertragung. — Echankerlaubni-gesuch Max Hert- wig'S in Falken — Erweiterung. — Da- Bethlehemstift im nahen Hüttengrunde wird schon am 23. März von neuem mit der Pflege von Kindern beginnen. ES bietet sich damit gute und billige Gelegenheit, manchem Kinde, daS eben erst eine schwere Krank heit durchgemacht hat und und eine Nachkur in ge ordneter Pflege bedarf, oder auch Kindern, die nur im allgemeinen leiblich nicht recht vorwärts kommen und eine Luftveränderung nötig haben, eine große Wohltat zu erzeigen. Es ein falsche- Borurteil, wenn man meint, dazu sei eS jetzt immerhin noch zu früh im Jahre. Denn da- Stift ist auch für rauhes Wetter eingerichtet. Die Kinder sind in seinen luftigen, hohen, dabei gut durchwärmten Räumen wohl versorgt und können jede günstige Stunde ins Freie und in den Wald hinaus. Die ganze Pflege übt auf ihr Befinden den besten Ein fluß. Es wäre daher den Eltern solcher bedürftiger Kinder anzuraten, bald die erforderlichen Schritte zur Aufnahme zu tun, so vor allem bet den Schul- ' direktionen rechtzeitig um Dispensation vom Unter richte nachzusuchen. — Die Eltern vou Konfirmanden, die ihre Söhne zu Ostern ein Handwerk erlernen taffen wollen, seien auf die neuen Bestimmungen über das Recht der Lehrlingsausbildung, die erst seit I. Oktober vorigen JahrrS in Kraft ge treten find, hingewtesen. Die Befugnis zur An leitung von Lehrlingen besitzt zur Zeit nur der, welcher da« 24. Lebensjahr vollendet und die Meisterprüfung bestanden hat. Ueber Ausnahmen entscheidet die Verwaltungsbehörde. ES ist also für alle Väter und Vormünder, die ihren Sohn bez. Mündel einem Lehrherrn zuführen wollen, ratsam, sich vorher zu erkundigen, ob der betreffende Lehr herr auch die Befugnis zur Anleitung von Lehr lingen besitzt. Gleichzeitig sei auch für die zu Ostern auSlernenden Lehrlinge auf die Wichtigkeit der Gesellenprüfungen aufmerksam gemacht. Wenn auch das Gesetz die Gesellenprüfung nicht zur Pflicht macht, so ist die Ablegung dieser Prüfung für den Gesellen nach den neuen Bestimmungen doch von so großer Wichtigkeit, daß einem Bater oder Vor mund dringend anzuraten ist, seinen Sohn bez. Mündel die Gesellenprüfung nach beendigter Lehr zeit ablegen zu lassen. Sowohl bei Fragen für Lehrlingsausbildung als auch für Gesellenprüfungen stad die Innungen de- betreffenden Handwerks, die von der Gewerbckammer mit hierauf bezüglichen Rechten auSgestattet sind, die geeignetsten Stellen, Auskunft und Aufklärung zu erteilen. mng", der die Friktionen besprach. Mit diesem Artikel in der Hand des Zivilkabinetts v. Lucanus zu sagte: „Ich komme im Austrage Sr. überdeckt, und in den Straßen selbst drängen sich die Scharen der Modell- und Plakatträger. In diesem Rahmen von sinnverwirrender Buntheit spielt sich die Messe ab; ihr Zentrum hat sie in dem Städtischen Kaufhaus, das jetzt, nach den in den letzten Jahren wiederholt vorgcnommenen Er weiterungsbauten, einen Flächenraimi von 5300 Quadratmetern bedeckt. marcks, das er überhaupt nie wirklich selbständig führen konnte, da es tm sechzigsten Lebensjahre bei aller Begabung und beim größten Fleitze nicht möglich ist, alle erforderlichen Kenntnisse sich anzu- cignen. Unstreitig hat er getan, was möglich war. Was er sür das Heer geleistet hat, ist bekannt. Die großen Fehler, welche Caprivi gemacht hat, finden ihre Erklärung und Begrün dung in seiner Persönlichkeit und der gezwungenen Uebernahme des Amtes. Hieraus erklärt sich auch alles, wofür das Zentrum und die Polen ihm Dank zu schulden haben. Er hatte sein gan zes Leben ziemlich in Berlin zugebracht, von den Anschauungen und Strebungen der Ultramontanen und Polen keine praktische Kenntnis, keine rechte Vorstellung. Großer Menschenkenner war er nicht und zufolge seiner hervorragenden Gutmütigkeit an sich geneigt, sich dem scheinbar Zurück- gesetzten oder Unterdrückten zuzuneigen. Dazu kam, daß er persönlich zur