Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Nr. 185 Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der PuISnitzrr Anzeiger ist dar zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des LandrateS zu Kamenz, der Bürgermeister z« PulSnitz und Ohorn, des Amtsgerichts Pulsnitz behördlicherseits bestimmte Blatt «nd enthalt Bekanntmachungen des Finanzamtes z« Kamenz 96. Jahrgang »m« s^w», «IchMU »euch «tt «urnahwk ter grletzUchen e-nn- UN» l Ud-Is.HttIer.Etr. S. gernrus »«r SSI t Mittwoch, den 9. August 1944 Bezugspreis: Bet Abholung 14 tLglg 1.— RM., frei Han» 1.10 RM. Mtschlkbltch 12 dqw. IS Ps» TrLgerloho. Postbezug «onawch 2L0 ULt. vom voll, gerichtet / s S."KS' «ende verrtiternaturen auf ber Anklagebank Lin nlcht zue Ausführung gekommener Schnrkenftrelch Aks erster und Staat an zu ergeben. deutsche Heer, die Millionen anständiger Soldaten unv Offi ziere haben die Anstifter, Helfershelfer und Mitwisser des fluchwürdigen Attentates dem Urteil des Volles überstellt. Jetzt hält das Volk Gericht. So schnell wie die Niederschlagung «dieser gegen das deutsche Volk gerichteten Revolte erfolgt ist, so rasch auch die Sühne, die das Volk an dielen Verbrechern »u vollrieben sich nunmehr ansckickt. A Bor den Schranken deS Volksgerichtshofes fand am Dienstag nach zweitägigen Verhandlungen das verbrecherische Attentat des 20. Juli seine gerechte Sühne. Vor knapp 48 Stunden hat das deutsche Heer die Mit schuldigen an dem feigsten und ehrlosesten Verbrechen, das die deutsche Geschichte kennt, aus ihren Reihen ausgestoßen. Das Ehr- und eidbrWg Angeklagter tritt Stiefs vor den Richtertisch Ser Letnbnachschub ständig bedroht / « " «»">.« DasUrtellgesen-iehochverriitel LiimMe atzt Angeklagten zum Tode verurteilt — Die B-Melkung erfolgte zwei Stunden natz der Urteilsverkündung durtz Erhängen Der Volksgerichtshof des Großdcutschen Reiches ver handelte am 7. und 8. August gegen acht der aus dem Heere ausgestoßenen Verräter, die an dem Verbrechen des 2V. Juli führend beteiligt waren. Die Angeklagten: Erich von Witzleben, Höppner, Helmuth Stiefs, Albrechi von Hagen, Paul von Hase, Richard Bernardi, Friedrich Karl Klausing und Graf York von Wartenburg wurden als eidbrecherische ehrlose Ehrgeizlinge wegen Hoch- und Landesverrats zum Tode verurteilt. Ihr Vermögen vcr- sällt dem Reich. , Das Urteil wurde zwei Stunden nach Verkündung an sämtlichen Verurteilten durch Erhängen vollstreckt. Oberreichsanwalt Lautz erhebt die Anklage mit der kurzen Begründung, daß die Angeklagten tm Sommer 1944 als Teil nehmer eines zahlenmäßig kleinen Verschwörerkreises es unter nommen haben, den Führer durch feigen Mord zu töten, um sodann durch eine Revolte im Innern die Gewalt über Heer sich zu reißen, um sich schimpflich dem Feinde „Das ist ja furchtbar!" Der Angeklagte bestätigt sodann, daß durch Graf Stauffen. Anschlag bei der Vorführung der neuen Münnschaftsausrustung nicht zur Durchführung gekommen war, neral der Infanterie, vlvricyl, teilgcnommen har und da bei auch mit dem ehemaligen Generaloberst a. D. von Beck bekannt gemacht wurde, der ihn direkt aufforderte, den Führer durch einen Sprengstoffanschlag zu beseitigen. Präsident: „Sind Sie gefragt worden, ob Sie mit machen wollten?" Angeklagter: „I awoh l." Präsident: „Ist es richtig, daß im Oktober 1943 der Graf von Staufsenberg in Sie gedrungen ist, und daß Sie nicht Nein gesagt haben, weil Sie „Ihre Finger darin haben" wollten?" Angeklagter: „Jawohl." Präsident: „Sind Sie sich darüber klar, daß Die nicht nur die Finger — von Ihrem Kopf gar nicht zu reden —, sondern Ihre Ehre darin gehabt und mit Ihrer Einwilligung Ihre Ehre für immer ausgclöscht haben?" Angeklagter: »Iawoh l." Stiefs gibt sodann auf Befragen zu, daß, als Stauffen berg ihm angetragen habe, den Anschlag durchzusühren, er zwar für sich diesen Vorschlag abgclchnt. aber den für die Durchführung des Anschlages