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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 19.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190901198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19090119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19090119
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-19
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 19.01.1909
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legen an die Mütze. Als gleich daraus die üb rigen Mitglieder des Königlichen HaufeS vorüber- fuhren, begann die Menge auf miigebrachten Instrumenten z u p f e i f e n. Die schrillen Pfiffe nahmen erst ein Ende, als die Kriminalpolizei zu Verhaftungen schritt. Die Stratzendemonstrationen, die zuweilen einen beängstigenden Charakter an nahmen, hatten erst gegen 3 Uhr ihr Ende erreicht. Insgesamt sind 20 Personen verletzt worden. Von den vorgenommenen Verhaftungen sind etwa 30 aufrechterhalten worden. Ein Demon strant hat eine schwere Schädelverletzung davon geiragen und mutzte in das Krankenhaus gebracht werden. Der sozialdemokratische Stadtver ordnete Kühne wurde verhaftet, als er aus dem Altmarkte von einer Droschke aus eine Ansprache an die Menge hielt. Sächsisches. H 5M Hohenstetn-Srnstthal, 18. Jan. 1909. «<t1<rvsrau»sagr der König!. Sächs. LanieS- Wetterwarte zu Dresden. Für Ditnstag r Lebhafte Westwinde, zunehmende Bewölkung, Temperatur nicht erheblich gc- ändert, Re^en oder Schnee in kurzen Böen. 18. Januar r Tagesmitte! -—1,3°, Maximun -s-0,4t Minimum —4.3 °. — Versetzt wurde Hcrc Postasststent Kühnert non Hohenstein - Ernstthal naä Planen i. V. — Der Verein der Retchstreuen hielt gestern eine gut besuchte Versammlung im Cafe Klinkicht ab. Im Verlaufe des Abends gedachte der Vorsteher, Herr Schuldirektor Dietze, in kurzen Worten der Bedeutung des 18. Januar, worauf die Teilnehmer in ein Hoch auf das Deut sche Reich kräftig cinstimmten. —i. Seine Jahreshauptversamm lung hielt unter reger Teilnahme der Mitglieder der Turnverein A l t st a d t am Sonnabend im Vereinslokal Alistädter Schiitzenhaus ab. Zu erledigen war eine reichhaltige Tagesordnung. Der Kassenbericht, erstattet vom Kassierer Ferdinand Meinelt, war recht zufriedenstellend. Hierauf folg ten die Neuwahlen. Wiedergewählt wurden als Vorsitzender Herr Karl Ebert, als Kassierer Herr Ferdinand Meinelt und als Schriftführer Herr Bruno Hofmann, Da der langjährige Turnwart Herr Karl Pöhlmann eine Wiederwahl ablehnte, Wählte man an seiner Stelle Herrn Kurt Uhlig und als dessen Stellvertreter Herrn Hugo Jahr. Als Zcugwarte wurden die Herren Hugo Hoppe und Emil Leipziger und als Vorstandsmitglieder Karl Dörrer, Ewald Eidam und Emu Zenner ge wählt. —t. Der Turnverein von 1856 hielt gestern nachmittag in seiner auf der Oststrabe ge legenen Turnhalle sein diesjähriges Winter- schauturnen ab. Dasselbe begann mit Schwimmübungen der Schüler, dem dann Ge räteturnen, Keuleilübungen, Gemeinturnen am Barren, Spiele und Gruppen folgten. Alle Uebungen wurden seitens der zahlreich erschienenen Zuschauer — anwesend waren auch Herren der Stadtvertretung und der hiesigen Schulen — mit vielem Interesse verfolgt. Besonders die von 40 Tutrnern gebotenen Gruppen fanden vielen Bei fall. —t. Der Lotalverband Hohenstein- Ernstthal und Umgegend des sächsischen Keg - kerb u-n des hielt kürzlich in Sturms Restau rant in Gersdorf ein großes Punkt- und Preiskegeln ab, bei dem 2000 Karten zur Auflage gelangten. Preise erhielten folgende Keg ler: Ulbricht-Burgstädt mit 9, 8, 9, Bauer-Gers dorf