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2090 PAPIER-ZEITUNG Nr. 55 Handelskammer-Berichte 1900 Bonn. Papierfabrikation. Die Nachfrage nach Strohpapier und Strohpappen war das ganze Jahr hindurch sehr lebhaft, und besonders für das Inland machte sich ein erhöhter Bedarf bemerkbar. Derselbe lässt sich zum Theil dadurch erklären, dass an Holz-Pappen längere Zeit Mangel war, und als Ersatz dafür Strohpappen genommen wurden. Holzpappen werden äusser von Sachsen vorzugsweise aus Finland und Schweden bezogen. Da aber dort ausschliesslich die Flüsse die Betriebskraft für die Schleifereien bilden, und im Berichtsjahre in folge der Trockenheit der Wasserstand der Flüsse ausserordentlich zurückging, so verringerte sich auch die dortige Produktion er heblich, und dies übte auf den Versand nach Deutschland be deutenden Einfluss aus. Bei Ausbruch des Krieges in China ging die Ausfuhr nach diesem Lande für die in Rede stehenden Waaren zurück. Einige noch von früher schwebende Verträge wurden zum Theil ab gewickelt, zum Theil aber auch noch rückständige Lieferungen annul- lirt und neue Aufträge nicht mehr ertheilt; für dieselben liess sich glücklicherweise anderweit Ersatz schaffen, sodass jener Ausfall nicht so fühlbar wurde. Wenn somit auch genügend Beschäftigung vorhanden war, so blieben die Verkaufspreise anfangs doch niedrig. Die Fabrikations kosten erfuhren durch die das ganze Jahr hindurch herrschende gewaltige Kohlennoth beträchtliche Steigerung; als dann im Sommer auch Stroh stark im Preise stieg und stetig theurer wurde, waren die Preise vollständig unzulänglich. Unter diesen zwingenden Verhält nissen wurde von den Pappenfabrikanten ein Verband geschlossen, der Preiserhöhung anstrebte und in mässigen Grenzen auch durch führte. Die deutsche Strohpappenindustrie wird von Holland aus bedroht, welches Land unter günstigeren Bedingungen fabrizirt und die früher bedeutende Ausfuhr deutscher Fabriken nach Grossbritannien fast vollständig an sich gezogen hat; auch in Deutschland selbst sucht der holländische Wettbewerb Fuss zu fassen. Der geringe deutsche Ein gangszoll von 1 M. per 100 kg ist unter solchen Umständen ungenügend, und die deutschen Fabrikanten sind wegen angemessener Erhöhung derselben vorstellig geworden. Ueber Mangel an Arbeitskräften war nicht zu klagen. Die Löhne erfuhren trotzdem eine Erhöhung. Asfcdt-Dachpappen und Asfalt-Isolirplatten. Der Absatz in Asfalt- Dachpappen, schmiegsamen Asfalt-Isolirplatten, Karbolineum, Holz zement, Asfalt-Dachlack und anderen Asfaltprodukten, welche haupt sächlich bei Bauten Verwendung finden, litt sehr unter der geringen Bauthätigkeit im Berichtsjahr. Auch die Aussichten für das Jahr 1901 sind nicht günstig, da die in der Industrie begonnene Flauheit die Bauthätigkeit noch weiter einschränkt. Dazu kommt, dass in den letzten Jahren verhältnissmässig viele neue Fabriken entstanden sind. Die berichtende Firma hat sich infolgedessen bereits seit einigen Jahren mit der Fabrikation eines patentirten Artikels, der Falz-Baupappen nach Patent Fischer, beschäftigt. Da dieser Artikel zur Bekämpfung der Nachtheile feuchter Wände, sowie zur Herstellung dunstdichter Decken sehr zweckmässig und daher gut gefragt ist, so war es möglich, den Betrieb fast im vollen früheren Umfange aufrecht zu er halten. Gerade bei dem jetzt nachlassenden Inlandsverbrauch wäre es zweckmässig, die Asfalt-Dachpappen durch günstige Fracht- und Zoll tarife nach dem Ausland wettbewerbfähiger zu machen. Wie schon wiederholt betont, erscheint es recht und billig, wenn man dieses verhältnissmässig schwere Gut bei Waggonladungen von 10000 kg auf den Staatsbahnen nach Spezialtarif III tarifirte. Dadurch wäre die Möglichkeit gegeben, dieses zweckmässige Bedachungsmaterial auch nach solchen Gegenden und Ländern zu verschicken, in welchen es bis jetzt noch keine leistungsfähigen Fabriken für diese Artikel giebt. Pergamentpapierfabrikation. Die Pergamentpapierfabrikation wurde im verflossenen Jahre durch Steigen der Kohlen- und Rohstoffpreise bedrängt, und da die Preise des eigenen Erzeugnisses kaum erhöht werden konnten, war der Erfolg nur gering. Als zudem noch in Eng land, dem Hauptabsatzgebiet, Geschäftsstille eintrat, machte sich das Angebot der ausländischen Fabriken doppelt fühlbar und gestaltete das Geschäft unrentabel. Die Nachfrage nach Arbeitskräften über stieg das Angebot, und infolgedessen mussten die Löhne etwas er höht werden. Die Tapelenfatn-iken waren nach wie vor gut beschäftigt. Der Ge schäftsgang war sogar noch besser