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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.02.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190902160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-16
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.02.1909
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zu Rtesa geboren, hat die übliche BerwaltungS gegnen müssen! Wettbewerb schwer zu leiden. Erfreulich sei ten sonn der Unfallstatistik, die jetzt aus Arbeitstage oen ungrenzenoe Nun habe das Baugewerbe 2800,s Die weitere Erörterung und Abstimmung zur „mg verlausen. aufgebaut sei. das Fuhrgewerbe aber 4000 Stunden im Jahre Arbeit. Diese Stunden müßten als Unterlage ge ¬ nommen werden, nicht Tage. wegen s damit erledigt und das Haus vertagt sich auf zurzeit Verhandlungen. 1. Neuner (natl.) wünscht Maßnahmen 2 3. 4. 5. 6. 16 7. dem bisherigen Amte ich idendrn aus qauptmannS Ebmeier ist unter dem 8. karriör« durchgemacht und ist seit dem 1. Juni 1906 Amt-Hauptmann in «nnaberg. Wie da- dortige Amtsblatt schreibt, wird da- Scheiden de- Herrn o. Weick im ganzen Bezirke aufrichtig bedauert. Habe er e- doch verstanden, nicht nur in seinem Amt und im Berwaltung-kreise, sondern wett darüber hinaus ein Wirken zu entfalten, dessen Herrn Amts- 1. Juni der darf die werden auf de» u n b «- kommission der Fiuaiizkommisston beschäftigt bikanntlich zurzeit noch damit, über die Fo.m Belastung deS Besitzes eine Einigung zustande bringen nachdem die Nachlabsteuer auf einen, Btelseitigkeit und Unermüdlichkeit, dessen Selbstlosig keit und Aufopferung bewundernswert war. Keiner gemeinnützigen Bestrebung verschloß er sein Herz; sie alle fanden jederzeit in ihm einen eifrigen, edlen Förderer. WaS er am Tage seiner Einweisung in warmherziger Rede versprochen habe, als er erklürte, ein Schirmherr und Schützer aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Güter des Bezirke- zu werben, habe er gehalten. Auch die so zahlreichen Empfänge von Männern aller Berufsstände und Schichten und die persönlichen Besprechungen, die den sonst so ost trennenden schriftlichen Verkehr teilweise beseitig en, trugen viel zu dem Einvernehmen bei, daS zwischen den Bezirk-eingesessenen und dem Scheidenden bestand. Unvergessen werde es ihm auch bleiben, daß er ein ausgezeichnete- Verständnis, große- Entgegenkommen und ein warme- Herz für die Presse hatte, die bei ihm stet- offene Türen und Tore fand. sich der zu wie derzeitige Leiter der Amtshauptmannschaft Annaberg. Herr AmtShauptmann F r h r. o. Welck ernannt br» der der renden Fußwege und insbesondere Ueberbrückungen über die Goldbach d i n g,t verboten. Für den A u f st i e g mit Schlitten eigentliche Fahrbahn nicht benutzt zur Verhinderung, daß die Beiträge zu den Be- rufsgenossenschaftcn eine unerträgliche Höhe errei chen. Es sei noch gar nicht abzusehen, wann end lich der Beharrungszustand eintrete. Zu erwägen wäre z. B., ob nicht eine Aenderung in dem Ka pitaldeckungsverfahren möglich sei, ferner, ob nicht -ie jetzt nur fakultative Kapitals-Abfindung ganz kleiner Renten obligatorisch zu machen wäre, wo durch an Verwaltungskosten gespart würde. Ministerialdirektor Caspar: Die Frage der Reservefondsdoiierung beschäftigt uns ja schon seit Jahren. Es ist richtig, daß die jetzt für alle Be- rufsgenossenschasten berechnete Durchschnitisrate Un- zuträglichkeiten schafft. Es liegt deshalb in der Absicht, die Rate für jede einzelne BerusSgenof- senschaft