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Amtsblatt. Nr. 43. Sonntag, den 21. Februar 1909. 1. Beilage. studiert?" frug lachend Ka- Eine unwiderstehliche Macht drängt sie nach, dieser unter anderem Namen im Nachbarland« be- stch am Bette eines Lebenslust, hingebendes Umfassen in den heißen er- Stabsarzt, Aber letz- sich zwei reizende Elise Wollmöller stand derweilen immer noch anlangie, fiel ihr auf, daß die Haustüre nicht ver ¬ strömte die Menge in die Gotteshäuser, um in Mehrere Stunden später kam die Frau und mühevoller Andacht sich Asche aufs Haupt zu streuen fand ihren Gatten bedenklich erkrankt, in wilden Jetzt saß er da drüben und hatte sie verges- und Buße zu tun Fieberphantasien. — Drohend schwang Paul Dönhoff fein Schwert. „Mit meiner Donna treibe keinen Spott, Aen- schlossen, sondern nur angelehnt war. Ihr Ver- in der Ecke der noch unbesetzten Nische. Glühen such, diese hinter sich ins Schloß zu drücken, miß- den Auges starrte sie auf das Paar, Las ihr ge° mit Deinen, Nixchen stecken lassen, daß sich ihr vielge liebter Paul als edler Tänzer hier amüsieren über mich! Mir ist zu Mute, — Ist das sen. O der treulosen Männer! Und doch kam kein rechter Haß in ihr aus. Bittere Wehmut, der herbe Schmerz tiefen Herzcnsleidens erfüllte ihre frische Seele. Die lustigen Weisen der Musik tönten ihr wie ein Klagegesang ob des erstorbenen Glückes. War das ihr Fasching? In ihre Augen stie gen heiße Tränen, als der Spanier drüben die Hände und gab dann seinem Herrn einen Klaps auf die Schulter. — aber — was soll das bedeuten?" so kurz von Begriffen? Nun, ich habe gangen hatte, nichts wußte. - So lagen die Verhältnisse, und alles schien Diese Weisen, aus Operette, drängten sich Lippen. Ein ganzes Jahr valiere — darunter ihr Bruder, der durch ihren Mann in diese Gesellschaft eingeführt worden war. Sie sieht, wie er mit der hübschen Tochter des Gesandten glaudert, steht, wie ein Lakai hinzutritt und ihm etwas zuflüstert. Eine fahle Bläste über fliegt sein Gesicht; schnell verneigt er sich vor seiner Dame und folgt dann hochaufgerichtet dem Diener. Auslösung unterrichtet. — — „Heute ist Maskenfestl" „Einmal noch leben, eh' es vorbei, noch leben, lieben in, Mail" nen übereilten Antrag anzunehmen." Jetzt war auch in ihr das Vergangene, waltsam Vergessene wach geworden und trat furchtbarer Deutlichkeit vor ihre Seele. — Wiener Musik, welscher Wein, schneidige nichi Annemie dort? Komm'" Und sie verschwanden im Gewühl der Masken, die sich inzwischen eingesunden hatten. — — Paul Dönhosf hatte sich in das Kostüm eines spanischen Ritters, des Don Quixote geworfen. ein Jahr ohne Sonnenschein, ohne Lebenslust und ohne Liebe. „Einmal noch leben, eh' es vorbei!" — Auf dem Maskenbälle zog in diesem Jahre eine Maske von wahrhaft königlicher Schönheit alle Blicke auf sich. Ein Kreis von Herren bil dete sich schnell um die Unbekannte, und es fehlte nicht an Versuchen, das ängstlich gehütete Inkog nito zu brechen, aber vergebens. Ueberfchäumende dm vielseitigen Blick schon die Haustochter. „Du machst Dich lustig aber gar nicht zum Lachen sroh die tüchtigen „Ja «Ei, !zu erkennen geben." Die beiden Freunde kaperten «nderen Waffen zu liefern, nämlich mit faulen Giern »der mit Eierschalen, die mit Wasser gefüllt waren; «uch faul« Aepfel und Apfelsinen waren erlaubt und verstießen nicht gegen das Völkerrecht. DaS Schau spiel solcher Schlacht fand man sehr ergötzlich, und bald begannen die Alten beim Karneval eine Nach ahmung, indem sie aber edlere Wurfgeschosse zur Anwendung brachten, nämlich Konfekt und Blumen Mailand aber hatte eine andere Erfindung gemacht, indem er die Zuckerkügelchen durch den Koriandoli ersetzte. Letztere sind erbsengroße Kügelchen au? Kalkslaub, mit