mit 7, 9, 9, Rochlitzer-Lugau mit 9, 8, 8, Ditz-Lichtenstein mit 7, 8, 9, Lasch-Wüstenbrand mit 8, 8, 8, Hüttenrauch -Hohenstein-Ernst thal mit 8, 7 8, Lepeiit-Lichtenstein mit 8, 7, 8, Bauch-Leuckersdorf mit 8, 7, 8, Seidel-Oberlung witz mit 8, 7, 8 und Fischer-Burgstädt mit 7, 9, 7. Nutzendem wurden 2397 Punkte erzielt. Das Kegeln sand statt am 3., 4., 10. und 11, Januar doch erfolgte die Preisverteilung erst gestern in Sturm s Restaurant. — In der Nacht zuni Sonntag, in der dritten Stunde, mutzte ein italienischer Verg är b-e i t e r aus Oelsnitz i. E. zur Haft ge bracht und späterhin an das Königliche Amtsge richt abgeltefert werden, weil er einen jungen Mann, mit dem er eines Mädchens wegen in einem hiesigen Gasthaufc in Streit geraten war, vor dem Hause bei einer Rauferei mit dem Messer in den Unterleib gestochen und ihm eine Zentimeter tiefe Wunde beigebracht hatte, — Weiter wurde am Sonnabend gegen Abend ein 17jähriger junger Mensch namens Hiller aus Gößnitz verhaftet, der sich domizillos hier umhertrieb. Derselbe hatte sich in verschiede nen hiesigen Schuhgeschäften auf fremden Namen mehrere Paar Stiefeln erschwindelt, die er alsbald in Geld umsetzte. Die Polizei attrapierte ihn in dem Augenblick, als er ein Paar derartige Stiefeln verkaufen wollte. Auch er wurde dem Königlichen Amtsgericht zugeführt. — In gleicher Weise erhielt in vergangener Nacht ein domizilloser Handarbeiter namens Blechschmidt aus Werdau ein Asyl im Po lizeigefängnis angewiesen. Derselbe hatte sich in verdächtiger Weise im Hofe des Altstädter Schü- tzenhauscs umhcrgetrieben und plante zweifellos einen Einbruch. In seinem Besitz fand man eine ganze und vier größere Stücken Mettwurst, die er einem Fleischer auf der Schützenstratze, in dessen Grundstück er sich eingeschlichen hatte, aus dem Schlachihause gestohlen hatte. Er wurde gleich falls in das Amtsgerichtsgcfängnis eingelicfert. - —i. Zwischen einigen jungen Männern ent spann sich gestern abend in einem hiesigen Ball- Lokal ein Streit, der schließlich zu eine-. Prügelei ausartete, Dabei erhielt ein hiesiger junger Mann eine so schwere Kopfverletzung, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen muhte. Einer Sven Hedi« in Europa. Der kühne schwedische Forscher Goen Hedin, den man bereits aufgegeben hatte, ist von seiner Forschungsreise in Tibet zurück- gckehrt und wurde während seines Aufenthalt! in Petersburg sogar vom Zaren empfangen, der den Erleb nissen des großen Forschers ein lebhaftes Interesse entgegenbrachte. Sven Hedin hielt dem Herrscher aller Reußen einen Vortrag, der änger als eine Stunde bauerte. Wir gewöhnliche Sterbliche müssen ans noch etwas gedulden, bis wir oon den Erlebnissen des kühnen Schweben erfahren werden. Die diesmalige Reise dauerte 2 Jahre. ES ist ihm gelungen, für die Geo- graphie TibetS feste Anhaltspunkte zu geben, so daß wir wahrscheinlich in die Lage versetzt sind, in naher Zeit eine vollständige Karte oon Tibet zu besitzen. Coen Hedin, der in Stockholm ljetzt durch die Bezirk-ärzt« oon Oschatz und Mügeln I erneut untersucht werden. — Leipzig, 18. Jon. Heute früh erschoß der Arbeiter Karl Köckeritz in seiner Wohnung seinen Sohn und sich selbst. Der Beweggrund zu der Bluttat ist noch nicht aufgeklärt. — Geithain, 18. Jan. Gestirn nachmittag brachen auf einem Teiche drei Knaben ein. Zwei oon ihnen ertranken, der dritte wurde gerettet. — Bautzen, 17. Jan. Die Stadtverordneten haben beschlossen, da» Schulgeld der Realschule oon 120 auf 150 Mk. zu erhöhen. Die Schule erfordert einen Zuschuß oon 40 343 Mk., da der