gesondert nach Maßgabe der Unfälle und der Beiträge zu berechnen. Bei den Verhandlun gen mit den Beteiligten hat sich eine volle Ver ständigung über diese Angelegenheit noch nicht er geben. Der Reichsvcrsicherungsordnung wird über diese Frage eine eingehende Denkschrift beigegeben werden. Ueber die Unfallversicherung der Feuer wehrleute werde ein besonderes Gesetz beabsichtigt. Beim Kapitel Kanalamt beanstandet Abg. Dr. Leonhart (frcis. Bg ), daß Bodo Ehr hard mit dem Bau einer Kanalbrücke beauftragt sei, wofür er sich Wohl weniger eigne, als .für den Bau der Hohlönigsburg. Abg. C a r st e n 8 (sreis. Bg.) kritisiert ge wisse Bestimmungen tn der Kanalbetriebsordnung, durch welche in bestimmten Fällen die Haftpflicht für Schiffsschäden abgelchnt werde. Beim Kapitel Aufsichtsamt für Pri - vatverstcherung begründet .Abgeordneter Dr. Marcour die Zentrumsresolution auf Vor legung einer Novelle zum Preßgesetz betreffend Verbot der A b o n n e n t e n Versicherung. Er weist daraus hin, daß der Verein der Zei- rungsverleger unter Leitung des früheren Abg. Dr. Jaenicke in Hannover entschieden den Kampf gegen Göring (Zentr.) verlangt eine Ab- Montag, nachmittags 2 Uhr. Tagesordnung: der Bestimmungen über jdie Ansamm-! Dampfersubventionen, Etai des Reichstages und Reservefonds beiden Berufsgenossenschaf-'.des Reichseisenbahnamtes. Schluß abends 7 Uhr. schwebten Abg. Linderung lung des ten. Abg. Kinder unter 10 Jahren dürfen nur auf dem kleineren Abhange ander „roten Mühle" rodeln. Der Zutritt zu der längeren Rodel- strecke ist ihnen verboten. Fußgängern ist das Betrete» der Rodelbahn wegen der damit ver bundenen Gefahr streng unter sagt. Auch ist das Stehenbleiben auf dem an der Rodelbahn entlang füh- SchreckeuSherrschaft persischer RevolutionAre. Aus Rescht werden folgende Einzelheiten über die daselbst auSgebrochenen Unruhen mit- geteilt: Ungefähr zweihundert Beischwörer, haupt sächlich Kaukasier, drangen in einen Garten, in dem sich der Gouverneur aufhielt, und schleuderte eine Bomb e, durch die der Gouverneur und sein Ge- führte getötet wurde. Dann kehlten die Ver- schwöret in die Stadt zurück und zerstörten mir Handgranaten das Goumrnemerttsgebüude, die Post und die Telegraphen, sowie daS Justizgel'äude, und bemächtigten sich des Arsenals und der Geschütz?. Die Revolutionäre versprachen drin russischen Koa- sul, Leben und Eigentum brr russischen Untertanen und der friedlichen OttSbewohner nicht zu gefährden, Deff„H i l f s v e r e i n d e u t s ch e rReichS- !a,n gehöriger in Prag" hat ein großes Haus samt Gasthof „Zum goldenen Kreuze!" tn der Nähe des Grabens neben dem Deutschen Haus für 200 000 Kronen gekauft. Kei» i»ter«atto»ales Mandat gegen Serbien. Der „Pester Lloyd" meldet aus Wien: Die Meldung von einem internationalen Mandat fü' Oestereich Ungarn zur Besetzung Serbien- ent behrt der tatsächlichen Grundlage. Oesterreich-Ungarn würde sich auch nicht zur Vollstreckung eine- even tuellen Mandats herbeilassen. Oesterreich-Ungarn bekundet gegen Serbien die größte Langmut, wird jedoch nach eigenem Ermessen alle Schritte tun, die seine Interessen fordern. — Infolge des erneuten Schneefalles wird die Rodelbahn an der Gasanstalt heute Wieden zur Benutzung freigegeben. Da die Bahn jedoch nach den Beschlüssen der städtischen Kollegien le diglich für unsere Kinderwelt errichtet worden ist, so haben Erwachsene, welche aus der Bahn dem Vergnügen des Rodelns obliegen, von heute ab eine jedesmalige Gebühr