denen man einander wirft, teils in der Straße, teil» von den geschmückten Balkon» nieder, von wo man die auf der Straße befindlichen mit Schaufeln voll zu überschütten pflegt. Unbekannt mag e» vielen sein, daß auch weitab von der zivilisierten Welt Prinz Karneval sein Zepter schwingt. So ist auf den canarischen Inseln die KarnevalSzest ein« Zeit unbeschränkter Freih st. Die „Heute ist der MaskenballI Ach, «och einmal, noch ein einziges Mal glücklich sein!" Auf ihrem Zimmer angekommen begann Frau Judith in den Schränken und Truhen zu kramen. „Warum mag er mich weggeschtckt haben? Es ist noch nicht 6 Uhr, ob ihn die Erinnerung wie der quält? Ja, ich habe ihn geheiratet mit einer Lüge im Herzen! Aber was sollte ich machen, es war der Selbsterhaltungstrieb, der mich zwang, sei- einer jüngst ihr immer wieder nun beginnende Fastenzeit. Am Aschermittwoch tel lief er nach Hause. „Ja, weißt Du, Elise, daS find« ich etwa« kindisch. Es muß Dir doch besser gefallen, wenn Paul nicht so nachgiebig ist. Denn es war doch nur eine Laune von Dir." „Wie Du redest! Eine Launei Wenn ich ihn mir nicht entreißen lasten will. Hättest Du eine Ahnung, wie lieb ich ihn habe. Wehe, wenn ich ihn heute ertappe! Dann werde ich vor ihn htn- treten, werde meine Maske abnehmen und verächt lich zu ihm sagen: „Pfui!" Und dabei werde ich ihn ansehen, mit einer Mischung von Geringschätz ung und Achtung, mit Stolz und Mitleid —" „Wird Dir das nicht schwer fallen? Hofft Du Hand seiner Partnerin feurig an die Lippen zog. Sie tonnte sich nichi länger halten. Scheu schlüpfte sie der nächsten Türe zu und huschre hinaus. Sie mußie sich ausweinen. Irmas Boudoir boi ein verschwiegenes Plätz chen, dahin flüchtete sie. Auf den Diwan warf sie sich hin und weinte bitterlich. Als ihre Tränen langsam zu versiegen began nen und sie sich erhob, siel ihr Blick auf das os- fenstchende Hausapolheken-Schräntchen ihrer Freun din Giftflaschen in verschiedenen Größen standen darin, von denen die blutrot aufgemalten Toten köpfe schreckhaft herabgrinsten Fritz Molander hatte sie seiner Schwester besorgt und ihr so einen Glanzpimkt des Boudoirs geschaffen, um den Ir ma von allen Freundinnen beneidet wurde. Da war Rettung von allem Herzeleid. Dieser wahnwitzige Gedanke stieg plötzlich in Elise auf. Ja, sterben wollte sie. Pauls Untreue konnte ste Dir bestrafte Spionin. Faschingshmnoreske von E. Thiele. (Nachdruck verboten.) Bei Molanders war große Maskenredoute. Der Tanzsaal prangte in närrischem Schmucke, und die schon anwesende Musikkapelle agierte in absonber lichen Tierkostümen. Eben traten die Tochter des Hauses und ihre Freundin Elise Hollmöller, beide als Seenixen in zarten, meergrünen Chiffon gehüllt, ein. „Aber, Irma, verrate mich nicht. Ich will den Don Juan heute entlarven. Denn warum liegt ihm so viel an dem Ball. Und ich habe, ihn bock so gebeten, nickt hierberzugehen " Zimmer zu hören. Ihren ganzen Nini zusammen raffend, stieß die Frau die Zimmertür auf und „Franz!" gellte es aus ihrer schreckerfüllten Seele durch das nachtstille Haus. An ihr vorbei sprang ein Mann die Treppe hinunter, und der Krankenwärter fand auf der Schwelle einen leblosen Arauenkörper, umhüllt von buntschillernden Gewändern mit schwarzseidener Maske. ' chvuvä u„ Ion. — — — Vor seinem Auge öffnete sich wieder das rot- ausgeschlagcne Zimmer er glaubt nock setzt den berauschenden Dufi wahrzunehmen, der durch jene Räume zog, und schließt unwillkürlich die matten Augen, als blende ihn noch heute die Erscheinung jenes berückend schönen Weibes, das — «ine Schwester des Hausherrn — die Honneurs machte. Das Spiel zog ihn nicht an, somit konnte er sich der Dame widmen. Dann kam er häufiger, und sechs Monate später war Judith Alsen seine