orthodoxen Richtung neigte. Und auch der Umstand mag nicht ohne Einfluß gewesen sein, daß er gerade seitens des Zentrums, der Polen und des Fortschritts mit einer Freude als Reichskanzler ausgenommen wurde, die sich, weil doch sür den reinen Soldaten nicht die Spur einer begründete» Hoffnung auf tüchtiges Wirken vorlag, nur aus der »»gemessenen Freude Vartrauen besitze. Als Caprivi betonte, er könne mit Eulenburg nicht mehr zusammen bleiben, äußerte der Kaiser: Das werde sich schon machen, Caprivi solle sein Abschiedsgesuch in Abschrift an Eulenburg senden. Diesen Wunsch des Kaisers sah er als Befehl an und erfüllte ihn, obwohl selbst an der Richtigkeit des Schrittes zweifelnd. Der Kaiser fuhr nach Liebenberg zur Jagd beim Grafen Philipp Eulenburg, Botschafter in Wien. Nun kam der bekannte Artikel der „Kölnischen Zei- stücken Nr. 341» und 364» deS Flurbuchs für Tagen verunglückte der Hjähltge Sohn eine- hie- Ursprung. — Uebernahme einer bleibenden Ver- stgen Einwohners in der Feldstraße beim Rodeln, bindltchkeit seitens der Gemeinde Oberlungwitz Die hierbei erlittene Verletzung hatte eine Entzün- aus Anlaß der Umpfarrung von Flurstücken der j düng zur Folge, die auch die Gehirnhaut in Mit- Oberlungwltzer Kirchgemeinde in die Kirchgemeinde leidenschaft zog. Jetzt wurde der bedauernswerte St. Trinitat's zu Hohen st ein-Ernstthal. —'Knabe nach schwerem Leiden seinen schmerzerfüllten Gesuch Ler Gemeinde GerSdorf um Genehmigung Eltern durch den Lod entrissen. der Satzungen dcS GemeindeverbandeS Hohenstein / — Thum, 12. März. Als gestern abend die Ernstthal, GerSdorf, Lugau und OelSnitz i. E. zur Hausdiener vom Bahnhof kamen, wurde Ler eine Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 13. März 1909 — Der diesjährige Vieh markt aus Altmarkt, der sich voraussichtlich wieder einer „Ich habe diesen Artikel erst durch Ihre Mitteilung fühl verdient er die volle Achtung seiner Zritge- kennen gelernt, denselben weder geschrieben noch »offen und wird er sortlcben in der Geschichte. betr. — Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit seitens cer Gemeinde Oberlungwitz durch Einräumung ab zum Rektor düser Anstalt ernannt wird. ab. Zwischen diesen beiden gestaltete sich das Ver- hälmis 'otorr nicht sehr gut, bald fortdauernd gessen lind vergeben war seine Absicht. Nie habe fcbleck.-er Schließlich kam cs zum Bruche. Eulen-'ich ein Wort aus seinem Munde gehört, das der bürg brachte eine Vorlage ins Staatsministcrium, ^peinlichsten Ehrerbietung gegen den Kaiser Ein- welche auf scharfe Spezialgesctze gegen die „Um-? trag getan hätte. Wohl hob er einigemal den sturzpartci'en" abzielte. Caprivi bekämpfte sie und Gegensatz in den Ansichten oder Handlungen von drang im Staatsministerium durch. Trotzdem snMr und damals hervor und belegte dies durch reichte Caprivi sein Abschiedsgesuch ein. In dem-. Tatsachen, aber nie kam ein Tadel dabei zum Vor- selben kam das Motiv vor, er glaube, bemerkt zu,'schein. Freilich brachte er cs nicht über sich, am haben, daß er nicht mehr das Vertrauen des Kai->27 Januar 1895 an der vom Deutschen Klub zu sers genieße. Der Kaiser telegraphierte sofort: Montreux veranstalteten Kaiser-Geburtstagsfeier „Nicht angenommen. Näheres mündlich," besuchte tcilzunehmen, aber das ist begreiflich, weil es dann Caprivi und erklärte diesem, daß er sein volles seine Sache gewesen wäre, den Trinkspruch aüszu- zu sein. Seine völlige Ratlosigkeit, jedenfalls seine daß Caprivi die Entlassung des Fürsten Bismarck unrichtige Beurteilung der Gesamtheit der Zustände gegengezeichnet habe, weil dadurch das Eigentüm- verriet er durch sein Verhalten zur Schulgesetzvor-gliche festgcstcllt worden, daß cs gleichzeitig zwei läge des Kultusministers Grafen Zedlitz. Gegen Reichskanzler Mgebcn habe. Caprivi sagte: „Ich diese machten alle Liberalen Front, auch manchem habe die Entlassung auf ausdrücklichen Wunsch Konservativen war sie zu stark. Zedlitz fiel, die Bismarcks unterzeichnet, weil mir Bismarck erklärte, Vorlage wurde zurückgezogen, Caprivi gab das! er möge v. Böttichers Unterschrift nicht darau preußische Ministerium an Graf Botho Eulenburgs haben." Die Tage der O st e r v o r m e s s e haben wie-'Stilarken. derum einen gewaltigen Strom von Fremden aus wipcnschaft; als Muster eines edlen, Wahrheitslie- ! v—„ - - v -- —„ . — ücndcn, durchaus tadellosen Menschen, eines Of- st e i n - E r n st 1 h a l—OelSnitz i. E. —Hunde- den Kopf geworfen, daß er bewußtlos zusammen- warf sie sich lange hin und her, bis endlich dcr Schlummer die Müde umsing, aber es schienen keine angenehmen, beglückenden Träumc zu sein, in welche er sic wiegtc, denn sie fuhr jäh empor, entsetzt um sich starrend und dann wieder in einen Zustand seelischer und körperlicher Erschöpfung zu- rücksinkend, der die Mitte zwischen Schlas und Wachen hielt. Wie vernichtendes Gifi brannle es in ihren Adern. Allerlei verworrene Bilder um- gaukelten sie, sich fortwährend kaleidoskopartig ver ändernd. War jetzt nicht an die Türklinke gegriffen wor den — schlich nicht jemand näher? Ach nein — das spiegelte ihr auch nur die überreizte Phantasie vor — und doch! es rauschte ja wie ein Frauen gewand — aber die Augenlider waren so schwer — so schwer — sie wollten sich rächt öffnen las sen. Nein, das tonnte doch nicht chung sein — da strich eine Hand über ihr GU-H > 7-» eilige Hand, und eine wimmernde, schluchz 'stimme murmelte dicht an ihrem Ohre seltsame, s lme Worte. Vergebens bemühte sie sich, zu oecst-chn — die Stimme war ihr bekannt, aber was sre sprach, so unzusammenhängend, so toll und Phau tastisch, wie man es eben nur träumen kann; da zwischen hinein klangen Gebete, — bang, verzwci- feit, als rängen sie sich aus einer gequälten Seele empor, und dann wandelte sich das inbrünstige Flehen wieder in ein eintöniges, ausdruckloscs Ge plapper, und dabei strich die eisige Hand immer über Stirn und Wangen der unbeweglich Liegenden. Welch ein häßlicher, wüster Fkebcrtwum! Wenn er nur enden wollte? Wenn sie das Phantom nur wegscheuchcn könnte! — Aber es wich nicht — cs fuhr fort zu jammern, zu bctcn, zu murmeln, und dabei fühlte Konstanze, daß das grauenhafte We sen sich über sie warf und immer schwerer und schwerer wurde. Wie ein furchtbarer Alp lag cs ihr auf dcr Brust, pressend, atemraubcnd. — Da zwang sie endlich die schweren Lider, sich zu heben und starrte in ein entsetzliches, verzerrtes Gesicht, welches dicht über dem ihrigen war. Zwei wcit- aufgcrisscnc Augen funkelten sie an, wild und drohend. Ein Weißes, über den Teppich hin schleppendes Laken umhüllte die Gestalt des Wei bes, das zusammcngckauerk auf dem Bette saß, schwatzend, ächzend, geheimnisvoll flüsternd. — War cs ein gräßlicher Wahn? Dieses Me- duienhanpt, diese blutunterlaufenen Augen gehör- icn ihrer Mutter - und jetzt streckte das Phantom beide Hände aus, die krampfhaft gebogenen Fin ger wühlten sich in das rerche Haar der Hilflosen, heißer, keuchender Atem streifte ihr Antlitz Ta löste die Angst den lähmenden Bann des Grauens Ein gellender, markerschütternder Schrei Hallie durch das Gemach. Das Mädchen suchte die schauerliche BÄde gewaltsam abzuschütteln, — doch vergebens. Das war zuviel für die überreizten Nerven Kon stanzes, noch einmal schrie sie laut ans, dann war es ihr, als rückten die Wände dicht aneinander, als senkte sich die Zimmerdecke herab, als läge sie im Sarge und das grauenvolle Weib kauerte aus dem Deckel desselben. Ein halb ersticktes Stöh nen entrang sich ihren Lippen, und das Bewußt sein schwand. Wochenlang raste Konstanze in wilden Fieber- Phantasien, dann schwand die brennende Röte von ihren Wangen, und allmählich kehrten Besinnung und Kräfte wieder. Nur eine gewisse geistige und kör perliche Trägheit und Erschöpfung hielt sic noch umfangen, sodaß