Einnahme oon 59 483 Mk. eine Ausgabe von 99 828 Mark gegenübersteht. Neuestes vom Tage. * Mit -texten erschlagen. Zwischen den Landwirten Pahlmeyer und Müelmeger in dem westfälischen Orte Boke kam eS infolge eines Pro zesses um einen Steifen Land zu Streitigkeiten, in deren Verlaus Pahlmeyer und seine drei Söhne ihren Prozeßgegner mit Aexten erschlugen. Pahlmcycr und seine drei Söhne wurden verhaftet. * Folgenschwerer Tunneleinsturz. eingetrvffcn ist, wurde dort am gestrigen Sonntag vom König in Audienz empfangen und mit dem Großkceuz des NordfternordenS ausgezeichnet. Bei einer Landung wurde der Forscher oon den Spitzen der Behörden und Vertretern gelehrter Gesellschaften mit königlichen Ehren empfangen und oon einer zahlreichen Menge begeistert begrüßt, . Ars der in Bau bifindlichkn Eisenbahnstrccke Daun» Wittlick ist, wie aus Trier gemeldet wird, nachts ein Teil des bei Mehren befindlichen Tunnels eingestürzt. Ein Arbeiter blieb tot, vier wurden schwer verletzt, der Kampfhähne zerschlug dabei ein Fenster, be- bach nach Schwaben auSgewanderter Bauer, namen sein damals 170 000 Gulden betragendes Verwögen all trug sich am Sonnabend nachmittag auf der Äoldbachstratze zu. Von dem Pferds eines dort haltenden Geschirrs wurde dem 8jährigen Sohn eines auf der Bahnstraße wohnenden Geschäfts mannes das Bein zerschlagen. Der Un fall geschah dadurch, daß der Kleine beim Borbei gehen von dem Huf des ausschlagenden Pferdes getroffen wurde. Es sollen beide Röhren des Beines gebrochen sein. Das bedauernswerte Kind mußte sofort mittelst Wagens in die elterliche Wohnung gebracht werden. —i. Bei der vorige Woche auf Oberlungwitzer Flur (zwischen Nutzung und Goldbachstraße) ab- gehaltcnen Treibjagd wurden 81 Hasen er legt. Das Ergebnis war allerdings gegen die Vor jahre ein geringeres, doch im Verhältnis zu den Jagden auf anderen Fluren, immer noch ein zu friedenstellendes. Das Jagdgebiet gehört Herrn nach gew sser Zeit seine Verwandten erben sollen. Eine Abschrift des Testaments ist in JahnSbach. Darauf sich stützend, beschloß eine in Affalter statt» gehabte Versammlung aller Interessenten dieser durch 300jährigen ZinS und Zinseszinsen auf mehrere Millionen angewachsene Erbschaft, weitere Schritte zur Verwirklichung ihrer Hoffnung auf die Erb schaft zu tun. — Hartmannsdorf bei Burgstädt, 16. Jan. Heute morgen wurde der Sandgrubenarbeiter Nitzsche auf hiesiger Chemnitzer Straße als Leiche ausgefunden. Nitzsche war dem SchnapSteufel er» geben. In berauschtem Zustante ist er im Begriffe rewesln, nach seinem Wohnorte RöhrSdorf zu gehen und unterwegs liegen geblieben. Er dürste infolge des naßkalten regnerischen Wetters in der Nacht er- starrt sein. — Aue, 16. Jan. Kantor S mmler hier zahlte dies aber dann auf Eingreifen des Wirtes. Reuther, habe in stimm Testament bestimmt, daß —i. Ein recht bedauerlicher U n g l ü ck s - sein daals 170 000 Gulden betragendes Verwögen von denen noch einer gestorben ist. * Beim Rodelsport verunglückte in Aiolsen der Landesdirektor der Fürstentümer Waldeck-Pyrmont, Präsident »on Glasenapp, infolge Umstürzen» der Schlitten». Der Präsident erlitt einen komplizierten Bruch der rechten BeineS. "Zu dem Grubenu nglückinUngarn. Der Brand in der Kohlengrube „Ajka" ist gelöscht. Im ganzen sind 55 Bergleute tot, die übrigen konnten gerettet werden. 