Gat tin — — Und dann — — Der Kranke stöhnte laut auf: die schöne Frau unterbrach ihre monotone Tätigkeit und gab ihrem Manne zu trinken, er war sehr schwach. „Laß mich allein, Judith, ich versuche zu schlafen. In einer Stunde kommt ja der Wärter, ich bedarf Deiner heute nicht mehr, Aufs höchste erstaunt, verließ die Frau die Krankenstube. — — vergessen, bis vor Jahresfrist ihr Mann mit einem der Knecht, sonst lasse ich Dich das Schwert mei««r Bekannten aus jener Zeit zusammengetroffen fett? Väter spüren; ich hätte doch nicht hierhergehen mußte. Weiteres konnte sie nicht erfahren, und sollen," setzte er elegischer hinzu. das Wenige entnahm ste nur aus seinen im Fie-^ „Nun mach aber 'nen Punkt!" fuhr nunmehr ber hervorgestoßenen Aeußerungen. —Drota konnte Fritz Molander ärgerlich auf. „Du glaubst Wohl das Bett nicht mehr verlassen, und die Aerzte hat-noch nicht, daß Elise hier ist? So bitte eine ten seine Frau von der unabwendbaren langsamen Viertelwendung. Und nun steh Dir das Nixchen "spanischen Tänzer beobachtet? Siehst Du, jetzt stampft sie mit dem kleinen Füßchen auf. Alle Wetter, der Spaß ist geglückt." Sancho rieb sich da drüben an. — Ist sie das oder nicht?" „Bei Gott, Du könntest recht haben. Ja, ja, einmal Du hast recht. Sie ists! Schnell zu ihr!" ! „Halt, so haben wir nicht gewettet, mein Don gehörten chen. Hiergeblteben und Stange gehalten. Wir auf die wMen die Spionin einmal gründlich von ihrer ! Eifersucht kurieren. Gieb acht! Sichst Du, wie Siechen, sie durch das Laubengewirr der Nische den lustigen lang. Geräusch mußte sie Venneiden, und so ließ gegenüber aus der anderen Seite des Saales saß. sie die Türe angelehnt wie ste war und schlich sich; Wie der Treulose scharmierte und schmeichelte! nach oben. Ihr wars, als höre sie den Klang seiner Aus dem Privatkontor ihres Mannes, in dem Stimme durch das Locken Ler Geigen hindurch,-er seit der Erkrankung Drotas dessen Prokurist tags- weichen Stimme, die ihr so oft süße Kosenamen über arbeitete und auch der Geldschrank aufgestellt'zugeflüstert hatte, die sie so oft selig erschauern War, fiel ein dünner Lichtstreifen aus die Treppe,! ließ, und jetzt glaubte ste ein surrendes Geräusch indem! und als ihre Hand die schwere Portiere beiseite Und bei ihm war Fritz Molander, der Mediziner, schiebt, durch die ihr Bruder soeben den Saal ver-!als getreuer Sancho. lassen hatte, bricht sic mit einem Schrei zusammen. „Du kannst mirs glauben," sagte der Ritter Das Fest war gestört. Franz Alsen, Bruder, von der traurigen Gestalt zu seinem Knappen. der Frau Generaldirektor Drota, als langgesuchter „Den Kampf, den weiland mein Vorbild und Mu- Wechselfälscher verhaftet. ster mit den Windmühlen auszufechten hatte, ist Ihr Mann gab seine Stellung aus und zog, nichts gegen den, welchen ich mit Elises Launen sich für längere Zeit zurück, übernahm aber später zu streiten habe." an der andern Reichsgrenze die Leitung eines be- Und er seufzte schwer auf. deutenden industriellen Unternehmens. Sie durfte! „Der Seufzer gehört zu Deiner Rolle, vi^- bei ihm bleiben, obwohl nur Wenige glaubten,! edler Don", lachte Fritz Molander. „Hätte Dets« daß ste von den Berfehlungen ihres Bruders, die Dulcinea ihn gehört, ich wetten, beseeligt sänke sie dieser unter anderem Namen im Nachbarland« be- in Deine Fangarme." , -—er sich die l.^ . der Juden, welche hierzu gezwung n winden, Kulten Worte; was soll dieser ungewöhnliche Zusatz? ergötzen. Auch ließen ste ein Ochsengespann vor Da kam cs wie eine Erkenntnis über ihn. Der einem Karren den Monte Tcstaccw uiederrennen, Stabsarzt, damals Assistenzarzt bet den Wollsdor- wobei jene armen Tiere meist dik Beine brachen, fix Kürassieren, hatte jenen unseligen Abend mtt- DamalS endeten die FaschinnStage mit dem Ans- erlebt und kannte seine Geschichte. pusten de: Moccoletti und dem Verbrennen der Für Drota und sein Weib war kein Bleiben Strohpuppe des Prinzen Karneval auf der Piazza mehr; ste mußten das Fest verlassen, sofort. Er de Popolo. Während der Rauch vom Scheiter- suchte seine Frau in den Gängep, Nieschen, Grot- haufen in die Höhe stieg, läuteten die Glocken der ten, draußen. Einmal im Freien scheute er sich, Kirchen daselbst und gemahnten das Volk an die die Säle wieder zu betreten; ohne Hut und Man- Jn Florenz war eS Brauch, daß zur Zeit de«! Ein jungcr Offizier, dessen Vermögen Drota Karneval in gewissen Straßen die Knaben einander verwaltete, hatte die intimen Reize eines Jeu- «tne Art Schlacht lieferten, indem zwei Parteien abends so verlockend geschildert, daß Drota sich einander mit Steinen bombardierten. Dieser bar entschloß, einmal mitzugehen. — Ein Herr Alsen jStraßen sind abend» mit bunten MaSkengruppen N^^TTWßTT VTTTT>^T-TT angefüllt, welche, sich nach allen Richtungen Hinzer- streuend, nach der Musik der Gitarre und dem Takte ATTTT W^-TT. Ider Schellentrommeln und Kastagnetten unter lautem Bon S. v. Falke-Harttun g. Srsanze Volkstänze aufsühren. Die MaSkenaufzUge (Nachdruck verboten) dauern bi» nach Mitternacht fort, und bei der flöh- Gin« der wenigen Bräuche, di-über di- ganzeWen, alle Gemüter beseelenden Stimmung kommen Erde verbreitet sind, ist der, Karneval zu feiern. S-reit und Schlägereien nur selten vor. Die höheren Naturgemäß nimmt er im Süden, wo das Blu, Stände nehmen nicht früher Artteil an den Freuden heißer rollt und quecksilberne ungebundene Fröhlich, de» Karnevals, al» einige Wachen vor der Fasten- keit zu Hause ist, viel ausgelassenere Formen an alS ^' dann wetteifern alle Häuser starten unk bei uns. Selbst in Deutschland haben wir ver- T«"»" aufzunehmen und st- mit Erfrischung schieden»!«! Fasching zu feiern. Der temperament- bewirten. Die jungen Mädchen geh«, selten maskiert vollere und leichtsinnigere Süddeutsche oeimag sich ""«, wenn eS nicht ist, mn dall zu besuchen; gleich dem sorglos heiteren Rheinländer an den dann entschädigen ste sich aber dort auch Tagen des Karnevals in einer dem Norddeutschen ^"t-g beobachtet, für den Zwang, dem ste In de, durchaus widerstrebenden Weise zu begeistern. Regel unterworfen sind und freuen sich aeS Lebens Wohl wird in Berlin und andern größeren 'n '-"gebundener Freiheit. Fottwährcud treten Städten versucht, echte FaschingSfreud« zu kopieren MaSken, emzeln oder aruppeuwe.fi 'n den Saal, aber das wird üud muß immer mißlingen. Der "w allerlei Passer au» dem Volksleben aufjuführen, Mensch läßt sich eben nicht auf «in paar Tage ein- ^nn ent er, eu sie ich w eder um m and. reo Häu- fach umkremp-In. Der Ernst d-S Leben« bringt estt"" blesrlben Torheiten zu imederhol n. Uber nicht« aber mit sich, daß auch in den Bezirken, wo Prinz Abicht der Ausgelassenheit in den drei letzten Tagen Karneval sonst unumschränkt herrschte, die Wogen bts Kaineoal«. Die jungen Leute, zu Pferde und de, Frohsinns langsam zurückebben t" F"b, du chschwärmen die Slroßm und bestäuben Und ,° wie b-i uns ist es auch anderswo. °ll°S, was mit Staub oder Puder, So hat der Fasching in Frankreich seit Jahren etwa? °h»- °»f Rang °ker Alt-r Rücksicht zu nehmen. - Gemachte«, Erzwungenes an sich. Er ist immer Karneval überall. Tage Vergessen« von mehr ein Abklatsch de» großen Karnevals, der nicht ^tienleid und Sorgen. Tage lustigster Fröhlichkeit. bensfrcude. — Lautlos wie sie gekommen, war die schöne . ... Maske verschwunden. — — — Blumenfeen und schwangen in flottem Tanze da- Als Judith Drota wieder vor ihrem Haufe hi". — — barische Brauch wurde aber abgeschafft, und statt hielt auf der Königsstraße einen