sie sich nicht Rechenschaft darüber zu geben vermochte, was eigentlich mit ihr vorgc- gangen war. Eines Tages, als sic mit geschlossenen Augen, aber ohne zu schlafen, in ihren Kissen lag, fühlte ic abermals etwas Eisiges ihre Schläfe berühren. Da erwachte jäh die Erinnerung an jene Schreckcns- fzcnc. Weilte das furchtbare Wesen noch in ihrer Nähe? — Sie fuhr empor, mit beiden Händen nach der Stirn fassend, ergriff ein in kaltes Was ¬ ser gerauchtes Tuch, blickte um sich und gewahrte Fräulein von Dombrowsky an ihrem Lager stehend. „Du warst krank, mein Kind", sagte diese, „sehr krank, aber jetzt ist die Gefahr beseitigt, und Du wirst Dich rasch erholen." „Was ist mit mir geschehen? Die Mutter! — Die Mutter! — O Gott — den gräßlichen Anblick kann ich niemals wieder vergessen!" ächzte das Mädchbn. „Wopon sprichst Du?" fragte Alexandra ruhig. „Was ist mit Dir geschehen? In jener Nacht, wo D» erkranktest hattest Du Dich schon fieberhaft er regt zurückgezogen. Die Sorge hielt mich wach. Ta Hallie plötzlich ein Schrei' zu mir herüber. Tödlich erschrocken sprang ich auf und rief Priska, wir eilten zu Dir und fanden Dich mich glühenden Wangen und wirren Blicken. Johann mutzte gleich anspanncn und den Arzt holen. Du hast uns viele Angst gemacht." „Aber die Mutter! Die Muttert" „Nun?" „Mein Gott — sie war cs ja, die . . ." „Was meinst Du?" „Sie schlich doch an mein Bett, wie ein grätz- ltches Gespenst. — Hier satz sie — hier — zn-sam- ,nengeduckt gleich einer lauernden Pantherin und ah mich an mit Augen, deren Ausdruck mir das Blut erstarren ließ, — Dann beugte sie sich tiefer und tiefer — faßte mein Haar — entsetzlich!" „Rege Dich nicht wieder auf. Du hast ge träumt." „Geträumt hätte ich, daß sie hier kauerte, mich ast erdrückend, daß sie ein Weißes Tuch hinter sich herschlcifte, daß sie Worte ohne Sinn und Zusam menhang sprach? Ein Traumbild wäre die furcht bare Erscheinung gewesen, über welche die Ampel, wie zum Spott, ihr rosiges Licht fluten ließ!" „Ein Erzeugnis Deiner erhitzten Phantasie." „Du lügst!" rief Konstanze sich aufrichtend. „Du lügst! Es war Wirklichkeit'. Grauenhafte Wirklichkeit! Ich täusche mich nicht! Was ist an der Mutter'geworden?" „Wie seltsam Du fragst! Sie ist in ihrem Zimmer oder im Garten; was weiß ich?" „Ich glaube Dir nicht. Kein wahres Wort kommt über Deine Lippen!" Alexandra stand auf. Sie schien das Zimmer verlassen zu wollen, blieb aber plötzlich stehen, blickte in den Park hinab und trat wieder an das Bett. „Ucberzcuge Dich selbst, Törin!" sagte sie hart, zog die Fcnstervorhänge weit zurück und hob das Mädchen mit starkem Arm empor. „Dort sieh hin." Konstanze folgte dcr Richtung der ausgcstreck- ten Hand. Zwischen den bereits entlaubten Bäu men Wandeste Frau von Arnheim, in einen schwar zen, weiten Mantel gehüllt, einen Spitzenshawl um Kopf und Hals geschlungen, auf und ab. Sie sah so blaß, kränklich und ernst wie immer aus und ging, wie es ihre Gewohnheit war, langsamen, schleppenden Schrittes. Auch nicht die geringste Veränderung war an ihr zu bemerken, nichts, was an die entsetzliche Spukgcstalt jener Nacht erinnerte. Die diensteifrige Priska folgte ihr, ein Tuch über den Arm tragend in einiger Entfernung nach. Von Zeit zu Zeit wandte sich die Baronin um und wechselte einige Worte mit ihr. „Nun denn", fragte Fräulein von Dombrowsky, „bleibst Du noch dabei. Deine Einbildung für Wahrheit zu erklären?" „Ich weiß nicht, was ich denken soll", erwi derte das Mädchen. „Mein Kopf ist so wüst, — Möglich, daß ich eine Vision hatte — und doch, wenn ich mir alles vergegenwärtige, möchte ich auch jetzt noch darauf schwören, daß es Wirklich keit gewesen." A cxandra neigte sich zu ihr und sah sie durch dringend- an. Laß die Sache ruhen. Wenn Du wieder bei Kräften bist, habe ich viel und Wich tiges mit Dir zu sprechen. Jetzt bedarfst Du noch der Schonung." (Fortsetzung folgt.)