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Amtsblatt Anzeiger Sonntag, den 3. Mai MS Nr. P2 58 )ahrg HohenfteimGrnstthal, am 2. Mai 1908. Der Stadtrat Hohe«stei« Er«stthal, am 24. April 1908. Der Stadtrat ') Näheres an anderer stelle. Der Nachrichten aus dem Auslande, und Witzes bare Gedicht unter diesem Titelbild ant wortet auf die Frage, warum »ein Preuß' jetzt in die Walhalla kommt", mit den schmutzigen Versen: Grief- , AM»»»«« Aatzeafteta-GrastttziN. IchMftraH» Ur. S1. In ganz Spanien wurde gestern dir Hundertjahrfeier deS Unabhängigkeitskriege? festlich begangen. Die Falschmünzerasfäre Marchetti in Frankreich scheint größere Dimensionen anzunehmen. Wettere Verhaftungen stehen bevor. In Marseille und anderen Städten Frankreichs finden fortgesetzt Verhöre statt. In der chinesischen Stadt HingShang wurde von der durch die neuen Steuer dekrete empörten Bevölkerung daS Gerichts- Ein dem Reichstag zugegangener Nachtrags, etat fordert 1 011000 Mark an Ostmarken - z u l a g e n. Die Börsensteuer hat mit einem Fehl betrag von 1b Millionen für da§ Finanzjahr 1907 abgeschlossen. Fernsprecher Nr. 11. *) Gegen den Fürsten Eulenburg ist die Voruntersuchung wegen Verdachts des wissent lichen Meineids eingeleitct worden. Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen-Expeditionen solche zu Originalpreisen Erscheint jeden Wochentag abends fiir den seienden Tag und kostet durch die Austräger daß Vienefiahr Mk. 1.55, durch dis Post bezogen Mk. 1.92 frei ins Haus. Aus dem Veiche. DaS Kaiserpaar auf Korfu. Freitag vormittag hörte de: Kaiserdie Vor- träge des Gesandten Freiherrn r>. Jenisch, deS Chefs des Militärkabinetts Generals Grafen v. Hülsen- Haeseler, des Chefs des Marinekabinetts Admirals o. Müller und des Geheimrat- v. Berg vom Ge- Heimen Zivilkabinett. Nachts ging ein schweres Ge witter nieder. am Donnerstag, den 7. Mai, vor der Kaiserlichen DiSztpltnarkammer zu Potsdam Termin zur Haupt- Verhandlung an. Erhandelt sich um die von Herrn Martin verfaßten Broschüren: .Die Zukunft Ruß- landS und Japans", „Soll Deutschland die Zeche bezahlen", ferner „Zukunft Rußlands" und „Die gegenwärtige WirtschaftSkristS". Durch diese Bro schüren soll der Beschuldigte gegen die Pflichten seiner Amler verstoßen haben. trieben zu haben, der die Aussagen der beiden Münchener Zeugen entgegenstehen. Am Donnerstag hat sich, da Fürst Eulenburg krank ist, eine Ge- richtSkommission nach Liebenberg begeben, be stehend auS dem Untersuchungsrichter Landgerichtsrat Schmidt, dem Protokollführer, dem Kriminalkommissar Nasse und dem GerichtSarzt Mebizinalrat Dr. Hoff mann. Die ärztliche Untersuchung hat ergeben, daß Fürst Eulenburg nicht transportfähig, sondern schwer krank ist. ES ist auch festgestellt worden, daß das schwere Leiden sch»n seit Jahr und Tag besteht. Die Staatsanwaltschaft geht gegen den Fürsten Eulenburg mit aller Entschiedenheit vor, ohne jede Rücksicht auf seine Person oder seine gesellschaftliche Stellung. Sie hat sofort nach dem Münchener Prozeß daS Ermittelungsverfahren eingeleitet und hat dann, ohne erst daS Eintreffen der Münchener Akten abzuwarten, die Eröffnung der Vorunter suchung beantragt. Die Protokolle deS Münchener Gerichts, insbesondere über die Zeugenaussagen, sind auch jetzt noch nicht in Berlin etngetroffen. Mithin entbehrt der Vorwurf, daß die Staatsanwaltschaft dem Fürsten Eulenburg gegenüber Schonung zeige oder ihm eine Bevorzugung angedeihen lasse, der tatsächlichen Unterlage. Das Verfahren wird, wie eS bestimmt heißt, nach Möglichkeit beschleunigt und mit jedem Nachdruck geführt werden. Dem Fürsten Eulenburg stehen als RechtSbetstände