15 in dem Bergwerke beschäftigte Kinder konnten sich duich einen 7 Kilometer langen Seitenstollen retten. — Im „Almaser"-Schacht, der der österreichisch» ungarischen StaatSbahngesellschaft gehört und wo erst diestr Tage bei einer Explosion etwa 20 Personen, nach anderer Angabe über 60 Personen, umgekommen sind, erfolgte eine neue Ex plosion. Bis jetzt wurden 15 Leichen geborgen, viele schwer und leicht Verletzte wurden an das Tageslicht befördert. ES sollen sich noch viele Tote im Schacht befinden. Der Grubenbrand nahm der artige Dimensionen an, daß die Behörde Schließung des Schachter anordnett. Alle weiteren Rettungs arbeiten haben keine Aussicht auf Erfolg. Dor der Fabrikbesitzer Paul Reinhard hier. — Dem kar tenspieie uden Publikum sei hierdurch zur Kenntnis gebrach», daß als ver botene Kartenspiele alle G-Ückslpiele anzu sehen sind, bei welchen der Gewinn nur vom Zufall abhängt. Dankt gesetzlich v-nbatene Sp ele sind: Alle Drerkartenswele, KaNenlotterie, Gottes Segen bei Cohn, Mauscheln, Tippen, Siebzehn und Vier, Russischer Skat, Packern usw. Daß das Spiel des Gewinnes wegen statifindet, ist nicht erforderlich, auch kann ein zur Unterhaltung veranstaltetes Spiel bei dem Vorhandensein der sonstigen Voraarsitzungen den Charakter des Glücksspiels anmhmen und den Bestimmungen des ReichssirasgesitzbucheS unterfallen. Die Inhaber eines Lokals, in dem Glücksspiele statt- findrn, gleichviel ob eS sich um private oder öffent liche Lokale handelt, machen sich durch Gestattung deS Spiels, durch Stellen der Karlen der Beihilfe zum gewerbsmäßigen Glücksspiel schuldig und dadurch ebenfalls strafbar. —t. Oberlungwitz, 17. Jan. Beim Ueberschreiten des Bachsteges im Unterdorfe stürzte ein älterer Kohlenträger vorige Woche mit seiner Last in den Lungwitzbach. Da gerade der Was serstand ein hoher war, fiel er weich, sodaß er sich glücklicherweise beim Sturze keine Verletzung zuzog. Von einer hilfsbereiten Frau wurde er mit trockenen Kleidern versehen, sodaß ihm das unverhoffte Bad, außer dem Schreck, keinen Nach teil gebracht hat. Der Korb wurde herausgefischt, während der schwarze Inhalt noch heute auf dem Bachesgrunde ruht. —i. Gersdorf, 17. Jan. In plötzliche Trauer versetzt wurde am Sonnabend die Familie Schaller von hier. Der ledige Sohn derselben war in einem hiesigen Gastlokal antuesend und verließ für kurze Zeit dasselbe. Von einem gleichaltrigen Kollegen wurde er später tot ausgefunden. Ein Herzschlag hatte dem Leben des jungen Mannes ein plötzliches Ziel gesetzt. — Chemnitz, 17. Januar. Der Rat be- willtgie 3000 Mk. zur Umernützung der durch da« Erdbeben in Sizil er Betroffenen. — Lichtenstein, 17. Jan. Abermals ist von einem Schadenfeuer zu teeichten. Ein alteS Wah ze chrn der Stadt L chtenstiin fiel am Freitag abend den gegenwärtig h er hausenden Brandstiftern zum Op'er. Die auf der sogenannten Z llinsel stehende frühere Scbankbud', an deren Stelle be kanntlich da« schöne, romantisch gelegene und weit und breit bekannte Paekschlößchen erbaut worden ist, wurde ein Raub der Flammen. — Stollberg, 17. Jan. Za dem bcreitt gemeldeten Brande 'm der hiesigen BezirkSanstalt wird noch berichtet: Da« Feuer brach im Seitenge bäude der BezilkSanstalt au- und fand in dem dort aufgestapelten trockenen Hslz reiche Nahrung, so daß e» den Beamten nicht gelang, mit den vorhandenen Mitteln de» FeuerS Herr zu werden. Beinahe wäre Inspektor Kirsten dabei verunglückt. Vor dem dicken Qualm zurückweichend, fiel er die Treppe hinab. Al« Brandstifter wurde bald der 48jährige Maurer Heinrich Hermann Berger au» Lugau ver- haftet, der auf diese Weise aus der Anstalt kommen wollte, wo ihm der Aufenthalt verhaßt war. — Zwönitz, 15. Jan. Wie vor etlicher Zeit in der Kirchberg-Wilkauer Gegend die sog. „Schramm- sche 200 Millionen-Erbschaft" viele