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Nr. 55 PAPIER-ZEITUNG 2087 buchgewerbliche Unternehmer berichtete Herr Dr. Allmers-Varel. Er fasste seine Darlegungen in folgender einstimmig angenommenen Resolution zusammen: »Die Versammlung hat von der Art und Weise Kenntniss genommen, in welcher der Zentralverband der Gemeiride beamten Preussens eine eigene Formulardruckerei mit Formularverlag in Eberswalde unter Betheiligung der Buchdruckerei C. und E. Müller errichtet hat und nun die Mitglieder des Beamtenverbandes veranlasst, den Bedarf der Behörden, bei denen sie angestellt sind, nicht nur an Formularen und Drucksachen, sondern auch an Papier, Schreibwaaren und den mancherlei Bedarfsgegenständen der Behörden den Unter nehmern zu ihrem persönlichen Vortheil zur Lieferung zuzuwenden. Die Hauptversammlung erblickt darin einen Wettbewerb mit unlauteren Mitteln, der für viele Provinz-Buchdrucker, deren ganze Existenz auf den behördlichen Lieferungen beruht, und die ihr Vermögen in den dazu erforderlichen Geschäftseinrichtungen angelegt haben, ver hängnissvoll werden muss und ausserdem für die Schreibwaaren- und Papierhändler, die bisher den Kommunalbehörden ihren Bedarf lieferten, empfindliche Schädigung bedeutet.« Den nächsten Gegenstand der Berathungen bildete die Einfluss nahme der Handwerkerkammern auf die Lehrlingsausbildung im Buch- druckgewerbe, Referent Herr Johannes Baensch-Drugulin-Leipzig. Nach ebenfalls längerer Aussprache wurde folgender Beschluss gefasst: »Die Hauptversammlung des Deutschen Buchdrucker-Vereins am 1. Juli 1901 zu Dresden verspricht sich von dem Einflüsse, den die Handwerkerkammern auf Grund der am 1. April d. J. in Kraft getretenen besonderen Bestimmungen der Gewerbeordnung für das Lehrlings wesen des Handwerks auf das Lehrlingswesen des Buchdruckgewerbes ausüben werden, bessernde und vortheilhafte Wirkung. Damit diese Wirkung voll erreicht werde, hält sie jedoch für erforderlich, dass 1. das gewerbliche Lehrlingswesen der Grossbetriebe den Bestimmungen der §§ 129 bis 132 a unterstellt werde, 2. in die bei den Handwerker kammern errichteten Lehrlingsprüfungsausschüsse thunlichst Buch drucker berufen werden, 3. die für das Buchdruckgewerbe aufgestellten Prüfungsordnungen für die Gehilfenprüfung im ganzen Reiche gleich mässig vorgenommen werden, 4. vom Bundesrathe Vorschriften über die höchste Zahl der Lehrlinge unter Zugrundelegung der in § 38 des Deutschen Buchdruckertarife festgesetzten Lehrlingsskala erlassen werden, die in den einzelnen Betrieben des Buchdruckgewerbes ge halten werden dürfen. Die Versammlung beauftragt den Vorstand, die zur Erfüllung dieser Forderungen geeigneten Schritte in die Wege zu leiten.« Hierauf erstattete Herr Kommerzienrath Oldenbourg-München einen Bericht über Druckpapier-Zollfragen. Als Ort für die nächstjährige Hauptversammlung wurde Konstanz bestimmt, und auf Antrag des Vizepräsidenten des Reichsverbandes der österreichischen Buch druckereibesitzer Herrn Feller-Karlsbad beschlossen, die Frage der Einführung internationaler Buchdruckertage auf die Tagesordnung der nächsten Hauptversammlung zu setzen, desgleichen auch auf Antrag des Herrn Jasper-Prag die Frage der Einführung einer einheitlichen Orthografie für alle deutschen Sprachgebiete. Hierauf wurde abends 7 Uhr die Versammlung geschlossen. Abends fand Festtafel im Belvedere statt, am Dienstag eine Dampferfahrt nach der Sächsischen Schweiz. Mehrlieferung Zu Nr. 63 Seite 2014 Vom Rhein Der Käufer der - 2000 Plakate darf die Annahme der mehrgelieferten 160 Stück verweigern, wenn der Verkäufer sich beim Abschluss des Kaufes nicht eine entsprechende Mehrlieferung vorbehalten hat. Gerade bei Drucksachen lässt sich eine bestimmte Menge herstellen und darf ohne Einwilligung des Käufers nicht überschritten werden, weil das fertige Erzeugniss genau abgezählt werden kann. M. L. * * * Die überschüssigen 160 Stück Transparent-Plakate sind ohne Zweifel besonders berechnet und deshalb beanstandet worden. Handels brauch in Druckereien bei Ablieferung von Drucksachen ist, dass einige Exemplare (3—6) über die bestellte Auflage -— natürlich unbe rechnet — geliefert werden. Im vorliegenden Falle bedurfte es einer vorherigen Verständigung, ob die Zigaretten-Fabrik geneigt sei, die währscheinlich durch Versehen mehr gedruckten Plakate unter Ge währung eines Preisnachlasses abzunehmen. Erklärt jedoch der Be steller keine Verwendung dafür zu haben, so muss die Druckerei die 160 Plakate selbst