der Geheime Justizrat Lämmel in Neu-Ruppin und der Justizrat Wronker in Berlin zur Seite. Zu dem ErmtttelungSverfahren gegen den Fürsten Eulenburg wird weiter bekannt, daß die am Donnerstag abend in Liebenberg erschienene Gerichtskommission sofort nach ihrem Ein treffen eine Hauss nchung vornahm, wobei ver- ! schiebens Briefschaften beschlagnahmt Die Auslä«deret der Deutsche«, die jetzt anläßlich einer Studienreise einer Handvoll französischer Studenten in Deutschland wieder die sonderbarsten Blüten zeitigt, persifliert sehr hübsch ein Artikel der „Lpz. Nst. Nchr.", der also anhebt: „Bei einigen afrikanischen Stämmen, in Patagonien oder in anderen Ländern, die noch nicht völlig in den Besitz unserer kulturellen Errungen schaften und unserer höchst monogamen sittlichen Anschauungen gelangt sind, pflegt der Gastsreund seinen Gast nicht nur mit den landesüblichen Lecker biffen zu bewirten, sondern er pflegt ihnen auch, wenn es zur Nachtruhe geht, seine Frau, seine Schwester oder Tochter als Gefährtin zu gesellen. Und eS gilt als schwere Beleidigung, solche Gabe zurückzuweisen. Ob man jetzt in Berlin, als zwei md ein halb Dutzend französischer Studenten der sseichShauptstadt die Ehre ihre? Besuches schenkten, der patagonischen Sitte gefolgt ist, wird von den Der General st reik von ctiva 30 000 Landarbeitern wurde in der Nacht zum Freitag in Parma verkündigt. Hunderte von Karabiniers wurden in der Provinz verteilt, da Unruhen be fürchtet werden. gebäude zerstört. Die Gefangenen wurden freigelassen. Diese legten Feuer an die Gebäude der französischen Mission. Der Aufruhr ist noch im Wachsen. Am 1, Mai 1998 findet eine Avbeiterzühl««g statt. Es werden daher alle Gewerbe. Unternehmer in hiesiger Stadt veranlaßt, die ihnen in den nächsten Tagen zugehenden Formulare am 1. Mai 1908 auszufülle«, sodann aber die ausgefüllten Formulare spätestens bis zum S. Mai dieses Jahres zur Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 1v Mark im Rai- Hause hierseibst — Zimmer 9 — zurüSzugebe«. Baukeuquete. Die vom Reichskanzler nach Berlin ein- berusene Baukeuquete ist gestern im Reichsbankge- bäude eröffnet worden. In seiner Ansprache hob der Vertreter der Reichsverwaltung hervor, daß die Grundpfeiler des deutschen Bank- und Kreditwesens, unsere Währung und die Verfassung der Reichsbank, erhalten bleiben müßten. Ebenso wenig bestehe die Absicht, eine Trennung der deut schen Privatbanken in Effekten- und Depositenbanken herbeizuführen. Der Hatz des Zentrums gege« Bismarck. Die führenden ullramontanen Blätter Bayerns haben den Entschluß des Prinz-Regenten, durch Auf stellung der B i s ma r ck - B ü st e dieWaIhalla in Regensburg zu ehren, zwar mir süßsaurer Miene hingenommen, aber so gut eS ging, doch Haltung bewahrt. Ein Blatt war sogar so gnädig, Bis marck seine Sünden und seine Größe zu verzeihen. Desto üppiger ist in einem ultramontanen „Witz blatt" Münchens, dem „Grobian", die Saat deS Hasses aufgeschossen, die die klerikale Presse jahrzehntelang gegen den deutschen Helden gesät hat, dem auch Bayern ein einiges Vaterland verdankt. Er bringt über BiSmarck in der Walhalla ein ein fach unglaublich rohes Titelbild, dessen Obszönität sich kaum schildern läßt. Die BiSmarck-Büste soll mit heraushängender Zunge dargestellt werden, da mit die Walhallabesucher drastisch und körperlich dem „Helden von Anno 66, dem Vater deS Kultur kampfes und dem Schöpfer des Jesuitengesetzes" — man sieht, der „Grobian" bewegt sich ganz in ultra montanen Gedankengängen — ihren Abscheu be zeugen können. DaS widerlich rohe, alles Geistes für