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haftet. Die Faschingsnummer seines Blattes ent hielt die schwersten Beleidigungen gegen die Be rufs- und Familienehrc eines dortigen Rechtsan waltes und auch anderer Personen. Das Blatt war überhaupt grösstenteils so beleidigend im In halt, dast die Staatsanwaltschaft Strafantrag ge stellt Hai. Der Redakteur, der erst seit einem hal ben Jahre in Ulm ist, ist wahrscheinlich das Opfer anderer Personen geworden. * E i n P f e r d e m a g c n. In Burgbrohl (Rhcinprovinz) fand man in dem Körper eines kürzlich geschlachteten Pferdes einen 2^ Pfund schweren Stein, der die Größe eines Kinderkopfes hatte. (Zur Faschingszeit erscheint manche sensa tionelle Nachricht erklärlich.) * E i n e u n a n g e n e h m e Verwech selung. In der Münchener Frauenklinik wurde die Leiche einer während der Operation verstorbe nen Bäuerin verwechselt und eine andere dafür in deren Heimat nach Mühldorf am Inn geschickt, wo beim nochmaligen Oeffnen des Sarges die Sache herauskam und große Aufregung verur sachte. * E i n G c st ä n d » i s i m Z u ch t h a u s e hat der wegen verschiedener Verbrechen vom Schwur gericht Straubing zu tä Jahren Zuchthaus ver- urtetlte 28jährige Fabrikarbeiter Schillinger aus Helling in Niederbayern abgelegt. Er gestand am l8. August v Js. den 65jährigen Bauer Urlingcr von Pfatter in der Oberpfalz gemeinsam mit einem gewissen Leopold Heindl überfallen und seiner Barschaft von 800 Mark beraubt zu haben. * Die Braut in den Brunnen geworfen. In der serbisch-ungarischen Ge ¬ meinde Rcdoczc entführte der Bauernbursche Lazo Hastmowitsch mit Hilfe einiger Freunde die Toch ter des Bauern Lazo Somowitsch. Er hatte Aniz- za zu seiner Braut erkoren, sie einem alten ser bischen Volksbrauche gemäß aus dem Elternhause geraubt und brachte sie mit Hilfe seiner .Freunde zu Verwandten. Hier sollie das Mädchen bis zur Hochzeit bleiben. Der Empsang der Braut bei diesen Verwandten war aber keineswegs freund lich, und sie rieten dem Burschen, das Mädchen wieder ins Elternhaus zurückzubringcn. Darüber erbost, holte Hasimowirsch das Mädchen in Ge sellschaft seiner Freunde wieder ab, und als sie auf dem Heimwege an einem offenen Brunnen vor überkamen, ergriff der Bursche das ahnungslose Mädchen und warf es in den Brunnen hinab, worauf er mit seinen Freunden Reißaus nahm. Tas Mädchen wurde nach einigen Stunden tot aus dem Brunnen gezogen. Der Mörder wurde verhaftet. Handel und Gewerbe. vreme«, 25 Februar. Apland middling lok» <8 Pf Ruhig. Ltderpool. 2b Februar. Umsatz >8000 Baben, davor für Spekulation und Export 500 B Amerikaner stetig, S Punkte höher, Aegypter träge, unverändert, Brasilianer 2 6 Punkte höher Lieferungen: Ruhig Februar 4,»5, Fe bruar-Mär» 4 S4, April-Mai 4,96, JmN-Jul! 4,99, August« Lept'mber 4,95. Kei»» einziges Gut. Roman von B. Coronh 14j (Nachdruck verboten.) Alexandra gab dem Freiherr» einen Wink, ihr zu folgen, und beide schritten schweigend neben einander hcn Die Dombrowsky sah wieder ganz so streng und unnahbar aus, wie Konstanze sie gc- schildcrt hatte. Zwei tiefe, tiefe Falten zogen sich längs des scstgeschlossenen Mundes hin. Als der lange, an den Kreuzgang eines Klosters erinnernde Korridor erreicht war, wollte sie mit stummem Gruß in die eben verlassenen Räume zurückkehrcn, doch Gisbert öfsnete die Tür des Mittelsaalcs und bat sie, einen Augenblick cinzutrcten. Zögernd und mit unverkennbarem Widerwillen kam sie der Auf forderung nach. „Ich hege ernstliche Besorgnisse hinsichtlich des Gesundheitszustandes Aeiner Kusine", erwiderte der Freiherr. „Sie ist nervös, wie viele Frauen", äußerte das alte Fräulein kurz und abtveisend. „Dieses Nervenleiden scheint mir doch bedenk licherer Natur zu sein und mit dem, was mar ge wöhnlich unter Nervosität versteht, nichts gemein zu haben", wandte er ein. „Ich halte cs für meine Pflicht, einen Arzt hierher zu berufen." „Damii werden Sie Frau von Arnheim zwin gen, auf die ihr angebotene Gastfreundschaft zu verzichten", sagte sie mit eisiger Rtche. „Olga ist ein ganz eigener Charakter. Im Gegensatz zu andern, die der Gegenstand beständiger Fürsorge zu sein wünschen, liebt sie es durchaus nicht, wenn man sich mehr als nötig tim sie bekümmert. Ueb- rigens ist sie auch keineswegs krank, so»den, nur ruhebedürftig. Von frühester Jugend an litt sie an heftig auftretenden Kopfschmerzen. Das ist ein Uebel, welches sich Nicht vollständig beseitigen läßt, doch hat ihr Arzt, der sie in Moskau behandelte, einfache und wirksame Mittel verordnet. Ein nasses Tuch auf die Stirn und einige stärkende Tropfen genügen, um den Anfall zu bekämpfen. Nur vor Aufregungen muß sie bewahrt bleiben, dafür sorge ich, so viel cs in meinen Kräften steht. Meine Schwester hängt an ihren Gewohnheiten. Sie würde sich niemals entschließen, einen andern Arzt anzunehmcn, und brächten Sic auch die größte Autorität in Vorschlag. Ich rate Ihnen, nichts dergleichen zu tun, wenn Sie »ns nicht von Ho henfels vertreiben wollen." „Aber diese klösterliche Zurückgezogenheit, in der sie lebt? Die mehr als seltsamen Ansichten, die sic enitvickelt?" „Olga ist eine sehr fromme Frau " „Das ist nicht mehr Frömmigkeit sondern Fanatismus." „Nennet, Sie es immerhin so. Ihre Seele hat sich von allem Irdischen losgelöst. Wie andere in den Freuden dieser Welt, so findet sie ihre Wonne im Gebet. Wer wird denn dadurch geschädigt, wenn sie die Einsamkeit liebt und mit Begeisterung den Andachtsübungcn obliegt, die ihr Trost und Frie den gewähren? Sie hindert niemand, das Leben nach seiner Weise zu genießen, und beansprucht für sich nichts weiter als dieselbe Freiheit, die sie andern gewährt." „Und diese soll ihr in meinem Haufe zuteil werden. Doch meinen Sie nickt, daß cs erheiternd auf sic wirken würde, wenn Konstanze mehr in ihrer Nähe wäre? Sic muß doch Freude an dem herrlichen Geschöpf haben." „Gewiß! Wie sollte sic nicht?" „Weshalb steht sie aber dann der Tochter so rcmd gegenüber?" „Fremd? Nicht daß ich wüßte." „Verstehen wir uns recht!" fuhr der Freiherr etwas ungeduldig fort. „Wie ich zu meinem Er ¬ staunen höre, weilt Konstanze nur sehr Ivenig bei der Mutter. Warum?" „Ich dächte, daS. bedürfte keiner besonderen Erklärung", erwiderte Fräulein von Dombrowsky. „Das leidenschaftliche, lebenslustige Wesen würde die stille, kränkliche, weltmüde Olga nur peinlich erregen. Was dem unerfahrenen, in frohen Zu- kunftshoffnungcn schwelgenden Kinde begehrenswert erscheint, davon hat sich die ernstdcnkcnde Frau längst mit Widerwillen und Verachmng abgewandt — und was sic, die Schwergeprüfte, als höchstes Gut erkennt, dafür fehlt dem glänzenden Schmet terling Konstanze bis jetzt jedes Verständnis. Ueb- rigens habe ich die Erziehung des Mädchens ge leitet und sters für es gesorgt, als ob cs meine eigene Tochter wäre, und deshalb schuldet sic mir Vertrauen und Gehorsam. Nicht minder tveiß ich, wie Frau von An,Helm, die viel Trauriges er fahren hat und nicht immer durch kindisches Ge schwätz gestört werden darf, zu behandeln ist. Ich bin mir bewußt, nur das Beste zu woillen, und werde keinen Schritt breit von dem Wege weichen, den ich mir selbst vorgezcichnet habe." Sic neigte kühl grüßend den Kopf, und Gis bert versuchte nicht mehr, sic zurückzuhalten. Des vorhergcgangenen Auftrittes gedenkend, mußte er sich selbst sagen, daß ein inniges Verhältnis zwi schen Mutter und Tochter wohl kaum je zu erzielen sein würde. Was sollte das heitere, strah lende Wclrkind bei der melancholischen Frau? o. Kapitel. Seiner Nichte wegen hatte der Freiherr die rüheren gesellschaftlichen Verbindungen wieder an- zeknüpft und verschickte Einladungen crgehcn las en. In dem so lange vereinsamten Schlosse jerrschte jetzt reges Leben. Die Fremdenzimmer landen nicht mehr leer, und das Dienstpersonal war aus der ihm zur Gewohnheit gewordenen trä ¬ gen Ruhe aufgerüttclt. Frau von Arnheim blieb für die Gäste unsichtbar. Sie hielt sich in ihre» Gemächern auf und spazierte nur morgens und abends in dein einsamsten Teile des Parkes. Ran w,rßte, daß sie leidend sci, und vermied es daher, sie zu stören. An ihrer Stelle übernahm Fräulein von Dombrowsky die Pflichten der Dame des Hauses und kam ihnen als aufmerksame, zuvorkom mende Wirtin nach. Unter den Anwesenden befand sich Oberleut nant Walter von Scholten. Der Freiherr war dem jungen Man» sehr geneigt und bemerkte, daß die seltene Schönheit Konstanzes ihn mit unverkenn barer Bewunderung erfüllte. Der offene, streng ehrenwene Charakter Schottens und seine wahr haft vornehme Denktmgswcise boten sichere Bürg schaft für das Glück der von ihm erwählten Frau. Das sagte sich auch Gisbert und vermochte dock eine gewisse Gereiztheit nicht zu bekämpfen, wenn er dachte, daß die Herzen der beiden junge» Leute sich finden könnten. Konstanze verstand es vortrefflich, sich zum Mittelpunkte der Gesellschaft zu mache». Geist- sprühend, liebenswürdig, vielfach, ohne es zu wis sen, alle Waffe» der raffinierteste» Koketterie ge brauchend, feierte sie, zum ersten Male in die Welt tretend, ein glänzendes Debüt. Sic berauschte sich förmlich an ihrem Triumphe, und wie der Künst ler, von den Wogen des Beifalls getragen, eine Begeisterung in sich erwachen fühlt, die ihn hin- reißt und seinen Leisttmgc» den echten, fesselnden Zauber verleiht, so ließ auch sic ihre Vorzüge im .blendende» Lichte funkeln, alle Anwesenden unwidcr- tehltch in den Bannkreis dieser seltenen, bestricken- Kn Anmut ziehend. (Fortsetzung folgt.) Druckend Berloq von I, Rubr Sawioloer Dr. «Idan ArtIL, Hodentletv-Elnulbai. — BeromwoNUtder Redakteur Wilh. Ltppacher, Hohenstein-Ernstthal.