vornehmen Sa- dessen den Knaben gestattet, solche Schlachten mit mehr ist, den das zweite Kaiserreich einst unter seiner strengeren Ordnung begrub. Der vornehmste und unterhaltendste Karneval Frankreichs ist jetzt A»TlTb«»W4TßIßTTA> der von Nizza, der mit seinem reizend poetischen , , und künstlerischrn Anstrich die ganze vornehm kranke Skizze von Heinrich Klee. Welt der französischen und italienischen Riviera auf (Nachdruck verboten.) einige Tage an sich lockt. Judith Drota, die Frau der Generaldirektors In Paris selbst aber ist der Karneval als l Drota, seufzte tief auf: „Heute ist Maskenball, ach, erste» und beliebtestes Volksfest dem Nattonalfest ^nn ich noch einmal mittun könnte!" am 14. Juli mit seinem öffentlichen Tanz an allen Von dem schönen Gesicht der Frau wich geräumigen Straßenecken und seiner theatralischen augenblicklich ein verklärender Schimmer, der es Parade von LongchampS gewichen. Die altei^ Sekunden erhellt hatte, denn aus dem Neben- lustige Zeit ist längst vorüber. Ein neues Geschlcchtl^jmmcr klang der feine Ton einer anscheinend nnr lebt in Frankreich und in Paris. Man ist in der mühsam bewegten Glocke dritten Republik ernster, würdiger, sparsamer und Du hast geklingelt Walter?" arbeitsamer geworden. Die Maschinen haben keine „Ja, willst Du mir denn heute nicht vorlesen, Zeit mehr, so lange stille zu stehen wfi einst die Ja^h? Die Zeitungen liegen bereit." Handarbeit. . „ . I Wieder wars, als ob ein leiser Seuszer sich Ebenso still und melancholisch verläuft derl^an den Lippen der Frau löste; ste nahm am römische Fasching seit einer Reihe von Jahren.« Dtfchc Platz, und ihre gewohnte Vorlesung be- Ketne Wagen, kein fröfiichcS VotkSgetümmel, kein gann. — Blumen- und Coriandoli-Wersen mehr auf den Der Kranke hatte schon längere Zeit nicht Etraßm. Alles öde und leer in der Stadt, bis auflmehr zugehört; eine Erinnerung war in ihm wach wenige Bajazzi, bte hier und vereinzelt vor d-«geworden, die seinen Geist nicht wieder loslassen Häusern der Nebenstraßen ihre Purzelbäume schießen.«sollte. Nur in den Theatern finde« die gewohnten VegliomI Er sah sich in den phantastisch ansgeschmück- MaSkenbälle) statt, deren Besuch jedoch auch vvnl^„ Räumen der „Harmonie" an einen Pfeiler ge- Jahr zu Jahr abnimmt. Einst wischte sich ko 1 fihnfi mit den Augen der herrlichen Gestalt seines die Aristokratie mit dem Volke, heut "ndet man Weibes folgend, das am Arm eines schmucken Rei- zumeift nur den Mittelstand und die den Winter« terofsizicrs nach eben beendetem Tanze dem Aus- in Rom weilenden Forestieri (Fremden) vertreten, g^g zuschritt Das Volk besucht jetzt nur die billigen Maskenbälle „Ein schönes Paar," klang es da an sein der kleinen Theater, wo zugleich eine fiera di vino.l^h,- „jener Ulan und die Frau Drota, geborene ein Weinmarkt, verbunden mit einer AuSstellui gjAlsen." sämtlicher italienischer Weine d-S letzten Jahrgangs, Als er sich vorsichtig zur Sette wandte, stattfindet. I kannte er in dem Sprecher einen Stabsarzt, DaS Rennen lokgelassener Pferde (Barberi) fit.erst kürzlich aus dem fernen Listen nach hier eingestellt. In früheren Jahrhunderten liebten es fitzt wonden war. die Römer, beim Karneval sich an einem Sacklaufen „Geboren« Alsen!" wiederholte „v.. werde. Verstehst Du nun? In der Tänzermaske sAugen inniges Flehen und sehnsüchtiges Verlan-! steckt Rolf; der wird ihr die Hölle schon Heitz gen, Arme, Hals und Nacken wie Elfenbein. machen. Hahaha!" ..Einmal noch lieben, lieben im Mai!" sang^ „Weiß! Du. recht ist mir das so ganz eigent- es ist wahr, sie der die Fremde und stürzte sich immer wieder von lieh nun denn doch nicht. „ ... ver- neuem in den rauschenden Strudel wogender Le-,verdient Strafe. Ich kann mich ihr ja rechtzeitig