als der des voraufgegangenen Jahres. Die Vertheurung der Rohstoffe, namentlich des Papiers be dingte eine Preiserhöhung für Tapeten, die freilich nicht immer glatt durchzusetzen war. Da gegen Ende des Berichtsjahres noch maliger Aufschlag für Papier eingetreten ist, so wird sich auch weitere Preissteigerung für Tapeten nöthig machen, die aber mög licherweise auf den Absatz ungünstig einwirken wird. Die Ausfuhr richtete sich wie bisher nach Süd-Amerika, Italien, Schweiz, Frank reich, Belgien, Holland, Dänemark, Russland, Oesterreich und den Balkan-Ländern. Die Löhne blieben fortgesetzt hoch. Für die Fabrikation von Abzieh- und Fotografiepapieren war der Ge schäftsgang im Allgemeinen günstig, sodass etwa derselbe Umsatz er zielt werden konnte wie im vorangegangenen Jahre. Die Beziehungen zum Auslande waren unverändert. Der Geschäftsgang in Luxuspapieren hat eich durch den Bedarf des Inlandes gegen das vorangegangene Jahr etwas gehoben. Im ersten Halbjahre warinfolge der Geldknappheit sowie der afrikanischen und chinesischen Unruhen allgemeine Zurückhaltung fühlbar, doch wich dieselbe in der zweiten Hälfte des Jahres, sodass zur Hauptver kaufszeit im Herbst die Nachfrage reger war als im Herbst 1899. Die Ansichtspostkarten blieben nach wie vor begehrt und zwar nicht allein Landschafts-Aufnahmen, sondern auch Wiedergabe von Gemälden, oder Blumen-Malereien, patriotischen Gelegenheitszeichnungen, Fest grüssen usw. Das Druckgewerbe mit seinen vielseitigen Herstellungs arten kam in volle Thätigkeit. Wünschenswerth wäre es, dass Künstler von Beruf diesem Industriezweige mehr Aufmerksamkeit zeigen wollten. Das Geschäft nach Italien stieg, nach Oesterreich, der Schweiz und Holland blieb es gleich dem Vorjahre, liess aber wiederum nach mit England, dem einstigen Hauptabsatzgebiet für Luxuskarten jeder Art. Auch im verflossenen Jahre war die Geschäftslage für die Schreib- waarenfabrikation im Allgemeinen wieder befriedigend, obgleich die Preise für Rohstoffe und Arbeitskräfte stetig stiegen. Der Absatz hat sich auch im letzten Jahre wieder erhöht. Die Handelsbeziehungen zum In- und Auslande blieben dieselben gegen das Vorjahr. Der Ab satz nach den skandinavischen Ländern hat sich etwas vermehrt, doch ist zu beklagen, dass die Zahlungen dieser Länder so wenig prompt erfolgen, trotzdem verhältnissmässig lange Ziele schon eingeräumt sind. Der Absatz nach den Balkan-Ländern ist noch immer gering. Die Ausfuhr nach Transvaal konnte infolge des langen Krieges noch nicht wieder aufgenommen werden. Wenn die englische Regierung für die Einfuhr von Waaren nach Süd-Afrika, die nicht aus England stammen, besondere Zölle erheben sollte, so würde dies ein gewaltiger Schlag gegen die deutsche Industrie sein. Auch im verflossenen Jahre hat es sich gezeigt, dass die langen Transportfristen der deutschen Eisenbahn-Verwaltungen hemmend auf den Geschäftsverkehr im Inlande wirken. In anderen Ländern kommt man der Geschäftswelt vielmehr entgegen, und es ist nothwendig, dass hierin möglichst bald Abhilfe geschaffen wird. An Arbeitskräften war fast das ganze Jahr hindurch Mangel, und die Löhne mussten bedeutend erhöht werden. Für den Schreibwaarenhandel war das Geschäft noch etwas besser als im vorangegangenen Jahre, trotzdem der Fremdenverkehr nicht so stark war wie früher. Der Geschäftsgewinn wurde beeinträchtigt durch die fortgesetzten Preis-Erhöhungen der Waaren seitens der Fa brikanten. Für den Händler zeigte es sich schwierig, die Preise zu erhöhen. Das vergangene Jahr kann für die Buch- und Steindruckerei im All gemeinen als günstig bezeichnet werden, sowohl bezüglich des Um fangs als auch der Preise, die nicht weiter gedrückt wurden. Diese verhältnissmässig günstige Lage hat auch bis in das Jahr 1901 angehalten. Der Buchverlag hat sich im Inlande wie im Auslande vergrössert. Durch die Eingangszölle für Bücher nach Spanien und Nord-Amerika wird die Einfuhr von Büchern in diesen Ländern ausser ordentlich erschwert. LOUIS SCHOPPER, LEIPZIG fertigt die anerkannt besten und zuverlässigsten Patent-Festigkeltsprüfer für Papiere n. Kartons Trockenprüfer, Dicken-Messmaschinen mattoh) sowie alle Papler-Prüfungs-Apparate nach eigenen nenesten Systemen. Die Apparate sind von der Königl. mech.-tech. Versuchs-Anstalt, Char lottenburg, amtlich geprüft u. werden von aUen Papier: Prüfungsanstalten als handlichste u. beste Instrumente für Papierfabriken u. -Handlungen empfohlen Neul Patent-Knitter-Apparat Pappen- und Papierwaagen für •mtr. u. Bogenzahl [126410 Chemikalien, Reagentien u. s. w.