verwandten Sprengstoff auf- bewahrt habe, obwohl er wußte, daß er für den hinterhältigen Ä1S der Präsident den Angeklagten fragt, ob er gewußt habe, daß der Sprengstoff für einen Mordanschlag aus den Führer Verwendung finden sollte, antwortet er unter atem loser Spannung des Zuhörerraumes mit einem deutlich ver- nehmbaren „Ja". Den Gipfel der Gemeinheit und Niedertracht enthüllt bei weiterer Ver-nehmung die Aussage Stieffs über einen vorher- gegangrnen Plan, den die Verbrecher vorbereitet, aber nicht zur Ausführung gebracht hatten. Dem Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht sollte eine neue SoldatenauS- rüstung vorgeführt werden. Drei einfache Soldaten mit Front, bewährung sollten zu diesem „ehrenden Auftrag" kommandiert werden. In das Marschgepäck einer dieser braven ahnungs- losen Frontsoldaten planten die Verbrecher die Bombe mit Zeitzünder einzupacken, damit sie im Zeitpunkt der Mel dung vor dem Führer explodieren sollte, um lhn mitsamt den Grenadiere« zu töten. Die Verbrecher wußten, daß der Führer gerade der Aus rüstung der deutschen Frontsoldaten das größte persön- licheJnteresfe entgcgenbringt, und daraus hatten sie ihren abgrundtiefen Schurkenstreich aufgebaut. Wieder muß der An- geklagte eingestehen, daß er auch in alle diese Einzelheiten ein- geweiht war. AIS er aus die Frage des Vorsitzenden mit „Ja wohl" antwortet, ruft ihm der Präsident zu: Tagesbelehl Mannerheim; m, die Armee Der Oberbefehlshaber der finnischen Wehrmacht, Mar schall Mann er he im, erließ folgenden Tagesbefehl an die Armee: Nach dem vom Finnischen Reichstag angenommenen Ge setz habe ich das hohe Amt des Präsidenten der Republik angenommen. Der großen Verantwortung voll bewußt, habe ich es aus dem gleichen Pflichtgefühl heraus getan, das den finnischen Soldaten beseelt. Soldaten! Der Kampf um die Existenz und die Zukunft des Landes geht weiter. In meiner Eigenschaft als Ober befehlshaber der Wehrmacht appelliere ich an eure Ausdauer and Standhaftigkeit. Unbeirrbares gegenseitiges Vertrauen und die Einigkeit unseres Volkes sind bei stärkste Schutz des Landes. Der Oberbefehlshaber der Wehrmacht und Marschall von Finnland Marschall Mannerheim. GMumliWelesramm Kes Führers an Mannerheim Aus dem Führerhauptquartier, 8. August. Der Führer hat an den Marschall von Finnland, Freiherrn von Man nerheim, zu dessen Ernennung zum sinnlichen Staats präsidenten ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunsch telegramm gerichtet. - Aus seiner Vernehmung ergibt sich, daß er am 3N Januar 1944, also, wie der Präsident unterstreicht, am Jahrestage bei Machtergreifung, zum Generalmajor befördert worden ist Dei Präsident stellt fest, daß -der Angeklagte bei der ersten polizei lichen Vernehmung, iw der er vorgab, von alledem, was mit den surchtbaren Ereignissen zusammenhängt, erst nach dem Mordanschlag erfahren zu haben, gelogen hat. Als Stiess Aus flüchte versucht, fordert der Präsident ein unzweideutiges Ja oder Nein, woraus der Angeklagte zugibt, bei der ersten Ver nehmung die Unwahrheit gesagt zu haben. Der Präsident hält sodann dem Angeklagten die einzelnen Worte seines polizei lichen Geständnisses vor. Präsident: „Haben Sie im Sommer 1943 den Oberst von Treskow, den späteren Ches des Stabes einer Armee der Heeresgruppe Mitte, ausgesucht und hat er davon gesprochen, der Führer müsse durch einen Sprengstoffanschlag bei der mili- tärischen Lagebesprechung ermordet werden?" Angeklagter: „Iawoh 1." Präsident: „Haben Sie von dieser Ungeheuerlichkeit ihrem Vorgesetzten und haben Sie dem Führer Meldung er stattet?" Angeklagter: „Nein, das habe ich nicht." Der Angeklagte gibt weiter zu, daß er an einer späteren Besprechung mit dem inzwischen standrechtlich erschollenen Ge- Mordplan bestimmt war. Der Präsident hält dem Angeriag- ten vor, daß er vor der Polizei erklärt habe, er habe nie Sprengstoff besessen, und verliest