von 20 Pfen nigen zu entrichten. Wir wollten noch im Be sonderen darauf Hinweisen, daß diejenigen, welche sie Bahn benutzen, ohne die Gebühr zu bezahlen, ich des Betrugs schuldig machen und dem- zemäß zur Bestrafung herangezogen werden. Im Uebrigen sind von seiien des Stadtratcs als Päch ters der Bahn folgende Bestimmungen für die Be nutzung der Bahn erlassen worden: ja, daß von etwa 9000 Blättern in Deutschland nur 134 sich eine- solchen Mittels bedienten. Abg. Bassermann (natl ): Die Materie ist zu kompliziert, als daß man jetzt gleich mit einem Verbot eingreifen könnte. Auch wir glau ben, daß Mißstände vorliegen, aber wir wollen erst die Ergebnisse einer Denkschrift abwarten. finauzreform. Eine reichlich verfrühte Meldung über ein reit- abgischlossenes Kompromiß in Sachen RetchSfinanzreform wurde von ne-weg- eine rosige. Ein Befähigungsnachweis für Drogisten empfiehlt sich nicht. Der Etat des Gesundheitsamts wird g e - n e h m t g t. Beim Patentamt bezeichnet Abg. Junck (natl.) daS Patentgesetz für revisionsbedürftig. Es ist daher zu wünschen, daß der schon in Ausar beitung befindliche RevtsionSentwurf der Industrie frühzeitig bekannt gegeben wird, damit sie dazu Stellung nehmen kann. Staatssekretär v. Bethmann-Holl weg: Die Vorarbeiten zu einer Reform unsere- Patentgesetzes sind soweit gediehen, daß bereits mündliche Verhandlungen zwischen den beteiligten Ressorts stattgefunden haben. Ueber den Ausfüh rungszwang werden wir uns mit England verstän digen. Es ist ganz unrichtig, wenn behauptet wird, daß englische Patente bei uns schlechter be handelt werden. Ueber die Verhandlungen mit Amerika kann ich jetzt nichts Mitteilen. Beim Kap. „Reichsversicherung s- a,m t" bittet Abg. E.rzberger (Zentr.), die neue Reichsversicherungsordnung bald der Kritik der Oesfentlichkett zu unterbreiten. Abg. Bümelburg (Soz.) verlangt Re- i „Neuen Pol. Korresp." verbreitet. DaS D-menti felgt ihr auf dem Fuße, denn eine offiziöse Notiz deS „Wölfischen Bureaus" besagt folgendes: „Die Nachricht, daß bezüglich der ReichSfinanzccform ein Kompromiß zustande gekommen sei auf der Grund lage, daß die Nachlaß, Elektrizität- und Inseraten st euer fallen würde, während der Tabak und daS Bier stärker belaßet und für den Spiritus eine geeignetere Monopolform gefunden werden sollte, ist nach einer Mitteilung der maß gebenden Stelle durchaus unbegründet." — Dieses Dementi war zu erwarten. Eine Unter ¬ es scheint, unüberwindlichen Widerstand gestoßen ist Ehe nicht diese Einigung zustande gekommen ist, kann von einem Kompromiß, so wünschenswert eS auch wäre, keine Rede sein. Eine Retchstohle»steu-r? Die „Rhein. Wests. Zig." will aus zuverläs siger Quelle erfahren haben, daß die konser vative Partei an Stelle der Nachlaßsteuer eine Reichskohlen st euer von 50 Pfennig per Tonne geförderter Kohle vorgeschlagen habe und daß die Regierung diesem Vorschläge nicht abgeneigt sei, Es ist nicht unwahrscheinlich, daß bei der jetzigen Zusammensetzung des Reichstages hierfür eine Mehrheit vorhanden ist. Das Blatt schätzt den Ertrag der Steuer auf über 100 Mil lionen und meint, daß infolgedessen der Kohlen bergbau gezwungen werden würde, entweder die Die Schlitten haben in angemesse nen Abständen zu Tal zu fah - ren. Ein abstchtsiches Ueberholen voraus fahrender Schlitten ist verboten. Das Ei »schieben von Schlit ten auf der Strecke ist nur dann statt haft, wenn die oberhalb gelegene Bahn strecke frei ist. Nach Beendigung oder Unterbrechung der