behalten. So unliebsam dies auch ist, kommt hier das alte Sprüchwort in Anwendung: Durch Schaden wird man klug! Es muss hier doch ein aussergewöhnlich hoher Zuschuss zu der Auf lage genommen worden sein, wenn 160 Stück guter Exemplare über die Auflage vorhanden sind. M. Die Leipziger Buchdruck-Maschinenmeister haben eine Statistik über ihre Berufsverhältnisse veranstaltet, an der sich 690 Maschinenmeister betheiligt haben. Im letzten Halbjahr waren 142 Maschinenmeister zusammen 113 Wochen konditionslos (der höchste Stand war 86 in einer Woche), krank waren 101 während 112 Wochen (höchster Stand 24 in einer Woche). Die Kondition wechselten 260, abgereist sind 16. Die Maschinenmeister-Kommission verfügte über eine Einnahme von 1727 M., die Ausgabe betrug 927 M. m. Wechsel-Vordruck Aus Sachsen Das von einem Buchdrucker, aus Schlesien vorgedruckte Formular •in Nr. 63 S. 2011 bitten wir dringend zu verwerfen, denn es wird gerade bei diesem Formular am meisten gegen die gesetzlichen Vor schriften gesündigt, weil sehr viele junge Leute, die derartige Tratten ausschreiben, die Ausfüllung des sehr knappen offenen Raumes, »zahlen Sie an ... . gegen diesen Wechsel« mit »mich« oder »uns« übersehen, und dann der Wechsel mangels einer Angabe, an wen die Zahlung erfolgen soll, gesetzlich unzulänglich ist und wegen des Mangels einer Erklärung, dass der Wechsel begeben werden kann, zum mindesten nicht bei allen Banken Unterkunft findet. Thatsächlich hat uns gerade dieses Formular sehr viele Umstände bereitet, Cellulosefab^-ik ’ * * * Die Buchdruckerei Schulz & Co., Berlin SW 19, sendet folgenden Vordruck ein und schreibt dazu: In unserm Geschäft haben wir diese Vordrucke seit 112 Jahren in Gebrauch, und niemals ist uns irgendwelche Beanstandung seitens einer Reichsbankstelle vorgekommen. Dieselben enthalten auch den Passus »an .... Order «, sodass man mit grösster Bequemlich keit durch entsprechende Ausfüllung der beiden leeren Räume den Wechsel sowohl an eigene wie an fremde Order stellen kann. Unwürdige Preisangebote In öffentlicher Sitzung der Stadtverordneten zu Dresden theilte Stadtverordneter Buchdruckereibesitzer Glöss mit, dass anlässlich einer Ausschreibung seitens der Gemeinde-Behörde Arbeiten zu den niedrigsten Preisen an Leute vergeben worden seien, die, um die Mitbewerber aus dem Felde zu schlagen, die unwürdigsten Angebote eingereicht hätten. Dies sei ein Schlag ins Gesicht für achtbare Leute, die ehrlich ringen und vielleicht gerade die Preise um 6 Pf. höher halten müssen, während die Unterbieter nichts zu verlieren haben, wenn sie durch allzubillige Preise bankrott werden. Die Behörden sollten nach dieser Richtung Wandel schaffen und nur die ehrlich mitringenden Bewerber bei Submissionen berücksichtigen. Im Anschluss hieran hob Stadtverordneter Baumeister Hartwig hervor, dass solche Preisunterbietungen nicht immer von unwürdigen Elementen veranlasst würden, sondern oft von der bei vielen Gewerbetreibenden vorhandenen Ungeschicklichkeit, richtige Preise einzusetzen, herrühren. Er dankt dem Oberbürgermeister, der bei Einweihung der Dresdner Gewerbe schule den Wunsch ausgesprochen hat: »Die Schule möge auch dafür sorgen, dass die ihr anvertrauten jungen Leute richtige Anschläge machen lernten«. Ich will wünschen, fügte der Stadtverordnete hinzu, dass es nicht bei der Mahnung bleibt, sondern dass - man, »wenn solche verdrehte, fast verrückte Preise« eingereicht werden, den Mann kommen lässt und vor Sachkundigen oder einer Kommission ihm darlegt, wie es unmöglich sei, die Arbeit für solchen Preis herzustellen und dabei zu bestehen. Wenn man aber nicht zu dieser kritischen Thätigkeit übergehe, werde die Klage über schlechte Submissions-Ergebnisse immer weiter tönen. H. B. Auszeichnungen. Die Herder'sche Verlagshandlung in Freiburg i. B. kann Ende dieses Jahres auf 100jähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlass hat der Papst einige Ordens-Auszeichnungen ver liehen, und zwar dem Inhaber Herm Hermann Herder das Ritterkreuz des Piusordens, dem Theilhaber Adolf Streber das Ritterkreuz des Gregoriusordens. Letztere Auszeichnung wurde auch den Prokuristen Herren Aug. Barreis und Alois Rees, sowie dem Leiter des amerika nischen Hauses Herrn Josef Gummersbach in St. Louis zutheil. K. Dem Setzerfaktor Busse in der Dieterich'schen Universitätsbuch druckerei in Göttingen, der unlängst sein 60jähriges Berufsjubelfest feierte, ist das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden.