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Pulsnitzer Anzeiger : 30.06.1944
- Erscheinungsdatum
- 1944-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937181-194406302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937181-19440630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937181-19440630
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Anzeiger
-
Jahr
1944
-
Monat
1944-06
- Tag 1944-06-30
-
Monat
1944-06
-
Jahr
1944
- Titel
- Pulsnitzer Anzeiger : 30.06.1944
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Freitag den 20. Juni 1944 . j Pulsakher Anzeiger — Ohorner ÄMLiM Nr. 151 — Seite 3 Sas «Judentum ist schuld am Kriege / Gestern Donnerstag Katte die NSDAP. Ortsgruppe Ohorn zu einer Kampfkundgebung im Ratskeller aufgerufen. Organisations- leiter Rammer eröffnete in Vertretung des dienstlich verhinderten Ortsgruppenleiters die Kundgebung und begrüßte die Erschienenen. Zum stillen Gedenken für unsere für Großdeutschland gefallenen Helden erklang das Lied vom guten Kameraden. Nach einem Kampfspruch er griff Kreisleiter Zitzmann das Wort. Je länger der Krieg dauert, um so härter wird er und umsomehr taucht nicht nur in Deutschland und Europa, sondern in der ganzen Welt die Frage nach seinen Ursachen auf. Wofür kämpfen wir? Das neue Deutschland kennt seit langem die Ursachen dieses Krieges und auch in anderen Ländern, auch bei unseren Gegnern, hat man begonnen, sie zu begreifen. Antisemitische Bekundungen in den Fcindländern sind unter schwere Strafen gestellt. Die Ursachen dieses Krieges sind allein schon dadurch beantwortet. Es ist der Vernichtungswille des interna tionalen Judentums, Hand in Hand mit den Plutokraten und Bolsche^ wisten, die Deutschland vernichten und seine Bewohner restlos ausrotten wollen. Das Judentum, das wir schon in der Kampfzeit in Deutsch land kennen lernten, hat uns den Kampf bis zur Vernichtung angesagt« Adolf Hitler hat dies rechtzeitig erkannt, das deutsche Volk hat sich zur Wehr gesetzt und wir werden diesen Kampf nunmehr weiterführen bis zum siegreichen Ende. Nach weiteren aufschlußreichen Ausführungen über die Kriegslage an allen Fronten sprach Krcisleiter Zitzmann zur Vergeltung/ Cs hat zweifelsohne viele Menschen gegeben, die an den Einsatz der Berio geltung nicht mehr glauben wollten.' Wie immer, so hat sich auch hier der Führer durch nichts beirren lassen und hat erst dann die erste Waffe der Vergeltung eingesetzt, aks er den rechten Zeitpunkt dafür gekommen erachtete und er hat auch hier den richtigen Zeitpunkt er« kannt. Seit diesem Tage fallen nun pausenlos die harten Schlägq aus London und Südengland und richten verheerende Wirkungen am Von Ta- zu Tag wird das wirtschaftliche Leben dort hart getroffen und wenn die Zeit gekommen sein wird, werden noch härtere Schläge, erfolgen, denn die jetzt eingesetzte Vergeltung ist erst der Anfang. Wir selbst haben uns aber nun noch mehr als bisher in der Ge» meinschaft zu stärken und im festen Glauben an den Endsieg alle? zu tun, was notwendig ist. Der Kampf wird noch schwer sein, sein Ende aber ist unser Sieg, denn wir glauben an die Gerechtigkeit und haben die Gewißheit, daß dem Gerechten, dem Tapferen und den« Starken der Sieg sein wird^ Jeder einzelne muß aber das Letzte hingeben an Leistung und Haltung, um den Sieg mit erringen zu helfen. Uns hat