Einwohner in größter Spannnng und allerdings vergeblicher Hoff nung hielt, so kursiert in der LenkerSdorf-Affaiter Gegend jetzt wieder der feste Glaube an eine so- jenannte „Reuthei sche Erbschaft", die auch wieder nehrer« M llionen für zu suchende Erben betragen oll. Tin nämlich vor ca. 300 Jahren von JahnS» wurde in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Pflege des Gesanges vom Rat und den Stadt- oeiordn ten der Titel „Städtischer Liedermeister" v rltehen. — Plauen, 16. Jan. Der Stadtgemeinde rat beschloß, um die Arbeitslosigkeit zu mindern, so fort NolstandSarbeiten in Angriff nehmen zu lassen und bewilligte hierzu 50000 Mk. Zunächst sollen die Ausschachtungsarbeiten zum Bau der 14. Bürger schule und bann mehrere Verbindungsstraßen und Schleusenbauten oorgenommen werden. — Annaberg, 16. Jan. lieber eire In toleranz deS hiesigen katholischen Geistlichen Hotten rott, seit dessen AmtSbeginn sich das Verhältnis zwischen der evangelischen und katholischen Geistlich keit hier keineswegs gebessert hat, berichten ver schiedene Blätter. Erst unlängst gab daS Verhalten deS katholischen Geistlichen Anloß zu einer Beschwerde bei der katholischen Oberbehörde Sachsens. Teotz- üem der betreffende Seelenhirt nun damals von seiner vorgesetzten Instanz zum friedlichen Verhalten streng vermahnt wurde, ist jetzt schon wieder ein Fall von Intoleranz seinerseits zu verzeichnen. Bei einer in der katholischen Kirche stattfindendeu Taust war, wie üblich, auch die Hebamme (evangelischer Konfession) zugegen. Da daS betreffende Kind un ruhig war, lächelte letztere ihm in beruhigender Ab- sicht zu. Da« brachte jedoch den Geistlichen, der hierin eine Verhöhnung seiner Kirche sah, derart in HarniscI, daß er sich im Gotteshause zu Schimpf worten hinreißen ließ. Die Hebamme, sowie die evangelische Superintendentur haben hierauf den Beschwerdeweg eingeschlagen. Wenn dieser reizbare Herr oon seinem protestantenfrefsertschen Benehmen nicht kaffen kann, müßte ihm der Standpunkt ein mal gründlich klar gemach» werden. — Freiberg, 17. Januar. Für die am 1 Januar freigewordene Bürgermeisterstelle sind ins gesamt 15 Bewerbungen eingegangen. Von den Be werbern wurden zur engeren Wahl gestellt Stadtrat Haupt-DreSden, Stadtrat Vetters-Plauen, Bürger- meister Dr. Kret'chmar-Limbach und Stadtrat Tu. Hase-Freiberg. — Roßwein, 18. Jan. Die Schuhwaren fabrikanten von hier und Umgegend haben einen großen Posten Schuhwann, alle Größen, für die Notleidenden in Sizilien abgesandt. Wie man hört, beabsichtigen auch die Strumpfwarenfabrikanten, die Verunglückten durch ihre Fabrikate zu unterstützen. — Riesa, 16. Jan. Gegenwärtig sind hier wieder Bestrebungen auf Einführung deS 8»Uhr» Ladenschlusses im Sange. Diesmal geht die An- regung von den Geschäftsinhabern aus, während früher sich die Handlungsgehilfen dafür verwandt hatten, allerdings ohne Erfolg. — Prausitz bei Riesa, 16. Jan. In voriger Nacht drang ein Einbrecher in den Expedition-raum de- hiesigen Bahnhofsgebäude-. Ec vermochte aber keine größere Beute zu machen. Nur ein für ihn wertloses Sparkassenbuch der Cächs. StaatSbahnen, sowie Fahrkarten und ca. 50 Zigarren nahm er mit. An Fahrkarten stahl er 100 Stück 4. Klasse Prausitz-, Lommatzsch und 50 Fahrkarten-Blankett-. — Dresden, 16. Jan. Bei dem Unglücks in Süditalien scheint auch der Sohn deS in Vorstadt Plauen wohnhaften RechnungSrat- Lottenburger umgekommen zu sein. Bet den Eltern ist über den bi« jetzt Vermißten noch keine Nachricht etngegangen — Oschatz, 16. Jan. Nach dem Genüsse von Schweinefleisch erkrankten in Lützschena bei Mügeln vier Personen, Gutsbesitzer Hennig, seine Frau, ein Kind und ein Knecht, unter Symptomen, die auf Tr'chinose schließen lassen. DaS Fleisch soll aller dlngS vorher untersucht worden sein, wird jedoch Grube spielen sich herzzerreißende Szenen ab. * Erdbeben in Finnland und Süd- weftafrika. Au- Petersburg wird gemeldet, daß man in der Nacht zum 11. Januar in verschiedenen Teilen Finnlands ein leichtes Erdbeben verspürt habe, öaS nur in der Stadt Juoa-kud ernste Besorgnisse heroorrief. Dort barsten die Mauern oon Häusern, und in den Straßen bildeten sich große R,sse. ES war daS erste Erdbeben in Finnland seit 1497. — Auch aus Johannesburg und anderen südafrikanischen Städten kommen Meldungen von einem am 14. Januar verspürten Beben. * Ein folgenschweres Eisen bahnunglück ereignete sich im Staate Kolorado zwischen Denver und Rio Grande. Bei der furche baren Katastrophe wurde ein Expreßzug zertrümmert. Dieser Meß mit einem Güterzug zusammen, der auf ein Seitengleis rangiert wurde, um den Expreßzug vorüberfahren zu lassen. Beide Lokomotiven über- chlugen sich, und der Salonwagen zerdrückte den ersten Touristenwagen, der umschlug. 68 Personen wurden gelötet und viele verletzt. "Sensationelles Geständnis der Frau Steinheil in Pari-. Der „Motin" veröffentlicht eine sensationelle Selbstanklage der Frau Steinheil. Frau Steinheil hab» dem Gewährsmann des Blattes da« Geständnis gemacht, daß sie selbst die Schuldige sei; jedoch einen Mitschuldigen, eine hochgestellte Persönlichkeit, habe, den sie nicht nennen wolle. Der Mord sei schon seit langer Zeit vorbe reitet gewesen. Die Ermordung ihre- Mannes allein hätte zu schnell den Verdacht auf sie gelenkt, de-halb hätte die Mutter auch getötet werden müssen. Frau Stelnhcil gab dann noch eine eingehende Schilderung der Detail-der gräßlichen Ta». Der „Matin" schließt seine Aufsehen erregenden Mitteilungen mit den Wollen: „Wir haben unsere Pflicht getan, nunmehr ist die Reihe an der Justiz!" Gerichtliches. Chemnitz, 16. Jan. Prozeß Peter silie. In der Strafsache gegen den Angeklag ten Petersilie wurde nach fünftägiger Verhandlung das Urteil gesprochen. Der Angeklagte wurde an* tlagegemäß wegen Betrugs in sechs Fällen zu 5 Jahren 8 Monaten Gefängnis und 5 Jahre« Ehrenrechtsverlust verurteilt; aus die erkannte Frei heitsstrafe wurden 8 Monate Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. Itzehoe, 16. Jan. Mißhandlun gen in einem Mädchenheim. Vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts wurden heute di« Verhandlungen in einem Mißhandlungs prozeß beendet gegen den Hausvater und die Hausmutter der Mädchenerziehungsanstalt „Bloh mesche Wildnis" bei Glückstadt in Schleswig-Hol stein. Friedrich Wilhelm Joachim Colander und dessen Ehefrau, die beschuldigt waren, in den Jahren 1904 bis 1908 in einer großen Anzahl Fällen ihnen von der Landesaufsichtsbehörde über gebene weibliche Hilfszöglinge körperlich mißhan delt, der Freiheit beraubt und genötigt zu haben, indem sie sie mit Stöcken und Peitschen züchtig ten, zur Duldung der Mißhandlungen nötigten und die Freiheitsberaubung durch Arreststrafen verur sachten. Die Verhandlungen nahmen vier Tage in Anspruch. Der Angeklagte Colander wurde wegen vorsätzlicher Körperverletzung in zwei Fällen und wegen vollendeter Nötigung unter Zubilligung mildemder Umstände zu neun Monaten Gefängnis verurteilt, seine mitangeklagte Ehefrau wurde frei- gesprochen. Der Staatsanwalt hatte gegen Co lander ein Jahr Gefängnis und dessen Ehefrau
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