Hoheustetv-Esmstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernodort. Mein^arf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, Langenchursdori, Grumbmh, Tu-ch- heim, l.uhschnappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Erlbach, Pleißa, Rüßdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. „Vorwärts" zeigte sich gestern zu Ehren des I. Mai mit einem Bild geschmückt, das die Aufschrift „Weltfeiertag" trug und die „Idee des proletarischen KlasienkampfeS" darstellen sollte. Indessen trug die Zeichnung einen überaus friedlichen Charakter. Man sieht auS verschiedenen Straßen eine große Menge wohlgenährter, satt und sittsam im Sonntagsstaat einherschreitender Personen beiderlei Geschlecht? her vorkommen. Im Zuge trägt man Fahnen mit dem Spruch „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!", „Der 1. Mai usw. Allen voran schreitet ein nur lacht bekleideter Paar: sie mit der phrygischen Mütze, in der Rechten ein flammendes Schwert und Rosen in dem zusammengerafften Rock; er ist in den oberen Partien ebenso wie seine Begleiterin ä I» Sonnenbad angezogen, im übrigen trägt er Lackschuhe «und Beinkleider mit Bügelfalten und bearbeitet eine Trommel. DaS ganze Bild ironisiert in seiner zahmen Friedfertigkeit vortrefflich die Idee der Mai feier, die einst als Trutzfest wider den „kultur- mordenden Kapitalismus" die Welt erobern sollte nach dem Motto „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm eS will." Der Ruhm, der Ruhm tst'S, liebeS Kind! Und BiSmarck hat, ich sag' eS offen, Bon allen, die darinnen sind, Ja doch den meisten —Rum gesoffen! Sogar die ultramontane „AugSb. Postztg." protestiert aufs entschiedenste gegen diese den Ge- schmack verrohende KampfeSweise und sucht den „Grobian" in seiner jetzigen Gestalt energisch abzu schütteln. Ob der „Grobian" freilich nicht trotzdem an den Rockschößen der ultramontanen Demagogie, die in der Hetze gegen BiSmarck das Absurdeste und Niederträchtigste geleistet hat, hängen bleibt, ist eine andere Frage. Et«lettimg deS Uuterfuchungsverfahrens gegen de« Fürste« Eulenburg. Wie die „Voss. Ztg." von zuverlässiger Seite erfährt, ist gegen den Fürsten Philipp Eulenburg auf Grund der im Münchener Harden- Prozeß erfolgten Zeugenaussagen die Vorunter suchung von der Staatsanwaltschaft beantragt und vom Gericht beschlossen worden, und zwar wegen Verdachts des wissentlichen Meineids. Er handelt sich dabei um die eidliche Aussage deS Fürsten, „keinerlei Schmutzereien" ge- Die Große Berliner Kunstaus stellung 1908 ist gestern mittag eröffnet worden. * Bei dem Neubau des Realgymnasiums in Sterkradc bei Oberhausen stürzten gestern die Decken sämtlicher Stockwerke ein. Zahlreiche Arbeiter wurden unter dem Schutt be graben. Bis zum Abend waren ein Toter und 3 Schwerverletzte geborgen. > Steuerpflichtige in Hohenstein-Ernstthal, die über das Ergebnis ihrer diesjährigen StaatSeinkommen- und ErgänzungS steuer-Einschätzung noch keine Zuschrift erhalten haben, werden aufgefordert, sich bei der Stadtsteuer buchhalteret, Rathaus, Zimmer No. 5, sofort zu melden. Holzauktion auf Hinterglauchauer Revier. Donnerstag, den 7. Mai von vormittags 8 Uhr an sollen im Hainholz bet Hohenstein wurden. Ek wurde dem Fürsten in aller Form mitgeteilt, daß gege» ihn die gerichtliche Vorunter suchung wegen Verdachts des wissentlichen Meineides eröffnet sei. Der Fürst erklärte, er sehe dem Fort gange der Untersuchung mit Ruhe entgegen und wünsche nichts anderes, als den Zeugen Riedel und Ernst gegenüber gestellt zu werden. Er könne sich nicht erklären, wie diese zu ihren Aussagen gekommen seren. — Harden war gestern vormittag in der Strafsache gegen den