das Schicksal einen Adolf Hitler gegeben. Sei» starker Wille, sein Glaube an das deutsche VbA, unsere unerschütter liche Treue zu ihm werden uns zum Siege führen. > Organisationsleiter Rammer sprach dem Krcisleiter Dank aus für seine vom Kampfgeist durchdrungenen aufschlußreichen Ausführungen und schloß die Kundgebung mit dem Gruß an den Führer. Pulsnitz und Umgebung 30. Junk 1807: Der Aesthetiker und Dichter Friedrich Theodor Vischer geb. — 1853: Wer Archäolog Adolf Furtwängler geb. — 1899: Das Deutsche Reich erwirbt die Karolinen- und Palauinseln mit den Marianen. — 1930: sDie Ententetruppen räumen das Rheinland. — 1940: Erste Sitzung der tdeutsch-französtschen Waffenstillstandskommission in Wiesbaden. — 1041: LembcLg und Libau genommen. Sonne: A. 4.40. U. 21.26; M o n d: A. 14.53, U. 1.38 Uhr. Verdunklungszeitt Von heute 22.24 Uhr bis morgen 4.23 Uhr Sommerwochen — Erntetage „In schönen Sommertagen, wenn lau.die Lüfte Wehn, die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn", offen bart sich die Schönheit der deutschen Heimat in wunderbarer Herrlichkeit. Wohl dem, der die erhabene und zugleich un sagbar schlichte Größe der Schöpfung auf sein Gemüt ein wirken verspürt, wenn ihn Wege der Pflicht oder Erholung durch die Landschaft führen! Mit dem Behagen, den dies all jährlich gleiche und doch immer reizvolle Bild auf uns über strömen läßt, erwacht auch immer wieder die dankbare Freude über alles, was uns die Scholle, auf der wir schreiten, an Idealen und realen Werten gewährt. Wir lernen unser Vater land noch inniger lieben, und das, was es auf seinem Boden heimischen Volke bedeutet, ermessen. — Jetzt sind die Tage höchsten ländlichen Fleißes nahe vor der Tür! Wie schon die Sichel und Sensen durchs Wiesengras strichen, so werden sie bald auch durch das goldene Garbenfeld rauschen. Ein ganzes Volk, aus sich selbst gestellt, gilt es, zu ernähren; und — wir sehen es jahrein, jahraus mit wachsender Sicherheit! — der Bauer schafft's. Ihm hilft die eigene Hand am zuverlässigsten; aber auch das Geschick war ihm — so oft es anders scheinen wollte — immer wieder günstig. Das Geschick des Land mannes aber ist das Wetter, und so sieht denn der alt- ersahrene Nährvater der Nation in alter Gewohnheit all- morgendlich und allabendlich zum Himmel: „Wie wird das Wetter werden?" — „Heißer Sommer — volle Scheunen", heißt es, und „In einem trockenen Somme? verdirbt kein Bauer", sagt der weise Volksmund. „Zuviel Sommerregen bringt geringen Segen", heißt es weiterhin, aber „allzu dürr wird mager", heißt es ebenfalls. Sogar die gefürchteten Som- mergewitter haben ihr Gutes, so daß man seit alters her sagt: „die gefährlichsten Sommer sind die fruchtbarsten". Unverzagt also geht es nun bald ans Werk zum ersten Schnitt der segen schweren Halme. Die Erntewochen, die je nach Gau und Klima vor oder nach Mitte Juli einsetzen, krönen den deutschen Sommer, krönen ihn mit dem goldenen Garbenkranz, dessen Fülle unserem Volke Brot verheißt für ein weiteres, volles, rundes Jahr. Jubiläum der Lebkuchen- uud Keksfabrik Erich Richter os Morgen Sonnabend, den 1. Juli begeht die Firma Erich Richter. Lebkuchen-, Keks- und Waffelfabrik, Pulsnitz, ihr 25jäh- riges Geschäftsiübiläum. Am 1. Juli 1910 hat Pfeffer- küchlcrmciftcr Erich Richter, der Inhaber und Namensgeber die Firma übernommen, die bereits 1884, also vor 60 Jahren von feinet Mutter Wilhelmine verw. Richter, in Dresden gegründet wurde. Da-! mals wurden in einer kleinen Zuckerbäckers! Figuren aus Schaumzucke« und auch Pfefferkuchen hergestcllt.' 1892 erwarben die Eltern des jetzigen Inhabers in Pulsnitz ein Grundstück und richteten «ine Pfefl« ferküchlerei ein. 1919 übernahm Erich Richter nach seiner Rückkehr aus dem Weltkrieg den Betrieb, der nach dem Tode seines Vaters ini zwischen von seiner Mutter allein weitergeführt worden war.' Er baute nun den Betrieb nach eigenen und großzügigen Plänen auf, so daß er bereits nach wenigen Jahren seine Erzeugnisse in Waggonladungen ver schicken konnte, 1937 erwarb Pfefferküchlermeister Richter das jetzige Geschäftsgrundstück Feldstraße 272 c. Hier entstand nun eine Anlage, die dem Betriebe eine bedeutende Leistungsfähigkeit verleiht und di» Herstelluüg von Pfefferkuchen, Keks und Waffeln am laufenden Band ermöglicht- Die Gesamt^Fließbandanlage hat eine Länge von 78 Meter., Die Ware läuft vom Tcigklumpen an, der in den Trichter der Ausstechmaschine geworfen wird, bis zum - glasierten Pfefferkuchen durch die Maschine, ohne von Menschenhand berührt zu werden- Lau fend wurden weitere Bearbeitungs- und Zubercitungsmaschinen ange schafft. damit die Arbeitsweise immer mehr vervollkommnet und vor allen Dingen erheblich Arbeitskräfte eingespart. Pfefferküchlermeister Erich Richter hat wohl als Erster das Wagnis unternommen die Herstellung von Pfefferkuchen, die unsere Stadt überall bekannt gemacht haben, in großzügiger und planvoller Weis« zu betreiben. Die Schwierigkeiten, die »bei der Entwicklung und Gey staltung des Betriebes vorhanden gewesen sein werden, wurden durch die Erfolge belohnt. Deshalb kann am Tage der 25jährigen Ge schäftsübernahme der Inhaber, seine Familie und seine Gefolgschaft mit Stolz zurückblicken auf die bisher geleistete Arbeit, die richtungweisend und erfolgversprechend auch für die Zukunft ist. Auch wir sprechen der Jubiläums-Firma unsere Glückwünsche aus. ! Del Arbeitsverweigerung Entzug des SelbstversorgerrcchtK. Wer Reichsernährungsminister hat mit Erlaß den Entzug des Selbstversorger, rechts sür Personen geregelt, die eine ihnen vom Arbeitsamt zugewiesene landwirtschaftliche Arbeit verweigern. Die Entziehung erfolgt, sobald das Arbeitsamt Mitteilung über erfolgte Bestrafung wegen Arbeits verweigerung macht. Die betroffenen Personen können jedoch auf ihren Antrag beim Ernahrungsamt nach Ablauf von sechs Monaten die bis herigen Hclbstverforgersätze wiedererhalten, wenn sie eine Bescheinigung des zuständigen Arbeitsamtes beibringen, daß seit der Bestrafung wertere Klagen über Arbeitsverweigerung oder Arbeltsunwilligkeib-nicht vor gebracht wurden und die sonstigen Voraussetzungen sür die Selbstversor gung vorliegen. Lehrverhältnisse im elterlichen Betrieb arbcitsloscnversichcrungssrei. Nach dem Arbeitslosenversicherungsgesetz ist die Beschäftigung von Lehr- linaen und Praktikanten dann versicherungsfrei, wenn die Ausbildung auf Grund eines schriftlichen Lehrvertrages erfolgt. Verschiedentlich ist dis Auffassung entstanden, daß die im elterlichen Betrieb ausgebildeten Lehrlinge keine Versicherungsfreiheit zum Reichsstock für Arbeitseinsatz mehr genießen. Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz stellt deshalb klar, daß das nicht der Fall ist. Förmliche Voraussetzung der Beitragsfreiheit ist zwar nach wie vor die Schriftlichkeit des Lehr vertrages. Dieses Erfordernis «tsällt aber in den Fällen, in denen auf Grund gesetzlicher Bestimmungen eine hie Schriftlichkeit des Lehr vertrages ersetzende anderweitige Regelung vorgesehen ist. Ist somit im Falle eines LebrverbältnillcS Zwilchen Eltern und Kindern die vor- stesehene Anzeige an die Handwerkskammer erstattet, so ist auch Beitragsfreiheit zum Reichsstock für Arbeitseinsatz gegeben. Die kommenden Bannvergleichskämpfe Am Sonnabend finden in Bautzen die Bannvergleichskämpfe iw Leichtathletik zwischen den Bannen Bautzen, Zittau, Löbau und Ka» m e n z statt. In der HI. wird in folgenden Sportarten gekämpft: 100 Meter-, 400 Meter- und 1500 Meter-Lauf.' Ferner wird eins 4 mal 100 Meter-Staffel, Speerwerfen, Keulenweitwurf, Kugelstoßen- Hochsprung Weitsprung und Diskuswerfen ausgetragen. Das DJ tritt zum 75 Meter-Lauf, zur 4 mal 75 Meter-Staffel, Hoch- und Weib« spruna und zum Kugelstoßen an. Der Bann Kamenz wird mit fol genden Jungen beteiligt sein, in der HI durch Mende, Felfe, Ramme« (Großröhrsdorf). Rammer (Schwepnitz), Kosel (KunnerSdorf), Kart« (Pulsnitz). Ullrich, Schönefeld, Kästner, Heldner, Jmbach, Cerny, Schäfer (Kämenz). Leider mußte der aussichtsreichste Sportler unseres Bannes, Küttner, ausscheiden. Das DJ startet mit Bombach, Schiffel, Schäfer (Großröhrsdorf), Kleinstück, Böhme (Obersteina), Mar- tinenko, Riedel Melde, Gebauer (Kamenz), Der BDM ist vertreten durch Haupt, Wundrak, Heilmann, Schu rig. Söllner» Menzel (Pulsnitz) und Brückner. Fest und rein ff Von RAD.-Kriegsberichter Hans G. Fischer Der unter dem Eindruck von Opfern uns Verlusten stehenden Bevölkerung ist der Einblick in die weit vor den Städten oder außerhalb des Reiches liegenden Abteilungen und Lager des Reichsarbeitsdienstes zumeist versagt. In un erschütterlicher Stetigkeit verläßt dort Jahrgang um Jahr gang, an Leib und Seele gerüstet, den Reichsarbeitsdrsnst. Der Quell völkischen Lebens und völkischer Kraft der in Deutschlands arbeitender Jugend fließt, kann nicht Verstegen. Dem Volk dieses Wissen mir auf den schweren Weg dieses Jahres zu geben ist Pflicht, und diese der einzige Grund, wes halb im fünften Krieasiahr die RAD.-Kunstschau in Prag ihre Pforten öffnet. . Namhafte Künstler aus allen Teilen des Reiches haben für das ganze Volk diesen Blick auf die Jugend getan. Wer anders als unsere Maler und Bildhauer wären dazu berusen gewesen? Sehen ste doch hinter dem staubigen Rock auch das Herz; sie hören selbst im müden Lied beim Heimmarsch nach langer Arbeit noch das Bekenntnis und erkennen in einer Wendung des Kopfes den Stolz einer erzogenen und bereiten Juaend. Der erhoffte Kontakt zwischen Künstlern und arbeitender Jugend jedoch hat sich in nicht erwartetem Umfange eingefun- den. Die Säle eines großen Ausstellungshauses sind aefülli mit den Gelichtern eines neuen Menschentvvs. der sich in einem Jahrzehnt prägte. Gebärden der Arbeit und solche der Fugend, ausgelassene Heiterkeit, Frosinn, Gesang und Ueber- mut stehen zwischen Bereitschaft und Härte, zwischen gemein samen Ernst und forderndem Einsatz. Im fünfte Jahr seines schwersten Krieges kann Deutsch land eine solche Schau zeigen. Im Augenblick der härtesten militärischen Anstrengung sehen wir dem jungen