dann zum Beweis für seine Verlogenheit das Vernehmungsprotokoll, in dem der Ange- klagte zunächst alles abstreitct, um dann nach längeren Vor- Haltungen einzngestehen, daß er es war, der die Sprengkörper zu Staufsenberg schaffen ließ, die ein entfernter Verwandter des Attentäters beschafft hatte. Dabei weist der Präsident darauf hin, daß es sich um einen englischen Sprengstoff aebaudelt bat. Es lasse sich noch immer nicht sagen, daß die Alliierten den U-Boot-Krieg für sich entschieden hätten, bemerkt der britische Konteradmiral Thursfield in der Fachzeitschrift „Ship- building and Shipping Record"; denn noch immer besäßen die Deutschen sehr viele U-Boote. Sobald die Alliierten einmal gezwungen wären, die Zahl ihrer Wachschiffe herabzusetzen oder den Geleitschutz für Konvois zu schwächen, trete deshalb die U-Boot-Gefahr sofort wieder in ihrem vollen Umfange in Erscheinung und könnte sich dann gefährlich für die gegenwärtigen militärischen Anstrengungen der Verbündeten auswirken. Schließlich hänge die Jn- vaponsarmee von einer unumerorocyenen Auuunung ryrer Vorräte ab. Die ganze alliierte Offensive in Frankreich hänge im übri gen von der anglo-amerikanischen Flotte ab. Die Luftwaffe allein sei nämlich nicht in der Lage, einen stetigen Nachschub über See zu sichern. Das gelte ganz besonders, wenn man es mit einem so geschickten und entschlossenen Gegner wie dem Deutschen zu tun habe. Die Deutschen besäßen auch eine -große Anzahl von Schnellbooten, die immer wieder den alliierten Transportern im Aermelkanal zu schaffen machten. Man könne einige von ihnen angesichts der blitz- artigen Geschwindigkeit, mit der sie operierten, nicht daran hindern, ihre Torpedos richtig anzubringen. Man wisse ja, daß es ihnen gelungen sei, „einige" der alliierten Fahrzeuge zu versenken. Mier: „v 1"-Bestzub wir- immer stärker Reuter meldet: Noch mehr Wellen „fliegender Bomben" sausten am Montag über den englischen Kanal. Der Ernäh rungsminister Oberst I. I. Llewellin sagte heute: „Fast zwei Monate lang befindet sich London jetzt unter einer Spannung, die einer schweren Beschießung während des Tages und der Nacht gleichkommt. i Lienklang voll öa-anern genommen Wie von der Südchinafront gemeldet wird, haben japa nische Truppen in der Nacht zum Sonnabend in dem hin und her wogenden Kamps gegen die feindlichen Truppen in der k. Kriegszone Li entlang, das am Nordieil der Halbinsel Leichow gelegen ist, eingenommen. In der Morgendämme- mng des Dienstags begannen die Kämpfe, morgens 9 Uhr im gleichen Tage erfolgte die Einnahme der feindlichen Stel- chngen in Motowling, am folgenden Tage wurde Tupeilang -i-igenommen. Im Verlaufe des weiteren hinreißenden Vor marsches nahmen japanische Truppen am Donnerstag Liang- '.ungsu ein, ferner Silang, Chiling und weitere feindliche stra- egische Punkte. i Im großen Plenarsaal des Kammergerichts zu Berlin tritt in wenigen Minuten der Erste Senat des Volks gerichtshofes zusammen. Durch eine Seitentür werden die acht Angeklagten von Polizeibeamten in den Saal geführt. Sie tragen keine Uniformen mehr. Ihre bleichen Gesichter sind gezeichnet von der ungeheuren Schwere der Anklage, die auf ihnen lastet. Der Attentäter, Gras Staufsenberg, ist nicht mehr unter ihnen, aber der Fluch seiner Tat schreitet mit ihnen zur Anklagebank. In Doppelreihe sitzen sie, ihrer dichter gewärtig, an der Längsseite des Saales. Nichts ist mehr an ihnen von jener großsprecherischen Art, mit der sie die niederträchtigste Schandtat der deutschen Geschichte vor bereiteten, nichts mehr von jenem elenden Zynismus, mit dem sie den gemeinen Mordanschlag auf den Führer vorberei teten, und die hochfliegenden Pläne eines verruchten persön lichen Ehrgeizes sind aus ihren Gesichtszügen gewichen. Eigen nützige, kleine, elende Verräternaturen sitzen vor uns, ein Bild menschlicher Erbärmlichkeit. Jetzt, wo sie des Glanzes der Uniform