Talfahrt (insbesondere auch bet Sturz, Umwerfen usw.) ist die Bahn sofort vollständig frei zu g e b e n; zweck loses Verweilen auf ihr ist nicht zulässig. Das Befahren der Bahn mit Schlittschuhen, Schneeschuhen, Hörner- oder Lastschlitten oder mit Schlitten mit eingesetzter Deichsel und sonstigen ungeeigneten Schlitten, sowie mit Handwagen ist verboten. Die Benutzung von Stangen, Lenkstäben und dergleichen ist nicht gestatter. Hunde, dürfen nicht auf die Bahn ge bracht werden; in ihrer Nähe sind sie an der Leine zu führen. Wenn die Bahn infolge Eintritts der Dun kelheit oder nebligen Wetters unübersichtlich ist, darf nicht gerodelt werden. Temperatur nicht erheblich geändert, tn den tiefen Lagen Schnee und Regen, in den höheren nur Schnee. K-bruarr Tage-Mittel —0,30, Maximum Minimum —3,3 0. —* Zum Nachfolger unseres am 1. Mai d. I. Abg. Frank -Mannheim (Soz.): Nicht nur Zum ersten Male seit dem 18. Oktober v. Js. aus oersicherungstechnischen Gründen, sondern auch gm gestrigen Sonntag der Bummel der im Interesse der Volksbildung muß eingegriffen h e t s ch e n Studenten auf dem Graben und werden. «den angrenzenden Straßen tn Prag ohne Stö- Aus -em Auslände. Der Mord t» der deutsche» «esaudtschaft in Shtle. Abg. Vogel (natl.) tritt für eine reichsge-Mart. setzliche Regelung des Bergbauwesens und weiter-! Abg. Dr. Jäger (Zenir.) tritt für diese hi« für wirksame Unfallverhütung-Vorschriften ein.-Position sehr warm ein. Ministerialdirektor Caspar erwiderte: Ueber! Der Titel wird bewilligt, ebenso der Rest des den Erlaß neuer Unfallverhütungsvorschristen Etats. Der Etat des Reichsamts des Innern ist Atts -em Reiche. Noch r<t» Kompromiß in der Reichs Sächsisches. Hohe»ftei«-Vrnstihal, Febr. 1909 Wettervoraussage der König!. Sächs. Landes Wetterwarte zu Dresden. Kür Dieusiagt Lebhafte Nordwestwinde, bedeckt, , ,— ..... Dafür mehren sich aber die dritten Lesung wird z u r ü ck g e st e !! k. Ueberfälle auf deutsche Kinder durch Zur Förderung der Herstellung geeigneter Tschechen. So wurde am Sonnabend der jugend- diese Verquickung von Zeitungswesen und Ver-ILö-«« entsprechend herabzusetzt« oder die Kohlen- worden. Herr 0. Welck ist am !3. Dezember 1866 sichcrung führe. Die gediegene Unterhaltungs- und preise entsprechend zu erhöhen — Man wird der die politische Presse hätten unter einem so geführ Meldung vorläufig Wohl mit großem Zweifel be- Laut amtlicher Mitteilung ist es einer bewaff-- Mintsterialdirettor Caspar: Aus der Denk-1 flüchtigen schrtst, die wir veröffentlichen werden, wird habhaft öUwe^den. Beckett vorgehen, daß es sich um zwei ganz -verschiedene Untschen Pförtner Formen der Versicherung handelt. Einmal um ein- Sache, die von der Zeitung zu Gunsten ihrer ^-Erbitterung gegen den Verhafteten «st in^an- Abm,«n^ b°i .Imr , 7 ausgenommen w.rd mW um -ine Sache, die die § kommen; jedoch sind von der Polizei aus- gehen die Rechtsprechungen auseinander. Die Denk- ' " ° chrift wird darüber weitere Klarheit schaffen. Bom tschechischen Kriegsschauplatz. Ganz unzulänglich Kleinwohnungen für Arbeiter und ljche Prinz Karl Rohan und Graf Franz Hartig, seien die Berichte der technischen Aufsichtsbeamten, geringbesoldete Beamte in den Reichsbetrieben durch hi- Begleitung ihres Erziehers waren, wrgl» dagegen sei anzuerkennen, baß das Reichsversiche- Gewährung von Darlehen an private und gemein- Deuischsprechens von tschechischen Burschen über' rungSamt neuerdings bemüht gewesen sei, mehr ftrützige Unternehmungen sowie zum Erwerbe von un- mißhandelt. Die Täter sind entflohen. Fühlung mit der Praxis zu nehmen. j Baugelände hierfür fordert der Etat 4 Millionen Sein einziges Gut. Roman von B. C o r o n y. 7j (Nachdruck verboten.) Auf einer Reise in Rußland begriffen, hatte Gregor, um allen Einwendungen der Familie zu vorzukommen, sich damit begnügt, seine Vermäh lung mit Fräulein Olga von Dombrowsky anzu zeigen. Es hieß, der Vater der jungen Dame habe, politisch kompromittiert, seinem Leben selbst ein Ende gemacht. Der briefliche Verkehr zwischen dem Verwandten wurde hierauf gänzlich abgebro chen und erst viel später wieder ausgenommen. Gregor äußerte sich nie sehr eingehend über seine Verhältnisse, die wenigen Zeilen, die er von Zeit zu Zett schrieb, ließen jedoch ahnen, daß ein schwe rer Kummer auf ihm lastete und vor sechs Jah ren traf ein schwarz gesiegeltes Schreiben ein, wel ches seinen Tod meldete und von dem Verwalter nach Spanten gesandt wurde, wo Herr von Ho henfels damals eben weilte. Die Witwe des Ver storbenen hatte sich mit dem Töchterchen nach Mos kau zu ihrer unverheirateten Stiefschwester Aleran- dra von Dombrowsky begeben. Der Frecher dachte jetzt daran. Kusine und Nichte, die ihm beide unbekannt waren, nach Ho henfels zu berufen. Die Geräumigkeit des Gutes schloß jeden peinlichen Zwang aus. Man konnte sich isolieren, sobald man ungestört zu sein wünschte, und entsprach das Zusammenleben den Erwartungen nicht, so standen einem sriedlichen Scheiden keine Hindernisse entgegen. Rasch in feinen Entschlüssen, sandte er noch an demselben Abend einen Brief ab, in welchem er die Witwe arffforderte, mit ihrer Tochter auf längen Zeit zu ihm zu kommen und den südlichen Flügel sei ner Besitzung zu beziehen. Zugleich stellt« er in Aussicht, daß er für die Zukunft des jungen Mäd chens sorgen würde. Nach ungefähr vierzehn Tagen traf ein Schreiben von Frau v. Arnheim ein, das einen seltsamen Eindruck aus Gisbert machte. Die Schrift züge waren zierlich, aber unsicher, auffallend flüch tig und verrieten gleichsam eine nervöse Natur. In möglichst gedrängter Weise teilte sie ihm mit, sie werde gern das Anerbieten annehmen, voraus gesetzt, daß er ihr gestatten wolle, die Stiefschwe ster, die ihr seit Jahren treu zur Sette stehe, mit- zubringen. Auch ihre Dienerin Prisca, an deren Pflege sie gewöhnt sei, würde sie nur schwer zu entbehren vermögen. — Mehrmals las der Frei herr die wenigen Zeilen durch. Das war alles so knapp gefaßt, als wäre es eine unerträgliche An strengung, schreiben zu müssen; dabei sahen einzelne Buchstaben fast peinlich abgezirkelt aus, während andere wieder bis zur Unleserlichkeit rasch hinge worfen waren. Diese Schriftzüge müßten das Interesse eines Graphologen erregen. Von geistiger Ruhe und Sammlung zeugen sie nicht, dachte Gisbert, be eilte sich jedoch, seiner Kusine zu antworten, er beabsichtigte keineswegs, sie von den ihr ergebenen Personen zu trennen, und sie möge frei über die ihr zur Verfügung gestellten Gemächer verfügen. Der Tag der Ankunft wurde bestimmt, und der Freiherr holte die Damen selbst von der Bahn station ab. Frau Olga von Arnhe'm entsprach keineswegs dem Bilde, das er sich von ihr gemacht hatte. Sie war eine zarte, kränklich aussehende Frau von durchscheinender Blässe, mit unstet blickenden Augen und scheuem, zurückhaltendem Wesen. Ihr Gesicht zeigte noch die Spuren großer Schönheit, aber ein undefinierbares „E'was" in dem Ausdruck dessel ben berührte nicht