Menschen ins Antlitz — es ist fest und rein. Er wird wie die Jahrgänge zuvor alle Ausgaben des Krieges wie die nicht geringere des Friedens zu meistern wissen. Möge, uns dies stärkende Gewißheit sein; dem Feind aber Wird es die Ausstcktslosigkeit seines Unterfangens, das ewige Leben unseres Volkes zu töten, vor Augen basten. NSÄflp. U Standort Pulsnitz und Ohorn Standortbefehl (25). Die gcsmate HI, DJ, BDM, IM und BDM- Werk „Glaube und Schönheit" tritt am Sonntag, 2. Juni, 8 Uhr auf dein Marktplatz Pulsnitz zum Monatsappell an. Gef. 15/178 und Hörnerzug treten um 7.50 Uhr Hermann-Görina- Straße an. Pflichtdienst! , Der Standortführer für Pulsnitz und Dhorn. Fähnlein 16/178 Ohorn. Jgz, 1 und 2 treten morgen Sonnabend 14/30 Uhr mit Sportsachen an der Turnhalle an. Standort Obersteina« Die Einheiten der HI, des BDM, des BDM- Werkes, des DJ und IM treten Sonntag 9 Uhr zum Monatsappell am Gasthof Kluge an. " Standort Oberlichtenau. Sämtliche Einheiten (HI, BDM, DJ IM) treten Sonntag 11.15 Uhr am Lindengasthof zum MonatSappcll an. >aupischristleiicr: Hans Wilhelm Schraidt. Verlag: Mohr u. Hoffmann, Pulsnitz >ruck: Buchdruckereien Karl Hoffmann und Gebe. Mohr, Pulsnitz. Preis!. Nr. 6 Urheber-Rechk,schuh- Drei Quellen-Verlag, Königsbrück <Dez. Dresden) L6j Ich besinne mich. Für mich allein kann ich verunglücken, wenn ich will, aber für ihn trage ich die Verantwortung. Er hat Frau und Kinder, und Clement ist ... tot. Jetzt ist es schon gleich, ob wir zwei Minuten früher oder später kommen. Als wir einfahren, sehe ich Hermann mit müdem Gesicht am offenen Küchenfenster stehen. Ich schreie ihm zu: „Wir sind da. Sagen Sie es Doktor Kerbbauer!" Wir steigen ab und gehen gleich zum Turm. Ich schließe auf, die Hände zittern mir dabei. Im Fenster, dessen Laden noch aus den Angeln gerissen hängt, steht purpurfarben der Abend. Doktor Gerber nimmt mein seidenes Tuch vom Gesicht des Toten, und durch mein Herz zuckt ein freudiger Schrecken, der jäh erlischt. Er scheint so lebendig in dieser Beleuchtung. Als Doktor Kerbbauer hereinkommt, ist Doktor Gerber mit seinem Befund zu Ende. „Der Schuß war absolut tödlich", sagt er, zu mir gewendet, „und ... Guten Abend, Kollege! Ja, die Kugel hat die Schlagader aufgerifsen. Der Tod ist sofort eingetreten." Und wieder zu mir: „Sie können die Gendarmerie verständigen, was wohl nötig sein wird. Kommen Sie, Kollege!" Er wendet sich schon dem Ausgange zu. Kerbbauer läuft hinter ihm her. Er ist nicht zu Worte gekommen und will reden. Ich decke mein Tuch wieder über das Gesicht des armen Clement und habe dabei die Empfindung, als müßte ihm das wohltun. Dann sperre ich wieder die Tür zu. Ich lasse die Zwei ein Stück vorausgehen, denn ich bin auf ihre Gesellschaft nicht erpicht. Ich beobachte sie. Kerb bauer redet zit Gesten, die seine Rede überzeugend begleiten sollen. Wahrscheinlich erzählt er vom erblichen Herzfehler der Erb. Gerber hebt zweifelnd die Schultern. Dann schüttelt er den Kopf. Er scheint sich also nicht überzeugen zu lassen. Vor der Terrasse bleiber?'"