entledigt, wird das mit einem Schlag klar. Mit zu sammengekniffenen Lippen, ins Leere sehend, sitzt an erster Stelle der ehemalige Generalfeldmarschall von Witzleben, neben diesem der bereits 1942 wegen Feigheit vor dem Feinde aus der Wehrmacht ausgestoßene ehemalige Generaloberst Höppner. Wie das personifizierte böse Ge wissen wirft der ehemalige Generalmajor Stiefs scheue Blicke in den Raum. Mit nervösen und fahrigen Gesten greift er immer wieder zum Hals, während die übrigen An-- geklagten dumpf vor sich hinbrüten. Inzwischen hat der Senat in den weinroten Roben dieses höchsten deutschen Gerichts den Saal betreten, an der Spitze der Präsident des Volksgerichts, Dr. Roland Freister. Neben dem Präsidenten nehmen der berichterstattende Beisitzer, Volksgerichtsrat Lemmle. und Stadlrat Kaiser, zu seiner Rechten der General der Infanterie, Reinecke, und der Kaufmann Seuberth am Richtertisch Platz, während als Ersatzrichter der Bäcker Winter und der Ingenieur Wer ner fuügieren. Vertreter der Anklage ist der Oberreichs anwalt Lautz, begleitet von Oberstaatsanwalt Görisch. Vor den Angeklagten haben die acht Pflichtverteidiger Platz genommen. Vor Eintritt in die Verhandlung vereidigt der Präsident den Beisitzer Seuberth, der mit erhobener Stimme die Worte der Eidesformel nachspricht: „Ich werde dem Führer des deutschen Volkes, Adolf Hitler, treu und gehorsam sein." Unwillkürlich richten sich alle Blicke auf die Angeklagten, die diesen ihren heiligen Eid auf so schurkische Weise gebrochen haben. Die Verhandlung beginnt mit der Feststellung des Präsi denten, daß der Oberreichsanwalt Anklage erhebt gegen den ehemaligen Generalfeldmarschall von Witzleben, General oberst Höppner, Generalmajor Stiefs, Oberleutnant der Reserve von Hagen, Generalleutnant von Hase, Oberstleutnant im Generalstab Bernardis, der seine An gaben zur Person so unhörbar macht, daß ihn der Präsident ermahnen muß, lau« zu sprechen, denn das ganze deutsche Volk soll hören, was er zu sagen habe. Ferner sitzen auf der An- llagcbank der ehemalige Hauptmann Friedrich Karl Klau sing und der ehemalige Leutnant der Reserve Graf York von Wartenburg. Als der Präsident als ersten den An geklagten Erwin von Witzleben aufruft und dieser die Stirn bat, die Hand zum Deutschen Gruß zu erheben, verbittet es sich der Präsident mit den Worten: „Den Deutschen Gruß wenden nur Volksgenossen an. die noch ihre Ehre im Leibe haben!" ilunmeyr eine geoauie Wprengnoulaoung m einer AnenraMr in die Lagebesprechung beim Führer eingeschmuggelt werden sollte, ein Vorschlag, der ebenfalls von dem ehemaligen General major von Tresckow ausging. Erneut wendet sich der Präsident an den Angeklagten: .Hetzt kannten Sie den, der den Anschlag ausführen wollte. Haben Sie es jetzt dem Führer gemeldet?" Der Angeklagte: ..Nein". Dar Verbrechen schon 1843 geplant Bei der weiteren Vernehmung Stieffs kommt die Sprache «uf seine« unmittelbaren Vorgesetzten, den Generalquartier meister des Feldheeres, dem ehemaligen General der Artillerie, Wagner, der nach dem mißglückten Attentat Selbstmord be ging. Hierbei ergibt sich, daß er mit Wagner über den Mord anschlag schon in den Endmonaten des Jahres 1943 gesprochen hat und daß Wagner unterrichtet war. Als er diesen den „älteren Kameraden" nennt, belehrt ihn der Vorsitzende, daß er besser von einem „älteren Verbrecher" spreche. Die Be hauptung Stieffs, daß sowohl Wagner als auch der Angeklagte von Anfang an das Verbrechen nicht gewollt hätten, wird von dem Präsidenten mit dem Hinweis aus das klare Eingeständ nis des Angeklagten beantwortet, daß er den für den Anschlag verwandten Sprengstoff versteckt gehalten hat. Unter ungeheurer Spannung kommt dann zur Sprache, daß bereits am K. und 11. Juli der Mörder Graf Staufsenberg, der sich zum Vortrag im Fuhrerhauptquartier angemeldet hatte, den sür den Mordanschlag bestimmten Sprengstoff bei sich ge führt bat.