angenehm. Sie trug ein schwar zes .Kleid von einfachem Schnitt und keinerlei Schmuck außer einer feinen Kette, an welcher ein schlichtes goldenes Kreuz hing, und schien äußerst schweigsam. Ihre Tochter Constanze war ein reizendes Mädchen. Mit dem rabenschwarzen Haar, den dunklen, brennenden Augen, über welchen sich schön geschwungene Brauen wölbten, und den feinen, regelmäßigen, außerordentlich beweglichen Zügen glich sie einer Südländerin. Ihr ganzes Wesen zeigte mehr Selbstbewußtsetn, als mit ihrem ju gendlichen Alter in Einklang stand. Eine sehr elegante, hochmoderne Reisetoilette hob die ent zückenden Formen der hohen Gestalt vorteilhaft hervor. Ganz im Gegensatz zu ihrer Mutier sprach sie viel und lebhaft. Fräulein Alexandra von Dombrowsky mochte ungefähr vierzig Jahre zählen. Groß und derb gebaut, mit strengem, fast männlichem Gesicht, Har rer, lauter Stimme und einem sehr entschlossenen Auftreten, trug sie in ihrer Kleidung dieselbe pu ritanische Einfachheit zur Schau, wie Frau von Arnheim. Prisca, Constanzes Amme, war ebenfalls mit- gebracht worden und schien das volle Vertrauen der Damm zu besitzen, namentlich Alexandra ver ständigte sich mit ihr durch Wink und Blick. Sie sah ungemein bescheiden und unterwürfig aus, ja, man hätte sogar sagen können, ein wenig stupid, aber unter der breiten von unschön blondem Haar umrahmten Stirn funkelten zwei listige Augen. Während der Fahri trugen nur der Freiherr und seine Nichte die Kosten der Unterhaltung. Es fiel ihm auf, daß Frau von Arnheim sich in die Ecke des Wagens gedrückt hatte und die Lippen zuweilen wie in unhörbarem Selbstgespräch be wegte, während sie die Hände im Schoß gefaltet hielt Alexandra neigte sich öfters zu ihr und flü sterte ihr einige Worte zu. Er bemerkte auch, daß Constanzes Blick erstaunt und fragend auf der Mutter ruhte, aber als das Gut in Sicht kam und zwischen den Baumriesen die goldfunkelnde Kuppel des Pavillons austauchte, entrang sich ein Ausruf der Bewunderung den Lippen des Mäd chens. „Prisca, sieh, ein Feenschlößchen, wie sie im mer in Deinen Märchen Vorkommen" sagte sie, de« schönen Kopf anmutig zurückbiegend, und fügte dann, tvährend sie sich mit einer gewissen Grazie in die seidenen Kissen des Wagens schmiegte, ,zu dem Fretherrn gewandt hinzu: „Du muht wissen, daß ich noch wie ein Kind bin, Onkel. Ich kann nm' einschlummern, wenn Prisca mir so lange mit ihrer eintönigen Stimme von flimmernden Zaubergrotten, tanzenden Elfen und perlenge- jchmückten Nixen erzählt, bis mir die Augenlider zufallen und ich die Wunder alle mit in den Traum hinübernehme." Der Wagen hielt. Gisbert hob Olga heraus mld geleitete sie in den Part. Auf seinen Arm gestützt, schritt sie langsam dahin. Sie schien sehr ermüdet zu sein und blickte weder rechts noch links, sondern nur geradeaus, wie jemand, der einem be stimmten Ziele zustrebt. Die breite, nun wieder mit kostbaren Blumen geschmückte Freitreppe war erstiegen. Ein reich galonierter Diener öffnete die Tür, welche zu den für die Damen eingerichtete» Gemächern führte. „Hier sollst Du wohnen", sagte der Freiherr nicht ohne Stolz. Aber wenn er erwartet hatte, eine Aeuherung des Dankes oder des Wohlgefal lens zu vernehmen, so wurde er arg enttäuscht. Seine Kusine war kaum über die Schwelle getre ten, als sie fast ängstlich zurückbebte und mit einer abwehrenden Bewegung rief: „O, das muh alles, alles anders werden!" (Fortsetzung folgt.)
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