^ ben und erwarten mich. Kerbbauer will den Kollegen in seinem Wagen mitnehmen. Gerber reißt ein Blatt von seinem Block, bekritzelt es und reicht es mir hin. Ich werfe einen Blick darauf. „Todesursache durch Erschießen, vr. Gerber", steht darauf. ,Jch halte den Zettel in der Linken und reiche den beiden kühl die Hand. Dann steige ich die Treppen hinauf und gehe ins Haus. Vom Saal her höre ich Klopfen. Wie doch alles so rasch geht! Die Angestellten des Bestattungsinstituts sind schon da und arbeiten da drinnen, alles schwarz zu drapieren, zum dritten mal in wenigen Monaten. Ich gehe ins Wohnzimmer und zum Schreibtisch, wo das Telefon steht. „Verbinden Sie mich mit dem Gendarmerie postenkommando Dürenbach." . ' Ich warte und hebe dabei den Blick. In der Ecke stehen die drei Ledersessel um den kleinen Tisch, wo wir meist abends saßen. Jeder von uns hat schon seinen bestimmten Sessel gehabt. Da sehe ich, daß Konrad dort sitzt. Er rührt sich nicht, und sein Kinn hängt auf der Brust. Ich habe ein Gefühl, als fiele ich in einen Schacht. Es wird mir schwarz vor den Augen ... diese verdammte Kugel von damals spüre ich noch immer am Herzen. Hat er sich vielleicht selbst gerichtet? „Konrad!" rufe ich. Er schreckt empor, sieht zu mir her, und ich atme auf. Das Gendarmeriepostenkommando meldet sich. Ich muß sprechen. Dann lege ich den Hörer auf die Gabel und trete näher zu Konrad. Ich sehe sein erloschenes Gesicht und lasse mich in den anderen Stuhl nieder. „Es mußte sein!" Und ich meine die Meldung an die Kriminalpolizei. Er nickt. Wir schweigen. Als ich es nicht mehr ert-age, ihn so zu sehen, sage ich: „Du bist jetzt Besitzer und Herr auf Merk!" Er hebt die Linke mit einer matten Beweauna nnn Bewegung, mit der ein Mensch ein beharrlich verfolgtes Ziel und sich selbst verloren gibt, weil es nicht mehr wichtig ist. Ich sage sanft und beschwörend: „Sage mir alles!" Er hebt die Augen und läßt sie stumm auf mir ruhen. „Habt ihr einen Streit gehabt?" forsche ich. „Was glaubst du von mir?" fragt er zurück mit einer Traurigkeit, die grenzenlos ist und unbeschreiblich. „Was alle glauben." „Wenn es alle glauben . . . du solltest mich besser kennen", erwidert er und läßt den Kopf wieder auf die Brust sinken. Ich stehe auf, gehe zu einem Wandschrank und schenke uns zwei Gläser ein. „Trinke das!", befehle ich. Er gehorcht widerstandslos. In sein Gesicht kommt ein wenig Farbe zurück. Wir sitzen, und unsere Blicke nehmen denselben Weg zum leeren dritten Stuhl. Es ist unerträglich ... man kann ihn nicht so stehen lassen. Ich stehe aus und schiebe ihn an die Wand. Ich versuche noch einmal, Konrad zum Sprechen zu be wegen, aber es gelingt nicht. Ob er sich jetzt zurechtlegt, wie er sich am zweckmäßigsten verhalten soll? So sitzen wir, während von draußen die Dämmerung herankriecht und alle Dinge, die um uns sind, in ein unbe stimmtes Licht rückt, so, als wäre nichts mehr gegenwärtig und nichts mehr wirklich. Da geht leise die Tür auf. „Wer'ist's?" frage ich und strenge meine Augen an. Da keine Antwort kommt, bin ich mit einem Ruck auf und schalte das Licht ein. Es fällt mit einer aufzuckenden Plötzlichkeit in das Verwischte dieser Stunde, daß es schmerzt. Es reißt alles wieder in die Gegenwart. Im Rahmen der Tür sehe ich Hermann stehen. Er tastet mit der Linken am Türpfosten herum, und seine zerknitterte Stimme hat ein Entsetzen in ihrem Klang. „Die Herren von der ... Gendarmerie!" meldet er. Dann schließt er wieder die Tür, und es ist, als ob ihm die Kraft mangele, es zu tun, denn er muß zweimal die Klinke nieder- r;-r sick uns- nnk
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