Fürsten Eulenburg wegrn Meineides als Zeuge vor den Untersuchungsrichter nach Moabit geladen. Das Verfahren gegen den Justizrat Bernstein wegen Beleidigung des Fürsten Eulenburg ist bis zur Beendigung der wegen Meineides gegen den Fürsten eirrgeleitetcn Voruntersuchung auSges etzt worden. Politische Prozesse. Ein neuer Poeplau-Prozeß kommt am Montag in Berlin vor der Strafkammer zur Verhandlung. Geheimsekretäc a. D. Poeplau wirdj sich auf die Anschuldigung der versuchten Nöti-! gung zu verantworten haben. Anknüpfend an eine Rede des Staatssekretärs v. Schoen im Reichs- tage über die der Reichsregierung untergeschobene Absicht der Errichtung eine« HafenplatzeS am Per- fischen Golf hat Poeplau an den Staatssekretär. einen Brief gerichtet, in dem die Anklagebehörde den Versuch der Nötigung eines Beamten zu einer Amts- Handlung erblickt. In der gegen den Kaiserlichen RegierungSrat Martin schwebenden Disziplin arsache steht Das Wichtigste. *) Der Reichstag nahm gestern u. a. die Novelle zum Münzgesetz und den NachtragSeta» wegen Einführung des Po st scheckwesens in zweiter Beratung an. Bei ersterem Gesetz wurde der Einführung von 25Pfennig°Stücken zugestimmt. Auch ein Antrag auf Wiedereinführung des Drei markstücks fand die Zustimmung des Hauses. Keüanntumchuug. Der 1. Termi« Einkomme«- u«d Ergänzungssteuer sowie der 1. Termin Gemetnveanlage« wird Dienstag, de« 5. Mai in der Gemeindeexpedition und außerdem von vormittag 9 bis mittags 1 Uhr in RöderS Restauration vereinnahmt. Hermsdorf, den 1. Mai 1908. Der Äemeiudevorstaud. Müller. für Rchl. MHEt md Sc» AMrat zu ychnstm-ßrOhal jetsrigen Chronikschreibern, die sonst geschäftig die i Spalten der Zeitungen füllten, leider nicht vermeldet. ' Man hat die dreißig Jünglinge begrüßt, wie man ' im ältesten Altertum, als die Götter noch von Zeit zu Zeit den Olymp verließen, um zu den Töchtern der Sterblichen herabzusteigen, die himmlischen Spender aller Gnaden willkommen hieß. Die Väter der Stadt wurden mobilisiert, Generale und Admirale hielten Festreden, die Ministerien ließen sich durch Geheime Oberregierung S- räte und Wirkliche Geheimräte ver treten, die so oft bet wichtigen Kongressen vergeben- ersehnt werden, und eS wurde ein Geräusch gemacht, als wenn nun wirklich, weil die dreißig Jünglinge kamen, der Völkerfrieden für ewig gesichert, aller Haß und alle Leidenschaft erloschen und die Götterdämmerung der Versöhnung heraufgezogen sei." Dte Maifeier ist fast überall, soweit bisher bekannt, ohne Zwischenfall verlaufen. Einige Ausnahmen davon findet der Leser unter der Rubrik Telegramme verzeichnet. Durchweg zeigte sich eine Abnahme der Beteiligung gegen früher. In Berlin wurde der „Weltfeiertag" von den freiorganisterten Gewerk schaften durch DemonstrattonSoersammlungen be gangen. Dte Beteiligung war nicht so stark wie im Vorjahre, trotz der großen Zahl der Arbeitslosen; im ganzen fanden 44 Gewerkschafts-Versammlungen tatt, 8 weniger als im Vorjahre. Wegen Ueber- üllung waren nur die Versammlungen der Holz arbeiter und der Metallarbeiter gesperrt. In allen Versammlungen gelangte eine gleichlautende Reso lution zur Annahme. Nach polizeilichen Feststellungen eierten am gestrigen Tage 33 000 Arbeiter, darunter 2600 Frauen. Im Vorjahre feierten 43 000, 1906 ögar gegen 53 000 Arbeiter. — Aehnlich lauten die 151 Nadelholz-Stangen von 7—14 em Stärke, "0 „ - „ „ 4- 6 „ „ 1 Rmtr. „ -Rollen und 74 Wllh. „ -Reisig unter den gebräuchlichen Bedingungen gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Z«fammenku«ft am Forsthaus Hainholz. Glauchau, am 1. Mai 1908. Sriifiich Schönburgische Forstverwalt»«- und Rentamt.